Flex
Bericht des Dorfbüttel Arsgar aus Nettenbruch:
„Komisches pasierte heude inner Tawerne. Übaeinstimmenden Berischten zuvolge hat sich zwey Kerzen nach sonnenuntagang ungehoierliches abgespilt. Eben wart noch gesoffen und mit Carten gespielet, als ein – Zitat: swarzet Loch erschien. herausfielen merere menner und fraun darunter elfn, ein zwerk und der rest menschn. alle bis auf zwerk habn noch geröschelt und wahren dan tod. Alles voller bludd. Habn reiter an den bannwart getrieben. der sol sich ditt anshaun. Habn die leischn inne Schoine legn lassen. der zwerk ist in gewarsam und ist gesund, nur irre ist er unt schreiet. Hab ihm eins üban kopp mit knüppel gezogn. der schlaft nu.“
Fredgar, Bannwart des Nettenbruchs an seine Lordschaft Bob[ab hier wirds unleserlich)
„Ich erlaube mir Euch, meine Lordschaft, hiermit kund zu tun, dass es vorige Woche zu einer ungewöhnlichen Situation in einer eurer Besitzungen im Dorf Nettenbruch kam. Übereinstimmenden Berichten zufolge hat sich – wie ein hinzugezogener Magiekundiger bestätigen kann – in der Taverne Bocksprung plötzlich ein Portal geöffnet, aus dem eine Gruppe Menschen, Elfen und ein Zwerg fielen. Offensichtlich hatten sie einen schweren Kampf hinter sich, da ihre Wunden bei fast jedem tödlich war. Der Zwerg überlebte, der Rest der Truppe schien noch zu leben, verstarb aber kurze Zeit später. Der Zwerg wurde festgesetzt und medizinisch versorgt. Unsere Versuche, mit ihm zu kommunizieren, schlugen fehlt, da er völlig apathisch war. Ein ansäßiger Zwerg war nicht in der Lage, die Sprache, die der Fremde sprach, auch nur im Kern zu verstehen, erkannte aber anhand von Rüstungsteilen und einem Anhänger, dass es sich wohl um einen Priester einer Zwergengottheit handeln muss. Der vorab erwähnte Magier untersuchte die Waffen, Rüstungen und Gegenstände der Leichen und des Zwergs und kam zur Erkenntnis, dass es sich wohl um eine unglückliche Söldnertruppe handeln muss, die nur mit Not – und erfolglos – versuchte zu flüchten. Die Gruppe führte Schriften mit sich – leider in keiner Sprache, die einem von uns hier bekannt oder geläufig wäre. Die Schriften und ein Teil der Waffen und Rüstungen, die von Wert erschienen – und nicht von dem Lumpenpack hier entwendet werden konnte, wurde dem Boten mitgegeben. Ich habe den Zwerg unter Bewachung stellen lassen und bitte Euch, mir mitzuteilen, wie ich mit ihm zu verfahren habe.
Fredgar
Droin, Moradin-Priester
„Heute Nettenbruch erreicht. Kleines Kaff, schlechtes Bier und Essen und die Menschen hier sind noch ungepflegter als ein Trupp rasender Orks. Zudem: Füße tun weh. Werde zu alt für Pilgerreisen. Konnte ein kleines Zimmer beim Schmied für die Nacht mieten.“
„Wollte mich gerade zur Ruhe betten, als es an der Tür klopft. Ein Mann namens Fredgar bittet mich um meine Dienste. Man habe einen Zwergen in Gewahrsam, mit dem man nicht wisse, was mit ihm sei. Ich versrpach zu helfen. Als ich zum Hilfebedürftigen geführt wurde, dachte ich zunächst, einen ehrwürdigen Zwergen von hohem Alter vor mir zu haben. Doch ein genauerer Blick verriet mir, dass der Mann offensichtlich noch blutjung ist – doch irgendwas ließ ihn ergrauen und altern. Ein Mann von jungen 75 bis 100 vielleicht und wirkt doch, als hätte er längst das dritte Jahrhundert erlebt. Das Faszinierende an ihm ist zudem, dass ihn nicht sagen kann, von welchem unser Zwergenlinie er abstammt. Er ähnelt zwar einem Schildzwerg, aber er ist anders.. eher gedrungen wie ein Goldzwerg. Ein Mischling scheint er auch keiner zu sein. Zumindest besteht keine Ähnlichkeit zu einem Grauzwerg. Ein weiteres Mysterium ist die Kette mit dem Emblem auf dem Anhänger. Er ist offensichlich Priester – es geht spürbar eine gewisse magische Aura von ihm aus. Das Symbol hingegen ist mir unbekannt. Es ähnelt dem von Dumathoin (ein geschliffener Saphir auf dem Umriß eines Berges), sieht aber völlig anders aus (ein roter, runder Smaragd uf dem Umriß eines Berges). Ich versprach, zu bleiben, bis ich mehr erfahren kann. Ich werde mich um diesen Mann kümmern. “
„Zwei Wochen sind nun vergangen und dieser Zwerg ist noch immer ein Rätsel. Zumindest konnte ich heraufsfinden, wie er heißt. Flex. Keinen Familiennamen, keinen Bingennamen, nur Flex. Und er scheint wirklich Priester zu sein. Hatte mich vor drei Tagen verletzt, als ich das Essen zubereitete und er legte sanft die Hand auf meine kleine Wunde, murmelte etwas und die Wunde schloß sich. Damit ist schon mal klar: Er ist kein Priester einer verruchten Gottheit. Ansonsten aber starrt er nur vor sich hin. Erstaunlich auch, dass er Angst vor der Dunkelheit zu haben scheint. Er wimmert leise, wenn die Schatten in die Räume kriechen.“
