Anhang 354 – Aufzeichnungen einer Reise (Shield of Light)

Anhang 354 – Aufzeichnungen einer Reise (Shield of Light)

Tag 8

Der achte Tag. Ich sitze hier mit Arabella und beobachte das alte Wein-Anwesen der Wizards of Wine. Noch ist es nicht lange her, dass wir früh am Morgen auf dem letzten Stück des Weges von einigen der erwachten Reben angegriffen wurden. Noch immer bin ich über und über mit ihren Säften bedeckt. Und auch der übernatürliche Hunger, der mich am Anfang des Tages beschlich, ist nicht mehr von mir abgefallen. Doch was wir seitdem erlebten und erfuhren, vertieft nur das Bild, welches ich von diesem Land habe. Es ist kalt, unfreundlich und dient nur zum sadistischen Vergnügen einiger weniger. Wer immer hier tatsächlich herrscht, ist nicht besser als die gehasste Lil’xsa’us selbst. Und doch:

Deine überraschenden letzten Worte an mich gestern in der Nacht erwärmen nicht nur mein Herz, nein, sie verleihen mir eine ungeahnte innere Stärke. Ich werde diesen Kampf führen, stellvertretend für den, den ich bald mit dir in der Heimat führen werde, wo jeder von deiner Wiederauferstehung erfahren soll.

Doch zwangsgebunden fängt es hier an, denn der Mann, der so eilig auf uns zu rannte, um uns um Hilfe für seine Familie zu bitten, stellte sich als… Hexe heraus. Nur eine Illusion. Eine mir sehr bekannte, denn die Stimme, die sie begleitete, ist den Maelthra und mir bereits vor zwei Tagen in Verbindung mit einer vorgetäuschten großen Bestie auf der Jagd begegnet. Den wahren Besitzer des Weingutes fand ich beim Vorauseilen durch Ranken an ein Kreuz gebunden. Kaum noch am Leben doch dank einem Wort der Hoffnung erweckten sich seine Lebensgeister von Neuem. Durch das von dir erlernte Jagdgeflüsters, geliebte Jabbress, eingewoben in der leisen Melodie meines Gesanges, ließen die Reben ihn frei und gar unsanft fallen. Mitten in meinen Armen hinein. Es stellte sich heraus, dass der Mann tatsächlich eine Familie hatte und diese wahrscheinlich entkommen konnte. Verständlicherweise wollte er erstmal zu ihnen. Wollte zum Wald. Ich stützte ihn. Sprach ihm noch ein wenig mehr Hoffnung zu, um ihn seine Wunden zu versorgen und stellte zu meiner Überraschung fest, dass diese sich schneller schlossen, als sie es eigentlich hätten tun sollen nach dem was ich durch meine Kräfte gewohnt bin.

Ich sprach ihn darauf an, kassierte aber nur eine subtile Bedrohung. Ich denke er hat etwas zu verbergen, doch bin ich mir nicht sicher, ob das was er verbirgt zu unserem Schaden oder zu dem Schaden dessen ist, was dieses Land bedroht.

Nichtsdestotrotz werde ich ihn ausgiebig beobachten. Die Situation erinnerte mich auch daran die alte versteckte Unterarmbrust meines Vaters wieder neu zu laden. Das Misstrauen vertiefte sich, als wir zum Waldrand kamen und ich überraschenderweise zwei leichte und zwei schwere Fußabdrücke viel zu tief für zwei Kinder und einer Frau dort auf dem Boden entdeckte. Ich konfrontierte ihn damit und es stellt sich heraus, dass seine Nachkommen bereits etwas älter waren und auch er auch seinen Schwiegersohn dazu gezählt hatte. Wir fanden sie und die Lage entspannte sich. Fast töricht in meinem überspitzten Misstrauen kam ich mir vor. Und doch – etwas war hier ganz und gar nicht richtig. Es erinnert mich an etwas, etwas in Verbindung mit dir, Jabbress, doch muss ich dieses Gefühl erstmal beiseitelegen. Zu wichtig war, was folgte.

