GavenGaven

„Du hast mich gefragt, wie mein Leben verlief. Wie ich „Gaven mit der Silberzunge“ wurde. Ich habe nur gelacht und das Salz von deinen Lippen geleckt und die Frage wurde vergessen, als wir eng umschlungen am Hafen saßen. Nun liegst du im Bett neben mir, würde ich mich nur etwas recken, würde ich deinen Oberschenkel streicheln können. Du murmelst etwas in deinen Träumen, aber ich verstehe kaum ein Wort. Aber deine Frage ließ mich nachdenken. Und nun sitze ich hier, die Schreibfeder in der Hand, und schreibe dir diese Zeilen. Ich weiß gar nicht mal so recht, warum ich das tue. Vielleicht weil deine Augen einfach zu sehr sagten, wie klug du bist. Du wusstest wer ich bin und du wusstest auch, was ich tue. Und dennoch haben wir uns am Hafenbecken den elfischen Wein geteilt und geredet bis der Mond raus kam. Vielleicht bist du eben einer dieser sehr seltenen Menschen, wo es mich wirklich interessiert, dass es ihnen gut geht. Aber genug von diesen Gedanken. Wenn auch alles Andere vielleicht nie über diese Nacht hinaus geht, so will ich dir deine Frage nun doch beantworten.