„Tag 28. Er hat Alpträume. Heftige Alpträume. Ein Ort oder eine Person namens Ravenloft scheint ihn Unbehagen zu verschaffen.“
„Tag 42. Fredgar ist wieder da. Er hat Auftrag erhalten, den Fall abzuschließen. Da Flex offensichtlich keine Gefahr für andere darstellt, wohl aber noch für sich, hat man mir die Obhut über ihn übertragen, darüberhinaus die Abschrift einiger Dokumente, die die unglücklichen Verstorbenen mit sich führten und man nahm mir das heilige Versprechen ab, bei neuen Informationen oder Erkenntnissen Fredgar einen Boten zu senden.“
„Ein halbes Jahr ist nun seit dem ersten Treffen mit Flex vergangen. Er scheint noch immer nicht er selbst zu sein. Er spricht nicht oder nur kaum und ist völlig in sich zurückgezogen. Er betet oft und regelmäßig und ich glaube herausgehört zu haben, dass der Name seiner Gottheit Ulla, Uula oder Ulaa sei. Wir habne allerdings keine Informationen zu einem göttlichen Wesen diesen Namens. Bruder Gralileo kam mit einer These, dass es wohl mehr als nur eine bewohnte Welt gäbe und jede Welt wohl auch seine eigene Götter. Blödsinn, BLASPHEMIE geradezu. Ihm wurden neue Exerzitien übertragen, damit er über seine Dummheit nachdenken kann.“
“ Heute kam ein Magier namens Restain vorbei, der von Flex gehört hat und bat, ihn sich mal anzuschauen bzw. mit ihm zu sprechen, da er Studien zu „Transdimensionalem Reisen unter Berücksichtung irgendeiner Unschärferelation eines unbekannten Gnoms“ nachgeht. Er darf, aber nur, wenn er uns mitteilt, was er herausfindet13 Tage lang sprach er mit Flex, lauschte seinem Gebrabbel und Gebeten und schrieb alle fleißig mit. Dann, am 14. Tag, rannte er mit aufgerissenen Augen aus Flex‘ Kammer und brüllte: RAVENLOFT Dann rannte er aus dem Tempel und ward nicht mehr gesehen. Flex hat eine Vorliebe für Suppe entwickelt.
„Ein Monat ist seit dem Vorfall mit Restain vorbei und plötzlich stand er wieder vor mir im Tempel und hatte allerlei Instrumente, Gefäße und Bücher dabei. Er versammelte einige Brüder und den Abt und erzählte uns, dass es sowas wie andere Welten gäbe, die alle auf unterschiedlichen Existenzebenen lägen – vergleichbar mit unserer Welt und dem Pantheon unserer Götter. Hier und da gäbe es Verbindungspunkte zwischen den Welten und unser Freund Flex wäre offensichtlich ein Gast aus einer anderen Welt. Unser Abt war schon drauf und dran, diesen frechen Magier aufgrund dieser Blasphemie einen neuen Scheitel zu ziehen, doch Restain bekräftigte, dass die Existenz anderer Welten nicht im Widerspruch zu unserer Lehre stünde. Um das zu verdeutlichen, zog er einen Käse aus der Tasche und sagte, dass dieser Käse in vielen Ländern und Völkern bekannt und beliebt wäre. Er habe nur andere Namen. Moradin wird wohl auch auf anderen Welten über die Zwerge wachen – nur unter einem anderen Namen. Dann berichtete er, was er über Ravenloft in Erfahrung bringen konnte. Die Geschichten waren abenteuerlich, verwirrend und sehr Angst einflößend, mit Blick auf das, was in Nettenbruch geschah, aber teilweise überzeugend. Restain kam dann auf Flex zu sprechen. Restain geht der These nach, dass sich beim Übertritt von einer Ebene in die andere, ggf durch Schock und dem Tod seiner Kameraden, sein Geist vom Körper teilweise abgetrennt hat. Es kenne einen Zauber, der Geist und Körper vereinen könne – allerdings müsse er dafür ein Portal in dieses Ravenloft öffnen. Wir werden das besprechen müssen.“
„Drei Tage sind vergangen und wir werden Restain helfen, sein Vorhaben umzusetzen – es geht schließlich um das Leben eines Zwerges. Restain begann, seine Beschwörungen aufzusagen und nach wenigen Minuten öffnete sich tatsächlich ein Portal. Doch Verrat! Restain zog einen Dolch und rammte diesen dem armen Gralileo in die Kehle. Das Blut spritzte nur so heraus und bedeckte den Boden. Wir waren geschockt und konnten doch nichts tun – wir hatten doch nicht damit gerechnet, in unserem eigenen Tempel angegriffen zu werden und waren dementsprechend nicht gewappnet oder bewaffnet. Restain begann, Magische Geschosse auf uns zu feuern, also suchten wir Deckung. Von dort aus konnten wir beobachten, wie Restain mit dem Blut von Gralileo in die Luft schrieb, was das Portal größer werden ließ. Wir fürchteten schon, dass nun ein Schrecken durch das Portal steigt und den Tempel vollends entweiht, doch nichts derartiges geschah. Stattdessen betraten Restain und sein Gehilfe das Portal, das sich hinter ihnen schloß. Sie waren verschwunden, der Tempel geschändet, Gralileo gemeuchelt und wir zutiefst frustiert.“
