Nach langer Zeit die Rückkehr (Strider of the Ghostpath)

Nach langer Zeit die Rückkehr (Strider of the Ghostpath)

Viel ist passiert, seid Bennet und Tharm das Bastardhausen geschimpfte Dorf verließen mit noch so vielen offenen Fragen. Leyla entschied sich, auf schnellstem Weg zu ihrer Heimat zu reisen und verließ die beiden. Doch in Nemeya und Alexey, zwei Schaustellern, die nach ihrer alten Truppe suchten fanden sie neue Mitstreiter.

So borgen sie nach viel Leid die Hand Banes aus einem Dorf, in dem diese eine Seuche über alle Ungläubigen legte und machten sich durch die Übergabe des Artefaktes an die Obrigkeit zwar selbige zum Freund doch die Kirche Banes zum Feind. Bei ihren Untersuchungen des Vorfalls entdeckten sie auch dass Goblins sich ihren Weg aus dem Unterreich gebahnt hatten, der Wächter der Pforte war tot und tief unten unter der Erde konnte ihnen ein bekannter Söldner entkomen und den Weg hinter sich verschließen. Was auch immer er vor hatte, irgendwo im Reich wird er sich wieder zeigen, um seine Ziele oder die seiner Auftraggeber weiter zu verfolgen.

Schließlich erreichten Sie den uralten Elbenwald. Dort gab es Wurzelwesen, ja der ganze Wald schien nachts zu erwachen und blutdürstig zu werden und wucherte weiter und weiter und verschlang auf seinem Weg bereits die ersten Holzfällerdörfer. Sie kämpften sich schlaflos durch diesen Horror, bis zum alten Elbendorf. Unterwegs wurden sie von einem Wesen namens Ranzeltut hereingelegt. Ein Dämon, der sich an Bennets Ferse geheftet hatte, da das Schattenlicht in einem anderen Leben ihn lange Zeit gefangen hatte. Dessen Plan ging nicht auf und er wurde gefangen. Kurzweilig bannte eine Hexe, die sie in ihrem ohnehin schon toten Moor fanden die Seele eines alten Händlers in dessen Körper und verfluchte den Dämon so, der Gruppe zu helfen. Bei dieser Hexe war es auch, wo Nemeya versteckt vor den Augen und Ohren der anderen einen äußerst zweifelhaften Tausch einging. Sie handelte um eine Seele mit der Alten, die auf den ersten Blick ja ganz sympathisch war, aber offensichtlich andere moralische Grenzen vertrat, als Tyr oder Helm sie vertreten würden. Auf dem Weg, wurde klar, dass ein schwarzes, verdorbenes Einhorn die Horden der Wurzelwesen befehligen konnte und die Gruppe musste dessen Fallen ausweichen oder es in die Flucht schlagen, bis sie ihm schließlich im Elbendorf durch die alten magischen Elbenpfade, die Leyla für sie öffnete ganz entrinnen konnten. So erreichten Sie das Herz des Waldes. Einen alten Palast, gebaut im Körper eines getöteten Gottes, dessen riesiger Schädel, gespalten von einem Schwert noch immer über dem Eingang aufragte. Der Kern allen Übels so fanden sie heraus, war ein schlafender Drache, der den Wald erträumte und somit auf diesem durch den Götterkampf zerstörten Land am Leben hielt. Eine der Satyre die ihm stets ein Schlaflied spielten war jedoch depressiv geworden, ob der Zerstörung des Waldes durch die Menschen und deren Lieder hatten die Schattenseite des Drachen geweckt, die jede Nacht Pläne heckte, die hisigen Geister seinem Willen unterwarf und so die Orkkriege entfachen konnte. Das Schattenlicht, das Bennet mich sich trug war der Schlüssel, den Schatten aus dem Drachen zu lösen und so konnten sie ihn bekämpfen und vernichten. Es stellte sich heraus, dass der tote Gott Myrkul gewesen war, woher auch die Idee des Drachen kam, sich dessen verblasster Macht zu bedienen. Der letzte Diener Myrkuls nahm den Ort als zweiten Tempel seines Gottes wieder in Besitz und Leyla arbeitet daran, wieder Elben in den Wald zu holen.

Auf ihrem Rückweg wollten Tharm, Bennet und Nemeya bloß Alexey einsammeln, den sie beim Turm eines Magiers zurückgelassen hatten. Doch der Turm war mittlerweile heimgesucht von Teufeln und so mussten der hisige Magier, der etwas für Bennet angefertigt hatte, mit dem er hoffte, dem in der Zeitschleife gefangenen Kollegen im Bastarddorf helfen zu können und Alexey erst aus den Händen eines Teufels befreit werden. Alexey und der Magier hatten geforscht, wie sich die sphärische Musik Alexeys auf verschiedenen Ebenen anhört, ggf. auch um deren Herkunftsebene herauszufinden und waren dabei offensichtlich in eine Falle getappt. Eine Falle gestellt von Nemeyas Vater, der sich freute, seine Tochter nun endlich gefunden zu haben, wo sie reif ist, ihm als Tor in die Welt der Sterblichen zu dienen. Blöd für ihn, dass Nemeya bereits mit einem Dämon paktiert hatte, der sie genau davor schützen sollte. So zofften sich die beiden Obermuftis, während Alexey gerettet werden konnte, der Magier jedoch dem letzten Kuss eines Sukkubus erlag. Als Rache für ihre geglückte Flucht konnte Nemeyas Vater sie bloß noch an einen scheinbar wahllosen Ort teleportieren, da die Brücke zwischen den Ebenen verschlossen war. Ganz wahllos war es nicht. Zum Glück war Bennet der Orkfreund überall bekannt und sie wurden nicht zum Abendessen verspeist. Sondern erfuren von einer Gefangenen von einem Verließ, in dem drei Artefakte versteckt waren und auf deren Wiedererschaffung eine Belohnung ausgesetzt ist. Auch eine Falle wie sich herausstellte, denn Nemeyas Vater hatte dem Erbauer des Verließes leichte Beute versprochen. Als sich herausstellte, dass dem nicht so war, verknartschten sich diese einstigen Verbündeten und die Truppe konnte weniger behelligt das künstliche Gemäuer, was wie eine einzige Todesfalle für Helden anmutete erkunden. Die Artefakte wurden wiederbeschafft, eines davon Myrkul übergeben und nach unendlich langer Zeit untertage erreichte die Truppe wieder Ordenswacht.

