Der Eunuch (The Legion of the Trusted)

Nasid dachte einige Zeit darüber nach, welcher Stock der längere war, jener in der Hand des Mannes, oder der in seinem Arsch. In seiner Heimat wäre er ein klassischer Eunuch gewesen, schon möglich, dass es hier auch einige gab. Als wären sie alle jksdfjoahdhfhekrjouaherusizfpqoe8zwjerparugaiu4hr9zoaehtBrüder. Die Forscherstimme seines Intellektes stellte Vermutungen über in männlichen Eiern aufbewahrte Wesenszüge an, die abklingen, wenn eben jene der Schere zum Opfer fallen. Vermutlich wäre eine Nachfrage jedoch unpassend gewesen, daher ließ er diese Gedanken in den Nebel seines Nachgedächtnisses – wie er seine Sammlung, ehemals gedachter Gedanken nannte – sinken, gleich zu den ethlichen anderen menschlichen und nicht-menschlichen Mysterien. Häuten sich Yuan-ti? Verdursten Vampire ohne Eckzähne? Was unterscheidet kleinwüchsige, dicke Menschen von Zwergen? Wie denken Götter? Steckt eine Absicht hinter dem verdammten Regen, der immer einsetzt, wenn er beschließt, seine Reise fortzusetzen? Mysterien halt.

Fenner war verschwunden. Vielleicht war seine Nase zu sensibel für die Anwesenheit nahe des Eunuchen. Ah, da waren sie wieder. Nasid dachte doch noch über diesen Menschen nach, der da vor ihnen herstolzierte. Es war einer dieser sehr wichtigen Menschen. So wichtig, dass er wusste, dass sein eigener Name schon in drei Sekunden vergessen worden wäre, weshalb er sich nicht die Mühe zu machen brauchte, ihn zu nennen. Höflich allemal. Wenn nicht einer der Gefährten dauernd ein Notizbuch zückte, um sich Namen all dieser Wichtigtuer oder Bösewichte zu merken, würden sie noch schneller im Nachgedächtnis verschwinden und schwerer auffindbar sein, als die Eier eines Eunuchen. Das war eines der Dinge, die Nasid an seinen Gefährten schätzte. Sie alle schienen dann und wann Tagebuch zu schreiben und so konnten sie sich stets gegenseitig an die Namen von Wirten, Schankmaiden, Lords und den ethlichen Herrscherhäusern erinnern. Mancher Magier hätte ob solcher Kompensationsstrategien schwere Gedächtniskrankheiten vermutet, doch Nasid war damit ganz entspannt. Es funktionierte und sie hatten noch niemanden umgebracht, weil sie den Namen verwechselten. Dem stolzierenden Mann hinterher schwebend machte er sich Notizen für später. Gedanken über Stöcke, Eunuchen und Yuan-Ti aufschreiben für eine Nachwelt. Oder wieso eigentlich? Damit einst eine Heldengruppe sein Tagebuch in einer fallengespickten, bemonsterten Höhle finden würde, und sich entscheiden könnte, seine epische Queste zuende zu führen? Hoffentlich nicht. Nein, eigentlich wusste er, wieso er es tat. Eine Situation beim passieren sarkastisch, ironisch oder lustig zu finden macht Spaß, doch das eigentliche Erhabenheitsgefühl passierte nun doch, beim wiederkäuen. Sei es in Gedanken, oder halt in Schriftform. Es nagte ein wenig an ihm, dass er das ganze nur tat, um sein Ego zu streicheln und sich in seiner offensichtlichen Überlegenheit zu bestärken. Äh. Was er natürlich nicht nötig hatte, weil das ja Fakten waren, beruhigte er sich gleich wieder. Puh, was ein langer Weg, doch vielleicht lag auch nur das Frühstück noch so schwer im Magen. Und nun waren sie auf dem Weg zum Mittagessen, um von diesem Kauz dort – hoffentlich nicht – oder Lord Dolo die hiesigen Sitten in gehobener Gesellschaft beigebracht zu bekommen. Xhorgul war tatsächlich sehr unterhaltsam mit seinem zwergischen Pragmatismus. Nasid würde wetten, er könnte auch Straußenei bloß mit seinem Hammer essen. ..und vermutlich auch zubereiten.

Der Rest der Truppe ließ, so hatte Nasid den Eindruck, es mehr oder minder über sich ergehen, da das Vorwissen sehr unterschiedlich war, oder aber, wie in seinem Fall aus anderen kulturellen Kreisen stammte. In seinem Elternhaus hatten die Sklaven einfach immer entsprechendes Besteck zum Essen mitgebracht und wurden ausgepeitscht, wenn sie einen Fehler machten. Verschob die Fehlerschuld. Irgendwie angenehm, dachte Nasid, als er vor dem Sammelsurium an messer- und gabelähnlichen Werkzeugen saß. Immerhin gab der Lord höchstselbst sich die Ehre. Der Mann wollte sich den Trupp offensichtlich warm halten. Wusste er wohl, dass sie alle mit Hochdruck daran arbeiteten, die Geschichte vorm Ball erledigt zu haben?

