Das Eisschloß (Shield of Light)

Liebe Mutter,
wahrscheinlich werde ich diesen Brief nie abschicken, denn sonst würdest du erfahren was mir in der letzten Zeit alles wiederfahren ist. Und dann, das weiß ich genau, würdest du mich an meinen Elfenohren nach Hause schleifen und mir für die nächsten Jahrhunderte Hausarrest verpassen.
Es tut mir leid Mama, aber ich habe dich enttäuscht. Du hast mir so oft geprädigt, dass ich auf den Richtigen dafür warten soll. So oft hast du mir gesagt, dass ich es nicht überstürzen soll, dass ich nicht den Erst besten nehme, den ich treffe. Ich soll meinen Instinkten trauen. Und doch konnte ich es nicht lassen. Es tut mir leid. Ich weiß noch nicht mal richtig genau, wie es dazu kam, aber Drogen, Alkohol, Küsse und dieser Mann haben mich schwach gemacht.

Er, also dieser Man… Er war einfach toll. Sanft, zärtlich und doch bestimmend. Ich würde es nicht so bereuen, wenn er sich daran erinnern könnte. Mutter, du glaubst gar nicht was er mit seinen Händen, seinem Mund und seinem Körper alles anstellen kann.
Ich habe versucht mich zurückzuziehen, aber immer wieder und immer öfter muss ich an diese Nacht denken und mich zieht es wieder in seine Nähe.
Als wir eng zusammen in den Iglus oder in der Kutsche geschlafen haben, konnte ich es nicht lassen und musste seine Hand berühren oder sogar in meine legen. Keine Ahnung ob er davon etwas mitbekommen hat. Peinlich wäre es schon, aber was soll ich machen?

Seit dem sich meine Träume so sehr verändert haben erkenne ich mich in manchen Situationen selber nicht. Ich träume vom Jagen, zerfleischen und fährten lesen. Ich fühle mich innerlich zerissen. Erst dachte ich mein schlechtes Gewissen wäre daran schuld, aber seitdem ich mich entschlossen habe, damit nun positiv zu leben, hat sich nichts daran geändert. Wie ein Tier fühle ich mich manchmal und als wir letztens diese Wollnashörner gejagt haben, da fühlte ich mich in meinem Element.
Aber erstmal zum Anfang zurück…

Ewig lange waren wir nun schon in dieser Eiswüste unterwegs. Allen ging es schlechter, jedem machte Etwas zu schaffen. Nicht nur die Kälte schlug unsere Stimmung nieder, sondern auch der Schneesturm in den wir hineingeraten waren. Wir kämpften uns wirklich tapfer vorwärts und hätten wir nicht die Magiekundigen dabei, dann hätten wir uns wahrscheinlich verloren.
Meine Beine waren schwer und es war so kalt. Ich war müde, so müde, dass es irgendwann schwarz um mich herum wurde.
Dann wurde es auf einmal ganz warm und als ich zu mir kam, saß ich in einer Kutsche. Mir gegenüber lagen Yggdra und zwei der Drachengeborenen. Schnell bekamen wir mit, dass in einer zweiten Kutsche die restlichen Mitglieder der Gruppe waren.

Eisschloß

Als wir ausstiegen standen wir vor einem mächtigen Schloß. In seiner Glanzzeit muss es ein prächtiger Palast gewesen sein, denn er sah, auch wenn ein paar Türme eingestürzt waren und er ganz von Eis umschlossen war, einfach toll aus.
Die Tiere, die die Kutsche zogen, waren Wollnashörner mit sechs Beinen. Die Kuscther entpuppten sich als rieseige Männer. Sie stellten sich als Donar, Thundar und Odins vor und brachten uns dann in das Schloß hinein.

Dort angekommen nahm Maduin sich jeden einzelnen von uns vor und heilte uns. Endlich waren meine Füße wieder meine und nicht mehr halb taub von der Kälte.
Wir gingen eine Treppe nach oben in den Eingangsbereich des Schlosses und als die Halbriesen das Tor öffneten kam uns ein warmer Raum mit ganz vielen unterschiedlichen Kreaturen entgegen. Ich sah Zwerge, Goblins, Orks, einen Riesen und große Insekten.
Donar erzählte, dass hier alle zusammen halten mussten, da man so nur hier überleben könne.
Und so haben sie Trupps eingeteilt. Einer davon ist für das Wasser holen verantwortlich und die andere Gruppe für das Jagen.

