Fizznic Gierbart
„Oh, was ein wundervolles Plätzchen!“
Mit freudiger Miene betritt die kauzige Gestalt die kleine, unscheinbare Grotte. Jeder andere wäre ohne weiteres an ihr vorbeigezogen, hätte vermutlich nicht einmal den winzigen Eingang zu ihr entdeckt. Aber nicht Fizznic. Kein Gnom seines Formats.
„Na dann wollen wir mal sehen, was du zu bieten hast.“
Mit Schwung springt er auf einen flachen Stein, der grade groß genug ist, dass seine beiden Füße Platz darauf finden und schlittert den Abhang hinab, bis zum feuchten, schlammigen Boden der Grotte.
Fizznic weiß, dass es immer die unscheinbarsten, kleinsten und unwegsamsten Orte sind, an denen sich die edelsten Stücke finden lassen.
Doch dieser scheint viel größer als zunächst angenommen. Meter um Meter stapft er im Dämmerlicht durch Matsch und Pfützen, klettert über rutschige Steine und zwängt sich durch enge Gänge.
Er geht nicht oft auf Schatzsuche. Steht Tag für Tag im feinen Zwirn im Laden, um seine Schmuckstücke an den Mann oder – was häufiger der Fall ist – an die Frau zu bringen. Es ist kein schlechtes Leben.
Doch manchmal langweilt ihn die Stadt und es packt ihn die Abenteuerlust. Dann zieht es ihn in tiefe Gräben und dunkle Höhlen, auf der Suche nach dem nächsten großen Fund, der ihm wieder den Lohn für Monate im Voraus sichert.
Heute scheint er aber kein Glück zu haben. Bereits seit Stunden kämpft er sich schlammverschmiert durch dieses Loch, doch weit und breit kein Gold, kein Edelstein in Sicht.
„Was für ein Reinfall.“, denkt er sich und will grade den Rückweg antreten, als ihm ein schwaches Leuchten in den Augenwinkel fällt. Ein tiefer, blutroter Schimmer scheint durch den Matsch am Boden, fast als würde er pulsieren. Ein breites Lächeln macht sich im Gesicht des Gnomes breit.
Langsam nähert er sich der Stelle. Er streicht den Matsch mit seiner dreckigen Hand zur Seite und darunter erscheint ein roter Edelstein, von außerordentlicher Größe.
„Was für ein Prachtstück!“
Hastig greift er nach seinem Werkzeug, um den festsitzenden Stein zu lösen.
Klonk – Klonk – Klonk – Klonk – Ein Hartnäckiges Biest.
Klonk – Klonk – Klonk – Klonk – Das dauert viel zu lange.
Klonk – Klonk – Klonk – Ka-lonk – Na endlich… Der Stein löst sich.
Doch plötzlich packt ihn eine knochige Hand am Arm. Noch bevor ihm die Zeit bleibt auch nur zu blinzeln, schnellt ein grässlicher Schädel aus dem Boden hervor und blickt ihm mit einem einzelnen, verwesten Auge direkt in das seine. Auf der andern Seite nur ein schwarzes Loch, in dem bis eben noch der Edelstein seinen Platz fand.
„Fizzzzzznic“ zischt die untote Gestalt „du gieriges Wesen…“
Erstarrt vor Angst bringt der sonst so redegewandte Gnom nur einen einzigen Satz heraus: „W-Was… Was willst du von mir, du unheilige Kreatur?“
„Nun, das mein Freund“ flüstert der Untote und seine noch vorhandenen Hautfetzen verzerren sich zu einer grinsenden Fratze „wirst du schon noch erfahren!“
Aufgewachsen in einer behüteten Gnomenstadt, schlägt sich Fizznic zunächst als Juwelier mit gutem Auskommen durchs Leben. Doch als er im zarten Alter von 50 Jahren eine Leiche eines besonders wertvoll anmutenden Edelsteins entledigt, ändert sich sein bisheriges Leben schlagartig.
Plötzlich erwachen magische Fähigkeiten in Fizznic, die er zunächst nur zur Täuschung seiner immer besser zahlenden Kunden einsetzt.
Innerhalb kürzester Zeit erkennt er jedoch, welche Macht ihm inne wohnt und strebt nach mehr magischem Wissen. Sehr zum Mismut seiner Nachbarn, die Nacht für Nacht durch lautes Knallen und geisterhafte Schreie aus dem Schlaf gerissen werden, beginnt er mit Illusionszaubern und Alchemie zu experimentieren.
Auch wenn er diese Fähigkeiten erfolgreich nutzt, um seine Mitgnome gegeneinander aufzuwiegeln, reicht ihm die kleine Stadt nicht lange als Spielwiese seiner Machenschaften.
Nicht zuletzt auch wegen der haltlosen Anschuldigungen er würde Leuten immer häufiger billige Ware andrehen, die nach wenigen Tagen ihren Glanz verliert, entscheidet er sich seine Heimatstadt zu verlassen, um ein Leben als Abenteurer zu beginnen.
Auf der Suche nach wertvollen Edelsteinen und starken Ingredenzien, streift Fizznic seitdem durchs Land, um seine Macht und seinen Einfluss im Namen Vecnas zu vergrößern. Schon bald fällt ihm dabei eine Halbling-Schurkin ins Auge, die seinen Sinn für Täuschung und Hinterhältigkeit zu teilen scheint.
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