aus dem Reisetagebuch von Javier duBois, Neophyt vom Zirkel der Gezeiten

Pallagar Prespur, dritter Tag nach unserer Landung

Die Nymphe – ihren Namen habe ich nie gelernt – ist tot. Vernichtet durch eine Kombination von Zaubern, meine eigene Magie darunter. Meine Gefährten und ich haben sie erschlagen, ihre versklaven Kreaturen zur Strecke gebracht, ihren Hain von ihrem unheilgen Einfluss befreit. Und trotzdem fühlt es sich nicht wie ein Sieg an.

Im Nachhinein ist es leicht zu sehen, dass mein Rachesinn fehlgeleitet war. Die Nymphe war nicht die Krankheit, die meinen Geliebten zu Grunde gehen hat lassen, sie war ein Symptom. Der Krebs aus dem dieses Geschwür gewachsen ist lebt und gedeiht weiterhin. Glücklicherweise bin ich nicht allein auf dieser Reise. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, die Hydra, die die Grotte jenseits des Hains bewacht zu befreien, doch wäre sie angekettet geblieben hätten wir nicht das Tor entdeckt.

Ich schreibe diese Worte auf, damit zukünftige Druiden des Zirkels aus meinen Fehlern lernen können und meine Fehler waren viele. Ich habe getötet, wenn ich Fragen hätte stellen sollen, Fragen gestellt, wo sie meine Gefährten in Gefahr gebracht haben. Aber in Rückschlägen lassen sich klare Zeichen lesen. In meiner verlorenen Stunde habe ich mit den Geistern dieses Ortes gesprochen und die Quelle der Krankheit gesehen. Ein tiefes Ennui, das auf dieser Insel liegt, etwas was die menschlichen Siedler hergetragen haben, von den Alten, deren Heime nur noch Ruinen sind, bis hin zu Cormyr und Sembia. Menschen kämpfen schon so lange um dieses Stück Land, sterben so lange auf diesem Land, dass ihre Todessehnsucht das Land selbst befallen hat.

Auf der anderen Seite des Portals wartete eine Kreatur auf uns, ein Zauberer von beträchtlicher Macht, der das Phänomen schon länger untersucht. Seine Geschöpfe plündern die Ruinen der Insel nach Schätzen, eine Patroullie von ihnen hatte ihm gerade eine Ladung Edelsteine gebracht, aber sie haben ihn nicht erreicht bevor Bart sie erschlagen und die Schätze an sich genommen hat. Wir haben den Weg der Wesen bis ins Portal weiterverfolgt, und den Magier persönlich gestellt. Er hat sich uns gegenüber wie ein gutmütiger Gastgeber verhalten, scheinbar nicht im Bewusstsein über meine persönliche Pilgerfahrt. Ich habe ihm in den Glauben gelassen, ich wolle ihm nichts böses, habe Cheng mit ihm sprechen lassen. Zwei verwandte Seelen, das habe ich sofort erkannt. Ich habe die mystischen Ansätze ihres Gesprächs nicht verfolgen können, aber die Zuflucht des Magiers stank nach fauler Magie. Nach Beratung mit Opal, Aurora und Valeryia war klar was zu tun ist: Dieses Geschöpf muss vernichtet und sein Werk zunichte gemacht werden, wenn jemals wieder neues Leben auf dieser Insel blühen soll. Aber nach der Auseinandersetzung mit der Nymphe und ihren Dienern war niemand von uns bereit, einen solchen Kampf aufzunehmen. Wir brauchen mehr Kraft, mehr Wissen, eventuell Verstärkung von Cormyr (Auroras Vorschlag natürlich, doch dieses Mal bin ich geneigt ihr zuzustimmen)

Noch viel dringender aber muss ich über die Eindrücke meditieren,d die mir die Geister dieses Hains geschickt haben. Nach dem Leben der Tod, nach dem Tod neues Leben, nach dem Land das Meer, nach dem Meer neues Land, das ist der Lauf der Welt. Aber die Tiere, die Bäume, alles hier auf dieser Insel wünscht kein neues Leben, sondern kalte Leere. Ist es einfach nur magische Verderbnis, die hier das Gleichgewicht stört, oder liegt hier eine tiefere Wahrheit begraben?

Ich habe nach unserer Rückkehr nach Palager die Ruinen der Ältesten auf dieser Insel zu besuchen. Vielleicht finden sich dort antworten. Auf Friedhöfen konnte ich schon immer am besten nachdenken.

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