Maduin war sofort in seinem Element. Er machte deutlich, dass er ein Magiekundiger war, der nicht nur Wasser erschaffen kann, sonder gleichzeitig auch noch den Ein oder Anderen heilen könne.
Und während er dies tat, machten Yggdra und ich uns auf den Weg das Schloss zu erkunden. Die Wendeltreppe nach oben war aber keine Option, da sie viel zu zerstört war und so machten wir uns magisch auf nach oben. Ja, ich nutze meine Magie. Ein, zwei Nebenwirkungen gab es schon, aber ich passe auf, dass ich hoffentlich keinen verletzte. Ich muss jemanden finden, der mir helfen kann das Chaos in mir ein wenig zu ordnen.
Oben angekommen standen wir vor weiteren, verschlossenen mit Eis überzogenen Türen. Mit ein wenig Unterstüzung von Feuer konnten wir eine Tür öffnen nur um weiter Türen zu finden. Das war schon sehr frustrierend muss ich sagen.
Hinter einer anderen Tür verbarg sich eine Art Besprechungszimmer mit Regalen, Stühlen und Tischen.
Als wir versuchten eine weitere Tür zu öffnen schlug Yggdra aufeinmal auf diese mit seinem Schwert ein. Wahrscheinlich war er genauso frustriert wie ich und so gingen wir wieder zu den Anderen zurück.

Hara erzählte uns, dass sie erfahren hat, dass der Riese wohl am Längsten hier ist und wohl am Meisten weiß, und dass einige schon 20 Jahre hier seien.
Zusammen mit Maduin hat sie das Eselfleisch als Eintopf zubereitet. War gar nicht so schlecht.

Dann war es Zeit sich zur Ruhe zu begeben. Endlich mussten wir keine Iglus mehr bauen und konnten, wenn auch unbequem, auf dem Boden aber im Warmen schlafen. Obwohl wir uns sicher fühlten, war ich die ersten vier Stunden wach und beobachtete das Geschehen um mich herum.
So gab es welche die sich um die Feuer kümmerten und einige gingen rein und kamen später wieder. Wahrscheinlich eine Art Wachablösung, aber ich war dann doch zu müde um genauer darüber nachzudenken.

Am nächsten Tag saßen wir zusammen und überlegten ob wir weiter das Schloß erkunden wollten oder mit den Halbriesen auf die Jagd gehen. Yggdra war wohl so frustriert von gestern, dass er lieber Jagen gehen wollte und auch Hara war sofort dabei. So schloss ich mich ihnen an, denn ich kann Hara ja unter den Männern nicht alleine lassen. Maduin wollte lieber das Schloß erkunden.
Und so teilte sich unsere Gruppe auf. Maduin blieb mit den Drachengeborenen zurück und wir drei fuhren mit Donar, Thundar und Odins los. Erst in der Kutsche erfuhren wir, dass wir eine Woche zum Ziel brauchen würden. Irgendwie gefiel mir die Idee eine Woche hier in der Kutsche zu sitzen. Es war warm, es gab Essen und Trinken und Yggdra und Hara waren bei mir.

