Aufgeheizte Gemüter: Von Schmerz und Lust (Invictus Igni)

Teil 1: Nach dem Kampf ist vor dem Kampf

Wir waren eingeschlossen. Diese verdammte Drowpriesterin Trissa und diese dreimal verfluchte Sonnenelfe haben sich mit einem Zauber aus dem Staub gemacht und das Eingangstor verschlossen. Nachdem Malcador plötzlich wieder ausgerastet war und mir haltlose Sachen an den Kopf geworfen hat, ruhten sich alle von dem anstrengenden Kampf erst einmal kurz aus. Malcador war so erschöpft, dass er sich an einer Säule niedergelassen hatte und sogar eingeschlafen war. Zumindest hat er ein wenig meine Leistungen im Kampf gewürdigt, auf seine eigene, verschrobene Art. Irgendwie benimmt er sich in letzter Zeit sehr merkwürdig. So als hätte er eine zweite Persönlichkeit, die immer wieder durchdringt. Angefangen hat das, seit wir diese extrem schwierigen und kraftraubenden Kämpfe austragen mussten. Ich sollte das im Auge behalten.

Luna hatte sich auch gleich eingeschaltet und war dazwischengegangen. Sie hatte Recht. Wir können nur gemeinsam in dieser Tiefe überleben. Zu meiner Überraschung muss ich gestehen, dass ich sie mag. Gerade ich, einen dieser privilegierten Aasimar. Aber wie sich herausstellte, hatte auch sie in der Vergangenheit Probleme durch ihre Herkunft. Da hatte ich doch etwas vorschnell geurteilt. Gerade ich, der das anderen immer vorwürft. Das Leben lässt halt keine Chance für eine Lektion aus. Auf jeden Fall scheinen wir mehr gemeinsam zu haben, als ich bisher gedacht hatte. Aber zurück zur Geschichte.

Während alle Luft holten, durchsuchte ich zuerst den Drow-Zauberer nach einer Schriftrolle, mit deren Hilfe wir vielleicht entkommen hätten können. Aber Tymora war nicht auf unserer Seite. Der Magier war komplett nutzlos. Ich bin dann zu einem Kokon gegangen, hab ihn runtergeholt und geöffnet. Ich hatte gehofft, dass da vielleicht ein Gefangener drin wäre, der uns helfen könnte oder wertvolle Informationen hätte, aber Pustekuchen. Es war ein männlicher Drow, dem Tode schon ganz nahe.  Unter dessen Haut bewegte sich irgendwas. Ich konnte mir schon denken, was da abging. Sicherheitshalber rief ich Alberich dazu, aber der konnte für den Drow auch nichts mehr tun. Kurz nachdem ich versucht hatte, den Drow durch ein paar leichte Klapse ins Gesicht aufzuwecken, brachen die Spinnen aus seinem Körper heraus und krabbelten davon. Das war vielleicht ein widerlicher Anblick. Ich habe schon viele verschiedene Tode gesehen, auch selbst herbeigeführt. Aber nichts war annähernd so widerwertig, wie dieser. Na gut, nichts außer die Rattenkäfigfolter aus Luskan.

Da das nichts gebracht hatte, untersuchte ich die Wände der Halle. Wir waren zuvor ja schon auf Geheimgänge gestoßen, warum sollte also nicht einer aus der Halle hinausführen. Ich hatte sogar meinen Stab der Geheimnisse verwendet. Aber nichts. Es half alles nichts, wir mussten irgendwie durch diese Tür gelangen.

Anton war derweil auf die Ballista geklettert und veranlasste sie, auf die Tür zu feuern. Doch Tymora hatte uns verlassen. Der Feuerbolzen prallte von der Tür ab. Er wurde reflektiert und traf und zerstörte die Ballista. Sie ging in Flammen auf und mit ihr unsere größte Hoffnung. Uns blieb jetzt nur noch der Betrachter mit seinen Augenstrahlen. Immerhin hatte ich gesehen, wie sie einen Gegner komplett aufgelöst hatten. Warum also nicht auch die Tür. So brachten Anton und ich den Betrachter dazu, seine Augenstrahlen auf die Tür abzufeuern. Aber kein Strahl richtete irgendwas aus.