Alles fing vor langen Jahren an. Ich wuchs eigentlich in einem sehr wohl behütetem Elternhaus auf. Mein Vater, ein Edelmann, war stets gut zu mir. Auch wenn ich mich kaum erinnere. Er war zwar Edelmann, aber eben genau so voll mit all den dummen Regeln, was dies vorgibt. So starb er auch. An Wundbrand, zu stolz den Heiler aufzusuchen, ehe es zu spät war, weil er die Ehre meiner Mutter verteidigte. Mit anderen Worten, er war dumm. Ein großartiger, sanfter, ehrenvoller Dummkopf. Ich war 5 Jahre alt damals.
Und mit seinem Tod fing das ganze Unglück an. Das Vermögen, das er hinterlies reichte eine Weile, aber es wurde doch merklich dünner. Als ich 8 Jahre alt war, begann ich auf den Straßen zu singen und Geschichten zu erzählen. Das war schon immer meine Stärke. Es brachte einige Goldstücke ein und mit dem, was meine Mutter bei ihren vielen kleinen Arbeiten verdiente, war, wie es ein alter Freund von mir ausdrückte, zum leben zu wenig, zum sterben zu viel.
Ich begann während meiner Streifzüge durch die Stadt auch immer wieder meine Hand in den Münzbeuteln einiger Passanten wieder zu finden. Einige Male wurde ich erwischt, aber was sollten sie tun? Ich war damals grade mal 10 Jahre alt. Aber meiner Mutter machten sie zu schaffen.
So lernte sie auch Walden kennen. Walden gehörte zu Stadtwache, ein eitler Pfau noch dazu und als er mich zu meiner Mutter heim brachte, warf ihre Schönheit ihn offenbar um. Natürlich merke ich das zuerst nicht. Ich war 10, meine Güte. Wer merkt was wirklich passiert, wenn er 10 ist?
Aber ich sollte es merken. Er kam zum Essen, brachte Geschenke, teure Speisen, Kleider, Schmuck… und auch mir das eine oder andere. Aber nichts davon lies mich den Hass auf ihn vergessen. Ich kann ihn im Nachhinein nicht mal begründen. Zumindest nicht so direkt. Er schien mir einfach falsch.
Es dauerte nicht lange, vielleicht einige Monate nach meinem elften Geburtstag und er zog bei uns ein. Das Haus war schließlich groß genug. Meine Mutter wollte es nie verlassen, vielleicht war einfach zu viel von meinem Vater da. Ich glaube auch, im Nachhinein, dass sie für mich nur das Beste wollte. Großartig.
Und mit ihm kam sein Sohn. Jurik. Ein kleiner Bastard. Walden’s Frau war vor einigen Jahren gestorben und vielleicht dachte sich meine Mutter auch, dass ich so einen Spielgefährten hätte und sie einen Mann, der sie und ihre Situation versteht. Aber das war nur ihr Wunschdenken. Walden war ein Schinder. Immer schön blenden vor meiner Mutter, aber wenn wir alleine waren, schlug er mich, lies mich die niedersten Arbeiten ausführen und erniedrigte mich. Und erzog Jurik ebenfalls dazu. Für Walden war klar, ich bin Abschaum und aus mir wir auch nur Abschaum.
So verbrachte ich die nächsten 3 Jahre damit, in dieser Hölle zu leben. Du fragst dich jetzt vielleicht, warum ich meiner Mutter nichts sagte, nicht versuchte auszubrechen. Der Grund ist ganz einfach. Sie war glücklich. Walden weckte etwas in ihr, was tot war, seit mein Vater starb. Und das wollte und konnte ich ihr nicht nehmen. Aber dann gab es diesen einen Tag… ein Sommermorgen. Meine Mutter war arbeiten. Mein Stiefvater war daheim aber in seinem Arbeitszimmer. Vermutlich soff er schon um diese Uhrzeit. Es war Jurik, der diesen Tag in das verwandelte, was er war. Ich hatte ein Buch. Ein Tagebuch. Es gehörte meinem Vater. Wie sehr ich auch seine Ehrenhaftigkeit verachtete und wie sehr ich ihn auch hasste, weil er uns alleine gelassen hatte. Er war mein Vater und er gab mir Kraft. Ich hatte das Buch versteckt im Dachgiebel unseres Hauses und an Tagen wie diesen, wo Jurik mich früh schon quälte, war es mein Anker, mein Hort der Stabilität. Aber an diesem Tag, war das Buch nicht da. Ich suchte wie verrückt, aber es war nicht runter gefallen, nirgends. Da stand er dann. Jurik. Mit seinem hochnäsigen Grinsen auf dem Gesicht. „Suchst du was, BENGEL!?“ So nannte mich Walden immer. „Das hier vielleicht?!“ Und hielt das Buch hoch. Begann höhnisch die Zeilen meines Vaters zu lesen. Die Wut kochte in mir hoch. Beruhige dich, dachte ich, du kannst das ertragen. Dann riss er die Seite heraus und hielt sie in die Laterne an der Wand. Was danach kam, kann ich nur noch als vagen Abdruck in meinen Erinnerungen beschreiben. Ich stürzte mich auf Jurik, wir taumelten, kämpften, fielen die Stufen herunter. Schläge, Blut, Gewalt. Das Nächste, an das ich mich von damals erinnere war, dass ich am Treppenabsatz stand. Jurik die Treppe herunter auf dem Boden. Sein Kopf in einem Winkel, der nicht natürlich aussah und sich nicht rührte.
Walden stürmte aus seinem Arbeitszimmer. Sah seinen Sohn. Kniete nieder. Sah mich an. Mord in seinen Augen. „Oh mein kleiner Bengel, du wirst bezahlen. Mit mehr als Blut. Ich würde dich gerne einfach tot schlagen, aber das ist nicht genug. Ich hole meine Leute. Ich lasse dich einsperren. Aber da wirst du kaum hin kommen. Die bringen dich nach Skullport. Und ich sorge dafür, dass du an den miesesten Sklavenhändler aller Zeiten kommst. Du wirst dir wünschen, ich hätte dich hier und jetzt erschlagen.“
Ich lief. Er kam hinter mir her, aber ich war zu schnell. Ich kann mich an kaum etwas erinnern. Ich lief, bis ich Blut hustete. Ich saß am Hafen. Wie wir vorhin. Tatsächlich ist der Kran, auf dem ich damals war, gar nicht so weit weg von dem Ort, wo wir heute waren. Ich stand dort oben. Ich wusste nicht, wie ich weiter könnte, ich wollte es einfach beenden. Springen. Ein Windstoß packte mich und riss mich fast hinab. Ich hatte nie mehr Angst in meinem Leben. Und genau das, genau dieser Moment, machte mich zu Gaven. Ich hieß damals anders. Aber das starb in dem Moment. Ich merkte, dass ich nicht sterben wollte. Dass ich weiter machen wollte, mich über all das erheben. Walden würde meiner Mutter erzählen, dass ich tot sei oder schlimmeres. Sie würde trauern, aber irgendwann damit leben und das ist gut so, das ist in Ordnung. Ich war an der Türschwelle von etwas Neuem. Ich wusste, dass ich hier weiter gehen musste, etwas Neues aus mir machen musste, ein Ziel suchen. Und ich fragte mich damals, was ich schon werden solle. Ein Barde. Ein Mann, der die Männer neiden lässt, die Frauen betört, der Gesang und Klang in die Welt bringt. Wahrlich ein guter Plan. Wer weiß, am Ende, wenn ich gut genug wäre, würde ich mich noch in den Olymp der Götter aufschwingen. So hoch war meine Stimmung damals. Und ist sie ehrlich gesagt auch noch heute.

