Valeryia
Valeryia ist eine Waldelfe, die in den dichten Wäldern von Lethyr geboren wurde. Ihr Leben begann in einer friedlichen Gemeinschaft, die eng mit der Natur verbunden war. Ihre Mutter war dort eine angesehene Druidin.
Ihr Vater, der eigentlich aus der Stadt Iriaebor stammte und nur der Liebe wegen in das Dorf zog, war anfangs kein gern gesehener Gast.
Er gehörte einer Gilde an, die gern im Dunkeln, Geheimen oder Hinterhältig tätig war. Doch er gliederte sich schnell ein, bildetet im Bogenschießen und den Umgang mit Dolchen aus.
Vom ihm lernte Valeryia die Kunst des Bogenschießens. Von frühester Kindheit an zielte sie mit einem Langbogen präzise auf Ziele, die von ihm aufgestellt wurden.
Doch das Idyll ihrer Kindheit währte nicht lange. Als Valeryia gerade einmal 70 Jahre alt war, wurde ihre Heimat von einer Truppe skrupelloser Orks überfallen. Das Dorf wurde niedergebrannt, und viele Bewohner, darunter auch Valeryia`s Eltern, kamen bei dem Angriff ums Leben.
Nur Schemenhaft kann sie sich erinnern, doch sie weiß noch, wie sie zwischen den leblosen Leibern ihrer Eltern lag und sich einer der Monster über sie beugte und etwas grunzte. Auch wenn sie ihn nicht verstand wusste sie, was er meinte und so blieb sie regungslos liegen und betete, dass er nicht sehen würde, dass sie gerade noch so atmete. Sie hörte das Reißen der Kleidung ihrer Mutter, doch sie öffnete die Augen nicht. Erst als sie sich sicher war und nichts mehr hörte… keine Schreie, keine Rufe, kein Winseln… öffnete sie ihre Augen.
Sie war dem Tode knapp entkommen. Daran bestand kein Zweifel. Sie rappelte sich auf. Konnte kaum laufen. Als sie sich umsah sah sie und roch sie nichts weiter als Tod, Zerstörung, Blut und verbrannte Haut. Ihr war schlecht doch riss sie sich zusammen. Sie kniete sich zu ihren Eltern… doch es war hilflos. Ein Gemisch aus Tränen und Blut rann ihr Gesicht runter.
Nichts hatten sie da- oder ganzgelassen. Alles war zerstört und geplündert worden. Selbst die blaue Brosche, die aussah wie ein Phoenix, an der Robe ihrer Mutter fehlte. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand sie auf. Sie ging auf die Straße lief durch die Trümmer ihres Dorfes. Sie und zwei Handvoll Elfen hatten überlebt. So wie sie waren es noch junge Mädchen und Jungen gewesen. Sie alle wussten nicht wohin. Verzweifelt, weinend und traurig standen sie zusammen auf dem Marktplatz.
Eines war klar. Hier konnten sie nicht bleiben. Valeryia´s Mutter war in der Heilkunst sehr gut gewesen und hatte ihr ein, zwei Dinge beigebracht und so ging sie zurück zu den Resten ihres Hauses. Suchte in den Schränken nach den Flaschen, Tinkturen und Phiolen ihrer Mutter. Kramte alles zusammen was sie finden konnte. Ihren Langbogen und auch die Schatulle aus dem Geheimversteck ihres Vater´s nahm sie mit.
Zurück bei den Anderen versorgte sie die Verletzen und wollte mit ihnen in das nächste Dorf. Es lag ein paar Tagesreisen nach Westen. Erst wollte ihr keiner folgen… doch so entschlossen sie war Rache an denen zu nehmen, die ihr Dorf zerstört hatten, so war sie genauso entschlossen hier in den Trümmern keinen lebenden zurückzulassen.
Nach und nach stimmten alle zu nach Westen zu gehen. Jeder trug das zusammen was er finden konnte. Glücklicherweise fanden sie zwei Wägen und ein paar Pferde, sodass die Verletzten nicht laufen mussten.
Anfangs war der Weg anstrengend und frustrierend. Es wurde viel geweint und keiner wusste so richtig was gesagt werden sollte oder konnte. Abends wurde ein Zeltlager aufgebaut und die älteren Elfen teilten sich die Wachen ein.
Zu Essen hatten sie, durch die Jäger unter ihnen, genug und auch an Wasser mangelte es ihnen nicht. Eines Abends fing Khololko, er war der Sohn des Taverneninhabers und hatte eine tolle Stimme, an zu singen und spielte auf seiner Laute dazu. Keiner wusste so richtig zu reagieren und es war die jüngste unter ihnen, die anfing zu tanzen und zu lachen und so stimmten viele ein.
Das Reisen verlief danach einfacher. Und nach fast einem Zehntag kamen sie zu einem Dorf.
