Durch das Gewitter (Raven Guard)

5. – 7. Eleasias 1488

Nachdem jeder mit seiner Morgenroutine fertig war, wurde das Gepäck gechultert und es ging weiter durch den Dschungel. Noch war die Sonne zu sehen und die Lichtstrahlen brachten eine angenehme wärme, die durch die Feuchtigkeit des Dschungels eine gute Harmonie bildete.
Allerdings im laufe des Vormittags zogen immer mehr und mehr Wolken auf, bis der gesamte sichtbare Himmel verdeckt war. Nicht nur das es nun merklich kühler wurde, auch konnten die Wolken das Nass nicht halten und es ergoss sich ein wahrer Sturzbach an Regen.

Da Bee bisher die Gruppe wunderbar durch den Dschungel gelotst hat, wurde ihr auch wieder die Rolle der Führerin überholfen. Sie versuchte so gut es nur ging, in der Nähe des Flusses zu bleiben, welcher kontinuierlich nach Süden führte und somit weiter in die Richtung vom Feuerfinger. Jedoch spielte Mutter Natur nicht ganz so mit, wie sich die Gruppe das wünschte. Durch den ganzen Regen wurde der erdige Fußboden allmählich matschig, ja schon fast sumpfig, was das vorankommen weiter erschwerte. War das nicht schon genug, so war der Pfad am Fluss teilweise so unwegsam und ausgebrochen, dass Bee wieder in den Dschungel abbiegen musste.

Zum Mittag hin wurde eine kurze Rast eingelegt. Zum Glück gab es genügend umgestürzte Bäume, die zumindest ein Alibi an Schutz vor dem Regen boten, sei es auch nur für den Seelenfrieden. Gerade als sich die Gruppe wieder auf den Weg machen wollte, bemerkten Nim Ojoo und Bee etwas komisches. Sie sahen etwas schimmernd und glänzend zwischen den Bäumen, mitten im Pfad vor ihnen hängen. Es war regelrecht zwischen den Bäumen gesponnen, allerdings zu weit weg, um wirklich genaueres zu erkennen.
Nach dem Nim Ojoo die Gruppe darauf hingewiesen hatte, erkannte nun auch Cathari die Stelle und hielt den Rest auf. Auch wenn die Stelle recht deutlich war, so wurde sie dennoch von einigen übersehen. Bee, Cathari und Nim Ojoo erkannten das Gebilde als Spinnennetze, die durch den hier spärlichen Lichtschein und dem ganzen Regen glitzerten wie frische Gischt.

Die Gruppe entschied sich, nach dem sie ein paar Minuten überlegten ob sie einen Umweg durch den Dschungel nehmen sollten oder es durch das Spinnennetz probieren sollten, dann doch für den Umweg. Es stellte sich heraus, das es allerdings kein großer Umweg war und so ging es dann ohne weitere Unterbrechungen den Fluss entlang. Zum Abend hin wurde in der Nähe des Flusses das Lager aufgeschlagen. Arannis, Cathari und Nim Ojoo, wie auch Fitz gruben einen kleinen Graben um ihr Zelt, damit dieses hoffentlich nicht voll läuft in der Nacht.
Bee ging zum nahe liegenden Fluss und fing an zu Angeln, sagte vorher jedoch noch Bescheid. In diesem Dschungel ist Vorsicht das oberste Gebot. Nim Ojoo hingegen ging in der Nähe des Lagers auf die Suche nach Früchten und Nüsse.
Zum Abendessen gab es einen Fischeintopf, mit den Fischen die Bee gefangen hatte und den von Nim Ojoo gefundenen Früchten. Auch wenn es weiterhin unbehelligt regnete, so war das Abendessen eine wohltat. Endlich etwas warmes und deftiges zu essen zu haben, die Füße ein wenig ausruhen und dem prasseln des Regens zu lauschen, hatte auch etwas für sich.

