Diese miesen Viecher. Wie soll ich mitten in der Nacht, während meiner Wache, nach einem so auszehrenden Kampf ihre kryptischen Nachrichten verstehen? Die Zeit des Siechens? Wenn sie das nächste Mal vorbeikommen mache ich Ihnen erst einmal klar, dass wenn sie meine Hilfe wollen, sie auch klar und deutlich mit mir zu reden haben. Und ich weiß immer noch nicht, wer sie eigentlich schickt und mir diese… egal.
Es ist wichtigeres passiert als das. Anscheinend fehlt immer noch das Vertrauen in der Gruppe mir und den anderen gegenüber, denn Neris hat sich während Ihrer Wache, ohne uns davon etwas zu erzählen, auf in den Wald und in Richtung Küste gemacht. Hätte Baum uns das nicht erzählt, dann würden wir sie wahrscheinlich immer noch suchen. Natürlich brach eine Diskussion in der Gruppe aus. Diesmal war Romero erstaunlicher Weise auf meiner und Bee auf der anderen Seite, aber ich glaube wir haben sowieso nur aneinander vorbei geredet. Romero machte klar, dass sie uns wenigstens hätte Bescheid geben können und Bee verteidigte ihre Entscheidung so schnell wie möglich sich in Richtung Heimat aufzumachen. Während unsere Gruppe also wieder mal dem alten Trott verfiel, passierte etwas unerwartetes. Zum ersten Mal, seitdem ich ihn kenne, könnte ich meinen, Gefühle in Baums Worten gehört zu haben. Ich bin mir auch sicher, dass es die eindeutige Trauer und die Unsicherheit in seiner Stimme waren, die uns alle dazu brachte unsere Zwistigkeit zu beenden.
Ich weiß nicht ob es diese plötzliche Überraschung war, aber genau in diesem Moment wurde mir klar, dass wenn wir als eine funktionierende Truppe hier etwas erreichen wollten, wir uns gegenseitig vertrauen müssen und auch persönliche Umstände nicht ignorieren dürfen. Ich zögerte noch, aber nach einer weiteren Minute, die sich wie Stunden anfühlte, entschloss ich den anderen von meiner persönlichen Aufgabe hier zu berichten. Ich zeigte ihnen meinen Verlobungsring und genau schon wie am Abend zuvor zu Romero, berichtete ich Ihnen von Thia und der Notlage in der sie und ich uns befinden. Schon nach den ersten Sätzen versuchten die ersten, zu denen auch Baum zählte, mich zu unterbrechen und ich konnte mir schon denken, worum es gehen würde. Ich bereute schon bevor ich fertig war mit reden, dass ich es Ihnen erzählt habe. Ich entschuldigte mich noch, dass ich sie auf unprofessionelle Weise in meine persönlichen Angelegenheiten hineinziehen wollte und machte mich bereit mich ihren Vorwürfen zu stellen. Aber es kamen keine Vorwürfe. Ganz im Gegenteil. Baum wollte mir anscheinend, seit dem Beginn meiner Ausführungen, seine Unterstützung anbieten. Und genauso kam von den anderen eher Verständnis als Verurteilung. Ich weiß jetzt noch nicht, was ich davon halten soll, aber es half mir auf jeden Fall zu wissen, dass die anderen mich auch bei meinem persönlichen Anliegen unterstützen. Außerdem machte das Wissen den restlichen Weg zur Festung wesentlich einfacher.
Gerade einmal wenige Stunden später, kamen wir dann auch bei der Festung Beluarian an. Rokah schien auch schon voller Tatendrang zu sein und da dachte ich mir, dass es kaum eine bessere Zeit als jetzt gäbe meine Unklarheiten ihm gegenüber zu beseitigen. Romero und ich begannen ihn auszuhorchen und Fragen wegen seiner dubiosen Geschäftsverbindungen zu stellen. Auf diese spontanen Fragen konnte er dennoch selbstsicher antworten und ich muss gestehen, dass selbst meine Zweifel, die ich bei unserer ersten Begegnung noch hatte, aus dem Weg geräumt wurden.
Nachdem er uns dann auch die 50 Gold für die Entdeckerlizenz zukommen lies, wendeten wir uns dem Fort zu. Dafür, dass es soweit draußen in einem der gefährlichsten Orte die ich je gesehen habe steht, ist es eine sehr beeindruckende Festung. Eine gut drei bis vier Meter hohe Palisade umgibt das gesamte Fort und wird nur gut alle 100 Fuß von einem Wachturm unterbrochen. Schon außerhalb der Palisade konnten wir dann auch ein zweites inneres „Fort“ wahrnehmen. Dessen Mauern wuchsen noch weiter in die Höhe und sind mit einem Dach überzogen, welches das gesamte innere Gebiet überdeckt und wie eine Festung erscheinen lässt. Der Soldat in mir suchte natürlich sofort nach Schwachstellen, aber die sollten wir nicht benötigen. Zumindest noch nicht…
Das Haupttor der Festung Beluarian
Am Tor wurden wir dann kurz von Wachen aufgehalten, welche uns nach ein paar einfachen Fragen aber auch schon passieren lies. Als wir das Haupttor passierten, wurde uns schnell klar, dass das Innere der Festung den Mauern in nichts nachstand. Ich würde sogar behaupten, dass der Innenhof noch beeindruckender für die Umstände war. Man konnte hier alles von den Kasernen über Gärten bis hin zu einer Handelsstraße finden, in welcher wir wahrscheinlich auch zwei unserer Gruppenmitglieder verloren haben müssen, denn Bee und Fitz waren spontan nicht mehr zu finden.
