Vor 27 Jahren entschloss ich mich dazu, aus meiner Heimat bzw. besser gesagt, von meiner Mutter zu flüchten. Aber alles der Reihe nach.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, was ich als erstes sah. Unzählige Magmafontänen, eine Bergkette die mit Lavaströmen durchzogen war und unterhalb von mir eine rot-schwarze Schlucht, die anscheint keinen Boden besaß. Auf einem Balkon war ich und neben mir saß meine Mutter, Arthremath. Es war mir sofort bewusst, das es meine Mutter war, nichts anderes hätte Sinn ergeben. Aber wo ich genau war, wusste ich nicht.

„Das, mein Kind, ist der Blutgraben. Unser Haus mag nicht das höchste sein, das niedrigste sind wir definitiv nicht. Dieser Anblick, der dir gerade gebührt, erhält nur der Adel. Nicht mehr weit ist es, bis auch der Hochadel unser ist!“ sagte sie zu mir und schaute mich dabei an.

Eine Frau, die eine absolut perfekte und reine Haut besaß, nicht der kleinste vorstellbare Makel war zu sehen. Rotglühende Augen, pechschwarzes langes Haare und Hörner, die von einem Widder stammen könnten. Spitze und längere Zähne säumten den Mund, violette volle Lippen und kleine Ohrringe rundeten das Gesicht ab. Dämonisch aussehende, teilweise zerfledderte Flügel sprosssen aus ihrem Rücken hervor. Auch der Rest der Körpers war makellos. Menschen, insbesondere die Männlichen würden alles erdenkliche tun um auch nur einen Blick auf meine Mutter werfen zu können. Sehr knapp war sie angezogen, im Grunde war es ein Hauch von Nichts. Nichtsdestotrotz passte es zu ihr.

„Irgendwann, wenn du groß genug bist und auch mit deinen Kräften umgehen kannst, sollst auch du deine Aufgaben bekommen. Zuvor musst du jedoch noch üben und lernen.“

So begann es auch, das ich den Großteil des Tages lernen musste. Die Kunde von der Magie, Religion, Sprachen, wie auch der Umgang mit den Waffen und Rüstungen war mein Tageswerk. Ebenso die mir innewohnenden Kräfte, das ich einfache Geister überreden konnte, musste ich lernen. Es mag sich leicht anhören, jedoch waren die Strafen, wenn ich nur irgendwas falsch machte oder etwas nicht zur Zufriedenheit meiner Mutter geschah, willkürlich und hart.

Irgendwann bemerkte ich, es muss schon eine längere Zeit vergangen sein, da auch mein Körper sich langsam aber sicher immer mehr entwickelte und weiblicher aussah, begehrte ich gegen meine Mutter auf. Es gefiel mir nicht, Tag ein, Tag aus die Sklaven zu foltern oder gar hinzurichten, wenn ich einen Fehler beging.
Natürlich gefiel dies meiner Mutter nicht und so waren die Strafen die ich erhielt, nur noch drakonischer. Nicht nur das mein Körper und Geist missbraucht wurde, so wurde ich in der Nacht häufig zu den Sklaven mit in die Zellen gesteckt. Anfangs waren die Sklaven noch argwöhnisch und ich hatte meine Ruhe. Irgendwann verstanden sie allerdings, dass ich alleine und außerhalb des Schutzes meiner Mutter war. Somit musste ich mich auch hier meiner Haut erwehren.

Ich weiß nicht wann es war, Zeit spielt in Kiaraschnaleeh immerhin keine große Bedeutung, insbesondere da Sklaven kommen und gehen, jung und greis zu gleich, allerdings war mir dies alles zu viel. Da ich dem Adel des Blutgrabens angehörte, stand es auch mir zu, zumindest offiziell, Portale zu anderen Welten zu nutzen. Natürlich nicht alleine und nicht ohne die Zustimmung meiner Mutter, aber an einem mir unbekannten Datum scherte ich mich nicht um die Regeln.