Du fragtest mich, wie ich „Gaven mit der Silberzunge“ wurde. Ich habe gelitten, ich habe gebrannt, ich bin vergangen. Und wie ein Phönix aus dem auferstanden. Ich habe mich entschlossen, all das hinter mir zu lassen und von nun an meinen Weg zu beschreiten und alles dafür zu tun. Und dennoch sitze ich hier, schreibe Pergamente voll mit diesen Dingen, während du auf dem Bett liegst, der Mond bescheint die Linie deiner Seite, deine Hüfte, lässt dich wie eine aus Marmor gehauene Statue dort erscheinen. Du hast etwas in mir geweckt. Die letzten Jahre habe ich Frauen gejagt, gesungen und Gedichte vorgetragen. Aber vielleicht habe ich vergessen, dass mein Ziel war, mehr zu sein, mehr zu werden.
Wenn du dies liest, werde ich bereits im morgendlichen Nebel verschwunden sein. Aber dennoch will ich etwas sagen. Du hast mich erinnert, wie wichtig es ist, sich zu kümmern, um sich und um die, die man liebt. Und auch wenn ich dich nur wenige Stunden kenne, in einem anderen Leben, einer anderen Situation, wir hätten uns lieben können, wir hätten großartig zusammen sein können. Aber so bin ich nur Gaven. Und du nur der wunderschöne Anblick, der sich in meinem Blick und meinem Herzen einprägt, während du schläfst, als wäre dieses Tavernenzimmer in Elysium.
Dennoch will ich dir eins sagen. Danke. Du hast Gaven, den Gaven, der damals auf dem Kran nicht gesprungen ist, der mehr sein will, der sich in den Olymp erheben will, wieder geweckt. Und in Erinnerung an dich, lasse ich ihn nie wieder einschlafen.“

Charakterbogen

 

carnival-sign2des Grauens

Gaven hält sich allein in seiner Wohnung über der Taverne „Die schwarze Eiche“ auf, und sitzt an seinem Heldenepos arbeitend an seinem Schreibtisch. Plötzlich hört er hinter sich ein Gräusch. Was war das?

Erschrocken fährt er herum. In einem seiner bequemen Sessel in seinem Rücken sitzt eine junge Frau. Sie hat die Ellenbogen auf Schenkeln abgestützt, das Gesicht in den Händen vergraben und weint gar bitterlich. Ihr Schluchzen klingt hell und mädchenhaft, beinahe melodisch.

Eingescannt mit 09.02.2015 16-35Verzeiht, kann ich Euch helfen, edle Maid?“ sagt Gaven leise, und nähert sich vorsichtig der Unbekannten.Sie hebt ihren Blick und sieht in durch lange, tränenbehangene Wimpern an. Bei ihrem Anblick muß Gaven an taubedeckte Gräser denken. Das blaugrün ihrer Augen erinnert ihn gleichzeitig an tiefe Teiche und die Weite des Meeres, ihr honigfarbenes Haar an fallendes Laub in einem Herbstwand. Eine Welle der Inspiration trifft ihn, und er könnte sofort ein Lied über all das schreiben.Nach dem sich das Mädchen mit einem von Gavens Taschentüchern die Tränen getrocknet und ein paar mal tief durchgeatmet hat beginnt sie zu sprechen.

