Schrecken aus dem Nebel (The Outbreaks)
Aus dem Portal ausgespuckt fanden sich die Helden in einer Einöde unter freiem Himmel wieder, Eis und Fels in alle Richtungen bis zum Horizont. Nur ein einziges Merkmal erhebte sich vor ihnen aus der trostlosen Landschaft: Ein Turm aus blankem Eis.
Weder Harshnag noch Beldora konnten sich ausmalen, wie sie in diese Situation geraten waren, aber in den argwöhnischen Köpfen der Helden formten sich bereits mehrere Vermutungen. Und alle davon waren sich darin einig dass jemand ihre Reise sabotiert hatte. Was immer hier von Statten ging, ihr einziger Anhaltspunkt war der Turm. Und die bedrohliche, riesige Doppelflügeltür am Ende der eisigen Treppe.
Blm und Totes Pferd machten den Vortritt und wurden an der Tür sofort von einem Paar außergewöhnlicher Hausdiener begrüßt:
Acht Meter groß, bewaffnet mit einer Axt aus dem selben blanken, messerscharfen Packeis aus dem der Turm bestehen zu schien, mit einem Gesicht wie eine Remora und in massiven Platten aus geschwärztem Stahl gehüllt. An seiner Seite, oder besser gesagt in seinem Schatten ein blauhäutiger bärtiger Mann, zwar von menschlicher Statur, mit mehreren menschlichen Schädeln behangen.
Der Anblick allein genügte um die Gruppe geschlossen in Kampfbereitschaft zu versetzen. Einzig Totes Pferd suchte Schutz in den Regeln der Gastfreundschaft, stellte sich vor und fragte, ob er es denn mit den Herren des Turms zu tun hatte. Als er gesagt bekam, dass die beiden Gestalten an der Tür nur im Dienste der Dame des Hauses waren, verfiel er augenblicklich wieder zurück in seine alten Muster und verlangte sie sollten sie gefälligst holen, es war unter seiner Würde mit Dienern zu sprechen. Die nächsten paar Minuten des Gesprächs lässt sich kurz fassen, Totes Pferd und der blauhäutige Kleriker warfen sich gegenseitig kaum bis überhaupt nicht verhüllte Drohungen an den Kopf und Blm und Totes Pferd, die am nähesten an der Tür standen wurden von magischem Eis an Ort und Stelle festgehalten, es sah so aus als würde tatsächlich ein Kampf ausbrechen, bis man es schaffte sich draußen vor dem Turm zurückzuziehen und sich zu beraten.
Die Gruppe kam zu zwei Möglichen Schlüssen, wie sie in diesem Schlamassel gelandet waren und keiner von beiden verhieß Gutes. Jemand hatte das Portal zu Allvaters Auge manipuliert um sie vor die Tür der Eishexe zu schicken. Entweder, weil derjenige hoffte, dass die Eishexe sie töten würde, oder dass sie die Eishexe töteten. Oder beides.
Wie schon so oft war die Gruppe gespalten, was nun am Besten getan werden sollte. Blm, immer die Stimme der Vernunft, war dafür den Turm zu stürmen, die Hexe und ihre Diener zu töten und sich mit welchen Schätzen sie auch immer bei sich hat davon zu machen. Totes Pferd war der Meinung, man könne mit der Herrin des Turms verhandeln, immerhin sollte sie ja eine Elfe sein und mit Elfen lässt sich immer vernünftig reden und Wild Fire, der mehr und mehr Bewunderung an dem alten Elfenkrieger zu kultivieren schien, schloss sich seiner Meinung an. T’irassshalae hingegen, wie es ihrer Art entspricht war dafür möglichem Ärger aus dem Weg zu gehen und den Turm so weit wie möglich zu umgehen.
Es wurde diskutiert, gedroht, becirct und bestochen, aber bevor die Gruppe zu einem Schluss kam, ergriff die Herrin des Hauses das Wort: Ein übernatürlicher Nebel legte sich über die versammelten Helden und aus der Kälte und der Düsternis erschien das Gesicht der Eishexe, schrecklich und zugleich wunderschön.
Wie sich herausstellte waren die schrecklichen Gerüchte, die Harshnag und sein Volk über die Eishexe gehört hatten und ganz und gar nicht gerechtfertigt. Nach einem Austausch von höflichen Grüßen mit Totes Pferd war die Herrin des Turms mehr als gewillt, unseren Helden den richtigen Weg zu weisen. Sie war sogar so sehr von der Präsenz und dem tiefgreifenden, wenn auch etwas altmodischem Kavaliersverhalten von Totes Pferd so angetan, dass sie ihm eine Prophezeiung machte: Er würde den lang totgeglaubten Waffenbruder, den er schon über so viele Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg suchte schon sehr bald wiedersehen. Doch sie warnte auch, dass zuvor noch viele Gefahren bestanden werden müssten.
Nachdem sich der Nebel gelichtet hatte folgten unsere Helden den Weisungen der Hexe und zogen weiter durch die Eiswüste. Im Schatten einer zerklüfteten Felsformation schlugen sie ihr Nachtlager auf. Trotz der Kälte und der Einsamkeit wieder etwas munterer und optimistischer Gestimmt wurden nun Geschichten erzählt, Fleisch gebraten, Met getrunken und Lieder gespielt. Die Helden waren sich dank der Kundschafterfähigkeiten von Tiras’shalae über die umliegenden Gefahren bewusst – oder glaubten dies zu mindest – gedachten ihnen aber nicht weiter. Sie waren eine große Gruppe und hatten ein loderndes Feuer, wilde Tiere würden sich nicht in ihre Nähe wagen.
Womit keiner rechnete war, dass es jemand aus dem Herzen der Hölle aus auf die abgesehen hatte.
Ein kopfloser dämonischer Ritter, beritten auf einem höllischen Ross mit Hufen aus glühendem Eisen und Feuer das aus den Nüstern stob fiel über ihr Nachtlager herein und zog eine Schneise aus Asche und Angstschreie hindurch. Beldora, bisher ihre Führerin in der nördlichen Wildnis wurde auf einem Schlag zur bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Harshnag der Riese wurde vom finsteren Gelächter der Kopflosen Erscheinung in Panik versetzt und blieb wimmernd und angsterfüllt im Schnee sitzen. Totes Pferd wollte den Bann des Geistes brechen, in dem er ihn vor den Augen seiner Begleiter demütigte, indem er ihn von der Nachtmahre herunter stieß und selber im Sattel aufsaß, doch das Höllenross ging mit ihm durch und hätte dem Krieger beinahe das Genick gebrochen, als es ihn abwarf.
Es war ein furioser Kampf, eine Kakophonie von Stahl, Feuer und Magie schallte durch die eisige Nacht wieder, bis der Reiter schließlich in die Knie gezwungen war. Wieder hätten unsere Helden um ein Haar ein klägliches Ende gefunden und wieder hatten sie triumphiert. Reiter und Nachtmahr lösten sich in Luft auf und zurück blieben nur seltsame Schätze, Münzen die so heiß glüten, dass sie Löcher in den Schnee brannten, ein Ring, der Blm einen Finger kostete als ihn ansteckte… und das Schwert des Angreifer, mit der Spitze voran im Eis eingebettet zu den Füßen von Totes Pferd.
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