Nachdem wir uns alle zusammengesetzt hatten, wollten wir die Vorgänge hier im Tal besprechen. Die Erwähnung unseres Auftrages nach der Weinlieferung zu schauen, wurde durch ein kurzes Schnauben des jungen Alten quittiert. Er wusste sein Wein war Kestal, war Hoffnung für das Land, was meine Vermutungen darüber nur bestätigte. Doch störte ihn, dass sich wieder einmal nur alles um ihn drehte. Theo indes beschwor für die Familie einen sicheren Raum mit seiner Kuppel und stieß dann zu uns. Es fiel der Familie sofort auf, dass wir nicht aus diesen Landen stammten, und zu meiner Überraschung verwunderte dieser Fakt sie nicht einmal. Umso mehr erfuhren wir allerdings über die Situation in der die meisten von uns so überraschend geworfen wurden, als wir uns plötzlich hinter diesem Schleier befanden.

Wir erfuhren, dass die Bevölkerung Fürst Stradh niemals beim Namen nennen würde, denn angeblich bliebe dann kein Wort ungehört – Ist er ist vielleicht der unsere abendliche Unterhaltung stets belauscht? Wenn ja, muss ich schnellstens einen Weg finden, es zu unterbinden. Weiterhin erfuhren wir, dass er selbst zum Herrscher ernannt wurde. Dass die Druiden, die früher drei Naturgöttinnen, namens die Sucherin, die Weberin und die Jägerin folgten und im Kampf mit dem Fürsten lagen, jetzt für genau diesen, ihrer Vergangenheit beraubt, arbeiteten. Sie führten Krieg mit dem Weingut, dass sich wie schon gestern bei der Ankunft feststellbar, als ein kleiner Hort des Lebens in den sonst so kärglichen Landen entpuppte. Wir hörten so auch, dass die Hexe und die Druiden das Weingut schon seit einem Mondzyklus belagerten, aber erst vor 3 Tagen einen großen Angriff starteten. Kleinere Angriffe waren alle 1 – 2 Jahre zur Normalität geworden, doch dieser Angriff war anders. Und das Ziel waren die letzten bekannten Artefakte der Naturgötter. Im Tal vergrabene Steine, die das Land wieder fruchtbarer machten. Ein letzter Keim des Widerstandes und ein Symbol für alle Hoffnungslosen. Und einer dieser Steine verweilte noch hier, versteckt im Tal, frisch, aufgrund der Belagerung, aus dem Boden geholt, während ein anderer bereits vor langer Zeit gestohlen worden war. Er erzählte uns von vielen Quellen dieser Kraft zur Zeit der Göttinnen, doch davon waren nur diese beiden und 3 heilige Stätten übrig, in denen immer noch Kraft innewohne könnte, doch ihr Aufenthalt ist unbekannt.

Vielleicht können wir mehr über sie im Bernsteintempel erfahren. Theos alter Heimat. Und da ich von dem Los seines Meisters weiß und dieses in seiner Abwendung mir wegen und wie das Wohl aller der Gruppe am Herzen liegt und ich das Gefühl habe einigen der Gefährten sehen es genauso, wird er wohl eher früher als später ein Ziel unserer Reise werden.

Doch vorerst ist klar, wir müssen alles in unserer Macht stehende tun den Letzten der verbliebenen Steine vor dem Zugriff der Druiden und ihrer Meister zu beschützen. Ein Meister, der so wie man uns erklärte, das Land nicht verstand und es immer nur zugrunde richten würde. Auch wenn er selbst das Land sein solle – Ein Gedanke, der vieles erklären würde. Doch wie?

Nach der Erfahrung mit den Illusionen der Hexe ist uns allen klar, dass wir uns vor dieser Art der Magie schützen müssen, was zu einer regen Diskussion führte, einer sehr langen Ausführung von Theo über böse Zauber und Gegenzauber und schließlich zu einem regen Austausch unserer Kräfte. Schnell war klar, dass Arabella ihre Macht aus Angst jemanden erneut zu verletzen, zurückhält. Wir alle redeten ihr mal mehr, mal weniger einfühlsam zu. Versprachen ihr, dass wir sie in vollem Maße unterstützen würden, wenn sie die Kontrolle über ihre eigenen Kräfte verlieren würde. Sagten ihr, dass sie die Kräfte ja für ein höheres Wohl einsetzt. Ich versprach ihr sogar – und meine es aus vollem Herzen – dass ich jede Narbe, die ich in Bezug auf derlei aufopferungsvollem Verhalten davontrage mit Stolz zur Schau stellen würde. Doch schließlich brachen wir diese Diskussion ohne fruchtbares Ergebnis ab. Die Zeit rannte davon.