Gaven erfährt, daß ihr Name Aoede sei, und das sie sich am vorangegangenen Abend in der Kneipe „Zum Eberkopf“ aufgehelten habe, um einen Konzert des begabten Barden Markus, der Klingende zu lauschen. Im Verlauf dieses erfreulichen und feucht-fröhlichen Abends habe ihr ein Unbekannter ihr silberne Querflöte entwendet, die für sie persönlich einen sehr hohen Wert besäße, da ihr Großvater ihr das Instrument geschenkt habe.

Gaven, galant wie er nun mal ist, und immer bereit einer schönen, jungen Frau zu helfen, willigt ein sich dem Problem anzunehmen.Aoede springt glücklich auf, hüpft in die Hände klatschend auf und ab und lacht ein fröhliches Kinderlachen.Hiermit könnt ihr mich rufen“ sagt sie, und überreicht Gaven ein silbernes Glöckchen. Dann breitet sie ihre Arme aus, und das was der Barde zuerst für ein Schärpe gehalten hat entpuppt sich als glänzende Schmetterlingsflügel, mit denen Aoede davon schwirrt.

Im „Eberkopf“ wendet sich Gaven an Günter den Wirt. Mit einem Kopfnicken weist dieser auf einen einen Mann an der Theke, der etwas melancholisch auf einige wenige Kupferstücke blickt. Er stellt sich als Bruno vor, und Gaven versucht ihn über den vergangenen Abend auszufragen. „Ich bin kein Verräter!“ ist die einzige Antwort, die Gaven trotz seinem ganzen Charme bekommt. Als nächstes bietet dieser Bruno einige Goldmünzen, doch auch dies hilft ihm nicht weiter. „ Ich bin nicht bestechlich!“ wird ihm entrüstet entgegen geschnaubt.

Nach dem Gaven sich einige Minuten ratlos auf einen Barhocker gesetzt hat, startet er einen letzten Versuch. Er bestellt einen großen Krug Ale und stellt diesen vor Bruno ab. Dies erntet ihm ein breites Grinsen und ein „danke, mein Freund, setzt Euch zu mir!“

Gaven erwähnt Aoede und die Flöte, worauf Bruno ihm erzählt dass diese von einem der Darsteller des wandernden Jahrmarktes entwendet wurde, und vermutlich an den Zirkusdirektor, dem Anführer der Carnival-Gruppe übergeben wurde. Gaven zahlt ihm noch ein weiteres Bier und will sich auf dem Weg aus der Tür machen, als ihn eine grünhaarige elfische Waldläuferin aufhält. „Ich habe Eure Unterhaltung belauscht, und möchte mich gerne Euch anschließe.“ Misstrauisch erkundigt sich Gaven nach dem Grund für so viel Hilfsbereitschaft. „Auch ich habe ein Flötensammlung, an der ich sehr hänge. Ich bewahre sie in dem Baum auf, in dem ich auch lebe verteilt auf den verschiedenen Ästen so das der Wind auf ihnen spielen kann. Deswegen kann ich den Schmerz gut nachvollziehen. Außerdem hoffe ich auf eine Belohnung. Und Ihr seht aus, also könntet ihr Verstärkung gebrauchen!“ Auf diese Rede fehlen selbst dem Barden die Worte, und so folgt ihm Kayla, die Waldläuferin vor die Tore der Stadt zum Jahrmarkt.

Sie bezahlen die 8 Kupfertücke Eintritt und und betreten das Gelände. Gaven erwirbt beim Souvenirstand einen kleinen geschnitzten Elefanten und dann drehen die beiden eine Runde über den Platz, um den Mann mit dem großen Kopf zu finden.8271fea18c8ccb6ea687f27a5c2a5b1b

Nach vielen Fragen und einigem Amusement (an der Armbrust-Schießbude gewinnt Gaven eine kleine Stoffkuh, die er mit einer Verbeugung Kayla überreicht) erfahren sie, daß der Mann mit dem riesigen Kopf auf den Namen Hubert hört und hauptsächlich in der Freak Show arbeitet.

