Kisa’ana

Kisa'anaKisa’ana

Ich weiß, wer meine Eltern sind. Es sind nicht die, die mich zur Welt gebracht haben, sondern die, die mich aufgezogen haben. Viele würden einen für verrückt erklären, wenn man denen sagt, dass man von Wölfen aufgezogen wurde. Doch bei mir? Bei mir ist das wirklich so. Ich weiß inzwischen, dass ich im Unterreich zur Welt gekommen bin, aber wie ich an die Oberfläche kam und von einer Familie im Lauerwald großgezogen wurde, das weiß ich nicht. Ich vermute, dass sie mich mitgenommen haben, als sie selber geflohen sind. Mein Pfad durch die Wälder begann am 13. Elasias im Jahre 1332 in Ched Nassad. Und meine Erinnerungen an meine Erzeuger sind nicht vorhanden. Ich will es auch nicht wissen. Meine eigenen Erinnerungen fangen rund 2 Jahre später an.

Ein Dorf im Süden vom Lauerwald. Es ist ein kleines Dorf gewesen. Einfache Leute. Barbaren, Bauern und ein paar Lykanthropen, Werwölfe um genau zu sein, lebten hier. Im Einklang mit der Natur. Es wurde Ackerbau und Viehzucht betrieben, aber aus dem Wald wurde sich nur das geholt, was man zum leben braucht. Harmonisch im Einklang mit der Natur. Das Dorf selber hatte maximal 100 Seelen gehabt. Materiell hatten wir nicht viel. Wir waren kein Ziel für Räuber und Diebe. Seit über 2 Jahrhunderten existiert dieses kleine Dorf. Fern von irgendwelchen Kämpfen und Überfällen, aber man sollte die Einwohner nicht wirklich unterschätzen. Sie wissen mit ihren Waffen durchaus um zu gehen. Und sie wissen genau, wie sie mit ihren Waffen ihre Feinde töten können. Doch ihr fragt euch, was hat das mit meinen Eltern zu tun? Warum behaupte ich, dass ich unter Wölfen aufgewachsen bin? Das ist einfach. Zedrick, mein Vater, war ein Werwolf. Er war Sklave in Ched Nassad und konnte fliehen. Auf der Flucht hat er mich gefunden und hat mich mitgenommen. Laut seinen Erzählungen, hatte er eine Unterhaltung meiner Erzeuger belauscht. Sie wollten mich töten. Als Opfer an Lolth. Er nahm mich mit. Unterwegs trafen wir noch auf Daria. Ebenfalls ein Werwolf. Sie war die Geliebte von Zedrick. Mit mir auf dem Arm flohen sie aus dem Unterreich. In den Lauerwald wo sie sich niederließen. In dem Dorf wurden sie aufgenommen und gründeten ihre Familie. Und sie waren von der Göttin der Wälder gesegnet. John, Frieja, Zandro, Iriea, Zeria und Dora darf ich zu meinen Geschwistern zählen, obwohl sie mich adoptiert haben. Sie sind meine Familie. Meine Eltern und meine kleinen Geschwister. Ja ihr habt richtig gehört. 6 Geschwister und ich bin glücklich darüber. Meine Eltern haben mir gesagt, woher ich stamme, aber ich will nicht zurück zur Stätte meiner Geburt. Als ich älter wurde, übte ich den Umgang mit den Waffen. Meine Mutter bestand darauf, dass ich es erlerne. Die schweren Waffen, die einige führen, waren nichts für mich. Da waren leichtere Waffen wie Rapiere oder Krummsäbel lieber. Doch mein wahres Talent lag beim Umgang mit dem Bogen. Ich trainierte mit dem Bogen und den Armbrüsten und wurde von Tag zu Tag immer besser. Und als ich im entsprechenden Alter war, habe ich meine Reifeprüfung für die Erwachsenen abgelegt. Eine Jagd im Lauerwald und ich erlegte einen Braunbären. Die Zähne von dem Bären zieren immer noch meine Kette. Ich erlegte den Bären und zerteilte ihn. Ich zog ihm das Fell ab und mit allem kam ich wieder zurück ins Dorf. Die Zähne besitze ich immer noch. Aufgehängt zu einer Kette. Nun war ich ein Teil der Gemeinschaft mit allen Rechte und Pflichten. Zusammen mit meinen Geschwistern ließen wir 7 Kinder uns tätowieren. Auf dem Rücken ein Wolf und auf dem linken und rechten Unterarm die Klaue eines Wolfes. Mit einer speziellen Farbe, dass wir uns immer und überall erkennen. Meine Familie lebt zwar länger als andere Menschen, aber auch bei meinen Eltern bleibt die Zeit nicht still zu stehen und eines Tages verstarben sie und standen vor Kelemvor. Doch wir 7 Kinder haben sie gefeiert. Wir waren stolz auf sie und hoben die Krüge.

Zusammen mit dem Rest des Dorfes. Aber für mich ging es raus in die Welt. Etwas zog mich nach draußen, die Welt zu erkunden. Und so zog ich in die Welt. Selune hat mich geführt und nachdem ich einige Gebiete erkundet habe, bin ich im Eiswindtal angekommen. Und ich weiß nicht, was mich noch erwarten wird in dieser eisigen Einöde. Doch im Herzen habe ich meine Familie mit dabei. Sie führen mich und die Natur versorgt mich mit dem, was ich habe. Wenn ich was brauche, dann tausche ich das gegerbte Leder um. Für Dinge, die ich brauche. So habe ich es im Dorf gelernt.

