Einsatzbericht an den Ältestenrat der Enklave von Yhep (16. Eleint 1494) Betreff: Bericht über den aktuellen Stand in Salzmarsch
Eure Exzellenzen, ich hoffe, diese Nachricht erreicht Euch wohlbehalten. Nachdem ich am Vortag mit dem Wellengleiter unterwegs war, um nahegelegene Stämme der Unterwasservölker zu kontaktieren, da ich nach Informationen zur Heilung korrumpierter Baumhirten suche, ergab sich am vergangenen Abend ein unerwarteter Vorfall.
Ein verdächtiges Schiff wurde gesichtet, das versuchte, Kontakt mit dem Schmugglerversteck im verlassenen Haus aufzunehmen. Unsere Gruppe wurde gebeten, sich des Problems anzunehmen, und so entwickelten wir einen Plan, der eine koordinierte Aktion mit unserer neuen Verbündeten, einem jungen Mädchen namens Teri Smallfist, und einigen örtlichen Stadtwachen vorsah.
Unsere Vorgehensweise war gut geplant: Teri und die Wachen sollten einen Hinterhalt im alten Anwesen vorbereiten, während unsere Gruppe sich mit dem Wellengleiter dem Schiff unterhalb der Wasseroberfläche näherte. Als wir unter dem Schiff warteten, sabotierte ich das Ruder, um eine Flucht zu erschweren. Dann näherten wir uns der dem Land entgegengesetzten Seite des Schiffes und gelangten unbemerkt im Nebel verborgen an Bord.
Leider nicht lange, denn der erste Versuch des lautlosen Ausschaltens einer Wache missglückte meinen Gefährten und so dauerte es nur einige Sekunden, bis wir im Kampf mit der gesamten Besatzung standen. Doch trotz unseres Einsatzes aller Mittel, wie meiner Rocktopusgestalt und Neras Flammenatem, sowie der Beschwörung mächtiger Naturgeister unterlagen wir letztendlich der Übermacht der Piraten. (Bearbeitet)
Wir wären wahrscheinlich nicht mehr am Leben, wenn nicht das Echsenvolk, welches für den Handel mit Waffen an Bord war, zugunsten unserer Gruppe eingegriffen hätte. Sie überwältigten die überlebende Besatzung der Schmuggler und zwangen sie zur Aufgabe.
Als Dank und da wir nun in einer Lebensschuld standen, sicherte man den Echsenvolk zu abziehen zu können, bevor die Wachen aus Salzmarsch eintrafen, auch wenn ich ihnen Lilian und Nera hinterherschickte, damit sie keine Unterlagen mitnahmen oder vernichteten.
Nachdem die Situation unter Kontrolle war, kam es zu einem Konflikt zwischen Lillian und mir bezüglich der Handhabung der gefangenen Piraten, denn Lilian wollte die mordende Brut befreien, während ich mein Wort gegeben hatte, sie der Justiz zu überstellen. Letztendlich konnte ein gewaltsamer Zusammenstoß vermieden werden. Während ich mit Wilhelm die Gefangenen bewachte, entdeckte der Rest der Gruppe ein dehydriertes Mitglied unserer Volksgemeinschaft, Xzorsh, unter Deck.
Kurz darauf trafen die örtlichen Wachen ein, um die Gefangenen zu übernehmen. Das Schiff wurde mit allen Beweismitteln in den Hafen zurückgebracht, wo es von der Stadtwache übernommen wurde.
Anschließend nach einer kurzen Meditation, wurden wir zu einer Besprechung mit den Vorsitzenden von Salzmarsch gerufen, wo die Bitte geäußert wurde, dass wir uns dem Problem mit dem Echsenvolk annehmen sollten.
Nera stieg aus der Gruppe aus, während der Rest auf Grundlage des versprochenen Goldes zusagte. Ich selbst gab ebenfalls mein Wort in Verhandlungen mit dem Echsenvolk zu treten, da mir versprochen wurde, dass ich noch mehr Unterstützung gegen die Sahuagin und ein Schiff erhalten würde, um schneller nach Niewinter zu gelangen. Und auch die Aussicht, dass das Echsenvolk in den Verhandlungen zu unseren Verbündeten gegen die Sahuagin werden könnte, ist verlockend.
Schließlich zog ich mich mit Xzorsh zurück, um diese Nachricht abzuschicken. Nachdem er sich erholt hat, werde versuchen, weitere Informationen von ihm zu erhalten. Ich hoffe auf weitere Anweisungen und eventuellen Informationen zu den Baumhirten aus Yhep.
In ewiger Liebe und Treue,
Shari von Yhep – Delegierte Botschafterin und Monarchin des Clans Uvarilith
P.S.: Die latent telepathische Gabe unseres Volkes, die sich in der Kommunikation mit der Meeresfauna zeigt, scheint bei mir stärker zu erwachen, denn ich bemerke, dass es mir möglich ist, gedankliche Konzepte auch an Vertreter anderer Spezies zu vermitteln. Vielleicht könnt ihr mir auch ein paar Schriften der Altvorderen dazu beilegen.