Als die beiden Helden sich zu dem Zelt durchfragen, müssen sie leider feststellen, daß die nächste Vorstellung erst wieder in eineinhalb Stunden stattfindet. Die zwei vor dem Zelt herumlungernden, Karten spielenden und Schnaps trinkenden Liliputaner teilen den beiden unter vielen blöden Sprüchen und anzüglichen Anmerkungen mit, daß Hubert seiner Beschäftigung als Mädchen für alles beziehungsweise Depp vom Dienst nach geht, und möglicherweise gerade die Manege reinigt.

Im Zirkuszelt läuft gerade eine Show, doch am Manegenrand ist eindeutig Hubert zu erkennen.

Der sehr einfältig wirkende Mann ist eindeutig verängstig, doch als Gaven ihn bezaubert hat, gibt zu die Flöte entwendet zu haben, sie jedoch nicht mehr zu besitzen. Er habe das kostbare Stück seiner großen Liebe, der bärtigen Dame verehrt, um ihre Zuneigung zu gewinnen. Die Helden haben Mitleid mit dem erbarmungswürdigen Hubert, und Kayla schenkt ihm die Stoffkuh. In glücklichen Staunen weiten sich dessen Augen und mit einem verliebten Lächeln auf den entstellten Lippen widmet er sich wieder den Raubtierexkrementen in der Sägespäne. Mit einem romantisch verklärten Blick sieht er der davon gehenden Kayla nach.

766b18b571b9f1f1ff2de27d261318cdDie bärtige Dame erweist als weniger gesprächig. Genervt versucht sie Kayla und Gaven mit ihrem mit rosa Rüschen besetzten Fächer zu vertreiben. Schließlich erklärt sie jeodch, daß sie das Geschenk von ihrem nervigen Verehrer bereits an den Boss des Jahrmarktes – den Direktor – weiter gegeben zu haben. Dieser habe eine große Freude an seltenen Kostbarkeiten. Sie hofft so den bösartigen, grausamen und gewalttätigen Mann ihr gegenüber milde zu stimmen. Schließlich vertreibt sie die beiden, da sie sich auf dem Weg zu ihren Auftritt in der Freak Show machen muss.

Der Direktor zeigt sich nicht gewillt die Flöte wider heraus zu rücken. Er verhöhnt die Helden und sagt, daß das wertvolle Stück an einem sicheren Platz und gut bewacht ist. Als Gaven im Gehen  mit der Stadtwache droht, zieht er drohend seine Waffe, doch Kayla hat schon die Tür hinter sich zugeknallt.

Die beiden beraten sich und kommen zu dem Schluß, daß das Diebesgut entweder unter den Raubtierkäfigen oder unter denen der blinden Basilisken versteckt sein muss, die sie bei ihren vorangegangenen Streifzug über das Gelände bemerkt haben.

Mit viel Geschick verstecken sich die Waldläuferin und der Barde in der Lücke zwischen zwei Zelten, bis wenig später die Pforten des Jahrmarkts geschlossen werden, und sich die Jahrmarktbewohner in Grüppchen zusammen finden, Fäßer und Flaschen so wie die merkwürdigsten Instrumente heranschaffen, und beginnen zu feiern, zu gröhlen oder zu tanzen. Die Helden entscheiden sich, zuerst den Käfig der Basilisken zu untersuchen. Vorsichtig schleichen sie sich an den trinkenden Carnies vorbei und spähen in das Gehege. Mit Adlersaugen entdecken sie ein Klappe in der Mitte des Bodens. Um sich nicht den Zähnen der bilden Ungeheuer aussetzten zu müssen entscheidet sich Gaven die Klappe mit dem Zauber ÖFFNEN zu entriegeln und die Flöte mit MAGIERHAND an sich zu bringen.