„Heute betrat ich die Kammer von Flex, um nach ihm zu sehen und zu prüfen, ob der verräterische Restain Spuren hinterließ. Meine Überraschung war groß, als Flex sich bei meinem Eintreten zu mir wandte und fragte, wo er sei, wie er an diesen Ort käme und was mit seinen Kameraden geschah. Ich erzählte ihm, wie er in Nettenbruch landete, das seine Kameraden tot seien und welch verlogenes Spiel Restain spielte. Flex nickte grimmig und erzählte mir im Gegenzug, dass er ein Priester von Ulaa, einer Zwergengöttin, die unserem Dumathoin zum Verwechseln ähnlich ist, sei und mit seinem Kameraden auf dem Weg in eine Stadt namens Greyhawk war. Eines abends legten sie sich in einer Taverne schlafen und kamen an einem fremden Ort wieder zu sich. Das Böse habe in dieser anderen Welt die Macht an sich gerissen und findet gefallen daran, Abenteurer, Helden und Glücksjäger zu sich zu holen, um die unsterblichen Herrscher dieser Welt zu amüsieren oder harauszufordern. Sie fanden heraus, dass man nicht einfach dieses Ravenloft betreten oder verlassen kann – nur wenn Ravenloft es wünscht oder zulässt, kann es gelingen. Oder durch einen Anker, der einen Eingang schafft. Flex und seine Freunde versuchten es dennoch und nach einer weiteren Schlacht gegen endlose Horden schafften sie es, ein Portal mit unbekanntem Ziel zu öffnen. Dabei starb jedoch der Magier der Gruppe. Das letzte, woran sich Flex erinnert, war ein höhnisches Gelächter, als er das Portal betrat. Flex hatte auch gleich einen Verdacht, was die Beweggründe für den Verrat waren. Er, Flex, war der Anker, der Restain den Zugang zu Ravenloft erlaubte. Wieso Restain allerdings nach Ravenloft wollte, kann niemand auch nur im Ansatz erahnen.“
„Flex ist sowohl geistig als auch körperlich wieder auf der Höhe. Fast ein Jahr ist seit unserem ersten Treffen vergangen. Heute heißt es jedoch, Abschied zu nehmen. Flex will, nein, muß los um einen Weg nach Hause zu finden. Heute ist er abgereist. Er wollte erstmal Richtung Norden. Ich mache mir Sorgen um den Burschen. Aber er hat allen anderen gegenüber einen Vorteil: Er ist ein Zwerg.“
Lucion
Die Geschichte beginnt vor vielen Jahren als ein Bauer in den ersten Stunden des Tages auf seinen Feld ein kleine Korb fand. In diesem lag ein kleiner Säugling, der blinzelnd und kichernd zu ihm hoch schaute. Zu erst wollte der Bauer das Kind, ein Haldelf noch, nehmen und samt Korb in den Fluss werfen, hatte er denn nicht schon genug Münder zu füttern?
Doch wie er da am Wasser stand, brachte er es nicht übers Herz und entschloss sich dann doch wider jeglicher Vernunft das Kind mit nach Hause zu nehmen. Er und seine Familien würden es schon irgendwie schaffen, und das taten sie dann auch. Er und seine Frau nannten den Jungen Lucion und so wuchs er bei einfachen aber guten Menschen auf.
Noch viele Jahre später sollte Lucion sich gerne an die unbeschwerten Sommern seiner Kindheit erinnern. Viel Zeit verbrachte er damals mit seinem Stiefbruder Nathan und viele Jahre waren die Jungen unzertrennbar. Doch als zwanzig Sommer ins Land gezogen waren, begann sich die Welt zu verfinstern, zu erst waren es nur Kleinigkeiten, die Nächte schienen kälter und dunkler, die alten Weiber flüsterten hinter vorgehaltener Hand von der Rückkehr eines alten Hexenmeister, von Banden von Orks und Schlimmeren, welches durch die dunklen Wälder schlich.
Und dann kam der Krieg. Voller Eifer und trotz des Wehklagen seiner Stiefmutter entschloss sich Lucion, es wäre Zeit was von der Welt zu sehen, und da käme doch so ein Krieg gerade recht.
Fast zehn Jahre sollte der Krieg dauern, zehn Jahre die Lucion zeigten wie naiv er gewesen war, die Erzählungen über glorreiche Schlachten und ehrenhafte Helden zu glaube. Der Tod war nicht
glorreich und noch weniger ein Krieg. Mehr als einmal wollte Lucion zu seiner Familie zurückkehren und doch band ihn sein Eid und so diente er all die Jahre des Krieges als Späher und Waldläufer treu dem König.
Bis dann doch der Tag kam, an dem auch dieser Krieg ein ende fand und er sich endlich auf den Weg machte konnte, zurück zu dem kleinen Hof an dem Fluss, dass er einst als junger Mann verlassen hatte. Sein Vater und seine Mutter waren inzwischen gestorben, doch sein Bruder lebte nun mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn dort. Als Lucion durch die Tür trat empfing ihn sein Bruder herzlich und schon bald war es so zwischen den beiden als hätte Lucion nie den Hof verlassen. So wie in ihrer Kindheit lachten und scherzten sie und Lucion vergaß allmählich den Krieg und glaubte
endlich wieder dass alles gut werde würde. Sein Bruder arbeitet, wie auch schon sein Vater vor ihm, auf dem Felde als einfacher Bauer und Lucion tat das seinige indem er auf die Jagd ging, zu erst alleine aber als sein Neffe groß genug geworden war, nahm er ihn immer häufiger mit und so lebten sie alle viele Jahre im Glück.