Als kurze Einweisung malte uns der junge alte Rivvil eine Karte seines eigenen Anwesens und verriet uns, wo er den Stein versteckt hielt. Hara machte uns den Vorschlag zu zweit in das Haus hineinzuschleichen, um ihn möglichst unbemerkt aus dem Schubfach des Schreibtisches im ersten Geschoss zu holen. Sie wählte Theo dafür aus, der anscheinend aus welchen Hintergründen auch immer, sich eine Expertise in Heimlichkeit zu eigen machte, indem er sich früher in seinem Tempel stets vor seinem Meister zu verstecken versuchte.

Mit diesem unreifen aber schnell gefassten Plan gingen wir los und ließen die Familie hier in der Sicherheit von Theos Kuppel zurück. Im Herzen mit der Hoffnung schnell genug zu sein und noch einen positiven Einfluss in diesem Überfall geltend zu machen. Arabella und ich blieben wie abgesprochen in Sichtweise des Hauses zurück als Theo und Hara direkt vor unseren Augen verschwanden – vermutlich einer dieser magischen Wirkungen Theos Praxis von denen er sprach.

Und so warten wir, mit einem Blick auf Bekea und lauschend nach dem Signal meiner Pfeife, die Hara bei sich trägt. Doch bisher tut sich nichts, dabei ist schon eine sehr lange Zeit vergangen. Und während meine Gedanken immer wieder zu dir abschweifen und ich die letzten Einträge in der Fall and Rise verfasse, fange ich mir an Sorgen zu machen.

Flohlu ku’nal usstan – udosstan – ehmtu linath.

Übersetzungen:

Lil’xsa’us – die Verbannte (Lolth)
Jabbress – Mistress (Geliebte/ Lehrerin)
Maelthra – Drache
Kestal – Hoffnung
rivvil – Mensch
„Flohlu ku’nal usstan – udosstan – ehmtu linath“ – „Ich folge treu meinem – unserem – eigenen Lied“

Anhang 351 – Aufzeichnungen einer Reise (Shield of Light)

Anhang 351 – Aufzeichnungen einer Reise (Shield of Light)

Tag 5

Es ist spät am Abend des fünften Tages nach Ankunft. Ich zähle den zehnten Eintrag nach unserem Exodus aus dem magischen Gespinst in dieses fremde und hoffnungslose Land. Seit unserem Abenteuer mit dem anscheinend als verzweiflungsschürende Figur missbrauchten Tiger mit den säbellangen Zähnen und dieser Abart an fader Musik ohne jede Emotion, inszeniert durch einen anscheinend grausamen und selbstverliebten Ortsvorstehers, der sich selbst Baron nennt, hat sich leider immer noch nicht viel Änderung gezeigt. Es ist auch kein Pfad zurück nach Toril zu sehen, wo unsere Mission dringend ihrer Durchführung wartet.

Doch wenigstens scheint sich das Band zu der Gruppe ebenfalls gestrandeter Abenteurer, die ich hier traf, zu festigen. Der Gruppe bestehend aus dem begabten Theo, der grazilen und impulsiven Quennessaa namens Arabella und Hara, einer willensstarken zurückhaltenden Maelthra mit ihren drei Begleitern, die ich bisher noch nicht richtig kennenlernen konnte, sowie Maduin – eine für mich bisher noch nicht ganz einschätzbaren Geschichte für sich. Und doch habe ich das Gefühl nicht zufällig hier zu sein. Zu sehr leidet dieses Land. Ihm fehlt es an Aussicht, ihm fehlt es an dir, meiner Jabbress. So sehr mich der dichte Schleier, der sich hier wie schwere Gedanken über alles legt, auch vor der grellen Sonne schützt, so sehr schluckt er auch das Licht des Mondes – das Licht der Hoffnung. Es braucht dich. Es braucht Eilistraee. Es braucht uns.

Nun denn…

Nach meinem letzten Eintrag wurde ich zeuge einer verhaltenen Auseinandersetzung zwischen Hara und dem Schwerttänzer Theo. Wie schon länger beobachtet scheint ein Keil in die Gruppe gefahren zu sein. Es fehlt an Zusammenhalt und Absprache. Ja, sogar an Vertrauen. Jeder scheint für sich vorzupreschen. Selbst jetzt, wo ihr Gefährte zurückgekehrt ist, scheint eine Art zähen Trübsal über allen zu lasten. Es wird Zeit zu agieren, statt nur zu reagieren und auch wenn ich zu neu in dieser Gesellschaft bin, sehe ich nur einen Weg – den Weg nach vorne.

