Das Ende der Smaragdaugenköningin (The Iron Lions)
I. Die Konversation mit „X“
Tiefwasser, die Stadt Schwertküster Faerûns trug ihren den
Beinamen „Stadt der Wunder“ beileibe nicht umsonst. Dinge wie
wandelnde Statuen und und Greifenreiter waren dort alltäglich.
Darüber hinaus setzte sich die Stadtbevölkerung aus dermaßen
vielen, unterschiedlichen Personen und Kreaturen zusammen, dass man
meinen sollte, wer Tiefwasser gesehen hat, ist nicht so leicht zu
verblüffen.
Gweangwen die Halbelfe hatte ihre Kindheit dort verbracht und war
einiges gewöhnt, was extravagantes Äußeres anging. Dennoch stand
sie an diesem Nachmittag einige Meilen von der Stadt entfernt mit
zusammengekniffenen Augen da und versuchte auszumachen, was genau vor
Ihr stand.
„Gwen! Starren ist unhöflich“
Ihr Kamerad, der Ex-Stadtwächter Deeca zog sie zurück auf
normale Konversationsdistanz zu dem seltsamen Humanoiden, dem sie und
ihre Freunde gegenüberstanden, zurück.
„Was stimmt nicht mit dem? Er sieht aus, als hätte ein
Kleinkind versucht einen Menschen zu malen“.
Die Gestalt, deren Äußeres tatsächlich disproportioniert
wirkte, schwang in einer Ehrfurcht gebietenden Geste seinen Umhang
nach hinten und richtete seine Stimme an die Abenteurer.
„Ich nehme an, ich muss mich nicht vorstellen? Immerhin haben
sich unsere Wege schon des Öfteren gekreuzt! Nun, vielmehr eure und
die meiner Untergebenen?“
Die außergewöhnlich spitzen Zähne, die beim Sprechen zum
Vorschein kamen, erschwerten ihm scheinbar auch das reden. Ein
unüberhörbares Lispeln führte dazu, das Gwaengwen sich das Lachen
verkneifen musste.
Gordon der Hexenmeister übernahm die Konversation mit einer
leichten Verbeugung:
„Natürlich, wir wissen Bescheid.“
Gordon ahmte den erhabenen Gestus seines Gegenübers nach und
fügte telepathisch hinzu:
„Xanathar?!“
„Ah, ich seid der, den man Gordon nennt. Sozusagen das Gehirn
der Truppe.“
„Zuviel der Ehre, ich gebe hiermit zu Protokoll, dass wir so
etwas wie „das Gehirn der Gruppe“ nicht gibt.
„Naja, wenn Ihr das so sagt. Nun, ich komme her – unter nicht
zu vernachlässigendem persönlichen Risiko, um euch einer Frage zu
stellen…“
„Nur eine? Dann seid Ihr ja fertig!“
Gordon fiel ihm ins Wort, was er nur mit einem kurzen Augenrollen
quittierte, sich aber nicht aus der Fassung bringen ließ:
„… und euch – abhängig von eurer Antwort, ein Angebot zu
machen:
Nun, ihr seid euch mit Sicherheit im Klaren darüber, dass ihr in
den letzten Zehntagen mein Personal etwas dezimiert habt. Zuerst
Jimmy Forest und Hagar in den Kanälen von Tiefwasser, dann Johnny
Ramone und sein Partner in der Sternenstaubnekropole. Das erweist
sich mittlerweile als eher unschön. Speziell Ramone war ein
geschätzter Mitarbeiter mit einzigartigen Talenten.“
„Pfft. so’ne große Nummer war der gar nicht . Er’s gestorben
wie alle anderen. Und mein Freund hier hat seinen Kumpel problemlos
kaputt gemacht!“
Gwaengwen deutete auf Deeca, der mit den Schultern zuckte:
„Eigentlich hat unser Mumien-Diener-Hohepriester-Schläger ihn
besiegt. Er hatte übermenschliche Kräfte.“
Der Xantahar seufzte: „Ah… genau die Sternenstaubnekropole.
Ich will mir gar nicht ausmalen, was ihr damit anzustellen gedenkt.
Auch in dieser Beziehung wüsste ich gerne, dass ihr mir nicht in die
Quere kommt, also:
II. Arbeitet für mich! … oder wenigstens nicht gegen mich.
„Könntet ihr euch vorstellen, für mich zu arbeiten?
„Ja!“
„Klar“
„wir sind nicht wählerisch, was unsere Verbündeten angeht“
„Ich glaube, ich habe schon mit schlimmeren Leuten
‚rumgehangen.“
der Auffällig gekleidete Mensch wandte sich von den Begeistert
zustimmenden Abenteurern ab und griff sich mit pathetischer Geste ans
Kinn:
„… Nun, wenn Ihr partout nicht wollt, sollte ich euch
vielleicht…Was??! Ihr nehmt einfach so an?“
Gordon erläuterte Seinen Enthusiasmus:
„Klar, wir tragen seit Wochen fünfzehnhundert Goldmünzen mit
uns ‚rum, ohne auch nur eine entfernteste Möglichkeit, sie
auszugeben.“
„Ich würde es wirklich schätzen, wenn meine Bewaffnung
demnächst eher auf dem Niveau meiner Kameraden wäre“ Deeca
deutete auf die Kampfaxt in seiner Hand :“Ich denke schon, dass ich
die Erde spalten können Sollte. Wenn ihr versteht was ich meine.“
„Aber warum habt ihr meine Mitarbeiter umgebracht? Wollt ihr
nicht im Dienste der Gerechtigkeit den bösartigen Umtrieben der
Xantahar-Gilde ein Ende setzen?“
Obwohl sie seiner menschlichen Gestalt nur bis zur Brust reichte,
baute sich Gweangwen vor dem Xantahar auf und stemmte die Fäuste in
die Hüfte:
„Hör‘ mal, Kumpel, die waren unfähig, dämlich und manche von
denen total nervig. Solche Leute tendieren dazu, in meiner Gegenwart
ins Gras zu beißen. Ein Mädchen kann nicht immer so viel
Beherrschung an den Tag legen wie bei dem Vollpfosten da drüben.“
Sie deutete in Richtung des Heilwort-Standes, an dem Yngwie der
Möchtegern-Druide sich umsorgen ließ.
„Na, wenn das so ist… ich war halb darauf aus, bis zum Tode
mit euch zu kämpfen, oder Tagelang zu verhandeln…“
„Na gut, wenn du unbedingt willst: was kannst du uns denn
bieten? Wenn wir uns dazu entschieden, für dich zu arbeiten?“
III. In den Neun Höllen wird über euch geredet!
„Also, wie Ihr vielleicht schon gehört habt, sind die neun
Höllen unruhig, weil ein Paar Sterbliche es scheinbar auf die
prominente Auftragskiller-Truppe der Teufel abgesehen hat. Im
Flüsterton wird in Avernus von der „Dreivonzwölf“ gesprochen.
„Das klingt ja total bescheuert“
„Einige niedere Teufel haben Wetten darauf abgeschlossen, wer
von den zwölf Assasinen als nächstes von Sterblichen besiegt wird.
Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Teufel ihre Anstrengungen
vervielfacht haben, dem Entgegenzuwirken. Anscheinend haben Sie einen
nicht unwesentlichen Gesichtsverlust zu befürchten.“
Ich verfüge über Möglichkeiten, um die Grenzen zwischen den
Ebenen zu überwinden, entsprechend kann ich euch dabei helfen, eure
Verfolger loszuwerden. Außerdem kann ich euch Zugang zu den
Elementarebenen gewähren, wo sich vielleicht ein neuer Bewohner für
eure Armbrust finden lässt.“
Gordon schob seine Waffe hinter den Rücken und schaute
misstrauisch. Misstrauisch aber durchaus nicht abgeneigt.
IV. Wo ist Warwick?
„Weiterhin weiß ich beschied, dass ihr mit Warwick befreundet
seid?
„Wer’s das?“
„Ich schließe mich Gwaen an: Wer zum Gewebe der Wirklichkeit
ist Warwick?“ Helge trat zu seiner planlosen Gefährtin.
„Dione Warwick? Ehemalige Hauptaufseherin von Tiefwasser?“
Deeca nahm seinen Helm ab: „Ich werde Sie niemals vergessen. Sie
ist eine großartige Frau, die mit Leib und Seele für Ihre Stadt
eintritt.“
„Nun, vielleicht wird euch bei dieser Einstellung überraschen,
dass sie als Hochverräterin in einem Spezialgefängnis namens
Hungerloch einsitzt.“
„Nein! Wie kann das sein.?!“
„Allgemein wird davon geredet, sie sei für die Invasion
verantwortlich, aber aus irgendeinem Grund fürchtet die aktuelle
Machthaber einen korrekten Prozess und haben sie verschwinden lassen.
Ich plane, sie in die Stadt zu bringen und ihr ein ordentliches
Verfahren zuteil werden zu lassen.“
„Aus Glaube an den Rechtsstaat und die Justiz?“
„Sagen wir einfach, Leute wie Warwick sind besser für’s
Geschäft, als gewisse Personen, die sich im Moment um die Ordnung in
der Stadt kümmern.“
„OK, wir sind dabei, ich nehme an, ihr könnt uns auch mit
Handelsdienstleistungen anbieten?“
„Natürlich, Ich nehme an, zumindest die Schurkin ist mit
Skullport vertraut?“
„Klar Dicker, da schulden mir noch ein paar Leute Geld, wir
schau’n vorbei , wenn wir hier fertig sind!“
„Das war ein erstaunlich produktives Gespräch. Seht doch zu,
dass ihr mir bis zu eure Ankunft in Skullport nicht in die Quere
kommt, und ich bereite eine kleine Shoppingtour für euch vor?“
„Du hast einen Deal!“
„Weise deine Untergebenen doch bitte an, sich erkenntlich zu
zeigen, damit sie nicht aus Versehen eine verfrühtes Ableben
erleiden.“
„Natürlich. Nun, meine Arbeit hier ist getan.“ Er sprach
mitden beiden Riesen, die bei ihm standen. „Ich nehme an, ihr
werdet keinem Rabatt auf eure Dienste zustimmen, weil es nicht zu
Gewalt gekommen ist?“
V. Shirell hat sich was überlegt – und Pommes gebunkert
Der Betrachter in Menschengestalt machte sich mit seiner Leibgarde
auf und verließ das Lager. Eugen wandte sich zusammen mit seinen
Gefährten wieder in Richtung von Shirells Zelt, wo sich mittlerweile
eine kleine Traube von Menschen versammelt hatte.
„Er hat Recht, wir sollten mal schauen, was die Riesenschlange
macht.“
Sie gingen zur Behausung des Erzdruiden. Auf dem stieß ein
Elfenkind zur Gruppe, mit dem Gwaengwen scheinbar schon bekannt war.
„Da, für dich, Tante!“
Ein junges Elfenmädchen mit geflochtenen, braunen Zöpfen reichte
Gwengwen eine Tüte frittierter Kartoffelspalten.
„Wow, gute Arbeit, wo hast du du die denn her?“
Das Kind lachte verschmitzt.
„Hah, du hast noch einiges vor dir, geh, und übe die Sachen,
die ich dir gezeigt habe!“
„Ja, Tante“
„Guckt euch das mal an, anscheinend hat Shirell Freunde
gefunden!“
Am Zelt des Druiden hatte sich eine kleine Menge von Personen
zusammengefunden. Deutlich zu erkennen war der Erzdruide Shirell mit
seinem Geweihelm und den Feder-Schulterpolstern. Im gegenüber stand
ein kräftiger Mensch mit braunen Haaren, die in wilden Stacheln von
seinem Kopf ab standen. Er war nur mit einem Lendenessschurz und
mehreren Gürteln, die seinen Schulterpanzer und seinen Umhang
hielten, bekleidet.
Der Fremde schien zum Rest der versammelten Druiden zu sprechen.
In dem Moment, in dem die Abenteurer in Hörweite kamen, beendete er
seine Rede. Dem Gesicht des Mannes war anzusehen, dass diese nicht
den erwünschten Effekt auf seine Zuhörerschaft hatte: Die Druiden,
die sich um ihn und Shirell versammelt hatten, blickten zu Boden und
scharrten nervös mit den Fußspitzen im Rasen des Lagers.
„Niemand? Es ist wirklich wichtig, dass…“
Shirell legte Ihm die Hand auf die Schulter und deutete in
Richtung der Abenteurer, die sich in die kleine Versammlung
eingereiht hatten.
„Vielleicht haben wir soeben jemanden gefunden, der unsere Bürde
bereit ist zu tragen. Diese tapferen Krieger hier waren es, die dem
verdorbenen Geist schon einmal die Stirn geboten haben. So Mutter
Erde es will, streben sie vielleicht noch immer die Läuterung
unseres Elementargeistes an?“
„Nö, lass mal stecken, Geister sind gruselig“
„Ich glaube er meint die Schlange“
„Oh, die? Ja, die müssen wir irgendwie kleinkriegen, immerhin
haben wir die praktisch freigel…“
„Helge und Deeca traten zwischen ihre Kameradin und den
Erzdruiden und schnitten Gwaengwen das Wort ab:
„Wir würden euch gerne helfen, nur leider fehlt uns die Mittel,
den Geist von seiner Besessenheit zu erlösen“.
Die Abenteurer vernahmen ein kollektives, erleichtertes Ausatmen
der gesamten Druidengruppe.
„Dafür haben wir einen Plan entwickelt, Seht euch das an:“
Shirell strich über seinen Bart und deutete auf einen Baumstumpf,
der sich in der Nähe befand. Darauf lag ein simpler Ledergurt mit
einer etwas ausgefallenen Schließe.
„Der Gurt der einvernehmlichen Trennung“.
„Cool, was tut das?“
Helge ergriff das Wort:“Wenn ich mich recht entsinne, ist es ein
starker inhärent-korrelativer antikollagener Zauber. Beim Anlegen
wird die Metaphorisch-Metaphysiologische Ladung in Ihre einzelnen
polaren Extrema de-inkludiert und geneativ hyperrealisiert.“
„Sprich deutsch, du alter Knacker!“
„ Man kann damit eine Kreatur, die mehrere Seelen beherbergt in
einzelne Körper für jede Seele aufteilen.“
„Das wäre genau das, was wir brauchen.“
„Genau, wir hatten nur einige Probleme damit, Freiwillige zu
finden, um den Gegenstand zu benutzen.“ Der Druide ließ einen
vorwurfsvollen Blick über die Druiden schweifen, bevor er mit dem
Kopf in Richtung des Lagers deutete. Die versammelten Personen
ließen sich nicht zweimal auffordern und eilten eilig davon.
„Die Welt der Druiden wäre euch auf ewig dankbar, wenn ihr uns
diese Bürde abnehmen könntet.“
VI. Die Abenteurer Passen den Gurt auf ihren Gegner an
„Ist ja nicht so, das uns der Wille fehlt, aber es handelt sich
bei unserem Gegner um eine Schlange von vielleicht 30 Fuß, wie soll
das denn passen?“ Gordon schritt um den Gurt herum und legte die
Finger ans Kinn.
Der Druide im Lendenschurz, der einzige der ursprünglichen
Kongregation, der nicht die Flucht ergriffen hatte, trat an ihn
heran:
„Wir verfügen nickt über das arkane Wissen, um ihn anzupassen.
Der Plan war es, einfach ein schmales Stück am Schwanzende zu
nehmen?!“
„Hat hier jemand ‚arkanes Wissen‘ gesagt?“
„Genau, Helge, wir schauen uns an, was wir damit tun können.
„Nein wirklich, ich habe ncihts verstanden, hat es jemand
gesagt?“
Die beiden Zauberkundigen schafften es tatsächlich mit etwas
herumprobieren, der Ledergurt so weit zu dehnen, dass dieser etwa den
Umfang einer Tonne hatte.
Dann sind wir wohl mal wieder unterwegs!
Tschau mit V ihr Baumschmuser!“
Die Abenteurer wandten sich mit dem Riemen in der Hand von den
Druiden ab und begaben sich einmal mehr in Richtung Monstersumpf.
VII. Die Bewohner der Sumpfruinen
Die Schritte von vier Abenteurern hallten durch die vergessenen
Korridore der Ruinen des Monstersumpfes, bis sie den Raum erreicht
hatten, in dem zuvor auf die Riesenschlange getroffen waren. Ein
riesiges Loch klaffte in der Wand. Nachdem die Abenteurer den Tunnel,
den ihre Beute hinterlassen hatte, einige hundert Fuß verfolgt
hatten, betraten sie einen Raum, der aus gemauerten Steinen bestand.
Deeca begab sich zur Mauer hin und legte eine Hand auf die Fugen
Wand.
„Ohh, seid mal alle ruhig! Unser Zwerg redet mit den Steinen!“
Der ehemalige Wachmann ignorierte die Neckereien seiner Kameradin
und begann seinen Gefährten zu berichten:
„Die Steine sind nicht aus dem Gestein gehauen, es sind echte
Fugen, in denen sich Abrieb gesammelt hat. Von außen ist davon fast
nichts mehr zu erkennen, also ist das Gemäuer eher alt. Da aber
wenig Fremdstoffe in den Fugen sind, bezweifle ich, dass die Erbauer
in der letzten Zeit hier waren. Die Oberflächen sind leicht
abgerieben. Hie wurde wahrscheinlich… geputzt?
„Geputzt? Ist das Abrieb von der Schlange?“
„Nein, das waren Werkzeuge zum Steinpolieren, mineralische
Schleifeisen. Der Regelmäßigkeit nach zu urteilen keine Zwerge,
aber sorgfältig gearbeitet.“
„Also lebte hier Jemand, als die Schlange durchgerauscht ist?“
„Mit Sicherheit“
„Puh, ich schau mich mal weiter um, wollen wir dann mal die
Geheimtür da hinten untersuchen?“
Gwaengwen deutete in eine angrenzenden Gang. Hier drüben ist auch
eine.“
„Wow, die findet so was fast besser als du.“
Helge tätschelte Deeca auf den Kopf.
„Das Überleben unserer Gemeinschaft ist kein Wettbewerb. Die
Elfe erfüllt ihre Aufgaben genau wie ich so gut sie kann.“
„Voila: Geheimtür… offen!“
Die Abenteurer blickten an den Rand der eben im Felsen
verschwundenen Tür in den dahinterliegenden Raum.
