Neue Haustiere (The Legacy of the Grey Guardians)
Von Ruhe war noch keine Spur, wo einst der Wagen des Alchemisten stand, blubberte und gluggerte es vor sich hin. Es wäre ein lustiges Schauspiel gewesen, doch niemand schaute amüsiert, wer auch nur in die Nähe kam, rümpfte die Nase und rieb sich die Augen. Wer auch immer etwas aus dem Besitz des kopflosen Reiters erhalten hatte, schaute es sich nach all den Vorfällen skeptisch an. Nur Ander ignorierte alle Vorbehalte und schnappte sich so unbemerkt wie begeistert einen auffälligen Würfel der einen eindeutig magischen Hintergrund hatte. Maevina, die geheimnisvolle Dunkelelfe, folgte der Spur des Katapults und stellte fest, dass es aus einer unerwarteten Richtung kam, jedoch nicht aus der Nähe und verwarf die Idee, die Spur durch das Moor weiter zu verfolgen. Stattdessen bemerkte sie auf dem Rückweg das einer der Hobgoblins offensichtlich nicht im Kampf starb und beriet sich mit Thredi, die aber auch nicht zu einem schlüssigen Ergebnis kam und sich lieber mit ihrem neuen Schwert vertraut machte, einem mächtigen, magisch aufgewerteten Zweihänder. Cipher dagegen war nun überzeugt, dass er eine einfachere Waffe brauchte, aus Holz, um in Zukunft auf Gegner vorbereitet zu sein, die gegen die üblichen Stahl- und Silberwaffen immun sind und erstand von einem der Händler einen simplen Holzknüppel. Den adligen Barden in seiner kostbaren Rüstung mit der Steinzeitwaffe in der Hand zu beobachten, stolz als ob er Excalibur selbst führen würde, war ein Bild für Götter, aber er war in Gedanken wohl schon dabei, wie er die einfache Waffe schmücken würde – oder schmücken lassen, beauftragte er doch den handwerklich begabten Magier mit der Veredelung des Prügels.
Thredi indes machte sich nützlich indem sie den Händlern bei notdürftigen Reparaturen ihrer Wagen half und freundete sich dabei mit einer Händlerin an, die sie auch einlud für den Rest der Reise bei ihr mit zu fahren. Anakis hielt sich die Nase zu und sortierte sich ein paar Zutaten aus den Resten des Alchemiehandels, aber wie es so oft ist, wecken neue Möglichkeiten auch neuen Bedarf und so stellte sie fest, dass zukünftig Fledermausflügel brauchen würde. Praktischerweise hatte sie auf der Tour eine Stelle im Sumpf bemerkt, an der es sehr wahrscheinlich war, dass sich dort Fledermäuse eingenistet haben und fragte Maevina, ob sie Lust auf eine Exkursion mit ihr hätte. Die Fledermäuse waren schnell gefunden und die Assassinin konnte nur den Kopf schütteln, als Anakis von ihr erwartete, eine der Fledermäuse zu töten, weil sie als Druidin so was nicht tun wollte. Das ein Auftrag so gut wie die Tat selbst ist, schien dem Tiefling zu entgehen. Unterwegs fanden die beiden auch die Wagenspuren des Katapults wieder, doch auch diesmal konnten sie diesen nicht allzu weit folgen, denn sie mussten sich sputen… die Karawane zog bald weiter. Im Lager richtete sich der Barde an den Auftraggeber. Aufgeregt nach den ganzen Erlebnissen befragte er Rezmir ob Sie eine Geschichte über die Erlebnisse der Karawane schreiben und Ihre Mitarbeiter befragen dürfte und erstaunlicherweise war die Kultistin einverstanden. Viel erfuhr Cipher jedoch nicht, angeblich befanden sich in dem schwer bewachten Wagen geheime Dokumente und das eigentliche Ziel war ja bereits bekannt.
Einige Zeit später erreichte die Karavane ein Pass durch eine bergige Gegend. Auch wenn es zuerst friedlich aussah, entpuppten sich zwei am Himmel kreisende Raubvögel als Perytonen, und die konventionell bewaffneten Gardisten meinten, sie könnten bei diesen Monstern mit ihren Bögen und Armbrüsten nichts ausrichten. So war es an der Abenteurergruppe das Problem zu beseitigen. Cipher handelte einen Bonus aus, wenn sie das Gelege zerstören und die Eier mitbringen würden, denn der einzige Grund, weshalb sich die tierähnlichen Wesen so weit heraus bewegten, war es, frische Herzen für ihren Nachwuchs zu finden. Angeführt von der Druidin folgten sie in die Berge an die Stelle, die am wahrscheinlichsten für einen Nistplatz erschienen und die Perytonen selbst bestätigten die Richtigkeit der Vermutungen näherten sie sich der Gruppe doch mehr und mehr. Ander ergriff schließlich die Initiative und schleuderte einen Blitz auf die kreisenden Tiere, bevor das Gelände ungünstig für einen Kampf wurde. Die Assassinin verschwand wie üblich, während die beiden fliegenden Ungeheuer mit Raubvogelhaften Angriffen erst Ander, dann Anakis verletzten und alle in der Gruppe suchten im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach Wegen, die beiden Gegner am Boden zu halten. Anakis verwandelte sich gar einmal mehr in eine Riesenspinne, doch der getroffene Perytone konnte sich schnell wieder aus dem Netz befreien.