Reihenfolge der Geburt ihrer Geschwister:

John
Frieja
Zandro
Iriea
Zeria
Dora

Farhea e’Laveliath

Farhea e'LaveliathNAME: Farhea e’Laveliath
RACE: Fallen Aasimar
AGE: 26 Years
CLASS: Fighter [Eldritch Knight]
ALIGNMENT: Lawful Neutral
LANGUAGES: Common, Celestial, Abyssal
HEIGHT: 6 ft. [1,83m]
WEIGHT: 174 lbs [79kg]
EYESCOLOR: Silver
HAIRCOLOR: Black

STK DEX CON IN WIS CH
20 11 16 19 14 18

STORYLINE

… Hello, hello remember me?
I’m everything you can’t control

Das Leben ist vergänglich. Man glaubt, alles zu haben und vertraut darauf, glücklich zu sein, bis man an den Punkt gelangt, eine Entscheidung fällen zu müssen, die alles verändern könnte. Ob man die Richtige getroffen hat, wird einem aber nie so wirklich bewusst.

Ihr eigenes Leben begann mit der Entscheidung ihrer Eltern, Kinder zu haben. Reinrassige Aasimare. Eine absolute Seltenheit, wie man ihr häufig im Kindesalter unterbreitet hatte. Eine ähnliche Seltenheit ist die Tatsache, dass sie ein Drilling ist. Ihre Geschwister sind nur wenige Minuten älter als sie selbst und zumindest ihr Bruder stahl bereits bei der gemeinsamen Geburt den Platz als bravstes Kind der materiellen Ebene, während sie mit etwas geboren wurde, was bei ihren Eltern seit jeher zu Stirnrunzeln und besorgten Blicken führte. Anders als die meisten ihrer Art, besaß Farhea damals keine weiß-goldenen Flügel. Ihre waren von schwarzen Federn besetzt, was nicht selten als schlechtes Omen gesehen wird.

Aber es gab schließlich noch den absoluten Lichtblick in Form ihrer Geschwister, die sich beide ein wenig mehr in ihre Gesellschaft einfügten, als Rhea das tat. Einerseits war da ihr Bruder – der Engel in menschlicher Gestalt. Yieshan war all das, was sie nicht war – niemals sein wollte – und noch viel mehr. Er war die Herzlichkeit selbst, besaß das sanfteste Lächeln, was die Aasimar jemals gesehen hatte und verfügte über ein natürliches Talent für Magie – göttliche Magie. Etwas, was in ihrer Familie gehütet und an die nächste Generation weitergegeben wurde. Selbst Lichtblick Nummer zwei folgte jenen Zügen und gab sich der Gottheit hin, welche im Stamm fast ausschließlich verehrt wurde. Er verfügte selbst über einen eigenen Pelortempel, in dem ihre Geschwister ausgebildet wurden. Etwas, was man ihr anfangs auch noch aufzwingen wollte, jedoch wehrte sie sich vehement gegen diese lästigen Lehren, weswegen sie letztendlich – sehr zu ihrem Leidwesen – von ihrer Mutter unterrichtet worden war.

Ob gewollt oder nicht, waren es die hohen Erwartungen ihrer Eltern, die die Geschwister immer irgendwo gegeneinander aufstachelten. Zumindest sah Farhea dies in ihrer Kindheit oft so. Heute gesteht sie sich sogar ein, dass sie lediglich einfach nur neidisch auf die pure Perfektion ihrer beiden Geschwister war und gerade deshalb ständig akribisch nach Fehlern in ihnen gesucht hatte. Allerdings mangelte es häufig an solchen. Stattdessen trieb ihr Neid auf die Aufmerksamkeit ihrer Eltern sie einst so weit, gerade ihren Bruder ständig zu ärgern und die Schuld in jedem Belang auf ihn zu schieben. Unglücklicherweise kam gerade ihre Mutter Yielenna oft dahinter, womit der Unmut auf ihren Bruder und ihre Eltern nur weiter wuchs. Selbst ihre Schwester schaffte es früher nicht, zu ihr durchzudringen, wenngleich die tadelnden Blicke von Rheneyra sich bis heute in ihr Gedächtnis eingebrannt haben und sie innerlich genau wusste, dass das, was sie ihren Geschwistern antat, nicht richtig war. Ihre Schwester erfuhr auch nie ihre komplette Bandbreite an Ausbrüchen basierend auf ihrem Neid, einfach weil diese ihr genügend Kontra geben konnte und zumindest nicht gänzlich angreifbar wirkte.

Lediglich bei ihrem Vater – nach dem sie im Übrigen auch benannt ist – fand sie hin- und wieder Zustimmung und er war es auch, der ihr riet, nicht ständig neidisch auf das zu sein, was ihre Geschwister besaßen und konnten, sondern sich etwas Eigenes zu suchen, in dem sie ihnen überlegen war.

Jener Rat war wohl der Grundstein für ihre heutigen Fähigkeiten. Sie beobachtete Yieshan und Rheneyra einige Zeit und stellte relativ schnell fest, dass sich der Junge selten wehrte und ihre Schwester ungern zu einem Schwert griff. Wann immer sie ihm wütend irgendwelche Schimpftriaden entgegen warf, nickte er oft nur oder sagte schlicht und ergreifend gar nichts. Stattdessen lächelte er entschuldigend, nur um sie im nächsten Moment in den Arm zu nehmen. Fast so als vergebe er ihr direkt und tatsächlich verstand sie lange Zeit nicht, was er damit bezweckte. Geschweige denn konnte sie nachvollziehen, warum er nach all dem was sie ihm angetan hatte noch immer so etwas sagen konnte, wie ‚Ich hab‘ dich lieb‘. Erst als sie älter wurde und den eigenen Weg für sich gefunden hatte, lernte sie diese Gesten ihres Bruders wirklich zu schätzen. Etwas, was sie bis heute eigentlich bereut und tatsächlich sind es auch ihre Geschwister, die sie an ihrer Heimat wohl am ehesten vermisst. Sie vermisst die realistische Art ihrer Schwester, die sie mit weisen Worten auskontern und aus der Reserve locken konnte. Hätte sich Farhea früher womöglich auf die Beziehung zu den beiden eingelassen, wäre aus ihnen wohl eine unglaubliche Übermacht geworden, die besser nicht hätte zusammenarbeiten können.