Sie erblickten einen kleinen Humanoiden mit grauer Haut. Ein
Tiefengnom oder Svirfnelblin. Als er die Fremden erblickte, hielt er
sich die Finger an die Schläfen.
Alle zuckten zurück und traten einen flinken Schritt aus der
Türöffnung, als die Luft vor Energie flirrte und eine Woge aus
schmerzhafter psychischer Energie sie knapp verfehlte.
„Sagt mir wer Ihr seid oder ich werde eure Hirne von innen nach
außen drehen!!“
„Haltet ein, edle Kreatur!“ Wir sind nicht hier, um euch zu
schaden!“
„Habt ihr eine große Schlange hier durchkommen sehen? Sie
müsste etwas weiter vorne durch eure Behausung gekommen sein.“
„Aha…Abenteurer. Ich nehme an, ihr wollt die Monster der
Gerechtigkeit zuführen und mit eurer ruhmreichen Gewalt zur Stecke
zu bringen?“
„Naja, wir haben hier so’nen Gürtel, aber Gewalt war euch Teil
unseres Plans.“
„Dann geht doch bitte weiter. Den Gang herunter ist unser –
ehemaliger – Gebetsraum.“
„Was macht ihr eigentlich hier unten?“ Gordon hatte bemerkt,
dass sich weiter hinten im Raum weitere Tiefengnome aufhielten. Allem
Anschein nach Jüngere und Kinder.
„Wir überleben. – Da sind wir gut drin. Ein Teil davon ist es
auch, sich nicht unnötig mit dubiosen Fremden gemein zu machen.“
„Hör mal!“
„Und als die Schlange hier durch ist, habt ihr eich entschieden,
hier zu Überleben?“
„Das Unterreich ist kein Spielplatz. Einige unseres Stammes
wurden von finsteren Einflüsterungen dieser Kreatur davon überzeugt,
sie anzubeten. Ich zog es vor, hier auszuharren, bis die Gefahr
vorüber ist. Wenn Ihr so gut wäret, mich meiner Kontemplation zu
überlassen?“
„OHH. Der macht mich verrückt, ich brech‘ jetzt da drüben die
Tür auf, das macht vielmehr Spaß, als mit dem ollen Langweiler hier
weiter Freundlichkeiten auszutauschen.“
Gwaengwen wandte sich ab und begab sich in die steinernen Gänge,
die bis vor kurzem die Heimstatt der Svirfnelblin waren.
Deeca fragte den Gnom, der immer noch mit verschränkten Armen
grimmig dreinblickte:
„Könnt ihr uns Helfen? Wir müssen zur Schlange durchkommen und
ihr diesen Gurt anlegen.“
„Ich würde es Vorziehen, keine weiteren Stammesmitglieder zu
verlieren. Wir bleiben hier.“
„Was könnt Ihr uns über dieses Gemäuer sagen? Ihr wart nicht
die ersten, die hier gelebt haben, oder?“
„Nein, wir waren auf der Flucht, nachdem unsere Stadt von den
Drow dem Erdboden gleich gemacht wurde. Lange Zeit irrten wir durch
das Unterreich. Wir kämpften gegen Erdkolosse und Ilithiden. Als wir
diesen Ort fanden, war unsere Odysee für einen kleinen Moment zur
Ruhe gekommen. Aber nichts Gutes ist von Dauer, daher überrascht es
mich nicht, dass auch hier unser Leben eine Ansammlung von Leid und
Furcht ist.“
Von außerhalb des Raumes war das Geräusch einer sich öffnenden
Steintür und kurz darauf Gwaengwens Stimme im Plauderton zu
vernehmen:
„Ich sage, ihr lasst den Langweiler langsam mal stehen und
checkt mit mir diesen Raum hier drüben. Da is’n Toter drin.“
Deeca nickte wissend:
„…einer der früheren Bewohner, wahrscheinlich. Es ist
durchaus möglich, dass hier mal ein Zauberer gelebt hat.“
Gweangwen hatte einen verborgen Eingang zu einem kleinen Alkoven
gefunden, in dem ein menschliches Skelett lag. Der größte Teil der
sterblichen Überreste war stark verfallen, doch ein sternenbesetzter
Hut auf dem herab baumelnden Schädel war erstaunlich sauber und
intakt.
„Ein Zaubererhut, wie schön! Ich bin ein Zauberer, der Hut ist
für mich!“
Mit nie zuvor gesehener Agilität riss Helge dem Skelett die
Kopfbedeckung herunter und setzte sie sich selbst auf.
„Du weißt schon, dass du magische Gegenstände auch
identifizieren kannst? Was wenn es ein ‚Zauberhut des
Tatterige-alte-Zausel-Verschlingens‘ gewesen wäre?“
Gordon war kurz einen Schritt zurückgetreten, als Helge den Hut
aufgesetzt hatte und hatte einen unmissverständlich erleichterten
Gesichtsausdruck aufgesetzt.
„Du bist ja bloß neidisch, weil du kein richtiger Zauberer
bist.“
Gordon hob die Augenbrauen, kratzte sich am Kopf und trat zu
Gweangwen heran, die sich bereits an einer anderen Wand zu schaffen
machte.
„…wieder eine Geheimtür?“
„Naja, ‚geheim‘. Das Schlüsselloch war nur hinter ’nem Felskeil
verborgen. Wer so was als Geheimtür bezeichnet, der denkt auch
Buntbartschlösser sind keine Einladung zum Einbruch. Ta-Dah:
Kinderspiel“
Die Elfe stemmte ihren Stiefel gegen die Felswand und verpasste
ihr einen Stoß, so dass ein Teil von etwa der Größe einer
Tischplatte sanft nach hinten glitt und den Zugang zum
dahinterliegenden Raum freigab.
VIII. Der Gebetsraum in der Smpfruine
Die Abenteurer vernahmen einen leisen, monotonem Gesang , als die
den Raum betraten. Einige Säulen trugen die massive Steindecke. Die
Wände waren wie die anderen in der unterirdischen Behausung der
Svirfnelblin abgeschabt und glatt. An der Stirnseite der Halle befand
sich ein steinerner Altar, auf dem sich die Urschlange
zusammengerollt hatte.
Es befanden sich zudem sechs weitere Tiefengnome in der Halle. Die
drei, die sich um die Schlange versammelt hatten, beachteten die
Abenteurer nicht und gaben weiter ihre eintönigen Gesänge von sich.
Unter ihnen war auch eine etwas weniger schäbig gekleidete
Gnomenfrau.
Sie erwies sich kurz darauf als die Anführerin, als sie drei der
anderen Gnome befahl, die Eindringlinge zu attackieren. In dem
Moment, in dem die drei Gnome aufhörten zu beten, bäumte sich die
riesige Schlange unruhig auf.
Die Gnomen-Anführerin versenkte sich wieder in ihr Gebt,
woraufhin das gigantische Reptil an Konzentration gewann und die
Neuankömmlinge fixierte.
Gordon, Deeca, Gwaengwen und Helge drängten sich noch immer im
Eingang der Halle, als die aufgebrachten Svirfnelblinch sich ihnen
zuwandten und Wellen psychischer Energie auf sie abfeuerten. Kurz
darauf begann die Riesenschlange, den Boden um sie herum mit aus
Ihrem Schlund hervorgebrachter Säureschleim in einen tödlichen
Spießrutenlauf zu verwandeln.
Mit einer eleganten Flugrolle überwand Gweangwen den Abstand zur
eine naheliegenden Säule und attackierte ihren Widersacher. Ihre
Gefährten positionierten sich so gut es ging außerhalb der
Sichtweite der Schlange, um den Säureklumpen zu entgehen, die diese
weiter in Richtung der Abenteurer spuckte. Die Geschosse hinterließen
mehr und mehr ätzendes Sektret auf dem Boden, während die
Swirfnebli sie mit von fanatischem Eifer geschärften Zähnen und
Klauen angriffen.
„Das wird so nix, bevor wir die Bubis hier alle gemacht haben,
stehen wir bis zum Bauchnabel in Säure.“
Gwengwen tänzelte weiter zwischen den Gegnern umher, musste sich
aber bremsen, um nicht in ätzenden Schleim zu treten.
„Der Gürtel! Einer von uns muss sich freikämpfen und den
Gürtel anlegen. Wo ist der Zauberer?“
Sie blickten sich um und realisierten das Helge sich aus dem Raum
teleportiert hatte.
„Der bereitet hoffentlich was Großes vor.“
IX. Das Ende der Smaragdaugen-Königin
„Drauf können wir nicht warten.“ Gordon sprach eine
Zauberformel und deutete auf die Sclange.
Das gigantische Reptil wich kurz zurück, als die magische Energie
seine Bewegungen lähmte. Schon die nächste Windung gelang der
Schlange nicht mehr, sie erstarrte innerhalb weniger Augenblicke
verharrte daraufhin reglos auf dem Altar.
Als sich die letzten braunen Schuppen in das matte grau einer
Steinstatue verwandelt hatten, begannen die Tiefengnome, die Köpfe
zu schütteln und sich aus ihrem Wahn zu erholen.
In diesem Moment schritte Helge in den Raum
„Überraschung!!“
Mit den Händen hatte der Magier eine Kugel aus rotglühender,
leuchtender Energie geformt und warf sie in die Mitte des Raumes, wo
Sie in einem kugelrunden Inferno explodierte und die Svirfnelblin von
den Füßen riss.
Gwengwenn hatte einen Schritt zurück gemacht und war dem
dröhnenden Knall und der glühenden Hitze entgangen:
„Wow, das war unnötig.“
„Aber eindrucksvoll!“
„Konzentration, die Gefahr ist noch nicht vorrüber“ Deeca
wies auf die Schlange und die Gruppe lief an den benommenen Gnomen
vorbei, um der riesigen Statue den Gurt um den Schwanz zu legen.
Als die Schnalle des Gurtes der Trennung geschlossen wurde, begann
die Magie des magischen Gegenstandes zu wirken und die weibliche
Gestalt, die in der Stirn der Riesenschlange eingelassen war, stürzte
aus dieser heraus und nahm auf dem Boden vor den Abenteurern eine
eigene Form an.
Die Kreatur glich von Ihrer Silhouette einem Humanoiden, die Haut
aber war aus einem ständigen Flux von Schuppen und
Sternenstaubnekropolen- Perlmuttgestein durchsetzt. Es war
offensichtlich, dass die Königin um ihre Existenz auf dieser Ebene
zu kämpfen hatte.
Die Abenteurer warfen sie zu Boden und machten dieser Existenz mit
Axthieben und Stichen kurzerhand ein Ende.
„Hm.. einfacher als gedacht“
„Ihre Form war an ihre Anbeter gebunden. Davon waren keine mehr
übrig.“
Die Abenteurer vernahmen ein Geräusch hinter sich, als die
Riesenschlange sich von der Versteinerung erholte und ihren großen,
geschuppten Kopf auf ihre Höhe absenkte.
Der Erdgeist kommunizierte mit ihnen in der Sprache der Natur
selbst. Kein sterbliches Wesen kann beschreiben, was die Helden in
diesen Momenten hörten und fühlten, aber nachdem es vorbei war und
der Körper der Urschlange zu Erde verfallen war, die von einem
plötzlichen Windhauch zerstreut wurde, wussten sie, was sie im
Austausch gegen die Befreiung des Erdgeistes erhalten hatten: Das
Wohlwollen und die Gastfreundschaft der Elementarebene der Erde.
Und wie sie den Weg aus den Katakomben zurück zu Oberfläche
machten, dachten sie an Ihre Errungenschaften.
Gwaengwenn dachte darüber nach, wie sie verhindern konnte, dass
ihre Gruppe noch einmal mit dem Tiefengnom spricht. Am Ende fragen
die den Langweiler noch nach seinem Namen. Bloß weg.
Helge dachte darüber nach, ob er das nächste Mal Bescheid sagen
sollte, bevor er Großflächige Zerstörung in direkter Nähe seiner
Gefährten entfesselt. Nein, Gwaengwen hatte den Feuerball so einfach
überstanden. Das wird schon gut gehen.
Gordon überlegte, ob das Wohlwollen eines Erdgeistes in
irgendeiner Weise mit seiner Verbindung zu seinem Patron
intervenieren könnte. Er konnte sich aber nicht vorstellen, dass
dieser eifersüchtig ist.
Deeca freute sich darauf, Hautaufseherin Warwick wiederzusehen.
Wen der ganze Wahnsinn der letzten Zehntage eine Person nicht
erreichen kann, dann sie. Hoffentlich. Hungerloch klang irgendwie
doch eher unangenehm.
„Ich werde echt zu alt dafür!“ Helge der Zauberer schwang
sich auf die Ruine eines Steintores, das aus dem Sumpf aufragte. „Ich denke von
hier habe ich freie Schussbahn.“
Er blickte an der Kugel aus Finsternis vorbei, die zwischen
ihm und seinen Gefährten Gordon und Gwaengwen entstanden war. Verursacher war eine
Kreatur, deren riesiger Körper aus lebenden Schlangen bestand.
„Mir fällt gerade ein, diese dunklen Kugeln kann man auch
abdecken. Wartet mal.“
Der hochbetagte Mann begann in seinem Gepäck zu wühlen und
kramte seinen Eimer hervor.
„Das sollte reichen“.
Er deckte die Quelle der Dunkelheit mit dem Eimer ab,
woraufhin seine Gefährtin, die Halbelfe Gwaengwen vorstürmte und die
Schlangenkreatur begann mit ihren Saigabeln anzugreifen.In der
Anwesenheit des großen Schlangenwesens begannen die Schlangen, die von einem
Baum in der Nähe hangen, sich ebenfalls zu vereinen. Innerhalb weniger
Augenblicke war der Haufen zu Mannshöhe angewachsen und bewegte sich auf die
Abenteurer zu. Gordon zog eine Seifenblase aus seiner Rüstung und platzierte
sie neben sich.
„Mals sehen wie ihr als Trockenfleisch ausseht!“
Der Hexenmeister führte eine magische Geste aus und auf
seinen Befehl verlor die Schlangenkreatur alle Flüssigkeit. Das zurückweichen
nutzte Gwaengwen, um sich von ihrem Gegner zu lösen und die neu entstandene, kleinere
Kreatur zu attackieren.
Als Helge von seiner leicht erhöhten Position auf dem halb
versunkenen Torbogen eine Salve magischer Geschosse auf den belebten
Schlangenhaufen abgeben hatte, beschwor der Widersacher erneut eine magische
Kugel aus Dunkelheit. Das Monstrum versuchte sich den Angriffen der Abenteurer
durch die selbstgemachte Finsternis zu erziehen, um einen nahegelegenen
Schlangenhaufen zu einem neuen Verbündeten zu erheben. Soweit sollte es jedoch
nicht kommen:
Der weitere Austrocknungszauber, den Gordons Seifenblase als
Kopie seines Spruches wirkte, verhinderte dies. Die Kreatur zerfiel in die
Reptilien, aus denen sie sich gebildet hatte und hörte auf zu existieren.
Yngwies Druidenzirkel
Die Abenteurer bewegten sich zügig in die Ruine in der der
Kampf stattgefunden hatte. Aus dem verfallenen Gemäuer waren Gesänge in gebrochenem Druidisch zu vernehme.
„Halt, da vorne bewegt sich was! Ich werde mich
hereinschleichen!“
Helge streckte seinen Arm aus, um seine Gefährten im
Durchgang anzuhalten.
„Du hast den Säuregraben schon gesehen, oder?“
„Was?“
Gwaengwen packte den Magier
am Kragen und zog ihn wieder in den Durchgang, bevor er in den Graben stürzte,
der mit einer blubbernden, grün leuchtenden Flüssigkeit gefüllt war.
„Hm… vier Personen. Einer steht auf einem Podest. Die sehen
aus, als wären die sehr empfindlich gegen durchbohrt werden.“ Sie legte einen
Pfeil an. „Zu einfach…“
„Du willst einfach?“
„Was meinst du?“
Gwaengwen hielt den Bogen gespannt und richtete lediglich
ihren Blick auf Gordon, der grinste und seine blau lackierte Armbrust deutete.
„Was’n das?“
„Ach, nur meine blitzeschießende Waffe, die ich vor vier Zehntagen
eingesammelt habe und seitdem regelmäßig benutze, um unsere Widersacher mit der
Macht eines tosenden Sturmes in Häufchen Asche zu verwanden.“
„Echt? Hab das Ding noch nie gesehen!“
„Probier’s mal!“
„Hier ist der Schalter, mit dem startet man den
Aufladevorgang.“
„Ja, und nun?“
„Warten wir.“
„Worauf?“
„Kannst du dich echt nicht an meine Signaturwaffe erinnern?
Ich hab damit erst vor einer halben Stunde einen Druiden vom Himmel
geschossen?“
„Hm das Ding wackelt mittlerweile ganz schön…“
„Das heißt du solltest sie Richtung Gegner halten und abdrücken.“
„OK… HOLLADIEVERSCHISSENE WALDFEE!“
Ein Blitzschlag von der Größe eines Scheunentores durchzog
den Raum und traf einen der Personen, die eben noch in einen Beschwörungsgesang
vertieft waren. Die Wucht des Aufpralls Riss den jungen Mann von den Sohlen und
ließ ihn an der Wand, an die er geschleudert wurde, zu einem Rußfleck
verglühen.
„Ich hab auf den Hals gezielt, habt ihr gesehen, ob ich ihn
am Hals getroffen habe?“
„Grundgütiger! Die Ungläubigen dringen in unseren heiligen
Zirkel ein!“
Der Möchtegern-Druide, der der Zeremonie scheinbar geleitet
hat, wandte sich von den Abenteurern ab und begann, die Treppe, die hinter
seinem Podium tiefer in die Ruinen führte, herab zu rennen.
„Ich befürchte, das kann ich dich nicht tun lassen.“
Gordon traf den fliehenden mit scheußlichen Strahlen am
Rücken, so dass dieser das Gleichgewicht verlor und die Treppe herabstürzte. Mit
einem kurzen Knurren nahm Gweangwen die Verfolgung auf. Mühelos überwand sie
den Säuregraben, der sich durch die Kammer zog und stand innerhalb eines
Wimpernschlages am Treppenabsatz. Sie blickte herab. Währenddessen hatte sich
Helge mittels Eiszaubern um die restlichen Druiden gekümmert und war dabei sie
zurechtzuweisen. Gwaengwen rief ihren Mitstreitern zu:
„Leute, ich bin mir nicht o recht sicher, was ich hieraus
machen soll.“
„Was siehst du denn?“
Hier is‘ ne Riesenschlange mit ner Tussi aufm Kopf und der Typ,
den du grade abgeschossen hast versucht sie anzutatschen.“
„Hmm…“ Gordon rieb sich am Kinn. „Kannst du denn da mal eben
rausholen? Ich befürchte das endet nicht gut, wenn der Erfolg hat.“
In diesem Moment trat der Säurefluss über die Ufer, nachdem
ein würgendes Geräusch aus der hinteren Kammer gedrungen war.
