Die Meerhexe Lisaria (The Ragtag Bunch)

Die Meerhexe Lisaria (The Ragtag Bunch)Die Meerhexe Lisaria (The Ragtag Bunch)

Es hatte einer langen und erbitterten Diskussion bedurft, die unsere Helden auszutragen hatten, bis man sich einig wurde, ob und wann und schlussendlich auch wie man sich der Gegner in der Festung annehmen solle. Sollte es ein Frontalangriff werden? Oder eher geheim und mit Hinterhalt von dem Geheimeingang aus, nach dem Fergus Ausschau gehalten, den jedoch der Magier Blackjack längst, in den in seinen zuvor durchgeführten Erkundigungen in der Festung, auf einer Karte lokalisiert hatte.

Man beschloss schlussendlich eine facettenreiche Strategie. Während Fergus, Elias und Leorinor zuerst aufbrechen und sich durch den Geheimgang einen Zugang in die Festung erlangen wollten, sollte der Rest der Truppe ihnen eine gewisse Zeit Vorsprung lassen, um dann den Angriff frontal zu starten. Wobei auch hier der Magier Blackjack eine große Rolle spielen würde. Derweil zog der junge Gestaltwandler Lylian seine Kreise als Adler über der Festung und achtete auf Veränderungen und hielt sich bereit, um seinen Mitstreitern Warnungen mitzuteilen und im Kampf einzugreifen, wo er gebraucht wurde.

 

So geschah es dann, dass die drei mit der höheren Chance sich leise durch den Geheimgang anschleichen zu können, aufbrachen und durch den Brunnen sich hinabseilen ließen. Der Brunnen war trocken und so konnten sie dem Gang folgen, der in Richtung der Festung führte, während Elias in der Mitte der kleinen Gruppe ihnen mit der Fakel den Weg erhellte. Nach einiger Zeit stießen sie auf eine steinerne Tür. Eine Falle sicherte diese. Da war sich Fergus sicher. Aber egal was er tat, er fand keine. Er war sich nur sicher, dass Wassermassen sie ertränken würden, wenn sie diese auslösen würden. Langes Tüfteln und Knobeln brachte nichts. Elias‘ Zurufe zunächst ignorierend war er am suchen. Doch als er sich schlussendlich doch umdrehte, erblickte er durch seine aktive magische Sicht einen geheimen Durchgang an der Wand, mehrere Schritte hinter ihnen. Eine Illusion verbarg diesen. Zu diesem trat er dann und verschwand in der Wand. Die anderen beiden folgten ihm und so konnten sie ihren Weg fortsetzen.

thiefutilitisAuch hier lauerte jedoch eine Falle auf sie nach wenigen Schritten. Mehrere Klingen würden ihrem Leben trachten, wenn sie diese auslösen würden. Mit Elias‘ Handarmbrust gelang es aber Fergus, den Mechanismus mit dem Hebel auf der anderen Seite der Falle zu deaktivieren. Die Steintür vor der sie dann schlussendlich standen, war mit steinernen Fischen und einem Kraken als Abschluss verziert. Auch hier spürte jeder der drei auf seine Art, dass eine weitere Falle auf sie lauerte. Schlussendlich war es dann Elias, der durch seine Magie erkannte, dass die Fangarme lebendig werden und Eindringlinge angreifen würden. Nur wie sollten sie diese Falle entschärfen? Im Maul des Kraken ruhte die Lösung. Ein Mechanismus, der auszuschalten sei. Fergus‘ Aufforderung, dass Leorinor dies doch bitte tun sollte, wurde von diesem, die mögliche Gefahr erahnend, entschieden abgelehnt. Elias schob schlussendlich – von seinem kleinen Drachen mental gewarnt – das untere Ende der brennenden Fackel vorsichtig in das Maul… und es zeigte sich, dass Leorinor weise gehandelt hatte, in dem er es verweigert hatte. Denn kaum, dass die Fackel etwa zwei Handbreit in dem Maul des steinernen Kraken war, schnappte dieser zu und Elias hielt eine nun deutlich kürzere Fackel in der Hand. Aber sie hatten auch diese Falle entschärft und die Tür konnte geöffnet werden.