Einsatzbericht an den Ältestenrat der Enklave von Yhep (13. Eleint 1494) Betreff: Bericht über den Aufenthalt in Salzmarsch
Eure Exzellenzen, ich hoffe, diese Nachricht erreicht Euch wohlbehalten. Am gestrigen Tag erreichte ich Salzmarsch, einen Tag früher als ursprünglich von uns geplant. Die Reise mit dem Wellengleiter verlief ohne Zwischenfälle, denn Saleshas und Trishina waren wohlwollend an meiner Seite. Unmittelbar nach der Ankunft stieß ich überraschend auf Lilian, die tapfere Halblings-Monsterjägerin, die uns einst gegen die Drachenschildkröte bei Yhep zur Seite stand und mir unmittelbar nach meinem Bericht anbot uns auch erneut zu helfen. Des Weiteren begegneten wir zwei seltsamen Reisenden – einem jungen, fuchsartigen Humanoiden, einer Rasse namens Kitsune, von denen ich selbst in unseren altvorderen Büchern bisher nichts gelesen hatte, und einem Menschen, der eine unglaubliche Treffsicherheit mit dem Messer aufzeigt. Es sieht so aus, als wenn das Asathalfinare diese Begegnung zwischen Lilian, Nera und mir bestimmt hat, zu welchem Zweck muss sich allerdings noch zeigen. Rettungseinsatz vor Riesenkrabben: Noch bevor ich meine Reise nach Niewinter wie geplant fortsetzen konnte, wurden wir vom Schicksal zu einem dringenden Einsatz gerufen, um ein junges Menschenkind vor Riesenkrabben zu retten. Erfolgreich. Ich beobachtete dabei, dass die Krabben einen stark eingeschränkten Selbsterhaltungstrieb zeigten und selbst unserer Art gegenüber unmittelbar aggressiv wurden. Dies lässt darauf schließen, dass sie entweder ausgehungert waren, weil ihre Jagdgründe überfischt wurden, oder dass sie von gefährlicheren Räubern aus diesen vertrieben wurden. Ich frage mich nun, ob die Sahuagin bereits vor diesen Küsten operieren. Der Vorfall wurde unverzüglich den örtlichen Behörden gemeldet, auch um die Überreste der Krabben zu verwerten und dem Kind jede andere Hilfe zukommen zu lassen.
Hilfeangebot an die Gemeinschaft von Salzmarsch
Nach einem Gespräch mit einem hochrangigen Mitglied der Gemeinschaft Salzmarsches wurde eine Übereinkunft erzielt. Ich werde der Gemeinschaft einige Tage lang unterstützend zur Seite stehen, damit Salzmarsch im Gegenzug uns gegen die Sahuagin unterstützt. Diese Hilfe wird in dem Maße geleistet, wie es Salzmarsch verkraften kann. Des Weiteren half ich in der folgenden Nacht bei den Reparaturarbeiten an den örtlich im Hafen befindlichen Schiffen, um sicherzustellen, dass diese Yhep mit dringend benötigten Waffen und Hilfslieferungen versorgen werden, wenn sie auf ihren Wegen an unserer Gemeinschaft vorbeikommen.
Untersuchung des Anwesens des ehemaligen Alchemisten: Heute Morgen erhielten wir Informationen durch einen hiesigen Historiker über ein vermutlich von Untoten heimgesuchtes Anwesen eines ehemaligen Alchemisten, welches wir für Lilian und Salzmarsch sichern sollen. Unsere Gruppe begab sich dorthin, untersuchte das Anwesen und ich konnte es in Tierform infiltrieren. Dabei stießen wir auf zahlreiche Fallen – einige magischer Natur, die den Anschein eines Spuckhauses wahren sollten – aggressive Insekten, Blutmücken und eine Gruppe Schmuggler und Mörder. Diese hatten die Gerüchte um das Anwesen für ihre illegalen Machenschaften genutzt und Zeugen beseitigt. Nach einem missglückten Versuch der Verhandlung, denen wir aufgrund von Zweifeln ihrer Vertrauenswürdigkeit durch ihre eigenen Lügen während der Verhandlungen, vorhergehenden Angriffen seitens der Schmuggler und einem Versuch eines von uns befreiten Mitglieds ihrer Gemeinschaft uns in den Rücken zu fallen nicht zustimmten, nahmen wir die Mehrzahl der Schmuggler fest. Bedauerlicherweise kam es dabei zu einigen Todesfällen unter ihnen.
Maßnahmen
Weitere Maßnahmen und Beobachtungen: Die festgenommenen Schmuggler wurden den örtlichen Behörden übergeben. Morgen planen wir einen erneuten Besuch im Anwesen zur Ausrottung der Blutmücken, die eine Gefahr für die Anwohner darstellen und weiteren Untersuchungen, darunter die Erforschung einer verbarrikadierten Tür mit der Aufschrift „Gefahr“ sowie mögliche Kommunikationsversuche der Schmuggler mit einer unbekannten Partei im Meer. Ich hoffe unsere Kitsune bleibt uns erhalten, denn sie zeigte kein Verständnis für die Art des Vorgehens bei den Verhandlungen. Wie immer werde ich einen Bericht mit einem Schwertfisch nach Yhep schicken. Bis dahin bete ich zu Trishina und Sashelas für euren Schutz bis zu meiner hoffentlichen Rückkehr mit den Heeren neuer Verbündeter. Möget ihr solange durchhalten.
Weitere Beobachtungen von Wichtigkeit für Yhep
Spätere Abordnungen aus Yhep nach Salzmarsch sollten die Brücke in der Gemeinschaft berücksichtigen, die mit Abwehrzaubern gegen unsere Art belegt ist.
Ein politischer Konflikt innerhalb der Gemeinschaft um Salzmarsch zur Angliederung Niewinters ist unterschwellig gewaltsam entbrannt – das politische Umfeld könnte sich demnächst ändern. Individualismus und Fraktionismus sind bei den Menschen wichtiger als Bedürfnisse von Allianzen und Gemeinschaft. Es ist ein Wunder wie sie so gedeihen konnten.
Das Wirtschaftssystem bei den Menschen sollte weiter untersucht werden, da es zu für uns ungewohnten Konflikten und teils gewaltsamen Streitereien führt aufgrund der grundlegenden Unterscheidungen zu unserem Gemeinschaftseigentum in Yhep. Unsere Erfahrung mit dem Tauschhandel zu vorbeikommenden Schiffen oder anderen Bevölkerungsgruppen unserer Art sind, wie ich leidlich feststellen musste, nicht ausreichend.
In ewiger Liebe und Treue,
Shari von Yhep Delegierte Botschafterin und Monarchin des Clans Uvarilith
P.S: Bitte pflegt die Korallenbank, die ich an Lekiki’tas Grab angelegt habe, bis zu meiner Rückkehr weiterhin. Ich freue mich ihr Relief zu sehen. In ewiger Dankbarkeit.
