Explosion? Nein, danke! (The Adventurer)Explosion? Nein, danke! (The Adventurer)

Die kleine Pause, die wir uns gönnten, tat uns allen wirklich gut. Wir hatten Zeit, uns ein wenig zu unterhalten und neue Kraft zu sammeln, um innerhalb der nächsten Eben weiter vordringen zu können. Diese Zeit nutzten wir, indem Farhea ein paar der Gegenstände untersuchte, die sich in unserem Bag of Holding angesammelt hatten. Wie gut, dass ich irgendwann im Laufe der Zeit angefangen hatte, Liste über alles zu führen, was wir so fanden. Anderenfalls hätte ich mich mit Sicherheit nicht an all das erinnert, was ich letztlich herausgezogen hatte. Farhea schien ziemlich genau zu wissen, was man mit all diesen Gegenstände anfangen konnte und es war faszinierend, sie dabei zu beobachten, wie sie den meisten dieser Dinge – einige waren auch einfach ganz normale, unmagische aber trotzdem fantastische (!) Gegenstände – eine Bedeutung zuwies.

Den Rest der Pause verbrachten wir damit zu überlegen, wie wir nun weiter vorgehen wollten. Noch ein paar Mal kam der Gedanke auf, zurück nach oben zu gehen und vorerst die Spione auszuschalten, doch am Ende fiel die Entscheidung darauf, unten weiterzugehen. Da ich aus meinen vorherigen Fehlern gelernt hatte, bot ich an jemand anderen vorgehen zu lassen, bevor ich am Ende wieder einen falschen Hebel betätigte und meine Freunde in Gefahr brachte. Da kein anderer sich meldete, übernahm Farhea die Führung nach unten und bewaffnet mit Ikes Runde führte sie uns die lange Treppe nach unten. Wieder standen wir in diesem runden Raum, in dem wir zuvor gegen Farhea und die anderen Doppelgänger gekämpft hatten. Diesmal war jedoch eine Tür offen, die zuvor verschlossen gewesen war.

Mit einem kleinen Feuerball in der Hand beobachtete ich – beobachteten wir alle – wie durch die Tür eine Gestalt trat, ziemlich groß und breit mit beiger, ledriger Haut, einem leichten Unterbiss und kleinen Reißzähnen, die von ihrem Unterkiefer nach oben vortraten. Oder sollte ich lieber sagen: von einem Unterkiefer. Wir standen Auge in Auge zu einem Halbork, bewaffnet mit nicht viel mehr als einer einfachen Rüstung, einem Helm, sowie einem Schwert und vollgehängt mit zehn kleinen Fläschchen. Panik stieg in mir auf. Was, wenn das wieder nur ein Doppelgänger war, was wenn er uns angriff, mit diesen Fläschchen bewarf oder ganz und gar Verstärkung rief?! Ein wenig begann ich zu zittern und ich stand kurz davor, den Feuerball auf ihn zu werfen, da gab Farhea Entwarnung. Zwar schien auch sie noch etwas unsicher, doch zumindest erklärte sie uns, diesen Halbork zu kennen und stellte ihn uns als Bennor vor. Die beiden waren gemeinsam mit dem Rest ihres Trupps nach hier unten gekommen, hatten einander aber aus den Augen verloren, als der Rest des Trupps gestorben war. Der Rest der Gruppe wirkte überzeugt davon, Bennor vertrauen zu können und somit ließ ich den Feuerball wieder sinken. Dennoch behielt ich mir im Hinterkopf den Gedanken daran, ein Auge auf ihn zu haben.

Wie es schien hatte Bennor keinerlei Erinnerung daran, was geschehen war, nachdem er den Trupp aus den Augen verloren hatte und als ich ihn mir ein wenig genauer ansah, fand ich auch heraus, warum. Er hatte eine große Beule am Kopf und musste sich irgendwo so arg gestoßen haben, dass er nun unter den Folgen einer heftigen Gehirnerschütterung litt. Etwas Zeit und gute Pflege sollten das jedoch wieder gerade biegen können.

Wir untersuchten den Rest des Raumes und mir wurde derweil mitgeteilt, dass die Fläschchen, die sich um Bennors Hals befunden hatte, hochexplosives Alchemisten-Feuer gewesen war. Mir wurde schlecht. Was wäre wohl passiert, hätte ich den Feuerball nach ihm geworfen? Sicher hätte die daraus entstandene Explosion nicht nur ihn in tausend Teile zerfetzt. Das wäre ein sehr schnelles und unschönes Ende gewesen … so war ich doch recht froh, mich eines Besseren erinnert und nicht direkt agiert zu haben, als ich ihn gesehen hatte. Langsam aber sicher lernte ich eben doch aus meinen vergangenen Fehlern.