Nun sind sie ob ihrer Taten mittlerweile recht bekannt und werden geübt darin sich all der Versuche, ihren Reichtum unfreiwillig teilen zu müssen, zu erwehren, während sie sich zurück nach Bastardhausen auf den Weg machen, den Magier aus seiner bereits sehr lange dauernden Gefangenschaft zu befreien.

Alexey Iwanow

Alexey Iwanow. Sein erster Künstlername. Das klingt mystisch und fremdländisch und das passt beides zu seinem Aussehen. Befanden jedenfalls seine Mutter sowie der Führer ihres Trupps und damit war die Sache geregelt. Wieso er so aussieht wie er aussieht war ein Rätsel für ihn, bis er die Sache mit den Bienen und den Blumen lernte. Mitte der Pubertät, als er mal wieder unterm Wagen schlafen musste, weil seine Mutter Herrenbesuch aus dem aktuellen Dorf hatte, ging ihm auf, dass sein Vater von ganz wo anders kommen musste und mit der dreisten Direktheit, die ihm nie ausgeprügelt worden war, stichelte er, bis er Antworten bekam, die seine Vermutung bestätigten. Seine Mum war nicht immer in diesem Trupp unterwegs gewesen, sondern früher weiter im Norden umhergezogen. Dort seien die Männer wie die Landschaft gewesen. Rau. Über kurz oder lang sei das Grund genug gewesen, sich im Süden was neues zu suchen, unwissenderweise mit Alexey unterwegs. Ihre verträumte Stimme bereitete ihren Weg als Sängerin in der Gruppe mit der Alexey aufwuchs, lange lebte und noch herumzog, als seine Mutter bereits einem Fieber erlegen war. Das Leben von Fahrendem Volk ist kein einfaches und die wenigsten leben lange genug, um später zahnlos Eintopf zu lutschen und von den guten alten Zeiten zu schwärmen. Freilich hieß Alexey damals noch nicht Alexey. Seine Mutter hieß ihn Joshua, wie alle anderen auch. Das blieb auch so, solange kein Publikum anwesend war. Denn seit er so etwas wie passable musikalische Fähigkeiten an den Tag legte, war er ein volles Mitglied der Gruppe, ein Künstler, zu höherem berufen und ihm gebührte ein Name, der ihn wiederspiegelte. Seine Meinung was da gespiegelt werden sollte zählte wenig, denn seine Gesichtszüge, gepaart mit der tiefen Stimme verzauberten, wenn er Geschichten erzählte oder seine Poesieversuche vortrug. Doch etwas fehlte immer, um die Show zu perfektionieren und eines morgens stürmte Jasmer Ohnebart herein, ihm zu offenbaren, was fehlte sei ein passender Akzent. Wieder zählte seine Meinung nichts und er sollte dutzend verschiedene Sprachmelodien ausprobieren, bis er mehrer Tage heiser war. Worauf sich seine Stimmhauer einigten war etwas, das für ihn klang, als würde er mit jedem Satz Steine klopfen und hätte dabei obendrein noch einen juckenden Frosch auf dem Kehlkopf sitzen. Irgendwann gewöhnte er sich dran. Denn, das konnte er nicht bestreiten, der Akzent tat seine Wirkung. Das Publikum lauschte gebannt jedem Bullshit aus seiner erdachten mystischen, fernen Heimat in der Eisriesen wahrhaft Einhörner züchten, da deren Hörner das einzige sind, was das Kristalleis ihrer tiefen Schneeschluchten bearbeiten kann. Wenn er zu sehr die Balken bog bekam er hinterher Rüffel, doch niemand zweifelte an seinen Fähigkeiten, die Balken so sehr zu biegen, dass er daraus einen Bogen bauen könnte, der gefröhrene Scheißhaufen direkt in die Hirne der gutgläubigen Dörfler abschießt. In Städten, die sie selten genug zu Gesicht bekamen, da diese von den größeren Spielgruppen in Beschlag genommen wurden – was Prügel bei Missachtung bedeutete – wurde Alexey dann an die Zügel genommen oder sein loses Mundwerk mit der Flöte gestopft, für die er weder Talent noch Interesse besaß, doch sie ist nunmal einfach zu spielen, gut als Zwischenstücke bei Aufführungen und er konnte nicht gleichzeitig Mist erzählen.

Was die anderen Musiker, Schauspieler und Gaukler von Berufung faselten verstand Alexey nie. Das heißt, doch, er verstand es, aber er fühlte es nicht. Nicht bei Musik, nicht beim Dichten oder Geschichten erfinden. Was dem am nächsten kam, war seine Faszination für die Geschichten über Nenathal Istariel. Von denen konnte er gar nicht genug bekommen und obwohl er selber ähnlich haarsträubend absurde Abenteuer verkaufte, kam ihm nicht einmal der Gedanke, die Geschichten und Lieder könnten nicht wahr sein. Mit seiner Harfe habe er die Melodie gespielt, die Blätter beim fallen verursachen, bis die Bäume ob des Verlustes weinten und sich entschieden, ihre Blätter nie wieder abzugeben. So sei der immergrüne Wald der Elben entstanden. Herbstabende lang versuchte Alexey irgendetwas in der Richtung auch nur zu hören, geschweige denn zu spielen, doch bis auf das gelegentliche Grunzen der Liebenden war dies seinen Ohren verborgen. Er hat halt keine Elfenohren. So sehr er Nenathal und dessen großen Taten auch nacheinfern wollte, er musste sich stets eingestehen, dass er weder musikalisch begabt, noch ein Held oder irgendjemand von Bedeutung war. Dennoch, an der Stelle, wo vielleicht die Stimme seines Vaters in seinem Kopf gesessen hätte, hätte er ihn jemals gekannt, saßen diese Geschichten über Nenathal und stets fragte er sich, was dieser nun von dem gehalten hätte, was er gerade fabrizierte oder auch generell aus seinem Leben machte.