Leorinor wurde von Fergus in den folgenden Raum reingeschubst, während Fergus und Elias nach ihm hinein gingen. Wenige Stufen führten die drei in einen halbkreisförmigen Raum, mit zwei Sarkophagen, die Risse aufwiesen und auf denen je ein Skelett lag. Zur Rechten führte eine Treppe weiter hinab. Ein Singsang war daraus zu hören. Und nur Elias hörte die Stimme des Drachen erneut, die ihn davor warnte, dass es nun deutlich gefährlicher wurde, da sie sich der Meerhexe näherten.

 

gnoll_fightUngefähr zu der Zeit bereitete sich Rohan, der Paladin, mit der Besatzung des Schiffes, sowie Kapitän Drake, Madame Fley und dem Magier Blackjack auf den Angriff vor. Sie hatten den dreien genug Zeit gegeben. Nun galt es endlich den von dem jungen Paladin lang ersehnten Angriff auch umzusetzen. Die Gruppe, dicht zusammengedrängt, wurde von dem Magier Blackjack auf eines der Türme der Festung teleportiert. Die drei Gnolle, die dort Wache gehalten hatten, konnten, dank des turbulenten Ehrgefühls eines Paladins, nicht hinterhältig bewältigt werden, als der glorreiche Ausruf „Dreht euch um, auf dass ich euch von Angesicht zu Angesicht töten kann!“ über die Festung hallte. Doch trotz des verpassten dezenten Angriffs, waren die Wachen zu arg überrascht, um nicht in kürzester Zeit bekämpft zu werden. Zwei wurden von dem Turm geworfen, der dritte wurde von dem Paladin verletzt und sprang schlussendlich sogar freiwillig vom Turm.

Lylian sah nun die Zeit des Angriffs gekommen und landete auf dem Dach des Hauptgebäudes der Festung, wo er zunächst nicht weiter auffiel. Von dort konnte er in Ruhe seine Zauber wirken, um die Truppe zu unterstützen. Und das setzte er auch sogleich um, in dem er in dem Hof der Festung einen Schwarm Fledermäuse beschwor, welche die Wachen dort angreifen und ablenken würden. Diese erschienen auch wenige Augenblicke später und griffen einen der drei Gnolle im Hof an. Ein zweiter Gnoll machte sich daran, die Fledermäuse anzugreifen und verletzte dabei seinen Kameraden ordentlich mit.

Derweil zeigte sich der Magier Blackjack erneut als nützlich, als er Rohan, Madame Fley, und Kapitän Drake mit einem weiteren Zauber zum Hof hinabsinken ließ und kurz darauf ein mächtiger Feuerball von seinen Händen in den gegenüberliegenden Turm krachte, der diesen sogleich in Flammen stehen ließ. Außerdem hatte er auch Rohan durch seine magische Kraft an Wuchs zunehmen lassen, dass dieser nun mehr als drei Köpfe größer war als alle anderen um ihn herum und somit im Kampf deutlich kraftvoller zu Werke gehen konnte. Dieser Kampf ließ nun auch im Hof der Festung nicht lange auf sich warten, da auch die drei Gnolle auf der Brücke in den Hof gerannt kamen. Während Rohan, Madame Fley, und Kapitän Drake tapfer kämpften, sank die Dame in der Runde von zwei Speeren getroffen zu Boden.

 

Aber wenden wir uns dem zu, was in der Zwischenzeit unter dem Kampfgetümmel in den Tiefen der Festung geschah, denn die Treppe hinab führte Fergus, Elias und Leorinor in einen langen Gang, der ungefähr in der Mitte rechts und links jeweils eine Tür hatte. Fergus gab auch hier an, was geschehen sollte. Während er sich der rechten Tür annehmen wollte, verlangte er, dass Leorinor sich der linken widmen sollte. Elias sollte den Gang weiter absichern. Eine befremdliche Szene offenbarte sich hier den dreien. In der Mitte des Raumes sah man nämlich ein rundes Gitter auf dem Boden, aus dem Tentakel sich heraus wanden. Um das Gitter herum standen zehn Gestalten in Umhängen mit Kapuzen. Der Singsang der schon von oben zu hören war, kam nun von eben diesen Gestalten, die ein Ritual durchzuführen schienen.

In dem Wissen, dass es sich bei Leorinor um eine sehr realistische Illusion handelt, packte dann Fergus diesen und stieß ihn in den Raum hinein und schloss die Tür hinter ihm wieder. Dieser stolperte also in den Raum und sah nicht nur dieses Ritual, sondern auch sich selbst. Er lag auf eine Art steinernem Altar bewusstlos da. Ein Gedankenschinder hatte seine Tentakel an seinem Haupt festgesaugt. Das ganze sah nicht sonderlich gesund aus.