Doch dann kam erneut der Tod in das Land, diesmal war er leise, unsichtbar, tückisch und doch genauso gnadenlos wie zuvor. Man sagt Fremde, vielleicht Händler, hätten die Krankheit ins Land gebracht, einige sagten es wären Schwarzmagier gewesen, andere wiederum beschuldigten das Elfenvolk. Doch dem Tod war das Gerede einerlei, er breitete sich aus, zuerst in den Städten, dann entlang den Flüssen auch auf dem Land und fand schließlich den kleinen Hof und die Tür durch die Lucion erst vor ein paar Jahren zurückgekehrt war. Obwohl Lucion aufgrund seiner Herkunft immun zu sein schien, galt das doch nicht für seine Liebsten. Erst die Mutter dann der kleine Sohn starben, sein Bruder Nathan überlebte nur knapp, gezeichnet für immer von der Krankheit.
Still und düster wurde es auf dem Hof und Lucion fand sich immer häufiger auf der Jagd wieder, manchmal blieb er Tage lang in den Wäldern nur um so nicht zu dem Hof und der Trauer zurückzukehren. Eines abends aber als er wieder durch die Tür trat fand er seinen Bruder in Gesellschaft wieder. An dem Tisch, wo eins die Familie zu Abend gegessen hatte, saß ein alter, zittriger Mann, der mit rauer Stimme auf seinen Bruder einsprach. Dieser nickte bedächtig, schnitt aber, als er seinen Bruder bemerkte, dem alten das Wort ab. Lucion setzte sich zu den beiden nun schweigenden Männern. „Wer ist er ?“ fragte er, während er den Fremden betrachtete. Er trug Narben, denen seines Bruders nicht unähnlich, wenn auch, als er sie länger betrachtete, er ein Muster zu erkennen glaubte, vielleicht sogar ein Zeichen.
„Er ist ein alter Freund meines Vaters“ unterbrach der Bruder seine Gedanken.
„Ich habe ihn noch nie gesehen ..“ Der Fremde hielt seinen Gehstock mit weiß hervortretenden
Knöcheln und musterte Lucion.
„Wie solltest du auch, wo du doch all die Jahren fort warst.“ Sein Bruder stand auf und reichte
Lucion eine Schale mit Essen.
„Iss etwas und dann lass uns allein, Bruder.“
Lucion nickte, schob die Schale von sich und stand auch auf, die ganze Zeit dabei die Augen auf
den Fremden gerichtet.
„Ich warte draußen“ und mit diesen Worten verließ Lucion die beiden. Er sah nicht mehr das
kränkliche, hässliche Lächeln, das sich nun auf das Gesicht des alten ausbreitete, während sich
Nathan wieder setzte.
„So, wo waren wir ?“
Draußen suchte sich Lucion inzwischen ein Platz unter einer alten Eiche. Von dort aus konnte er das Haus besten beobachten ohne selbst gleich gesehen zu werden. Sein Bogen lag griffbereit neben ihn, seine Pfeile steckte nicht weit weg im Boden, und so begann das Warten. Viele Stunden vergingen in denen er geduldig vor dem Haus wartetet und erst als der Mond schon hoch am Himmel stand, öffnete sich endlich die hölzerne Tür. Der alte Mann trat in die Nacht hinaus, in dem Arm hielt er etwas und zu erst konnten selbst die scharfen Augen Lucion nicht erkennen was der Mann in seiner knöchernen Händen hielt, doch dann hielt der Alte den Gegenstand in die Höhe, ganz so als ober er seinen Preis im Mondlicht betrachten wolle.
Es war eine Flasche, hübsch verziert und aus Glas, eigentlich sehr gewöhnlich, bis die Flasche auf einmal begann grünlich zu leuchten, nicht besonders hell, nur gerade so, dass das Gesicht des Alten im kränklichen Licht zu erkennen war. Eine garstige Fratze, von einem hämischen Grinsen verzogen. Lucions Pfeil bohrte sich in die Tür, vor dem eben noch der Mann gestanden hatte. Von einem Moment zum anderen war er verschwunden, ganz so als ob er nie dagewesen war.
Vorsichtig nährte sich Lucion der Tür, nach dem Alten Ausschau haltend, er musste doch hier irgendwo sein. Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die Stille der Nacht.
Der Schrei war aus dem inneren des Hauses gekommen. Mein Bruder schoss es Lucion durch den Kopf. Jegliche Vorsicht vergessen stürmte er in das Haus, Pfeil und Bogen zurück lassend.
Das was er im inneren sah ließ ihn erstarren. Seinen Bruder hielt eine kleine Gestalt in seinen Armen, während über seine Wangen die Tränen
liefen. Das Gesicht des Bruders erstrahlte in Freude als er zu Lucion hoch blickte.
„Sieh wer zurückkehrt ist“
Nun drehte sich die kleine Gestalt langsam um. Es war einst ein Mensch gewesen, doch nun war es nur noch eine verrottende Abscheulichkeit,
entsprungen aus den dunkelsten Alpträumen der Menschheit. Tot und doch lebend. Es streckte seine vermodernde Klauenhand nach Lucion aus.