Seine beste Freundin in der Truppe ist Mileya, ein Tiefling-Mädchen. Lange war er neidisch auf ihrer angeborenen magischen Fähigkeiten und den angstvollen Respekt, der ihr überall entgegengebracht wurde. Sie konnte Menschen mit nur einem Blick so sehr maßregeln, wie er es nur mit all seiner Wut und Schauspielkunst hinbekam. Doch aus der Not machte er eine Tugend und fing an, ihr Talent dafür zu bewundern. Manchmal grummelte sogar die Erde, wenn sie wütend guckte und es gab niemand besseren, ihm auf stimmschonende Weise gehör zu verschaffen. Was blieb aus der anfänglichen Konkurenz war eine neckende Art und Weise, sich gegenseitig herauszufordern. Anfangs waren es Streiche und kleine Mutproben, doch je älter sie wurden desto gefährlicher wurde das Spiel. Der Höhepunkt ihrer Dummheiten kam in dem kleinen Dorf Gundelwacht, welches am Fuße einer ehemals prächtigen, doch scheinbar schon vor Ewigkeiten zerfallenen Burgruine lag. Dort spuke es, der Ort sei verflucht und bei Neumond sähe man oft unheimliche Lichter in der Ruine herumziehen. Ja klaaaar. Sie fielen sich beinahe gegenseitig ins Wort dabei, ihre „wetten dass du dich nicht traust….“ Herausforderungen auszusprechen. Wenn man zu viele Spukgeschichten aus dem Blauen heraus erfindet, leidet der Respekt an den Geschichten anderer, die vielleicht mehr Substanz haben, als die eigene. Doch das sollten die beiden schnell genug herausfinden. Nach dem Auftritt stahlen sie sich davon, das Tor war von außen zugenagelt und Steinbrocken davor gerollt worden, doch wo Pflanzen seit Jahren Wege suchen, finden auch zwei Halbstarke ihren Weg über die Mauer. Wirklich ziemlich zerfallen. Und keine Spur von Spuk. Alexey war dumm gewesen, denn er hatte die erste Wette ausgesprochen, dass sich Mileya nicht traue, allein im Burghof zu warten, bis der Mond oder die Sonne wieder auftauche. Mileya wusste das natürlich sofort zu toppen und ließ ihn den tiefsten Keller suchen. Zu hohl, dass sie im dunklen sehen kann und er nicht. Mit schlotternden Knien und gespieltem Selbstvertrauen verließ Alexey Mileya also, um bloß mit einer Fackel und seinem Käsemesser bewaffnet die Katakomben zu erforschen. Gaaaanz große Idee. Viele Wege waren versperrt oder eingestützte, doch es ging schon ziemlich weit runter. Wie in einer schlechten Gruselgeschichte lag am tiefsten Punkt natürlich ein Kreisrunder Raum, der völlig von Staub und Verfall verschont geblieben war, sogar die Kerzen brannten noch. Dennoch kein Lebenszeichen. Auch kein Totenzeichen, denn darauf achtete Alexey trotz allen Hohnes dann mittlerweile doch. Es war eine Art Lesekammer, ein paar Sessel, einige Bücher und als er dem Raum weiter erkundete natürlich mystische Symbole auf Boden und Wänden. Das wars, er hatte den tiefsten Punkt erreicht und konnte wieder hoch gehen, Wette gewonnen. Nur noch kurz aufwärmen, an diesem Kamin, der auch ohne Feuer lichterloh brannte. Bücher sind ja bekanntlich einiges wert. Und die hier hatten offensichtlich auch keinen Besitzer mehr. Hoffentlich. Das erste welches ihm ins Auge fiel lag noch aufgeschlagen auf dem Lesepult und noch während er sich bewusst wurde, dass dies der Wendepunkt in jeder Geschichte für dumme Bauern wäre, der Zeitpunkt, in dem die schüchternen Jungs anfingen nervös herumzurutschen und die wackeren Mädchen dazwischenriefen, das Buch müsse zugeschlagen und sofort verbrannt werden, ja während dieser Gedanken dann war es auch schon zu spät. Seine Aufmerksamkeit lag wie hypnotisiert auf den Zeilen, sein Verstand ein bloßer Beobachter, sein Körper nicht mehr ihm gehörend fand er sich eine Sprache lesend, die er gar nicht kannte, während er Seite für Seite weiterblätterte in einem Singsang der seinen holzigen Akzent noch als flüssigen Honig dastehen ließ. Irgendwann war sein Körper dann auch egal, denn sein Geist wanderte durch absurde Fantasiereiche. So absurd, dass er hinterher weder die Farben bezeichnen, noch die Ereignisse in Worte fassen konnte. So weit jenseits seines Verstandes, dass seine Sicht auf die Welt wie das Gekrakel eines dreijährigen Anmutete, während er dem Erfinder von Sprache gegenüber saß.

Irrwitzige, abscheuliche und phantastische Gestalten huschten durch seinen Geist. Nichts blieb, bis er irgendwann auf eine Melodie stieß, die er oder die ihn nicht mehr loslassen wollte. Eine Melodie wie diese Welt, diese Erfahrung selbst. So weit weg, so sphärisch, geisterhaft und ungewöhnlich. Binnen Sekunden war er verliebt und verstand, nein, fühlte was die anderen Künstler um ihn herum in ihrer Musik fanden. Dieses tiefe schwingen, das Herzberührende ausschweifen und reisen auf den Tönen. Sein Geist folgte den Tönen durch die Krallen von Ungeheuern, ließ nymphenhafte Schönheiten links liegen und syrreal unwahrscheinliche Landschaften vorbeiziehen. Mehr war es so, als bewege sich die Landschaft durch ihn, als andersherum und so konnte die Resonanz des Klanges in ihm seinen Weg leiten wie ein Pfeil auf geradem Flug ins Ziel. Als er sie sah, wusste Alexey, dass er seinen Meistern begegnet war, kein Musiker seiner Welt hatte ihn je so inspiriert, so berührt. Sie spielten den Klang der geistigen Welt, formten Gedanken aus dem Rhytmus und Bilder tanzten durch die Oktaven. Sie saßen einander gegenüber, ähnlich und doch so unterschiedlich. Der eine, wie der Tod selbst in einer düstren Kapelle. Dieser spielte den Rahmen so hörte Alexey, er spielte die Grenzen von Gedanken und Gefühlen, von Leben, von Tod, ohne ihn konnte kein Inhalt sein, doch allein wäre seine Musik leer gewesen, denn es lägen keine Klänge zwischen Anfang und Ende, es gäbe nichts zwischen den Grenzen, keine Zeit zwischen aufwallen und abflachen von Gefühl. Dies Dazwischenliegende spielte sein Gegenüber. An einen Baum gelehnt, mal im Werden, mal im Vergehen begriffen, alles Erlebbare, alles Ausdrückbare hallte aus seiner Klampfe. Kurz schien es als spielten sie nur für ihn, doch das musste Trug sein, denn spielten sie nicht die Grundtöne der Welt. Die Ewigkeit ging viel zu schnell Zuende, keine Worte wurden getauscht, hatten sie ihn überhaupt angesehen? Sicher war bloß, dass sie ihn zutiefst berührt hatten.