Ich wollte die Hoffnung aber noch nicht aufgeben und ging zu der Tür. Irgendwie mussten wir doch hinausgelangen. Oder wenigstens ich, dann hätte ich versuchen können, die Tür mit meinen Dietrichen oder anderen Werkzeugen zu knacken. Am unteren Rand der Tür war ein kleiner Spalt, durch den man ein kleines Stück hinter die Tür gucken konnte. Da kam mir eine Idee. Ich hatte diese vollkommen verrückte Sonnenelfe gesehen, wie sie plötzlich von einem Nebel umgeben wurde, verschwand und etwas weiter wiederauftauchte. Und ich hatte Geschichten von Dämonen und Teufeln gehört, die ähnliche Fähigkeiten besaßen. Meine teuflische Abstammung hatte mir schon mehrere magische Fähigkeiten verliehen, vielleicht auch diese. Wer weiß, vielleicht war der Bastard in meiner Blutlinie ja von der teuflischen Sorte, die diese Fähigkeit beherrschte. Also konzentrierte ich mich, sammelte meine innere Kraft, wie ich es auch bei meinen anderen Fähigkeiten tat und stellte mir vor, wie ich in einem rötlichen Nebel wie ein Teufel verschwinden und direkt an dem Platz hinter der Tür, den ich sehen konnte, wiederauftauchte. Dabei imitierte ich das Gehabe der Sonnenelfe.

Was soll ich sagen? Ich bin ein Meister meines Faches und ein teuflisch guter Kerl. Es gelang und ich teleportierte direkt hinter die Tür. Zuerst sicherte ich alles ab, nicht dass mich diese verfluchten Weibsbilder überraschten. Als aber keine Gefahr zu erkennen war, machte ich mich daran, die Tür mit meinen Werkzeugen und meinem unendlichen Geschick zu knacken. Diese Zwergentür war ziemlich hartnäckig, das muss ich dem kleinen, bärtigen Volk lassen. Aus irgendeinem Grund musste ich dabei an Luna und denken und an das, was sie mir über den Umgang der anderen mit ihrer Abstammung erzählte. Daran, wie ähnlich das meiner Vergangenheit war. Es beflügelte mich, warum auch immer. Jedenfalls gelang es mir nach einer gewissen Zeit tatsächlich die Tür zu öffnen. Kairon: 1, auf ihre Baukunst stolze Zwerge: 0.

Die Tür schwang geräuschvoll auf und ich stand lächelnd und selbstbewusst da. Ich war schon etwas stolz auf mich. So eine Zwergentür zu knacken ist wirklich nicht leicht. Aber glaubt ihr, es kam auch nur ein „Danke“ oder etwas in der Art? Natürlich nur von Luna. War doch selbstverständlich. Und Malcador, der bisher immer nur meckern konnte, hatte auch noch alles verpennt. Hätte am liebsten wohl noch weiter in der Halle geschlafen. Ich sag ja, Tymora hatte wohl wichtigeres zu tun. Na jedenfalls schauten wir uns danach nach Azrok um. Ursprünglich war er vor der Tür gewesen, aber nun war er verschwunden. Wir vermuteten schon, dass er als Geisel genommen worden sein könnte, vor allem, nachdem wir die zerstörte Ballista sahen. Aber er war mit einigen seiner Soldaten beim Gefängnis. Es störte ihn nicht, dass Trissa entkommen war. Er war total gut gelaunt, weil wir den Tempel erobern konnten. Er holte sogar eine Flasche raus und prostete uns zu. Ich war allerdings der Einzige, der auch etwas zückte und den mit auf den Sieg anstoßen wollte. Ich meine, man muss doch jeden guten Moment auch mal genießen, gerade in diesem Drecksloch. Gerade, wenn man jederzeit draufgehen kann.