Während sein lippenloser Mund grinsend eine Wort ausspuckte.
„Onkel“ zischte es.
Ohne zu Zögern griff Lucion eine Messer von einem nahen Tisch und rammte es der grinsenden Abscheulichkeit in den Maden übersäten Schädel.
Sein Bruder schrie auf, und stieß ihn in Panik fort, in seinen Armen fing er den leblosen Körper auf. Langsam wich Lucion zurück, nicht wissen was er sagen oder tun sollte. Einem Moment lang war nur das Schluchzen von Nathan zu hören.Immer weiter wich Lucion zurück, bis er die Tür im Rücken fühlte.
Da hob Nathan seinen Kopf.
„Du wirst dafür bezahlen“ zischte er mit hass verzehrter Stimme während er den toten, stinkenden
Körper in Händen hielt.
Lucion riss die Tür auf und floh von diesem grausigen Ort. Und bis heute hofft und betete Lucion dass er sich geirrt hat, in dieser so dunklen und finsteren
Nacht, dass er nicht ein blasses grünliches Funkeln gesehen hat, tief verborgen in den dunklen Augen Nathans.
So ganz ähnlich dem Leuchten der Flasche.
Ein Jahr später sah ein Bauer plötzlich eine schwarzhaarige Elbin auf seinen Hof reiten. Sprachlos sah er wie sie auf ihn zukam und ihr Pferd vor ihn zügeln.
„Mae Govannen, mellon“ sprach sie in schöner Stimme.
„Ah wat ? “ brachte der Mann heraus, sich krampfhaft an seine Besen klammern.
Einen langen unangenehmen Moment betrachtete die Elben den Mann, der sich merklich unwohl fühlte.
„Ich suche einen Halbelfen, der auf einen Hof hier leben soll “ sprach sie schließlich lächelnd.
„Hmmm,“ krächzte der Mann,“Dad meint i’r sicher den ollen Lusion, mindest ist dad der enzige Halbelf den ick hier kenne“
Nach einem Moment der Nachdenkens fügte er noch „Mylady“ hinzu.
„Und wo finde ich ihn ?“ fragte die Elbine in ihre melodischen Stimme.
„Oh, der ist auf Resen gegangen, nachdem sen Hof abgebrannt ist, ich glob er ist in den alten Wald.“
„Habt danke werter Mann “ mit diesen Worten wendete die Elbin ihr Pferd.
„Wat habt ihr der mit dem zu tun ?“ fragte der Mann, bevor er es sich eine besseren besinnen konnte.
Noch einmal drehte sich die Elbin zum Mann.
„Buion in naneth “ lächelnd wand sie sich wieder der Straße zu und ritt davon.
Einige Minuten später, als der Mann sich sicher sein konnte, dass sie außer hört weite war, murmelte er verächtlich „Elbenvolk“ und begann wieder den Hof zu fegen.
Vajar
Kein Blick zurück. Das alte Segelschiff verlässt Amn am frühen Morgen. Vajar steht am Bug und schaut auf das Meer. Wie sehr sich sein Leben in der letzten Zeit doch verändert hatte. Die Saat der Veränderung wurde früh im Leben des Kaufmannssohnes gepflanzt. Der seit einigen Tagen in ganz Amn gesuchte Hexenmeister Rashid ibn Omar war daran nicht unschuldig.
Aber, alles der Reihe nach. In jungen Jahren war Vajar mal wieder mit einer Karawane im Auftrag seiner gutbetuchten Familie Richtung Calimhafen unterwegs. Anders als bei seine ältere Schwester waren Zahlenspielereien und zäheVerhandlungen nicht Vajars Leidenschaft. Er geriet nach seinem Großvater, der mit einer eigenen Karawane den Wohlstand der Familie begründete. Unter freiem Himmel in fernen Ländern, umgeben von hartgesitteten Männern und Frauen fühlte sich Vajar am wohlsten.
In einer Karawanserei zwei Tagesreisen vor den großen Märkten Calimhafens, traf Vajar Abends auf Rashid. Der Calishite diskutierte eifrig mit einem Magier aus Baldur Tor. Es ging um die Frage ob Magie eine angeborene Fähigkeit war, oder ob sie von Jedem lernbar und beherrschbar sei. Vajar lauschte dem Gespräch bis tief in die Nacht.
(ab hier erstmal nur Stichpunkte. Werde diese noch weiter ausarbeiten)
Am nächsten Morgen passte Vajar Rashid ab. Er wolle lernen Magie anzuwenden – eine gutgezahlte Stelle als Gelehrter wäre Rashid sicher. Dieser war amüsiert über den jungen Krieger. Vajar erklärte, dass Rashid nur dadurch beweisen könne, dass er Recht habe, wenn er ihm beibrächte Magie anzuwenden. Einige Stunden Bedenkzeit erbat sich der Hexenmeister…
Rashid wurde ein ständiger Begleiter bei den Karawanen der Familie. Jeden Abend und jeden Morgen übte sich Vajar in den magischen Künsten. Rashid hatte Recht. Vajar entwickelte magische Kräfte. In Amn mussten beide ihre magischen Künste verheimlichen.
Rashid erzählt Vajar viel über seine vielen Reisen und Abenteuer die er in jungen Jahren gemacht hat. Vajar bekommt Sehnsucht.
Dann kam der Tag der alles verändern sollte. Ein wenig über den Durst getrunken wendete Rashid in Athkatla seine Zauberkünste an – und tötete damit einen ansässigen Handwerker. Er wurde verhaftet und in einen Kerker gesperrt. Magie ist in Athakatla nicht nur verpönt – sie ist verboten.