Als die Helden sich davon schleichen wollen stolpert Kayla über ein leeres Faß – und macht einen Heidenlärm! Gaven macht einen gewaltigen Satz, und klettert in einer fließenden Bewegung den hohen, das Gelände umgrenzende Bretterzaun hinauf. Er zieht die Elfe hinter sich her, kaum das die ersten Schritte der Verfolger zu hören sind.

4685aAuf der anderen Seite springen die beiden ins Gras und machen sich schleunigst auf den Weg zurück in die Stadt.

Wieder in der „Schwarzen Eiche“ angekommen lässt Gaven das silberne Glöckchen klingeln. Kaum darauf erscheint Aoede, und blickt den Barden erwartungsvoll an.

Hier, bitte, edle Dame, Euer Instrument“ sagt er, und händigt die silberne Flöte aus. „Die Querflöte von Großvater Milil! Vielen Danke!“ ruft Aoede erfreut aus, und Gaven fällt der Kiefer herunter. Mit offenen Mund und weit aufgerissenen Augen starrt er die junge Frau an. „Milil!?“ bringt er schließlich mit sich überschlagender Stimme hervor. „Aber ja, er ist mein Großvater! Meine Mutter ist eine Fee, und ich bin das, was man wohl allgemein eine Muse genannt wird. Ich liebe Musik und Poesie!“ Sie dreht sich einem kichernd um sich selbst.

Als der Barde sich einigermaßen erholt hat, überreicht die Muse ihm einen magischen Ring, der seine Auftritt noch verbessern wird. Außerdem läßt sie ihn das Glöckchen behalten, das nicht nur einen wunderschönen Klang hat, sondern mit dem Gaven auch Aoede rufen kann – wenn sie gerade Lust hat zu kommen.

Während Gaven noch ganz in Erfurcht gefangen ist, tritt Kayla nach vorn und fordert auch eine Belohnung ein. Lachend überreicht die Muse ihr einen magischen Bogen, den die Waldläuferin dankbar entgegen nimmt.

Als Gaven kurz darauf wieder alleine ist schreibt er den Heldenepos zu Ende und bessert noch mal einige Stellen, die er schon geschrieben hatte mit eleganteren Texten und eingängigeren Melodien aus. Zufrieden blickt er auf seine bisher wohl beste Arbeit.

 

 

Shaundakuls verlassener Tempel

Kapelle

Am nächsten Morgen, kurz nach dem Aufgestanden… also zugegebener Weise eher früher Nachmittag begibt sich Gaven in die Schankstube des „tanzenden Zyklopen“, um den anderen Uncontrollables sein Werk zu präsentieren. Diese sind aber gerade in der „schwarzen Eiche“ um Bortan und Anders ausfindig zu machen. So kehrt Gaven auch wieder dort hin zurück. Er trifft dort ein, kaum 20 Minuten nach dem seine Kameraden die Kneipe wieder verlassen haben.

So tut er das einzig Vernünftige – er setzt sich an die Theke und bestellt einen Kelch Wein. Günter, der Wirt stellt diesen lachend vor dem Barden ab. „Du solltest mal mit dem Kerlchen da drüben reden! Danach kannst du mal so ’ne richtig fetzige Komödie schreiben, nicht immer nur diese Heldengeschichten und hohe Kunst. Lachen macht erst so richtig durstig, und dann klingelt’s in der Kasse!“ Er nickt in die Richtung eines Tisches am Fenster, da dem ein großer aber sehr dünner, schlaksiger Junge mit roten Haaren sitzt. Seine helle Haut ist von Sommersprossen und Pickeln übersät und seine großen, abstehenden Ohren ragen unter der Kapuze seines Reisemantels hervor. Er blickt betrübt auf der fast leergegessenen Teller und den Becher vor ihm.

Als Gaven sich dem Tisch näher sieht er, dass der Humpen mit Milch gefüllt ist. Mit einem traurigen Seufzen nimmt der ca. 16-Jährige einen Schluck.