In ihrer Kindheit hätte sie dies nur niemals zugegeben. Sie war rebellisch, hatte ein loses Mundwerk und hatte jede noch so kleine Vorschrift ihrer Mutter mit einem hämischen Grinsen kategorisch abgetan. In ihrem Kopf existierte nur der Wunsch, den Wald Methwood irgendwann zu verlassen und die Welt zu sehen. Allein dafür wollte sie eine gewisse Stärke erlangen. Sie wollte Heldentaten vollbringen und nicht wie ein eingekesselter Verbrecher abgelegen der Zivilisation über eine Ansammlung ihres Gleichen herrschen. Ohnehin wären ihre Geschwister in ihren Augen wesentlich besser dafür geeignet und bräuchten sie wohl kaum dafür, eine Meute ohnehin selten verklemmter Halbengel anzuleiten.

So oft hatte sie diese Gedanken mit ihrem Vater geteilt und ihrer Mutter um die Ohren geschrien, aber letztendlich oblag ihr Nachname und die Tradition. Im Alter von 10 Jahren bekam sowohl sie als auch Yieshan und Rheneyra etwas, was sie immer daran erinnern sollte, woher sie stammten und was ihre eigentliche Bestimmung war. Bis heute verabscheut sie die Gedanken an diesen einen Tag, findet aber auch keinerlei Möglichkeit mit ihm abzuschließen. Wann immer sie sich im Spiegel anschaut, existiert dieser kleine Punkt auf ihrer Stirn, der sie die Erinnerungen revuepassieren lässt.

Sie hatte gerade begonnen unter Aufsicht der Leibwache ihrer Mutter mit Schwert und Schild zu üben und befand sich in einer ihrer ersten Trainingseinheiten, als man sie bat, die Gemächer ihrer Mutter aufzusuchen. Von drinnen hörte sie ihre Schwester murmelnd mit ihrer Yielenna sprechen und für den Augenblick glaubte sie bereits, man habe einfach die falsche Schwester her zitiert. Allerdings war es kaum ein Fehler der Wache gewesen, die sie hergeleitet hatte. Ihre Anwesenheit war definitiv gefordert gewesen und was mit einem gehässigen Schlagabtausch zwischen Mutter und Tochter begann, wurde irgendwann zu erstickten Schreien.

Man offenbarte ihr, eine Tätowierung zu erhalten. Eine Magische. Allein letzteres war Grund genug, jene Prozedur abzulehnen. Sollte ihre Schwester doch alleinige Trägerin werden, wo sie sich so wenig dagegen zu Wehr setzte. Allerdings hatte Farhea damals die magischen Fähigkeiten ihrer Mutter unterschätzt, die ihr letztendlich ihren Willen aufzwang und ihre Tochter mit etlichen Schlieren belegte, die sich sowohl über ihren Rücken, ihre Schultern als auch über ihre Arme zogen. Bis heute erinnert sie sich an das Brennen auf ihrer Haut und die Hilflosigkeit ihres Körpers, sich von den seltsam leuchtenden Fingern abzuwenden. Letztendlich wurde ihre Tortur mit einem einzigen Daumenauflegen auf ihrer Stirn vollendet – jener Punkt, der sie noch immer an das entspannte Gesicht ihrer älteren Schwester erinnert. Jener Punkt, der sie die Schmerzen nie vergessen lassen wird. Jene Schmerzen, von denen Rheneyra bis heute leugnet, dass sie sie gespürt habe.

Nach diesem Tag stand für Farhea fest, dass sie niemals in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und ihr Erbe antreten wollte. Stattdessen konzentrierte sich das Mädchen darauf, stärker zu werden und konnte mit jungen Fünfzehnjahren besser mit einem Schwert umgehen als manche der Wachen, mit denen sie täglich trainierte. Zumindest tat sie das eine Zeit lang. Umso älter sie jedoch wurde, desto mehr kristallisierte sich ihre Vorliebe für das eigene Geschlecht heraus und ihr sprachliches Geschick gegenüber ihm blieb auch nicht unentdeckt. Obwohl ihr ihre Stellung als Herrscherfamilien-Tochter missfiel, benutzte sie sie nicht selten, um das ein oder andere Mädchen anzuflirten. Meistens solche, die ihr Bruder auch nicht völlig uninteressant fand. Wobei ihre Schwester auch nicht gänzlich von eben jenen Neckereien verschont.

Jene Vorliebe war jedoch letztendlich eben jene Entscheidung, die sie heute bereut. Sicherlich ist sie heute immer noch in gewisser Weise hinter bestimmten Rockzipfeln her, jedoch mit weitaus mehr Vorsicht, Klasse und Gefühl, als damals.

… to be continued

NAMENSERKLÄRUNG

Was genau sich ihre Eltern einst dachten, als man sie Farhea nannte, hatte besagte Namensträgerin eine Zeit lang durchaus hinterfragt, allerdings nie eine zufriedenstellende Antwort erhalten. Sie ist benannt nach einer bestimmten Sternenkonstellation, die des Klanges halber noch eine weitere Vorsilbe bekam. Somit setzt sich ihr Name zusammen aus Fa was so viel bedeutet wie Beginn oder Anfang und Rhea, was hingegen mit strömender Fluss übersetzt werden kann und besagte celestische Sternenkonstellation darstellt. Frei übersetzt lautet ihr Vorname also Der Anfang eines strömenden Flusses. Jene Vorsilbe ist dieselbe, welche auch ihr Vater trägt, was in ihrer Familie häufiger vorkommt. Die männlichen Nachkommen erhalten einen Namen der dem der Mutter ähnelt und umgekehrt.