Romero, Baum und ich sind uns sicher, dass sie hier nicht verloren gehen sollten und haben uns deshalb schon einmal in Richtung Burg aufgemacht. Ich empfand schon fast so etwas wie Freude bei dem Gedanken, dass wir unser erstes Ziel erreichen würden und das Ende meines Auftrag und besonders meine Geliebte mir wieder einen Schritt näher rücken würde. Aber solche Gefühle lässt dieses Land nicht zu und wir trafen anstatt auf die Herrin der Festung, auf eine Frau die unsere Hilfe benötigt. So weit so gut, wir haben schon andere in unserer Gruppe, die unsere Hilfe benötigen und solange sie mich nicht von meinem Ziel abhält, können wir sie gerne unterstützen. Dachte ich, bis ihre sie ihren Mund aufmachte. Ich hatte mich gerade einmal vorgestellt und ihre ersten Worte mir gegenüber waren, dass sie Soldaten und die Armee nicht ausstehen kann. Ich versuche wirklich mich hier in diesem fremden Land vorbildlich zu verhalten und keine Schande über die tethyrianische Armee zu bringen, aber wenn jemand, der meine Unterstützung benötigt, als Reaktion auf meine Begrüßung mir sagt, dass sie mich und meinen Berufsstand nicht ausstehen kann ANSTATT sich selber vorzustellen… Ich hasse dieses Land jeden Tag ein bisschen mehr. Zumindest sitze ich hier jetzt im trockenen in der Burg und komme sogar dazu, ein paar Worte zu schreiben. Vielleicht wird demnächst ja alles besser.
17 neue „Dungeons & Dragons“-Abenteuer von 17 Autoren: Das nächste Buch des Rollenspiels ist voll gepackt mit Mysterien.
Wizards of the Coast hat das nächste Buch in der fünften Edition von „Dungeons & Dragons“ angekündigt. Es handelt sich um eine Anthologie kürzerer Abenteuer mit dem Titel „Candlekeep Mysteries“, die am 16. März erscheint. „Heute“ war bei einer Vorab-Präsentation dabei.
„Dieses Buch entstand aus der Nachfrage von Spielleitern nach kürzeren Abenteuern, um sie in ihre größeren Kampagnen einflechten zu können“, so Chris Perkins, Principal Story Designer von „Dungeons & Dragons“. Jedes der 17 Abenteuer basiert dabei auf einer ähnlichen Prämisse: Die Charaktere der Spieler finden ein Buch, das ein Mysterium birgt. Die Abenteuer in „Candlekeep Mysteries“ sind für Charaktere von Stufe 1 bis 16 ausgelegt, so Perkins. Sie sind alle um die zehn Seiten lang und können an einem oder zwei Abenden gespielt werden.
Zu den Autoren der Storys zählen Graeme Barber, Toni Brill, Kelly Lynne D’Angelo, Alison Huang, Mark Hulmes, Jennifer Kretchmer, Daniel Kwan, Adam Lee, Ari Levitch, Chris Lindsay, Sarah Madsen, Michael Polkinghorn, Taymoor Rehman, Hannah Rose, Kienna Shaw, Brandes Stoddard, Amy Vorpahl und Perkins selbst.
Viele verschiedene Themen
Die Kurz-Abenteuer reichen thematisch von einer Reihe rätselhafter Organtransplantationen über die Jagd nach einem gestohlenen Buch in einem Turm von Candlekeep bis hin zu einem Dschinn, der statt einer Lampe in einem Buch gefangen ist und Abenteurern einen Wunsch-Zauber anbietet, wenn sie ihn befreien.
Candlekeep eine riesige, magisch beschützte Festung in den Vergessenen Reichen, die sich an die Küste anschmiegt. Im Innern der Mauern werden zahllose Bücher und Schriftrollen mit Informationen über die ganze Welt gelagert. „Wenn du eine Frage hast oder ein Rätsel lösen musst, ist Candlekeep der richtige Ort für die Antworten“, so Perkins. Der einzige Weg, um in Candlekeep eingelassen zu werden? Man muss ein Buch oder eine Schriftrolle spenden, die sich noch nicht im Bestand der gigantischen Bibliothek befindet. „Man muss sich vielleicht auf ein Abenteuer begeben, um Candlekeep überhaupt betreten zu können“, schmunzelt Perkins.
Das Tagebuch eines Halblings: Trolls, oder Trolle? oder Trollen?
22. Flammerule 1488, kurz vor Fort Beluarian
Endlich komme ich dazu ein paar Zeilen zu schreiben. Die letzten Tage waren wirklich aufregend, aber wir hatten uns zum Glück endich wieder gefunden und kamen unserem ersten Ziel, dem Fort, immer näher.
Nun hatten wir ein wenig Zeit uns noch besser kennenzulernen. Das Reisen an der Küste lief besser und auch das Wetter war uns ein wenig freunlicher gesonnen. Tatsächlich hatte ich sogar die Möglichkeit Angeln zu gehen und war sogar erfolgreich. Die ganze Gruppe konnte zusammen sitzen Essen, Trinken und Reden. Neris hat sogar ein Lied gespielt.