Lange stand er sprachlos vor dem zugeklappten Buch, sein Mund bewegte sich weiter, eine Sprache nachbrabbelnd die keinen Sinn für ihn hatte. Mileya lag vor ihm, schlafend, innerhalb der vielen magischen Zeichen, die noch schwach leuchteten. Wie zum Teufel war sie hier her gekommen?

Als sie wieder zu sich kam war sie ahnlich sprachlos wie er, offensichtlich auch verändert. Noch sehr, sehr lange sollten sie in stillem Einvernehmen schweigen über diese Nacht. Sie nur als „Damals“ bezeichnen. Nie wieder waren ihre Wetten soo dumm. Sie kletterten zurück, bloß raus aus der Burg, doch ihre Truppe war fort. Auch die Feier war vorbei. Alles sah anders aus und in den nächsten Tagen erfuhren sie, dass dreißig Jahre vergangen waren, seit ihr Trupp hier gewesen war. Auch dass er seither nie wieder in das Dorf gekommen war. Mangels anderer Ideen machten die beiden sich auf die Suche nach ihrer alten Truppe. Zu ihrer Zeit hatten sie sich „Jasmers phantastische Schaustellertruppe“ genannt. Jasmer war ein Halbling gewesen, nicht mehr der jüngste. Die Chance, dass es beim selben Namen geblieben war, war verschwindend gering. Doch mehr Familie hatten sie nunmal nicht.

So begann ihr Abenteuer und während sie versuchten irgendwie zu überleben, entdeckten sie die Fähigkeiten, die ihre Reise in die andere Welt als Spur in Ihnen hinterlassen hatten. Und Alexeys Besessenheit nahm langsam zu. Das alte Buch hatte er mitgenommen, doch es zu lesen gelang nur manchmal, es entzog sich seinem Verstand und nur an Tagen, an denen er von der Musik geträumt hatte, machte es Sinn für Ihn. Welches Instrument auch immer er ausprobierte, nichts konnte den Tönen gleichen. Er brachte Mileya zur Weißglut mit seinen Experimenten, teilweise wirklich teure Materialen zum klingen zu bringen, doch er näherte sich an. Aus einer alten Laute wurde Stück für Stück ein Instrument gebaut, das den Rhytmus den „Drüben“ einfangen sollte. Mehrere Hälse mussten montiert werden, teile des Korpus durch verschiedene Metalle ersetzt werden. Eine Saite aus den Haaren einer blondgelockten Jungfrau zu flechten braucht eine ganze Woche, bloß um beim ersten ernsten Anschlag zu reißen. Dies und viele weitere unkonventionelle Erkenntnisse Sammelte Alexey auf seinen Reisen, das Instrument nie fertig, doch immer fertiger. Irgendwann fing er an, seine Geschichte zu erzählen, begleitet von der sphärischen Musik. Magier schienen es zu mögen, besonders wenn sie sich gleichzeitig mit Rauchkräutern betäubten. Ein netter Verdienst. An seinem Tavernenauftritt jedoch musste er noch feilen, bis er schließlich wieder zur Flöte griff, um ausufernde Unzufriedenheiten zu bändigen.

Ja und so provozierten sie sich dann durch die Gegend.

As storys go (Strider of the Ghostpath)

As storys go (Strider of the Ghostpath)

Die Details der Heldentaten einiger weniger vergingen in der Zeit. Es wurde viel hinzu gedichtet, manches vergessen, doch einige der geschilderten Ereignisse wurden korrekt weitergetragen, wenn über diese wenigen Tage im Tal berichtet wurden.

Es hieß es lebe ein Werwesen unter den Dorfbewohnern, wofür es keine Heilung gebe, doch ein Weg, ein Ritual oder ein mystischer Trank, mit dem es jeden Vollmond behandelt würde, um den Verstand nicht zu verlieren, während starke Ketten es in der Dunkelheit des Tempels festhalten.

Unter lauter Halbbluten gebe es von einigen der Rassen jeweils bloß einen vollblütigen Vertreter der Rasse. Lariel, die Hüterin des Weges steht in ihrer Schuld, das drückt jede ihrer Gesten aus und auch wenn sie sich dort nicht zuhause fühlen, sind sie alle zu alt, den Ort jetzt noch zu verlassen. Sie arrangieren sich und ihre Verschiedenartigkeit vergrößert den Topf der Andersartigkeit der im Tal versammelten tatsächlich bloß ein klein wenig.

Es habe ein Ritual gegeben, Hand in Hand mit den Orks hätten sie gearbeitet und es heißt, selbst die Orks sängen Lieder über Tharms Mut, Rücken an Rücken mit Moshnaar ihrem Anführer, kämpfend gegen einen schrecklichen Geist, der ihren Stamm, wie viele andere beinahe in den Ruin geführt hätte. Die Trommeln hätten die Berge erschüttern lassen und den Regen und Donner habe auf den Schamanen gehört.

Ein Geist lebe nun unter den Dorfbewohnern, denn er sei befreit, doch nicht erlöst. In iher Ewigkeit sei sie eine große Musikerin geworden und nun spiele sie für das Dorf und unterrichte die Kinder in ihrer Kunst.

Die Frauen wispern wenn sie unter sich sind von Laila, der furchtlosen Elfe, die es wagt, sich so zu zeigen wie sie ist, sich nicht verhüllen braucht und allein mit der Kraft ihrer Stimme den Berg erschütterte und ein dutzend riesige Spinnen zerschmetterte.

Das Schattenlicht jedoch ist das größte Rätsel von allen. Vielleicht eben so für Bennet selbst, denn die Orks berichten in Ehrfurcht, doch ließen nie ein Wort fallen über ihre Bedeutung dessen, während die anderen aus dem Fels Geretteten ihre Träume aus jener dunklen Zeit noch immer klar vor Augen haben, als wäre es gestern, wenn das dunkle Licht zu ihnen aus den Schatten sprach, durchzuhalten.