Einen Tag vor der öffentlichen Gerichtsverhandlung verschwand Rashid. Die Zelle war immer noch versperrt. Ein magischer Schutzkreis hätte jegliche Teleportation verhindern sollen.
Der Verdacht fällt auf Vajar. Man kann ihm jedoch Nichts nachweisen. Trotzdem werden immer weniger Geschäfte mit der Familie abgeschlossen. Gerüchte machen die Runde Vajar wende dunkle Magie an.
Eines Tages beschließt Vajar die Familie zu verlassen. Öffentlich sagt er sich von ihr los – verzichtet auf sein Erbe, und wäscht so die Ehre der Familie wieder rein.
Von seiner Familie bekommt er als Abschiedsgeschenk, einen Sklaven. Diesen lässt Vajar vor seinem Aufbruch frei – nur ein freier Mann kann einen guten Gefährten abgeben hat Rashid ihm gesagt.
Gemeinsam besteigen sie das Schiff nach Amn.
Knartsch
Vorgeschichte: Knartschs Lebensweg.
Knartsch ging im Säuglingsalter verloren. Seine Eltern Alela und Odd Gutherz waren auf den Weg nach Hause zu einer Gnomensiedlung hinter dem Mondwald. Sie mussten in Tiefwasser Halt machen, da sie für die Reise Verpflegung kaufen mussten. Beim Reisen legte Alela ihr Kind Knartsch oftmals zum Schlafen in eine der gemütlichen Reisetaschen und behütete ihn. Da sich auch zwei junge Diebe aus Tiefwasser fragten, was wohl so wichtiges in dieser Tasche sei, stahlen sie diese unbemerkt zum Unglück der Gnomen-Mutter. Die Reisetasche wurde mehrere Tage in den Straßen von Tiefwasser von einem Jungen gefunden, der das Baby mit nach Haus zu seiner Mutter nahm.
20 Jahre lang lebte Knartsch in dieser Familie in Tiefwasser und wurde dazu verpflichtet, alles zu stehlen was er in die Finger bekam. Mehr und mehr übte er sich in der Kunst eines Schurken und lebte in einem Trott aus elendiger Armut und familiärer Abhängkeit. Durch seine starke Unzufriedenheit schaffte es Knartsch Mut zu fassen und sich von seinem Leben in Tiefwasser loszureißen. Er schloss sich Reisenden nach Niewinter und Luskan an, fand jedoch nie brauchbare Informationen über sein eigenes Gnomenvolk. Erst in Nesmé erfuhr er von versteckten Höhlen-, und Tunnelsystemen von einer Sippe von Felsgnomen die hinter dem großen Moor leben. Es dauerte einige Zeit bis Knartsch sich einer Gruppe Abenteurer anschließen konnte um sicher am Moor vorbeizukommen. Die Tunnelsysteme waren nicht leicht zu finden. Doch als Knartsch von anderen Gnomen entdeckt wurde,nahmen sie ihn mit zu seinen eigenen Volk, wo er mit offenen Armen empfangen wurde. Seine Eltern nahmen Knartsch mit Freudentränen in ihre Obhut und voller Glückseeligkeit und zufrieden verbrachte er sein weiteres Leben in seiner neuen Familie. Knartsch war nun 22 Jahre als er die Lehre eines Illusionisten begann. Sein Meister war Yraan Briesel. Er brachte Knartsch alles über die Zauberkünste bei und da Knartsch sich stark zur Magie hingezogen fühlte, sog er alles Wissen darüber auf.
Im Alter von 23 fiel Knartsch in eine tiefe Grube. Er überlebte den Sturz, hatte aber keine Chance allein wieder hinauf zu gelangen. In der Grube befand sich eine junge Riesenechse, welche sich in einen Netzt verfangen hatte und kurz vor dem Hungertod stand. Knartsch konnte die Echse mit einigen Ratten und Moosen füttern, sie beruhigen und sie aus dem Netz befreien. In seiner Not gelang es Knartsch auch zum ersten Mal mit einem Tier zu kommunizieren, so daß er sie überreden konnte ihm zu folgen und die Grube hochzuklettern. Als die kleine Riesenechse hochkletterte, konnte sich Knartsch an ihr festhalten und sich so aus seiner misslichen Lage befreien. Seitdem hat sich zwischen ihnen eine Freundschaft entwickelt und Knartsch sprach fortan täglich mit der Riesenechse die ihm auf Schritt und Tritt folgte.