Währenddessen kam Arannis auf mich zu um mit mir zu Reden. Meine Stimmung war nicht die Beste und so haben wir uns den halben Nachmittag unterhalten. Leider hat es auch meinen Hinwein gekostet, aber das war es wirklich Wert, denn er hat von sich erzählt und warum er uns manchmal drängt uns zu beeilen. Was er alles auf seinen Schultern trägt oder denkt alleine tragen zu müssen, das tut mir schon richtig weh. Da tat es richtig gut zu sehen, dass er auch herzlich Lachen kann. Er erzählte bis spät in die Nacht und ich glaube ich bin an seiner Schulter eingeschlafen. Hoffentlich hab ich nicht den Eindruck hinterlassen, dass seine Geschichte mich hat einschlafen lassen. Das wäre mir sehr unangenehm.
Aber ich schweife ab. Wir waren unterwegs und immerzu haben wir verschiedene Vogelschwärme gesehen, aber nur die Raben, die uns mehrmals umkreisten, fielen mir besonders auf. Ja, ich weiß, viele sehen in Raben den Tod schon fast höchst persönlich, aber meine Eltern haben mir beigebracht, dass dies nicht zwingend so sein muss. Ich sollte die Dinge lieber positiv sehen und sie eher als eine Art Vermittler zwischen der menschlichen und göttlichen Welt sehen.
Nach einer Weile trieb uns Arannis wieder zur Eile an. Ich weiß zwar, warum ihm die Zeit manchmal so im Nacken hängt und ich musste mir ordentlich auf die Lippen beißen um ihn nicht anzufahren, aber das tat schon Romero. Die Beiden sind manchmal wie Katz und Maus un dich hoffe, dass es nicht irgendwann mal richtig zwischen den beiden knallt. Nicht nur er verstand Arannis plötzchen Anfall von Eile nicht, aber dieser war noch nicht bereit den Anderen alles zu erzählen.
Nach einigem hin und her war die Mehrheit der Gruppe dafür im normalen Tempo, weiterzulaufen und eine weitere Rast zu machen. Wir waren wieder dabei unser Lager aufzubauen und jeder machte dies, was er die Tage davor schon getan hatte. Ich unterhielt mich nebenbei mit Arannis, als Fitz und Baum zu mir kamen und mich so durchdringend ansahen, dass ich fragte, was sie wollten. Sie hätten da was gefunden und ich soll darauf schießen. War ihre kurze und knappe Antwort. Auf weiteres Nachfragen von Romero und Arannis erzählten sie dann, dass sie eine riesengroße Steinstaue gefunden hätten auf der sich eine Rune befindet, die ich nun wegschießen soll. Und so gingen wir zusammen zu dieser Statue, die ich als einen König von Chult wiedererkannt habe. Und wieder ärgere ich mich, dass ich den Geschichten der Barden nicht besser zugehört habe.
Wie dem auch sei. Romero erkannte die Rune und schickte uns weiter zurück. Mein Pfeil prallte einfach an der Statue ab und auch Romeros Schwert schien nichts auszulösen. Erst als er seine Hand die Statue berührte gab es plötzlich einen lauten Knall und Romero landete unsanft auf dem Boden. Arannis eilte gleich zu ihm und brüllte ihn erstmal an, wie unnötig und unvernünftig das gewesen wäre. Während er sich in Rage redete sagte Romero dann, dass er ihn nicht hören kann. Daraufhin legte Arannis seine Hände an Romeros Ohren. Wahrscheinlich um ihn zu heilen, wie er es mit meiner Schulter gemacht hatte.
Troll
Dann kann ich hören, wie etwas aus dem Dickicht des Dschungels in unsere Richtung stapfte. Keine Ahnunf was da auf uns zugestürmt kam, aber es war grün und, nein dafür gibt es keine nette Umschreibung, hässlich. Das „Ding“ griff natürlich sofort Arannis an, der noch neben Romero kniete, doch parierte dieser die Angriffe und so konnte Romero aufstehen und angreifen. Er traf, während mein Pfeil einfach an der Haut abprallte und zu Boden fiel.
Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass die Anderen zu uns stießen was auch bitter nötog war, denn auf einmal standen dort drei dieser „Trolle“ wie sie Musharib bezeichnet hatte. Von allen Seiten stießen wir nun auf unsere Gegner ein. Egal ob Zauber, Schwert, Keule oder Bogen. EIniges traf unsere Gegener gut, manches nicht und umgekehrt war es nicht anders.
Ich war irgendwie so nervös, dass ich meinen Bogen überspannte und die Sehne riss. Das darf ich auf keinen Fall Manfred erzählen. Auch wenn ich ein wenig perplex herumstand und zusehen musste, wie meine Kameraden angegriffen wurden, war ich konzentriert genug und bekam meinen Bogen schnell wieder einsatzfähig.
Ein Feuerball von Xandala brachte die Trolle ganz schön ins Schwitzen. Können Trolle überhaupt schwitzen?
Nach einer Weile ging der erste Troll zu Boden und Arannis stand zwischen den beiden noch verbleibenden Trolls, oder Trolle? oder Trollen?