Und so entschieden wir uns dem Land zu helfen. Der Wirtin, die ihrer Lebensgrundlage beraubt wurde, den Menschen in ihrer schieren Verzweiflung und den Wachters, die wir am Vortag besucht hatten.

Aufgrund der gestrigen Ereignisse, die ich immer noch nicht richtig verarbeitet habe, entschieden wir als Gruppe, dass nur Theo und ich aufbrechen sollten, die Tochter der Familie Wachter zu heilen. Es waren Ereignisse bei denen Menschen ums Leben kamen, die keine Gefahr mehr darstellten und die sich ergeben hatten, Ereignisse, bei denen man bei jeder Aktion das Gefühl hatte, ein Gegenspieler würde alles daransetzen das Vorankommen der Gruppe zu sabotieren, Ereignisse, die beinahe zu einem Kampf innerhalb des Bundes führten und mir das Gefühl gaben jede Person wäre nicht sie selbst. Es scheint so als ob der Fluch dieses Landes sich auch in den Köpfen der Vernunftbegabten manifestiert. Wir wussten, wir würden noch weniger als zuvor als Freunde der Familie Wachters wahrgenommen werden.

Und so kam es auch. Kaum angekommen versuchte uns der Bedienstete des Hauses bereits trotz der erwähnten Heilung abzuweisen. Natürlich wollten wir nicht gehen, doch unserer Entschlossenheit zum Trotz kam auch Frau Wachters dazu und drohte uns aller Erklärung missachtend mit der Stadtwache. Wir mussten ungetaner Dinge abziehen.

Auf dem Weg zurück zur Taverne beriet ich mich mit Theo um die Tochter, die nicht selbst für sich sprechen konnte, nicht einfach fallen zu lassen und uns mit den Anderen zu besprechen, um an einem gemeinsamen Faden ihres Schicksals zu ziehen. Denn immerhin geht es um Khaless – um Vertrauen. Und so erwähnte ich auch kurz, als ich ihn zu einer gemeinsamen Übung einlud, die Lektion, die ich als Prüfung Maduin mitgab, den mir immer noch sehr suspekt wirkenden Gefährten der Gruppe, der sich selbst Kleriker des Morgenfürstes und der Abenddämmerung nannte – ein Kl‘ast d‘Lathander. Eine Lektion, wie sie in unserer Gemeinde erteilt wird. Eine Lektion verborgen in einer Geschichte, aus der jeder selbst seine ganz eigene Lehre ziehen konnte. Eine Lektion, von der ich kurze Zeit später in der Taverne auch allen anderen erzählte, während ich reichlich des nur noch erhältlichen Traubensaftes bestellte, um die Wirtin zu unterstützen. Natürlich traf meine Vorgehensweise nicht bei allen auf Zustimmung, aber darum ging es auch nicht. Zu schmerzhaft war die Erinnerung in unserer Vergangenheit an das gewesen, was Geheimnisse anrichten konnten. Geheimnisse und ein besessenes Schwert.

Ich werde dich wieder zu Kräften führen, quar’valsharess.

Da für eine erfolgreiche und unerwartete Aktion zur Rettung der Wachter-Tochter Zeit verstreichen musste, entschieden wir Vallaki zu verlassen, um nach dem Wein für die Wirtin zu sehen. Wir nannten ihr unser Ziel, falls uns jemand suchen oder folgen wollte und begaben uns zur hiesigen Kirche um nach Maduin zu sehen und Theo die Beschaffung eines anscheinend ihm wichtigen Gegenstandes beim Pater zu ermöglichen, was ohne Probleme möglich war, denn dieser schien ihm besonders zugetan zu sein. Maduin indes war in tiefen Gebeten und Meditation versunken, wie ich von der Ferne beobachten konnte. Vielleicht trübte wirklich der Fluch mein Urteil über ihn – nur die ungewisse Zukunft wird es zeigen.

Dann war es so weit.

Als wir aufbrachen fiel mir unvermittelt ein, dass wir am Vistani Lager vorbeikommen würden und eine Sehnsucht nach unserer Gemeinschaft überkam mich, daher bat ich die Gruppe einen kleinen Abstecher zu machen, um nach dem Rechten zu sehen und zu meiner Freude waren alle einverstanden. So konnte ich ihnen G‘eldriia, Kestal, Xor und die anderen 10 Mitglieder unserer Gemeinde vorstellen, die sie auch gleich mit offenen Armen empfangen. Es war schön meinen Gemeindenamen Niir’l wieder zu hören, auch wenn ich den Titel, den ich als Namen trage und selbst wählte, achte und respektiere.