Aber Anton wollte mir diesen kurzen Moment nicht gönnen. Keine Ahnung, was der Kerl hat, aber er war schon wieder an der nächsten Tür und öffnete sie. Hat wohl Blutmücken im Hintern, so wie der ständig auf Zack ist. Oder er braucht mal dringend eine Frau. Ja, ich denke daran liegt es. Als er nämlich die Tür öffnete waren Schreie zu vernehmen und er stürmte sofort los. Was das mit einer Frau zu tun hat, fragt ihr? Nun ja, die Schreie waren nicht nur Schmerzenzschreie. Soweit ich hören konnte, gehörten diese zu einem Mann, während eine Frauenstimme lustvoll schrie. Ich sage euch, das hat unseren Mönch so angetrieben. Der rannte so schnell, dass ich kaum hinterherkam, geschweige denn von unserem vollgepanzerten Alberich und Malcador, der total fertig war. Aber wir konnten ja schon zur Genüge erfahren, was passiert, wenn Anton allein irgendwohin stürmt. Also hieß es für alle schnurstracks hinterher.

Durch ein paar Gänge und zwei weiteren Türen gelangten wir schließlich in einen Raum mit interessantem Arsenal. Anton nahm sich von einem Tisch ein weißes Seidentuch und eine Peitsche. Keine Ahnung wofür, aber irgendwie untermauerte das noch meine Theorie von der Frau. Von den – vermutlich weiblichen – Schreien getrieben und irgendwie gehetzt rannte er auch schon zur nächsten Tür, aus der die Schreie drangen. Er riss sie auf und ich konnte den dahinterstehenden Raum sehen. In der Mitte befand sich ein seltsamer Kreis und darum herum mehrere Sitzgelegenheiten mit einer Spinnenseidenpolsterung. Dummerweise saßen auf dieser Polsterung mehrere Drowkrieger. Glücklicherweise schauten die ziemlich überrascht und ich wollte schon vorstürmen und das Überraschungsmoment nutzen, um dem nächsten Drow die Kehle durchzuschneiden. Aber dummerweise entschied sich Anton dafür, sofort wieder die Tür zuzuknallen, etwas Abstand zu ihr zu gewinnen und lauthals nach Malcador und seinen Feuerbällen zu brüllen.

Drow sind zwar widerwärtige Sardisten, aber nicht blöd. Ich hörte nur noch sich schließende Türen und die Schreie verstummten. Na toll, so bereitete ich mich mental darauf vor, den zu erwartenden Armbrustbolzen auszuweichen. Malcador kam auch endlich zu uns und hielt einen Feuerzauber, vermutlich einen Feuerball, bereit. Anton bewegte sich wieder vorsichtig auf die Tür zu und wollte sie mit seinem Kampfstab öffnen, als sie geradezu explodierte und ihn entgegenflog. Es riss ihn und die Tür bis zur gegenüberliegenden Wand, wo sie zerschmettert wurde. Anton zum Glück nicht. Ich würde ja sagen, dass das ganze Geschehen ihm eine Lehre sein sollte, mich vorzulassen. Aber die Erfahrung zeigt etwas anderes.

Alberich stürmte in den Raum, fing mit seiner Rüstung die ersten Bolzen ab und stellte sich dem ersten Drow im Nahkampf. Ich eilte sofort an seine Seite und nutzte eine Öffnung in der Verteidigung des Gegners, um ihm mit einem sauberen Streich die Kehle durchzuschneiden. Da von dem Raum zwei weitere Türen und ein Gang abgingen, wählte ich die mir gegenüberliegende Tür, in der sich ein weiterer Drow befand, und stürmte auf ihn zu. Mit einer weiteren Attacke stellte ich mich diesem Gegner mitten in der Tür, um meinen Kameraden den Rücken freizuhalten. Im Raum selbst konnte ich noch einen ziemlich großen Wasserbottich und einen an einem Stuhl gefesselten Drow mit einer Spinnenmaske sehen, sowie eine von diesen adligen Drowweibern.

Während Alberich in den Gang rannte und dort die Drow bekämpfte, widmete sich Anton den Drow im letzten Raum. War ja klar. Da ich offensichtlich die Quelle der Schmerzenschreie gefunden hatte, nehme ich mal an, dass in Antons Raum die Quelle der Lustschreie war. Ja, so langsam verstehe ich Antons Verhaltensweisen. Aber zurück zum Kampf. Während die anderen von Malcador und Luna im Kampf unterstützt wurden, konnte Alberich ziemlich schnell an meine Seite eilen und mich unterstützen. So nahm er sich den bürgerlichen Drow vor und ich bekam die adlige ab. Ich bin sogar der Meinung, dass ich Gift an ihren Klingen gesehen hatte. Das Amulett des Giftschutzes hatte sich echt schon mehr als bezahlt gemacht. Die beste Investition in meinem Leben.