An dem mir unbekannten Datum nutze ich die mir inne wohnende Möglichkeit mich in einen Menschen zu verwandeln und schlich mich in eine Gesandtschaft von Händlern. Es waren allesamt Menschen, die angeblich von Faerûn, Toril kommen sollten. Ein bisschen was davon wusste ich bereits, da meine Mutter mich in die Lehren des Multiversums unterrichtete. Nicht viel, aber dadurch wusste ich zumindest, das es unterschiedliche Existenzebenen gibt. Nun versteckt unter den Händler konnte ich entkommen, nämlich in die Zentilfeste.

In der Zentilfeste verbrachte ich ein paar Jahre und es fiel auch nicht groß auf, das ich ein Dämon war. Die Dämonen gingen teilweise ein und aus in der Feste. Jedoch fiel meine Abwesenheit in meiner Heimat auf. Dies bekam ich nur mit, da die Kommandantschaft von der Zentilfeste irgendwann besuch von einem Balor bekam, welcher nach mir suchte. Bevor ich gefunden und erwischt werden konnte, floh ich aus der Feste. Ich wusste zwar so gut wie nichts über Faerûn, aber es war mir doch lieber, als wieder zu meiner Mutter zurück zu müssen.

Die Wildnis um den Mondsee war nicht sonderlich friedvoll. Vielleicht lag es auch an meiner Person, auf die das Wildleben mit Abscheu und Angst reagierte. Zumindest war es schwer zu überleben. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, allerdings überwand ich mich irgendwann, in der Gestalt einer jungen Frau, mich einem Bauernhof zu nähern. Dieser Hof lag nur kurz außerhalb von Phlan, welches wieder östlich von der Zentilfeste beheimatet war. Mit der zerschundenen Kleidung, meinen Verletzungen und meinem können im Überreden war es mir ein leichtes, die Familie des Hofes zu überzeugen, das ich keine Gefahr für sie war. Zum Glück wussten sie nichts von meinem wahren Aussehen.

So lebte ich dann eine Zeit lang bei ihnen und lernte, dass in Phlan ein Tempel des Gottes Tyr sein soll. Tyr soll, soweit ich mich erinnern konnte, eine große Gottheit der Gerechtigkeit sein.

Nachdem ich mich bei der Bauernfamilie verdingte, beschloss ich, mich auf nach Phlan zu machen um dort den Tempel von Tyr aufzusuchen. Vielleicht konnte ich dort lernen, ein neues Leben beginnen und der Menschheit und anderen Rassen helfen. Mein vorheriges Leben war durch die den Sklaven angedeihten Qualen soweit schlecht und bösartig geworden, das meine Mutter mir lehrte, auch wenn es unfreiwillig ihrerseits war, das es viel einfacher und schöner ist, zusammen zu leben als nur für sich selbst.

Angekommen im Tempel von Tyr, welcher sich Die Wartehalle schimpfte, wurde ich freundlich empfangen. Der Tempel gewährte mir Obdach und Verpflegung. Irgendwann durfte ich sogar, warum, weiß ich nicht, im Tempel mit aushelfen. Auch dies war alles nicht leicht, da ich meine Verwandlung als junge Frau aufrecht erhalten musste.
Nach einigen Jahren war es dann soweit, dass ein hochrangiger Paladin und Klerus des Tyrs mich besuchten. Sie baten mich zu einer Unterredung. Bei dieser Unterredung fiel auch meine Maskerade, ich konnte nichts dagegen machen. Der Klerus nutzte eine mir unbekannte Magie, die selbst das Amulett, welches ich von meiner Mutter stahl, bezwang. Mit dem Amulett war es mir bisher vergönnt gewesen, mein Wesen und meine Gesinnung von der Öffentlichkeit zu verbergen. Zu all meiner Angst, weil mittlerweile wusste ich, das Dämonen absolut verhasst sind in den allermeisten Teilen von Faerûn und die Zentilfeste eine der wenigen Ausnahmen war, sprachen mir der Klerus und Paladin gut zu. Ihnen war schon länger bekannt, das ich etwas war, was kein Mensch gewesen ist. Da ich allerdings von Anfang an mich um die Gesellschaft kümmerte, um den Tempel, um die Lehren von Tyr und kaum bis keine Böswilligkeit in mir trug, vertrauten sie mir. Genau dies war es auch, dass sie mir anboten, mich entweder als Paladin oder als Klerikerin auszubilden. Ich entschied mich für ersteres.