In den glitzernden Tiefen des Ozeans zwischen den Mondscheininseln und Immerdar, dort wo das Licht nur in sanften Strahlen die Dunkelheit durchdringt und das Leben in seiner ureigensten Pracht erblüht, befand sich eine verborgene Enklave der Meereselfen von unermesslicher Schönheit und Weisheit. Dieser Ort, von den Alten Yhep genannt, war das Zuhause von Shari und von einer Wesenheit von seltener Anmut und tiefer Verbundenheit mit den Mysterien des Ozeans
Shari mit ihren tiefen, türkisenen Augen und den silbernen Haaren war aus einer edlen Linie von Klerikern von Sashelas, dem Tiefen und Mitgliedern des Ältestenrates in das Haus Uvarilith geboren worden, doch ihre Bestimmung lag nicht allein in den heiligen Riten und Zeremonien, die ihre Vorfahren ehrenhaft vollzogen hatten. Schon früh spürte sie eine unerklärliche Anziehungskraft zur Natur und den Geheimnissen des Meeres, eine Kraft, die jenseits der göttlichen Einflüsse lag, die über ihr Volk wachten und die sie immer wieder über ihre Grenzen hinaus auf Entdeckungen rief. So kam es, dass schon als Kind sich Sharis außergewöhnliche Gabe der Wasserformung offenbarte, eine Fähigkeit, die es ihr laut den Sehern ihrer Enklave voll ausgeprägt und ausgebildet ermöglichen sollte, die Fluten nach ihrem Willen zu bändigen und zu formen. Die Ältesten erkannten schnell das Potenzial in ihr, den Ozean um Yhep zu beherrschen und das Meer zu einem mächtigen Verbündeten zu machen. Doch während ihre Familie darauf drängte, dass sie den traditionellen Pfad der Kleriker einschlagen solle, spürte Shari trotz ihrer Zuneigung zu Trishina eine tiefe Sehnsucht, ihrer eigenen Bestimmung zu folgen. In einer Nacht während der gemeinschaftlichen Meditation, als der Mond sein silbernes Licht durch die Wasseroberfläche über Yhep ergoss, entschied sich Shari, dem Ruf ihres Herzens zu folgen. Sie verließ heimlich die Gemächer ihrer Familie und begab sich auf die Suche nach den Weisen, die ihr ihre Geheimnisse des Meeres offenbaren konnten. Unter ihrer Anleitung erblühte Sharis Verbindung zur Natur in ungeahnte Höhen, und sie erkannte, dass ihre Kräfte nicht nur von göttlichen Quellen, sondern auch von der Essenz des Ozeans und der Erde selbst genährt wurden. Die Entscheidung ihrer Zukunft war gefallen, denn nicht einmal ihre Familie traute sich den sehr angesehenen Wächtern des Meeres zu trotzen, und so fand Shari als Druidin endlich ihre wahre Berufung. In den Tiefen von Yhep führte sie ein Leben der Harmonie und des Glücks, umgeben von liebevollen Mitbewohnern, die das Gemeinwohl und das gegebene Wort über persönlichen Besitz stellten. Für sie waren die wahren Reichtümer nicht in Gold oder Juwelen zu finden, sondern in der Verbindung zur Natur und der Gemeinschaft um sie herum. Die Tage vergingen wie sanfte Wellen, und Sharis Ruf als eine der Hüterin der Meere und Bewahrerin des Gleichgewichts wuchs mit jedem Sonnenaufgang. In ihrem Streben nach Harmonie und Weisheit führte sie ihr Weg durch die unendlichen Weiten des Ozeans, wo sie den Kreaturen des Meeres mit Respekt und Achtung begegnete, und den Geheimnissen der Unterwasserwelt und der karibischen Inseln mit dem Staunen eines Kindes lauschte. Doch auch in dieser Welt der Schönheit und Magie blieb das Gleichgewicht fragil, und die Schatten der Vergangenheit lauerten in den Tiefen, bereit, das Gefüge der Natur zu bedrohen. Als eine dunkle Macht aus den Abgründen emporstieg, die das Gleichgewicht der Meere zu stören drohte, sah sich Shari mit ihrer größten Prüfung konfrontiert, denn die Sahuagin waren auf die Völker im Lebensraum von Yhep aufmerksam geworden. Die unmittelbare Bedrohung ließ die Völker und Gemeinschaften näher zusammenrücken und eine große Zusammenkunft wurde ausgerufen. Als Shari in diesen Rat berufen wurde, fand sie in Lekiki!ta eine Gefährtin von außergewöhnlicher Stärke und Weisheit. Die Abgesandte der vor der Vernichtung stehenden Darfellan strahlte eine Entschlossenheit aus, die selbst den stürmischsten Ozeanen trotzte, und eine Lebensfreude, die das Dunkelste mit Licht erfüllte. Zwischen den beiden Frauen entfaltete sich eine Bindung von unvergleichlicher Tiefe, die bald zu einer Liebe von epischer Größe erblühte. Sie teilten nicht nur ihre Erfahrungen und Geheimnisse, sondern auch ihre Träume und Hoffnungen. Gemeinsam erkundeten sie die unergründlichen Tiefen des Meeres und die unberührte Schönheit der Natur, während sie unter dem Rat den Widerstand gegen die Sahuagin, jene blutrünstigen Geschöpfe, die das Meer mit Grausamkeit und Gier beherrschten, neu formten. In ihrer Einigkeit fanden sie eine unerschütterliche Kraft. Doch das Schicksal, unerbittlich wie die Gezeiten, sollte ihre Liebe auf die härteste Probe stellen. Als die Sahuagin die friedlichen Gewässer von Yhep bedrohten und ihren ersten Angriff starteten, erhoben