Auch hier wurde offenbar gekämpft, denn es waren Spuren von Angriffen zu sehen. Frische Gräber gab es außerhalb und auch die Dorfmauer hatte einiges abbekommen.
Mit offenen Armen empfang man die Gruppe.
Valeryia war die Älteste unter ihnen und so brachte man sie zum Dorfältesten. Sie berichtete was passiert war und brachte ihre Bitte, dass wenigstens die Jüngsten aufgenommen werden sollten, vor.
Die Dorfgemeinde jedoch entschied sich sofort dazu alle aufzunehmen. Alle wollten helfen und zum ersten Mal nach dieser grausamen Nacht konnten alle in richtigen Betten schlafen, konnten sich waschen, erholen, trauern und dennoch hoffen.
Die Jahre zogen dahin und jeder hatte einen Platz gefunden und konnte der Gesellschaft, die nicht nur aus Elfen, sondern auch aus Menschen und Halb-Elfen, bestand von Nutzen sein. Es waren wirklich gute Jahre und auch Valeryia fand in Wilhelm jemanden mit dem sie viele schöne Jahre hatte.
Er war ein Mensch und es war klar, dass sie nur eine gewisse Zeit zusammen hatten und dennoch waren es Jahre die sie nicht missen wollte. Hatte sie doch durch ihn lieben gelernt. Die Trauer verging nie ganz und als er dann von ihr ging fasste sie den Entschluss die Suche nach der Brosche und den Übeltätern fortzusetzen.
Über die Jahre hatte sie immer wieder versucht das Kästchen ihres Vaters zu öffnen. Auch wenn er ihr ab und Rätsel oder Denkaufgaben gab, viel es ihr schwer. Ein paar Jahre ließ es sie es sogar ganz liegen, doch wie es der Zufall so will, gelang es ihr genau zu ihrem 99 Geburtstag die Schatulle zu öffnen. Darin lag ein Brief und eine purpurne Maske. Der Brief war von ihrem Vater und bestand aus ganzen 4 Sätzen:
„Meine liebste Tochter,
wenn du diesen Brief je lesen solltest, dann werden deine Mutter und ich wohl leider nicht mehr bei dir sein.
Solltest du Hilfe brauchen, dann geh nach Iriaebor und suche den Mondtempel.
Die Maske wird dir weiterhelfen.
Wir lieben dich und sind stolz auf dich!“
Also packte sie ihr Hab und Gut und machte sich auf Richtung Stadt. Diesmal war sie länger unterwegs. Sie brauchte mehrere Zehntage um nach Telflamm zu kommen.
In so einer großen Stadt war Valeryia noch nie gewesen. Hier waren alle Arten vertreten. Auch Orks. Auch wenn sie durch Wilhelm und die anderen gelernt hatte, dass nicht alle Orks böse oder schlecht sind, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Wie von selbst suchte sie immer nach dem Symbol von dem Ork, der sich damals über sie gebeugt hatte. Aus Angst, die Erinnerung würde irgendwann verblassen hatte sie es aufgezeichnet und in das Kästchen ihres Vaters gelegt. Doch das Bild hatte sich so sehr in ihren Kopf gebrannt, dass sie nie nachsehen musste.
Sie kam in der The Sword and Horn Taverne unter. Und wieder spielte ihr hier das Schicksal in die Hände. Nicht nur, dass sie dort herausfand, dass es weitere Angriffe in dem Wald wo sie zu Hause war stattgefunden hatten und die Orks weiter Richtung Westen unterwegs wären, sondern sie traf dort auch auf jemanden, der ihr einen Weg nach Iriaebor verschaffen konnte.
Der junge Mann arbeitete auf dem Schiff Crown of Cormyr und war von ihrer Art und ihrem Aussehen angetan und nachdem sie ihm mehr oder weniger den Hintern vor einer sehr aufdringlichen Dame gerettet hatte, schuldete er ihr etwas.
Er stellte sie dem Commander Hector Downtinghaun vor. Valeryia berichtete ohne zu viele Details zu nennen wohin sie wollte und bot an das Schiff zu verteidigen, wenn es nötig sein sollte. Auch wenn es allgemein Unglück bringen soll, Frauen an Bord zu haben, so war der Commander allerdings bereit dieses wohl in Kauf zu nehmen.
Und so bekam sie eine einzelne Kajüte und durfte sich auch frei auf dem Schiff bewegen. Sie packte mit an wo sie konnte. Meist blieb sie allein für sich doch fand sie auf dem Schiff mehr, als sie erwartet hatte. Sie traf auf eine bunte Gruppe von Abenteurern, die ähnliche Ziele verfolgten. Sie erkannte, dass es nicht nur um Rache ging, sondern auch darum, diejenigen zu schützen, die ihr wichtig waren.
Und dann kamen neue Leute an Bord…
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