Tiefwasser – ganz Unten (The Legacy of the Grey Guardians)
Olalee fragte sich, ob ihr Zeitvertreib in Tiefwasser wirklich so eine gute Idee war. Der Geruch hier, wo der offensichtlichste Zugang zu Xanathors Gildenhaus zu finden war, unerträglich. Sie war wortwörtlich zusammen mit Wesir, Milalée, Gary und Cipher in der Scheisse gelandet.
Vor der Exkursion hatte der Barde Cipher, der vergangene Nacht in Volos Meisterwerk recherchiert hatte, alle noch über Beobachter wie Xanathor einer war, aufgeklärt. Tatsächlich wusste Volo auch so einiges über Xanathor, der ja als Buchautor gewissermassen in direkter Konkurrenz stand. Xanathor war laut Volo kein konkreter Beobachter, sondern eine Rolle, die immer wieder ein anderer einnahm.. Und auch genau jetzt erwiess er sich Cipher erneut als besonders hilfreich, verteilte er doch Riechsalz an die kleine Gruppe und endlich konnte Olalee auch wieder klar denken. Ein Beobachter war also ein überdimensionales fliegendes Auge, in dessen Sichtfeld keine Magie wirkte und das viele weitere relativ normalgrosse Augen hatte, die an Stelzen um das Wesen herum in alle Richtungen blickten. Ausserdem waren sie telepathisch und telekinetisch begabt.
„Folge den gelben Pfeilen“ hatten ihnen die Kenkus der Gilde gezwitschert, und den gelben Pfeilen folgten sie nun durch die Kanalisation. Nach einer ganzen Weile fand sich die Gruppe vor einem verrosteten Gitter wieder und versuchten sie mit allen möglichen Aktionen zu öffnen. Gerade als man sich einen Durchgang geschaffen hatte, erspähte Im Gang dahinter den Schatten eines fliegenden Auges.
Als sie versuchte, dies der Gruppe mitzuteilen, tat der Barde dies jedoch ab. Aber noch bevor Olalee seinen Zweifeln auf dem Grund gehen konnte kam der Beobachter direkt in die Sicht. Er war Violett. Wie der Ausgestopfte, den sie vor kurzem in dem nun geschlossenen Gemischtwarenladen gesehen hatten. Ob es da einen Zusammenhang gab? Es würde dazu passen, dass der Händler von nun auf denn alles geräumt hatte.
Cipher schienen sich gegenseitig nieder starren zu wollen – ein hoffnungsloses Unterfangen für Cipher – doch plötzlich fragte Cipher die anderen, ob sie etwas über den „Stein“ wissen. Alle zuckten nur mit den Achseln und der Charm des Barden schien nicht auf den Beobachter zu wirken, denn offensichtlich verlor dieser die Geduld und nun hörte die ganze Gruppe eine Stimme im Kopf „Geht jetzt lieber und zerstört erst recht nicht das Tor.“
Der Mönch, Gary, traf eine schnelle Entscheidung , rannte auf den Beholder zu, und dann gleich wieder total verschreckt von ihm fort. Das veranlasste Wesir, mit seinem Blasrohr auf ihn zu schiessen, was diesen offensichtlich noch stärker einschüchterte und Wesir schrie ihn an, sich wieder gegen den Beholder zu wenden. Während Milalée und Olalee hinter einem Sandhaufen in Deckung gingen und Cipher sich auf der anderen Seite des Gitters platzierte und versuchte, es weiter zu öffnen.
Sowohl Milalée und Olalee schossen Pfeile und Bolzen, während Gary den Beobachter anschrie, dass sie doch nur verhandeln wollten, was der Beobachter damit beantwortete, ihn auf der Stelle zu lähmen.
Plötzlich sahen sich alle mit gleich vieren der Vielaugen konfrontiert. Der Mönch kam nicht zur Ruhe. Während Milalée und Olalee Pfeile und Bolzen in Richtung der multiplen Augen sendeten, erwischte einer der Pfeile den Ärmsten. Wesir, der sich todesmutig in den Nahkampf gestürzt hatte wurde schwer verletzt, doch Gary konnte sich aus seiner unerwünschten Starre lösen.