So kämpften wir nun Seite an Seite und tauschten Schläge mit unseren Gegnern aus, während ich hinter uns Peitschenknallen, Schmerzensschreie und ein Röcheln hörte. Schließlich rutschte Alberich neben mir aus und gab unserer gemeinsamen Verteidigung eine Blöße. Währenddessen hoffte ich nur, dass Anton in seiner Getriebenheit nicht irgendeine Dummheit begehen würde.

Teil 2: Unschöne Überraschungen

Plötzlich wurde es dunkel um mich herum. Die verdammte Drowadlige hatte Dunkelheit beschworen. Mit zwei Drowkämpfern direkt vor einem, war das eine denkbar ungünstige Situation. Ich wurde auch sofort angegriffen und musste einiges einstecken. Glücklicherweise bannte Luna sofort die Dunkelheit. Da ich einige hässliche Schnitte abbekommen hatte, nutzte ich die Gelegenheit, mich mit Spiegelbildern zu schützen und einen Schritt zurückzuziehen. Ich hatte geplant, dass die Drow dann nachrücken würden und immer nur ein Drow gegen uns kämpfen könnte. Während Malcador unseren Kampf mit seinen Feuerpfeilen unterstützte, stürmte Anton von hinten plötzlich genau in die Tür, um die Drow anzugreifen. Ich dachte schon, dass er meinen Plan zunichte gemacht hätte, aber dann rannte er nach ein paar Schlägen plötzlich mit angsterfülltem Gesicht wieder weg, woher er gekommen war. Nein, ich kann euch auch nicht sagen, was da passiert und mit ihm los war. Zurzeit verhalten sich beide, Malcador und Anton ziemlich seltsam. Dazu aber nachher noch mehr.

Nachdem Anton nun verschwunden war, stand Alberich wieder auf und stellte sich in die Tür. Er tauchte seinen Kriegshammer in magisches Feuer und attackierte die Drowadlige. Mit seinem Schlag setzte er sie kurzzeitig in Flammen und wehrte im Anschluss mit seiner Rüstung und seinem Schild alle Gegenangriffe ab. Er war wie ein Bollwerk und ich muss sagen, ich bin ich froh, dass er uns begleitet. Während Alberich die Drow abwehrte und Luna mit ihrer Heilmagie den Kampf unterstützte, warfen Malcador und ich unsere Feuerzauber auf die Drow. Und dann zerbrach Alberichs Kriegshammer bei einem seiner Angriffe. Zum Glück hatte er noch eine Handaxt als Ersatz parat. Schließlich tötete Malcadors Feuerzauber den bürgerlichen Drow.

Die Drowadlige zog sich daraufhin in die Raumecke zurück, dicht gefolgt von Alberich. Keine Ahnung, ob er schon Erfahrungen im Kampf mit Drow gesammelt hat oder viele Geschichten über sie gehört hat. Jedenfalls war er auf das folgende Kampfmanöver gefasst. Die Drow sprang hoch, kickte das Wasserfass und trennte das Halteseil mit ihrem Schwert durch. Doch Alberich sah das wohl kommen und konnte diesem ungewöhnlichen Angriff ausweichen. Ich folgte, sodass wir sie in der Ecke in die Zange nehmen konnten, während Malcador sein magisches Feuer direkt unter ihr beschwor. Was soll ich sagen? Das war eine unglaublich gute Kampfkombination, mit der so ziemlich jeder Gegner zur Strecke gebracht werden sollte. Aber diese adlige Drow verstand ihr Handwerk. Sie war eine ausgezeichnete Kämpferin und parierte die meisten Angriffe.

Dann sah ich im Hintergrund durch die Tür, wie plötzlich die Sonnenelfenschlampe und Trissa direkt hinter Malcador erschienen. Die verrückte Elfe tippte ihm auf die Schulter und machte eine „psscht“-Geste, ebenso wie Trissa vor Luna. Malcador wollte uns wohl warnen. Zumindest sah es so aus, als ob er schrie. Aber ich konnte ihn nicht hören. Dann wurde alles dunkel.

