Fennweis FlinkhandFennweis Flinkhand

„Ich weiß nicht mehr, was ich mit diesem Halbling Jungen machen soll. Nun ja, wirklich ein Junge ist er ja nicht mehr, aber wer kann das bei diesen kleinen Leuten schon so genau sagen? Ich sollte nicht so reden, aber daran merke ich schon, wie angespannt ich bin. Wer hätte das je gedacht? Bolwas der Rote muss sich Gedanken um Recht, Gesetzt und Halblingsfamilien machen! Aber ich habe es mir ja so ausgesucht. Als ich damals mit seinem Vater Flint und den anderen Kameraden des „Zerrissenen Banners“ durch die Lande zog und Abenteuer erlebte, verband mich ein immer tiefer gehendes Band der Freundschaft mit ihm. Flint war ein Meisterschütze und schnell mit der Hand, nun ja, darum hieß er ja auch so. Und mehr als einmal hat ein Bolzen von ihm einen Feind, der sich in meinen Rücken schlich und eine Lücke in meinem Plattenpanzer suchte, niedergestreckt. Beim Abgrund, wenn er damals uns alle nicht überredet hätte, in die Kavernen unter Luskan zu steigen um die verschwundenen und entführt geglaubten Leute zu finden, hätte ich nie Elissa kennengelernt. Und hätte jetzt nicht zwei starke Söhne mit ihr.
Flint war ein großartiger Mann, vor allem für jemanden, der mir kaum zur Hüfte reichte. Als wir uns beide hier in Niewinter niederließen, dachte ich, die Zeit der Abenteuer wäre vorüber. Ich wurde in der Stadtwache mit offenen Armen empfangen, er lernte dieses hübsche Halblingsmädchen Hella kennen und ihre Taverne geht bis heute gut.
Ich hätte ihn nie bitten sollen mit mir zu kommen. Aber das sagt man ja so oft über Dinge, die man nachher besser weiß. Eine einfache Sache und an sich ein kluger Plan. Wir dringen heimlich in das Lagerhaus der Schmuggler ein und überraschen sie auf dem falschen Fuße. Wen braucht man dazu? Jemanden, der Schlösser und Fallen kennt. Flint zu fragen war fast wie selbstverständlich. Wer hätte ahnen können, dass diese Bastarde mit den Zhentarim im Bunde standen. Und wer hätte das Gift an ihren Klingen erwartet? Zwei meiner Jungs starben noch in dieser Nacht daran, Flint war zäh aber, allen Versuchen der Heiler und Priester zum trotz, es ging zu Ende. Ich saß bis zum Ende bei ihm und er bat mich auf seine Familie zu achten. Seine Frau, seine Tocher Rissa und seinen vermaledeiten Sohn Fennweis. Natürlich versprach ich es ihm und meinte es und bis heute meine ich es. Denn man bricht keine Versprechen an tote Freunde.
Aber was soll ich nun machen? Fennweis hat eine Tendenz, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Immer aus gutem Herzen, aber so verdammt gegen das Gesetz. Es will einfach nicht in seinen Schädel, dass es manchmal Dinge gibt, die sich nicht so leicht und gerecht für alle lösen lassen. Und das er eine Tendenz dazu hat, seine Hand in anderer Leute Geldbeuteln zu finden, kommt nicht grade als Vereinfachung des Ganzen daher. Ich habe wieder und wieder meinen Kopf für ihn hin gehalten und als er noch jünger war, war das ja auch noch leichter. Aber er ist mit sechzehn Jahren langsam ein junger Mann und so sehen es auch die anderen hier in der Wache. Und mit dem neuen Ober-Kommandanten wird alles viel schwieriger. Bisher habe ich ihn beschützen können, aber nach dem was nun passiert ist, wird es nicht mehr gut gehen. Natürlich hatte Freiherr von Anders jedes Recht seine Magd zu schlagen. Natürlich weiß ich auch, dass dies falsch ist. Aber eine Herde Esel durch sein Stadthaus zu treiben, was soll ich dazu noch sagen? Von Anders hat Freunde, auch den neuen Ober-Kommandanten. Er wird jemanden dafür in den Kerker werfen wollen. Es bleibt nur eins. Ich weiß, dass Flint eine Schwester in Tiefwasser hat. Vielleicht kann Fennweis ein wenig bei seinen Verwandten leben, zumindest bis hier wieder alles abgekühlt ist. Ja, das ist es, das werde ich Hella vorschlagen und sie wird sich drauf einlassen müssen, wenn sie ihrem Sohn den Kerker ersparen will.“

– Auszug aus dem Tagebuch von Bolwas von Agenheim, genannt der Rote, Unter-Kommandant der Stadtwache zu Niewinter

 