Schließlich hatte Cipher mit seiner magischen Kette Erfolg, Thredi richtete guten Schaden mit ihrem neuen, magisch verbesserten Schwert an, doch letztendlich war es Ander, der den Kampf beendete, wie er ihn begonnen hatte. Mit Blitzmagie brachte er die beiden zu Fall. Maevina hingegen hatte sich gar nicht erst in den Kampf eingemischt und war heimlich zum nahen Nest gekraxelt, wo sie nun zwei Eier und ein geschlüpftes Jungtier fand. Die Eier steckte sie für die Belohnung ein, doch statt wie erwartet das junge Monster zu erlegen, fütterte sie es mit allem, was sie an Lebensmitteln bei sich hatte und versteckte es in ihrem Gepäck, bevor sie wieder zu den anderen herabstieg und die Eier an Cipher übergab. Anakis entfernte das Geweih und ein paar Federn des weniger verbrannten Perytons und während sie mit Cipher diskutierte, was man so damit anfangen könnte, nutzte Maevina die Gunst der Stunde und entfernte die Herzen um sie heimlich ihrem Jungtier zu verfüttern, von dem sie den anderen natürlich nichts erzählt hatte. Die Herzen von dessen Eltern.
Nach ihrem kleinen Exkurs und nachdem Cipher die Eier gewinnbringend verkauft hatte ging die Karavane eine Weile ereignislos weiter bis man plötzlich einen Kopf mitten auf dem Weg fand und die Karavane erst einmal an hielt. Durch die Reihen ging ein Geraune und man hörte hi und da ein verächtliches „Eidbrecher“. Der Barde nahm sich der Sache an und fand das der Kopf zu einem lebendig eingegrabenen Mann namens Carlon Amoffel gehörte und der sich, nachdem Cipher ihn befreit hatte, anhand eines Zeichens als Mitglied der Cipher vertrauten Harfner herausstellte. Einer Gruppe, mit der der Adlige sympathisierte und so nahm er Amoffel bis zum Ziel in seine Dienste, worüber dieser nach seiner öffentlichen Prangerschaft sichtlich glücklich war. Die Karavane zog weiter und fand am Abend einen gut geeigneten Lagerplatz, an dem sie nicht alleine waren. Zwei Damen im mittleren Alter hatten bereits ihr Lager aufgeschlagen und wieder übte der Barde seine diplomatische Seite und brachte im Gespräch schnell heraus, dass die beiden auf der Suche nach einem verschollenen Händler waren. Cipher rief die anderen hinzu und schnell wurde geklärt, dass es sich dabei um das kopflose Opfer handelte, dass der Zug nur kurze Zeit zuvor gefunden hatte. Thredi zeigte den beiden Schulterstücke, die sie identifizieren konnten. Sie übergaben einen Brief.
Ander nutzte die Rast um sich wie auch schon am Abend zuvor mit seinem neuen magischen Würfel zu befassen, doch dieses Mal löste er seine bislang unbekannte Funktion aus. Anakis geriet in Panik als plötzlich ein Portal inmitten des Lagers auftauchte, hätte sie doch beinahe ihr Leben verloren, als das das letzte Mal passierte. Maevina dagegen freute sich ob der Ablenkung und fütterte heimlich ihr neues Haustier, während Ander neugierig das Portal inspizierte und seinen Kopf hineinsteckte. Noch schneller allerdings zog er in wieder hinaus, denn auf der anderen Seite war die 6. Ebene der Hölle selbst. Das Portal schloss sich so schnell, wie es sich geöffnet hatte und irgendwann hatten sich auch alle wieder beruhigt.
