Die Schatten werden länger (The Adventurer)
Ich sage euch eins. So, wie sich die Geschichte gerade entwickelt, macht sie mir wirklich Angst! Die letzte Nacht war gespickt mit einem Ereignis nach dem anderen. Als ich in dieser Nacht aufwachte, geplagt von einem furchtbaren Traum, war mir recht schnell klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Bald sollte ich erfahren, dass „etwas stimmte nicht“ wahrlich untertrieben war. Der Traum, den ich gehabt hatte, schien eine Art Nachricht oder Botschaft gewesen zu sein, denn ich sah die Succubus Fyrelvia, der wir erfolgreich dieses finstere Buch abgenommen hatten.
Wie genau sie mich hatte finden können, war mir schleierhaft, doch ich sah sie vor mir, ganz deutlich. Und sie sprach zu mir. Hätte sie mal bedacht, dass ich kein Abyssal beherrsche … oder Infernal. Welche der beiden dämonischen Sprachen sie auch immer gesprochen hatte. Nach meinem Aufstehen trieb es mich an Rudgers Zimmer vorbei, weil ich hoffte, dass ein kleiner Spaziergang meine rasenden Gedanken klären könnte. Doch dem war nicht so. Stattdessen bemerkte ich ein blaues Licht, das aus seinem Zimmer auszugehen schien, sowie seltsame Geräusche, fast als kämen sie aus einer Taverne. Außerdem glaubte ich, Magie zu spüren, die nicht auf Rudger hinwies … Auf ein wiederholtes Klopfen meinerseits reagierte er allerdings nicht und da seine Tür abgeschlossen war entschied ich, vorerst zu Felicia zu gehen. Vielleicht hatte meine Schwester ja einen guten Rat für mich.
Aber Felicia wusste ebenso wenig, wovon ich da sprach, doch schien sie besorgt, weshalb wir gemeinsam zurück zu Rudgers Zimmer liefen. Nur um festzustellen, dass das Licht verschwunden und das Zimmer leer war. Naja, fast leer zumindest. Rudger war verschwunden, doch ein Großteil seiner Sachen war noch drinnen. Erst glaubte Felicia wohl, ich sei einfach nur übermüdet und hätte mir das Ganze eingebildet, aber wenig später sollte sie vom Gegenteil überzeugt werden. Und ich glücklicherweise auch, denn für einen kurzen Moment hatte ich begonnen, an meinen eigenen Sinnen zu zweifeln.
Aus meinem Zimmer nebenan vernahmen wir nämlich plötzlich Geräusche, so als würde jemand darin herumwühlen. Dabei hatte ich die Tür zuvor doch abgeschlossen? Ich reichte Felicia den Schlüssel, sie öffnete die Tür und sah sich Auge in Auge mit dem Imp wieder, dem ich am Tag zuvor gemeinsam mit Skaakas das Buch entwendet hatte. Meine Schwester reagierte schnell und machte dem kleinen Teufelchen mit einem mächtigen Bodyslam den Gar aus und wir nahmen das Buch wieder an uns, das er offensichtlich aus meinen Sachen hatte versucht zu stehlen. Schnell packte ich das Buch zurück in meine Tasche und hängte sie um. Ab jetzt würde ich es nicht mehr aus den Augen lassen!
Kurz darauf kamen Skaakas und der Castellan zu unserem Geschoss der Burg und erklärten, dass auch sie seltsame Träume gehabt und Geräusche gehört hatten. Auch Malcer gesellte sich zu uns. Ihm war ebenfalls nicht bekannt, wo Rudger sich wohl aufhalten könnte, weshalb wir vermuteten, dass man ihn mithilfe von Teleportations-Magie entführt hatte. Eine Tatsache, die mich noch unruhiger machte. Zudem erklärte der Castellan, dass wir das Buch so bald wie möglich von hier weg bringen sollten, da es das Böse nur so anzog. Von dieser Idee war ich dann schon eher angetan. Zuvor machten wir uns jedoch erst noch einmal auf den Weg zur Mühle, um dort nach Kiara zu sehen und sie gegebenenfalls über unsere neuen „Erkenntnisse“ zu unterrichten.
Noch während wir um die Mühle herum liefen, um draußen nach dem Rechten zu sehen, bemerkte ich Spuren auf dem Boden. Ein paar kleine und ein paar größere Spuren. Anscheinend stammten sie von einem Goblin und einem Ork. Wir entschieden uns für den ersten Plan, der uns in den Sinn kam: Das Gebäude stürmen und die Feinde eliminieren! Wobei ganz umbringen wollten wir sie nicht, schließlich wollten wir zumindest einen von ihnen zu ihrem Aufenthalt hier befragen. Der Kampf war recht schnell beendet, zumal Kiara, die sich im oberen Teil der Mühle versteckt hatte, noch zu uns gestoßen war und zumindest den Goblin konnten wir am Leben erhalten, um zu erfahren, wieso er hier war.
Anscheinend hatte Xax, der Imp, die beiden hier her bestellt und sie hier warten lassen, um noch etwas holen zu können. Dabei musste es sich wohl um das Buch gehandelt haben. Unweigerlich schloss mein Griff um meine Tasche sich stärker. Felicia beendet die Befragung letztlich mit einer Enthauptung des Goblins und nahm den hübschen Hammer an sich, den der Ork bei sich gehabt hatte.
Ich steckte die Dolche des Goblins ein und noch während ich mich bückte, um sie aufzuheben, hörte ich ein plumpes Geräusch, so als ob etwas zu Boden fiel. Malcer war offensichtlich während des Kampfes mit dem Goblin verwundet und sogar vergiftet worden. Glücklicherweise konnte ich das Gift aus seinem Kreislauf entfernen und fand zudem ein Gegengift bei dem Goblin, das ich jedoch vorsichtshalber auch erst einmal einsteckte. Wer wusste schon, wofür man so etwas noch gebrauchen könnte?
Nach dem Kampf erstatteten wir dem Castellan und Skaakas, die draußen standen, Bericht und sie unterstrichen noch einmal, wie wichtig es war, das Buch von hier weg an einen sicheren Ort zu bringen. Dabei waren sie sich einig, dass wir es nach Durlags Turm im Norden bringen sollten. Allein der Name sorgte bei mir für Gänsehaut und als sie uns erzählten, dass es dort vor dunklen Kreaturen nur so hauste, rutschte mir das Herz in die Hose. Und dort sollte das Buch wirklich vor dem Bösen geschützt sein? Schön und gut aber wir waren es nicht … Dennoch machten wir uns direkt am nächsten Morgen los auf den Weg nach Durlags Turm. Rudger ließen wir dabei zurück, unwissend wo er war und mit dem Plan, zu späterer Zeit noch einmal nach ihm zu suchen. Unglücklicherweise hatte das Buch anscheinend höhere Priorität …
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