Shari

In den glitzernden Tiefen des Ozeans zwischen den Mondscheininseln und Immerdar, dort wo das Licht nur in sanften Strahlen die Dunkelheit durchdringt und das Leben in seiner ureigensten Pracht erblüht, befand sich eine verborgene Enklave der Meereselfen von unermesslicher Schönheit und Weisheit. Dieser Ort, von den Alten Yhep genannt, war das Zuhause von Shari und von einer Wesenheit von seltener Anmut und tiefer Verbundenheit mit den Mysterien des Ozeans

Shari mit ihren tiefen, türkisenen Augen und den silbernen Haaren war aus einer edlen Linie von Klerikern von Sashelas, dem Tiefen und Mitgliedern des Ältestenrates in das Haus Uvarilith geboren worden, doch ihre Bestimmung lag nicht allein in den heiligen Riten und Zeremonien, die ihre Vorfahren ehrenhaft vollzogen hatten. Schon früh spürte sie eine unerklärliche Anziehungskraft zur Natur und den Geheimnissen des Meeres, eine Kraft, die jenseits der göttlichen Einflüsse lag, die über ihr Volk wachten und die sie immer wieder über ihre Grenzen hinaus auf Entdeckungen rief. So kam es, dass schon als Kind sich Sharis außergewöhnliche Gabe der Wasserformung offenbarte, eine Fähigkeit, die es ihr laut den Sehern ihrer Enklave voll ausgeprägt und ausgebildet ermöglichen sollte, die Fluten nach ihrem Willen zu bändigen und zu formen. Die Ältesten erkannten schnell das Potenzial in ihr, den Ozean um Yhep zu beherrschen und das Meer zu einem mächtigen Verbündeten zu machen. Doch während ihre Familie darauf drängte, dass sie den traditionellen Pfad der Kleriker einschlagen solle, spürte Shari trotz ihrer Zuneigung zu Trishina eine tiefe Sehnsucht, ihrer eigenen Bestimmung zu folgen. In einer Nacht während der gemeinschaftlichen Meditation, als der Mond sein silbernes Licht durch die Wasseroberfläche über Yhep ergoss, entschied sich Shari, dem Ruf ihres Herzens zu folgen. Sie verließ heimlich die Gemächer ihrer Familie und begab sich auf die Suche nach den Weisen, die ihr ihre Geheimnisse des Meeres offenbaren konnten. Unter ihrer Anleitung erblühte Sharis Verbindung zur Natur in ungeahnte Höhen, und sie erkannte, dass ihre Kräfte nicht nur von göttlichen Quellen, sondern auch von der Essenz des Ozeans und der Erde selbst genährt wurden. Die Entscheidung ihrer Zukunft war gefallen, denn nicht einmal ihre Familie traute sich den sehr angesehenen Wächtern des Meeres zu trotzen, und so fand Shari als Druidin endlich ihre wahre Berufung. In den Tiefen von Yhep führte sie ein Leben der Harmonie und des Glücks, umgeben von liebevollen Mitbewohnern, die das Gemeinwohl und das gegebene Wort über persönlichen Besitz stellten. Für sie waren die wahren Reichtümer nicht in Gold oder Juwelen zu finden, sondern in der Verbindung zur Natur und der Gemeinschaft um sie herum.
Die Tage vergingen wie sanfte Wellen, und Sharis Ruf als eine der Hüterin der Meere und Bewahrerin des Gleichgewichts wuchs mit jedem Sonnenaufgang. In ihrem Streben nach Harmonie und Weisheit führte sie ihr Weg durch die unendlichen Weiten des Ozeans, wo sie den Kreaturen des Meeres mit Respekt und Achtung begegnete, und den Geheimnissen der Unterwasserwelt und der karibischen Inseln mit dem Staunen eines Kindes lauschte. Doch auch in dieser Welt der Schönheit und Magie blieb das Gleichgewicht fragil, und die Schatten der Vergangenheit lauerten in den Tiefen, bereit, das Gefüge der Natur zu bedrohen. Als eine dunkle Macht aus den Abgründen emporstieg, die das Gleichgewicht der Meere zu stören drohte, sah sich Shari mit ihrer größten Prüfung konfrontiert, denn die Sahuagin waren auf die Völker im Lebensraum von Yhep aufmerksam geworden. Die unmittelbare Bedrohung ließ die Völker und Gemeinschaften näher zusammenrücken und eine große Zusammenkunft wurde ausgerufen.