Der Rest des Raums war bis auf einen weiteren Mechanismus und einen Hebel nicht wirklich interessant und die meiste Zeit, die der Rest innerhalb des Raumes herumstand und diesen untersuchte, verbrachte ich sowieso damit, das Zeug, was sie fanden, in den Bag of Holding zu stopfen und mir zu notieren, was alles hinzukam. Aber es schien so, als hätte ein Mechanismus in einem Fass dazu geführt, dass ein weiterer Hebel-Mechanismus aktiviert worden war, der nicht nur eine Tür im hinteren Teil dieses Raumes, sondern noch ein weitere Tür angrenzend an den runden Hauptraum öffnete. Ein weiterer Mechanismus, ein weiterer Raum und … ein weiteres Rätsel! Ich konnte nicht wirklich behaupten, diesen Turm am Anfang gemocht zu haben, doch mittlerweile hasste ich ihn. So viele Fallen, Hebel und Rätsel – langsam begann mein Gehirn weh zu tun. Hinzu kam, dass auch von diesem Raum wieder weitere Türen, bzw. Gatter weg führten zu anderen Räumlichkeiten. Aber befassen wir uns erst einmal mit dem Inneren dieses Raumes. Ein rechteckiger Raum in dessen Inneren das erste, was einem auffiel, ein Thron war. Oder zumindest ein ziemlich prunkvoller Sessel, der stark an einen Thron erinnerte. Dieser Thron stand auf einer Plattform, die sich farblich vom restlichen Boden abhob. Den Weg zu diesem Thron pflasterte ein riesiger Teppich, der bestickt war mit frühlingsgleichen Mustern, fast wie ein wunderschöner, grüner Laubwald im Frühjahr. Rechts und links befanden sich jeweils drei Säulen. Vor jeder Säule stand eine Feuerschale. Beim Untersuchen der Feuerschalen stellten wir fest, dass am Boden jeder dieser Schalen ein Tier zu finden war. Insgesamt waren es drei Vögel und drei Landsäugetiere, die in diesen Schüsseln abgebildet waren. Was hatte das zu bedeuten? Gefüllt waren sie mit Öl, so als warteten sie nur darauf, angebrannt zu werden. Im Grunde wäre das ja mein Stichwort, aber mit Sicherheit war es falsch, all diese Schalen anzuzünden. Hinzu kam, dass jedes dieser Tiere auch noch einmal als Bild an der Wand hing. Naja … fast jedes Tier. Einer der Vögel – der Schwan – fehlte.

Noch während Farhea und ich über dieses Rätsel nachdachten, machte der Rest der Gruppe sich an einem der Gatter zu schaffen. Dieses schien den Weg zu einer Art Folterkammer zu versperren. Das war sowieso ein Ort, den ich nicht unbedingt untersuchen musste. Sollten die also von mir aus machen, worauf sie Lust hatten. Als sie dann aber begannen, das Gatter aufzustemmen, wollte ich dann doch sehen, wieso genau sie es so eilig hatten, dort hinein zu stürmen. Tatsächlich hatten sie im Inneren der Kammer nämlich zwei Gestalten entdeckt, die genau so aussahen, wie unser lieber Bennor. Der Halbork versicherte uns aber, nichts mit ihnen zu tun zu haben. Weitere Doppelgänger!

Wie hätte es auch anders sein sollen, wir griffen die Doppelgänger an und machten ziemlich schnell kurzen Prozess mit ihnen. Zu den beiden, die wir anfangs erblickt hatten, gesellten sich vier weitere hinzu, doch hatten diese scheinbar noch keine neue Gestalt angenommen. Sie waren noch so nackt und hässlich, wie all die Doppelgänger zuvor es gewesen waren, nachdem sie sich zurückverwandelt hatten. Ich hoffte inständig, dass wir bald in die nächste Ebene kamen. Vielleicht hausten dort endlich keine Doppelgänger mehr. Andererseits würden wir dort vielleicht auf Dämonen treffen … beim zweiten Gedanken erschienen die Doppelgänger doch das kleinere Problem zu sein. Zudem hatten wir eventuell gerade einen anderen Weg zu Dämonen gefunden.

Während des Kampfes war uns nämlich eine fast schon erstickende Wärme entgegen geschlagen und einer der Doppelgänger hatte während unseres Kampfes eine Eiswand errichtet, um uns davon abzuhalten, in den an die Folterkammer angrenzenden Raum zu treten. Glücklicherweise gab es nichts, das gegen Eis effektiver war, als Feuer. Und über Feuer verfügte ich zur Genüge. Während ich damit beschäftigt war, die Eiswand zu schmelzen, untersuchte Farhea die Überbleibsel der toten Doppelgänger und fand einen weiteren Runenstein. Dieser war jedoch lesbar beschriftet mit den Worten „Eingang zu den Höllen“. Nicht nur farblich, sondern auch inhaltlich schien sie zu dem zu gehören, was hinter der Eiswand lag. Nachdem ich diese nämlich heldenhaft geschmolzen hatte, öffnete sich vor uns ein weiterer Raum, in dessen Mitte eine Art Altar stand, dahinter hohe Wände, die jedoch nicht bis zur Decke reichten. Auf diesen Wänden standen Schalen und am Boden direkt vor uns glühte eine rote Rune. Ganz eindeutig war es die gleiche Rune wie die, die Farhea nun bei sich trug. Mit Sicherheit war das kein Zufall. Was auch immer dieser Raum hier zu bedeuten hatte, er war unweigerlich mit dieser Rune verknüpft. Ein weiteres Rätsel! Mein Herz machte einen sarkastischen Freudensprung. Während ich noch innerlich diesen Turm verfluchte, verlangte Farhea nach etwas, das sie auf eine der Schüsseln werfen wollte. Sie bekam einen von Felicias Wurfspeere, tauchte dessen Spitze in eine kleine Flasche heiligen Wassers und warf ihn zielsicher auf eine der Schalen. Mit einem lauten Klirren zersprang diese und das rote, dickflüssige Innere floss heraus, über die Wand bis auf den Boden. Auch der Speer fiel zu Boden, die Spitze rot gefärbt und seltsam qualmend, so als hätte man eine Kerze ausgepustet. Hatte die in heiliges Wasser getauchte Spitze vielleicht auf das Innere der Schale reagiert? Behaltet diese Frage auf jeden Fall im Hinterkopf, denn die Antwort darauf habe ich selbst noch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass wir sie schon bald finden werden! Ebenso, wie wir sicher auch die Antwort auf das Rätsel in dem Raum mit dem Thron schon bald finden werden.

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