Nun sind wir im für mich Jahr 0 angekommen. Die ganzen Jahre davor sind zwar alle vergangen, nur ohne das ich die Zeit gezählt hätte. Das heißt natürlich auch, ich weiß gar nicht wie alt ich genau bin. Wie bereits schon mal geschrieben, insbesondere im Blutgraben ist die Zeit unwichtig.

Es dauerte gute 23 Jahre bis ich soweit war, das ich den Rang eines Paladins des Tyrs tragen durfte. Ich brauchte wesentlich länger als alle anderen. Meine Ausbilder und im allgemeinen die Kirche des Tyrs glaubten, dass das an meinem dämonischen Blut lag, welches grundsätzlich das Gute nicht schert. Aber mir gelang es, irgendwann auch die Heilige Magie zu führen.

Viel wichtiger war jedoch, auch wenn meine Mutter mich weiterhin suchte, wie ich hier und dort mal mitbekam und auch der von ihr beauftragte Balor mir auf den Fersen war, so fand er oder die Schergen meiner Mutter mich nicht. Ich weiß nicht ob Tyr höchstpersönlich mich beschütze oder ob es etwas anderes war, vielleicht funktionierte mein Amulett ja doch, allerdings war ich bis vor kurzem sicher gewesen.

Vor 1 1/2 Jahren war es dann soweit, nachdem ich die Ausbildung zu einem der Wächter abgeschlossen hatte, dass mir der Auftrag gegeben wurde, den Balor, welcher mich verfolgte, ausfindig zu machen und am besten dorthin zurück zu senden, von wo er gekommen ist, aus den Unendlichen Ebenen des Abyss. Nicht nur damit ich endlich frei leben könne, sondern damit ich auch unter beweis stellen kann, wie sehr ich den Wächtern vertraue und sie mir vertrauen können. Die Wächter sind immerhin dafür da, um Bedrohungen von außerhalb Torils zu vermeiden und da ich selbst am eigenen Leib weiß und ich auch der lebende Beweis bin, was es sonst noch so im Kosmos alles gibt, bin ich gut dafür gerüstet, auf die Suche nach dem Balor zu gehen.

Es gab Berichte davon, dass ein Balor in der Umgebung vom Schädelhafen, welcher weit unter Tiefwasser liegt, gesichtet worden sein soll. Von daher führte mein Weg mich erst zum Schädelhafen. Meine Aufgabe war es nicht, alleine den Balor zu bekämpfen. Dies wäre purer Selbstmord gewesen. Ich sollte Informationen sammeln und später, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, die Kirche von Tyr zusammen zu ziehen, um gegen den Balor ins Feld zu schreiten.

Viele Monate dauerte es, bis ich Informationen zusammen bekam. Auch wenn die Kirche von Tyr mich aufgenommen hatte, so war mein dämonisches Aussehen, auch wenn dies annähernd perfekt und makellos war, weiterhin nichts für die Rassen von Faerûn. Also blieb ich die meiste Zeit in meiner menschlichen Verwandlung, obwohl wenn mir dies nicht immer leicht fiel. Es kostet mich immerhin viel Konzentration. Natürlich gab es auch Menschen, Zwerge, Elfen und andere Rassen, die mein wahres Aussehen kennen und mit denen ich mich derweil befreunden konnte. Allerdings sind diese Freunde weiterhin in der absoluten Minderheit.

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