Noch während dem Abendessen stellte Cathari ihre Schüssel beiseite und stellte sich so hin, das sie vor der Gruppe stand. Es war ihr sichtlich unwohl, als sie da so alleine vor der Gruppe stand.
„Ich muss und möchte euch etwas erzählen.“ fing sie leicht nervös an. „So viel bin ich euch schuldig.“
„Ich mag wie ein Mensch aussehen. Bin allerdings keiner. Ich bin … meine Existenz oder Dasein ist … anders. Das ich solche Anfälle gehabt habe und das ich auch nur noch ein Huhn habe, hat auch einen Grund.“
„Und was für ein Grund mag das sein? Magst du uns den verraten?“ fragte Arannis.
„Ja, natürlich. Ich bin …“ Cathari atmet tief ein „Viele nennen mich einen Vampir. Ich habe Dinge eines Menschen und eines Vampirs erhalten. Ich muss zwar kein Blut trinken, wie es den Vampiren nachgesagt wird, aber dafür muss ich regelmäßig rohes und noch frisches Fleisch essen. Für ein paar Tage kann ich den Hunger unterdrücken, aber irgendwann wird er so stark, das er sich wie ein Monster meldet.“
„Eine Woche. Eine Woche sind wir bereits unterwegs und das sagst du uns erst jetzt? Warum? Warum nicht früher?“ fragt Arannis sehr ernst und mit einem verärgerten Ton in der Stimme. Bee bleibt Catharis Worten der Mund offen stehen und das Essen fiel heraus. Der Rest schien das alles relativ gelassen, schon fast locker aufzufassen.
„Dafür entschuldige ich mich auch. Allerdings musste ich erst Vertrauen euch gegenüber aufbauen. Es ist nicht leicht und nicht gerade ungefährlich, so etwas von sich preis zu geben.“
„Eine Woche! Meinst du nicht, dass du unser, das du mein Vertrauen missbrauchst hast?!“ fragte Arannis, während er aufstand und auf Cathari zu ging.
„Was hast du vor, Arannis?“ fragte Romero mit einer ernsten Stimme. Als Arannis nicht reagierte und einfach weiterging, stand Romero auf und ging ihm im gleichen Schritt nach: „Was.hast.du.vor.Arannis?“ fragte er nun bestimmter, allerdings auf elfisch.
„Wenn ich dich gerade verletzt habe oder ähnliches, dann tut mir das leid. Ich kann dir jedoch versichern, das ich euch und dir nichts böses möchte.“
Arannis lies hingegen Romero stehen, welcher einfacher nur da stand und „Scheiße“ rief und sich wütend umdrehte. Der Halbelf hingegen ging weiter auf Cathari weiter zu, bis er kurz vor ihr stehen blieb. Cathari wusste sichtlich nicht, was sie unternehmen sollte und streckte in einer beschwichtigenden Geste die Hände ein wenig nach vorne.
„Wenn ich dir vertrauen soll, dann musst du mir auch vertrauen. Nimm den hier und wenn ich richtig liege und dir nun vertraue, habe ich keinen Dolch im rücken stecken.“
Cathari nahm zwar den Dolch, den Arannis ihr hin hielt, ließ ihn jedoch so gleich fallen. Sie wollte anscheint keine Waffe in dem Moment in der Hand haben. Nim Ojoo ging hinter Cathari und sagte auf Loxodn zu ihr: „Nehme den Dolch an. Ich glaube, Arannis braucht das jetzt.“
Arannis hingegen nahm sehr gereizt den Dolch wieder an sich, wischte ihn kurz an der nassen Hose ab und hielt ihn Cathari wieder hin. Nun griff sie etwas fester zu und behielt ihn in der Hand.
Auf der Stelle wirbelte Arannis herum und ging wieder zu seinem Platz zurück, während er in einer normalen und entspannten Stimmlage sagte: „So, wo waren wir gerade Bee? Bist du soweit?“ Bee nickte und beide gingen ein klein wenig vom Lager weg, blieben allerdings in Sichtweite. Kurz darauf war auch zu hören, das beide mit Schwertern übten.

Innerhalb der Nachtrast schlich sich Romero aus seinem Zelt heraus und wurde dabei von Nim Ojoo erwischt. Dieser hingegen meinte nur, indem er Romero den Rüssel auf die Schulter legte: „Viel Erfolg heute Nacht.“ „Öh, danke.“ erwiderte der Krieger und ging zu Arannis und Bees Zelt. Er schüttete den Graben um das Zelt soweit zu, dass sich das Wasser schnell sammelte und eine große Lache vor dem Zelteingang bildete. Nicht nur dass der Boden so oder so schon matschig war, nun bildete sich durch die Stauung des Wassers ein kleiner Sumpf.