Ihr Nachname hingegen ist schwer zu übersetzen. Er ist in relativ altem Celestisch geschrieben, welches mit einer elfischen Vorsilbe verwoben wurde. Existieren tut er an sich schon relativ lange, wenngleich er bei den meisten Rassen nur unbekümmertes Achselzucken hervorruft. Tatsächlich ist e’Laveliath allerdings eine über Jahrhunderte bestehende Herrscherfamilie. Adlig kann man sie wohl nicht nennen, aber sie regieren über den Zusammenschluss von Aasimaren in Tymanther.

KODEX & ALIGNMENT

Regeln und Gesetze sind notwendige Übel, damit die Welt nicht gänzlich in Anarchismus untergeht. Allerdings erachtet Farhea nicht alle von ihnen als etwas Erstrebenswertes. Nur weil in einem Teil der Welt Sklavenhandel erlaubt ist, heißt sie ihn nicht automatisch gut.
Außerdem hat sie in ihrem Leben gelernt, dass nicht alles den Stempel ‚Böse‘ und ‚Gut‘ oder ‚Schwarz‘ und ‚Weiß‘ benötigt. Manchmal bewegt man sich schlicht und ergreifend zwischen all dem und sieht hin- und wieder die Notwendigkeit, sich keiner dieser Seiten anzuschließen.
Neben all dem hat aber auch jemand wie Farhea gewisse moralische Vorstellungen, gegen die sie niemals verstoßen würde und die in jeglicher Form ihr Handeln bestimmen.

Gesetze & Regeln: Sind Dinge, an die sie sich zunächst erst einmal hält. Sie verabscheut solche, die aus niederen Gründen stehlen oder gar töten. Allerdings vertraut sie auch nicht blind auf jegliche Vorschriften. Solche, die gänzlich gegen ihren eigentlichen Moralkodex verstoßen, würde sie niemals befolgen.

Die kindliche Unschuld ist unantastbar: Die größte Ausnahme in all ihrem Handeln sind Kinder. Sie vertraut auf die Unschuld in solchen und würde einem Kind niemals ein Haar krümmen. Nicht einmal, wenn es offenkundig eine Straftat vollbracht hat. Sie würde Fehler aufzeigen und alles daransetzen, es wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

Verrat & Versprochenes: Vielleicht ist Farhea nicht das vertrauenswürdigste Individuum, aber hat man einmal ihr Wort, würde sie es niemals zurücknehmen. Wenn sie in der Schuld eines anderen steht, kann man sich sicher sein, dass sie diese begleicht – egal auf welche Art und Weise. Auf der anderen Seite verabscheut sie jegliche Form von Verrat. Sie ist niemand, den man mit netten Worten auf eine falsche Fährte locken müsste. Wenn man etwas von ihr will, so solle man es aussprechen. Diejenigen, die diese Devise nicht befolgt haben und glaubten ein verlogenes Spiel mit ihr zu treiben, sind bitterlich eines Besseren belehrt worden.

Ungerechtigkeit: Nicht jeder kann für sich selbst kämpfen. Etwas, dass sie auf ihrem Lebensweg gelernt hat. Sollten Gesetze oder hinterhältige Versprechen ein Individuum zu etwas zwingen, was schlicht und ergreifend unerfüllbar ist, wäre sie stets diejenige, die für solche einstehen würde. Zur Not mit ihrem Leben.

Der Tod ist unvermeidbar: Sie sieht den Tod als Absolut und nur selten abwendbar. Natürlich weiß sie von der Fähigkeit, ihn zu umgehen. Nicht jede dieser Fähigkeiten erachtet sie jedoch für heilig. Solche, die es schaffen, einen Körper zurück ins wahrhaftige Leben zu bringen ehrt sie. Solche, die mit Toten lediglich spielen und glauben, das Nachleben dadurch zu schänden verdienen selbst nicht mehr als den Tod.

Gwaengwen Siliath

Gwaengwen wurde als das Ergebnis einer heißen, kurzen und einseitigen Liebesbeziehung eines blutjungen Serviermädchens und eines Elfen in Tiefwasser geboren. Als sich die esten Anzeichen ihrer Schwangerschaft bemerkbar machten verlor Gwaengwens Mutter ihre Anstellung, und musste sich fortan mit Gelegenheitsarbeiten, Nähereien und … anderen Dingend durchschlagen. Das ihre Tochter nicht nur unehelich, sondern auch noch ein Bastrad war, erleichterte ihren Stand nicht gerade. Sie träumte, dass ihre große Liebe sie und seine Tochter eines Tages, wenn er seine „wichtige Aufgabe“ erfüllt haben würde aus dem Dreck und Elend befreien, und die beiden in ein glamoröses Leben in Glanz und Luxus mitnehmen würde. Stattdsessen verreckte sie erbärmlich in der Kälte an ihrer Unterernährung und ihrem Husten, der die schmutzige Gasse mit ihrem Blut sprenkelte. Bis zum Schluss schwärmte sie Gwaengwen von ihren elfischen Verwandten vor.

Mit elf Jahren und mutterseelenallein wurde Gwaengwen von einer größtenteil elfischen und halbelfischen Bande von Schurken und Dieben aufgenommen großgezogen und ausgebildet. Von ihnen bekam sie nach einigen Jahren, nach dem sie sich als geschickte Kletterin und Einbrecherin ewießen hatte auch ihren elfischen Familiennamen. Sie lehrten ihr Karten- und Würfeltricks und wurden zu einer richtigen Familie für da gesellige Mädchen. Oft lauschte sie am Feuer Liedern und Erzählungen.