 Während Theo ein Ritual praktizierte an dem auch Kestal sehr interessiert schien, lernten wir uns alle ein wenig näher kennen. Ich erfuhr, dass das Geld der Gemeinde noch einige Zeit reichen würde und wir hörten, dass die Tochter des Vistani-Führers anscheinend allein in Richtung des Sees davongelaufen war. Eine Aufgabe für den Rückweg.

Ich berichtete, was ich bisher erlebte und erzählte G’eldriia von der Hoffnungslosigkeit der Bevölkerung und des Landes – wir beide waren uns einig: Man brauchte uns und doch hielt ich G’eldriia vorläufig davon ab, allein loszuziehen. Unsere Gemeinde brauchte sie und ich bin der A’nshal’a d’l’drathir. Es war an mir die Vorhut zu bilden und zu helfen, wo ich konnte. Die Ähnlichkeiten der Bevölkerung hier und der leidenden Drow aus Feryxonis waren erdrückend, ebenso wie die Vorurteile zwischen den Vastani und den Menschen aus Vallaki. Keiner von uns hätte da zusehen können.

Am Ende schloß Theo sein Ritual ab und hatte einen Vertrauten und wir einen Gefährten mehr – eine Eule, die umgehend nach dem Wort für Vernunft und Weisheit Bekea getauft wurde.

Dann wurde es Zeit für den Aufbruch. Bei all den schönen Ereignissen blieb aber ein tiefer Kloß der Traurigkeit zurück. Denn auch G’eldriia hatte keinen Kontakt zu dir, Eilistraee. Der Kontakt zu meiner Jabbress war abgebrochen. Nur die Gewissheit darüber, dass du dich weiterhin zusammen mit Mystra im magischen Gespinst befindest, wo wir dich vor fünf Tagen verlassen mussten, treibt mich voran. Ich werde dich wiedersehen und bis zu diesem Tag werde ich in jeder meiner Waisen nach deinen Tönen suchen. Niemals aufgeben bis du wieder vollständig erstarkt sein wirst, dein Namen wieder hell unter unserem Volk strahlt und ich dich wiedersehe, um es gemeinsam zwischen die anderen friedliebenden Völker Fearuns zu führen. Doch zuerst weiter…

Am Ende machten wir uns nach einem liebevollen Abschied auf unsere Mission zu verfolgen. Wir gelangen kurz vor der Abenddämmerung an einen Fluss und suchten nach einem Lager. Zwei der Freunde Haras – ich kann die Maelthrae immer noch nicht auseinanderhalten – schienen sich ein Wettkampf um den besseren Standort zu liefern, doch am Ende gewann das Glück und der Zufall. Theo erzählte uns, dass er extra für den Anlass der Rast einen Zauber vorbereitet hatte, um uns zu schützen. Es ist schön sie alle zu beobachten, wie sie füreinander einstehen, auch wenn sie lernen müssen, besser miteinander zu kommunizieren.

Aber wer bin ich darüber zu urteilen? Derjenige der sich Jahrzehnte lang selbst aus seiner Gemeinde zurückzog. Nichtsdestotrotz denke ich, ich werde diese unterschiedlichen Charaktere wirklich schätzen und lieben lernen können. Du würdest sie mögen, d’l’olath jallil. Die graziöse aber verunsichert und melancholisch wirkende, junge Arabella. Die von innerer Stärke und Weisheit erfüllte Hara, die es gewohnt scheint Befehle an ihre Freunde zu geben und von ihnen respektiert wird und der sich selbst kennenlernende Theo, der wenn mich nicht alles täuscht, ein dulninuk d’l’velve ist – ein Bruder der Klinge in der alten Kunst unseres Volkes – des Volkes deines Vaters. Eine Kunst ausgeführt durch einen Rivvil. Die Völker scheinen endlich zusammenzuwachsen. Ich hoffe auch unseres findet bald seinen Platz in dieser Gemeinschaft.