sich Shari und Lekiki!ta mit ihren Verbündeten wie die Gezeiten gegen die herannahende Dunkelheit. Mit der Meisterschaft des Wasserformens und der unerschütterlichen Entschlossenheit einer Mönchin stellten sie sich den Eindringlingen entgegen. Der Kampf war ein verzweifelter Tanz zwischen Leben und Tod, ein chaotischer Strudel aus Klingen und Zaubersprüchen beider Seiten, der den Ozean mit dem Blut der Gefallenen färbte. Shari, in ihrer Entschlossenheit gefestigt, und Lekiki!ta, mit den Kampftechniken der Darfellan gesegnet, kämpften Seite an Seite, ihre Herzen vereint im Angesicht der drohenden Finsternis. Doch selbst die stärksten Bündnisse können unter dem Druck der Gefahr brechen. In einem Augenblick der Verwirrung, als das Schlachtengetümmel seinen Höhepunkt erreichte, verlor Shari ihre geliebte Lekiki!ta aus den Augen und schließlich aus ihrem Leben. Der Schrei des Schmerzes, der durch die tosende See hallte, wurde von den Klagen des Meeres verschluckt. Das Feuer des Kampfes erlosch, und die Wellen legten sich in einem traurigen Schweigen über die Schlachtfelder von Yhep. Inmitten der zerbrochenen Körper und der zerrütteten Träume stand Shari, zutiefst verletzt durch den Verlust ihrer Geliebten, fühlte, wie ihr Herz in tausend Stücke zerbrach, und sie von einer Welle aus Trauer und Verzweiflung überwältigt wurde. Doch in den Flammen der Vergeltungssucht umarmte sie diese Dunkelheit und fand einen neuen Antrieb, einen unerschütterlichen Willen, ihre Heimat und ihr Volk vor weiterem Unheil zu bewahren. Aus der Asche ihrer Träume und Hoffnungen erhob sich die Flamme des Zorns und der Entschlossenheit. Sie schwor, das Vermächtnis ihrer Geliebten lebendig zu halten, indem sie für Gerechtigkeit und Frieden kämpfen würde. Als Druidin erkannte sie, dass das Gleichgewicht von Natur und Ordnung entscheidend für das Überleben ihrer Heimat war, ebenso bedeutend wie die Gemeinschaft selbst. Durch ihre Trauer und ihren Verlust wuchs Shari zu einer Anführerin heran, die entschlossen war, sich für das Wohl ihrer Gemeinschaft einzusetzen und diese auch noch einige Jahre mit dem Ältestenrat gegen die Sahuagin hielt. Doch ihnen gingen die Ressourcen und Kämpfer aus. Boten wurden ausgeschickt. Entschlossen machte sich Shari auf den Weg nach Salzmarsch, dem ersten Halt auf ihrer Reise nach Niewinter. Sie wusste, dass sie Verbündete und Unterstützung benötigte, um ihre Heimat zu verteidigen. Ihr Volk durfte niemals in die Sklaverei der Sahuagin geraten, denn das würde den Untergang ihrer Kultur und auf Dauer die Vernichtung ihrer Art bedeuten, wie zuvor bei den Darfellan – eine Tragödie, die Shari um jeden Preis zu verhindern suchte. Die Reise nach Salzmarsch war gefährlich und voller Herausforderungen. Über endlose Weiten des Meeres segelte sie, die salzige Luft der Küsten und das Rauschen der Wellen als einzige Begleiter. Doch selbst inmitten der Einsamkeit fand Shari Trost in den Gedanken an die Aufgabe, die vor ihr lag, und die Hoffnung, Verbündete zu finden, die ihre Sache unterstützen würden. Als sie schließlich die Ufer von Salzmarsch erreichte, wurde sie von der rauchigen Luft und dem betriebsamen Treiben der Hafenstadt begrüßt. Hier, an diesem Ort der Vielfalt und des Handels, würde Shari nach jenen suchen, die den Mut und die Entschlossenheit besaßen, sich den Bedrohungen der Sahuagin entgegenzustellen. Doch ihre Reise hatte gerade erst begonnen, und die Herausforderungen, die vor ihr lagen, waren noch weit größer als die, die sie bisher gemeistert hatte, während ihre Kraft über das Wasser wuchs. Mit dem Wind in den Segeln und der Hoffnung in ihrem Herzen setzte Shari ihren Weg fort, bereit, alles zu opfern, um ihre Heimat zu verteidigen und das Erbe ihrer Geliebten zu ehren.
Anhang 354 – Aufzeichnungen einer Reise (Shield of Light)
Tag 8
Der achte Tag. Ich sitze hier mit Arabella und beobachte das alte Wein-Anwesen der Wizards of Wine. Noch ist es nicht lange her, dass wir früh am Morgen auf dem letzten Stück des Weges von einigen der erwachten Reben angegriffen wurden. Noch immer bin ich über und über mit ihren Säften bedeckt. Und auch der übernatürliche Hunger, der mich am Anfang des Tages beschlich, ist nicht mehr von mir abgefallen. Doch was wir seitdem erlebten und erfuhren, vertieft nur das Bild, welches ich von diesem Land habe. Es ist kalt, unfreundlich und dient nur zum sadistischen Vergnügen einiger weniger. Wer immer hier tatsächlich herrscht, ist nicht besser als die gehasste Lil’xsa’us selbst. Und doch:
Deine überraschenden letzten Worte an mich gestern in der Nacht erwärmen nicht nur mein Herz, nein, sie verleihen mir eine ungeahnte innere Stärke. Ich werde diesen Kampf führen, stellvertretend für den, den ich bald mit dir in der Heimat führen werde, wo jeder von deiner Wiederauferstehung erfahren soll.
