Kampf um die Mühle (The Legacy of the Grey Guardians)Kampf um die Mühle (The Legacy of the Grey Guardians)

Camilla, Anakis, Gerlac und die Dunkelelfe standen vor dem Tunneleingang am Fuße der Burg. Die letzten Überlebenden aus dem Chauntea-Tempel hatten sich in den rettenden Geheimgang geflüchtet. Auf die vier wartete noch die letzte Aufgabe für diese Nacht: die Mühle von Greenest vor der Zerstörung zu retten. Sie schlichen am Flussufer entlang und suchten eine geeignete Stelle zum Übersetzen. Plötzlich blieb die Diebin stehen und zeigte in Richtung der Brücke: In der Ferne waren Reiter zu sehen. Fünf oder sechs Kobolde ritten auf Pirscherdrachen zur Brücke. Sie hatten Fackeln in der Hand. Das waren wohl schon die Kultisten, die die Mühle in Brand stecken wollten.

Die Dunkelelfe und Gerlac spannten eilig ein Seil über den Fluss. Die Elfen und Anakis hangelten sich mühelos auf die andere Seite. Gerlac wäre hingegen beinahe abgestürzt, hätte ihm die Tieflingdame nicht ausgeholfen, die dank ihres Schwanzes beweglich war wie ein Äffchen. Auf der anderen Seite rannten sie zur Kreuzung, um den Kobolden einen Hinterhalt zu stellen. Die Dunkelelfe spannte ihr letztes Seil auf Brusthöhe über den Weg, auf dem die Kobolde entlang ritten. Anakis verwandelte den Boden dahinter in  Schlamm und nahm wieder ihre Bärengestalt an. Der erste Reiter wich dem Seil aus, seine Prischerdrache rutschte aber hilflos auf dem aufgeweichten Untergrund herum. Die restlichen Kobolde kamen vor dem Seil zum Stehen. Es folgte ein kurzer, blutiger Kampf. Gerlac erschoss den ersten Kobold. Den nächsten machte Camilla mit einem gezielten Strahl weißen Lichts nieder, der aus ihren Fingern schoss. Die Restlichen wurden von der Anakis-Bärin zerrissen oder von der Dunkelelfe erstochen.

Es blieb nur wenig Zeit übrig, um die Leichen zu fleddern, denn ein weiterer Reitertrupp war gerade dabei, die Brücke Richtung Mühle zu überqueren. Diesmal waren es aber acht Menschen in Ritterrüstungen auf gepanzerten Echsen. Camilla und die Diebin schwangen sich auf Anakis Bärenrücken und ritten schnell zur Mühle, dicht verfolgt von den Rittern. Dort wurden sie vom Müller und seinem Gesellen eingelassen, die sich im Gebäude verbarrikadiert hatten.

Die Kultisten hatten schon am Vortag erfolglos versucht, die Mühle einzunehmen. Vor dem Tor  lagen noch die Leichen zahlreicher Kobolde und Menschen in roten Roben herum. Im Gebäude lagen elf Verwundete, nur der Müller und sein Gehilfe waren noch auf den Beinen. Kaum war die Tür wieder verriegelt, waren auch schon die sieben Ritter am Tor angelangt und versuchten es mit einem Baumstamm aufzubrechen. Die Anakis-Bärin stemmte sich von innen gegen das Tor, die Dunkelelfe stürmte ins obere Stockwerk, um sich von dort einen Überblick zu verschaffen, während Camilla sich um die Verletzten kümmerte.