Doch zurück. Wir suchten uns Aufgaben, die jeder für sich nachging, und Hara stellte mir zwei ihrer Gefolgsleute zur Unterstützung bei der Jagd. So entkleidete ich mich bis auf die Hose, dem Dhrakta und der Handarmbrust meines Vaters und wir jagten wie es sein sollte. Unterwegs fanden wir die Spuren eines Rehes und einem Rudel Wölfe und folgten ihm. Zu unserem Glück spürten wir es bald auf einer Lichtung auf, doch gerade als ich mich für den Sprung und Stoß mit dem Rapier weit genug genähert hatte, wurde es von dem plötzlich erscheinenden Rudel verjagt, angeführt durch einen Schreckenswolf, und nur dem guten Schuß des Maelthra ist es zu verdanken, dass wir es dennoch erlegten. Nur um uns mit den Wölfen um die Beute zu streiten. Da sie selbst nicht Ziel der Jagd waren, versuchte ich die Wölfe mit Hilfe meines angeborenen Feenlichtes und der Lautstärke einer absichtlich daneben gehenden Donnerwelle der Bassseiten der Zither, die du mir geschenkt hast, zu verjagen, was mir auch bei allen gelang. Bei allen bis auf ihrem Alphatier. Der Schreckenswolf näherte sich mir und grinste – ja lächelte. Ich versuchte ihn zu beschwichtigen in der Ahnung, dass hier etwas nicht ganz stimmte und senkte das Rapier. Versprach ihm, den Tiger vom Vortag vor Augen, einen gerechten Anteil an der Beute um einen unnötigen Kampf zu umgehen mit einem Biest, welches nur seiner Natur folgt. Genau in diesem Moment sprang das Untier vor und ich sah vor meinen Augen, wie sich seine Zähne in meinen Hals bohrten.

Doch dieser wunderschöne, elegante Wolf verschwand. Die Pfeile der Maelthrae gingen ins Leere. Alles was blieb war ein kurzes Lachen im Wind. Nur einer meiner Begleiter sah eine verschwindende humanoide Gestalt. Ein weiteres Rätsel auf unserem Weg.

Wie versprochen teilte ich die Beute gerecht in der Hälfte für beide Jagdrudel und wir nahmen unseren Anteil mit ins Lager zurück.

Dort unterhielten wir uns auch über einen Weg zurück nach Fearun indes Arabella irgendwann von ihrem eigenen Pfad zurückkehrte. Wir hörten von Theo von seiner Ausbildung im Bernsteintempel, dem dort bewahrten Wissen – Wissen auch über Fearun – und erfuhren, dass die Schriftrolle, die er zur Heilung der Wachtertochter nutzen will, auch seinem Master helfen könne, seinem Jabbuk, der wahrscheinlich verhext wurde. Egal wie das mit den Wachters ausgeht. Wir müssen ihm helfen. Nicht nur, weil er vielleicht weiß, wie dieses Wissen hierhergelangt ist und ob man auf dem gleichen Weg auch zurückkann, sondern weil es das Richtige ist.  

Kurz vor der Nachtruhe zogen Theo und ich uns noch einmal ein wenig abseits auf die Straße zum rituellen Schwerttanz zurück. Es ist schön auch in diesen Landen diese Kunst, die Musik und die Schönheit verbreiten zu können. Ich kann nur dafür kämpfen, dass die Hoffnung folgen wird.

Wir zogen uns aus und ich schaute ihm zu und beobachtete seine Technik, während ich ihm eine Vision unserer Vergangenheit schenkte. Eine Vision unserer Übungen und unseres so fordernden und so grazilen, leidenschaftlichen und liebevollen Tanzes. In seiner Vorstellungskraft tanzte er mit dir – er tanzte unterstützt durch seine rituelle Magie sehr gut – und spürte unser Band. Weshalb wir uns auch über die Macht der Liebe, die Stärke von Gefühlen und die Macht, die sie über das Schicksal verleihen, unterhielten. Und dann tanzten wir gemeinsam. Tanzten ohne die Unterstützung von Magie. Tanzten und entwickelten uns, bis wir nicht mehr tanzen konnten – im Gedanken warst du stets dabei. Nun ziehen wir uns in die Sicherheit von Theos Zuflucht zurück. Ich bat an, Wache zu halten und werde die Zeit nach dem ich diesen Eintrag in unsere History of Fall and Rise verfasst habe für unsere Waise nutzen. Ab und zu glaube ich zwischen den Tönen deine Antwort zu hören, doch dann verfliegt sie wieder. Ich hoffe bald wieder mit dir spielen zu können.

Usstan che ol, ussta jallil.

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