Mit 40 Jahre wurde die Gnomen-Sippe nahe dem Mondwald von einem gereizten, riesigen Wurm heimgesucht . Die Tunnelsysteme der Gnome wurden bei diesen Angriff komplett zerstört und sehr viele Felsengnome fanden ihren Tod an diesem Tag. Die Gnome, die überlebten, flüchteten in alle Himmelsrichtungen und auch Knartsch schaffte es, sich in Sicherheit zu bringen. Zu seinem Pech wurde er auf seiner Flucht von mehreren Goblins aufgespürt. Diese quälten und verdroschen ihn und zu guter Letzt, sperrten sie ihn in eine kleine Truhe. Aus dieser aussichtslosen Lage gab es kein Entrinnen mehr für Knartsch. Er konnte nur noch hoffen und beten. Es sei denn er würde seine Echse „Gruff“ dazu bewegen Hilfe zu holen…
gez, Knartsch
Fennweis Flinkhand
„Ich weiß nicht mehr, was ich mit diesem Halbling Jungen machen soll. Nun ja, wirklich ein Junge ist er ja nicht mehr, aber wer kann das bei diesen kleinen Leuten schon so genau sagen? Ich sollte nicht so reden, aber daran merke ich schon, wie angespannt ich bin. Wer hätte das je gedacht? Bolwas der Rote muss sich Gedanken um Recht, Gesetzt und Halblingsfamilien machen! Aber ich habe es mir ja so ausgesucht. Als ich damals mit seinem Vater Flint und den anderen Kameraden des „Zerrissenen Banners“ durch die Lande zog und Abenteuer erlebte, verband mich ein immer tiefer gehendes Band der Freundschaft mit ihm. Flint war ein Meisterschütze und schnell mit der Hand, nun ja, darum hieß er ja auch so. Und mehr als einmal hat ein Bolzen von ihm einen Feind, der sich in meinen Rücken schlich und eine Lücke in meinem Plattenpanzer suchte, niedergestreckt. Beim Abgrund, wenn er damals uns alle nicht überredet hätte, in die Kavernen unter Luskan zu steigen um die verschwundenen und entführt geglaubten Leute zu finden, hätte ich nie Elissa kennengelernt. Und hätte jetzt nicht zwei starke Söhne mit ihr.
Flint war ein großartiger Mann, vor allem für jemanden, der mir kaum zur Hüfte reichte. Als wir uns beide hier in Niewinter niederließen, dachte ich, die Zeit der Abenteuer wäre vorüber. Ich wurde in der Stadtwache mit offenen Armen empfangen, er lernte dieses hübsche Halblingsmädchen Hella kennen und ihre Taverne geht bis heute gut.
Ich hätte ihn nie bitten sollen mit mir zu kommen. Aber das sagt man ja so oft über Dinge, die man nachher besser weiß. Eine einfache Sache und an sich ein kluger Plan. Wir dringen heimlich in das Lagerhaus der Schmuggler ein und überraschen sie auf dem falschen Fuße. Wen braucht man dazu? Jemanden, der Schlösser und Fallen kennt. Flint zu fragen war fast wie selbstverständlich. Wer hätte ahnen können, dass diese Bastarde mit den Zhentarim im Bunde standen. Und wer hätte das Gift an ihren Klingen erwartet? Zwei meiner Jungs starben noch in dieser Nacht daran, Flint war zäh aber, allen Versuchen der Heiler und Priester zum trotz, es ging zu Ende. Ich saß bis zum Ende bei ihm und er bat mich auf seine Familie zu achten. Seine Frau, seine Tocher Rissa und seinen vermaledeiten Sohn Fennweis. Natürlich versprach ich es ihm und meinte es und bis heute meine ich es. Denn man bricht keine Versprechen an tote Freunde.
Aber was soll ich nun machen? Fennweis hat eine Tendenz, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Immer aus gutem Herzen, aber so verdammt gegen das Gesetz. Es will einfach nicht in seinen Schädel, dass es manchmal Dinge gibt, die sich nicht so leicht und gerecht für alle lösen lassen. Und das er eine Tendenz dazu hat, seine Hand in anderer Leute Geldbeuteln zu finden, kommt nicht grade als Vereinfachung des Ganzen daher. Ich habe wieder und wieder meinen Kopf für ihn hin gehalten und als er noch jünger war, war das ja auch noch leichter. Aber er ist mit sechzehn Jahren langsam ein junger Mann und so sehen es auch die anderen hier in der Wache. Und mit dem neuen Ober-Kommandanten wird alles viel schwieriger. Bisher habe ich ihn beschützen können, aber nach dem was nun passiert ist, wird es nicht mehr gut gehen. Natürlich hatte Freiherr von Anders jedes Recht seine Magd zu schlagen. Natürlich weiß ich auch, dass dies falsch ist. Aber eine Herde Esel durch sein Stadthaus zu treiben, was soll ich dazu noch sagen? Von Anders hat Freunde, auch den neuen Ober-Kommandanten. Er wird jemanden dafür in den Kerker werfen wollen. Es bleibt nur eins. Ich weiß, dass Flint eine Schwester in Tiefwasser hat. Vielleicht kann Fennweis ein wenig bei seinen Verwandten leben, zumindest bis hier wieder alles abgekühlt ist. Ja, das ist es, das werde ich Hella vorschlagen und sie wird sich drauf einlassen müssen, wenn sie ihrem Sohn den Kerker ersparen will.“
– Auszug aus dem Tagebuch von Bolwas von Agenheim, genannt der Rote, Unter-Kommandant der Stadtwache zu Niewinter
„Liebste Hella,
als ich deinen Sohn, meinen Neffen, bei mir aufnahm, hattest du mir ja bereits geschrieben, dass er etwas schwierig ist. Nun, ich sehe, wie aufgeweckt und Abenteuerlustig er ist, genau wie sein Vater. Aber in den letzten drei Jahren sah ich auch, was du meinst. Eine gesunde Neugier hat unserem Volk noch nie geschadet, aber er hat die Tendenz seine Nase in viel zu viele Dingen zu stecken, die ihn nicht nur nichts angehen, sondern auch eine gehörige Portion Schwierigkeiten mit sich bringen. Er erinnert mich so sehr an seinen Vater. Daher habe ich dir einen Vorschlag zu machen. Wie ich grade schon sagte, war Flint ihm sehr ähnlich. Unser lieber Vater hatte daher die Idee gehabt, ihn zu einem Lehrmeister zu schicken. Jemandem, der die Talente, die er ja durchaus hat, in Bahnen zu lenken, wo er seine Ziele verfolgen kann, aber vielleicht nicht mehr sich so sehr in die Nesseln setzt. Ich kenne da jemanden hier in Tiefwasser, der mehr als nur geeignet wäre, Jeridan Leichtfuß, ein Meister der Schlösser und der Schatten. Jedoch verlangt er nicht wenig. Aber ich weiß, dass euer Gasthaus gut läuft, daher wollte ich dir diesen Vorschlag unterbreiten. Ich denke, das ist der einzige Weg, Fennweis auf den rechten Pfad zu bringen.