Gwaengwen ist eine schlanke Halbelfe mit eher blaße Haut und langen, silberweißen Haaren. Mit ihrer Körpegröße von 1,69 m ist sie weder wirklich noch klein. Ihr reches Auge ist violett, das linke hingegen von stahlblauer Färbung. Sie kleidet sich am liebsten in verschiedenen Grautönen, in gedecktem Blau oder grün gefärbten Gewändern – Dämmerungsfarben, die einem im Schatten unsichtbar werden lassen.

Gwaengwen ist eine gesellige und offene junge Frau, de sich in Gruppen wohl fühlt, und meißt freundlich zu allen ist. Trotz ihrer hohen Intelligenz neigt sie zur Naivität, und ihre Handlungen sind of nicht durchdacht, sondern impulsiv. Selbstreflektion ist ihr völlg fremd. Sie hat keine großen Ambitionen und leb von einen Tag in den anderen. Sie ist sehr verspielt -beim Karten- und Würfelspiel hilft sie manchmal ihrem Glück etwa auf die Sprünge- und hört gerne Lieder und Geschichten.

Wild Fire vom Dichten Wald

Wild Fire wurde 1461 im Clan „Dichter Wald“ geboren. Der Clan der Tabaxi bestand aus Überlebenden der Katastrophe von Maztica. Sie entkamen während der Ereignisse der Spellplague 1385 dem Verschwinden des Kontinents aufgrund diverser Reisen oder weil sie zu den ausfahrenden Fischern gehörten. Auf Returned Abeir suchten sie sich eine neue Heimat, wobei sie sich im Hargleth Forest in Eskorn niederließen. Dort wurde Wild Fire geboren und wuchs zusammen mit seinen drei Geschwistern auf: Seiner ältere Schwester Black Claw, die später einmal eine gute Jägerin werden sollte, die etwas jüngere Schwester Bright Star und sein Bruder Fallen Shield. Den Namen Wild Fire bekam er aufgrund der Vision der Schamanin des Clans bei seiner Geburt. Darin sah sie ungezügelte Flammen, die sich chaotisch in die verschiedensten Richtungen reckten und alles verbrannten, was ihnen zu nahekam. Die Bedeutung dieser Vision sollte sich schon bald ergeben…

Anfangs war das Aufwachsen im Clan recht normal für einen Tabaxi. Wild Fire lernte durch Nachahmen der Eltern und über Spiele mit den anderen Kindern die wichtigsten Fähigkeiten, die er später einmal brauchen würde: Motorik, Feuer machen, Jagen und bis zu einem gewissen Grad sich zu verteidigen. Von den Älteren hörten die Kinder immer wieder die Geschichten ihres Volkes, von der Zeit, als der Clan noch auf Maztica lebte. Von der Landschaft, den Tieren und den Wundern des Landes, ebenso wie von seinem mysteriösen Verschwinden.

Die heranwachsenden Tabaxi waren von diesen Geschichten fasziniert und gefesselt und einige brüllten heraus, dass sie das Geheimnis des Verschwindens lüften und Maztica, sowie ihre dort lebenden Verwandten finden wollten. Fire und seine jüngere Schwester Bright Star gehörten zu dieser Gruppe. Das Clangebiet im Wald bot den Kindern alles, was sie brauchten: Nahrung, Kletter-, Spiel- und Jagdmöglichkeiten und jede Menge Mysterien zu entfernten Orten, die ihre Neugier anstachelten, unter anderem die heimgesuchte Burg Nornglast, sowie das Dimee Moor. Beide sollten als Nachbarn für den Clan noch fatale Folgen haben.

Als Wild Fire 12 Jahre alt war, machte sich eine Gruppe neugieriger junger Tabaxi, darunter auch Fire und seine Schwester, sowie sein Bruder Fallen Shield, auf, das benachbarte Moor zu erkunden. Sie hatten von den Erwachsenen zwar gehört, dass dort gefährliche Kreaturen leben sollten, die fast Unverwundbar waren, da ihre Wunden sehr schnell heilten, aber das heizte die Neugier der Kinder nur noch mehr an.Wild Fire

Während sie anfangs noch voller Erstaunen das Moor betraten und die ungewohnte Umgebung betrachteten, kam es wie es kommen musste. Die Aufmerksamkeit der Trolle des Moores wurde geweckt. Erst kam nur eine kleine Gruppe, dann wurde daraus eine Schar. Die Tabaxi-Kinder flohen zurück zum Wald als sie die Gefahr sahen, wurden aber von immer mehr Trollen verfolgt. Begierig auf ein Festmahl schlossen sich immer mehr Trolle der Verfolgung an, sodass sie schon bald eine ernstzunehmende Gefahr für den Clan darstellten.

Während die Kinder um ihr Leben rannten, verfolgt vom Johlen und Schmatzen der Trolle, erkannten die Späher des Clans die Gefahr frühzeitig und warnten die Tabaxi, die sich sofort zu einer Verteidigung formierten und Holz ranschafften. Kurz vor der Siedlung des Clans, auf einer größeren Lichtung, stellten sich die Verteidiger den Trollen, während die Kinder hinter ihre Reihen rannten. Eine blutige Schlacht fand statt, in der die Trolle mit Feuer aufgehalten und zum Teil vernichtet wurden, doch es waren zu viele.

Selbst die Schamanen und Druiden des Dorfes und die zwei verbliebenen Magier konnten gegen diese Übermacht nicht genug ausrichten. Die immer noch flüchtenden Kinder rannten weiter zur Siedlung, bis auf Fire, der trotzdem von der Neigung, das Geschehen unbedingt sehen und in sicherer Entfernung erleben zu wollen, getrieben wurde. Er starrte hinter den Reihen der Verteidiger, ganz in der Nähe der Schlacht auf einem Baum sitzend, voller Entsetzen das Geschehen mit an. In einer verzweifelten Tat bündelten die Magier ihre Kraft und öffneten ein Portal zur Feuerebene, um die Kraft für ihre Feuerzauber zu verstärken und Feuerelementare für den Kampf herbeizubeschwören.