Der Kampf geht hin und her und alle gaben ihr Bestes, aber die Trolle machten es uns wirklich schwer. Es schien sogar so, als würden sich einige Wunden zwischenzeitlich wieder schließen, aber endlich ging auch der dritte Troll zu Boden.
Während Neris einen Finger von einem der Trolle löste, schaute sich Baum diese Monster genauer an und fragt ob „das Blut“ in irgendeinerweise noch hilfreich wäre, doch außer Neris antwortete ihm keiner. Ich hab davon keine Ahnung also hielt ich mich da lieber zurück.
Fitz und Romero gingen zu der Statue und schauten sie sich genauer an. Was genau die Beiden machten konnte ich nicht sehen, aber vielleicht erzählen sie uns ja gleich im Lager, ob sie etwas Interessantes gefunden hatten.
Ich wurde am 22. Flammenleite 1466 in Atkatla in Amn geboren, genauer gesagt in den Slums in Atkatla, in einer heruntergekommenen Hütte, die gefühlt mehr Löcher aufwies als ein Käse. Dadurch war es oft schweinekalt in der Hütte und eigentlich nur ein bisschen besser, als auf der Straße zu leben. Meinen Vater hab ich nie kennengelernt, will ich auch nicht. Er war wohl ein Mensch, ein Kunde meiner Mutter. Das Problem in Atkatla – der verschissenen Stadt der Münze – ist, dass man auf Mischlinge und Andersartige wie uns heruntersieht. Für eine Halbelfin wie meine Mutter ist es so kaum möglich, eine ordentliche Anstellung zu finden. Also musste sie in einem Bordell in der Nähe des Hafens arbeiten, um über die Runden zu kommen. Neben mir führte ihre Arbeit noch zu zwei weiteren Kindern: Silad, meinem älteren Bruder und Si’lra meiner jüngeren Schwester.
Obwohl wir in solch abgefuckten Verhältnissen lebten, zog uns meine Mutter überaus liebevoll auf. Ich kenne keine Frau, die so gütig ist, wie sie es war oder die trotz einer solch schlechten Lage immer wieder Freude verbreiten und ein Lächeln auf die Gesichter ihrer Kinder zaubern kann. Während ich mit meinen beiden Geschwistern – oder wohl eher Halbgeschwister, obwohl wir uns nie als solche betrachteten – aufwuchs, erlebten wir leider oft das Gegenteil dieser Güte. In der näheren Umgebung lebten noch zwei Halbelfenkinder und einen Halborkjunge, mit denen wir uns anfreundeten. Wir hatten viel Spaß zusammen, aber die anderen Kinder – überwiegend Menschenbälger – behandelten uns genauso wie die Erwachsenen. Wir waren nichts weiter als Ausgestoßene und wurden von ihnen geärgert und oft auch drangsaliert. Während Si’lra davon relativ verschont blieb, weil Silad, ich und unsere Freunde sie beschützten, kam mein Bruder oft mit blauen Flecken und auch anderen Wunden nach Hause. Diese verfluchten Menschengöhren.
Die Zeit verging und als wir älter wurde, konnten wir unserer Mutter aushelfen und unseren Beitrag leisten. Während Silad als Hafenarbeiter etwas Geld verdiente, trat ich in die Fußstapfen meiner Mutter und arbeitete ebenfalls im Bordell. Dadurch verdienten wir genug, sodass dieses Schicksal zumindest meiner kleinen Schwester erspart blieb. Es ist nicht die schlechteste Tätigkeit – zumindest nicht immer – aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine Frau freiwillig und ohne Not in einem Bordell arbeitet. Zumindest habe ich den einen oder anderen Trick dadurch gelernt, den ich heute noch gebrauchen kann. Da wir nun insgesamt mehr Geld verdienten, ging es uns etwas besser als zu früheren Zeiten, als wir noch um genug Essen bangen mussten. Doch wer in den Slums lebt weiß, dass Tymora eine launische Schlampe sein kann und viele Götter einfach auf uns spucken.
Eines Tages kam ein Adliger Mensch ins Bordell und verhielt sich – welch Überraschung – wie das größte Arschloch, als würde ich und die anderen Frauen ihm gehören. Das kam ab und zu vor und entweder konnte man gut damit umgehen oder es ertragen. Ertragen – etwas, dass ich früher viel zu häufig gemacht habe. Jedenfalls verhielt sich das Sackgesicht auch noch außerhalb des Bordells so und erniedrigte uns mit seinen Äußerungen. Dummerweise war mein Bruder zufällig in der Nähe und bekam das mit. Er hatte ja schon immer zu viel Temperament und konnte solche Ungerechtigkeiten nie mit ansehen, weshalb er als Kind auch oft von den menschlichen Bälgern Haue bekommen hatte. Es kam, wie es kommen musste: Er mischte sich ein und forderte den reichen Bastard auf, damit aufzuhören und sich zu entschuldigen. Natürlich konnte eine hochwohlgeborene Arschigkeit wie der Typ sich sowas nicht gefallen lassen. Nach mehreren Beschimpfungen endete das Ganze in einem Duell.