„Jup, hol‘ den mal hier hoch, wir treten den Rückzug an.“
„OK, ich hab hier meinen treuen Enterhaken!“
„Was willst du denn mit einem Enter….“
Der Hexenmeister wurde vom Geräusch eines Enterhakens unterbrochen,
der sich in die Seite des am Boden liegenden Druiden bohrte. Mit einem
kraftvollen Zug an ihrem Seil zerrte Gwaengwen den nahezu leblosen Körper die
Treppen hoch.
„Rückzug, ja?“
Helge schleifte einen der Druiden über die von ihm
erschaffene Eisfläche.
„Helft mir mal, ich meine Leute-herumwuchten-Tage sollten
eigentlich hinter mir liegen.“
Zusammen trugen sie die vier schwer verletzten Jungen Männer
hastig aus der Höhle und legten Sie im Sumpf ab. Aus der eben verlassenen Ruine
drang noch kurz ein Grollen und Zischen, bevor es still wurde.
„Auf der Stirn der Schlange war scheinbar eine Frau
eingebettet.“
„Ja, so etwas hatte ich mir gedacht. Aber vielleicht sollten
wir denen mal erste Hilfe zukommen lassen? Der hier blutet echt heftig.“
„Ich schätze die Druiden hätten sowas, oder? Von der Ruine
scheint erstmal eine Gefahr mehr auszugehen, lasst mal kurz zu den Druiden
gehen.“
„Habt ihr eigentlich vorhin gehört, dass hier was gedonnert
hat?“
„Haben die Druiden Pauken geschlagen?“
Und nun die echten Druiden
Als sie die letzten Trauerweiden des Monstersumpfes hinter
sich ließen, kamen sie unmittelbar im Druidenlager an. Verschiedenste Tierarten
mischten sich unter Humanoiden aus allen Ecken der Welt. An einigen Stellen
waren sogar laufende Gewächse und Bäume zu sehen. Es waren Zelte und Stände
aufgebaut und vielerorts erklang Musik und Gesang. Insgesamt war die Atmosphäre
ausgelassen und viele der Druiden, denen die Abenteurer auf ihren ersten
Schritten auf dem Gelände begegneten, grüßten sie enthusiastisch. Zumindest
diejenigen, die die Verletzten Personen ignorierten und nach schnell und betont
uninteressiert weiterliefen.
Einige wiesen sie in Richtung des Heilwort-Standes, als sie
um Hilfe für die Angeschlagenen Männer baten.
Der Heilwort-Stand war von zwei jungen Zwergenfrauen besetzt,
die Lederrüstungen mit Blätterverzierungen und Stirnbänder mit jeweils zwei
einzelnen Federn trugen.
„Ich bin Berti“ Und ich bin Berta!“ „Wie können wir euch helfen?“
„Ahhh… ich seh‘ schon, wir gehen dann mal an die Arbeit“
Während Berta begann den verletzten Druiden in die Ohren zu
flüstern, wandte Berti sich Helge zu:
„Meine Güte, du bist ja schnuckelig? Und erst dieses Eau de
Toilette. Irgendwas magisches, oder? Bist du Zaubrer?“
„Ahem… ja? Versuchst du mich gerade anzugraben? Ich bin zu
alt für sowas.“
„Ach was wie alt bist du? 120 Jahre? Ein bisschen Erfahrung brauche
ich auch, wenn du verstehst was ich meine.“
Die Zwergenfrau zwinkerte Helge vielsagend zu, dessen Gesicht
daraufhin erstarrte.
„Fußbad, ich rieche nach Fußbad“
Während der betagte Zauberer sich der Avancen der Druidin
erwehrte, versucht Gordon per Telepathie Informationen aus dem jugendlichen
Möchtegern-Kultisten zu extrahieren, die sie mit sich hierhergebracht hatte.
Er gab sich als Gottheit aus und konnte dem Anführer des
inoffiziellen Zirkels tatsächlich entlocken, was dieser vorhatte: Eine Kreatur
hatte mental mit ihm Kontakt aufgenommen und ihm versprochen, er würde einen hohen
Posten bekleiden, wenn sie erst ihr Königreich wiedererrichten konnte. Zu diesem
Zwecke seinen lediglich devote Gläubige nötig, davon war der Kultistenführer
überzeugt. Auch seinen Namen konnte Gordon erfahren: Yngwie Malmsteen. Nachdem
die Informationsbeschaffung erfolgreich war, entschied der Hexenmeister sich, noch
etwas Spaß mit dem bemitleidenswerten jungen Mann zu haben. Er übermittelte ihm
telepathisch:
„Hey siehst du die Halbelfe da drüben? Grab sie mal an.“
„Was ? Na gut, was auch immer ihr verlangt.“
Yngwie bewegte sich langsam und verschüchtert auf Gwaengwen zu:
„Verzeiht, aber waren eure Eltern Diebe?“
Die Halbelfe blickte von dem soeben von Berta geheilten,
bewusstlosen Druiden auf, denn sie an ihren Stand gelehnt hatte, um seine
Taschen zu durchsuchen.
„Und wenn das so wäre? Bist von der Polizei? Verzieh dich, sonst
sorge ich dafür dass du ‚ne bessere Durchlüftung in der Körpermitte hast!“
„Weil sie den schönsten Stern vom Himmel geholt haben?“
„Pass auf, du siehst gleich Sterne!“
Gwengwen verpasste Yngwie eine Ohrfeige. Der junge Mann
hatte mit seinem hageren Körper und seinen frischen Verletzungen nicht viel
entgegenzusetzen und ging zu Boden.
„Puh… Haben wir vielleicht noch was hier zu tun?“
Gordon schloss zu Ihr auf, als sie auf dem Absatz kehrt
machte und den Druiden im Staub zurückließ.
„Ich hab eine Menge neues erfahren, lass mal dem Erzdruiden
einen Besuch abstatten. Helge, kommst du?“
Der Zauberer wandte sich aus Bertas Umarmung und passte
seine Geschwindigkeit seinen Gefährten an.
Nach einem kurzen Fußmarsch waren die Abenteurer am Zelt von
Shirell, dem Erzdruiden angelangt. Der alte Mann saß davor im Schneidersitz und
meditierte. Eine buschige Augenbraue mit grauen Sprenkeln hob sich, als sie zu
ihm traten und er begrüßte die Neuankömmlinge:
„Ihr hab sie gesehen.“
„Die große Schlange mit der Frau in der Stirn, ja was genau
ist das?“
„Eine Urschlange. Ein Schutzgeist, der die Natur im Gleichgewicht
hielt. Sie kam aus dem Loch, dass vor ein paar Tagen etwas östlich von hier
entstanden ist. Wir versuchen schon seit geraumer Zeit mit ihr Kontakt
aufzunehmen. Aber der Geist antwortet nicht. Als wäre eine andere Wesenheit in
Ihn gefahren und habe unsere Verbindung mit ihm getrennt. Wir wissen nicht
genau was zu tun ist. Wir können die Kreatur nicht töten, aber sie scheint ein
Risiko für das Gleichgewicht darzustellen.“
„Hm… schwierige Lage. Weißt du was über die da hinten?“
Gwangwen deutete auf die beiden Riesen, die unübersehbar
etwas entfernt von Shirells Zelt auf dem Lagerboden saßen.
„Der Neuankömmling mit seinen beiden Kameraden hat nach euch
gefragt. Wir haben gesagt, dass ihr beschäftigt seid, aber er meinte, er würde
warten.“
„Was soll‘n das heißen?“
„Er sagte, er habe jetzt so viel investiert, er wäre nicht
bereit zu gehen.“
„Fein, ich schau mir den mal an.“
Mit einer eleganten Flugrolle verschwand Gwaengwen hinter
den Zelten und schlich sich schnell und ungesehen an den Fremden und seine zwei
Wolkenriesen-Begleiter heran.
Aus der Nähe sah sie einen glatzköpfigen Mann von hohem Wuchs, aber seltsamen Proportionen. Seine Beine und seine Arme waren etwas zu kurz für seinen Körper. Seine Augen etwas zu nah beieinander. Wann man dieser Person gegenüberstand, waren seine etwas falschen Proportionen allerdings das letzte, was ins Auge sprang, denn der Fremde war in außerordentliche Kleidung gehüllt:
Seine goldglänzenden Schuhe mit Purpursaum liefen in nach oben gebogenen Spitzen zu, sein Mantel war aus Pelz mit schwarzen Punkten und mit einem Augenmuster verziert. Gekrönt wurde die durch und durch merkwürdige Erscheinung von einem Schnurrbart, der den Gesetzen der Schwerkraft zu strotzen schien. Er ragte mehrere Zoll über beide Seiten des Kopfes. Es wäre mit Sicherheit über alle Maßen schwer einen zweiten Bart von solcher Form und Fülle in ganz Tiefwasser zu finden. Das der Fremde von zwei Sturmriesen begleitet wurde, unterstrich seinen unmissverständlichen Anspruch, massiv aufzufallen, noch.
Gwaengwen konnte von ihrer Position nix weiter ausmachen, außer dass die Riesen gelegentlich nach der Zeit fragten, also kehrte sie zu ihren Gefährten zurück.
„Der‘s komisch, aber scheint tatsächlich nur zu warten.“
„Na dann Schauen wir uns den doch mal an.“
Und wie sie auf den merkwürdigen Mann zuschritten, gedachten
sie Ihrer Reise bisher.
Helge ging im Geiste die ihm bekannten Herrendüfte durch und
fragte sich, welchen davon er versehentlich in sein Fußbad gegeben haben
könnte.
Gordon schmunzelte ob der furchtbaren Verführungskünste
Ingwies und nahm sich vor ihn bei Gelegenheit erneut in Bedrängnis zu bringen.
Vielleicht mit einem der Riesen?
Gwaengwen war stolz ihren Enterhacken für die Rettung einer
Person benutzt zu haben. Man konnte auch Einbruchswerkzeug für diesen ganzen
Wohltätigkeitskram einsetzten.
Gordon der Hexenmeister, Gweangwen die Schurkin und Deeca der Zwerg hatten die Stadt Tiefwasser vor einer Invasion gerettet sich danach auf der nunmehr Ihrem Befehl unterstellten Fliegenden Kristallpyramide ein wenig erholt. Helge, der Zauberer, hatte sich ein Fußbad bereitet und genoss dieses unter dem freien Himmel. Er beobachtete einen Vogelschwarm, der seit einiger Zeit die Bäume im Jägerviertel der Pyramide umkreisten.
Der Jäger-Hohepriester Theremnu versuchte, sie mit seinem Bogen abzuschießen, doch es schien, als würde ein besonders großer und flinker Vogel innerhalb des Schwarmes immer die Schüsse voraussehen und dafür sorgen, dass keiner der Pfeile sein Ziel fand.
Diesen Umstand hatten Gwaengwen und Gordon zum Anlass genommen, Ihre Waffen zu zücken und selbst die fliegenden Tiere anzuvisieren. Der große Vogel wurde von Gwaengwens Pfeil getroffen und begann zu taumeln. Kurz darauf versengte ein Blitzschlag das Tier und ließ es zu Boden stürzen. Gordon nahm seine Armbrust der Aufziehenden Stürme und blies eine kleine Rauchwolke weg, die der blau lackierten Waffe entstieg.
Der Hexenmeister sonnte sich noch immer in seiner Schützenkunst, als sie Äste krachen hörten und einen Aufschlag im kleinen Wäldchen vernahmen, der nicht nach einem abgeschossenen Vogel klang.
„Wir sollten uns das ansehen, ich habe das Gefühl, dieser Vogel war etwas anderes als er erschien.“
Deeca der Stadtwächter winkte seine Freunde herbei und deutetet auf die Bäume, woraufhin sich die Gruppe dorthin bewegte. Bald erblickten sie einen leicht verkohlten, augenscheinlich menschlichen Körper inmitten zerbrochener Äste in einem kleinen Krater auf dem Waldboden.
Nachdem Gwaengwen ihn aufmunternd in die Rippen getreten hatte und Kraft ihrer neugewonnenen Autorität sein Aufstehen angeordnet hatte, richtete der ehemalige Rabe sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. Der Mensch war von durchschnittlicher Größe, trug aber ein beeindruckendes Mehrender-Geweih als Kopfbedeckung. Ein Umhang aus blau und schwarz glänzenden Federn und moosbedeckte Schulterpolster wiesen ihn als Druiden aus, augenscheinlich von gehobenem Rang. Sein Gesicht sah jugendlich aus, seine Haut warbleich und er blickte die Abenteurer gütig und geduldig an, während er einen Pfeil aus seinem Oberschenkel zog.
„Ich habe erwartet, dass ihr mächtig seid. Ich schätze es ist nicht verwunderlich, dass ihr mein Spionieren nicht duldet. Gestattet mir, mich vorzustellen: Mein Name ist Shirell, ich bin der Erzdruide des Nordens. Ein Hilferuf des Druidenzirkels vom Monstersumpf brachte mich in diese Gefilde. Anscheinend ist eine Kreatur aus dem Unterreich entstiegen, die das Potential hat, die Natur in dieser Region in ein bedeutsames Ungleichgewicht zu versetzen.
Die Erkenntniszauber des Zirkels haben allerdings zusätzlich zur Position der Kreatur selbst auch zu dieser… Einrichtung hier geführt. Meine Aufgabe ist es, herauszufinden, warum hier in der Luft etwas schwebt, was scheinbar ebenfalls aus dem Unterreich stammt.“
Gordon nimmt Deeca bei Seite:
„Es sieht so aus, als währen wir nicht ganz unerkannt geblieben, als wir die Stadt gerettet haben.“
„Anscheinend war es den Druiden möglich, uns aufzuspüren. Das sie dazu in der Lage sind, verwundert mich nicht. Das sie daran Interesse haben schon eher. Was könnte die Druiden auf den Plan gerufen haben?“
Der Hexenmeister wandte sich wieder dem Mann mit dem Geweihelm zu:
„Jo, Hirschkopf, was läuft? Wir lassen eure Viecher doch in Ruhe, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, hilf mal lieber deinen Kumpels am Monstersumpf.“
„Nun ja, ich werde dem Druidenzirkel Bericht erstatten, dass ihr vertrauenswürdig seid. Aber wir werden euch weiter beobachten. Ich denke meine Anwesenheit am Monstersumpf ist im Moment hilfreicher.“
Der Druide kniete sich am Rand der Plattform hin und begann eine Meditation, um mit seinem Zirkel in Verbindung zu treten.
Fiona Apple, Ogmas Vorhut
„Seht mal da unten!“
Helge der Magier hatte nach seinem Fußbad beim Abtrocknen gedankenverloren über die Kante der Plattform gespäht und eine Ansammlung von Wagen erblickt.
„Da unten horcht uns glaube ich jemand aus.“
Deeca hatte sich auf den Bauch gelegt und beschattete seine Augen mit der Hand.
„Seht ihr, das sieht mir doch sehr nach Erkenntnismagie und Abhörausrüstung aus.“
Helge hatte seine Stiefel wieder angezogen, war zu seinem Kameraden getreten und schlug vor:
„Tja, wenn die uns so unbedingt kennenlernen wollen, sollten wir uns den neuen Nachbarn mal vorstellen.“
Gordon deutete mit dem Daumen in Richtung Gweangwen, die auf Shirell zu stolzierte, der noch immer am Rand der Plattform meditierte:
„Wir sollten zumindest der Königin da drüben zuvorkommen, ansonsten wird das Nix mit harmonischer Nachbarschaft.“
Der Hexenmeister verzog das Gesicht und wand sich ab, als die Halbelfe den Druiden mit einem Tritt an den Hinterkopf in die Tiefe beförderte. Er versaht die hinterherschauenden Abenteurer mit einer obszönen Geste und verwandelte sich im Flug in einen Raben, der in Richtung Monstersumpf davonflog.
„Wow, wenn das mal nicht auf uns zurückfällt. Lasst mal da runter zu den Wagen gehen. Ich mach den Fahrstuhl.“
Eine Geste hüllte ihn, Helge und Deeca in magische Energie und ließ die drei herabschweben. Auf dem Weg kündigte Gordon telepathisch ihre Ankunft an. Daraufhin verschwanden die Personen, die kurz zuvor noch geschäftig zwischen den Wagen hin- und hergelaufen waren, in Ihren Gefährten.
Die drei Abenteurer setzten in der Mitte des Lagers auf und sahen sich um. Neben Stapeln mit Schriftrollen und Büchern waren dicke Kabel auf dem Boden des Lagers verteilt. Eine mysteriöse Apparatur blinkte an verschiedenen Stellen und gab in regelmäßigen Abständen Pieptöne von sich. Gordon wand sich zu dem Wohnwagen, in den alle geflohen waren, als sie eintrafen:
„Hallo, wir kommen in Frieden. Wir Wohnen hier… also genauer gesagt, etwa 500 Fuß weiter oben, aber wir wüssten gerne, was ihr hier genau tut?“
Ein Sichtschlitz öffnete sich und ein finster dreinblickendes Augenpaar fixierte den Hexenmeister und seine Freunde durch die Öffnung.
„Das geht euch gar nichts an, verschwindet!! Au!! Was?!“
Gordon blickte zu Helge und Deeca, die etwas abseits stehen geblieben waren und daraufhin mit den Schultern zuckten. Er hörte das Geräusch von Faustschlägen auf Türklinkenhöhe und vernahm eine piepsige Stimme durch die Tür:
„Was, von oben? Das ist wichtig, ihr überbezahlten Handlanger!“
„Handlanger?“
„Frag nicht so dämlich, heb‘ mich hoch!“
Nachdem das Geräusch winziger Fäuste auf einer Lederrüstung noch einmal intensiver hinter der Tür erklangen, verschwanden die stechenden Augen vom Sehschlitz und ein platinblonder Lockenkopf erschien darin, gefolgt von wachen braunen Augen hinter kreisrunden Brillengläsern.
