Eine Hand wäscht die andere (The Legion of the Trusted)

Einige Jahre reiste Nasid mit einem paranoiden Kleriker zusammen. Das waren tatsächlich die angenehmsten Reisejahre seines Lebens. Rurlak Swenson hatte er gehießen und meist all seine von Helm gewährte Macht dazu genutzt, nach Bösem Ausschau zu halten. So richtig zu Schlafen schien er auch nicht. All die Zeit kam Nasid nicht dahinter, was den jungen Mann so geprägt hatte, dass er vermutlich selbst gegenüber Einhörnern sein Gespühr für Böses geschärft hätte. Irgendwann trennten sich ihre Wege. Vermutlich lebte er noch. Irgendwo. Entweder in einer Einöde, einem Kloster oder auf der celestischen Ebene. Oder er starb an Schlafentzug. Sowas kam vor, hatte Nasid gehört. Oft auch bei Sklaven, die unter der Peitsche überarbeitet wurden. Es gibt halt auch dumme Sklaventreiber, die ihre, oder die Investition ihres Herren nicht richtig schätzen. Nasid denkt an solche Menschen oft wie an Kinder, die Schmetterlingen die Flügel ausreißen. Auf bestimmte Art Dumm und vielleicht bloß vom Schicksal auserkoren, kein Gewissen ausgebildet zu haben. Seis drum, die Schmerzen der Verbrennungen durch den Blitz des Magiers rissen ihn aus seinen Tagträumen, während sie in der Kutsche der Wächter zur Stadt rollten. Dieser verdammte Zwerg verlangte wohl einen Kniefall vor seinem Moradin, um ihn endlich zu heilen. Nasid würde sich gut überlegen müssen, wie sehr er sich in Gefahr bringt, wenn Heilung so ein rares Gut ist. Xhorgul hatte Nasids leicht feindlichen, vielleicht aber auch nur aus Schmerzen zuckenden Blick aufgefangen und fragte ihn zwergisch direkt, wann er endlich Moradin bitten würde, ihn zu heilen. Da war dieser Kloß im Hals, bestimmt kam das auch von den Verbrennungen. Immerhin sollte er nicht den qazzam selbst bitten, bloß seinen Gott. Ja, es tat weh. Hinterher nicht mehr körperlich, doch der bittere Nachgeschmack auf Nasids Zunge verfolgte ihn für den Rest des Tages. Arrat und Xhorgul waren einen großen Teil der Strecke mit Grundsatzdiskussionen beschäftigt, die Nasid für ein bloßes Missverständnis hielt. Der Diener Moradins richtete den Magier offensichtlich nach seinen Maßstäben und sah die Dunkelheit und die Gefahr des moralischen Verfalls in den sehr zielstrebigen Taten Arrats, während dieser sich mit Tyrs Lehre, wie er sie versteht in Einklang erlebt und sein Handeln anders auslegte, als Xhorgul dies tat. Vielleicht jagten sie beide Phantome? Rylan verbrachte die Fahrt oben auf der Kutsche, um mit seinen Adleraugen die Gegend abzusuchen. Keine schlechte Idee, schließlich hatten die Magier es bereits zuvor geschafft, ihnen ihre Gefangenen unter der Nase weg zu schnappen. Der Feldwebel, mit dem sie die Kutsche teilten, wie auch der Torwächter schienen verkappte Studiosi der Philosphie und des Denkens zu sein, die bloß des Geldes halber der Wache beigetreten waren, so jedenfalls wirkten ihre Fragen, die Xhorguls Grundsatzhinterfragerei noch weit in den Schatten stellte. Eine wundersame Stadt. Dass es schnell und einfach gehen würde, hatte Nasid sich bereits abgeschminkt. Savras hatte sich bestimmt etwas dabei gedacht, ihn mit dieser Truppe zusammen zu bringen, oder auch sie „zuuufällig“ diesen Überfall mitbekommen zu lassen. Zumindest, so kjdfiuaüoraknsdfoa+0r9ghakwjenr#paoureg+aihkrkja+d9fhaerntihoffte Nasid, hatten Savras und Moradin sich abgesprochen. Schachfigur im Spiel eines anderen Gottes zu sein behagte ihm gar nicht. Auch dass Arrat seine Verbindung mit Tyr so ernst nahm irritiere Nasid ein wenig. Sicher, er fühlt sich Savras verpflichtet, doch meist auch allein