Doch zwangsgebunden fängt es hier an, denn der Mann, der so eilig auf uns zu rannte, um uns um Hilfe für seine Familie zu bitten, stellte sich als… Hexe heraus. Nur eine Illusion. Eine mir sehr bekannte, denn die Stimme, die sie begleitete, ist den Maelthra und mir bereits vor zwei Tagen in Verbindung mit einer vorgetäuschten großen Bestie auf der Jagd begegnet. Den wahren Besitzer des Weingutes fand ich beim Vorauseilen durch Ranken an ein Kreuz gebunden. Kaum noch am Leben doch dank einem Wort der Hoffnung erweckten sich seine Lebensgeister von Neuem. Durch das von dir erlernte Jagdgeflüsters, geliebte Jabbress, eingewoben in der leisen Melodie meines Gesanges, ließen die Reben ihn frei und gar unsanft fallen. Mitten in meinen Armen hinein. Es stellte sich heraus, dass der Mann tatsächlich eine Familie hatte und diese wahrscheinlich entkommen konnte. Verständlicherweise wollte er erstmal zu ihnen. Wollte zum Wald. Ich stützte ihn. Sprach ihm noch ein wenig mehr Hoffnung zu, um ihn seine Wunden zu versorgen und stellte zu meiner Überraschung fest, dass diese sich schneller schlossen, als sie es eigentlich hätten tun sollen nach dem was ich durch meine Kräfte gewohnt bin.
Ich sprach ihn darauf an, kassierte aber nur eine subtile Bedrohung. Ich denke er hat etwas zu verbergen, doch bin ich mir nicht sicher, ob das was er verbirgt zu unserem Schaden oder zu dem Schaden dessen ist, was dieses Land bedroht.
Nichtsdestotrotz werde ich ihn ausgiebig beobachten. Die Situation erinnerte mich auch daran die alte versteckte Unterarmbrust meines Vaters wieder neu zu laden. Das Misstrauen vertiefte sich, als wir zum Waldrand kamen und ich überraschenderweise zwei leichte und zwei schwere Fußabdrücke viel zu tief für zwei Kinder und einer Frau dort auf dem Boden entdeckte. Ich konfrontierte ihn damit und es stellt sich heraus, dass seine Nachkommen bereits etwas älter waren und auch er auch seinen Schwiegersohn dazu gezählt hatte. Wir fanden sie und die Lage entspannte sich. Fast töricht in meinem überspitzten Misstrauen kam ich mir vor. Und doch – etwas war hier ganz und gar nicht richtig. Es erinnert mich an etwas, etwas in Verbindung mit dir, Jabbress, doch muss ich dieses Gefühl erstmal beiseitelegen. Zu wichtig war, was folgte.
Nachdem wir uns alle zusammengesetzt hatten, wollten wir die Vorgänge hier im Tal besprechen. Die Erwähnung unseres Auftrages nach der Weinlieferung zu schauen, wurde durch ein kurzes Schnauben des jungen Alten quittiert. Er wusste sein Wein war Kestal, war Hoffnung für das Land, was meine Vermutungen darüber nur bestätigte. Doch störte ihn, dass sich wieder einmal nur alles um ihn drehte. Theo indes beschwor für die Familie einen sicheren Raum mit seiner Kuppel und stieß dann zu uns. Es fiel der Familie sofort auf, dass wir nicht aus diesen Landen stammten, und zu meiner Überraschung verwunderte dieser Fakt sie nicht einmal. Umso mehr erfuhren wir allerdings über die Situation in der die meisten von uns so überraschend geworfen wurden, als wir uns plötzlich hinter diesem Schleier befanden.
Wir erfuhren, dass die Bevölkerung Fürst Stradh niemals beim Namen nennen würde, denn angeblich bliebe dann kein Wort ungehört – Ist er ist vielleicht der unsere abendliche Unterhaltung stets belauscht? Wenn ja, muss ich schnellstens einen Weg finden, es zu unterbinden. Weiterhin erfuhren wir, dass er selbst zum Herrscher ernannt wurde. Dass die Druiden, die früher drei Naturgöttinnen, namens die Sucherin, die Weberin und die Jägerin folgten und im Kampf mit dem Fürsten lagen, jetzt für genau diesen, ihrer Vergangenheit beraubt, arbeiteten. Sie führten Krieg mit dem Weingut, dass sich wie schon gestern bei der Ankunft feststellbar, als ein kleiner Hort des Lebens in den sonst so kärglichen Landen entpuppte. Wir hörten so auch, dass die Hexe und die Druiden das Weingut schon seit einem Mondzyklus belagerten, aber erst vor 3 Tagen einen großen Angriff starteten. Kleinere Angriffe waren alle 1 – 2 Jahre zur Normalität geworden, doch dieser Angriff war anders. Und das Ziel waren die letzten bekannten Artefakte der Naturgötter. Im Tal vergrabene Steine, die das Land wieder fruchtbarer machten. Ein letzter Keim des Widerstandes und ein Symbol für alle Hoffnungslosen. Und einer dieser Steine verweilte noch hier, versteckt im Tal, frisch, aufgrund der Belagerung, aus dem Boden geholt, während ein anderer bereits vor langer Zeit gestohlen worden war. Er erzählte uns von vielen Quellen dieser Kraft zur Zeit der Göttinnen, doch davon waren nur diese beiden und 3 heilige Stätten übrig, in denen immer noch Kraft innewohne könnte, doch ihr Aufenthalt ist unbekannt.
Vielleicht können wir mehr über sie im Bernsteintempel erfahren. Theos alter Heimat. Und da ich von dem Los seines Meisters weiß und dieses in seiner Abwendung mir wegen und wie das Wohl aller der Gruppe am Herzen liegt und ich das Gefühl habe einigen der Gefährten sehen es genauso, wird er wohl eher früher als später ein Ziel unserer Reise werden.
Doch vorerst ist klar, wir müssen alles in unserer Macht stehende tun den Letzten der verbliebenen Steine vor dem Zugriff der Druiden und ihrer Meister zu beschützen. Ein Meister, der so wie man uns erklärte, das Land nicht verstand und es immer nur zugrunde richten würde. Auch wenn er selbst das Land sein solle – Ein Gedanke, der vieles erklären würde. Doch wie?