Ich versuchte es noch meinem Bruder auszureden, ebenso wie meine Mutter und Schwester, aber Silad wollte nicht hören. Er konnte das Ganze nicht mehr ertragen, den Umgang der Menschen mit uns und wie Mutter und ich das Geld verdienen mussten. Dieser liebe Idiot. Am Abend machte er sich zu dem Duell auf. Natürlich folgte ich ihm heimlich, auch wenn er es nicht wollte. Es war kein richtiges Duell. Zum einen kämpfte der adlige Hosenscheißer nicht einmal selbst, weil er zu viel Angst hatte. Stattdessen ließ er einen seiner Wächter für sich kämpfen. Doch sie hatten Silad unterschätzt. Da er als Kind immer wieder Prügel bezogen hatte und oft kämpfen musste, hatte er trainiert, um sich notfalls verteidigen zu können. Doch als es Anzeichen dafür gab, dass der Wächter unterliegen würde und ich schon voller Hoffnung erleichtert aufatmete, gab diese miese Ratte, dieser Sohn eines goblinoiden Hundefickers ein Zeichen und seine anderen beiden Wächter erschossen meinen Bruder mit ihren Armbrüsten. Ich werde diesen Tag nie vergessen.
Natürlich gab es für den Pisser keinerlei Konsequenzen. Wir haben der Stadtwache alles gemeldet und geschildert, aber wer glaubt schon einer Halbelfen-Prostituierten aus den Slums, wenn das Wort eines hochwohlgeborenen Menschen dagegensteht. Keine Ahnung, was er ihnen erzählt hat. Wahrscheinlich irgendeinen Schwachsinn von Notwehr. Wir wurden sogar von der Stadtwache gewarnt, keine Lügen zu verbreiten. Ich wollte es dem Arschloch heimzahlen und am liebsten alle Adligen strafen, ihnen ihre Reichtümer und Stellungen wegnehmen, die ihnen so wichtig waren. Und ich war nicht die einzige, der die Stellung dieser verwöhnten Sesselpupser zuwider war und die am liebsten etwas gegen sie unternehmen wollte. Kurz nach dem Tod meines Bruders und der Warnung der Stadtwache trat ein Mittglied der Diebesgilde – der Schatten von Amn – an mich heran und machte mir ein Angebot.
Sie wollten mich dabei unterstützen, meinem Bruder Gerechtigkeit teilwerden zu lassen. Im Austausch sollte ich ihnen helfen. Durch meine Arbeit im Bordell hatte ich mit einigen Adligen Kontakt und wusste, wie ich andere auf mich aufmerksam machen konnte. Das sollte ich nutzen, um ein paar Informationen, eventuell sogar Geheimnisse zu entlocken und weiterzugeben und wenn nötig auch einen Gegenstand zu entwenden, wenn das gewünschte Ziel gerade abgelenkt oder schläfrig gemacht wurde. Ein guter Deal, wie ich finde. Deswegen habe ich auch sofort zugestimmt. Allerdings habe ich dem Schattendieb – Darvin – eine Bedingung gestellt. Sie sollten mich nebenbei auch ein wenig ausbilden, damit ich mich im Notfall verteidigen oder zurechtkommen könnte. Und so wurde ich etwas wie eine freie Mitarbeiterin bei den Schattendieben.
Es war eine schöne Zeit. Endlich hatte ich das Gefühl, dass ich selbst etwas bewirken, selbst eine gewisse Stärke und Macht hatte. Ich war nicht mehr nur Spielball und Gesellin und für andere da, ich handelte selber und konnte mich wehren. Zumindest kam mir das so vor. Ihr erinnert euch an die launische Schlampe? Natürlich musste mich das Glück verlassen. Eines Tages wurde ich erwischt, als ich ein geheimes Dokument eines Kunden abschreiben wollte. Er hatte das Dokument mit einem versteckten Alarmzauber gesichert. Natürlich handelte es sich nicht um irgendeinen Kunden, sondern einen hohen Adligen, der in illegale Geschäfte, wie Sklavenhandel und dem Handel mit exotischen Tieren, verwickelt war. Und wie so oft bei den selbstgerechten Blaublütern wurde auch diesmal nicht die Stadtwache eingeschaltet, sondern Selbstjustiz verübt.
Man nahm mich mit und meine Bestrafung sollte gleichzeitig der Unterhaltung und dem Geschäft dienen. Also warf man mich nur mit einem Dolch bewaffnet in die illegale Kampfarena des Spackens mit dem Versprechen, dass ich bei einem Sieg frei und alles vergessen wäre. Von wegen, als hätte das Wort eines adligen Bastards jemals etwas bedeutet. Sie wollten, dass ich vor einem laut jubelnden, asozialen Mistpack von degenerierten Menschen von einem seiner Panther zerrissen und gefressen werde. Ich wehrte mich so gut ich konnte und hätte ich kein Kampftraining durch die Diebesgilde erhalten, wäre ich in Sekunden getötet worden. So hielt ich ein wenig durch, musste aber einige schmerzhafte Kratzer des Panthers ertragen, denen ich nicht ausweichen konnte. Ich war mir sicher, dass ich in der Arena sterben würde und wurde richtig wütend. Wütend über das elendige Leben, dass wir führten, während solche Arschlöcher im Geld schwammen, wütend über die Ungerechtigkeit und über das Verhalten der Stadtwache, über den Tod meines Bruders und dass ich hier auf diese Weise sterben sollte. Meine Wut hinausschreiend, ließ ich einen Schwall von Beleidigungen gegen den Panther los.