„Liebste Hella,

als ich deinen Sohn, meinen Neffen, bei mir aufnahm, hattest du mir ja bereits geschrieben, dass er etwas schwierig ist. Nun, ich sehe, wie aufgeweckt und Abenteuerlustig er ist, genau wie sein Vater. Aber in den letzten drei Jahren sah ich auch, was du meinst. Eine gesunde Neugier hat unserem Volk noch nie geschadet, aber er hat die Tendenz seine Nase in viel zu viele Dingen zu stecken, die ihn nicht nur nichts angehen, sondern auch eine gehörige Portion Schwierigkeiten mit sich bringen. Er erinnert mich so sehr an seinen Vater. Daher habe ich dir einen Vorschlag zu machen. Wie ich grade schon sagte, war Flint ihm sehr ähnlich. Unser lieber Vater hatte daher die Idee gehabt, ihn zu einem Lehrmeister zu schicken. Jemandem, der die Talente, die er ja durchaus hat, in Bahnen zu lenken, wo er seine Ziele verfolgen kann, aber vielleicht nicht mehr sich so sehr in die Nesseln setzt. Ich kenne da jemanden hier in Tiefwasser, der mehr als nur geeignet wäre, Jeridan Leichtfuß, ein Meister der Schlösser und der Schatten. Jedoch verlangt er nicht wenig. Aber ich weiß, dass euer Gasthaus gut läuft, daher wollte ich dir diesen Vorschlag unterbreiten. Ich denke, das ist der einzige Weg, Fennweis auf den rechten Pfad zu bringen.
Von Herzen,
Lissi“

– Brief von Lissi Starkarm, geboren Flinkhand, an Hella Flinkhand

 

„Meine sehr verehrte Frau Flinkhand,
erneut ist ein Viertel eines Jahres ins Land gegangen und unserer Vereinbarung entsprechend halte ich Euch über die Entwicklung Eures Sohnes auf dem Laufenden. Als ihr Euren Sohn vor nun einem Jahr in meine Hände gabt, war er wie ein Feuer in einem trockenen Wald, viel Potential, aber noch mehr als das eine Gefahr für alle umstehenden. Wie schon in meinen letzten Briefen an Euch andeutete, so hat sich dies stark gewandelt. Ich denke, was ihm fehlte, war einfach eine starke Hand, die seine Talente, und davon hat er reichlich, in die rechten Bahnen lenkte. Und vor allem jemanden, der seine Philosophie nicht nur teilt, sondern ihm auch einen Weg zeigt, sie zu leben ohne sich dabei in den Kerker oder an schlimmere Orte zu bringen. So darf ich verkünden, dass seine Fähigkeiten im Bereich der Schlösser und Schatten stark angestiegen sind, er viel über Land, Leute und Geschichte gelernt hat und er gleichzeitig nun einen wesentlich kühleren Kopf bewahrt. Zwar wird man den Drang nach Gerechtigkeit und gewisse andere Eigenheiten nie ganz aus ihm heraus bekommen, aber ich denke, dass dies auch nicht nötig ist. Fennweis hat eine Umgehensweise damit gelernt, die ihn die Welt klarer sehen lässt, ohne dass er sich gleich ohne zu überlegen in etwas stürzt. Er ist überlegter, besonnener und ruhiger geworden. Neugierig ist er immer noch wie ein Katze, aber ich halte dies für eine gesunde Sache.
Und so schließe ich diesen Brief an Euch mit einer Frage. Fennweis hat viel von mir gelernt und ich kann ihn bestimmt noch mehr lehren. Aber er braucht nicht einen alten Mann wie mich, er braucht Leute um sich, die ihm ähneln, die ihn auch weiter bringen. Ich wurde gebeten, meine alte Stelle in der Gilde von Baldur’s Tor wieder aufzunehmen und ich würde den Jungen gerne mitnehmen. Ich kann euch versichern, es ist in seinem besten Interesse. Was sagt ihr?
Hochachtungsvoll,
Meister Jeridan Leichtfuß“

– Brief von Jeridan Leichtfuß, Diebesmeister aus Tiefwasser, an Hella Flinkhand

 

„Liebste Mutter,
seit Ihr mich im letzten Sommer besucht hat, ist viel passiert. Ich habe in wenigen Tagen meine dreijährige Ausbildung hier in der Gilde abgeschlossen und man hat mich gefragt, was ich nun anstreben werde. Mir steht die Möglichkeit offen hier zu bleiben, mich ihnen als vollwertiges Mitglied anzuschließen, oder meinen Wanderstab zu nehmen und mehr von der Welt zu sehen. Und ich muss sagen, wie sehr ich meine Freunde und Kameraden hier auch vermissen werde, nicht zuletzt auch Meister Leichtfuß, so habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich werde, und hierbei stimmt Meister Leichtfuß mir zu, die Welt bereisen. Es gibt viel zu sehen und ich bin fürchterlich gespannt auf die Wunder, die es da draußen noch gibt. Wusstest Ihr, dass es in Calimshan Türme geben soll, die einfach in der Luft fliegen? Aber ich denke, das ist auch praktisch, schließlich fliegen sie ja dort auch mit Teppichen, soweit ich gelesen habe. Und in Chult soll es Bäume geben, die höher sind als die höchsten Türme von Athkatla. Nun ja, dazu kann ich noch nicht so viel sagen, schließlich war ich auch in Athkatla noch nicht, aber ich werde das schon heraus finden.
Ich weiß natürlich, dass Ihr Euch Sorgen macht Mutter, Vater ging einen ähnlichen Weg und auch wenn es ihn am Ende in ein viel zu früher Grab brachte, so brachte es ihn ja auch zu Euch. Meister Leichtfuß sagt, mein Drang auf Neues sei mit keinen Ketter zu halten und Tante Lissi hat immer gesagt, wie sehr ich Vater ähnle. Drum Seid nicht besorgt. Vater tat das, was ihn glücklich machte und das werde ich auch tun. Und ich verspreche Euch bei Brandobaris, dass ich auf mich achten werde! Gebt Rissa einen Kuss von ihrem großen Bruder,
In Liebe,
Fennweis“

– Brief von Fennweis Flinkhand an seine Mutter, Hella Flinkhand

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