Ich hoffte ein wenig mehr über Yggdra zu erfahren, aber so einfach war das gar nicht und so schrieb ich ihm einen Brief. Einige stellen strich ich durch und hoffte er könne sie nicht lesen. Das wäre auch sehr, sehr peinlich.
So saßen wir zusammen. Wir redeten zwar miteinander, aber nichts Tiefgründiges. Jeder ging seinen Gedanken nach.
Als wir endlich an unserem Ziel waren staunten wir nicht schlecht.
Vor uns erstreckte sich eine riseige Klippe mit Schiffswracks und ganz vielen Wollnashörnern die zusammen standen um sich vor der Kälte zu schützen.
Um uns den Tieren nähern zu können gehen wir eine lange Treppe nach unten. Hara schleicht sich an und Yggdra und ich machen uns Kampfbereit.
Wir schlagen uns ziemlich gut doch dann liegt Yggdra aufeinmal unter so einem Vieh. Ich zögere nicht und mache mich sofort auf ihm zu helfen. Trotz meiner nichtvorhandenen Stärke bekomme ich unter dem Tier hervor gezogen und gemeinsam greifen wir es an. Es liegt vor uns auf dem Rücken und, so dachten wir, haben wir leichtes Spiel, doch plötzlich steht es wieder und ich lag darunter. Was für eine Masse da auf mich drückte. Ich bekam kaum Luft und Yggdras Hand war so rutschig, dass ich daran keinen Halt fand. Irgendwie kam ich dann hervorgekrochen und kaum stand ich auf meinen Beinen rannte ich los auf die Treppe zu da uns einige dieser Nashörner verfolgten. Rechtzeitig kamen wir an und ließen uns loben, dass wir so viele der Tiere erlegt hatten.

Jetzt hieß es erstmal warten. Die Tiere mussten sich beruhigen bevor die Halbriesen sie Häuten und Zerlegen konnten. Das Tier muss mir so doll auf den Kopf gefallen sein, jedenfalls wusste ich zwischenzeitlich weder die Namen meiner Mitreisenden noch meinen Eigenen. Schnell klärte mich Hara auf und wer denn wer ist und so schauten wir uns die Schiffswracks an. Sie waren ziemlich alt, aber außer eine Inschrift, die keinem von uns etwas sagte, fanden wir nichts.

Dann machten wir uns wieder in den Kutschen auf den Weg zum Schloß. Wieder versuchte ich mehr von Yggdra zu erfahren. Über ihn, seine Familie und Freunde. Doch er wollte nicht reden und so ließ ich es um nicht wieder enttäuscht zu werden. Ich spielte ein wenig Musik.
Endlich waren wir wieder zurück und Maduin konnte es kaum erwarten uns alles zu erzählen was er in der Zeit ohne uns erfahren und getan hatte.

Am ersten Tag fand er eine von Hand geschaffene Kaverne mit Kuvenspuren, Holz und Werkzeugen.
Anschließend haben sie das obere Stockwerk erkunden wollen und öffnen eine Tür nach der Anderen. Richtig viel finden sie nicht, denn das Meiste ist vereist und einfach zu alt als das es einem etwas sagen könnte.

Sie folgen einer Treppe nach oben und kommen zu dem Übergang zu dem anderen Schloßgebäude. Doch es war schon zu spät und so machte er sich zurück zu der großen Halle.
Dort gab es gerade Essen und mit seiner Portion in der Hand ging er zum Riesen, doch der wollte nicht gestört werden und schlug nach ihm. Maduin war sich unsicher was die Gesundheit des Riesen anging und so heilte er ihn und tief brummend drehte dieser sich auf die andere Seite noch bevor er seinen Deal vorschlagen konnte.
In den kommenden Tagen hat er das Schloß weiter erkundet.

Wie er es über die Brücke geschafft hat, hat er uns nicht erzählt, aber dass er mit großer Wahrscheinlichkeit den Königssall gefunden hatte erzählte er uns sofort. Auch, dass er Truhen und Kommoden gefunden hatter berichtete er uns. Allerdings fand er nichts von großem Wert obwohl die elbischen Schriftzeichen, die er entziffern konnte, „hier liegt der Frostkönig Aggdral“ anderes vermuten ließ.

Immer wenn er Zeit fand, heilter er den Riesen ein wenig und irgendwann lud dieser ihn zum Würfeln ein und er lernte das „Brummen“ des Riesen zu deuten.

So Mama. Jetzt bist du auf dem Laufenden. Ich vermisse dich ganz schrecklich und wünschte du wärst jetzt hier bei mir um mich in deinen Arm zu nehmen. Ich habe auch kurzzeitig eine Spur zu Jovaril gefunden, aber leider konnte ich ihr nicht weiter folgen. Aber ich werde ihn finden Mama.

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