Und dann geschah es: Der Panther zuckte zusammen und fing an zu winseln. Ich wusste damals nicht, dass ich der Auslöser war, aber ich zögerte nicht und stürzte mich auf den Panther, ohne mit den Beleidigungen aufzuhören. Nur durch diesen glücklichen Umstand gelang es mir, meinen Dolch in den Hals des Panthers zu bohren und ihn zu töten. Eigentlich schade um das arme Tier, ich wünschte, es wäre der Hals des tiermissbrauchenden Bastards gewesen. Um vor seinen Freunden und dem Publikum nicht schlecht dazustehen, hielt sich der Mistkerl an sein Wort und ließ mich gehen.
Direkt im Anschluss trat dann ein Elf an mich heran, der sich als Thamior Galanodel, Mitglied der Schaustellergruppe „die Wanderfalken“ vorstellte. Die Gruppe war gerade in der Stadt und er hatte der Arena für eine Inspiration seiner Werke und Darstellungen beigewohnt. Er hatte beobachtet, wie sich meine magische Begabung im Kampf gezeigt hat und bot mir an, mich mitzunehmen und auszubilden. Er meinte, dass ich ein Talent zu einer Klinge, einem Barden der Schule der Schwerter, hätte, so wie auch er einer war. Natürlich klang es großartig, mit einer Schaustellergruppe umherzureisen, nicht mehr im Bordell arbeiten zu müssen und Leute um sich zu haben, die einen wahrscheinlich respektierten, anders als die Menschen dieser Stadt. Es klang für mich sogar viel zu gut, um wahr sein zu können, vor allem nach all den Strapazen. Aber ich lehnte sein Angebot dankend ab. Ich musste mich um meine Mutter und Schwester kümmern und konnte nicht einfach abhauen. Die Gruppe würde uns wohl kaum alle mitnehmen.
Als ich wieder in meinem Zuhause ankam, holte mich dann die Realität dieser arschlochverseuchten Stadt ein. Während meiner Abwesenheit und meines Gespräches mit Thamior hatte dieses adlige Dreckschwein sein Wort gebrochen und seine Männer zu meinem Zuhause geschickt. Keine Ahnung, woher er wusste, wo ich wohnte, aber die Reichen haben mit ihrem Geld ihre Wege. Jedenfalls waren sie in mein Heim eingebrochen, wo ich meine Mutter am Boden in einer Blutlache liegend fand, die Kehle aufgeschlitzt. Meine Schwester hatte nur überlebt, weil sie sich rechtzeitig versteckt hatte. Ich fand sie in dem Versteck, wimmernd und schluchzend. So hatte der Bastard doch noch seine Rache bekommen, ohne sein Gesicht vor seinen Freunden zu verlieren.
Nachdem mir diese Stadt und seine Bewohner zwei geliebte Menschen geraubt hatte, hielt ich es nicht mehr aus. Nachdem ich mich um die Beisetzung unserer Mutter gekümmert hatte und von der nutzlosen Stadtwache erneut leere Worte erhielt, schnappte ich meine Schwester und unsere wichtigsten Besitztümer und ging mit ihr zu den Wanderfalken. Thamior drückte sein Beileid aus, freute sich aber, dass ich seinem Angebot nun doch zustimmte. Gemeinsam mit meiner Schwester wurden wir von der Schaustellergruppe aufgenommen und reisten mit ihnen durch die Lande, immer von einem Auftritt zum nächsten.
Während wir beide von unserer neuen Familie – denn mit der Zeit wurden wir wie Familienmitglieder behandelt – den Gesang, Tanz und das Spiel verschiedener Instrumente erlernten, weihte mich Thamior zusätzlich in die Geheimnisse der Barden ein und übte mich im Kampf mit mehreren Klingen. Si’lra, die von uns die schönste Stimme hatte, wirkte fortan als Minnesängerin in der Gruppe. während ich neben Spiel und Gesang auch oft Kunststücke mit den Klingen und Schaukämpfe mit Thamior vorführte. Gelegentlich zeigten wir auch als Schwesternpaar einige gemeinsame Tänze oder sangen im Duett. Ein häufig gespielter Schaukampf, der von einem passenden Lied untermalt wurde und viel Anklang bei den Auftritten fand, war Die Dirne und das Monster, ein Stück, dass Thamior über meinen Kampf mit dem Panther um die Freiheit geschrieben hat und das wir gemeinsam während meiner Ausbildung immer wieder verfeinert haben. Dabei variiert der Kontrahent, gegen den ich antreten muss. Ich tötete dabei auch schon mal eine Hydra. Man, was bin ich gut.
Es war eine wirklich schöne Zeit mit den Wanderfalken und meine Schwester blühte geradezu auf. Ich konnte die Ereignisse unserer Vergangenheit aber nicht so einfach hinter mich lassen. Mir fehlte das Gefühl als Teil der Schattendiebe wenigstens einen kleinen Beitrag zur Gerechtigkeit gegenüber den adligen Bastarden zu leisten und etwas zu bewegen, so wenig es auch war. Somit begann ich nach einiger Zeit ein Doppelleben zu führen. Nachts schlich ich mich manchmal aus der Gruppe und versuchte meinen Beitrag zu leisten, indem ich die Reichen beklaute und es besonders Bedürftigen, wie Kindern oder Ausgestoßenen zukommen zu lassen. Wurde ich Zeuge, wie einer von diesen unterdrückt oder mies behandelt wurde, knöpfte ich mir dafür den Täter vor. Bei kleineren Vergehen forderte ich den verwöhnten Blindgänger gern zu einem Duell heraus und blamierte ihn im Zweikampf vor seinen Freunden. Natürlich konnte das auf Dauer nicht gut ausgehen. Ihr wisst ja noch, was Tymora ist, oder?