Das brachte ihnen den Sieg, denn die Feuerelementare wüteten unter den Trollen, die von Panik erfüllt flohen, während weitere Feuerzauber auf sie niedergingen. Doch etwas ging schief. Das Portal wies eine Art Instabilität auf und unkontrollierte Kraft schoss in alle Richtungen aus dem Portal heraus. Während einige Bäume, die von der Kraft getroffen wurden, Feuer fingen und schnell von den Druiden mit ihren Zaubern gelöscht wurden, traf eine der größten Kraftausbrüche Wild Fire.

Von der Wucht getroffen, fiel er vom Baum und schlug bewusstlos auf dem Boden auf. Die anderen brachten ihn sofort in die Siedlung und kümmerten sich um ihn, doch bis auf ein paar Prellungen war ihm nichts geschehen. Trotz der Bemühungen der Heiler wachte er nicht auf, egal was sie versuchten. Da der Platz im Haus der Heiler für die Verwundeten der Schlacht dringend benötigt wurde und sie erst einmal nichts mehr für ihn tun konnten, wurde er im Haus seiner Eltern untergebracht.

Es vergingen zwei Tage, in denen Wild Fire bewusstlos in seinem Zuhause lag, unterbrochen von regelmäßigen Anfällen, in denen Fire vor Schmerzen zuckte und zum Teil um sich schlug – jedoch nicht erwachte – und in denen immer wieder hohes Fieber auftrat, das durch Wickel bekämpft wurde. Man konnte fast meinen, ein Feuer würde immer wieder versuchen in ihm auszubrechen. Schließlich erwachte Fire doch und sein Erwachen war der Beginn seiner Prophezeiung. Als er die Augen aufschlug, leuchteten sie mit einer enormen Intensität in einer rot-orangenen Farbe, als würde Feuer in ihnen brennen.

Mit einem lauten Schrei entfesselte sich unkontrollierte Magie und das Haus wurde augenblicklich in Flammen gesetzt. Einzelne Mitglieder des Clans eilten herbei, darunter auch Fire‘s Eltern. Während man Fire und seine Schwester Star, die an seinem Bett Wache gehalten hatte, aus dem brennenden Haus holte, wobei die Kleidung mehrerer Retter ebenfalls Feuer fing, wurde der Brand am Haus bekämpft und nach einiger Zeit auch gelöscht. Das Haus musste jedoch komplett neu gebaut werden, da die Eindämmung zu lange gedauert hatte. Fire beruhigte sich wieder und das Leuchten seiner Augen verschwand, als er nochmals in einen tiefen Schlaf verfiel, der die nächsten sechs Stunden andauern sollte.

Als er erwachte, schaute ihn seine Schwester und seine Mutter bereits besorgt an. Die anderen Angehörigen des Clans waren weit verstreut, schienen aber Abstand von den Dreien zu nehmen. Fire bemerkte erst jetzt, dass er auf einer Decke am Rand der Siedlung lag, unter einem improvisierten Bau. Als er zum Haus seiner Eltern sah, entdeckte er nur eine verkohlte Ruine. Als er erschrocken seine Mutter ansah und nach Erklärungen verlangte, erzählte sie langsam und schonend, was seit dem Kampf auf der Lichtung passiert war. Fire sah an sich runter und hatte Angst vor sich selbst. So etwas soll er angerichtet haben?

Die nächsten Jahre vergingen für Wild Fire sehr unterschiedlich zu denen davor. Während alle weiter heranwuchsen und die anderen Kinder langsam für ihre späteren Tätigkeiten als Jäger, Heiler, Schamane u.ä. ausgebildet wurden, versuchte Fire seine Magie beherrschen zu lernen und möglichst nicht zu viel anzuzünden. Sein Clan unterstützte ihn dabei auf bemerkenswerte Art, sodass er sich nie wirklich gemieden oder ausgestoßen fühlte. Die Magier versuchten ihm die Kontrolle über seine Fähigkeit beizubringen, doch Fire’s Zauber gingen immer mit einer unkontrollierbaren, chaotischen Macht einher.

Außerdem wirkte er die Zauber aus sich heraus und musste sie weder lernen, noch vorbereiten. Seine Lehrer erklärten es mit dem Einfluss durch das Portal zu Feuerebene, aber ob er jetzt zufällig reiner Magie ausgesetzt wurde und deshalb diese Gabe besaß oder ob etwas von der anderen Seite des Portals dafür verantwortlich war, konnten sie nicht sagen. Es zeigte sich aber, dass Wild Fire gemäß seiner Prophezeiung eine Affinität zu Feuerzaubern aufwies.

Der Rest des Clans stellte sich durch die Bereitschaft zum Löschen eines Feuers auf die neue Situation ein. Gerade die Druiden und Schamanen hatten fortan immer ein paar Lösch- und Heilzauber bereit. Es kam immer mal wieder vor, dass Fire aus Versehen ein Feuer entfachte, doch sein Clan wurde ziemlich gut in der Feuerbekämpfung. Andere Male erschienen sogar positive Effekte als Begleiterscheinung und manchmal recht lustige, die für gute Geschichten innerhalb des Clans sorgten. Fire dankte seinem Clan indem er versuchte so hilfreich zu sein, wie möglich. So war er hauptsächlich an der Grenze zum Moor tätig, wo er mit seinen Feuerzaubern in mehreren Scharmützeln und einem größeren Kampf dafür sorgte, dass die Trolle seinen Clan nicht mehr behelligten.

Trotzdem schwang immer wieder die Angst mit, dass er jemand aus seinem Clan durch die Unberechenbarkeit seiner Magie verletzte. Nebenbei lernte er von den Magiern des Clans vieles über die magische Theorie und von den Ältesten verschiedene Mythen und Geschichten.