Ich schlug natürlich weiter zu. Die Drow konnte ja nirgends hin, sie war in der Ecke von Alberich und mir festgesetzt. Ich konnte hören, dass Alberich es mir gleichtat. Aber irgendwas war merkwürdig. So ziemlich jeder Schlag traf auf Fleisch. Das erinnerte gar nicht an die exzellente Kämpferin, die uns zuvor solche Probleme bereitet hatte. Dann löste sich die Dunkelheit wieder auf. Ich hatte Recht. Vor uns befand sich nicht die Drowkämpferin, sondern der Gefangene, den sie in dem Raum festgehalten hatten. So wie es aussah, hatten sie ihn erdrosselt und dann irgendwie den Platz mit der Kämpferin innerhalb ein paar Atemzüge getauscht. Die Drowadlige war weg und die Tür zu. Das bringt mir tatsächlich noch ein wenig mehr Sorge bezüglich der Fähigkeiten unserer Gegner. Dann wurde Alberich die Tür in den Rücken gehaut.

Doch es war nur Luna, die zu unserer Unterstützung kommen wollte. Wir trafen uns alle im Raum mit dem großen Kreis auf dem Boden wieder. Wie sich im Nachhinein herausstellte, konnte sich Malcador an der Steinwand entlang in den Vorraum flüchten und kurz darauf kam Luna mithilfe ihrer Flügel hinterher. Dann kam auch Anton aus der Dunkelheit hinterhergerannt. Nachdem er zurück in den Raum der Lustschreie gerannt war und sich nach dem Wohl der Drow, die er dort befreit hatte, erkundigt hatte, attackierte sie ihn wohl und er musste sich einen Faustkampf mit ihr liefern. Jedenfalls warf Malcador einen Feuerball in die Dunkelheit und dann verschwand diese. Doch wir konnten keine Überreste der mittlerweile drei Flüchtigen finden. Der Feuerball hatte sie vermutlich verfehlt. Zumindest konnte ich Spuren von ihnen finden, die in den Gang nach Süden führten.

Malcadors Pupillen leuchteten golden, als er sich über das Erscheinen der Sonnenelfe aufregte. Diesmal bekam aber nicht ich seinen Frust und Ärger ab. Stattdessen beschimpfte Malcador Anton der Feigheit. In den vorhergehenden Kämpfen hatte er ihn noch in Schutz genommen und gelobt. Alberich ignorierte das Ganze derweil, nahm seinen entzwei gebrochenen Hammer und reparierte ihn mit einem Zauber.

Nach diesem Kampf, der uns wirklich alles abverlangt hatte, waren wir uns ziemlich einig, dass eine Rast vonnöten war. Also machten wir uns auf den Weg zurück zu Azrok und der Sicherheit seiner Kampftruppe. Wir setzten ihn ins Bild und wollten uns ausruhen, da nahm mich Malcador noch kurz beiseite. Er schien mit sich zu kämpfen, aber dann lobte er mich. Er lobte mich tatsächlich für die schnelle und effektive Tötung des ersten Drow. Ich sagte ja, er verhielt sich zuletzt sehr merkwürdig. Zuvor war er immer ein zuverlässiger und sehr angenehmer Gefährte. Daher wollte ich ihm symbolisch die Hand reichen und dankte ihm für seinen Einsatz, der vielleicht die drei Frauen vertrieben hatte.

Ich nutzte noch die Gelegenheit um ein paar Schreiben, die ich bei den Überresten der Drow gefunden hatte, zu studieren. Dadurch erfuhr ich, dass die Drow aus dem Raum der Lustschreie Pellanonia Auvryndar und Ghirith Nhilran hießen und wohl eine Art Liebespaar waren. Die Drowadlige, die entkommen konnte, hieß Sylkress und führte bei einem Drow namens Narizmar eine Wasserfolter durch. Sie nahm wohl an, dass er einer anderen Drowdame seine Loyalität schenkte und wollte Informationen über ihre Verbindung erhalten. Zuletzt erfuhr ich durch die Schreiben noch, dass T’rissa wohl ihre ältere Schwester war und Befehle von ihrer Mutter erhalten hatte, die Sargauth-Ebene zu sichern. Dies sollte als Vorbereitung für einen Großangriff auf Schädelhafen dienen. Ich teilte die Informationen noch mit der Gruppe und mit Azrok, bevor wir uns der dringend benötigten Ruhe hingaben.