Nach der Erfahrung mit den Illusionen der Hexe ist uns allen klar, dass wir uns vor dieser Art der Magie schützen müssen, was zu einer regen Diskussion führte, einer sehr langen Ausführung von Theo über böse Zauber und Gegenzauber und schließlich zu einem regen Austausch unserer Kräfte. Schnell war klar, dass Arabella ihre Macht aus Angst jemanden erneut zu verletzen, zurückhält. Wir alle redeten ihr mal mehr, mal weniger einfühlsam zu. Versprachen ihr, dass wir sie in vollem Maße unterstützen würden, wenn sie die Kontrolle über ihre eigenen Kräfte verlieren würde. Sagten ihr, dass sie die Kräfte ja für ein höheres Wohl einsetzt. Ich versprach ihr sogar – und meine es aus vollem Herzen – dass ich jede Narbe, die ich in Bezug auf derlei aufopferungsvollem Verhalten davontrage mit Stolz zur Schau stellen würde. Doch schließlich brachen wir diese Diskussion ohne fruchtbares Ergebnis ab. Die Zeit rannte davon.
Als kurze Einweisung malte uns der junge alte Rivvil eine Karte seines eigenen Anwesens und verriet uns, wo er den Stein versteckt hielt. Hara machte uns den Vorschlag zu zweit in das Haus hineinzuschleichen, um ihn möglichst unbemerkt aus dem Schubfach des Schreibtisches im ersten Geschoss zu holen. Sie wählte Theo dafür aus, der anscheinend aus welchen Hintergründen auch immer, sich eine Expertise in Heimlichkeit zu eigen machte, indem er sich früher in seinem Tempel stets vor seinem Meister zu verstecken versuchte.
Mit diesem unreifen aber schnell gefassten Plan gingen wir los und ließen die Familie hier in der Sicherheit von Theos Kuppel zurück. Im Herzen mit der Hoffnung schnell genug zu sein und noch einen positiven Einfluss in diesem Überfall geltend zu machen. Arabella und ich blieben wie abgesprochen in Sichtweise des Hauses zurück als Theo und Hara direkt vor unseren Augen verschwanden – vermutlich einer dieser magischen Wirkungen Theos Praxis von denen er sprach.
Und so warten wir, mit einem Blick auf Bekea und lauschend nach dem Signal meiner Pfeife, die Hara bei sich trägt. Doch bisher tut sich nichts, dabei ist schon eine sehr lange Zeit vergangen. Und während meine Gedanken immer wieder zu dir abschweifen und ich die letzten Einträge in der Fall and Rise verfasse, fange ich mir an Sorgen zu machen.
Anhang 351 – Aufzeichnungen einer Reise (Shield of Light)
Tag 5
Es ist spät am Abend des fünften Tages nach Ankunft. Ich zähle den zehnten Eintrag nach unserem Exodus aus dem magischen Gespinst in dieses fremde und hoffnungslose Land. Seit unserem Abenteuer mit dem anscheinend als verzweiflungsschürende Figur missbrauchten Tiger mit den säbellangen Zähnen und dieser Abart an fader Musik ohne jede Emotion, inszeniert durch einen anscheinend grausamen und selbstverliebten Ortsvorstehers, der sich selbst Baron nennt, hat sich leider immer noch nicht viel Änderung gezeigt. Es ist auch kein Pfad zurück nach Toril zu sehen, wo unsere Mission dringend ihrer Durchführung wartet.
Doch wenigstens scheint sich das Band zu der Gruppe ebenfalls gestrandeter Abenteurer, die ich hier traf, zu festigen. Der Gruppe bestehend aus dem begabten Theo, der grazilen und impulsiven Quennessaa namens Arabella und Hara, einer willensstarken zurückhaltenden Maelthra mit ihren drei Begleitern, die ich bisher noch nicht richtig kennenlernen konnte, sowie Maduin – eine für mich bisher noch nicht ganz einschätzbaren Geschichte für sich. Und doch habe ich das Gefühl nicht zufällig hier zu sein. Zu sehr leidet dieses Land. Ihm fehlt es an Aussicht, ihm fehlt es an dir, meiner Jabbress. So sehr mich der dichte Schleier, der sich hier wie schwere Gedanken über alles legt, auch vor der grellen Sonne schützt, so sehr schluckt er auch das Licht des Mondes – das Licht der Hoffnung. Es braucht dich. Es braucht Eilistraee. Es braucht uns.
Nun denn…
Nach meinem letzten Eintrag wurde ich zeuge einer verhaltenen Auseinandersetzung zwischen Hara und dem Schwerttänzer Theo. Wie schon länger beobachtet scheint ein Keil in die Gruppe gefahren zu sein. Es fehlt an Zusammenhalt und Absprache. Ja, sogar an Vertrauen. Jeder scheint für sich vorzupreschen. Selbst jetzt, wo ihr Gefährte zurückgekehrt ist, scheint eine Art zähen Trübsal über allen zu lasten. Es wird Zeit zu agieren, statt nur zu reagieren und auch wenn ich zu neu in dieser Gesellschaft bin, sehe ich nur einen Weg – den Weg nach vorne.
Und so entschieden wir uns dem Land zu helfen. Der Wirtin, die ihrer Lebensgrundlage beraubt wurde, den Menschen in ihrer schieren Verzweiflung und den Wachters, die wir am Vortag besucht hatten.
Aufgrund der gestrigen Ereignisse, die ich immer noch nicht richtig verarbeitet habe, entschieden wir als Gruppe, dass nur Theo und ich aufbrechen sollten, die Tochter der Familie Wachter zu heilen. Es waren Ereignisse bei denen Menschen ums Leben kamen, die keine Gefahr mehr darstellten und die sich ergeben hatten, Ereignisse, bei denen man bei jeder Aktion das Gefühl hatte, ein Gegenspieler würde alles daransetzen das Vorankommen der Gruppe zu sabotieren, Ereignisse, die beinahe zu einem Kampf innerhalb des Bundes führten und mir das Gefühl gaben jede Person wäre nicht sie selbst. Es scheint so als ob der Fluch dieses Landes sich auch in den Köpfen der Vernunftbegabten manifestiert. Wir wussten, wir würden noch weniger als zuvor als Freunde der Familie Wachters wahrgenommen werden.