„Ihr seid aus dem Loch gekommen! Wie habt ihr das gemacht? Was war da noch? Worin schwebt Ihr? Wollt ihr mit mir nach Tiefwasser kommen? Im Museum würde ich euch gerne was zeigen!“
„Nicht so wirklich… aber da drüben gibt es etwas, was ihr vielleicht auch untersuchen wollt, im Monstersumpf?“
„Was meint Ihr?“
Die Tür schwang beschwingt auf und eine Halblingsfrau mit hellblonden Locken hüpfte aus den Armen eines perplexen Wachmannes.
Sie stellte sich Vor:
„Mein Name ist Fiona Apple, ich bin der zweite Kurator von Ogmas Haus des Wissens in Tiefwasser. Unser neustes Exponat hat uns bei der Untersuchung mit Erkenntniszaubern hierher geführt… und vorbei an dem Loch da vorne.“
Der Halbling stapfte eilig in Richtung des verkabelten Aufbaus, der gegenüber vom Wohnwagen stand und deutete über Ihre Schulter in die Richtung des Loches, das die Sternenstaubnekopole bei Ihrem Aufstieg hinterlassen hatte.
„Monstersumpf sagt ihr?“
Sie manipulierte einige Hebel an der Konsole und riss einen Ausdruck ab, der aus der Maschine kam.
„Mhm… ihr habt recht, die Messwerte sind schwächer, aber es hat eine ähnliche Signatur. Ihr seid sicher, dass Ihr nicht mit ins Museum kommen wollt? Wir feiern demnächst die Neueröffnung. Es gibt Häppchen!“
„Ohh… Häppchen?“
Helge wurde von Deeca zurückgezogen: „Vielleicht später, ich denke ihr solltet euch zum Monstersumpf aufmachen. Hier. Gibt. Es. Nichts. Zu. Sehen.“
„FeinFein. Packt ein Leute, wir ziehen zum Monstersumpf.“
Die Besatzung des Lagers – inklusive eines halben Dutzends Goblins, die die Abenteurer aufmerksam musterten, packten das gesamte Equipment ein. Einer der drei Wächter war der einzige, der im Halbschatten des Einganges zum Wohnwagen stehen blieb. Gordon beobachtete ihn aufmerksam, konnte aber keine Aggressionen feststellen. Der Mann in schwarzen, etwas abgenutzten Lederkleidern war augenscheinlich nur daran interessiert, nicht beobachtete zu werden.
Das Lager war innerhalb kürzester Zeit abgebaut und die Zugtiere vor die beiden Wagen gespannt. Fiona winkte den Abenteurern vom Kutschbock des Ausrüstungswagens zu und warf ihnen ein Bündel Papierstreifen zu:
„Falls ihr es euch anders überlegt!“
„Was ist das?“ Helge hob die Papierschnipsel auf.
„Freikarten für die Museumseröffnung in Tiefwasser!“
Die Halblingsfrau winkte den Kameraden zu, als sich der Tross aus Wagen sich in Bewegung setzte.
„Freikarten? Wird es Buffet geben?“
„Wir haben zu tun!“ Deeca schnappte dem betagten Magier die Karten aus der Hand, während Gordon mit magischer Hilfe voran zur Sternenstaubnekropole zurück schwebte und seine Freunde bald mit heraufgezogen wurden.
Der Halbelf erkannte, wie eine der Wachen auf dem davonfahrenden Wagen in seinen Ärmel murmelte:
„Einen Scheißdreck werde ich. Nein!!“
Der Mann im Dreispitz bemühte sich, trotz seines Ärgers, ruhig zu sprechen, nachdem er sich kurz umgeblickt hatte.
„Die haben alle kalt gemacht, die ihr ihnen hinterhergeschickt habt! Ich werde die nicht aufhalten, habt ihr gesehen, was die Typen mit Jimmy und Hagar gemacht haben?“
Und mit einem beherzten „Leckt mich doch!“ warf er einen Stein im hohen Bogen weg, in den er kurz zuvor noch gesprochen hatte.
„Interessant…“ Gordon ließ den Stein mit seiner magischen Hand zu sich schweben und verstaute ihn in seinem Gepäck.
Bemnus Enthusiasmus
Gwaengwen erwartete sie oben zusammen mit Bemnu, dem Magier-Hohepriester. Die Mumie stemmte die Hände in die Hüften und verkündete:
„Gute Nachrichten! Ich habe die Ursprünge der Signale isoliert und festgestellt, dass es sich um ein Fragment der Pyramide handelt, dass sehr wahrscheinlich als Treibstoff dienen kann.“
Unter sichtbarer Anstrengung hob er seine Mundwinkel zu einem wenig überzeugenden Lächeln. Nachdem einen Moment keiner der Abenteurer reagierte, fügte die Mumie mit unerwartetem Enthusiasmus hinzu:
„Stellt euch vor, wenn wir den Treibstoff nutzen könnten, würde die Pyramide nicht innerhalb der nächsten zehn Tage abstürzen! Ihr könntet weiter die Keimzelle unseres Königreiches für fruchtlose Heldentaten missbrauchen! Ihr müsst es lediglich aus dem Monstersumpf bergen. Ist gar nicht weit von hier!“
Gordon hob eine Augenbraue und blickte Deeca an, der langsam mit dem Kopf schüttelte und die Augen verdrehte.
„OK, aber wir gehen alleine.“
„Oh, fühlt euch nicht, als würde diese Bürde euch allein aufgeladen. Lasst mich das machen, ich und meine Brüder könnten einfach kurz…“
Gwaengwen gebot ihm mit einer zackigen Geste, still zu sein.
„Ruhe, Unetrtan, wenn ich und meine Freunde wo hinwollen, dann fragst du nur, wie schnell du uns hinbringen kannst!“
„Aber meine Königin…“
„Pst!“
„Ihr könnt doch nicht…“
„Still! Du nimmst jetzt deinen vertrockneten Hintern und schiebst dich mal ganz schnell in deinen Sarkophag, Kumpel!“
„Hm…ihr werdet den Monstersumpf aufsuchen und das Objekt bergen?“
„Ab ins Körbchen, wir machen was wir wollen!“
Langsam bewegte die Mumie sich zu Ihrem Sarkophag und legte sich hinein.
Deeca rieb sich am Kinn:
„Er hatte plötzlich ein verdächtiges Interesse am Monstersumpf. Ich befürchte, was auch immer da zu finden ist, wird uns Probleme bereiten. Es wird besser sein, wenn wir uns das erst einmal ohne Begleitung ansehen. Vielleicht sollten wir zusätzlich noch sicherstellen, dass er nicht in unserer Abwesenheit etwas anstellt?“
„Da hast du recht, Plattfuß. Dem traue ich kein Bisschen. Lass mal sehen, ob ich das nicht im königlichen Stil regeln kann…“
Sie winkte den Wächter-Hohepriester Oubastet herbei, der eben noch Handstand-Liegestütze an der Kannte der oberen Plattform gemacht hatte:
„Hey Oubastet, kann ich den Sarkophag von Bemnu irgendwie verschließen?“
„Ihr befindet euch auf eurem Herrschaftssitz, eure Wünsche werden hier so gut es geht Wirklichkeit werden.“
„OK…“ Gwaengwen legte sich die Finger ans Kinn, als sie sich erinnerte, wie sie Kraft ihrer Gedanken aus dem kristallinen Baumaterial der Sternenstaubnekropole Kleidung geschaffen hatte, die sich nicht von der Stelle bewegen ließ.
Die Halbelfe ging zu Bemnus Sarkophag und brachte den Boden selbst dazu, sich über dem Steinsarg zu verschließen.
„So, dass sollte sicherstellen, dass wir ungestört sind. Auf zum Monstersumpf!“
Die Abenteurer wiesen Oubastet, den Wächter-Hohepriester an, die fliegende Pyramide zum Monstersumpf zu bewegen. Die Mumie war prinzipiell einverstanden, auch weil die Gruppe ihm in Aussicht stellte, später mit den Invasionsvorbereitungen für diese Welt zu beginnen. Die Mumien glaubten noch immer daran, das Gwaengwen als neue Königin ihr Königreich wieder aufbauen würde.
Auf dem Weg zum Monstersumpf, wo die von Shirell erwähnte Zusammenkunft von Druiden bereits zu sehen war, flogen sie über die Forscherwagen hinweg. Helge nutzte diesen Augenblick, um seinen Fußbadeimer zu entleeren. Aufgrund der Flughöhe kamen unten zwar eher einige Regentropfen an, aber die Abenteurer konnten sich sicher sein, speziell den verdächtigen Wächter in Zukunft identifizieren zu können. Er saß nämlich auf dem hintersten Wagen und schaute angewidert nach oben, ob des kurzen aber seltsam aromatischen Regens, der ihm gerade auf den Dreispitz niedergegangen war.
Anflug auf den Monstersumpf
Bevor die Abenteurer sich in den Monstersumpf herabließen, machten sie einige Runden um das Flachwassergebiet, dass von vielen Weiden und anderen Bäumen gesäumt war. Von oben war wenig zu erkennen, außer gelegentlichen Ruinen und einer scheinbar erhöhten Schlangendichte.
Entsprechend entschlossen sie, an der Stelle abzusteigen, die Oubastet als Herkunft des Signals angab:
„So richtig sicher bin ich nicht, aber da blinkt die Anzeige hier auf. Muss wohl stimmen.“
Sie senkten sich magisch verlangsamt in die knöcheltiefe Brühe herab und konnten mit Hilfe der erhaltenen Richtungsangaben einen schräg stehenden Torbogen ausmachen, der scheinbar in die Ruine führte, aus der das Signal kam.
Die Abenteurer betraten ohne Zögern einen Raum, der durch ein großes, rundes Tor mit dem Rest des Komplexes verbunden war. Helge und Gordon analysierten die Wandmalereien, die in der gesamten Halle die Wände schmückten:
„Hier wird scheinbar eine Zeremonie dargestellt.“
„Es befindet sich ein Körper auf einer Art Altar…“
„Eine Opfergabe?“
„Nein, schau mal, die Position des Körpers lässt auf Qual schließen, aber keine weiteren Figuren sind auf dieser Abbildung.“
„Es sind keine Verletzungen Abgebildet?“
„Gift??“
Gordon rieb sich am Kinn und schritt an die andere Seite.
Helge folgte ihm und deutete auf eine andere Reihe Wandmalereien:
„Wenn eine vergiftete Person…
„… auf dem Altar liegt, erhalten wir Zugang!“
beendete der Halbelf seinen Satz. Die beiden wandten sich Gwaengwen zu, die in der Mitte des Raumes an einer Art Steintisch herumhantierte. Sie bemerkten, dass die Schurkin offensichtlich den Mechanismus manipuliert hatte und die große Tür sich bereits geöffnet hatte.
„Schlampig… Wenn man den Mechanismus drunter baut, muss man die Kabel getrennt verlegen, sonst kann man‘s Kurzschließen… Kommt ihr?“
Bevor sich die beiden Zauberkundigen zur Tür bewegt hatten, verdunkelte sich der Raum vollständig. Ohne dass die Abenteurer dem Aufmerksamkeit geschenkt hatten, hatten sich die Schlangen, die vor dem steinernen Torbogen durch die Sumpfbrühe geschlängelt waren, gesammelt und ein Knäuel gebildet. Das Knäuel war immer weiter gewachsen und bildete mittlerweile eine Kreatur von fast acht Fuß Höhe.
Helge sorgte mit einem Feuerball-Zauber dafür, dass der Raum wieder hell erleuchtet war. Die Schlangen flogen in alle Richtungen davon.
„Vielleicht ein Bisschen viel?“
„Das waren SCHLANGEN!!“
„Magst du keine Schlangen? Dann habe ich wohl schlechte Nachrichten für dich!“
Deeca linste durch die schwelenden Ränder der Tür und erblickte die Kreatur, die sich aus den umherschlängelnden Reptilien neu bildete.
Ein Kopf mit einer Halskrause wie die einer Kobra war aus der schlängelnden Masse auszumachen und nachdem das Wesen auf neun Fuß angewachsen war, blickten zwei gelb leuchtende Augen in Richtung der Abenteurer…
Die zentrale Kammer der Sternenstaubnekropole war ein Raum von fast 200 Fuß Durchmesser, in dessen Mitte ein hoher Zylinder bis zur Decke aufragte. Etwa 20 Fuß über dem Boden bildete dieser Zylinder einen Pavillon über einem großen, goldenen Sarkophag. Vier weitere Steinsärge waren in jeweils eine der vier Himmelsrichtungen um das Podest in der Mitte angeordnet.
Gwaengwen die Schurkin, Deeca der Ex-Wachmann und Gordon der Hexenmeister hatten diese Halle erreicht, nachdem sie sich mit weiteren Personen zusammengetan und den Gefahren der Sternenstaubnekropole bis zu diesem Punkt getrotzt hatten. Diese Personen waren: Zak Starkey, der Zwergenagent aus der Stadt Niewinter und seine Männer, Shirley Manson, die Schurkin ohne eigene Abenteurergruppe und Geoff Tate, der junge Kerzenmacher. Kurz zuvor waren noch Jonny Ramone, der schmierige Trickser und sein Kollege zusammen mit den Abenteurern in der Pyramide. Die beiden hatten sich gegen die anderen gewandt und waren besiegt worden. Johnny Ramone war tot und sein Kollege aus der inneren Kammer ausgesperrt.
Diejenigen, die sich im Moment in der Zentralen Kammer aufhielten, nahmen sie sich einen Moment, um sich ihrer Lage gewahr zu werden. Sie waren aus drei Richtungen in das Herz des Gebäudes vorgedrungen. Gordon war mit zwei Zwergen aus Zak Starkeys Trupp durch den nördlichen Eingang gekommen. Aus Richtung Osten betrat Deeca den Raum, etwas abgehetzt stolperte der Wächter aus der Tür und vergewisserte sich umgehend, dass diese auch geschlossen war. Aus Westen kamen Gewngwen und Shirley, auf Ihren Gesichtern eine Mischung aus Stolz und Heimtücke. Nachdem auch aus dem nördlichen Zugang zur zentralen Kammer zwei Zwerge getreten waren, bewegten sich alle zum Nordeingang. Jeder achtete darauf, den Lichtkreis zu meiden, der einige Schritte von den Türen entfernt begann und die gesamte Mitte des Raumes einnahm.
Gordon trug dem jungen Kerzenmacher Geoff Tate auf, eine der Kerzen, die dieser immer mit sich trug, in den leuchtenden Kreis zu werfen.
Das durchbrechen des Kreises führte zu einer unmittelbaren Reaktion im Sarkophag, der im nördlichen Teil des Raumes aufgestellt war.
Der Heiler-Hohepriester Bemnu
Der Sarkophag öffnet sich und gab seinen Inhalt preis: ein vertrockneter, menschlicher Leichnam, der aufrecht nach oben glitt, und die versammelten Personen anspracht: „Wer wandelt in den Hallen der hunderttausend Seelen?“
Gwaengwen, die vom Schurken Johnny Ramone eine Verkleidung erbeutet hatte, trat hervor. Sie hatte die Kleidung ohne zu wissen, wofür das schäbige Königinnenkostüm gut war, übergestreift. Da ihr langsam klar wurde, dass sich der Trickbetrüger wohl als Königin der Sternenstaubnekropole ausgeben wollte, stemmte die Hände in die Hüften und deutete auf die vor Ihnen stehende Mumie.
„Deine Königin wandelt hier, die Rosine“
Die und die herumstehenden Abenteurer hielten den Atem an.
„Seid Ihr …“ fragte die Mumie mit schräg gelegtem Kopf und gerunzelter Stirn.
„Meine Königin?“
„Aber so was von, du runzeliger Rockträger!“
„Hmmm… welch Freude! Die Herrscherin ist zurückgekehrt! Ich spüre tief in mir, dass unser Reich bald wieder auferstehen wird. Wie ihr wisst, müsstet ihr sicherstellen, dass alle Hohepriester keine Einwände gegen euren erneuten Aufstieg vorbringen. Also würde ich euch bitten, noch die anderen Hohepriester anzurufen, um das Ritual der Wiedervereinigung abzuschließen.“
„Häh?“
“Es war zu erwarten, dass das Annehmen eines neuen Körpers euren Geist strapazieren würde. Zu diesem Zweck wurde das Ritual der Wiedervereinigung als letzte Sicherheitsmaßnahme in die Sternenstaubnekropole eingebaut. Ich erkläre euch eben, was ihr wissen müsst.“
Das Ritual der Wiedervereinigung
“Die Sternenstaubnekropole war der ultimative Ausdruck des Willens ihrer Erbauerin und gleichzeitig das Ergebnis der Macht über ihre Untertanen. Eure Glorie und der bedingungslosen Liebe, die euch jeder einzelne eurer Untertanen entgegenbrachte, konnte kein Grabmal je gerecht werden. Stattdessen ließt ihr im Andenken eurer unvergleichlichen Macht eine Totenstadt erbauen, eine Nekropole. Ihr beauftragtet eure vier engsten Vertrauten, die Hohepriester und Berater Theremnu, Oubastet, Horakthy und Bemnu damit, die Natur der Seelen und das Wesen von Loyalität zu erforschen.
Wir erschufen mit der Macht gezähmter, urtümlicher Magie und der Gunst archaischer Götter ein Monument der Macht unserer Herrin. Mittels geschickter Hände und unschätzbarer Opfer banden wir die Seelen und den Willen einer Unmenge eurer Untertanen an das Konstrukt und verliehen ihm die Macht, euer Reich bei eurer Rückkehr wiederauferstehen zu lassen. Durch die Lebenskraft und den Willen vieler Tausend Kreaturen erhielt das Gemäuer ein ständig wechselndes, schwach leuchtendes Aussehen, als wäre es mit Sternenstaub benetzt.
Wir Hohepriester verliehen der Nekropole die Fähigkeit, Armeen hervorzubringen, indem das beseelte Gestein selbst die Form von Kriegern annimmt. Sie kann verletzte Soldaten heilen und Feinde mit unvergleichlicher magischer Feuerkraft zu Asche verbrennen. Sie kann Leben in Form von Pflanzen und Tieren erhalten und bei Bedarf wiederaufleben lassen.
Darüber hinaus ist es damit möglich, die Grenzen der Dimensionen selbst zu durchbrechen und das Reich und den Körper der Königin zu sichern, während sie auf der Suche nach der Unsterblichkeit diesen hinter sich lässt.