Weiter sagt man, Myrkul sei dort. Sei wieder aufgewacht, auferstanden, jedenfalls wieder da. Wie auch immer sie sich im Reich der Götter zanken, doch hier wird der Streit zwischen Kelemvor und Myrkul von seinen Dienern begleitet und wer weiß, was passieren wird, wenn die schlichtenden Worte Bennets nicht mehr im Tal erklingen, jetzt da das umgeschmiedete Schwert Kelemvors wieder zu Myrkul zurückgekehrt ist.

Der älteste Elf der Welt solle im Tal leben, denn lange Zeit habe er als Geist im Stein gewacht. Es gibt Zwiespalt darüber, ob seine Taten gut oder böse waren, ob sie dem Dorf geholfen oder geschadet haben. Niemand der ihn sieht mag zweifeln, ob des heimgesuchten Gewissens, das ihn plagt, doch lebt er bescheiden inmitten des Dorfes, von manchen ängstlich beäugt, von manchen akzeptiert, von einigen mit einem Schimmer alten Hasses betrachtet. Nur die Zeit kann zeigen, welches dieser Gefühle sein Schicksal entscheiden wird, doch bis dahin wird sein altes Wissen dem Dorf behilflich sein.

Man spricht von einem Handel zwischen Orks und dem Tal, den das Schattenlicht mit Blut erkauft haben soll, die Sicherheit der Bewohner und so vieler Menschen zu gewähren. So ernähren die Talmenschen die Orks und die Orks bleiben vorm Pass und beraten, wie sie weiter vorgehen sollen. Einen weiteren befreiten Stamm gibt es, doch wo mag er sein? Zehn Stämme werden weiterhin von den alten Geistern in die Irre, den Krieg gegen die Menschen geleitet.

Nur leise wird von den Mutmaßungen hinter all dem gewispert. Und nur über einen Namen ist man sich einig. Ruin. Ist es ein Geist? Ein Wesen aus einer anderen Welt? Ein verrückter Magier? Was hat er mit Myrkuls Wiedergeburt zu tun? Wieso hat er die Orks gegen die Menschen ausgespielt? Erschafft er die verdorbenen Waldwesen, von denen sowohl Tharm als auch Leila mit furcht oder hasserfüllter Stimme sprachen?

Fest steht bloß, dass Leila, Tharm und Bennet aufbrachen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Wenige wissen, welchen Weg sie gingen, noch weniger, was sie planten.

Das einzige was von ihnen bleibt ist Bennets Versprechen, zurück zu kommen.

Er gab Iana seinen Fingar darauf.

Sein Name gehört ihr, hält er sein Versprechen nicht.

Der Eunuch (The Legion of the Trusted)

Der Eunuch (The Legion of the Trusted)

Nasid dachte einige Zeit darüber nach, welcher Stock der längere war, jener in der Hand des Mannes, oder der in seinem Arsch. In seiner Heimat wäre er ein klassischer Eunuch gewesen, schon möglich, dass es hier auch einige gab. Als wären sie alle jksdfjoahdhfhekrjouaherusizfpqoe8zwjerparugaiu4hr9zoaehtBrüder. Die Forscherstimme seines Intellektes stellte Vermutungen über in männlichen Eiern aufbewahrte Wesenszüge an, die abklingen, wenn eben jene der Schere zum Opfer fallen. Vermutlich wäre eine Nachfrage jedoch unpassend gewesen, daher ließ er diese Gedanken in den Nebel seines Nachgedächtnisses – wie er seine Sammlung, ehemals gedachter Gedanken nannte – sinken, gleich zu den ethlichen anderen menschlichen und nicht-menschlichen Mysterien. Häuten sich Yuan-ti? Verdursten Vampire ohne Eckzähne? Was unterscheidet kleinwüchsige, dicke Menschen von Zwergen? Wie denken Götter? Steckt eine Absicht hinter dem verdammten Regen, der immer einsetzt, wenn er beschließt, seine Reise fortzusetzen? Mysterien halt.

Fenner war verschwunden. Vielleicht war seine Nase zu sensibel für die Anwesenheit nahe des Eunuchen. Ah, da waren sie wieder. Nasid dachte doch noch über diesen Menschen nach, der da vor ihnen herstolzierte. Es war einer dieser sehr wichtigen Menschen. So wichtig, dass er wusste, dass sein eigener Name schon in drei Sekunden vergessen worden wäre, weshalb er sich nicht die Mühe zu machen brauchte, ihn zu nennen. Höflich allemal. Wenn nicht einer der Gefährten dauernd ein Notizbuch zückte, um sich Namen all dieser Wichtigtuer oder Bösewichte zu merken, würden sie noch schneller im Nachgedächtnis verschwinden und schwerer auffindbar sein, als die Eier eines Eunuchen. Das war eines der Dinge, die Nasid an seinen Gefährten schätzte. Sie alle schienen dann und wann Tagebuch zu schreiben und so konnten sie sich stets gegenseitig an die Namen von Wirten, Schankmaiden, Lords und den ethlichen Herrscherhäusern erinnern. Mancher Magier hätte ob solcher Kompensationsstrategien schwere Gedächtniskrankheiten vermutet, doch Nasid war damit ganz entspannt. Es funktionierte und sie hatten noch niemanden umgebracht, weil sie den Namen verwechselten. Dem stolzierenden Mann hinterher schwebend machte er sich Notizen für später. Gedanken über Stöcke, Eunuchen und Yuan-Ti aufschreiben für eine Nachwelt. Oder wieso eigentlich? Damit einst eine Heldengruppe sein Tagebuch in einer fallengespickten, bemonsterten Höhle finden würde, und sich entscheiden könnte, seine epische Queste zuende zu führen? Hoffentlich nicht. Nein, eigentlich wusste er, wieso er es tat. Eine Situation beim passieren sarkastisch, ironisch oder lustig zu finden macht Spaß, doch das eigentliche Erhabenheitsgefühl passierte nun doch, beim wiederkäuen. Sei es in Gedanken, oder halt in Schriftform. Es nagte ein wenig an ihm, dass er das ganze nur tat, um sein Ego zu streicheln und sich in seiner offensichtlichen Überlegenheit zu bestärken. Äh. Was er natürlich nicht nötig hatte, weil das ja Fakten waren, beruhigte er sich gleich wieder. Puh, was ein langer Weg, doch vielleicht lag auch nur das Frühstück noch so schwer im Magen. Und nun waren sie auf dem Weg zum Mittagessen, um von diesem Kauz dort – hoffentlich nicht – oder Lord Dolo die hiesigen Sitten in gehobener Gesellschaft beigebracht zu bekommen. Xhorgul war tatsächlich sehr unterhaltsam mit seinem zwergischen Pragmatismus. Nasid würde wetten, er könnte auch Straußenei bloß mit seinem Hammer essen. ..und vermutlich auch zubereiten.