Was ist denn los?“ fragt Gaven mit verständnisvoller Miene. Der Jüngling hob seinen Blick und klagte dem Barden sein Leid. Mit stolz geschwellter Brust verkündete er zunächst: „Pipeterkerus der Kühne ist mein Name…“ doch dann sinkt er in sich zusammen und ergänzt: „Aber die meisten nennen mich Pipp…“ Er wolle einen verlorenen Tempel seines Gottes Shaundakul befreien. Bei Recherchen sei er auf eine alte Karte gestoßen, nach der sich dieser Tempel in einem Gebiet südlich von Tiefwasser in einem Waldstück befinden sollte. Aber niemand wolle mit ihm gehen und ihn in dieser heiligen Queste unterstützen! Es müsse doch einen Abenteurer geben, der tapfer genug sei.
Mit einem langen Blick misst Gaven den jungen, pickligen Mann, mit seiner schlaksigen Statur und dem treudoofen Ausdruck in den Augen. „Ich bin einfach zu freundlich“, denkt sich der Barde, und mit einem Seufzen und einer langen Pause bietet er dem nun freudestrahlendem Jüngling seine Hilfe an.


Sie beschließen jedoch erst am nächsten Morgen aufzubrechen, da die Nacht bereits nah ist, und sie den Tempel nicht in der Dunkelheit suchen wollen. Da der stolze Priester jedoch etwas knapp bei Kasse ist, entschließt sich sein neuer Waffengefährte, dem Wirt ein paar Münzen zukommen zu lassen, damit Pipp wenigstens ein Dach über dem Kopf und einen Schlafplatz hat.

Am nächsten Morgen erwartet Pipp Gaven bereits, und sie brechen zu den Ställen auf, um sich Pferde für den langen Weg zu besorgen. Pipp ist bereits versorgt und führt sein stolzes Streitross aus dem Stall, was seinem Reiter weder in Statur noch Kraft nachsteht, ihn jedoch im Erfahrungsraum weit übersteigt. Da der Barde der stolzen Stute jedoch keine zwei Reiter zumuten will, entschließt er sich, ein eigenes Pferd zu mieten.

Einige Stunden später, und nach etwas Suchen erreichen die beiden Schicksalsgefährten schließlich wirklich den auf der Karte verzeichneten Tempel. Alt und teilweise verfallen, erkennt man jedoch immer noch die einstige Schönheit und Mühe, die bei der Gestaltung des Bauwerks aufgebracht wurde. Die Tempelhalle selbst ist ohne jedes Leben, aber die Wände sind mit Fresken und Bildern geschmückt, die Geschichten des Gottes erzählen. Pipp ist sofort Feuer und Flamme und versinkt völlig in den sakralen Darstellungen. Dies gibt Gaven die Gelegenheit, sich selbst einmal umzusehen, ohne dabei Sorge haben zu müssen, dass der Jüngling über einen Trümmer stolpert und sich den Hals bricht. Im hinteren Teil des Tempels findet er einen Altar, auf dem und um den herum diverse kleine Steinsäulen stehen und liegen, manche davon mit Bildern auf ihrer Unterseite versehen, andere leer. Vor dem Altar fällt außerdem eine Steinplatte ins Auge, die anders gefärbt ist, als der Rest, aber es zeigt sich kein Zeichen, wie man sie öffnen könnte.
Als der Barde dann den Altar noch einer genaueren Untersuchung unterzieht, findet er in der Oberfläche eine Vertiefung, die genau die Größe und Form der Säule hat. Außerdem steht ein Rätselspruch daneben:

Der Mensch liebt’s mehr als wie das Leben

und fürchtet’s mehr als wie den Tod.

Der Reiche braucht’s,

der Arme hat’s,

der Zufriedene strebt danach.

Der Geizhals gibt es,

der Verschwendet bewahrt es

und alle Menschen tragen’s mit ins Grab.

Was ist es?“

Nach wenigen Sekunden bereits kommt Gaven bereits auf die Lösung, es ist das „Nichts“. Aber keines der Symbole unter den Säulen scheint in diese Antwort zu passen. Er probiert ein wenig herum und überlegt und besinnt sich dann auf die Weisheit, dass die richtige Lösung oft so einfach ist, dass man sie leicht übersieht. Er schnappt sich also eine der Säulen ohne Bild, stellt sie in die Vertiefung und mit einem leisen Klicken gleitet die Platte vor dem Altar zu Seite und gibt den Blick auf eine Treppe frei.