Schnell wurden die Wachen eingeteilt und alle waren froh, als sich die Schwestern zur zweiten Wache nach Maevina bereit erklärten. Anakis war etwas skeptisch, die ihnen eigentlich noch ziemlich unbekannten Neuen komplett mit einem schlafenden Lager alleine zu lassen, doch statt sich selbst zu melden, siegte der Wunsch nach erholsamen Schlaf – etwas das sie bald bereuen sollte. Auch Cipher schien nicht so recht glücklich damit und ordnete seinem neuen Diener an, die beiden bei der Wache zu unterstützen. Und zuerst schien auch alles in Ordnung, doch dann brach ein Streit aus, bei dem eine der Schwestern Amoffel von hinten einen Dolch in die Rippen stieß. Nach der Tat gingen sie Schnurstracks zu Anders Schlafplatz bei seiner Freundin. Doch auch Maevina war skeptisch bezüglich der Situation und hatte alles heimlich mit verfolgt und ging ihnen so schnell und so heimlich wie nur sie es konnte hinterher. Zu spät. Anders ruhende Freundin wurde die Kehle durchgeschnitten und sie hätten das selbe auch mit dem schlafenden Ander gemacht, hätte Maevina nicht zwei Dolche nach ihnen geworfen. Die Schmerzensschreie der Schwestern weckten den Magier und er teleportierte sich zu Maevina, griff nach dem ersten was er finden konnte, den magischen Würfel und aktivierte ihn so, dass das Portal zwischen ihnen und den Schwestern aufging, ausgerichtet auf die Mörder.
Während die eine so schnell wie möglich vom Wagen sprang hörte die Dunkelelfin mit ihren geschärften Sinnen das Brechen von Knochen und das furchtbare Schmatzen eines Monsters und schrie Ander zu, er solle das Portal wieder schliessen, was dieser schnell tat und was auch immer sie unfreiwillig gerufen hatten, verschwand mit den Überresten der einen Schwester in der Hölle, aus der es gekommen war. Das ganze Lager war nun alarmiert und Cipher fand als erstes seinen schwer verwundeten Diener, den er aber heilen konnte. Thredi erfasste die Situation schnell und verfolgte die flüchtende Schwester, Anakis rannte erst einmal zu Maevina und Ander, bevor sie sich die Situation halbwegs zusammenreimen konnte und in Form eines Höhlenbären ebenfalls die Verfolgung aufnahm. Doch noch bevor Anakis hinter dem Wagen hervorkam, sah sich Thredi urplötzlich mit einer sehr vertrauten Orkin konfrontiert, agressiv dreinblickend und eins zu eins wie sie selbst wirkend. Aber wie Thredi schnell fest stellen konnte nicht in der Lage, Orkisch zu sprechen. Das half jedoch nicht, als ein gewaltiger Bär plötzlich die zweisame Einsamkeit unterbrach, verwirrt schnüffelte und dann kurzerhand Beide angriff, woraufhin eine Thredi tod war und die andere grinsend bemerkte „Ihr hab deutlich an Biss zugelegt.“. Die echte Orkin konnte im Gegensatz zum von Maevina angeschlagenen Formwandler einem Bärenangriff locker standhalten. Maevina untersuchte alle Leichen und stahl ein paar Herzen – nur das Beste für ihr junges Monster. Offensichtlich hatten die Formwandler es nach der eindrucksvollen Demonstration am Abend auf Anders Würfel abgesehen und bereits seine Freundin vergiftet, die wie die Assassinin feststellte, längst Tod war, als das Messer des Formwandlers ihr Fleisch trennte.
Cipher fand alleine an diesem Tag schon genug Material für mehrere Kapitel des Buches, an dem er schreiben wollte, doch seine Feder verstummte bald wieder, denn die nächsten Tage verliefen ziemlich ereignislos.
Dann jedoch wurde es aufregend. Der Wagen der Kultisten scherte plötzlich ins Gebüsch aus, ein Rad brach und der ganze Wagen wurde so schwer beschädigt, dass seine Inhalte verstreut wurden. Die vermeintlichen Dokumente entpuppten sich dabei als kostbarste Schätze aller Art. Die Wachen der Kultisten liessen bei den Aufräumarbeiten und Reparaturen niemand an den Wagen heran und so dauerte es bis zum Abend, bevor sich verbreitete, dass der Kutscher vergiftet worden war. Während sämtliche Kultisten Missmutig und ganz allgemein schlechter Laune waren, grinste Cipher in sich hinein und meinte zur Gruppe, dass er schon so eine Idee hätte wer das war während er einen verstohlenen Blick zu seinem Diener warf.
Nicht allzu lang hin und es gesellte sich eine neue Mitreisende zum Zug, Jamna Gleamsilver, eine Gnomin mit einer gewaltigen Fellmütze und einem ebenso gewaltigen. Sie war offensichtlich ausserordentlich interessiert an der Abenteurergruppe und es dauerte nicht lang, die Gruppe war auf halbem Weg zwischen Dolchfurt und Tiefwasser, und sie geriet mit Amoffel aneinander und behauptete, dieser hätte sie sexuell belästigt. Cipher schritt ein, interessierte sich nicht im Geringsten dafür ob und was geschehen ist und drehte es mit rhetorischer Kunst so hin, dass sie Amoffel belästigt hätte und sich gefälligst von ihnen fernhalten sollte. Die anderen konnten nur staunen.
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