Dieser Anblick war in der Tat entsetzlich für den armen Mondelfen. Ein tiefer durchdringender Schrei brach aus ihm. Die seelische Belastung dieses Anblicks war einfach zu viel für ihn.

Derweil ging die andere Tür auf und eine Frau trat heraus, die leicht bläulich schimmerte. Sie trug ein Gewand und eine hohe Haube. Ein Amulett fiel auf ihrer Brust auf. In der einen Hand hatte sie einen goldbeschlagenen Stab, an dessen oberem Ende lebendige Tentakel sich wanden. Sie regte ihre Lippen zu dem Singsang, der aus dem Nebenraum zu hören war. Sie begrüßte beiden mit den Worten „Schön schön schön. Ihr habt den Weg zu uns gefunden.“ Doch diese an sich freundliche Begrüßung war den beiden nicht geheuer. Immerhin hatten sie es eindeutig mit der Meerhexe zu tun. Elias ging sofort in den Angriff über und wirkte seine ihm gegebene Magie, um sie mit arkanen Geschossen zu treffen, die nie ihr Ziel verfehlten. Man konnte sehen, dass diese ihr Schmerzen zufügten, aber sie brachten sie nicht einmal dazu, den Singsang zu unterbrechen. Auch die Angriffe von Fergus blieben ohne größere Folgen für sie. Und sie blieb sogar ruhig, ließ sich nicht dazu verleiten, selbst die Helden dieser Geschichte anzugreifen.

Eher fragte sie verwundert, warum die beiden sie angreifen würden. Elias warf ihr daraufhin vor, dass sie ja das Schiff gekapert hätte und es zu vielen Toten geführt hatte. Sie warf ihnen vor, dass sie Naki getötet hätten. Scheinbar würde diese Diskussion keine der beiden Fronten weiterbringen. Dafür wollte die Hexe nun Informationen von den beiden. Informationen über die Vorkommnisse in Baldurs Gate, denen ja nur Elias beigewohnt hatte. Da der ergrimmte Elias diese nicht offenbaren wollte, begann sie auch zu drohen.

Und was tat Fergus in diesem Moment? Er wusste ja nichts von den Geschehnissen in Baldurs Gate. Also was tun? Nachdem er der Hexe offenbart hatte, dass er von dem nichts wisse, verabschiedete er sich höflich und ging. Elias stand nun allein der mächtigen Hexe entgegen.

 

minotaurLasst uns in diesem spannenden Moment doch einen Blick nach oben werfen, die wie tapferen Kämpfer sich so schlugen. Und sie schlugen sich sogar sehr gut. Der Kampf verlief eindeutig zu Gunsten der Angreifer der Festung. Eine Schreckensfledermaus hatte der junge Druide noch herbeigerufen, welche im Kampf vernichtende Schäden gegen die Feinde hatte erzielen können. Auch Rohan war mit seiner Größe sehr kraftvoll und effektiv gewesen. Nun schritt dieser zu der Tür, die scheinbar in das Innere führte. Vorsichtig öffnete er diese und stellte sicherheitshalber seinen Fuß davor, damit keiner sie aufreißen und sie überraschen konnte. Aber was da nun doch durch die Tür gestürmt kam, ließ sich freilich so nicht aufhalten. Es war ein imposanter Minotaurus, der schnaufend und brüllend in den Hof rannte. Die Schreckensfledermaus war die erste, die den Angriff auf das Wesen ergriff, da kein weiterer Gegner zu sehen war. Doch sollte diese eher dem Minotauren zum Opfer fallen, der ihr einen Flügel ausriss. Doch der tapfere Paladin rächte in seiner immensen Größe was der Schreckensfledermaus widerfahren war und zerteilte den Minotaurus mit einem kräftigen seitlichen Hieb in zwei Teile. Die letzten beiden Gnolle ergriffen dabei nun panisch die Flucht. „EINS“ war dann mit einigen aus der Besatzung ebenfalls auf dem Weg nach unten.