gelassen. Ein wenig wie ein Kind, dass seinem treulosen Vater nachweint und sich stets danach sehnt, in seine schützenden Arme genommen zu werden. Oder war er hier der treulose? Bisher hatte er gedacht, dass es allen nicht-Klerikern so gehen müsse. Erhielt der Magiewirker vielleicht wirklich auch Antworten von Tyr? Beizeiten würde er dies mit ihm bereden müssen. Als Nasid Fenner vor der Wache warten sah konnte er nicht anders, als tief irritiert in die Runde, den Himmel und in seinen Verstand zu schauen, wo oder was gerade falsch war. Rylan, Arrat und Xhorgul schienen überhaupt nicht überrascht. Fennsfhrtzwzkkksrrtergfdgsrter taucht immer irgendwo, irgendwann wieder auf, war die mit Schulterzucken vermittelte Antwort. Also doch nicht der Zitternde Daumen und eine natürlich völlig unkoordinierte Rettungsaktion für den Halbork. Das hatte auch etwas Gutes. Lord Dolo höchst selbst gab sich die Ehre, die wieder vollständige Truppe zu empfangen. Fenner schuckelte bereits ungeduldig von Bein zu Bein und rief mehrfach lautstark nach dem Lord, bis dieser sich bequemte. Die meiste Zeit überließ Nasid den anderen das Geplänkel. Interessant wurde es, als Arrat den Lord dafür anfuhr, so von oben herab zu reden, was dieser jedoch aalglatt, wie alles andere auch an sich abperlen ließ. Das Gute daran, die meiste Zeit sein Maul zu halten ist, dass wenn man es öffnet, auch auf einen gehört wird. Fenner ist der wahre Meister dieser Strategie, doch nun konnte Nasid sie sich auch zunutze machen und führte den Lord Wort für Wort vor, ihnen Essenzielles zu verschweigen, denn bisher wirkte das alles sehr, sehr falsch. Dabei mochte Nasid den Mann eigentlich. Erfahrungsgemäß wusste er aus diesen Kreisen, denen er ja selber entstammte jedoch auch, dass Falschheit oft hinter einem freundlichen Gesicht steckt und selbst die selbstlos wirkendsten Handlungen ihre zweite Seite haben können. Er dachte dabei besonders an seinen Vater, der nun wirklich zu allen seinen Kunden freundlich war. Was nichts darüber aussagte, ob er sie mochte oder nicht.

Um die Sache in Ruhe zu besprechen verabredeten sie sich für den nächsten Tag in einem Gasthaus, in dem Zimmer für sie reserviert waren. Statt der Zimmer verlegte sich die ganze Gruppe in eine Schmiede im Nebenhaus, wo Xhorgul die letzten Stunden des Tages hämmerte und Nasid sein Projekt eines schwebenden oder fliegenden Hammers vorstellte. Verrückte Idee, wo Pfeile doch viel besser flogen, aber er wollte es dem qazzam nicht schlecht reden, nachdem er ihn von seinen Schmerzen befreit hatte. Auch machte Nassid Rylan für den Fall der Fälle mit einigen Pfeilvarianten, die er ihm im ernstfall geben könnte vertraut, um nicht vor Ort ewige Erklärungen zu provozieren. Fenner und Arrat waren wie vom Erdboden verschluckt, nachdem sie sich verabschiedet hatten und kamen auch erst zum nächsten Morgen zurück. Was sie getrieben hatten, behielten sie für sich. Freudenhäuser hätte Nasid im normalfall getippt. Aber da schienen seine Gefährten nicht so klassisch für zu haben zu sein. Wer weiß, Fenner konnte sich ja verwandeln. Vielleicht eine Straßenhündin? Brr.. er konzentrierte sich wieder aufs Zauber vorbereiten und verlängern. In dieser Stadt würde er nicht ungeschützt vor die Tür gehen. Wie auch sonst nie, seit ihm gezeigt wurde, wie er die magischen Strukturen der Zauber umweben konnte. Sie hatten noch viel zu diskutieren, denn der Lord wollte sie offensichtlich auf einen Ball schleusen, wo der Sergant Fetherbe ganz vielleicht, eventuell vorhanden sein könnte und auch eine Person, die möglicherweise etwas von seinem Verbleib