Trotz aller Deckung wurde auch Milalée verletzt und Cipher unterbrach seine Arbeit am Tor um ihr Heilung zukommen zu lassen, doch Wesir war zu weit entfernt. Olalée, noch immer in ihrer Deckung schaute, wie die schwindende Menge an Beobachtern ums Eck verschwand und Wesir, Gary und Milalée ihnen hinterher gingen. Einen Moment auf Cipher blickend, der noch immer am Gitter arbeitete, schlich sie sich Kopfschüttelnd zu der anderen Gruppe. Nur um zu beobachten, wie Milalée erneut heftig verletzt wurde. Doch Olalée konnte ihr nicht helfen, da sie im antimagischen Feld eines Beobachters stand.
Der Kampf dauerte noch eine ganze Weile an, denn wann immer die Anzahl der Beobachter angenehm reduziert wurde, schienen wieder Neue zu entstehen. Doch irgendwann, nachdem Cipher das Gitter triumphierend zerstört hatte, schafften die anderen es auch, den wirklich letzten Beobachter zu töten und Cipher bot sich an, allen wieder dringend benötigte Heilung zukommen zu lassen.
Als alle sich ein wenig erholt hatten, meinte Olalee, dass damit die Hoffnung auf eine signierte Ausgabe von Xanathors Buch wohl dahin war, aber die anderen waren überzeugt, dass die wohl kaum der Chef der Gilde war und bedienten sich fleißig an den Augententakeln des toten Beobachters als Souvenier. Die Mission war ja auch noch nicht vorbei, und so schlich man sich tiefer in die Räume der Gilde. Bald kamen sie in einen hohen Raum mit einer Säule im Zentrum, die Platz für einen Gegenstand bot und einem grossen, geschlossenen Portal, das wohl weiter führte.
Cipher vermutete eine Geheimtür hinter dem offensichtlichen Mechanismus und er und Gary versuchten, die Augen ihrer Souveniere dort hinein zu drücken, was lediglich dazu führte, sie zu Matsch zu verarbeiten Aufs Ciphers Wunsch witkte Olalee etwas Antimagie darauf, doch auch das brachte keine Veränderung. Schließlich verlor Wesir die Geduld und öffnete kurzerhand leise das große Portal, worin sich ihnen ein seltsamer Anblick bot. Mehre geschundene Leichen lagen am Boden verstreit und ein Kobold, der Floon Blackmar folterte. Doch der seltsamste Anblick war „Ein Ilithide“ wie sie in ihrem Kopf vernahmen. Eine Menschenähnliche Kreatur mit einem „Bart“ aus Tentakeln, der genüsslich ein Gehirn streichelte.
Wesir und Cipher übernahmen die Initiative und verhandelten offensichtlich mit dem Ilithiden der sich als „Nihilor, Leutnant von Xanathar Granshaar“ zu erkennen gab, doch der Folternde Kobold war nicht gewillt zu hören und griff Gary an und gleich im Anschluss auch mit Wesir und dem Barden, der ihn jedoch mit seiner stets mitgeführten Kette erdrosselte. Der Ilithid hingegen hatte sich während des Kampfes zurückgezogen. Nachdem sich alle um das erschöpfte und traumatisierte Entführungsopfer kümmerten durchsuchten sie auch den Raum und fanden einige Heiltränke und sogar etwas Gold. Als alle sich bereit fühlten, verließen sie die Gilde auf dem selben Weg, wie sie sie betreten hatten und sobald sie draußen waren, bat Olalee den Barden, sie magisch zu reinigen.
Endlich, endlich fühlte sie sich wieder wie ein vollwertiger Elf. Nachdem sie Floon zu den Behörden gebracht wurde, wo Cipher ausdrücklich die Kooperation der Gilde lobte – offensichtlich das Ergebnis seiner stillen Verhandlungen mit Nihilor – fanden sich alle wieder im gähnendenden Portal ein, wo Volo auf sie wartete und ob der guten Nachrichten ganz aus dem Häuschen war. Wortwörtlich, als Dank überschrieb er der Gruppe ein Haus in einem der besseren Bezirke der Stadt.
Für Olalee war dies alles sehr seltsam. Sie war nur ein paar Tage in dieser Ecke der Welt und schon gehörte ihr ein Fünftel eines Hauses in der Hauptstadt? Sie war sehr gespannt auf das Treffen die nächsten Tage und fühlte sich nun gut vorbereitet.
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