Und wie stand es nun um den armen Elias, der allein der mächtigen Meerhexe gegenüberstand? Er versuchte, ruhig zu bleiben und die Situation irgendwie in den Griff zu bekommen. Sein kleiner Drache sprach erneut zu ihm und gab ihm einen entscheidenden Hinweis. Hinter der Hexe befand sich ein magischer Dolch, der der Hexe gefährlich werden könnte. Er bräuchte nur diesen zu ergreifen und sie damit anzugreifen. Elias wog seine Chancen ab und blendete die Meerhexe mit Magie, um sich dann unsichtbar zu machen und an ihr vorbei zu preschen in den Raum, in dem sich der Dolch befand. Ein befremdlicher Anblick tat sich ihm auf. Er sah ein Buch, das aufgeschlagen dort auf einem Pult lag. Darüber schwebte ein Auge, das scheinbar darin las, und Tentakel waren damit beschäftigt, die Seiten umzublättern. Und nicht nur das.. tatsächlich war da auf einem Podest ein reich verzierter Dolch. Als Elias jedoch den Kopf erhob, sah er recht weit oben im Raum auf einem Podest entlang der Wand unzählige Glasbehälter. Dem nicht unähnlich, den er hatte in dem Turm mitgehen lassen, mitsamt dem Inhalt, der zu leben erwacht und zu seinem Begleiter geworden war. Und auch der Inhalt dieser Behälter war gleich. In jedem dieser Glasbehälter war ebenfalls ein kleiner Drachen zu sehen. Elias eilte zu dem Dolch und wollte diesen holen. Doch eine unsichtbare Schutzbarriere hielt ihn davon ab, so dass er zurückprallte. Schlussendlich war es erneut der Drache, der aktiv wurde und nach einer mentalen kurzen Konversation den Dolch Elias brachte. Dieser war derweil andere Möglichkeiten am abwägen, seit er den Anblick der vielen Drachen gesehen hatte. Er wollte wiederholen, was ihm bereits einmal gelungen war.

Und wieder wollen wir schauen, was Elias‘ Kumpanen derweil erlebten. „EINS“ und die anderen begegneten in dem Gang schlussendlich Fergus, der weiterhin auf dem Weg in die Geborgenheit der Freiheit war. Der Anblick von Fergus ließ sie natürlich aufmerksam werden. Auf die Frage, wo denn die anderen waren, antwortete er jedoch nur, dass er das nicht wisse und zog seiner Wege. Sie folgten nun dem Gang in Sorge und voller Aufmerksamkeit, was auf sie lauern möge, da Fergus kaum eine Hilfe gewesen war.

 

mindflayerDiesmal wollen wir auch endlich nachsehen, wie es dem armen Leorinor ergangen ist in all der Zeit. Dieser war in einen steten Kampf mit dem Gedankenschinder verwickelt, seit dem er aus seiner Trance hatte erwachen können. Sein Wille, endlich diesen mentalen Fesseln zu entkommen, war stark, doch der Gedankenschinder ließ ihn nicht so einfach frei. Jeder klare Gedanken und jeder Kraftakt gen Freiheit wurde immer wieder von diesem Wesen zunichte gemacht wurde, so dass der arme Mondelf erneut in die geistigen Fesseln zurückgerissen wurde. Der Kampf schien eine Ewigkeit zu dauern. Nur einmal gelang es ihm, von dem Gedankenschinder zu befeien. Diese kurze Phase der Freiheit hatte er genutzt, um zu prüfen ob die Kultisten während ihrer rituellen Gesänge bei Sinnen waren. Noch während er feststellte, dass sie es nicht waren, griff ihn der Gedankenschinder erneut mit seiner geistigen Kraft an. Und das brachte dann den armen Mondelfen wieder dazu, sich „freiwillig“ auf den Altar zu legen.

Elias‘ Situation auf der anderen Seite des Ganges war hingegen eine völlig andere. Denn die Meerhexe war, während der Dolch geholt wurde, noch immer selbstsicher und ließ sich auch von dem Dolch nicht aus der Ruhe bringen. Sie hatte in der Zeit Elias zwei Optionen gegeben, wie er all das hier durch seine Kooperation überleben könnte. Entweder sollte er als Spion fungierend nach Baldurs Gate reisen oder zu ihrem Auftraggeber geschickt werden.