Wir waren gerade in Tiefwasser, als ich Zeuge wurde, wie so ein verwöhntes Adligenbübchen einen Bettler – einen ausgestoßenen, jungen Tiefling – aufs übelste beleidigte und beschimpfte. Der abgemagerte Junge hatte wohl versucht das Blaublut zu bestehlen, um sich etwas zu Essen kaufen zu können. Etwas, das jede halbwegs vernunftbegabte Person nachvollziehen und gut verstehen kann. Nicht jedoch dieser adlige Mistkerl. Der verhielt sich seines beschissenen Standes entsprechend und wollte diese „Missgeburt der Hölle“, wie er den Tiefling bezeichnete, sofort eigenhändig bestrafen. Wobei eigenhändig meinte, dass es seine Leibwache tun sollten. Die wollten den armen Jungen doch tatsächlich die Hand abhacken. Ich konnte das natürlich nicht mitansehen und ging dazwischen. Nein, ich hab es nicht diplomatisch versucht. Ich beschimpfte den Schnösel auf derbe Art und Weise, dass sein Kopf so rot wurde, dass ich dachte, er würde gleich platzen. Das wär mal ein amüsanter Anblick gewesen. Seine befreundeten, adligen Schnösel im Schlepptau, konnte er sich das nicht gefallen lassen und forderte Genugtuung. Sie handeln doch immer gleich. Also lief es auf ein Duell hinaus, ganz wie ich es wollte.
Vor dem direkten Duell konnte sich der Schnösel vor seinen Freunden diesmal nicht drücken, vor allem da ich darauf bestand, es sofort an einer geschützten Stelle auszutragen. Wie die meisten degenerierten Adligen verstand dieser Schnösel ein wenig vom Kämpfen, gerade genug um eine Klinge zu führen aber viel zu wenig, um einen Gegner besiegen zu können, halt mehr Show als Können. Also spielte ich etwas mit ihm. Im Kampf beleidigte er mich so gut er konnte, schaffte es aber nicht mit meinen Paraden mitzuhalten, was ihn nur noch wütender machte, vor allem als seine Freunde belustigt zu Kichern begannen. Daraufhin sagte er dann aber etwas, was mich in Rage brachte.
Er drohte damit, dass er nach dem Kampf den Tiefling und alle, die zu ihm gehörten, von seinen Wachen aufsuchen und mitnehmen lassen würde, auf dass er sich langsam und genüsslich an ihnen für diese Demütigungen rächen könnte, bis sie ihr wertloses Leben aufgeben würden. Ich hatte genug erlebt, um diese Worte ernst zu nehmen. Bilder meiner toten Mutter und meines Bruders tauchten vor meinem Auge auf, sodass ich voller Wut auf den Mistkerl einschlug. In meinem Zorn schlitzte ich ihm schließlich eine Schlagader auf, noch bevor seine Leibwache, die schon ihre Schwerter gezogen hatten, eingreifen konnten. Während er zusammensackte und langsam verblutete, stellte ich mich der Leibwache, die ich dank des Trainings mit Thamior ebenfalls besiegen konnte. Natürlich waren die anderen Adligen geflohen, sodass mir Ärger bevorstand.
Wie sich später herausstellte, war der adlige Möchtegernkämpfer der Sohn eines hochrangigen Ratsmitglieds gewesen. Tja, dumm gelaufen würde ich sagen. Das bedeutete natürlich, dass ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt wurde. Die Wanderfalken konnten sich so einen Ärger nicht leisten und ich wollte sie auch nicht da mit reinziehen. Also trennten sich einvernehmlich unsere Wege. Obwohl meine Schwester unter Tränen mit mir kommen wollte, war sie bei den Wanderfalken besser aufgehoben. Sie sollte weiter mit ihnen als ihre neue Familie umherziehen und als Minnesängerin glücklich sein. Thamior war nicht böse auf mich, er konnte mich sehr gut verstehen. Ich habe das Gefühl, dass er in der Vergangenheit ähnliches ausgefressen hat, aber darüber hat er nie etwas erzählt. Zum Abschied schenkte er mir noch eine ganz besondere Leier, die er zuvor für mich für den Moment anfertigen lassen hatte, wenn ich allein ausziehen sollte, um neue Erfahrungen als Bardin zu sammeln. Die Leier war an den Enden als zwei springende Panther verziert, in Gedenken an meinen Kampf, bei dem ich durch mein eigenes Können mein Schicksal veränderte.
Bevor mich die Stadtwache oder irgendein Kopfgeldjäger fingen konnte, floh ich aus der Stadt in Richtung Norden. Nun muss ich mich allein durchschlagen. Aber ich bin mir sicher, dass ich in den kleineren Städten im Norden mit meinen Auftritten Begeisterung auslösen kann. Wer weiß, vielleicht schau ich mir einmal die Wunder des Hochwaldes an und schau, wie meine elfischen Verwandten so leben. Oder ich besuche Silbrigmond, das von unglaublicher Schönheit sein soll, wie ich gehört habe.