Der Rest der Truppe ließ, so hatte Nasid den Eindruck, es mehr oder minder über sich ergehen, da das Vorwissen sehr unterschiedlich war, oder aber, wie in seinem Fall aus anderen kulturellen Kreisen stammte. In seinem Elternhaus hatten die Sklaven einfach immer entsprechendes Besteck zum Essen mitgebracht und wurden ausgepeitscht, wenn sie einen Fehler machten. Verschob die Fehlerschuld. Irgendwie angenehm, dachte Nasid, als er vor dem Sammelsurium an messer- und gabelähnlichen Werkzeugen saß. Immerhin gab der Lord höchstselbst sich die Ehre. Der Mann wollte sich den Trupp offensichtlich warm halten. Wusste er wohl, dass sie alle mit Hochdruck daran arbeiteten, die Geschichte vorm Ball erledigt zu haben?

Es vergingen bloß drei Tage, in denen die Gruppe sich rudimentär absprach, was sie machgjhsdkjhsiabsdkfjkdfaghajdfngaijdrgjbadfgadrgen wollte. Rylan fand in den Tavernen Neuigkeiten über ein weiteres Haus und erzählte von Nachrichtentürmen, die Botschaften zwischen Westtor und Tesir übermittelten und suchte dort nach hinweisen. Fenner war meistens weg und Nasid vertraute darauf, dass der Halbork bestimmt irgendetwas sinnvolles tat. Oder? …Hundedamen… verdammt, da waren die Nachgedanken wieder. Aus! …würde da ein Halb-Hork rauskommen? Oder wird das dann Ound genannt? Hork klingt irgendwie flüssiger. Jetzt aber aus! Irgendwann wollte Fenner bedröppelt, blaß – sogar eher grün – um die Nase und irgendwie schuldig dreinblickend mit Arat reden. Nasid ließ ihnen die Zeit und erfuhr auch später nicht, worum es ging. Gibt es nicht Worgs? Vielleicht hatten Orks und Wölfe.. und dann war es allen zu peinlich darüber zu reden und sie nannten es Warg?

gsssjsrtwrtjsfggaerjsjsjsrt  +     jhdgjtdtziduduzteztjfuojsttzeduotzud     =   f7ed7784bf109d4d43a7d5e78faf3dccdfgsdfgadfhfahatjatj …?

Aaaah. Nasid sah von seinen Aufzeichnungen auf, die er machte, während er aus Arats Zauberbuch den Dimensionsanker lernte. Kurze Pause. Xhorgul nutzte seine Schmiedepausen meist für Zwergenbier, doch Nasid war sich nicht sicher, wie gut die Idee wäre. Nein. Eigentlich war er sich sicher, dass es keine gute Idee war, wenn er später noch Ausspähen wollte. Wer weiß, wo er sonst rauskäme.

Ja, was machte der qazzam eigentlicht? Immer wieder schmiedete er, dann war er unterwegs. Er hatte bereits beträchtliches Wissen herangebracht, sowohl aus Büchern, als auch aus Tempeln und wollte irgendwelche Besorgungen machen.

Mit Arat zusammen zu sitzen und gegenseitig Zauber auszutauschen für das kommende Projekt war befriedigend. Auf Reisen hatte Nasid immer wieder einzelne Magier gefunden, mit denen er sich austauschen konnte und Arat hatte einiges anzubieten, was Nasid interessierte. Eine Bibliothek wäre freilich schöner gewesen, als neben einer Schmiede, in der ein Zwerg heilig besengt auf Stahlsorten herumdreschte, die Nasids Meinung nach eifach nicht dafür gemacht waren, bearbeitet zu werden. Aber sag das mal einem Zwerg.

Ja, viel mehr passierte eigentlich nicht. Ah, doch. Nach Arats Versuch, den Siegelring zu identifizieren, der irgendwie fehlgeschlagen war, wagte er den Selbstversuch. Was sehr unspektakulär blieb. Keine Flammensäule, kein blaß werden und die letzten Worte aushauchen, keine mystische Stimme, die böse lachend im Äther verschwindet und sagt, Arats Geist sei jetzt sein. Nichts. Einfach Nichts. Als dann jedoch die Ausspähungszauber schief liefen, vermuteten die beiden Magier messerscharf einen Zusammenhang zum Ring und nachdem Xhorgul den Fluch auf dem Ring unterdrücken und Rylan den Nadelmechanismus ausschalten konnte, war Arat wieder befreit von dem Ring, von dem bisher im wesentlichen bekannt war, dass er Türen öffnen konnte.

Ein geglücktes Ausspähen Arats war noch interessant, denn es führte ihn und Nasid promt teleportierender Weise gegen eine magische Barriere des hisigen Wachgebäudes, wo sie herausfanden, dass die Sklavinnen gleichzeitig die Musikerinnen waren. Die Instrumente sind also eine Sackgasse. Seltsamerweise, oder einfach, um etwas – mehr oder minder – sinnvolles zu tun zu haben, entschied Nasid, die beiden Mädchen zu ihrer Familie zurück zu bringen. Ein bischen Ausspähen, ein Kapitän mit Verwandschaft auf halbem Weg und es könnten Wege gefunden werden, ihnen zumindest die Schiffsreise mit ungewissem Ausgang zu ersparen. Wenn Nasid vorher noch Wege fände, in die Erinnerungen der beiden zu schauen, wäre dies jedoch vermutlich noch eine wertvolle Informationsquelle. Sie mussten die Magier ohne Vermummung, oder zumindest Hinweise auf ihre Rasse gesehen haben. Ein wenig ärgerlich, dass Nasid so vorschnell den einen Magier pulverisiert hatte, nun wussten sie nicht, ob es vielleicht Vampire oder Drow waren, die unter den Kutten steckten. Die wirklich indiskreten Fragen diesbezüglich lagen Nasid kurz auf der Zunge, doch wurden lange vorm aussprechen zum Kloß. Nein, so wichtig konnte die Information nicht sein. Noch sieben Tage. Chancen ohne Ende.