Als Shari in diesen Rat berufen wurde, fand sie in Lekiki!ta eine Gefährtin von außergewöhnlicher Stärke und Weisheit. Die Abgesandte der vor der Vernichtung stehenden Darfellan strahlte eine Entschlossenheit aus, die selbst den stürmischsten Ozeanen trotzte, und eine Lebensfreude, die das Dunkelste mit Licht erfüllte. Zwischen den beiden Frauen entfaltete sich eine Bindung von unvergleichlicher Tiefe, die bald zu einer Liebe von epischer Größe erblühte. Sie teilten nicht nur ihre Erfahrungen und Geheimnisse, sondern auch ihre Träume und Hoffnungen. Gemeinsam erkundeten sie die unergründlichen Tiefen des Meeres und die unberührte Schönheit der Natur, während sie unter dem Rat den Widerstand gegen die Sahuagin, jene blutrünstigen Geschöpfe, die das Meer mit Grausamkeit und Gier beherrschten, neu formten. In ihrer Einigkeit fanden sie eine unerschütterliche Kraft. Doch das Schicksal, unerbittlich wie die Gezeiten, sollte ihre Liebe auf die härteste Probe stellen. Als die Sahuagin die friedlichen Gewässer von Yhep bedrohten und ihren ersten Angriff starteten, erhoben sich Shari und Lekiki!ta mit ihren Verbündeten wie die Gezeiten gegen die herannahende Dunkelheit. Mit der Meisterschaft des Wasserformens und der unerschütterlichen Entschlossenheit einer Mönchin stellten sie sich den Eindringlingen entgegen. Der Kampf war ein verzweifelter Tanz zwischen Leben und Tod, ein chaotischer Strudel aus Klingen und Zaubersprüchen beider Seiten, der den Ozean mit dem Blut der Gefallenen färbte. Shari, in ihrer Entschlossenheit gefestigt, und Lekiki!ta, mit den Kampftechniken der Darfellan gesegnet, kämpften Seite an Seite, ihre Herzen vereint im Angesicht der drohenden Finsternis. Doch selbst die stärksten Bündnisse können unter dem Druck der Gefahr brechen. In einem Augenblick der Verwirrung, als das Schlachtengetümmel seinen Höhepunkt erreichte, verlor Shari ihre geliebte Lekiki!ta aus den Augen und schließlich aus ihrem Leben. Der Schrei des Schmerzes, der durch die tosende See hallte, wurde von den Klagen des Meeres verschluckt. Das Feuer des Kampfes erlosch, und die Wellen legten sich in einem traurigen Schweigen über die Schlachtfelder von Yhep. Inmitten der zerbrochenen Körper und der zerrütteten Träume stand Shari, zutiefst verletzt durch den Verlust ihrer Geliebten, fühlte, wie ihr Herz in tausend Stücke zerbrach, und sie von einer Welle aus Trauer und Verzweiflung überwältigt wurde. Doch in den Flammen der Vergeltungssucht umarmte sie diese Dunkelheit und fand einen neuen Antrieb, einen unerschütterlichen Willen, ihre Heimat und ihr Volk vor weiterem Unheil zu bewahren. Aus der Asche ihrer Träume und Hoffnungen erhob sich die Flamme des Zorns und der Entschlossenheit.
Sie schwor, das Vermächtnis ihrer Geliebten lebendig zu halten, indem sie für Gerechtigkeit und Frieden kämpfen würde. Als Druidin erkannte sie, dass das Gleichgewicht von Natur und Ordnung entscheidend für das Überleben ihrer Heimat war, ebenso bedeutend wie die Gemeinschaft selbst. Durch ihre Trauer und ihren Verlust wuchs Shari zu einer Anführerin heran, die entschlossen war, sich für das Wohl ihrer Gemeinschaft einzusetzen und diese auch noch einige Jahre mit dem Ältestenrat gegen die Sahuagin hielt. Doch ihnen gingen die Ressourcen und Kämpfer aus. Boten wurden ausgeschickt. Entschlossen machte sich Shari auf den Weg nach Salzmarsch, dem ersten Halt auf ihrer Reise nach Niewinter. Sie wusste, dass sie Verbündete und Unterstützung benötigte, um ihre Heimat zu verteidigen. Ihr Volk durfte niemals in die Sklaverei der Sahuagin geraten, denn das würde den Untergang ihrer Kultur und auf Dauer die Vernichtung ihrer Art bedeuten, wie zuvor bei den Darfellan – eine Tragödie, die Shari um jeden Preis zu verhindern suchte.
Die Reise nach Salzmarsch war gefährlich und voller Herausforderungen. Über endlose Weiten des Meeres segelte sie, die salzige Luft der Küsten und das Rauschen der Wellen als einzige Begleiter. Doch selbst inmitten der Einsamkeit fand Shari Trost in den Gedanken an die Aufgabe, die vor ihr lag, und die Hoffnung, Verbündete zu finden, die ihre Sache unterstützen würden. Als sie schließlich die Ufer von Salzmarsch erreichte, wurde sie von der rauchigen Luft und dem betriebsamen Treiben der Hafenstadt begrüßt. Hier, an diesem Ort der Vielfalt und des Handels, würde Shari nach jenen suchen, die den Mut und die Entschlossenheit besaßen, sich den Bedrohungen der Sahuagin entgegenzustellen. Doch ihre Reise hatte gerade erst begonnen, und die Herausforderungen, die vor ihr lagen, waren noch weit größer als die, die sie bisher gemeistert hatte, während ihre Kraft über das Wasser wuchs. Mit dem Wind in den Segeln und der Hoffnung in ihrem Herzen setzte Shari ihren Weg fort, bereit, alles zu opfern, um ihre Heimat zu verteidigen und das Erbe ihrer Geliebten zu ehren.

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