Das Erreichen der zentralen Kammer und damit der sterblichen Überreste der Herrscherin soll nur ihr selbst – in welcher Hülle sie sich auch immer befinden mag – möglich sein. Zu diesem Zweck wurden meine Brüder und ich, die vier Hohepriester, mittels Magie an diesen Ort gebunden. Erhebt jemand Anspruch auf die Herrschaft über unser Reich, werden wir uns einzeln den Eindringlingen in den Weg stellen.
Können diejenigen, die die Kammer betreten, uns dazu bringen, nicht zu widersprechen, wenn der große Sarkophag unserer Königin geöffnet wird, wird ihnen die Kontrolle über das Gebäude und uns Hohepriester übertragen.
Ich würde euch raten, euch demnächst mit meinem Bruder Theremnu zu unterhalten.”
Während der Hohepriester einen goldenen Schlangenstab vom Deckel seines Sarkophags nahm und damit n Richtung des nördlichen Einganges ging, flüsterte Deeca Gordon zu:
“Wir wissen jetzt, wie wir weiterkommen: wir müssen die alle dazu bringen, in ihren Särgen zu bleiben, wenn wir den großen Sarg aufmachen.”
Die Antwort erfolgte telepathisch:
„In der Tat, wir müssen nur sicherstellen, dass sie nicht widersprechen.“
Der Jäger-Hohepriester Theremnu
Die Abenteurer begaben sich zum östlichen Sarkophag, aus dem sich soeben auf Aufforderung seines Bruders die zweite Mumie erhob.
„Wer wandelt in den Hallen der Millionen Seelen?“
„Wir wandeln hier, ihr ausgetrockneten Wachlappen!“
„…und wir würden gern, wenn es euch genehm ist, das Ritual der Wiedervereinigung durchführen.“ fügte Gordon hinzu.
„Nun denn, erfahrt eure Vergangenheit erneut!“
Die Abenteurer verspürten einen leichten Zug, als die Mumie einen Zauberspruch aufsagte, der sie in die Astralebene zog.
Sie erblickten nach einem kurzen Schwindel einen dichten Dschungel, denn Sie in Begleitung einer Jagdgruppe zu Pferd einen ausgetretenen Pfad entlangschritten. Sie hatten augenscheinlich die Gestalt der Königin und einiger Vertrauter auf der Jagd angenommen. Nach einem kurzen Ritt dem Jäger an der Spitze folgend, sahen sie eine riesige Echse, die von Pfeilen durchbohrt in einige Bäume gestürzt war. Das Tier, welches die Ausmaße eines kleinen Hauses hatte, lag schwer atmend vor ihnen.
Einer der Jäger sprach Gweangwen, deren billige Königsverkleidung innerhalb der Astralprojektion zu erlesensten Stoffen und reich verziertem Schmuck geworden war, an: “Meine Herrscherin, die Beute ist wie befohlen am Leben, was wünscht ihr zu tun?
Gordon und Deeca lächelten einander in ihren geliehenen Körpern, denen zweier Jäger, an. Mit Sicherheit hatte Gwaengwen verstanden, was zu tun war.
“Schlachtet das Vieh und hängt seinen Kopf über den königlichen Kamin! “
Kaum waren diese Worte ausgesprochen, spürten die Abenteurer, wie ihr Bewusstsein aus ihren temporären Körpern in dieser Dschungelwelt gezogen wurden. Sie kamen desorientiert zu sich, nachdem ihre astralen Existenzen sich wieder mit ihren Körpern verbunden hatten. Die vertrocknete Gestalt, die sie zuvor in die astrale Zwischenwelt verfrachtet hatte, stand mit verschränkten Armen vor seinem Sarkophag.
“Es war mir klar. Ihr seid Grabräuber, die sich unrechtmäßig unserer Nekropole bemächtigen wollen! Werdet durchbohrt von den unbarmherzigen Pfeilen von Theremnu, dem Hohepriester der Jagd!!
Der Kampf mit Theremnu, Jäger-Hohepriester
Mit diesen Worten schwang dich die Mumie in einen übergroßen Kristallgolem, der einen Sitzplatz statt eines Kopfes hatte. Das Konstrukt war auf eine Geste des Hohepriesters aus dem Gestein der Nekropole entstanden und hatte sich aus dem Boden erhoben.
Als der Hohepriester die Steuerung im Inneren manipulierte, hob sich die schimmernde Hand des Golems und deutete auf die Abenteurer, die sich in Kampfposition brachten und Geoff, Shirley und die Zwerge hinter sich schoben.
„Überlasst das den Profis, ihr helft.“
„Wir sind ausgebildete Veteranen mit …“
Zak Starkey konnte seine Einwände nicht weiter vorbringen, weil Deeca ihn aus der Reichweite eines donnernden Hiebes des Kristallgolems brachte, indem er den ihn unsanft zu Boden riss.
„IHR!“ „HELFT!“
Deeca ließ von Zak ab und wandte sich mit erhobener Axt dem Jäger – Hohepriester zu. Während Gwaengwen um den Koloss tänzelte und versuchte, Schwachstellen am kristallenen Körper zu finden, intonierte Gordon eine Zauberformel und wies den Kerzenmacher Geoff telepathisch an, den Hohepriester in seinem Gefährt zu stören.
“Stören? Etwa so?”
Der Kerzenmacher erzeugte ein magisches Feuerwerk, das den Blick und die Aufmerksamkeit der Mumie so lange auf sich zog, dass Gordon sich seiner Essenz bemächtigen konnte und seine Gestalt magisch manipulieren konnte, bevor er sich mental verteidigen konnte.
Plopp.
Ein Fisch fiel vor dem eben noch gesteuerten Kristallgolem auf den Boden.
„Er war schon immer ein toller Hecht.“
Der Hexenmeister hob den Fisch an der Rückenflosse hoch und erklärte ihm per Telepathie, dass er doch bitte auf weitere Aggressionen verzichten sollte, wenn er seinen Untot weiter genießen wollte.
Der Fisch nutzte das gesamte Spektrum an Gestik, das ihm zur Verfügung stand, um dem Hexenmeister zu vermitteln, dass er keine Bedrohung mehr darstellt. Gordon verwandelte ich daraufhin zurück.
Der ehemalige Hohepriester röchelte und hustete etwas Staub aus. Die Umstehenden waren sich nicht sicher, ob man es „als seinen Atem wiederfinden“ bezeichnen konnte, eher schien sich die Mumie wieder daran gewöhnen zu müssen, gar nicht zu atmen.
“Gut, ich werden euch den Ablauf des Rituals verraten. Das ist es doch, was ihr wollt, elende Grabräuber!”
Gwaengwen, die sich mehr und mehr in ihrer Rolle als Herrscherin aufging, warf dem Waldläufer- Hohepriester einen giftigen Blick zu, den die Mumie mit ihren – erstaunlich ausdrucksstarken – leeren schwarzen Augenhöhlen erwiderte.
“Wen wollt Ihr al nächstes Behelligen? Ich nehme an, wenn Ihr Bemnu bereits zum Schweigen gebracht habt, wollt Ihr das Ritual weiter entehren? Welcher meiner Brüder soll als nächstes antreten? Denkt nicht, dass ihr mit euren Taschenspielertricks weiterkommt!”
“Nicht so schnell!”
Gordon hob den Zeigefinger, bevor die vertrocknete Gestalt sich wieder in ihren Steinsarg zurückziehen konnte.
“Ich denke, wir sollten uns noch etwas unterhalten! Deeca baute sich zwischen der Mumie und ihrem Sarkophag auf und stemmte die Hände in die Hüften.“
„Genau! Ich und meine Freunde hier wären gern noch über den Ablauf des Rituals näher informiert.“
“Also werter Herr Theremnu, soweit ich das verstehe, werden wir für dieses Ritual, welches ihr erwähntet, ich diese Scheinwelten transportiert, wie wir sie schon einmal erlebt haben, richtig?”
“Hm…Für simple Grabräuber seid Ihr nicht auf den Kopf gefallen.“
Theremnumusterte Gordon und Deeca von oben bis unten, als hätten die Schweine Im Stall plötzlich angefangen, mit Ihm über Außenpolitik zu debattieren.
„Die Projektionen sind von uns unter Anweisung der Königin erstellt worden. Sie beschreiben charakteristische Entscheidungen, die sie einst getroffen hat.Da unsere Herrin ihre sterbliche Hülle gelegentlich hinter sich lässt, ist das Wiedererleben dieser Entscheidungen eine sichere Methode, herauszufinden, ob sie ihre Essenz erhalten konnte. Wir müssen sicherstellen, dass die Königin in der Lage ist, ihre Macht wieder zu beherrschen und unser Reich wiederauferstehen zu lassen.Sollte es allerdings nicht möglich sein, die Entscheidungen zu reproduzieren, müssen wir entweder davon ausgehen, dass ein Grabräuber versucht, sich unserer Nekropole zu bemächtigen, oder der Erwerb eines neuen Körpers den Geist unserer Königin soweit geschwächt hat, dass sie und nicht mehr zu führen vermag“
Die Mumie blickte Gwaengwen mit hochgezogenen Augenbrauen an.
“Einer dieser Fälle ist sehr wahrscheinlich eingetreten.”
“Zur Sache, Hochwürden Theremnu!” rief Deeca die Mumie zur Achtung. „Ihr seid doch sicher mit dem genauen Inhalt der Projektionen vertraut?“
„Worauf wollt Ihr hinaus? Ich kann euch nicht verraten, wie Ihr unser Ritual umgehen könnt!“
Gordon formte mitseinen Lippen einen Kreis, verdrehte die Augen und machte stumme Blubb-Blubb- Geräusche.
“Verdammt. Nun gut, wenn ihr die Macht und den Erfindungsreichtum aufbringt, dann soll es wohl so sein. Hört zu””
Auskunft zu Oubastets Teil des Rituals
“So geschah es dereinst, dass die Smaragdaugenkönigin an der Spitze einer Steilklippe ein Scharmützel mit ansah. Entlang der Klippe führte ein schmaler Pfad, den kaum 2 Soldaten gleichzeitig betreten konnten. DieserPfad stellte einen Zugang zu unseren Ländereien dar. In dem Moment, in dem die Königin als Vorhut der eigentlichen Streitkräfte eintraf, befanden sich hunderte gegnerische Soldaten auf dem Pfad und versuchten in entlang zu schreiten. Doch die Königin erblickte einen ihrer tüchtigsten Streiter, den Wächter-Hohepriester Oubastet, wie er den voran stürmenden Gegnern entgegenstand. Er hatte seinen goldenen Schild erhoben und wehrte einen Hieb nach dem anderen ab.Ein General trat an die Seite derKönigin.
„Sollen wir Ihm helfen? Wir haben Belagerungswaffen hier, wir könnten…”
„Still, Narr“ die Stimme der Königin und Ihr Kompromissloser Befehl schien die Schultern der anwesenden durch seine schiere Autorität schwerer werden lassen.
„Oubastet wird aushalten, bis wir unseren Feinden unsere gesamte macht vor Augen führen können. Wartet auf unsere Armee!“
Stolz schloss der Hohepriester seinen Vortrag mit einem Nicken und verschränkten Armen ab:
“Unsere Gegner wagten es daraufhin Jahrzehnte nicht, militärisch gegen uns vorzugehen.”
Gwaengwen hatte Schirleyherbeigerufen und im Schneidersitz den Ausführungen des Hohepriesters gelauscht.
„Man ich war echt ‘ne total harte Königin… Also ich meine ich bin immernoch ziemlich übel, aber ihr müsst euch nicht fürchten, euch find ich OK.“
„Hochinteressant, Pökelfisch, aber wenn ich recht gezählt habe, fehlt noch ein Sarkophag und damit auch ein Teil des Rituals, nicht?“ fragte Gordon.
„Gut, hört gut zu, wenn ich euch erkläre, Was euch mein Bruder Horakthy vor Augen führen wird.”
Auskunft zu Horakthys Teil des Rituals
“Ein feuchter, finsterer Keller in der Magierakademie unserer Hauptstadt. Neben der Königin sind der Kanzler und der Dekan des Instituts für wilde Magie zugegen. Darüber hinaus der Magier-Hohepriester, Horakthy. Die Universitätsangehörigen erläuterten aufgeregt, das eine bisher unbekannte magische Anomalie aufgetreten war und lenkten die Aufmerksamkeit der Monarchin auf eine Ecke des Raumes. Die Ecke schien aus der Existenz gelöscht und an Stelle des Raumes war eine alles verschlingende Finsternis getreten, deren pulsierende, violett leuchtende Ränder sich langsam immer weiter entlang der Wände in den Raum zu schieben schienen.
Der Dekan berichtete, dass die Anomalie eine gewisse Zeit Stabil wird, wenn man ihr Materie mit einer Mindest-Magiedurchdringung zur Verfügung stellt.
Auf die unverständlichen Blicke der Gesellschaft im Keller erläuterte der Magier weiter, was das bedeute: Sie hatten in den letzten Tagen Studenten in die Anomaliegeworfen und ihr Wachstum damit begrenzt. Das übrige Wachstum konnte abgeschöpft und in magischen Waffen gebunden werden. Der Dekan zeigte der Königin ein Schwert, dass aus demselben Material wie die Anomalie zu bestehen schien. Die Forscher hatten außerdem eine Theorie zur magischen Rückkoppelung entwickelt, die besagt, dass die Anomalie durch überladen mit wilder Magie relativ gefahrlos zu verschließen wäre.
Die Königin verfügte, dass Studenten in die Anomalie geworfen werden sollten, bis allen Soldaten magische Waffen zur Verfügung stünden. Die Anomalie sollte auf keinen Fall versiegelt werden.”
„Klingt öde, mach mal den Krieger zuerst auf!“
Gwaengwen schubste den Hohepriester in Richtung seines Sarkophags.
“Du fängst an nach einbalsamiertem Toten zu müffeln.”
„Was?“
Der Priester stolperte in seinen Sarkophag.
“So, sei’n Schatz und sag deinem KämpferkumpelBescheid.Tschau, Bye.”
Die Halbelfe schob den Steinsarg zu, was eigentlich unnötig war, dader Priester von innen den Mechanismus zur Schließung bereits ausgelöst hatte.
Daraufhin öffnete sich am gegenüberliegenden Teil des Raumes ein anderer Sarkophag.
Oubastet der Wächter-Hohepriester
„Wer wandelt in den Hallen der Milliarden Seelen?“
Die Mumie wandte sich dem Deckel ihres Sarges zu und löste den Goldenen Schild, der dort angebracht war. Er wanderte durch den Raum und nahm die Abenteurer aus dem Augenwinkel war. Er begab sich zum Tisch, der in der entferntesten Ecke des Raumes stand. Nachdem er den Schild darauf platziert hatte, klappte ein großer, quadratischer Tisch zwischen ihm und der Mitte des Saales auf. Er wandte sich diesem zu und rieb sich das Kinn.
„Jo, ihr wollt sicher hier den Laden übernehmen, Ritual der Wiedervereinigung und so? Habt Ihr gemerkt, dass da Monster Im Keller sind?“
Er drehte an einem Rädchen, dass aus der Oberfläche des Tisches erschienen war.
„Und hier ist auch eins. Vor der Tür. Die Seelen haben Probleme mit diesem. Es scheint Hilfe zu holen.“
Er trat zu den Abenteuern, die noch etwas unentschieden auf Ihn zugetreten waren.
“So, wollen Wir anfangen?”
Bevor sich Deeca und Gordon äußern konnten., sprang Gwaengwen vor den Hohepriester, warf die Arme in die Luft und rief:
„Schieß los, die zu groß geratene Rosine – Ich befehle es“.
Der Hohepriester der Wächter verbeugte sich und leitete mit einer dramatischen Pose eine Astralprojektion ein.
Wie es der Jäger-Hohepriester verraten hatte, fanden sich die Abenteurer am oberen Rand einer Steilklippe wieder. Gwaengwens blecherne Krone und ihr grobes Leinengewandt erschienen erneut wie echtes Gold, Lapis und Edelsteine sowie feinste Seide.
Gordon und Deeca standen in Kleidern hochrangiger Generäle neben der Königin und schauten die Klippe herab. Es fiel ihnen nicht schwer, die viele hundertHumanoide zu erkennen, die sich auf dem schmalen Bergpfad drängten, der die Klippe heraufführte. Die Menge an Soldaten stoppte an einer Stelle, an der die Abenteurer eine Person ausmachen, die der Mumie von eben sehr ähnlichsieht. Ein berittener Bote mit einem großen Schlachtbanner gibt bringt sein Reittier nebenihnen zum Stehen und verkündet, dass die Hauptarmee noch eine Stunde entfernt ist.
Er deutet auf die Katapulte, die etwas abseits der Felsklippe aufgebaut sind und fragt die Königin nach Ihrer Entscheidung.
Gwaengwen wechselt ein Paar Blicke mit den Astralprojektionen von Grordon und Deeca, die wild mit den Köpfen schütteln und gestikulieren.
“Hör mal, Fahnen-Fuzzi! Der schafft das schon, wart mal noch’n Moment!”
In diesem Moment endete die Astralprojektion. Die Abenteurer fanden sich in Ihren eigenen Körpern wieder. Die Mumie des Wächter-Hohepriesters lächelte Sie an.
„Gar nicht schlecht… Majestät.”
“Sein Blick schweifte über die zentrale Kammer.
“Ich sehe ihr habt nur noch Theremnu zu überzeugen. Dann macht mal los, beendet das Ritual, ich muss nachher noch ein paar Monster aus unserer Hütte schaufeln!”
Die Mumie wanderte betont beschwingt zu ihrem Sarkophag zurück, landete mit einem Hechtsprung darin, woraufhin der schwere Steindeckel sich mit einem kratzenden Geräusch schloss.
Kurz darauf öffnete sich der Steinsarg im gegenüberliegenden Teil der Zentralen Kammer. Die Mumie, die sich kurz darauf erhob, erfüllte mit ihrer hallenden Grabesstimme den gesamten Raum.
Magier Hohepriester Horakthy
„Wer wandelt in den Hallen der Billionen Seelen?“
„Ich wandere und ich verlange meinen Platz als Königin du wandelndes Stück Trockenfleisch!“
“Meine Königin? Ihr seid zurückgekehrt? “
„Darauf kannst du einen lassen.“
Gwaengwen verschränkte die Arme vor der Brust und zog das Kinn nach oben.