Nim Ojoo weckte währenddessen Cathari und diese wiederum weckte kurz darauf Bee. Romero schlich sich, noch bevor Cathari aus dem Zelt gekrochen kam, zurück in sein Zelt. Die sich vor kurzem als Vampir bezeichnete Frau half Bee über den sumpfigen Boden und dann setzten sich beide hin. Während der restlichen Nacht unterhielten sich Bee und Cathari, wie sie denn auf den Mentor von Bee gestoßen sind, warum sich Cathari nochmals bei Bee entschuldige und noch über andere Dinge.
Zum Morgen hin wandte sich Cathari der aufgehenden Sonne hin, zumindest versuchte sie es so gut, wie es eben der Dschungel hergab und sah auch direkt auf die Sonne. Bee sah einen freudigen, erwartungsvollen und zu gleich leicht mysteriösen Blick in Catharis Gesicht.

Vollkommen durchnässt, wozu auch die Zelte und jeglicher Ausrüstungsgegenstand gehörte, ging die Gruppe nach einem dürftigen Frühstück weiter. Der Vormittag war noch mal sehr anstrengend, da der Regen nochmal so stark zu nahm, das er selbst bei den kleinsten Hügeln wie in Sturzbächen sich herabstürzte. Überall formten sich große und kleine Seen im Fußboden, welche häufig viel zu tief waren, um sie zu durchqueren. Allerdings ließ zum Mittag hin wenigsten das Gewitter nach. Der Regen blieb, er verschlimmerte sich zwar nicht, aber er blieb.
Bee nutze die Gelegenheit und versuchte das Tempo ein wenig wieder anzuziehen. Sie schaffte es auch, musste jedoch nach nur wenigen Minuten kapitulieren. In so einem schlammigen und sumpfigen Untergrund ging es sich einfach zu schwer.

Zum Nachmittag hin kam die Gruppe zu mehreren gigantisch großen Bäumen zu. Selbst Nim Ojoo, der in voller Länge fast 3 Meter maß, hätte wohl 5 oder mehr von seiner Körperlänge gebraucht, um einen von diesen Bäumen vollends zu umfassen. Nicht nur die Durchmesser waren mächtig, auch die Baumkronen schienen den restlichen Wald zu überragen. An einem Baum hingen an den kräftigen und zu gleich uralt aussehenden Ästen faustgroße Nüsse. Noch während Bee erläuterte, dass die Nüsse rasseln wenn sie geschüttelt werden und dann für eine kurze Zeit Licht ausstrahlen, ließen sich vier dunkle Primaten von dem Baum fallen.
Romero ging auf die Primaten zu, wie auch die Primaten auf Romero und somit die gesamte Gruppe. Nim Ojoo folgte dem Menschen sofort und just als er aufholte, merkten er und Romero wie etwas oder jemand ihren Geist versuchte anzugreifen. Sie konnte es abwehren und sahen wie sich die Primaten in grausige und monströs aussehende Affen verwandelten.

Nun entbrannte ein Kampf zwischen der ungleich großen Gruppen. Auch wenn die Affen wohl sehr gut klettern und springen konnten, so trafen ihre scharfen Klauen nur selten ihr Ziel. Zum Glück der Gruppe, da diese die Chance nutzte und selbst die Affen immer wieder attackierte. Es dauerte nicht lange und da lagen die Affen im Schlamm. Allerdings kam die Gruppe nicht ganz ohne die ein oder andere Fleischwunde davon.
Nachdem Nim Ojoo die ihm vertraute heilige Kraft anrief um manche Wunden zu schließen, kletterte Bee auf den Baum hinauf. Nun als der Kampf zu ende war, wurden komische kleine Bauten, eher eine Mischung aus Höhle und Nest im Baum sichtbar, welche auch direkt von Bee unter- und durchsucht werden.
Die nun sehr groß und stolz wirkende Halblingsfrau fand in den komischen Bauten ein Saiteninstrument, bei welchen eine Saite gerissen war. Romero hingegen fand am Fuße des mächtigen Baumes ein Kartenstück. Dieses Kartenstück zeigte eine Siedlung, einen Ort, zumindest ein bisher noch unbekannter Name, der südlich der Endung des Flusses, welcher gerade bereist wurde, eingezeichnet war: Dungrunglung.

Nach diesem doch recht anstrengenden Tag, entfernte sich die Gruppe ein kleines Stück von dem großen Baum und suchte sich einen Lagerplatz, bevor es dann auch daran ging, alles für die Nacht vorzubereiten.

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