Getrieben von einer inneren Unruhe und dem Bedürfnis, Geschichten zu suchen und Geheimnisse zu lüften, machte sich Wild Fire immer öfters auf den Weg, die in Eskorn liegenden Ruinen zu untersuchen. Dabei wurde er immer von seiner Schwester Star, die sich zu einer hervorragenden Heilerin und Priesterin des Cat Lords gemacht hatte, und seinem Bruder Shield, der zum Krieger ausgebildet wurde, begleitet. Ab und zu stießen sie in den Ruinen auf Banditenlager, die sie möglichst umgingen, doch manchmal mussten sie sich auch verteidigen und gelegentlich vertrieben sie kleinere Gruppen sogar, um die Ruinen untersuchen zu können.

Oft mussten sie gegen Monster kämpfen, die sie unterwegs trafen oder die sich in den Ruinen eingenistet hatten, wobei Shield meistens die Aufmerksamkeit im Nahkampf auf sich lenkte, während Fire mit Zaubern angriff und Star mithilfe ihrer göttlichen Fähigkeiten Unterstützung bot. Doch all diese Gefahren konnten ihre Abenteuerlust und ihre Begierde nach Erforschungen und Entdeckungen nicht mindern. Als Fire 25 Jahre alt war, ereignete sich schließlich eine Tragödie.

Im Jahr 1486 marschierte eine kleine, lose Untoten Armee der Eminence of Araunt aus Nornglast ohne ersichtlich Grund westwärts. Was auch immer ihre Beweggründe waren, sie drangen ins Territorium des Clans ein und bewegten sich auf die Siedlung zu. Die Tabaxi wurden von ihren Spähern wieder früh gewarnt und formierten sich erneut zu einer Verteidigung. Vor der Siedlung entbrannt mitten im Wald eine Schlacht, in der auch Fire und seine Familie kämpfte. Während Star mit ihren Fähigkeiten gegen die Untoten vorging und Shield im Nahkampf gegen sie antrat, feuerten Black Claw mit ihren Bogen und Fire mit seinen Zaubern aus den Bäumen auf sie.

Die Schlacht verlief recht gut, da die Priester vom Cat Lord starke göttliche Magie gegen die Untoten wirken konnten und die beiden Magier und Fire in größeren Gruppen verheerenden Schaden anrichteten. Die Tabaxi waren gerade dabei die Untoten zurückzuschlagen, doch wieder einmal machte die chaotische Seite von Fire’s Magie einen Strich durch die Rechnung. Nachdem er einen weiteren Zauber gewirkt hatte, teleportierte ihn die Kraft seiner Magie plötzlich auf den Boden, mitten in eine größere Ansammlung Untoter. Fire wehrte sich verzweifelt mit seinem Kampfstab und seinen Zaubern, er trug jedoch viele Wunden davon und es war nur eine Frage der Zeit, bis er unterliegen würde.

Sein Clan tat wieder alles daran, ihm zu helfen und kämpfte verbissen gegen die Untoten, um zu ihm zu gelangen, allen voran sein Bruder. Er mähte sich allein durch die Reihen der Untoten und obwohl er gewandt den meisten Angriffen auswich oder sie parierte, musste er doch einige schwere Treffer einstecken. Er erreichte Fire und kämpfte an seiner Seite, wandte sich immer den größten Gegnergruppen zu und schützte seinen Bruder, wie ein Schild. Fire wirkte verzweifelt einen Zauber nach dem anderen und kämpfte ebenso verbissen, als er plötzlich einen Speerwurf aus dem Augenwinkel wahrnahm.

Er hatte nicht mehr die Möglichkeit rechtzeitig auszuweichen und wäre aufgespießt worden, doch sein Bruder sah die Gefahr und warf sich vor Fire, sodass der Speer ihn stattdessen durchbohrte. Mit einem Aufschrei des Zorns geriet Fire in eine Raserei und warf mehr Zauber um sich, als er es jemals zuvor getan hatte. Er tötete den Großteil der Übriggebliebenen Untoten, während die Überreste der Armee vom Rest des Clans vernichtet wurde, die schließlich zu den beiden Brüdern stießen. Doch die Hilfe kam zu spät.

Shield wurde vom Clan als Held gefeiert und eine Geschichte über seine Taten niedergeschrieben. Fire wurde ebenfalls von allen als einer der Kämpfer angesehen, die den Sieg bescherten und niemand machte ihm einen Vorwurf wegen der Geschehnisse. Trotzdem war seine Trauer tief, denn ohne seine Magie, wäre Shield vielleicht noch am Leben. Anderseits hätte der Clan diesen oder einen Kampf gegen die Trolle dann vielleicht auch nicht gewonnen. Seine Magie erwies sich wieder einmal als Segen und Fluch zu gleich, als Hilfe und als Gefahr für seine Sippe. Das weitere Jahr ging Fire seinen üblichen Tätigkeiten nach, wobei er nicht mehr wirklich auf Wanderschaft ging und sehr oft grübelte. Seine Stimmung hatte sich stark geändert und er nutzte seine Magie nur noch im absoluten Notfall.

Star versuchte ihn aufzumuntern und aus seinem Tief rauszuholen, blieb jedoch lange Zeit ohne Erfolg. Als sich das Jahr der Trauer um seinen Bruder dem Ende neigte, hatte Fire seine Trauer mit Stars Hilfe langsam überwunden und, wieder einmal von innerer Unruhe erfasst, einen Entschluss gefasst:Er wollte die Wunder der Welt sehen, Geschichten aus fernen Zeiten und von fernen Orten hören und alten Mysterien nachgehen.