“Nun gut.Dann beginnen wir das Ritual der Wiedervereinigung.“
“Jo mach mal, Wiedervereinigung Hopp-Hopp!“
Ich würde hier doch um ein wenig mehr Höflichkeit bitten eure Majestät.
Außerdem muss ich zunächst die Funktion meines Nekropolenviertels testen. Ihr wisst ja, meins war immer dasWichtigste.“
Die Mumie wanderte, nachdem sie den goldenen Schlangenstab von ihrem Sarkophag gelöst hatte zum Tisch am Eingang ihres Viertels und aktivierte den östlichen Teil der Halle. Zwei große, metallische Sphären erschienen aus dem Boden, luden sich auf und blitzten mit magischer Energie.
„Sehr schön. Die Artillerie ist einsatzbereit.“
„Ihre Waffen aktivieren die Funktionen der Viertel“
Hörte Deeca eine Stimme in seinem Kopf.
Er antwortete telepathisch:
„Und sie können ebenso die Golems beschwören. Sollte es zum Kampf kommen, können wir uns das zu Nutze machen.“
„Du denkst wir müssen kämpfen?“
„Ich bin mir nicht sicher, ob der Gwaengwenihre neue Position nicht zu Kopfe steigt.“
Der Zwerg deutete in Richtung der heran hüpfenden Gwaengwen, die die Mumie schüttelte und anschrie: „Mann mach dein Ritual-krams! ICH! WILL! MEINEN! THRON!“
„Hey vielleicht läuft’s ja, beim letzten Mal…“
Gordon konnte den telepathischen Satz nicht beenden, bevor die nächste Astralprojektion begann.
Sie fanden sich, wie zuvor von Theremnu beschreiebn, im Keller der Magischen Universität wieder. Die Akademiker beschrieben die magische Anomalie und wie sie zu beseitigen sei und blickten Gwaengwen fragen an.
Die Halbelfe tippte sich ans Kinn und blickte zur Decke.
„Ich weiß nicht… Ergreift ihn und werft ihn in das endlose Loch! Stirb für deine Königin, komischer Hut–Typ! AHAHAHAHAHAH…“
Das Lachen verhallte, als die Astralprojektion sich auflöste.
„Ich wusste es! Grabräuber!“
Mit einem Wink seines goldenen Zauberstabes ließ die Mumie einen Kristallgolemvor ihrem Sarkophag entstehen und stürmte auf ihn zu.
„Ich hab’s gesagt“ Deeca stellte sich dem Hohepriester in den Weg und warf ihn um.
„Und ich habe“….
Gordon kletterte den Kristalgolemempor und nahm in der Vertiefung, den dieser an Stelle eines Kopfes hatte Platz. Aus irgendeinem Grund erschienen ihm die Kontrollen vertraut. Er ließ den Golemdie Hände in die Hüften stemmen und den Rücken durchdrücken:
„…das hier!“
Der Hexenmeister ließ den Golem auf den am Boden liegenden Hohepriester zutrampeln und hob ihn mit der übergroßen Kristallhand seines neuen Gefährtes in die Luft.
„So, nun würden wir uns gern deiner Kooperation versichern.“
„Niemals, wenn ich nicht widerspreche, wird das Ritual komplett sein und diese – Person – erbt unser Königreich!“
„Nanana, diese – Person – ist deine Königin! Diener! Versohl‘ ihm den Hintern!“
Gordon kniff die Augen aufgrund von Gwaengwens Befehl zusammen, zuckte dann aber mit den Schultern und begann mit der freien Hand des von ihm kontrollierten Golems auf die Rückseite des Hohepriesters einzuschlagen.
„Verdammt, ich erkenne euren Sieg an. Lasstmich los und ich werde keine Einwände gegen eure Ansprüche erheben.“
„OK“ Gordons Golem schleppte den schlaffen Körper der Mumie über den Sarkophag und ließ ich hereinfallen. Daraufhin ließ er den Golem seine Hände demonstrativ ausklopfen.
Das Ritual ist vollendet
Als sich der letzte Sarkophag verschlossen hatte, verlor die zentrale Halle ihr bis dahin alles durchdringendes Glimmen. Das zentrale Podest begann in einem Ring aus Licht hervorzutreten.
Gwaengwen bewegte in dem, was sie für royales Schreiten hielt, auf den zentralen Sarkophag zu. Dort angekommen atmete sie einmal kurz durch und öffnete den hohen, goldenen Sarg.
Darin befand sich eine Leiche im sehr fortgeschrittenen Stadium der Verwesung. Das Gebilde war kaum och als menschlich zu erkennen und löste sich beim Öffnen in Staub auf, der sich sehr schnell – ähnlich wie die besiegten Kristallgolems – in den Wänden der Pyramide einfügte.
„Kniet nieder, vor der neuen Königin!!!”
Der Raum erhellte sich wieder auf das bekannte Niveau und die Mumien traten alle vier aus ihren Sarkophagen.
“Eure… Majestät?“
Der Jäger-Hohepriester Theremnu trat an Gwaengwen heran und musterte die Halbelfe, die noch immer in der schäbigen Verkleidung aus billigen Stoffen dastand.
„Flottflott, weniger Fragen, mehr knien“
Die Mumien knieten alle vier vor ihr nieder.
„Ausgezeichnet.“
Um sie herum war aus dem Sockel eine Konsole entstanden, die eine unüberschaubare Menge an Knöpfen und Tafeln mit sich änderndem Inhalt zeigte.
„Was macht Ihr daraus?“
„Das ist kompliziert. Eine Steuerung für dieses Gebäude?“ Hier steht was mit ‘Himmel’? Dort drüben ist das Symbol für ‘Transparenz’. Ich kann es nicht genau sagen“.
Gordon Kratzte sich mit der riesigen, kristallenen Hand seines Golems am Kinn, als er die Apparatur, in der er saß über die Schaltflächen beugte.
„Wofür ist das?“ Gwaengwenhämmerte auf einen der Knöpfe vor ihr, woraufhin ein Beben durch den Raum Ging und die Abenteurer kurz aus dem Gleichgewicht brachte.
„Scheinbar hat das nichts getan. Menno. Was ist hiermit?”
Erneut Bebte die ganze Pyramide, dazu kam das Geräusch, dass beim Zerbrechen von Stein mit schwerem Metallgerät entsteht.Hastig stellte Gwaengwen die Funktion, die augenscheinlich nichts bewirkte außer furchtbarem Krach, wieder ab.
“Puh. Das führt ja zu nichts.”
Sie sackte zusammen und glitt auf einen Sessel, der kurz zuvor aus dem Boden des Raumes gewachsen war.
“Was wollten wir hier gleich nochmal, ich habe das Gefühl, wir sollten es gefunden haben.”
„Es soll hier ein Heilmittel für die Pest in Tiefwasser geben“
Deeca trat zu Ihr und begann laut nachzudenken:
„Wir könnten eventuell die Hohepriester befragen, wie das ganze funktionieren soll.“
Der Zwerg deutete auf die vier Mumien, die mittlerweile – jeder für sich – ihre Viertel der Stadt bearbeiteten.
„Du hast recht. Der Wächterkerl war irgendwie am coolsten., Lass den mal checken.“
Gwaengwen schritt gefolgt von allen anderen hinüber zu Oubastet, dem Wächter-Hohepriester. dieser lächelte Sie an und sagte:
„Meine Königin, ich würde gern die Eindringlinge im Komplex loswerden. Interessanterweise scheinen die Seelen nicht mit ihnen klarzukommen.“
Er Manipulierte den Tisch, der sich in seinem Viertel des Saales aus dem Boden erhoben hatte. Im Moment waren auf seiner Oberfläche etwa ein Dutzend grüner Leuchtpunkte innerhalb eines Quadrates zu sehen, während sich auf einer Seite viele blaue Punkte befanden, die jeweils einem roten gegenüberstanden.
„Ja, sicher, brauchst du Hilfe oder so? Ich kann einen meiner Untertanen schicken.“
„Nein danke Meine Königin, ich denke ich sollte diese alten Knochen endlich mal wieder in Bewegung versetzen.“
Er griff sich an die Schulter und rotierte Seinen Arm mit geballter Faust, während er zur Wand der zentralen Kammer lief.
Ein Lichtstreifen, der an der blanken, aus Kristall geformten Wand entlanglief deutete die Tür an, die sich wenige Momente später vor der Mumie öffnete. Es waren sofort die Geräusche des Kampfs dahinter zu hören. Obastet trat durch die Tür und war kurz für die Zuschauer innerhalb der Kammer nicht mehr zu sehen.
Gwaengwen, Deeca und Gordon traten näher an den Eingang heran und konnten vernehmen, wie Faustschläge knallten und Klingen sausten.
Bevor sie allerdings nah genug gekommen waren, um ein Blick durch die Tür zu werfen, konnten Sie Geräusche vernehmen, die weniger nach Faustschlägen auf Holz klangen. Es hörte sich an, als hätte Oubastests Faust ein weiches Zeil gefunden.
Der Hohepriester betrat die Kammer wieder und ließ die blutigen, leblosen Überreste des zweiten Schurken, den sie aus der zentralen Kammer ausgesperrt hatten, auf den Boden fallen.
„Das wäre erledigt.“ Was jetzt?
“Ahem.”
Gordon nutzte die Kristallfaust seines Golems um sich zu Räuspern.
„Wir würden die Pyramide hier gerne nutzen, um eine Krankheit zu heilen.“
“Seid Ihr verletzt? Beremnus Heilbecken können euch in Augenblicken wiederherstellen.“ Er deutete auf die violett schimmernden Becken, die im Nordteil des Raumes ausgetaucht waren, nachdem der Heilerpriester seinen Teil des Raumes aktiviert hatte.
„Ja, das ist schon ganz gut, könnte man die irgendwie ausschöpfen und mit rausnehmen?Wir müssten den Spaß an etwa 30000 Personen verteilen“
„Ich bin nicht ganz sicher, ob ich folgen kann.“
„Lasst uns doch zunächst eine Übersicht verschaffen, ihr wolltet doch vorhin bereits losfliegen.“
Deeca flüsterte Gordon zu:
„Ich habe vorhin Steine zersplittern hören.“
Telepathisch hallte Gordons Stimme in Ihrem Geist:
„Ja, Gwaengwen hat den Aufwärtsknopf gedrückt. Meinst du, die Mumien wissen, dass die Sternenstaub- Nekropole unter der Erde in einer Höhle liegt?“
“Ich habe den Eindruck, es ist ihnen egal. Wir müssten uns irgendwo unter dem Wald von Ardeep sein, wir sollten zumindest keine Ortschaften mitnehmen, wenn wir aufsteigen.“
„Meine eigene fliegende Geheimbasis? Wir verfügen hiermit offiziell, dass wir sofort in den Himmel aufsteigen!!“
“Wie Ihr Wünscht, meine Königin!”
Oubastet schwang sich auf einen der Stühle und begann, die Konsole in der Mitte des Raumes zu manipulieren. Kurz darauf begann die Nekropole erneut zu vibrieren unddie Abenteurer spürten unmittelbar, wie sie sich in die Luft erhob. Die schabenden Geräusche, die Deeca mit krauser Stirn ertrug, verstummten kurze Zeit später.
Bemnu,der Magier-Hohepriester, der mittlerweile an die Konsole zu seinem Vertrauten getreten war, verkündete:
“Die Instrumente zeigen eine große Siedlung mit uneindeutigen Messwerten an. Im Südwesten unserer Position.”
“Tiefwasser.”
“Ja”.
Über Tiefwasser
“Was sagen eure Instrumente zum Zustand in der Stadt?”
“Pf. Ihr Primitivlinge könnte es euch selbst ansehen!”
Der Hohepriester wandte sich der Konsole zu, woraufhin der Hexenmeister den Golem, in dem er saß, dazu veranlasste, eine rüde Geste zu vollführen.
Auf die Tastendrücke und Hebelzüge der Mumie begann der Raum wieder zuvibrieren und nach einem Moment wurde der Boden und die Decke der Pyramide transparent und gab den Blick auf die Stadt der Wunder frei.
“Was ist da los? “
“Das sieht nicht gut aus.”
Die Erlösung Tiefwassers?
Ein Stück abseits erblickten die Abenteurer Tiefwasser, die Stadt die sie alle vor mehr als einem Monat das letzte Mal gesehen hatten. In der Mitte der Stadt, direkt dort, wo sich zuvor das Schloss befunden hatte, ragte ein gigantischer, schimmernder Turm in die Höhe, auf dessen Spitze ein pulsierender Kreis mit schwarzem Zentrum schwebte.
“Was ist das? Können wir da näher ran?”
“Nun, ich sehe nicht, wie das unserer Sache voranbringen könnte…”
“Bring uns näher an die Stadt heran und erklär mir was das leuchtende Ding ist, Lakai!”
“…Wie Ihr wünscht, meine Königin. “
Nachdem die Pyramide sich über der Stadt befand. Konnten die Abenteurer ausmachen, was sich innerhalb der Stadtmauern abspielte.
Der metallene Turm, der an Stelle von Schloss Tiefwasser stand, bestand bei näherer Betrachtung aus einer Unzahl von Körpern, die zusammengeschmolzen die Säule ergaben. Weiterhin konnten sie erkennen, dass riesige Kreaturen sich durch die Gassen der Stadt bewegten. Es handelte sich um riesige Tausendfüßer, die mit zwei massiven Greifarmen die menschenleeren Straßen der Stadt durchsuchten.
Als sich eine Person aus einem der verbarrikadierten Häuser bewegte, wurde dieser unmittelbar von der Kreatur aufgehoben, in die Vertiefung auf der Rückseite ihres Panzers befördert und auf einem direkten Weg zum Turm verfrachtet.
„Das... hatte ich mal nicht erwartet.“
Gwaengwen blickte mit aufgerissenen Augen herunter nach Tiefwasser.
„Ich glaube, wir haben die Möglichkeit, diese Situation zu bessern.“
Gordon winkte die Halbelfe im Königskostüm zu sich herüber.
Deeca und die restlichen Mumien hatten sich zusammengesetzt und mittels einer Tafel auf der zentralen Konsole einige Diagramme aufgerufen.Gordon hielt den Schlangenstab des Heiler-Hohepriesters vor sich und lauschte den Erklärungen des mumifizierten Priesters.
“Dieser Stab dient unter anderem Dazu, die Seelen wiederherzustellen. Deswegen sind seine Kräfte nicht heilender Natur, wie bei einem Heilzauber oder Heiltrank. Vielmehr versetzt der Effekt eine Kreatur körperlich in einen Zustand in ihrer eigenen Vergangenheit.“
„Das heißt wir können die ganzen Leute retten, die zu diesem seltsamen Turm zusammengeschmolzen wurden.“
„Du willst da runtergehen und die Leute einzeln mit dem Zauberstab zurückverwandeln?“
“Dafür hat unser Freund mit den wunden Hinterbacken hier eine Lösung. Siehst du, seine Aufgabe in dieser Pyramide war die Aufsicht über die Artillerie. Die beiden Kugeln da dienen dazu, modulare arkane Ladungen abzufeuern.“
„Wir haben mit Horakthy hier gesprochen und einen Weg ertüftelt, die Macht des Schlangenstabes über die Artillerie abzufeuern.“
„Theoretisch“
“Jaja, die habend das noch nie ausprobiert. Außerdem ist die Kinnlade von dem dadrüben fast ‚runtergeklappt, als ich das ganze nur vorgeschlagen habe.”
„Mit Heilung bombardieren? Das ist keine Bombardierung.“ Der Wächter-Hohepriester schritt desillusioniert etwas abseits auf und ab und schüttelte den Kopf.
„Wir sind bereit für einen Testlauf.“
„Gur, eure Königin befiehlt, dass unverzüglich eben jener Test durchzuführen sei!”
Die Abenteurer sahen mit an, wie die vier Mumien-Hohepriester den Schlangenstab in die Maschinerie der großen, magischen Kugeln aus dem Magierviertel integrierten und Horakthy als Hauptverantwortlicher an der Steuerung Platz nahm.
Die Kugel wurde in den Boden absorbiert und erschien an der Unterseite der Pyramide wieder, wie die Abenteurer anhand eines transparenten Bereichs im Boden der zentralen Kammer nachverfolgen konnten.
Ein konzentrierter Strahl magischer Energie wurde von der Kugel an der Unterseite in die Seite des Metallturmes abgegeben. Gespannte drängten sich die Abenteurer und am Blickfenster.
Der metallene Körper, der von dem Strahl getroffen wurde, begann, wieder Fleischfarbe anzunehmen. Die erlöste Person begann, sich langsam zu winden, als das Leben in sie zurückkehrte. Sie rollte den steilen Sockel des Turmes herunter und sah sich um.
“Es funktioniert! Wir können der Stadt helfen!”
Ein Anflug von Optimismus fand sich auf Deecas Gesicht. Seine Gefährten hatten den Zwerg in letzter Zeit selten so froh gesehen.
Gordon deutete auf das leuchtende Portal auf der Spitze des Turms, welches durchdie geöffnete Oberseite der fliegenden Pyramide zu sehen war.
“Ahh.. Ich befürchte so einfach wird das nicht werden.”
Ein roter Blitz fuhr aus dem Portal und schlug direkt neben der eben befreiten Person ein. An der Stelle des Einschlages erschien in einer kleinen Rauchwolke ein Humanoid mit roter Haut, Hörnern und einem peitschenden, umherschlängelndem Schwanz. Die Gestalt griff den Halbling, ging in die Knie und stieg zum Portal auf, um mit seiner Beute darin zu verschwinden.
“Hoppla, wir müssen erstmal was gegen dieses Portal da oben tun.“
“Wo führt das hin?”
Die Messwerte legen nahe, dass das Ziel dieses Portals sich außerhalb dieser Ebene befindet, um genau zu sein in den neun Höllen.“
“Neun Höllen? Was haben die Teufel den mittlerweile gegen Tiefwasser? Weiß nicht, wir sollten uns aber darum kümmern, und am besten noch bald, bevor die nochmehr von den roten Typern schicken.“
„Passt auf.“
Gordon legte die Arme seines Golems wie ein Boxtrainerum Gwaengwen und Deecaund flüsterte den beiden zu.