Keines der beiden Alternativen sagte Elias zu. Eher war er dabei eine eigene Alternative zu dem Dolch abzuwägen, da er der Hexe nicht zu nahe kommen wollte, obwohl der Drache ihn anfeuerte, anflehte, anschrie und jammerte, dass er endlich mit dem Dolch zustoßen solle, weil das die einzige Möglichkeit wäre, die Hexe zu vernichten. Schon hatte Elias aber die Schriftrolle in der Hand, die den Nekromantiezauber enthielt, mit dem er seinen kleinen Drachen erweckt hatte. Kaum, dass er den Zauber daraus gesprochen hatte, tat sich jedoch… nichts. Der Zauber verpuffte hier ohne jegliche Wirkung. Die vielen kleinen Wesen blieben wo sie waren, weiterhin tot und fern jeglichen Lebens.

 

Und wie erging es Rohan und Lylian und dem Rest? Ein Gegner tat sich dann doch noch auf, während Rohan und Kapitän Drake den Durchgang untersuchten, durch den der Minotaur gestürzt war. Lylian hatte diesen gesehen und war ihm ausgewichen. Was leider auch zur Folge hatte, dass der Bolzen der Armbrust dafür Drake erwischt hatte, welcher in Folge der Wunde, welche nicht die erste des Tages war, zusammenbrach.

Lylian nahm sich aber des Gnolls mit der Armbrust an und verwandelte sich in einen Wolf und attackierte diesen. Da der Biss eines Wolfes nicht zu verachten ist, floh dieser jedoch aus dem Kampf, kaum, dass er angefangen hatte. Da es wichtigeres gab, verfolgte Lylian ihn nicht weiter und kehrte zu Rohan zurück, der sich um Drake gekümmert hatte.

 

Widmen wir uns wieder der spannenden Szene unten zu. „EINS“ hatte schlussendlich den Raum erreicht, in dem Elias mit der Meerhexe sich befand. Die Situation war schnell klar für den Hünen und er schleuderte sogleich einen Speer nach der Meerhexe. Dieser durchbohrte sie und plötzlich schlugen Blitze aus ihrem Körper. Doch hatte er sie verletzen können? Leider nein. Dafür war ihr Angriff, der folgte, verheerend für ihn. Denn der arme „EINS“ wurde direkt vor Elias‘ Augen gepackt und sein Rückrad ihm entrissen. Er wurde regelrecht wie ein Fisch entgrätet, während das ganze Blut den Raum wie auch die Hexe besudelte.

Elias nahm dann schlussendlich allen Mut zusammen und attackierte die Hexe mit dem Dolch. Der erste Angriff war gut angesetzt und in der Tat siegreich. Kaum, dass die Klinge in den Körper der Hexe eingedrungen war, schrie diese auf. Ein Beben ging durch ihren Körper und ein großer Schwall Wasser strömte plötzlich durch den Raum. Die Augäpfel der Hexe zerplatzten und sie war schlussendlich besiegt und tot.

Mehrere Dinge passierten nun gleichzeitig. Der Singsang verstummte und eine befremdliche Stille kehrte ein. Nur die Wassertropfen intensivierten diese plötzliche Stille, die dann nochmals von dem Geräusch des Gitters unterbrochen wurde, welches von den Tentakeln fortgerissen wurde. Leorinor konnte sich in dem Augenblick ebenfalls befreien, da der Gedankenschinder ihn durch den Tod der Hexe endlich freigab. Taumelnd kam der zarte Elf auf die Beine und konnte gerade so noch sein Hab und Gut einsammeln.

Auf den Altaren wurden dann zwei Schriftstücke gefunden.

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Lylian

LylianLylian

Die Wurzeln bleiben verborgen.. daran wird sich so bald nichts ändern, das weiß er.
Die Wurzeln… sie bleiben verborgen.

Sein ihm bekanntes Leben begann erst in den Tiefen des Waldes. In der Obhut der Natur und der Menschenfrau, die ihn fand, als er noch nicht viel mehr als ein Säugling war.
Woher er kam, zu wem das junge Geschöpf gehörte, das sie inmitten einer Lichtung am Rande des riesigen Waldes entdeckte, nie fand sie es heraus. Nicht, dass sie lange und intensiv genug danach gesucht hätte. Nein, ihre Prioritäten waren immer andere. Sie nahm das Leben hin, wie es war.
Da sie selbst ein Leben unter ihrem Herzen trug, nahm sie das Elfensäugling auf und beschloss, es groß zu ziehen, in den Tiefen des Waldes. Sie war sich sicher, dass sowohl sie als Druidin wie auch die beiden zarten Leben genug Schutz und Sicherheit haben würden hier.. in der Wildnis. Einige Schicksalsschläge hatten in den letzten Jahren die junge Frau völlig der Gesellschaft anderer Rassen entrissen, und sie führte ein Leben in der Natur, welche sie schützte und ehrte. Dafür bekam sie von ihr treu und fürsorglich alles das, was sie und ihre beiden Söhne brauchen.
Sie gab dem Elfenkind den einzigen Elfennamen, den sie kannte:

Lylian

Eines der wenigen Namen, die sie mit etwas positivem verband.
Lylian wuchs gemeinsam mit ihrem Sohn Leovin auf. Sie erzog beide Jungen mit Liebe aber auch Strenge, lehrte sie schon von Kindesalter an, die Natur zu ehren und zu schützen und in ihr zu überleben. Sie lernten von ihr zu leben, zu wissen, zu kennen, zu die wunderbarsten aber auch schrecklichsten Dinge. Die Wildnis kann wundervoll sein, aber auch unbarmherzig. Sie kennt weder Gut noch Böse, sie kennt nur den steten Wandel, den Kampf ums Überleben und den schlichten Sieg des Stärkeren. Tod und Leben so dicht beieinander, dass die Kinder beides sehr früh kannten und respektierten und annahmen. So lernten sie auch früh, Leben zu nehmen.. nur wenn es unumgänglich ist, wenn es notwendig ist. Sei es um ein leidendes Tier zu erlösen, um nicht zu verhungern, oder um das Gleichgewicht zu halten.. und später.. um die Wildnis zu schützen, vor gefahrvollen Eindringlingen, vor bösen Kreaturen.
Lylian wuchs so in der Geborgenheit, der Abgeschiedenheit auf, und die Zivilisation und andere Rassen und Kulturen waren nur Geschichten, Erzählungen aus dem Mund seiner Ziehmutter und ihrer Erzählungen, denen er voller Faszination lauschte.

Die Jahre zogen ins Land und für die kleine Familie machte sich immer mehr bemerkbar, dass Lylian zu den langlebigen Rassen gehörte. Während sein Bruder bereits zu den Halbwüchsigen zählte, war Lylian noch immer im jungen Kindesalter. Während sein Bruder zu einem Mann heranreifte, war er noch immer ein Halbwüchsiger, der zuweilen noch immer recht verspielt war und sich scheinbar sehr viel Zeit nahm, erwachsen zu werden. Es brauchte lange bis sein Bruder dies so gut an- und hinnahm, wie es ihre nun langsam alternde Mutter tat.

Er war noch ein halbes Kind, als sie ihm die Fähigkeit vermittelte, nicht nur mit Tieren umzugehen, sie zu verstehen, sondern auch seinen Körper so zu beeinflussen, dass er sich in eines der Geschöpfe verwandeln konnte. Zunächst war es ein Wolf. Was für ein unspektakulärer kleiner Wolf er war! Aber er war soo stolz, als ihm diese schwere Aufgabe endlich gelungen war! Sogar den ersten Schmerz hatte er kurz darauf vergessen und übte Tag und Nacht, um diese neue Kraft besser zu beherrschen, tobte so lange er konnte in Tiergestalt umher, genoss, die vielen neuen Eindrücke, die völlig andere viel intensivere Wahrnehmung eines Tieres, bis die Kraft ihn wieder in seine eigene Gestalt zurückzwang.
Und sein Stolz war unermesslich groß, als er ihr das erste Mal einen selbst gejagten Hasen vor die Füße legen konnte! Es war zwar recht.. nun.. mitgenommen und schon ziemlich angenagt, aber es war eine selbst erlegte Beute!! Welch herrliche Zeit.