Nachdem er Pipp aus seiner tranceartigen Bewunderung der Fresken gerissen hat, gehen Gaven und der jungen Priester auf leisen Sohlen die Treppenstufen hinab. Hierbei sei erwähnt, dass während Gaven kaum ein Geräusch verursachte, der Jüngling sich genötigt fühlte, das auszugleichen und somit mehr Lärm zu machen. Die Balance halten. So war es auch nicht verwunderlich, dass, als die Beiden unten ankamen, Gaven auf leisen Sohlen, Pipp die Treppe hinunterrollend, drei Gnolle aus den Türen des Kellerraumes gestürzt kamen, um den Geräuschen auf den Grund zu gehen.
Ein kurzer, heftiger Kampf entbrannte, zu dem noch ein weiterer Gnoll und ihr Anführer hinzu kamen.

Während Gaven Bolzen um Bolzen in den Hundebestien versenkte, staunte er nicht schlecht über das Kampfgeschick oder vielleicht einfach nur das immense Glück des schlaksigen Jungen. Dieser konnte zwar kaum seinen schweren Streitkolben mit seinem dürren Armen über den Kopf wuchten, traf die Gegner jedoch mich erstaunlich Präzision und Wucht.

Nach wenigen Augenblicken bereits liegen die Gnolle tot am Boden, und das Duo Infernale trägt hingegen nur ein paar Kratzer davon.
Nachdem sie die Gnolle durchsucht haben, erkunden die Beiden den Keller und stellen fest, dass die einstige Einrichtung größtenteils verrottet, und neben ein paar Goldmünzen im Zimmer des Anführers, kaum etwas von Wert erhalten geblieben ist. Außerdem entdecken sie einen Tunnel, der an die Oberfläche führt, vermutlich von den Gnollen gegraben.


In der Küche, hinter dem Speisesaal, den sie als letztes durchsuchen, stellen sie fest, dass eine Tür verrammelt und mit Bettgestellen blockiert ist. Die Frage ist, warum? Um etwas einzusperren? Vielleicht ein Gefangener?
Die Helden beschließen die Barrikaden weg zu räumen, und Pipp wirkt außerdem noch einen Zauber der Stille auf sie, damit, falls es eine Bedrohung ist, ihr Kommen unbemerkt bleibt. Und das war auch gut so, denn als sie die Tür öffnen, finden sie eine Speisekammer, verhangen mit Spinnenweben, die ausgezehrte und eingesponnene Leiche eines Gnolls, und einen niedrigen Gang.
Gaven, schon immer kein Freund von achtbeinigen Krabblern, will schon fast auf dem Absatz kehrt machen, aber Pipp und er besinnen sich dann doch, dass sie dieser Bedrohung auch den Garaus machen müssen. Ein schneller Plan wird gefasst. Es werden schnell brennbare Materialien in der Öffnung des Tunnels aufgeschichtet und in Öl getränkt, und der Haufen und die Spinnenweben werden in Brand gesetzt, ehe die beiden mutigen Krieger, die Tür schnell wieder verbarrikadieren und das Spinnennest so ausräuchern.


Den Tempel nun gesäubert, begleitet Gaven Pipp wieder zurück nach Tiefwasser, wo der junge Priester seinem Tempel von seinem Erfolg berichtet. Der Barde erhält als Belohnung ein Amulett aus Holz, welches ihn als Freund des Shaundakuls auszeichnet und ihm Unterstützung und Obdach von Anhängern seines Glaubens zusichert.
Während Pipp nun seinen neuen Pflichten als Vorsteher, des zurück eroberten Tempels nachgehen muss – für ihn eine große Ehre und die Erfüllung seiner Träume – kehrt Gaven nach Hause in die Schwarze Eiche zurück, und berichtet dem schallend lachenden Wirt von diesem neusten Abenteurer.

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