Eine Hand wäscht die andere (The Legion of the Trusted)

Eine Hand wäscht die andere (The Legion of the Trusted)

Einige Jahre reiste Nasid mit einem paranoiden Kleriker zusammen. Das waren tatsächlich die angenehmsten Reisejahre seines Lebens. Rurlak Swenson hatte er gehießen und meist all seine von Helm gewährte Macht dazu genutzt, nach Bösem Ausschau zu halten. So richtig zu Schlafen schien er auch nicht. All die Zeit kam Nasid nicht dahinter, was den jungen Mann so geprägt hatte, dass er vermutlich selbst gegenüber Einhörnern sein Gespühr für Böses geschärft hätte. Irgendwann trennten sich ihre Wege. Vermutlich lebte er noch. Irgendwo. Entweder in einer Einöde, einem Kloster oder auf der celestischen Ebene. Oder er starb an Schlafentzug. Sowas kam vor, hatte Nasid gehört. Oft auch bei Sklaven, die unter der Peitsche überarbeitet wurden. Es gibt halt auch dumme Sklaventreiber, die ihre, oder die Investition ihres Herren nicht richtig schätzen. Nasid denkt an solche Menschen oft wie an Kinder, die Schmetterlingen die Flügel ausreißen. Auf bestimmte Art Dumm und vielleicht bloß vom Schicksal auserkoren, kein Gewissen ausgebildet zu haben. Seis drum, die Schmerzen der Verbrennungen durch den Blitz des Magiers rissen ihn aus seinen Tagträumen, während sie in der Kutsche der Wächter zur Stadt rollten. Dieser verdammte Zwerg verlangte wohl einen Kniefall vor seinem Moradin, um ihn endlich zu heilen. Nasid würde sich gut überlegen müssen, wie sehr er sich in Gefahr bringt, wenn Heilung so ein rares Gut ist. Xhorgul hatte Nasids leicht feindlichen, vielleicht aber auch nur aus Schmerzen zuckenden Blick aufgefangen und fragte ihn zwergisch direkt, wann er endlich Moradin bitten würde, ihn zu heilen. Da war dieser Kloß im Hals, bestimmt kam das auch von den Verbrennungen. Immerhin sollte er nicht den qazzam selbst bitten, bloß seinen Gott. Ja, es tat weh. Hinterher nicht mehr körperlich, doch der bittere Nachgeschmack auf Nasids Zunge verfolgte ihn für den Rest des Tages. Arrat und Xhorgul waren einen großen Teil der Strecke mit Grundsatzdiskussionen beschäftigt, die Nasid für ein bloßes Missverständnis hielt. Der Diener Moradins richtete den Magier offensichtlich nach seinen Maßstäben und sah die Dunkelheit und die Gefahr des moralischen Verfalls in den sehr zielstrebigen Taten Arrats, während dieser sich mit Tyrs Lehre, wie er sie versteht in Einklang erlebt und sein Handeln anders auslegte, als Xhorgul dies tat. Vielleicht jagten sie beide Phantome? Rylan verbrachte die Fahrt oben auf der Kutsche, um mit seinen Adleraugen die Gegend abzusuchen. Keine schlechte Idee, schließlich hatten die Magier es bereits zuvor geschafft, ihnen ihre Gefangenen unter der Nase weg zu schnappen. Der Feldwebel, mit dem sie die Kutsche teilten, wie auch der Torwächter schienen verkappte Studiosi der Philosphie und des Denkens zu sein, die bloß des Geldes halber der Wache beigetreten waren, so jedenfalls wirkten ihre Fragen, die Xhorguls Grundsatzhinterfragerei noch weit in den Schatten stellte. Eine wundersame Stadt. Dass es schnell und einfach gehen würde, hatte Nasid sich bereits abgeschminkt. Savras hatte sich bestimmt etwas dabei gedacht, ihn mit dieser Truppe zusammen zu bringen, oder auch sie „zuuufällig“ diesen Überfall mitbekommen zu lassen. Zumindest, so kjdfiuaüoraknsdfoa+0r9ghakwjenr#paoureg+aihkrkja+d9fhaerntihoffte Nasid, hatten Savras und Moradin sich abgesprochen. Schachfigur im Spiel eines anderen Gottes zu sein behagte ihm gar nicht. Auch dass Arrat seine Verbindung mit Tyr so ernst nahm irritiere Nasid ein wenig. Sicher, er fühlt sich Savras verpflichtet, doch meist auch allein gelassen. Ein wenig wie ein Kind, dass seinem treulosen Vater nachweint und sich stets danach sehnt, in seine schützenden Arme genommen zu werden. Oder war er hier der treulose? Bisher hatte er gedacht, dass es allen nicht-Klerikern so gehen müsse. Erhielt der Magiewirker vielleicht wirklich auch Antworten von Tyr? Beizeiten würde er dies mit ihm bereden müssen. Als Nasid Fenner vor der Wache warten sah konnte er nicht anders, als tief irritiert in die Runde, den Himmel und in seinen Verstand zu schauen, wo oder was gerade falsch war. Rylan, Arrat und Xhorgul schienen überhaupt nicht überrascht. Fennsfhrtzwzkkksrrtergfdgsrter taucht immer irgendwo, irgendwann wieder auf, war die mit Schulterzucken vermittelte Antwort. Also doch nicht der Zitternde Daumen und eine natürlich völlig unkoordinierte Rettungsaktion für den Halbork. Das hatte auch etwas Gutes. Lord Dolo höchst selbst gab sich die Ehre, die wieder vollständige Truppe zu empfangen. Fenner schuckelte bereits ungeduldig von Bein zu Bein und rief mehrfach lautstark nach dem Lord, bis dieser sich bequemte. Die meiste Zeit überließ Nasid den anderen das Geplänkel. Interessant wurde es, als Arrat den Lord dafür anfuhr, so von oben herab zu reden, was dieser jedoch aalglatt, wie alles andere auch an sich abperlen ließ. Das Gute daran, die meiste Zeit sein Maul zu halten ist, dass wenn man es öffnet, auch auf einen gehört wird. Fenner ist der wahre Meister dieser Strategie, doch nun konnte Nasid sie sich auch zunutze machen und führte den Lord Wort für Wort vor, ihnen Essenzielles zu verschweigen, denn bisher wirkte das alles sehr, sehr falsch. Dabei mochte Nasid den Mann eigentlich. Erfahrungsgemäß wusste er aus diesen Kreisen, denen er ja selber entstammte jedoch auch, dass Falschheit oft hinter einem freundlichen Gesicht steckt und selbst die selbstlos wirkendsten Handlungen ihre zweite Seite haben können. Er dachte dabei besonders an seinen Vater, der nun wirklich zu allen seinen Kunden freundlich war. Was nichts darüber aussagte, ob er sie mochte oder nicht.