Und so kam es auch. Kaum angekommen versuchte uns der Bedienstete des Hauses bereits trotz der erwähnten Heilung abzuweisen. Natürlich wollten wir nicht gehen, doch unserer Entschlossenheit zum Trotz kam auch Frau Wachters dazu und drohte uns aller Erklärung missachtend mit der Stadtwache. Wir mussten ungetaner Dinge abziehen.
Auf dem Weg zurück zur Taverne beriet ich mich mit Theo um die Tochter, die nicht selbst für sich sprechen konnte, nicht einfach fallen zu lassen und uns mit den Anderen zu besprechen, um an einem gemeinsamen Faden ihres Schicksals zu ziehen. Denn immerhin geht es um Khaless – um Vertrauen. Und so erwähnte ich auch kurz, als ich ihn zu einer gemeinsamen Übung einlud, die Lektion, die ich als Prüfung Maduin mitgab, den mir immer noch sehr suspekt wirkenden Gefährten der Gruppe, der sich selbst Kleriker des Morgenfürstes und der Abenddämmerung nannte – ein Kl‘ast d‘Lathander. Eine Lektion, wie sie in unserer Gemeinde erteilt wird. Eine Lektion verborgen in einer Geschichte, aus der jeder selbst seine ganz eigene Lehre ziehen konnte. Eine Lektion, von der ich kurze Zeit später in der Taverne auch allen anderen erzählte, während ich reichlich des nur noch erhältlichen Traubensaftes bestellte, um die Wirtin zu unterstützen. Natürlich traf meine Vorgehensweise nicht bei allen auf Zustimmung, aber darum ging es auch nicht. Zu schmerzhaft war die Erinnerung in unserer Vergangenheit an das gewesen, was Geheimnisse anrichten konnten. Geheimnisse und ein besessenes Schwert.
Ich werde dich wieder zu Kräften führen, quar’valsharess.
Da für eine erfolgreiche und unerwartete Aktion zur Rettung der Wachter-Tochter Zeit verstreichen musste, entschieden wir Vallaki zu verlassen, um nach dem Wein für die Wirtin zu sehen. Wir nannten ihr unser Ziel, falls uns jemand suchen oder folgen wollte und begaben uns zur hiesigen Kirche um nach Maduin zu sehen und Theo die Beschaffung eines anscheinend ihm wichtigen Gegenstandes beim Pater zu ermöglichen, was ohne Probleme möglich war, denn dieser schien ihm besonders zugetan zu sein. Maduin indes war in tiefen Gebeten und Meditation versunken, wie ich von der Ferne beobachten konnte. Vielleicht trübte wirklich der Fluch mein Urteil über ihn – nur die ungewisse Zukunft wird es zeigen.
Dann war es so weit.
Als wir aufbrachen fiel mir unvermittelt ein, dass wir am Vistani Lager vorbeikommen würden und eine Sehnsucht nach unserer Gemeinschaft überkam mich, daher bat ich die Gruppe einen kleinen Abstecher zu machen, um nach dem Rechten zu sehen und zu meiner Freude waren alle einverstanden. So konnte ich ihnen G‘eldriia, Kestal, Xor und die anderen 10 Mitglieder unserer Gemeinde vorstellen, die sie auch gleich mit offenen Armen empfangen. Es war schön meinen Gemeindenamen Niir’l wieder zu hören, auch wenn ich den Titel, den ich als Namen trage und selbst wählte, achte und respektiere.
Während Theo ein Ritual praktizierte an dem auch Kestal sehr interessiert schien, lernten wir uns alle ein wenig näher kennen. Ich erfuhr, dass das Geld der Gemeinde noch einige Zeit reichen würde und wir hörten, dass die Tochter des Vistani-Führers anscheinend allein in Richtung des Sees davongelaufen war. Eine Aufgabe für den Rückweg.
Ich berichtete, was ich bisher erlebte und erzählte G’eldriia von der Hoffnungslosigkeit der Bevölkerung und des Landes – wir beide waren uns einig: Man brauchte uns und doch hielt ich G’eldriia vorläufig davon ab, allein loszuziehen. Unsere Gemeinde brauchte sie und ich bin der A’nshal’a d’l’drathir. Es war an mir die Vorhut zu bilden und zu helfen, wo ich konnte. Die Ähnlichkeiten der Bevölkerung hier und der leidenden Drow aus Feryxonis waren erdrückend, ebenso wie die Vorurteile zwischen den Vastani und den Menschen aus Vallaki. Keiner von uns hätte da zusehen können.
Am Ende schloß Theo sein Ritual ab und hatte einen Vertrauten und wir einen Gefährten mehr – eine Eule, die umgehend nach dem Wort für Vernunft und Weisheit Bekea getauft wurde.
Dann wurde es Zeit für den Aufbruch. Bei all den schönen Ereignissen blieb aber ein tiefer Kloß der Traurigkeit zurück. Denn auch G’eldriia hatte keinen Kontakt zu dir, Eilistraee. Der Kontakt zu meiner Jabbress war abgebrochen. Nur die Gewissheit darüber, dass du dich weiterhin zusammen mit Mystra im magischen Gespinst befindest, wo wir dich vor fünf Tagen verlassen mussten, treibt mich voran. Ich werde dich wiedersehen und bis zu diesem Tag werde ich in jeder meiner Waisen nach deinen Tönen suchen. Niemals aufgeben bis du wieder vollständig erstarkt sein wirst, dein Namen wieder hell unter unserem Volk strahlt und ich dich wiedersehe, um es gemeinsam zwischen die anderen friedliebenden Völker Fearuns zu führen. Doch zuerst weiter…
Am Ende machten wir uns nach einem liebevollen Abschied auf unsere Mission zu verfolgen. Wir gelangen kurz vor der Abenddämmerung an einen Fluss und suchten nach einem Lager. Zwei der Freunde Haras – ich kann die Maelthrae immer noch nicht auseinanderhalten – schienen sich ein Wettkampf um den besseren Standort zu liefern, doch am Ende gewann das Glück und der Zufall. Theo erzählte uns, dass er extra für den Anlass der Rast einen Zauber vorbereitet hatte, um uns zu schützen. Es ist schön sie alle zu beobachten, wie sie füreinander einstehen, auch wenn sie lernen müssen, besser miteinander zu kommunizieren.