Mein Name war Bran. Oder ist es immer noch. Mein Name war Darvin. Ist es aber genauso auch immer noch. Ich lebte eine ganze Zeit nun in Yartar und war Teil der Wache. Wenn ich mit meinen täglichen Routinen fertig war, meine Ausrüstung gepflegt und zu Abend gegessen habe, ging ich auch gerne mal in den Tempel. Nicht weil ich streng gläubig war, aber viel anderes hatte ich sonst nicht zu tun und im Tempel kam ich zumindest auch mal auf andere Gedanken. Auch wenn die Götter jetzt noch einmal eine ganz andere Rolle in meinem Leben spielen.
Viel blieb mir auch nicht übrig, da ich mein ganzes Leben vergessen hatte, halbnackt vor den Toren einer unbekannten Stadt aufgewacht bin und der einzige Ort, an dem ich bleiben konnte, die Kaserne war… Nachts lag ich allerdings schon im Bett und fragte mich was mir passiert sein muss. Wie war mein Leben vorher? War ich ein guter Mensch? Hatte ich eine Familie?
Inzwischen kann ich mich aber leider an die Vergangenheit erinnern. Ich kann mich an Schmerz, Wut und Trauer erinnern. Offenbar war ich ein Soldat. Ich zog in viele Kämpfe und beendete noch mehr Leben. An meinen Händen klebt mehr Blut, als gesund für den Verstand eines einzelnen sein kann. Ich erinnere mich wie ich und wenige andere Befehle bekamen und ich diese dann an mehrere weitergab. Wer weiß, vielleicht war ich ja so gut im Töten, dass ich sogar in der Armee oder Kohorte oder wo auch immer ich war, einen Rang inne hatte. Besser macht es das ganze nicht. Aber wenn ich schon erfahre, dass ich ein Mörder war, dann fühlt es sich besser an, dass ich anscheinend eine Position inne hatte, mit der man auch etwas ändern könnte.
Warum ich das will? Ich bin mir selber nicht sicher. Es muss der schlechte Einfluss meiner neuen Gefährten sein, mit denen ich seit mehreren Zehntagen durch diese nebelige Hölle reise. Ich sage nicht, dass sie Heilige sind, aber sie sind Kameraden, auf die man sich verlassen kann. Rhogar ist ein fähiger Kämpfer, dem ich mein Leben anvertrauen würde. Mir wäre es nur lieber, wenn er mir bei dem Glaubensthema mehr zur Seite stehen würde. Ricarda dagegen unterstützt uns vor allem mit ihrer positiven Art und ihr Optimismus und ihre Hingabe hält unser aller Moral hoch. Ich hoffe, dass dieses verfluchte Land das nicht ändert. Vor allem, wenn ich bedenke, dass sie in letzter Zeit schon etwas offener für direkte Anfeindungen wurde… Nott, oder besser Bellatrix, war mir von Anfang an eine Hilfe. Sie scheint auch ihr Gedächtnis verloren zu haben. Oder zumindest hatte sie es. Dieser Ort scheint uns beiden geholfen zu haben, uns an unsere Vergangenheit zu erinnern. Ob wir es nun wollten oder nicht. Bellatrix scheint sogar noch mehr bekommen zu haben. Während eines Kampfes, wurde sie tödlich verletzt und rührte am Ende des Kampfes schon garnicht mehr. Plötzlich tauchte allerdings eine Elfe hinter uns auf und meinte, dass sie Nott, oder besser Bellatrix wäre und ihr Geist diesen neuen Körper fand. Das ganze wundert mich sehr, aber in diesem Land sollte mich wahrscheinlich gar nichts mehr wundern. Was mich umso mehr wundert, ist dass ein anderes Gefühl, dass ich normalerweise habe, wenn ich Elfen begegne, bei ihr garnicht auftaucht. Die einzige, die dieses „Interesse“ gerade bei mir auslöst, ist Mia… Achja, da hätte ich fast Mialee vergessen. Es fing an, wie es immer anfängt. Meine Augen wandern ungewollt in ihre Richtung, meine Ohren überhören alles, was nicht von ihr kommt und mein Kopf schmerzt als hätte ich etwas wichtiges vergessen. Sie ist eine außergewöhnliche Frau. Sie kann kämpfen, reden und singen, wie ich es in meinem Leben selten oder vielleicht sogar niemals erleben durfte. Sie beweist Hingabe, Leidenschaft und Mitgefühl für die Armen, Schwachen und auch für ihre Freunde. Welcher Gott auch immer angefangen hat, über mich zu wachen, vergib er mir für was dieser alte Mann nun sagen wird. Ich habe selten eine so schöne und begabte Frau gesehen, wie Mia. Wenn, dass jetzt alles so klingt, als ob mein „Interesse“ tiefer geht, als eine Verbindung zu Elfen, die ich immer noch nicht verstehe, dann mag das so sein. Ich werde mich nicht für meine Gefühle schämen oder entschuldigen. Ich werde aber auch nichts tun, um diese auszudrücken. Was könnte ich ihr den schon bieten…
Kommentare