Um die Sache in Ruhe zu besprechen verabredeten sie sich für den nächsten Tag in einem Gasthaus, in dem Zimmer für sie reserviert waren. Statt der Zimmer verlegte sich die ganze Gruppe in eine Schmiede im Nebenhaus, wo Xhorgul die letzten Stunden des Tages hämmerte und Nasid sein Projekt eines schwebenden oder fliegenden Hammers vorstellte. Verrückte Idee, wo Pfeile doch viel besser flogen, aber er wollte es dem qazzam nicht schlecht reden, nachdem er ihn von seinen Schmerzen befreit hatte. Auch machte Nassid Rylan für den Fall der Fälle mit einigen Pfeilvarianten, die er ihm im ernstfall geben könnte vertraut, um nicht vor Ort ewige Erklärungen zu provozieren. Fenner und Arrat waren wie vom Erdboden verschluckt, nachdem sie sich verabschiedet hatten und kamen auch erst zum nächsten Morgen zurück. Was sie getrieben hatten, behielten sie für sich. Freudenhäuser hätte Nasid im normalfall getippt. Aber da schienen seine Gefährten nicht so klassisch für zu haben zu sein. Wer weiß, Fenner konnte sich ja verwandeln. Vielleicht eine Straßenhündin? Brr.. er konzentrierte sich wieder aufs Zauber vorbereiten und verlängern. In dieser Stadt würde er nicht ungeschützt vor die Tür gehen. Wie auch sonst nie, seit ihm gezeigt wurde, wie er die magischen Strukturen der Zauber umweben konnte. Sie hatten noch viel zu diskutieren, denn der Lord wollte sie offensichtlich auf einen Ball schleusen, wo der Sergant Fetherbe ganz vielleicht, eventuell vorhanden sein könnte und auch eine Person, die möglicherweise etwas von seinem Verbleib weiß. Das roch nach Fisch. Nein. Eigentlich stank es zum Himmel. Angenommen sie waren wirklich mehr oder weniger unbekannt und neu hier, was Nasid annehmen musste. Seine Gefährten hatten ohne Zweifel einen Ruf bei den Zwergen, doch unter Menschen und Gesocks hatte er es bisher nicht erwartet. Dennoch redete der Lord mit ihnen, als wären sie Verbündete oder enge Vertraute, während er rein logisch nicht ausschließen konnte, dass sie nicht mit den Astorian, Night Masks oder wem auch immer unter einer Decke steckten und das ganze eine Finte war, seine Macht zu untergraben, oder ihn sogar aus dem Weg zu schaffen. Glück für ihn, dass dem nicht so war, sonst hätte er das Frühstück in aller Öffentlichkeit nicht überlebt. Immerhin rückte er nun mit der Sprache heraus. Fetherbe ist ein Spion gewesen und kennt sich daher in Westtor aus, wie kein anderer auf Seite der Wache. Xhorguls lauter Meinung folgte der Konsens, dass dies eine gute Möglichkeit sei, irgendwie doch das richtige zu tun und dabei weiterhin Arrats Ziel zu folgen. Immerhin mussten sie sich so nicht mit dem Gesindel verbünden, sondern eher kämpferisch auseinandersetzen. Zugegeben, vermutlich war es sicherer und weiser, die Wache zum Feind und diesen Haufen krimineller Organisationen zum Freund zu haben, doch Nasid war froh, dass dies kein Weg ist, den sie beschreiten würden. Ein Messer zwischen den Rippen aus dem Schatten hatte noch den klügsten Magier getötet und bei so vielen Messern und so viel Schatten auf einem Haufen, wie es in Westtor sein sollte, konnte er gut darauf verzichten. Als er Xhorgul diese seine Bedenken bezüglich des „wir zeigen uns offen und lassen die Gegner kommen“ mitgeteilt hatte, stieß er auf wenig Verständnis. Der Zwerg wollte einfach den ersten Schlag einstecken und dann anfangen auszuteilen. Gut, zweifelsohne lässt sich das in solch einer Rüstung leicht sagen, das musste Nasid ihm lassen. Außerdem wirkt es ziemlich mutig und je mutiger ein Krieger wirkt, desto weniger mutig wirken seine Gegner. Auch ein Vorteil. Doch nicht Nassids Lieblingsstrategie. Seit er Savras Gabe erhalten hatte, wusste er immer gern vorher, was, wo und wem er begegnen würde, um das Schlachtfeld selber zu wählen. Eine anders geartete Weißheit, wenn man so wollte. Die erbeutete Robe passte Nasid nicht richtig, das hatten sie ausprobiert. Vielleicht würde sie Arrat passen, um einen weiteren Trumpf im Ärmel zu haben.

Die Zeit hatte morgens noch gereicht, jeweils für Arrat und Nasid einen Ausspähungszauber zu wirken. Arrat suchte nach seiner Schwester, konnte sie aber nicht finden, während Nasid mittels der gesammelten Körperflüssigkeiten in einer echt ekeligen Aktion den Vorsteher des Hauses Bleth beim Essen mit seiner Frau beobachten konnte. Von Lord Dolo erfuren sie dann später, dass Haus Bleth mit dem Haus Cormaryl verbunden ist, welche ihrerseits mit den Fireknives verbandelt sind. Doch damit nicht genug der schlechten Neuigkeiten, denn der wahre Gegner, der hinter all diesen Verbrecherorganisationen steckt scheinen die Zentarim zu sein, mit denen sich nun wirklich niemand anlegen möchte. Großartige Gelegenheit also, sich Feinde zu machen. Die Suche nach persönlichen Gegenständen Fetherbes, um ihn aufzuspüren blieb erfolglos, sie würden also zu anderen Mitteln greifen müssen und gerade Fenner schien erpicht darauf, die Gelegenheit irgendwie anders, als auf einem Ball zu lösen. Doch sollte das dem Trupp nicht gelingen, würde der Ball, verkleidet, als Wächter Lord Dolos wohl eine gute letzte Möglichkeit darstellen.

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