Inzwischen war Lylian zu einem jungen Elfen herangereift. Noch nicht völlig ausgewachsen, war er ein ein halb Köpfe kleiner und um ein vielfaches zierlicher als sein stämmiger Bruder. Das was sein Bruder an Kraft und Widerstand herbrachte, machte er mit seiner Agilität, seinem Geschick wett. Sein dunkles dichtes schönes Haar hatte die Mutter nie anrühren können, und so wuchs es wild und ungebändigt bis zu seinen Hüften hinab und verlieh dem Halbwüchsigen umso mehr etwas wildes. Die grünen Augen hingegen, stachen in dem hübschen zarten Gesicht, welches von der dunklen Mähne umrahmt war, hervor und verliehen ihm etwas Katzenhaftes. Unzählige kleine Narben und eine größere Narbe von einem tiefen Biss am Oberschenkel offenbarten sein nicht gerade behütetes Leben in der Wildnis.
Jahreszeiten und Jahrzehnte zogen an ihnen vorbei. Und schließlich ließ ihre Mutter sie beide allein zurück. Ihr Tod war wie ihr Leben hier draußen… still und unspektakulär. Sie gaben sie in dieser Schlichtheit der Natur zurück. Ihre Trauer währte noch lange tief in ihnen, auch wenn sie nun all das was ihre Mutter sie ihnen gelehrt hatte, auf ihre eigenen Schultern nahmen, ohne auch nur zu zögern. Sie schützten gemeinsam die Wildnis, sorgten für das Gleichgewicht, nutzen die Magie, die sie beherrschten, und bauten diese durch gemeinsame Übungen und Studien weiter aus.
Doch die Mutter hatte in ihren letzten Tagen mit Leovin geredet. Sie hatte ihm eine Aufgabe gegeben. Und als die Zeit einige Jahre später gekommen war, war Lylian mit seinen knapp 80 Jahren noch immer nicht völlig herangereift, während sein Bruder nun ein alter Greis war. Zu der Zeit, trat sein Bruder an Lylian heran und sprach mit ihm. Sprach eindringlich und ohne auch nur eine Sekunde nachzugeben, denn Lylian sträubte sich, den letzten Willen seiner Mutter umzusetzen. Warum sollte er fort?? Hier war seine Welt, seine Heimat, hier wollte er leben! Zumal sein Bruder selbst nun immer älter wurde und seine Hilfe sicher bräuchte. Doch die Mutter hatte entschieden. Er sollte in die weite Welt, entdecken, lernen, erfahren.. und vor allem, herausfinden, wer er ist, zu wem er gehört.
Es verging fast der gesamte Winter, bis sein Bruder ihn soweit hatte, dass er nun schließlich im Frühjahr sich aufmachte. Er würde zurückkommen. Das versprach er ihm. Er würde zurückkommen, sobald er wusste, was geschehen war, wer ihn dort zurückgelassen hatte und wer er war. Und dann würde er wieder seinen Platz dort einnehmen, wo er hingehörte.
Die Trennung fiel ihm schwer, aber er war auch voller Aufregung, das musste er eingestehen. Es war ein trauriges Bild, diesen Greisen zu sehen, mit dem er sein ganzes Leben verbracht hatte. Als die Gestalt hinter den ersten Bäumen verschwandt, legte Lylian seinen ganzen Willen zusammen, um nur noch nach vorn zu sehen. Nur nach vorn! In die Ferne!
Der Weg durch den Wald war noch vertraut, doch dann, als er an der Waldgrenze war, blieb er stehen, sah zurück.. sah nach vorn in die Weite und.. es brauchte, bis er den ersten Schritt hinaus tun konnte. Danach fiel es ihm mit jedem Schritt etwas einfacher. Denn er war auch voller Neugierde und Aufregung. Ein weiteres Abenteuer. Und was für eines!!
Er wusste von seiner Mutter, in welche Himmelsrichtung er musste, um die ersten Siedlungen zu erreichen. Und als er sich überwunden hatte, diese auch zu betreten, begegneten ihm viele befremdliche Dinge die er nicht kannte und nicht verstand. Doch er verhielt sich so dezent, dass er kaum auffiel. So konnte er vieles studieren und daraus Rückschlüsse ziehen. Die ersten Tage waren sehr turbulent und nicht ganz einfach. Doch bemühte er sich, sich anzupassen und lernte… lernte lernte alles was er sah. Wie ein trockener Schwamm sog er alles auf!

In dem zweiten Dorf traf er schließlich auf eine Handelskaravane, die bereit war ihn mitzunehmen, wenn er hier und da mit anpacken würde. Die simple Frage, ob sie in eine größere Stadt fahren würden, bejahte man. Also war er dabei, kümmerte sich um die Tiere und packte überall mit an, wo er gebraucht wurde.
Dass ihr Ziel gerade die riesige Stadt Baldurs Gate sein würde.. das ahnte er damals noch nicht. Zumindest nicht in was für ein Ungetüm in feierlicher Stimmung er geraten würde.
Willkommen in der aufregenden abtrünnigen Zivilisation mit seinen hunderten Gesichtern kleiner Elf.
Möge sie dir schlussendlich offenbaren, woher die Wurzeln deines Lebensbaumes kommen.

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