Im oberen Stockwerk fand die Dunkelelfe eine alte, aber geladene Balliste vor, die direkt über der Eingangstür an einer Luke angenagelt war. Das einzige Ziel in Reichweite der Belagerungswaffe, war der achte Ritter, vor dem sich Gerlac auf einen Baum geflüchtet hatte. Der Halbork hatte leider nicht schnell genug die Mühle erreichen können und war auf einen nahe stehenden Baum geklettert, bevor ihn sein Verfolger mit seiner Lanze aufspießen konnte. Er versuchte nun erfolglos von der Baumkrone aus, seinen Gegner mit der Armbrust zu erschießen. Die Dunkelelfe zielte nur kurz und drückte den Auslöser der Kriegsmaschine. Sie riss den Ritter mit dem wuchtigen Bolzen von seinem Reittier und nagelte ihn an den Baum auf dem der Halbork saß. Gerlac nutzte die Gelegenheit und schwang sich auf den Rücken der nun reiterlosen gepanzerten Echse. Er griff sich die Lanze des Toten und führte einen Sturmangriff gegen einen der Ritter vor dem Mühlentor durch. Er konnte ihn zwar nicht töten, aber zumindest schwer verwunden. Weil zwei weitere Ritter nun ihre Armbrüste auf ihn anlegten, ritt er um die Mühle herum und kletterte über das Mühlrad durch ein Fenster ins obere Stockwerk.

Zwischenzeitlich hatten die Feinde mit ihrem Baumstamm ein Loch in das Tor gerammt. Sie griffen nun zu ihren Streitäxten, um das was vom Tor noch übrig war, in Stück zu hacken. Im Inneren wuchteten währenddessen die Diebin und die Anakis-Bärin einen Mühlstein senkrecht auf und schoben ihn an den Rand einer abschüssigen Rampe, die direkt vor dem Tor endete. Mit einem kräftigen Stoß mit den Hinterbeinen brachte die Bärin den Stein in Bewegung. Er rollte die Rampe hinunter, durchschlug das Tor, riss vier Angreifer zu Boden und zerquetschte einen fünften. Danach stürzten sich Anakis und die Dunkelelfe in einen ungleichen Kampf mit den sechs verbliebenen, schwer gepanzerten Kultisten.

Zeitgleich eilte Gerlac, kaum zum Fenster hineingeklettert, zu Balliste und löste sie mit seinem Schwert aus der Verankerung. Wie erhofft kippte die schwere Maschine vorneüber aus der Luke und begrub zwei Ritter unter sich. Danach sprang er aus dem Fenster und half seinen beiden Gefährtinnen, die restlichen Kultisten nieder zu machen.

Nach dem Kampf brachten die vier die Verletzten, mehrere Säcke Mehl und auch die gepanzerten Echsen, die den Kampf alle unversehrt überstanden hatten, in ein leerstehendes Lagerhaus, das am Flussufer lag – gegenüber dem Eingang zum Geheimtunnel. Es war nämlich zu befürchten, dass die Mühle noch ein weiteres Mal angegriffen werden würde.

Anschließend machten die Dunkelelfe und Gerlac sich wieder leise über den Fluss, um auszukundschaften, ob der Geheimgang noch passierbar oder bereits eingestürzt oder geflutet war. Die Anakis-Bärin und Camilla blieben bei den Verwundeten zurück, um sie zu bewachen bzw. zu versorgen.

Vor dem Tunneleingang standen zwei schwer gepanzerte Drachengeborene Wache. Dem ersten rammte die Dunkelelfe hinterrücks ihre Dolche in den Rücken und er brach zusammen. Der zweite wirbelte aber herum zog ein riesiges Bastardschwert und schlitzte ihr damit Arme und Beine auf. Gerlac, der der Diebin zu Hilfe eilen wollte, verwundete er ebenfalls leicht am Arm. Schließlich gelang es aber der Dunkelelfen und dem Halbork den letzten Gegner nieder zu machen.

Der Tunnel war glücklicherweise noch passierbar. Es dauerte bis zum Morgengrauen, bis alle Verletzten, Mehlsäcke und Reittiere unbemerkt über den Fluss und durch den Geheimgang in die Burg geschafft waren. Todmüde fielen die vier danach auf ihr Nachtlanger, das ihnen Kastellan Escobert der Rote zugewiesen hatte, und schliefen sofort ein. Sie waren seit 36 Stunden auf den Beinen gewesen.

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