Von Dämonen  und Helden (The Adventurer)Von Dämonen und Helden (The Adventurer)

Nachdem wir Zehnhammer wortwörtlich den Hintern gerettet hatten – nicht alle seiner Männer kamen durch, aber man muss bei riesigen, angreifenden Dämonen nun mal mit ein paar Kollateralschäden rechnen – geleitete er uns in einen höher gelegenen Abschnitt der Zitadelle. Dort erhielten wir die uns von ihm versprochenen Gegenstände. Magische Gegenstände, sodass unser nächstes Aufeinandertreffen mit solch einer Kreatur besser vonstattengehen würde. Danach ließ er uns allein, damit wir zum Einen die Sachen begutachten und zum Anderen uns ein wenig erholen konnten. Der Raum, in dem er uns untergebracht hatte, schien eine allgemeine Unterkunft zu sein. Zumindest gab es mehrere Betten oder zumindest Liegeflächen und der Raum war unglaublich groß. Ich konnte mir vorstellen, dass er ursprünglich nicht als Schlafplatz gedacht gewesen war. Rechts und links bestanden die Fenster, insgesamt 8 an der Zahl, aus wunderschönem Buntglas und mein Blick ruhte sehr lange und sehr intensiv auf den darauf abgebildeten Waffen, sowie das, was dahinter lag. Von hier oben konnte man fast ganz Iriabor sehen … es war atemberaubend! Ebenso lang hing ich an den riesigen Skulpturen, die überall im Raum verteilt standen. Statuen von ehemaligen Helden vielleicht? Erkennen konnte ich keine dieser Personen, doch wie auch? Ich war schließlich das erste Mal hier. Während ich meinen Blick weiter durch den Raum schweifen ließ, fiel mir ein großer Altar im hinteren Bereich auf, zu dem gelegentlich ein paar Männer in grauen Kutten traten und anschließend den Raum wieder verließen. Ein paar dieser Gesellen stellten uns sogar Schüsseln mit Wasser hin und ich bedankte mich aufrichtig dafür. Dann nahm ich einen großzügigen Schluck, was mir einen sehr eindringlichen Blick von Malcer einhandelte, der mir anschließend erklärte, dass das Wasser nicht zum Trinken da gewesen war, sondern dass es sich dabei um Weihwasser handelte. Nun, dann war ich jetzt nicht nur mit einem faszinierenden, neuen Cape ausgerüstet, sondern auch noch von Innen geweiht. Achja … das Cape! Mein Preis von Zehnhammer für das Retten seines Lebens war ein Cape of Blurring gewesen, mit dessen Hilfe ich hoffentlich in allen Kämpfen, die noch kommen würden von Gegnern noch weniger angerührt bliebe, als sonst auch schon. Dieses eine Aufeinandertreffen mit der Keule dieses Trolls steckte mir nämlich noch immer in den Gliedern. Auch wenn ich das natürlich niemals zugeben würde!

Meine Schwester wünschte sich, ihre Waffen verzaubert zu bekommen, wenn die Zeit dafür da war, Malcer hatte schon vorher von Zehnhammer komische Bandagen bekommen, über die er sich gefreut hatte … was ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen konnte, aber was verstand ich schon von dem Denken eines Mönchs? Am meisten begeisterte mich die Flöte, deren Namen Rudger bestimmt dreimal sagen musste, bis ich ihn nachsprechen konnte: Shakuhachi. Ich konnte es kaum erwarten, ihn damit mal etwas spielen zu hören. Zu guter Letzt bekam Kiara ihre Waffe und ich musste gestehen, ich war ein klein wenig neidisch. Könnte ich mit Pfeil und Bogen umgehen, hätte ich sie vielleicht im Schlaf erdrosselt, um ihn ihr abzunehmen … Scherz. Aber es war ein unheimlich schöner Bogen und ich glaube, Zehnhammer nannte ihn „Oathbow“. Ich würde in naher Zukunft wohl mal eine Bibliothek aufsuchen, um genaueres darüber zu lesen, schließlich wurde er von Elfen geschaffen und elfische Kultur ist eines meiner großen Steckenpferde.