Nach dem Erwachen waren Alberichs Sachen aus seinem Rucksack komplett im Raum verteilt. Malcador und ich halfen ihn erstmal alles aufzusammeln. Währenddessen zeigte sich, dass Malcador seine Erinnerungen seit dem Tempelkampf, genauer seit dem Verschwinden von T‘rissa und der Sonnenelfe in dem Kampf, verloren zu haben schien. Auch sein Verhalten war wieder mehr wie früher, ruhiger, höflicher und entgegenkommender. Sehr merkwürdig. Ob wohl die Strapazen und Anstrengungen der letzten Zeit dafür verantwortlich waren. Immerhin hatte er seine ganze magische Macht in den Kämpfen genutzt und aufgebraucht und im Anschluss zeigten sich die Schuppen und goldenen Pupillen, die nun nach der Rast nicht mehr sichtbar waren. Weder Alberich noch Luna wussten Rat, also wollten wir nach einer Stärkung wieder in den Süden gehen und den Entkommenen folgen. Anton stürmte sofort wieder vor und war schon nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen. Ich weiß wirklich nicht mehr, was wir mit ihm machen sollen. Er wird deswegen noch draufgehen.

Wir folgten ihm langsam, bis wir durch mehrere Tunnel, in denen der Wind extrem laut pfiff und zum Teil auch viele Spinnenweben zu finden waren, endlich bei Anton ankamen. Er stand nicht weit von einer Drinne entfernt, die auf elfisch wohl die ganze Zeit „Macht das es aufhört“ schrie. Anton näherte sich ihr langsam und redete auf elfisch auf sie ein. Dann kletterte er auf sie drauf und hielt ihr die Ohren zu. Das führte dazu, dass sie sich entspannte und mit ihm in eine Ecke ging. Während der Rest von uns vorbeilief, riss sich Anton ein Stück Stoff vom Ärmel ab und verband der Drinne die Ohren damit. Sie blieb entspannt und bedankt sich sogar.

So merkwürdig das war, unser Hauptziel waren die Flüchtigen. Die Spuren zeigten mir, dass T‘rissa & Co weitergegangen waren. Anton rannte wieder vor und bei einem Fluss holten wir ihn ein. Dort stand an einer Wand ein kleiner Reim:

Wenn du nach Schädelhafen willst, fahr den Sargauth hinab. Wenn du Piratenbeute willst, flussauf zum Käptn’s Grab.

Die Spuren endeten direkt am Fluss, als wären die Frauen einfach übers Wasser gegangen. Anton tat es ihnen gleich und rannte über das Wasser direkt zu einer Stelle an der anderen Seite, während wir den weiteren Weg diskutierten. Zurück zur Stadt um für Azrok die Drow zu vertreiben, nach Schädelhafen oder zur Piratenbeute. Letzteres ließ natürlich mein Herz höherschlagen, wie ihr euch vorstellen könnt. Es war sowieso großartig, endlich mal wieder ein Gewässer zu sehen, auch wenn es nur ein unterirdischer Fluss war. Ich konnte nicht anders und musste mich mit dem Wasser erfrischen. Ich vermisse die hohe See und die Gischt im Gesicht.

Da Anton schon wieder vorrannte, diesmal über das Wasser und die Vorsprünge flussaufwärts, blieb uns keine Wahl als ihm zu folgen. Während Alberich seine Knochen knacken ließ, einfach ins Wasser sprang und den Fluss aufwärts schwamm, wirkte Malcador einen Flugzauber auf Luna, sich und mich. So flogen wir den Weg, was eine merkwürdige Erfahrung war. Ich fühlte mich frei, aber gleichzeitig war mir nicht ganz wohl dabei. Wir trafen Anton ein gutes Stück flussaufwärts an einer Bucht, wo er einen alten Rucksack durchsuchte und einige Sachen einsteckte. Ein Tunnel führte von dort weiter. Sollte dort drin die Piratenbeute sein, von der der Reim erzählt hatte?

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