weiß. Das roch nach Fisch. Nein. Eigentlich stank es zum Himmel. Angenommen sie waren wirklich mehr oder weniger unbekannt und neu hier, was Nasid annehmen musste. Seine Gefährten hatten ohne Zweifel einen Ruf bei den Zwergen, doch unter Menschen und Gesocks hatte er es bisher nicht erwartet. Dennoch redete der Lord mit ihnen, als wären sie Verbündete oder enge Vertraute, während er rein logisch nicht ausschließen konnte, dass sie nicht mit den Astorian, Night Masks oder wem auch immer unter einer Decke steckten und das ganze eine Finte war, seine Macht zu untergraben, oder ihn sogar aus dem Weg zu schaffen. Glück für ihn, dass dem nicht so war, sonst hätte er das Frühstück in aller Öffentlichkeit nicht überlebt. Immerhin rückte er nun mit der Sprache heraus. Fetherbe ist ein Spion gewesen und kennt sich daher in Westtor aus, wie kein anderer auf Seite der Wache. Xhorguls lauter Meinung folgte der Konsens, dass dies eine gute Möglichkeit sei, irgendwie doch das richtige zu tun und dabei weiterhin Arrats Ziel zu folgen. Immerhin mussten sie sich so nicht mit dem Gesindel verbünden, sondern eher kämpferisch auseinandersetzen. Zugegeben, vermutlich war es sicherer und weiser, die Wache zum Feind und diesen Haufen krimineller Organisationen zum Freund zu haben, doch Nasid war froh, dass dies kein Weg ist, den sie beschreiten würden. Ein Messer zwischen den Rippen aus dem Schatten hatte noch den klügsten Magier getötet und bei so vielen Messern und so viel Schatten auf einem Haufen, wie es in Westtor sein sollte, konnte er gut darauf verzichten. Als er Xhorgul diese seine Bedenken bezüglich des „wir zeigen uns offen und lassen die Gegner kommen“ mitgeteilt hatte, stieß er auf wenig Verständnis. Der Zwerg wollte einfach den ersten Schlag einstecken und dann anfangen auszuteilen. Gut, zweifelsohne lässt sich das in solch einer Rüstung leicht sagen, das musste Nasid ihm lassen. Außerdem wirkt es ziemlich mutig und je mutiger ein Krieger wirkt, desto weniger mutig wirken seine Gegner. Auch ein Vorteil. Doch nicht Nassids Lieblingsstrategie. Seit er Savras Gabe erhalten hatte, wusste er immer gern vorher, was, wo und wem er begegnen würde, um das Schlachtfeld selber zu wählen. Eine anders geartete Weißheit, wenn man so wollte. Die erbeutete Robe passte Nasid nicht richtig, das hatten sie ausprobiert. Vielleicht würde sie Arrat passen, um einen weiteren Trumpf im Ärmel zu haben.

Die Zeit hatte morgens noch gereicht, jeweils für Arrat und Nasid einen Ausspähungszauber zu wirken. Arrat suchte nach seiner Schwester, konnte sie aber nicht finden, während Nasid mittels der gesammelten Körperflüssigkeiten in einer echt ekeligen Aktion den Vorsteher des Hauses Bleth beim Essen mit seiner Frau beobachten konnte. Von Lord Dolo erfuren sie dann später, dass Haus Bleth mit dem Haus Cormaryl verbunden ist, welche ihrerseits mit den Fireknives verbandelt sind. Doch damit nicht genug der schlechten Neuigkeiten, denn der wahre Gegner, der hinter all diesen Verbrecherorganisationen steckt scheinen die Zentarim zu sein, mit denen sich nun wirklich niemand anlegen möchte. Großartige Gelegenheit also, sich Feinde zu machen. Die Suche nach persönlichen Gegenständen Fetherbes, um ihn aufzuspüren blieb erfolglos, sie würden also zu anderen Mitteln greifen müssen und gerade Fenner schien erpicht darauf, die Gelegenheit irgendwie anders, als auf einem Ball zu lösen. Doch sollte das dem Trupp nicht gelingen, würde der Ball, verkleidet, als Wächter Lord Dolos wohl eine gute letzte Möglichkeit darstellen.

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