Aber wer bin ich darüber zu urteilen? Derjenige der sich Jahrzehnte lang selbst aus seiner Gemeinde zurückzog. Nichtsdestotrotz denke ich, ich werde diese unterschiedlichen Charaktere wirklich schätzen und lieben lernen können. Du würdest sie mögen, d’l’olath jallil. Die graziöse aber verunsichert und melancholisch wirkende, junge Arabella. Die von innerer Stärke und Weisheit erfüllte Hara, die es gewohnt scheint Befehle an ihre Freunde zu geben und von ihnen respektiert wird und der sich selbst kennenlernende Theo, der wenn mich nicht alles täuscht, ein dulninuk d’l’velve ist – ein Bruder der Klinge in der alten Kunst unseres Volkes – des Volkes deines Vaters. Eine Kunst ausgeführt durch einen Rivvil. Die Völker scheinen endlich zusammenzuwachsen. Ich hoffe auch unseres findet bald seinen Platz in dieser Gemeinschaft.
Doch zurück. Wir suchten uns Aufgaben, die jeder für sich nachging, und Hara stellte mir zwei ihrer Gefolgsleute zur Unterstützung bei der Jagd. So entkleidete ich mich bis auf die Hose, dem Dhrakta und der Handarmbrust meines Vaters und wir jagten wie es sein sollte. Unterwegs fanden wir die Spuren eines Rehes und einem Rudel Wölfe und folgten ihm. Zu unserem Glück spürten wir es bald auf einer Lichtung auf, doch gerade als ich mich für den Sprung und Stoß mit dem Rapier weit genug genähert hatte, wurde es von dem plötzlich erscheinenden Rudel verjagt, angeführt durch einen Schreckenswolf, und nur dem guten Schuß des Maelthra ist es zu verdanken, dass wir es dennoch erlegten. Nur um uns mit den Wölfen um die Beute zu streiten. Da sie selbst nicht Ziel der Jagd waren, versuchte ich die Wölfe mit Hilfe meines angeborenen Feenlichtes und der Lautstärke einer absichtlich daneben gehenden Donnerwelle der Bassseiten der Zither, die du mir geschenkt hast, zu verjagen, was mir auch bei allen gelang. Bei allen bis auf ihrem Alphatier. Der Schreckenswolf näherte sich mir und grinste – ja lächelte. Ich versuchte ihn zu beschwichtigen in der Ahnung, dass hier etwas nicht ganz stimmte und senkte das Rapier. Versprach ihm, den Tiger vom Vortag vor Augen, einen gerechten Anteil an der Beute um einen unnötigen Kampf zu umgehen mit einem Biest, welches nur seiner Natur folgt. Genau in diesem Moment sprang das Untier vor und ich sah vor meinen Augen, wie sich seine Zähne in meinen Hals bohrten.
Doch dieser wunderschöne, elegante Wolf verschwand. Die Pfeile der Maelthrae gingen ins Leere. Alles was blieb war ein kurzes Lachen im Wind. Nur einer meiner Begleiter sah eine verschwindende humanoide Gestalt. Ein weiteres Rätsel auf unserem Weg.
Wie versprochen teilte ich die Beute gerecht in der Hälfte für beide Jagdrudel und wir nahmen unseren Anteil mit ins Lager zurück.
Dort unterhielten wir uns auch über einen Weg zurück nach Fearun indes Arabella irgendwann von ihrem eigenen Pfad zurückkehrte. Wir hörten von Theo von seiner Ausbildung im Bernsteintempel, dem dort bewahrten Wissen – Wissen auch über Fearun – und erfuhren, dass die Schriftrolle, die er zur Heilung der Wachtertochter nutzen will, auch seinem Master helfen könne, seinem Jabbuk, der wahrscheinlich verhext wurde. Egal wie das mit den Wachters ausgeht. Wir müssen ihm helfen. Nicht nur, weil er vielleicht weiß, wie dieses Wissen hierhergelangt ist und ob man auf dem gleichen Weg auch zurückkann, sondern weil es das Richtige ist.
Kurz vor der Nachtruhe zogen Theo und ich uns noch einmal ein wenig abseits auf die Straße zum rituellen Schwerttanz zurück. Es ist schön auch in diesen Landen diese Kunst, die Musik und die Schönheit verbreiten zu können. Ich kann nur dafür kämpfen, dass die Hoffnung folgen wird.
Wir zogen uns aus und ich schaute ihm zu und beobachtete seine Technik, während ich ihm eine Vision unserer Vergangenheit schenkte. Eine Vision unserer Übungen und unseres so fordernden und so grazilen, leidenschaftlichen und liebevollen Tanzes. In seiner Vorstellungskraft tanzte er mit dir – er tanzte unterstützt durch seine rituelle Magie sehr gut – und spürte unser Band. Weshalb wir uns auch über die Macht der Liebe, die Stärke von Gefühlen und die Macht, die sie über das Schicksal verleihen, unterhielten. Und dann tanzten wir gemeinsam. Tanzten ohne die Unterstützung von Magie. Tanzten und entwickelten uns, bis wir nicht mehr tanzen konnten – im Gedanken warst du stets dabei. Nun ziehen wir uns in die Sicherheit von Theos Zuflucht zurück. Ich bat an, Wache zu halten und werde die Zeit nach dem ich diesen Eintrag in unsere History of Fall and Rise verfasst habe für unsere Waise nutzen. Ab und zu glaube ich zwischen den Tönen deine Antwort zu hören, doch dann verfliegt sie wieder. Ich hoffe bald wieder mit dir spielen zu können.
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