“Ich denke, wenn wir die Artillerie statt mit einem Heilstrahl mit heiliger Energie bestücken und in das Portal feuern, könnten wir vielleicht genug Schaden auf der anderen Seite anrichten, um diese Invasionaufzuhalten“
„Wir könnten aber genauso gut in ein Wespennest stechen!“
„Weißt du, ich glaube, wir stehen in den neun Höllen schon auf der einen oder anderen Liste.“
„Was?“
“Passt auf, ich habe nachgedacht. Erinnert Ihr euch an den Typen, der die Messerpuppen beschwört? Wir haben ihn einmal besiegt und dann kam ein Typ mit einer ähnlichen Kraft daher.“
„Hmm. Du meinst, der wurde geschickt?“
„Dazu kommt die Tatsache, dass wir damals am Leichenthron auch einen Teufel besiegt haben.“
„Es ist möglich, dass das alles zusammenhängt?“
„Wir sind sehr vielen Teufeln über den Weg gelaufen, mehr als ich mir normalerweise erwartet hätte, also lasst uns mal um dieses Portal kümmern.
Die Mumien hatten auf Gordons Anregung die Artillerie so manipuliert, dass ein Schuss davon das Portal in sich zusammenfallen ließ.
Kurz danach begannen die Einwohner Tiefwassers, aus denen ein Turm in der Mitte der Stadt entstanden war, wieder lebendig zu werden und nacheinander herunter zu purzeln. Sie wurden won einer Schwerkraftblase aus der Nekropole aufgehalten, bevor sie sich beim Aufschlag verletzen konnten.
Nachlese
Nachdem die Stadt von der dämonischen Invasion befreit war, schwebte die Sternenstaubnekropole höher, um neugierigen Blicken gen Himmel verborgen zu sein.
Mittels der verschiedenen magischen Geräte der Pyramide konnte das Gedächtnis der Zwerge aus Niewinter gelöscht und die Truppe unauffällig zusammen mit dem Kerzenmacher Geoff in der Stadt ausgesetzt werden. Auch er konnte sich nicht an das Vorgefallene erinnern.
So ging die Bedrohung für Tiefwasser zu Ende, und die ABenteurer, die es zu verantworten hatten schwebten weit über der Stadt, in der so gut wie keiner wusste, wie sie befreit wurden.
Gordon dachte zurück daran, wie ihm im Laufe seines Abenteuers immer wieder das Bild eines goldenen Drachemenschen vor Augen erschien und er selbst einige gelb glänzende Schuppen auf seinem Körper bemerkt hatte. Er führte dieser Tage oft Zwiesprache mit seinem Patron und kam zu der Erkenntnis, dass diese Wirklichkeit, in der er sich befand auch nur eine unter vielen ist, zwischen denen er hin- und herwechselte. Außerdem befand sie sich in einer größeren Wirklichkeit, aber dass wollte er später weiter erforschen. Er schnallte sein kristallenes Langschwert Roberto Blanco an seiner Hüfte fest, schnippte ein paar Mal an der Sehne der Armbrust der Stürme und blickte von der offenen Plattform der fliegenden Pyramide gen Himmel.
“Ob der Zauberturm von diesem Goblinmagier immer noch frei ist?”
Gwaengwen dachte daran, wie sie Meniketti den Barden getroffen hatte und strich über den Schriftzug, den die Berühmtheit auf Ihrem Unterarm hinterlassen hatte. Sie erzählte Shirley Manson, die neben lief, als sie zu Gordon an der Kante der Plattform aufschloss, wie sie an Ihn dachte, als sie einst einen Zielsuchenden Magischen Pfeil abgeschossen hatte. Sie war im Inneren einer nekromantischen Kugel gewesen und schwebte gerade durch die Wolken. Sie schüttete etwas Wasser auf den Boden vor sich und sah erheitert zu, wie ihr Pilzhund mit den Myzeln aus seinen Vorderpfoten die Flüssigkeit aussaugte. Nachdem sie sich neben Gordon hinsetzte und die Beine herunterbaumeln lies, holte sie ihre Sai-Gabeln Metronom heraus und ließ eine herunterschwingen, die aufgrund ihrer magischen Anziehung hin und her schwang. Sie richtete sich die verbeulte Blechkrone:
„Von der Gosse auf den Thron, nich’ war? Und ich wird noch viel weiterkommen!”
Deeca schritt von hinten heran und blieb neben seiner Halbelfen-Freundin an der Kante stehen. Er blickte gen Tiefwasser und holte eine Notiz heraus, die er vor langer Zeit von der Hochaufseherin von Tiefwasser erhalten hatte. Er schnaubte, als er sich vor Augen führte, was er in den Letzten Tagen durchlebt hat, um seine Stadt zu retten.
“Ich habe mehr für diese Stadt getan, als in all der Zeit, in der ich Ihre Marke trug.”
Sie blickten von der schwebenden Pyramide, als sich die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand.
Deeca der Zwerg, ehemaliger Wachmann von Tiefwasser, war in den letzten Zehntagen mit seinen Gefährten durch die Kanäle und die Höhlen unter der Stadt der Wunder gereist. Tiefwasser war Opfer einer verheerenden Krankheit geworden und eine kleine Gruppe von Abenteurern war verschiedenen Spuren nachgegangen, um der Lage Herr zu werden. Deeca hatte Tiefwasser einst gedient und war entschlossen, erneut zu tun, was in seiner Macht stand, um der Stadt zu helfen.
Genau, mein Junge, Wir gehören zur Miliz der Stadt.
Er hatte in einer Höhle unter der Stadt ein riesiges Gebäude gefunden, von dem verschiedene Parteien überzeugt waren, dass es eine Macht beinhaltete, die die Stadt, die weiter oben unter der Krankheit und schlimmeren, bösen Kräften ächzte, zu befreien vermochte. In diesem Gebäude, bekannt als Sternenstaubnekropole, hatte er mit seiner Gruppe andere Personen getroffen, die ebenso versuchten, die Geheimnisse und Schätze der Nekropole an sich zu reißen. Er stand einer von ihnen gegenüber: Einem Zwerg, der sich als Zak Starkey vorgestellt hatte.
Ihr tragt keine Abzeichen.
Deeca hob eine Augenbraue. Er war froh, hier nach den Ereignissen der letzten Zehntage auf andere Zwerge zu treffen. Das diese mit ihm eine Profession teilten, war ihm dann aber doch etwas zu viel des Zufalls. Zak war schmal und drahtig – für einen Zwerg – Seine Bewegungen waren nicht die eines Soldaten, der in Formation marschiert, sondern hatten Finesse und Schwung. Er trug seinen pechschwarzen Bart vergleichsweise kurz und war nur leicht bewaffnet
Genau, wir sind inkognito unterwegs. Offiziell handeln wir in keinster Weise mehr im Auftrage Niewinters.
Wir sind hier, um Tiefwasser zu unterstützen, und zwar in einer Weise, die weder den Lords noch Dagult im Nachhinein politisch schaden könnte.
Politik.
Deeca verdrehte die Augen.
Sein gegenüber hob beschwichtigend die Hände. Er trug keine Handschuhe und keine Ringe. Deeca schien es, als wollte er möglichst wenig auffallen. Er bemühte sich, etwas bemerkenswertes an Zak zu finden. Er trug seine tiefschwarzen Haare kurz geschoren und seine Stirn lag in Furchen, aber er hatte keine Narben.
Warte… Dagults Leute haben in alten Bibliotheken und mit Erkenntnis-zaubern herausgefunden, dass sich mittels der Sternenstaubnekropole und ihres Inhaltes möglicherweise die Pest in Tiefwasser zurückdrängen ließe.
Und Wahrscheinlich ist ein von Tiefwasser kontrolliertes Gemäuer voller Kristallsoldaten etwas, was unter normalen Umständen seinem Zugriff verwehrt bleiben sollte, oder?
Ich habe nie behauptet, dass wir Tiefwasser uneigennützig helfen würden. Es kommt doch darauf an, dass ihr unsere Hilfe bekommt, oder?
Natürlich. Seid Ihr bereit, eure Informationen mit uns zu teilen? Es scheint als hätte Ramone am meisten Ahnung, welche Gefahren hier lauern…
..und was es konkret ist, das alle hier suchen.
Nun…
Wir haben ein ausführliches Dossier zum Aufbau, den Sicherheitsmaßnahmen und der Geschichte der Sternenstaubnekropole mitbekommen, als wir aufgebrochen sind.
Deeca bedeutete Zak mit einer Handbewegung fortzufahren, als der Zwerg stockte und den Blick senkte.
Unser Barde hatte die Papiere bei sich. Da diese Mission streng geheim ist, hatten strickte Anweisungen, die magischen Siegel erst vor Ort zu öffnen.
Keiner von euch sieht aus wie ein Barde.
Nein, er ist nicht mehr bei uns. Wir haben die Sternenstaubnekropole aus den tieferen Höhlen erreicht und haben sie durch den unteren Eingang betreten. Obwohl wir extrem vorsichtig waren und unterwegs nur das Nötigste von einem Händler in den Höhlen gekauft hatten, schien uns jemand gefolgt zu sein. Während im ersten Raum der Nekropole rasteten, muss uns etwas angegriffen haben, jedenfalls waren sehr schnell die Hälfte unserer Truppe mit seltsamen Kristallen überseht und griffen uns wie wild an. Wie haben den Fahrstuhlschacht benutzt, um hierher zur Spitze zu kommen und haben den Schacht hinter uns verschlossen.
Aber eure Gefährten sind aus dem Raum entkommen.
Du hast Sie gesehen?
Ja.
… Sie reagieren auf Geräusche. Wenn irgendwo zu viel Krach ist, kommen Sie durch irgendwelche Schächte gekrochen.
Kurz gesagt, Eure Dokumente werden von untoten Zwergen mit gewaltigem Kater bewacht.
Die Bemerkung reichte aus, um Zak daran zu erinnern, wie Zwerge die gefallen ehren. Einem Außenstehenden wäre keine Gemütsregung aufgefallen, aber Deeca nahm sehr wohl war, dass für einen Moment ein Lächeln über die Lippen des Zwerges huschte.
Wir sind nicht hier, um uns mit Ihnen Anzulegen.
Das verstehe ich.
Ich werde kurz mit meinen Freunden die Strategie überdenken.
Mach das.
Zak zog sich in den Raum zurück, in d m die Zwerge Ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie bewohnten ein Viertel der Pyramidenspitze. Deeca war zu den Zwergen in ihr Nachtlager getreten, nachdem er und seine Gefährten von einem Menschen namens Johnny Ramone den Schließmechanismus der zentralen Kammer der Sternenstaubnekropole erläutert bekommen hatten. Seinen Angaben zufolge mussten vier Schalter kurz nacheinander betätigt werden. Diese befanden sich jeweils am Ende der gesicherten Viertel der Nekropole.
Der Zwerg wandte sich von Zak und seinen Leuten ab und trat in den benachbarten Raum. Seine Gefährten waren damit beschäftigt, ihrem Barden Percy zu lauschen. Er spielte den bekannten Froschsong. Deeca bemerkte, wie die Zwerge etwas die Gesichter verzogen, sich aber dann doch wieder abwandten.
Sein Blick fiel auf die Halbelfe Gwaengwen, die in einer Ecke des Raumes auf dem Bauch lag und Spielkarten in der Hand hielt. Ihr gegenüber saß eine weißhaarige, zierliche Elfe in einem grünen Umhang mit Kapuze, die auch gerade dabei war, ihr Blatt zu sortieren. Der Wächter war verblüfft, über welche Trivialitäten die beiden Jungen Frauen plauderten. Deeca, der öfters mit Kleinkriminellen zu schaffen hatte, war immer wieder verwundert, welche Seelenruhe diese immer wieder an den Tag legten, obwohl die Situation um sie herum eher ernst war. Er nahm sich vor, Gwaengwen bei Gelegenheit danach zu fragen.
Die Halbelfe plauderte derweil heiter mit ihrer Spielpartnerin, Shirley. Die beiden bedienten Sich der Diebessprache, um ihre tatsächliche Konversation wie lapidares Geplauder über den Unterschied zwischen Melonen-pink und Lachs-rosé erscheinen zu lassen. In Wirklichkeit diskutierten die beiden Schurken, ob Sie Johnny Ramone , töten sollten.
Während der Unterhaltung hielt Gwaengwen den gesamten Raum im Blick, so entging ihr auch der weiß gekleidete Junge Mann nicht, der etwas abseits vor einer kleine Kerze saß und deren Flamme immer wieder leicht anhauchte. Geoff von der Kerzenmachergilde hatte den Auftrag, die Gefährten zu begleiten. Er war allerdings sehr ruhig gewesen, seit Gwaengwen mit ihm über das Geschäftsmodell der Kerzenmacher geredet hatte.
Nachdem auch Gordon, der Halbelfen – Hexenmeister und Percy der Barde in die Strategiediskussion einbezogen wurde, entschieden die Abenteurer, die Gruppen, in denen die zentrale Kammer erreicht werden soll, neu aufzuteilen.
Zak stimmt diesem Plan von ganzem Herzen zu, denn auch dem Zwerg war etwas unwohl dabei, sich auf Johnny Ramone und seinen seltsamen Begleiter verlassen zu müssen.
Die Abenteurer und Ihre Verbündeten riefen den Schurken Ramone herbei und erläuterten Ihren Plan. Er stimmte zu.
Gordon der Hexenmeister fand die Einsichtigkeit des Menschen eher verdächtig. Ramone war erstaunlich gut über die Funktionen der Sternenstaubnekropole informiert und hatte mehrmals durchblicken lassen, das er einen Auftraggeber hat, der ein Interesse daran hat, in Tiefwasser wieder Ordnung zu schaffen. Da er sich aber bisher geweigert hatte, Preis zu geben, um wen es sich handelt, beschloss Gordon, ihn zu belauschen. Der Hexenmeister benutzte seine Fähigkeiten um Johnny zu belauschen, als dieser sich mit seinem Freund für eine Beratung zurückzog.
Es ist einfach. Warte, bis möglichst viele von ihnen da sind.
„Verstanden“
Obwohl Gordon nicht ganz verstand, was damit gemeint sein Könnte, teilte er Deeca mit, was er gehört hatte. Der Zwerg war eingeteilt, Frank und einen Zwerg zu begleiten. Seine Gruppe betrat die Nekropole von außen. Die Wächter denen sie sich auf Ihrem Weg zur zentralen Kammer konfrontiert sahen, bekämpfte Deeca mit großem Geschick. Während sein zwergischer Begleiter sich alle Mühe gab, ihn zu unterstützen, schien Frank keine große Hilfe. Der Elf stand uninteressiert herum und machte wenig Anstalten, die Golems, die – wie zuvor – immer wieder neu entstanden zu bekämpfen. Nachdem Deeca und ihr Zwergen-Begleiter einen der Räume hinter sich ließen und die Treppe betraten, die in Richtung der zentralen Plattform führte, stellten Sie fest, das Frank zurückgeblieben war. Der kleine Elf befand sich noch im eben durchquerten Raum, in dem sich immer mehr Kristallgolems aus den Wänden schälten.
Mann, beweg‘ dich, Baumschmuser, das werden immer mehr!
Frank trat an das obere Treppenende.
Sein Schatten selbst begann zu flackern und hinter ihn trat eine Schattenpuppe, wie die Abenteurer sie zuletzt in Garibaldis Zirkuszelt gesehen hatten, hervor.
Die Metallplakette auf der Stirn der Schattenpuppe veränderte ihr Symbol und das Kostrukt stürzte sich auf Deeca und den Zwerg.
Das ist nicht so gut, renn!
Deeca stürzte die Treppe herab und drehte sich noch einmal um, nur um mit anzusehen, wie sein Begleiter von etwa einem Dutzend mit Messerhänden versehenen Konstrukten zerfetzt wurde. Der Wächter schluckte, fluchte etwas unter seinem Bart und sprintete in Richtung der zentralen Plattform. Als er sich dieser näherte, erschienen die größeren Kristallgolems wie zuvor und griffen nach ihren Waffen.
Er wich einem Schwertschwung der riesigen, belebten Statue aus und kippte dabei vornüber.
Denkste! Heute gehe ich nicht vor die Hunde!
Eine Rolle zur Seite ließ die Klinge des zweiten Golems seinem Arm um Haaresbreite verfehlen.
Ihr dämlichen, wandelnden Perlenketten!
Der Zwerg spannte die Körpermitte an und zog seine Knie zur Brust, um einem weiten Hieb des Großschwertes seines zweiten perlmuttfarbenen Gegners zu entgehen.
**** dich du *** ich * dein* in dein ***!!
Er presste seine Stiefel gegen die am Boden kurz unter der Wucht des Schlages verharrenden Klinge und stieß sich davon ab.
Das Schwert wurde davon gestoßen und Deeca begann, in Richtung der Tür in der Mitte der Plattform zu gleiten.
Kurz vor dem Eingang richtete er sich auf und hämmerte auf den Knopf, der die Schleuse zur mittleren Kammer rotieren ließ.
Er fasste sich kurz. und betätigte den Schalter.
Percys Weg durch die Nekropole war weniger ereignisreich. Der Barde war mit Geoff und einem von Zaks Männern durch den Weg zur Mitte der Pyramide gegangen, der den geringsten Widerstand stellte. Das Trio konnte nahezu problemlos die zentrale Plattform erreichen und sich in die Schleuse begeben.
Gordon war mit Zak und Shirley aufgebrochen. Während der Zwerg die Kristallgolems in Schach hielt, sprang Shirley von einem Gegner zum nächsten und attackierte Gelenke und Kniekehlen der Konstrukte. Es war dieser Gruppe problemlos möglich, die Wächter schneller zu zerstören als sie neu in den Räumen erschienen. Gordon hielt per Telepathie Kontakt zwischen den Kämpfenden und führte immer dann präzise Angriffe mittels einfacher Magie oder seinem Arsenal magischer Waffen aus, wenn Zak oder Shirley sich auf Grund eines seiner – mental übertragenen – Wortspiele genötigt fühlten, mit den Augen zu rollen. Als die Schleuse zur zentralen Kammer sich schloss, ließ es sich der Hexenmeister nicht nehmen, die die gerade wieder entstehenden Golems mit einem kleinen Spotttanz zu bedenken.
Gwaengwen war mit Johnny Ramone aufgebrochen. Der Zwerg, der die beiden begeitete, tat sein bestes, die Wächter der Nekropole zurückzudrängen. Währenddessen unterhielten sich die Schurken scheinbar über die verschiedensten Themen, von Häkeln bis zur Zucht von Kampfhähnen. Da die beiden Gaunersprache benutzten, konnte der Soldat nicht verstehen, dass Johnny Gwaengwen in seinen Plan einweihte, in der zentralen Kammer als Herrscher der Sternenstaubnekropole verkleidet die letzten Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen.