Nachdem die letzten Wunden geleckt und verbunden waren, sahen wir uns etwas weiter um und stellten fest, dass vor unserem Raum Wachen postiert waren. Ich empfand das als seltsam und da war ich wohl nicht die einzige, doch als wir Zehnhammer darauf ansprachen, versicherte dieser uns, dass es zu unserem eigenen Schutz wäre. Damit sagte er zwar die Wahrheit, aber uns war klar, dass er noch irgendetwas anderes verbarg. Es brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit, um aus ihm herauszupressen, was denn nun das eigentliche Problem hier in dieser Zitadelle war. So wie es schien, hatte eine Person, über die Zehnhammer keine weiteren Informationen gab, ein Portal zur Welt der Dämonen erschaffen – oder besser gesagt ein Portal von der Welt der Dämonen in unsere Welt. Ein Portal, das nur mithilfe eines Dolchs geschlossen werden konnte. Wir sahen uns an. Sofort war klar, von was für einem Dolch er sprach und auch wenn ich es bis dahin nicht vorgehabt hatte, so war es nun eines meiner Lebensziele, mir so ein Dämonenportal mal aus der Nähe anzusehen. Wir hatten den Dolch, wir waren ausgeruht, wieso sollten wir also nicht in die Katakomben der Zitadelle gehen und das Portal schließen? Wir sprachen nicht großartig darüber, abgesehen von Felicia war jeder sofort Feuer und Flamme und ich glaube sie war auch nur deswegen nicht ganz überzeugt von der Idee, weil sie nie von dem überzeugt war, was ich für gut empfand. Aber das … basierte wohl auf Gegenseitigkeit. Wir wollten uns also direkt nach unten in die Katakomben begeben, da vernahmen
wir von vor der Tür ein lautes Brüllen und Geräusche, die nicht wirklich gesund klangen. Die Türen krachten auf und drei Kreaturen brachen hindurch. Die Eine war riesig, breit und furchteinflößend mit feurigen Handschuhen. Die Anderen beiden waren etwas kleiner, bewaffnet mit einem leuchtenden Schwert und einem ebenso stark leuchtenden Schild. Sie alle Drei schienen wie laufende Rüstungen zu sein und sie waren ganz sicher nicht von dieser Welt. Weitere Dämonen, wie es schien, an denen wir uns erst vorbei kämpfen mussten, wenn wir weiter nach unten wollten. Wie genau diese Dämonen hier her gekommen waren konnte keiner von uns sich zu diesem Zeitpunkt ausmalen, doch nach einem erbitterten Kampf und leuchtenden Mondstrahlen, die den Dämonen gut zusetzten, bemerkten wir im Rücken des Größten einen Dreizack. Rudger fand heraus, dass es sich dabei nicht um irgendeinen Dreizack handelte, sondern es eine uralte Waffe, ein Relikt war, das dazu diente, eine Pforte für Dämonen zu errichten, durch die diese in unsere Welt gelangen konnten. Zudem bemerkten wir hinter der Tür ein paar Mönche in Kutten, die anders aussehen als die, die die Mönche getragen hatten, welche uns das Weihwasser gebracht hatten.

Wir hatten nicht viel Zeit, uns nach diesem Kampf zu koordinieren, denn Zehnhammer sprintete sofort an den nunmehr toten Dämonen vorbei und machte sich auf den Weg nach unten. Für uns hieß es nun, schnell zu reagieren. Felicia schnappte sich eines der Schwerter von den kleineren Kreaturen, ich nahm etwas von dem Weihwasser mit und dann eilten wir Zehnhammer hinterher. Allerdings sollten wir nicht sofort zu den Katakomben durchkommen. Etwas weiter unten waren das Erste, was wir sahen, Geschöpfe die aussahen, wie Münder … laufende Münder. Oder zumindest waren sie mal dazu in der Lage gewesen, zu laufen. Jetzt lagen sie von Zehnhammer zermatscht am Boden und er hatte seine Aufmerksamkeit bereits einer Kreatur geschenkt, die weniger leicht zu zermatschen schien. Vor uns stand ein weiterer Dämon, eine kleine Öllaterne in einer Hand, auf der anderen Seite eine Art Kralle und ihr Kopf war zur Hälfte bereits von Würmern zerfressen. Alles in allem war diese Kreatur … ekelerregend. Mir wurde bei ihrem Anblick fast ein wenig schlecht, aber ich schluckte nur hart und spielte diese Begegnung mit den Worten „Der sieht ja nett aus“ gekonnt runter. Aber ob ein Kampf mit ihm eben so nett werden würde …?

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