Von Herzen,
Lissi“
– Brief von Lissi Starkarm, geboren Flinkhand, an Hella Flinkhand
„Meine sehr verehrte Frau Flinkhand,
erneut ist ein Viertel eines Jahres ins Land gegangen und unserer Vereinbarung entsprechend halte ich Euch über die Entwicklung Eures Sohnes auf dem Laufenden. Als ihr Euren Sohn vor nun einem Jahr in meine Hände gabt, war er wie ein Feuer in einem trockenen Wald, viel Potential, aber noch mehr als das eine Gefahr für alle umstehenden. Wie schon in meinen letzten Briefen an Euch andeutete, so hat sich dies stark gewandelt. Ich denke, was ihm fehlte, war einfach eine starke Hand, die seine Talente, und davon hat er reichlich, in die rechten Bahnen lenkte. Und vor allem jemanden, der seine Philosophie nicht nur teilt, sondern ihm auch einen Weg zeigt, sie zu leben ohne sich dabei in den Kerker oder an schlimmere Orte zu bringen. So darf ich verkünden, dass seine Fähigkeiten im Bereich der Schlösser und Schatten stark angestiegen sind, er viel über Land, Leute und Geschichte gelernt hat und er gleichzeitig nun einen wesentlich kühleren Kopf bewahrt. Zwar wird man den Drang nach Gerechtigkeit und gewisse andere Eigenheiten nie ganz aus ihm heraus bekommen, aber ich denke, dass dies auch nicht nötig ist. Fennweis hat eine Umgehensweise damit gelernt, die ihn die Welt klarer sehen lässt, ohne dass er sich gleich ohne zu überlegen in etwas stürzt. Er ist überlegter, besonnener und ruhiger geworden. Neugierig ist er immer noch wie ein Katze, aber ich halte dies für eine gesunde Sache.
Und so schließe ich diesen Brief an Euch mit einer Frage. Fennweis hat viel von mir gelernt und ich kann ihn bestimmt noch mehr lehren. Aber er braucht nicht einen alten Mann wie mich, er braucht Leute um sich, die ihm ähneln, die ihn auch weiter bringen. Ich wurde gebeten, meine alte Stelle in der Gilde von Baldur’s Tor wieder aufzunehmen und ich würde den Jungen gerne mitnehmen. Ich kann euch versichern, es ist in seinem besten Interesse. Was sagt ihr?
Hochachtungsvoll,
Meister Jeridan Leichtfuß“
– Brief von Jeridan Leichtfuß, Diebesmeister aus Tiefwasser, an Hella Flinkhand
„Liebste Mutter,
seit Ihr mich im letzten Sommer besucht hat, ist viel passiert. Ich habe in wenigen Tagen meine dreijährige Ausbildung hier in der Gilde abgeschlossen und man hat mich gefragt, was ich nun anstreben werde. Mir steht die Möglichkeit offen hier zu bleiben, mich ihnen als vollwertiges Mitglied anzuschließen, oder meinen Wanderstab zu nehmen und mehr von der Welt zu sehen. Und ich muss sagen, wie sehr ich meine Freunde und Kameraden hier auch vermissen werde, nicht zuletzt auch Meister Leichtfuß, so habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich werde, und hierbei stimmt Meister Leichtfuß mir zu, die Welt bereisen. Es gibt viel zu sehen und ich bin fürchterlich gespannt auf die Wunder, die es da draußen noch gibt. Wusstest Ihr, dass es in Calimshan Türme geben soll, die einfach in der Luft fliegen? Aber ich denke, das ist auch praktisch, schließlich fliegen sie ja dort auch mit Teppichen, soweit ich gelesen habe. Und in Chult soll es Bäume geben, die höher sind als die höchsten Türme von Athkatla. Nun ja, dazu kann ich noch nicht so viel sagen, schließlich war ich auch in Athkatla noch nicht, aber ich werde das schon heraus finden.
Ich weiß natürlich, dass Ihr Euch Sorgen macht Mutter, Vater ging einen ähnlichen Weg und auch wenn es ihn am Ende in ein viel zu früher Grab brachte, so brachte es ihn ja auch zu Euch. Meister Leichtfuß sagt, mein Drang auf Neues sei mit keinen Ketter zu halten und Tante Lissi hat immer gesagt, wie sehr ich Vater ähnle. Drum Seid nicht besorgt. Vater tat das, was ihn glücklich machte und das werde ich auch tun. Und ich verspreche Euch bei Brandobaris, dass ich auf mich achten werde! Gebt Rissa einen Kuss von ihrem großen Bruder,
In Liebe,
Fennweis“
– Brief von Fennweis Flinkhand an seine Mutter, Hella Flinkhand
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