Entsetzt sieht der Zwerg, wie die Halbelfe den Menschen mit einem Stakkato an Messerstichen niederstreckt, bevor dieser sich mental von seiner diesseitigen Existenz verabschieden kann. Für den zutiefst schockierten Zwerg war eine Diskussion über die Notwendigkeit eines Fingerhutes für Stickereien gerade in einen Spontan-Mord übergegangen.
Gwaengwen verstaute die Habseligkeiten ihres Opfers in Ihren Taschen: Eine exotische – wenn auch billig gemachte – Verkleidung, ein Plüsch-Betrachter, ein Taschenspiegel ohne Spiegelbild, zwei verbundene Zauberstäbe und eine obszöne Menge Goldmünzen, sowie eine Brille mit Smaragden als Gläser.
Komm schon, der hatte so was von Dreck am Stecken, das wusstet Ihr doch auch. Komm, wir haben ’nen Termin.
Die Halbelfe schob den Zwerg in die Schleuse und betätigte den Schalter.
Als sich die zentrale Kammer öffnete, erblickten die Abenteurer Ihren Inhalt, sowie die anderen Gruppen, die aus den anderen Nekropolen-vierteln zur Mitte gekommen waren.
Die anderen Bewohner der Nekropole (The Iron Lions)
Percy der Barde schaute sich zusammen mit seinen Gefährten auf der Plattform m, die die Gruppe erreicht hatte. Sie hatten die erste Welle der Verteidiger der Sterenenstaubnekropole besiegt und wogen Ihre Optionen ab.
Die Plattform befand sich am zentralen
Zylinder des Gebäudes, das die gesamte Haupthalle des Gemäuers von
oben nach unten durchzog. Gordon schaute den freiliegenden Gang
hinauf, durch den die Abenteurer die Plattform erreicht hatten.
„Das werden
immer mehr. Wir sollten dann wohl weitergehen. „
„Da bin ich
bei dir.“
Deecca verengte die Augen.
„Das gefällt
mir gar nicht. Was meinst du?“
Der Wachmann deutete auf die langsam
und gleichförmig voranschreitende Reihe von perlmuttfarbenen
menschlichen Gestalten, die sich Schritt um Schritt die Treppe in
Richtung Ihrer Plattform fortbewegte. Gordon erblickte, als er der
ausgestreckten Hand des Zwerges mit seinem Blick folgte eine Kreatur,
die auf den Schultern eines der Konstrukte saß.
Kurz und Stämmig, war es nicht zu
Verkennen, das s es sich dabei um einen Zwerg handelte.
„Tatsächlich…
nicht gut…“
Gordon bemerkte, dass aus der Stirn des
Wesens ein metallisch spiegelnder Kristall ragte. Auch am Rest des
Körpers reflektierten verschiedene Brocken das weiße Leuchten, dass
die Wände des Gebäudes selbst abstrahlten. Die Kreatur schien zu
versuchen, die Golems mit Faustschlägen, Tritten und Bissen
anzugreifen. Die Konstrukte wehrten die Angriffe halbherzig ab und
marschierten entschlossen weiter Richtung der zentralen Plattform.
„Ich denke,
wir sollten mal weiter Gehen.“
Gwaengwen, die in diesem Moment mit
ihren Sais gedankenverloren in den leuchtenden Spuren am Boden
kratzte, sprang zu ihren Gefährten, als diese durch die rechteckige
Öffnung in der Wand schritten. Sie erblickten einen großen roten
Schalter und eine gewölbte Glaswand.
„Mann,
dass ist zu Offensichtlich. Lass mich schauen.“
Gwaengwen knackte mit den Knöcheln und
begann, den Knopf zu untersuchen.
Deeca blickt heraus zur Treppe, die zur
Plattform vor dem Eingang führte.
„Hm.. keine
Drähte, kein versenkter Mechanismus…
Keine
verdeckten Abschussvorrichtungen im Raum…“
„Huh,
vielleicht ist es nur ein Knopf? Bisher waren hier nicht wirklich so
viele Fallen, die da scheine die Haupt-Sicherheitsmaßnahme zu sein.“
„Ja, das
kann tatsächlich sein.“
„Drück den
Knopf.“
Gordon drängt sich an der Schurkin
vorbei und hämmert auf den Knopf.
Die gewölbte Wand beginnt zur Seite zu
gleiten und gibt den weg in einen weiteren Raum frei. Im selben
Moment verschloss sich die eben durchschrittene Tür. Im gerade
freigelegten Raum finden Abenteurer zwei Scheiben mit
Bleiglasfenstern zu beiden Seiten, sowie einen Zylinder wie
diejenigen, aus dem die Kristallgolems kamen. Gordon fand ein
abgerissenes Stück Seil in einer der Ecken.
Deeca untersuchte derweil die
gegenüberliegenden Seite des Raumes und bemerkt, dass die
Bleiglasscheibe scheinbar an einer Stelle durchlässig war. Der Zwerg
schob seinen Kopf durch die Scheibe und konnte auf der anderen Seite
einen Abgrund und in einiger Entfernung eine weitere Scheibe sehen.
„Da drüben
ist scheinbar noch ein Raum. Sieht in etwa so aus wie dieser…“
Percy hatte sich derweil dem im Raum
stehenden Zylinder zugewandt. Er blickte in eine Spiegel, der
erschienen war, nachdem die Perlmuttoberfläche zurückgeglitten war.
In der reflektierenden Oberfläche war ein Gesicht erschienen, dass
mit einer eigenen Stimme den Barden aus seiner eingehenden
Betrachtung seines eigenen Spiegelbildes riss.
„Ihr
befindet euch in der Kriegerkonfiguration des Südabschnittes…“
„Das Bringt
uns wohl nicht weiter… Ich hab noch zwei Knöpfe gefunden.“
Gwaengwen deutete neben die Tür und an
die Rückwand des Raumes. An beiden stellen befanden sich Knöpfe.
Derjenige an der hinteren Wand war umgeben von vier Ringsegmenten.
Die in der Wand um den Schalter eingelassen waren.
„OK, Leute,
dass ist wahrscheinlich ein komplizierter Mechanismus, lass uns
überlegen, was das…“
„Oh nein, lasst die Schurkin bloß nicht den Knopf untersuchen, dann stehen wir in `nem Zehntag noch hier ‘rum.“
Percy schritt zum Eingang und betätigte
den Schalter neben der Tür. Die äußere Tür öffnete sich erneut
und die Abenteuer befanden sich wieder in der Art Schleuse, auf die
sie zuvor geblickt hatten, als sie erstmals von der Plattform in den
zentralen Zylinder traten.
„OK, alles
beim Alten. Zurück `rein.“
Percy hämmerte den Knopf, den die
Abenteurer betätigt hatten, da er sah, wie die lange Galerie der
Golems sich langsam weiter in Richtung der Plattform bewegte.
„OK, was
haben wir?“
„N‘ Seil.“
„Die
wabbelige Wand“
„Aha… und
das ulkige Gesicht in der Wand.“
„Barde,
schau dir das Seil mal an!“
„Ja, das
is‘n Fluchtseil.“
„Was heißt
das? Es schient sich um eine Art lokalen Veränderungszauber zu
handeln…“
„Jaja, damit
kann man sich teleportieren. Das ist das Endstück, wer den Anfang
hat kann sich hierher transportieren.“
„Das heißt,
wenn der Besitzer es benutzt haben wir vielleicht einen Schurken vor
unserer Nase?“
„Man kann
damit 5 Personen transportieren. Wenn wir das verhindern wollen, kann
man den Auslösesatz rückwärts sprechen. Ich hab mal das Handbuch
von einem gelesen.“
„Was
ist den der Auslösesatz?“
„Kann vom
Nutzer bestimmt werden. Wenn die neu sind normalerweise irgendwelche
berühmten Aussprüche mit Bezug auf Heimat.“
„Wie trautes
Heim Glück allein?“
„Allein
Glück Heim Trautes?“
Percy schaute den lasch in der Hand des
Hexenmeisters herunterhängen Strick erwartungsvoll an.
Nichts passierte.
„Hmpf.“
„Wie wäre
es mit
Schönsten am
es ist Hause zu?“
wie in dem
Buch mit dem fliegenden Haus?
Das Seil wand sich in Gordons Hand,
richtete sich senkrecht auf und verwandelte sich in einen aufrecht
stehenden Lichtstrahl, der die Gruppe umfasste und sie an einen
anderen Ort transportierte.
Die Abenteurer fanden sich im nächsten
Moment in einem rechteckigen Raum wieder, der bescheiden mit einigen
Reiseutensilien ausgestattet war. In der Mitte fanden Sie eine
Feldliege, auf der sich eine Person unter einer Decke befand und
leise atmete.
Gweaengwenn blickte ihre Gefährten an,
dann die Liege und zuckte mit den Schultern. Die Halbelfe näherte
sich der in eine dunkle Stoffdecke eingewickelten Gestalt. Das
Fluchtseil war, nachdem es die Abenteurer in diesen Raum gebracht
hatte, unter der Decke verschwunden. Ein Hinweis darauf, dass sich
dort das andere Stück des magischen Gegenstandes befand.
Als sie die Decke am Kopfende etwas
zurückzog, erblickte sie das Gesicht einer jungen Elfenfrau. Diese
hatte die Augen weit geöffnet und zog sie kurz zusammen, als die
Decke über Ihrem Kopf zurückgeschlagen wurde. Gordon, Deeca und
Percy konnten keine Bewegung wahrnehmen, Gwaengwen war allerdings in
der Lage, zwei blitzschnell auf sie zurasenden Dolchen auszuweichen,
die die Liegende in einer fließenden Bewegung unter der Deck
hervorbrachte und parallel knapp vor Gweangwens Gesicht herabsausen
ließ. Die Halbelfe beugte sich nach hinten und fing sich mit einem
Rückwärtssalto ab. Noch bevor sie wieder auf den Füßen stand,
schlussfolgerte sie, dass jemand, der mit solcher Präzision und
Geschwindigkeit einen beidhändigen Hieb durchführte, wohl auch
damit rechnete, dass dem Angriff ausgewichen wird. Sie spannte die
Beinmuskeln an und ging fließend in einen zweiten Überschlag über.
Tatsächlich brachte Ihre Gegnerin im herabspringen von der Liege
ihre Dolche über kreuz auf Schulterhöhe, um einen vertikalen Hieb
mit beiden Waffen nach außen auszuführen. Gweangwen war bereits
weitergesprungen und außerhalb der Reichweite des Angriffs. Als Ihre
Attacke ins Leere ging, attackierte ihre Gegnerin schließlich ein
drittes Mal, indem sie die Klingen diagonal zueinander führte. Auch
diesen Angriff hatte Gwaengwen allerdings antizipiert und parierte
jeweils eine der Dolche mit einer ihrer Sais. Die Kontrahenten hatten
mittlerweile die Ecke des Raumes erreicht und standen sich nun
gegenüber. Als Ihre Gegnerin Gwaengwen ins Gesicht blickte, lies sie
die Dolche sinken und schaute die anderen Abenteurer im Raum an.
„Ihr seid am
Leben?“
„Das letzte
Mal als ich nachgesehen habe, schon, ja.“
„Das sind
gute Nachrichten!!“
Die Elfe stellte sich als Schirley
Manson vor und erzählte den Abenteurern, dass ihre Abenteurergruppe,
die lykanthropen Gelehrten, vor einigen Wochen dem Anschlag in
Garibaldis Zelt zum Opfer gefallen war. Die Schurkin hatte sich
daraufhin aufgemacht, die letzte Expedition, die ihre Gruppe geplant
hatte allein anzugehen. Sie hoffte, dass die Schätze, die in der
Sternenstaubnekropole zu finden seien, auch Mittel und Wege
enthielten, ihre Freunde wieder ins Leben zurückzubringen. Einige
Hinweise, die sie zusammengetragen hatten, deuteten darauf hin, dass
gewisse Wünsche demjenigen erfüllt werden, der das Zentrum des
Gemäuers erreicht und die dort verborgenen Herausforderungen
meistert.
„Das‘ ja
n‘ bisschen dünne Faktenlage, oder?“
„Ich weiß
sonst nicht, wo ich hin soll… was ich tun kann.“
Gwaengwen, Percy und Deeca hörten
Gordons telepathische Nachricht:
„Die
lykonthropen Gelehrten gestanden aus einem Priester, einem Krieger,
einem Waldläufer und einem Mönch.“
„Hmm.. du
meinst…“
„JA, die
wurden mit der nekromantischen Kugel wiederbelebt und sind gerade in
Neu-Tiefwasser.
Sollten wir
Ihr das mitteilen?“
„Schaden
kann es wohl nicht.“
Hey Schirley!“
„JA?“
„Das Wasser
unter der Brücke vor deinem Garten Fließt wieder, aber im Wasser
ist mittlerweile mehr Schlamm als vorher.“
„Was? Wie?
Achso, warte…“
Gwaengwen hatte die Diebessprache
verwandt, mittels derer sich geheime Nachrichten in normalem
Smalltalk unterbringen ließen.
„Das
Wasser fließt? Das ist schwer zu glauben? Ich habe gesehen, wie Das
Wasser versiegte.“
„Einer Der
Flussarme hat gelegentlich Brücken mitgerissen, Oder? Ich sage dir,
dein Fluss ist als schlammiges Rinnsal wieder zurückgekehrt.“
„Das… Ich
muss kurz nachdenken. Vielleicht redet Ihr kurz mit meinem… neuen
Kontakt.“
Sie zog den improvisierten Vorhang
zurück der den Raum, in dem sie sich befanden mit einem ähnlichen
direkt daneben verband.
„Ramone!
Kuck dir die Leute hier an! Ich muss kurz überlegen, ob ich deine
dämliche Visage nochmal sehen will oder mich hier gleich dünne
mache!“
„Schätzchen,
wolltest du nicht dein kleinen Freunde wiederbeleben??“
Ein hochgewachsener, blasser Mensch in
teurer Kleidung trat aus dem Raum.
Schirley warf ihm ein trotziges
„Leck mich!“
entgegen und begab sich in eine Ecke des Raumes.
„Johnny
Ramone, angenehm.“
Ein kleiner, gekrümmter Elf schlurfte
hinter Ihm in den Raum
„Fantastisch,
mit euch können wir unsere Expedition in die zentrale Kammer
starten. Wir saßen hier eine Weile fest, aber ich denke, jetzt
sollte es uns gelingen.“
Percy baute sich so bedrohlich, wie er
konnte vor ihm auf.
„OK, wir
können da reingehen, aber wir übernehmen das Ruder und keine faulen
Trick, klar?“
Der blasse Mann schaute den Barden
zweifelnd an, hob desinteressiert die Augenbrauen und wandte sich
schließlich von Ihm ab.
„Ah… Ihr
habt einen Zwerg, niedlich. Vielleicht sagt der Mal hallo zu seinen
Kumpels im Nebenzimmer. Und Hilft Ihnen mit Ihren…
Familienproblemen. „
Er lachte genüsslich und ging zum
zweiten Ausgang des Raumes. Er brüllte hinein.
„Morello, hier is‘ einer deiner Freunde!, Vielleicht schaut Ihr gemeinsam mal nach euren schwarzen Schafen.“
Ein verschlafener Zwerg schleppte sich
nach einer Weile aus der Tür.
Er stellte sich als Tom Morello,
Offizier der Niewinter-Miliz vor, der mit seinen zwei Gefährten
gesandt wurde, um Tiefwasser zu unterstützen. Ihr Auftrag war es,
die Geheimnisse der Nekropole zu ergründen und zu nutzen, um die
Probleme Tiefwassers zu bekämpfen.
„Ihr wisst
also, was in der zentralen Kammer ist?“
„Technisch
gesehen schon, aber wir sind aufgrund von misslichen Umständen auf
den Lackaffen da drüben angewiesen.“
„Häh?
Missliche Umstände? Ihr wollt eure neuen Mitarbeiter im dunkeln
Lassen? Fein, Diskretion ist eine Tugend. „
Gweangwenn hatte sich zu Shirley in
eine Ecke des Raumes gesetzt und schien mit der Elfe Karten zu
spielen. Insgeheim beobachtete sie Johnny Ramone ausgiebig und kam zu
dem Schluss, das die mit dieser Art von Menschen in ihre Zeit an den
Docks in Tiefwasser oft zu tun hatte. Sie war sich sicher, dass er es
nicht nötig hatte zu Lügen. Er legte eine Art der Selbstsicherheit
an den Tag, die in gewissen Kreisen untrüglich darauf schließen
ließ, dass er ein Ass im Ärmel hatte. Wahrscheinlich hatte es etwas
mit der kläglichen Gestalt zu tun, die ihm begleitete.
„OK, die
zentrale Kammer hat vier Eingänge, an denen Schalte kurz
nacheinander betätigt werden müssen. Wir haben mit eurem Schlüssel
vier Nekropolenschlüssel und können und allen vieren gleichzeitig
nähern.“
Die Abenteurer
dachten über Ihre Situation und ihre Optionen nach, während die
Zwangsgesellschaft Pläne für die Eroberung der inneren Kammer
machte.
Percy war sich absolut sicher, das
Johnny seine Geheimnisse nur verraten aht, weil er insgeheim
eine Riesenangst vor Ihm hatte. In seinem Geist lies er ein
donnerndes „Muhahahaha“ ertönen.
Gwaengwen überlegte, ob Sie „Mönch
mit Betrachter-Laserauge“ korrekt in Diebessprache übersetzt
hatte.
Deeca dachte nach, warum die Zwerge
so verschwiegen auf Ramones Anspielungen reagiert hatten und kam zu
dem Schluss, dass wohl einer von Ihnen etwas mit seinem Bart
angestellt hatte. Vielleicht zu nahm am Schmiedefeuer? Kein Zwerg
dürfte so etwas je zugeben. Ja, es musste 100%ig etwas mit den
Bärten zu tun haben.
Gordon überlegte, ob die zentrale Kammer unvorstellbare
kosmische Schrecken enthalten könnte. Er verwarf diesen Gedanken
damit, das niemand wahrhaft niederträchtiges und böses
perlmutterne Aurora-Borealis-Glitzer-Gegenstände besitzen würde.
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