Es vergingen bloß drei Tage, in denen die Gruppe sich rudimentär absprach, was sie machgjhsdkjhsiabsdkfjkdfaghajdfngaijdrgjbadfgadrgen wollte. Rylan fand in den Tavernen Neuigkeiten über ein weiteres Haus und erzählte von Nachrichtentürmen, die Botschaften zwischen Westtor und Tesir übermittelten und suchte dort nach hinweisen. Fenner war meistens weg und Nasid vertraute darauf, dass der Halbork bestimmt irgendetwas sinnvolles tat. Oder? …Hundedamen… verdammt, da waren die Nachgedanken wieder. Aus! …würde da ein Halb-Hork rauskommen? Oder wird das dann Ound genannt? Hork klingt irgendwie flüssiger. Jetzt aber aus! Irgendwann wollte Fenner bedröppelt, blaß – sogar eher grün – um die Nase und irgendwie schuldig dreinblickend mit Arat reden. Nasid ließ ihnen die Zeit und erfuhr auch später nicht, worum es ging. Gibt es nicht Worgs? Vielleicht hatten Orks und Wölfe.. und dann war es allen zu peinlich darüber zu reden und sie nannten es Warg?

gsssjsrtwrtjsfggaerjsjsjsrt  +     jhdgjtdtziduduzteztjfuojsttzeduotzud     =   f7ed7784bf109d4d43a7d5e78faf3dccdfgsdfgadfhfahatjatj …?

Aaaah. Nasid sah von seinen Aufzeichnungen auf, die er machte, während er aus Arats Zauberbuch den Dimensionsanker lernte. Kurze Pause. Xhorgul nutzte seine Schmiedepausen meist für Zwergenbier, doch Nasid war sich nicht sicher, wie gut die Idee wäre. Nein. Eigentlich war er sich sicher, dass es keine gute Idee war, wenn er später noch Ausspähen wollte. Wer weiß, wo er sonst rauskäme.

Ja, was machte der qazzam eigentlicht? Immer wieder schmiedete er, dann war er unterwegs. Er hatte bereits beträchtliches Wissen herangebracht, sowohl aus Büchern, als auch aus Tempeln und wollte irgendwelche Besorgungen machen.

Mit Arat zusammen zu sitzen und gegenseitig Zauber auszutauschen für das kommende Projekt war befriedigend. Auf Reisen hatte Nasid immer wieder einzelne Magier gefunden, mit denen er sich austauschen konnte und Arat hatte einiges anzubieten, was Nasid interessierte. Eine Bibliothek wäre freilich schöner gewesen, als neben einer Schmiede, in der ein Zwerg heilig besengt auf Stahlsorten herumdreschte, die Nasids Meinung nach eifach nicht dafür gemacht waren, bearbeitet zu werden. Aber sag das mal einem Zwerg.

Ja, viel mehr passierte eigentlich nicht. Ah, doch. Nach Arats Versuch, den Siegelring zu identifizieren, der irgendwie fehlgeschlagen war, wagte er den Selbstversuch. Was sehr unspektakulär blieb. Keine Flammensäule, kein blaß werden und die letzten Worte aushauchen, keine mystische Stimme, die böse lachend im Äther verschwindet und sagt, Arats Geist sei jetzt sein. Nichts. Einfach Nichts. Als dann jedoch die Ausspähungszauber schief liefen, vermuteten die beiden Magier messerscharf einen Zusammenhang zum Ring und nachdem Xhorgul den Fluch auf dem Ring unterdrücken und Rylan den Nadelmechanismus ausschalten konnte, war Arat wieder befreit von dem Ring, von dem bisher im wesentlichen bekannt war, dass er Türen öffnen konnte.

Ein geglücktes Ausspähen Arats war noch interessant, denn es führte ihn und Nasid promt teleportierender Weise gegen eine magische Barriere des hisigen Wachgebäudes, wo sie herausfanden, dass die Sklavinnen gleichzeitig die Musikerinnen waren. Die Instrumente sind also eine Sackgasse. Seltsamerweise, oder einfach, um etwas – mehr oder minder – sinnvolles zu tun zu haben, entschied Nasid, die beiden Mädchen zu ihrer Familie zurück zu bringen. Ein bischen Ausspähen, ein Kapitän mit Verwandschaft auf halbem Weg und es könnten Wege gefunden werden, ihnen zumindest die Schiffsreise mit ungewissem Ausgang zu ersparen. Wenn Nasid vorher noch Wege fände, in die Erinnerungen der beiden zu schauen, wäre dies jedoch vermutlich noch eine wertvolle Informationsquelle. Sie mussten die Magier ohne Vermummung, oder zumindest Hinweise auf ihre Rasse gesehen haben. Ein wenig ärgerlich, dass Nasid so vorschnell den einen Magier pulverisiert hatte, nun wussten sie nicht, ob es vielleicht Vampire oder Drow waren, die unter den Kutten steckten. Die wirklich indiskreten Fragen diesbezüglich lagen Nasid kurz auf der Zunge, doch wurden lange vorm aussprechen zum Kloß. Nein, so wichtig konnte die Information nicht sein. Noch sieben Tage. Chancen ohne Ende.

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