Dabei wollte er auch das Mysterium um das verschwundene Maztica aufdecken und einen Weg suchen, die alten Tabaxi zu seinem Clan zu führen, sollte dies möglich sein, so wie er es sich als Kind schon vorgenommen hatte. Zu guter Letzt wollte er herausfinden ob und wie er seine Magie besser unter Kontrolle bringen konnte. Seine Abenteuerlust nahm von Tag zu Tag zu und am Todestag seines Bruders machte er sich in dessen Gedenken schließlich zusammen mit seiner Schwester Star, die ebenfalls innerlich vor Abenteuerlust brannte, auf die Reise über den Ozean.

Sie schlugen sich nach Stormhelm durch, wo sie von dem entfernten Kontinent Faerun hörten. Mit einer Karte im Gepäck segelten sie auf einem Schiff zum Kontinent, wo sie in Athkatla ankamen. Verblüfft von der völlig fremden Kultur bestaunten sie die Stadt, wobei Star in jeden Tempel gehen und mit den Priestern über ihre Götter reden mussten. Sie hörten sich die verschiedensten Geschichten an und auch viel über die vergangene Geschichte der Länder Faeruns. Dabei kam ihnen ihre Fremdartigkeit zugute, da mehrere Gelehrte Interesse an ihnen und ihrer Heimat zeigten und ihnen im Austausch für ihr Wissen Zugang zu diversen Büchern boten.

Von den Gelehrten hörten sie auch von einem Ort namens Kerzenburg, der eine riesige Sammlung von Büchern und Wissen beinhalten sollte. Natürlich machten sich die beiden kurz darauf auf den Weg nach Kerzenburg, wobei sie sich einer Handelskarawane anschloss, die für weiteren Begleitschutz dankbar war. Fire fand in der Zeit durch die Gespräche mit den Priestern und Gelehrten auch wieder einen positiven Zugang zu seiner Magie. Auf dem Weg nach Kerzenburg, kurz vor Beregost, wurde die Karawane von einer großen Banditengruppe überfallen und wieder einmal schlug die Wilde Magie zu.

Fire’s Zauber funktionierten von Anfang an nicht so, wie normalerweise. Mal funktionierten die Zauber gar nicht, mal kam etwas ganz anderes beim Spruch heraus. Trotzdem schlugen die Verteidiger der Karawane die Banditen gut zurück. Nach einem Feuerballzauber auf die letzte größere Gruppe Banditen, teleportierte die Magie Fire wieder. Diesmal jedoch nicht nur ein paar Dutzend Meter, sondern in eine eisige Region voller Schnee. Nicht weit entfernt konnte Wild Fire, der bei dem plötzlichen Temperaturwechsel extrem fror, eine Stadt sehen, die sich zwischen drei Seen und der Nähe weiterer Siedlungen befand. Er schaute sich nach seiner Schwester um, doch die Magie hatte nur ihn teleportiert.

Kurzerhand machte er sich auf den Weg zur Stadt und in das nächste Gasthaus, das er finden konnte, um herauszufinden, wo er war. Dort angekommen wärmte er sich bei einem guten Essen und einem Feuer auf und beim Austausch von Geschichten mit ein paar Leuten in der Taverne, die ihn neugierig betrachteten, erfuhr er, dass er wohl in Bryn Shander sei, im Eiswindtal. Fire sah auf seiner Karte nach und erkannte, wie weit weg es ihn verschlagen hatte.

Seufzend überlegte er sich, wie er zu seiner Schwester zurück gelangen könnte. Laut der Einheimischen war alleine zu reisen ausgeschlossen. Er musste sich eine Reisegemeinschaft suchen, aber wo sollte er jetzt eine finden? Großer Handelsverkehr herrschte zurzeit nicht, vor allem da es wohl Probleme mit Banditen und neulich auch mit Frostriesen geben sollte. Die Geschichten um die Frostriesen machen Fire neugierig. Er musste unbedingt welche sehen und so beschloss er, erst einmal hier zu bleiben und die Wunder des Eiswindtals zu erkunden.

Epilog

Nachdem die Outbreaks Nymrith besiegt und die Angriffe der Riesen auf die Schwertküste beendet hatten, verbrachte Wild Fire zunächst einige Zeit mit Kisa’ana und der Aufzucht der Drachenjungen, die sie im Hort der blauen Drachin gefunden hatten. Als sich eine ausreichend starke Bande zwischen Wild Fire und seinem neuen Drachengefährten „Endlose Wüste“ aufgebaut hatte, reiste Wild Fire zurück nach Silbrigmond und durch die großen Städte an der Schwertküste. Er suchte wieder Meister Hornblade auf und wurde Teil der Halle der Weisen. Er setzte sich als Ziel den Einklang finden, von dem die Githzerai gesprochen hatten, um seine Wilde Magie unter Kontrolle zu bringen. Doch die Sorge um seine Schwester Star und die Frage nach dem Aufenthalt der anderen Tabaxi drängte ihn so sehr, dass er sich auf die Suche nach ihnen machte. Magisch waren sie nicht zu finden, aber Fire hörte von Tabaxi, die sich vermehrt an einem abgelegenen Ort namens Chult aufhalten sollten. Angeblich sollten dort auch große Kreaturen, die Dinosaurier genannt wurden, leben. Wild Fires Neugier war entbrannt und so zog er los nach Chult.

Alexey Iwanow

Alexey Iwanow. Sein erster Künstlername. Das klingt mystisch und fremdländisch und das passt beides zu seinem Aussehen. Befanden jedenfalls seine Mutter sowie der Führer ihres Trupps und damit war die Sache geregelt. Wieso er so aussieht wie er aussieht war ein Rätsel für ihn, bis er die Sache mit den Bienen und den Blumen lernte. Mitte der Pubertät, als er mal wieder unterm Wagen schlafen musste, weil seine Mutter Herrenbesuch aus dem aktuellen Dorf hatte, ging ihm auf, dass sein Vater von ganz wo anders kommen musste und mit der dreisten Direktheit, die ihm nie ausgeprügelt worden war, stichelte er, bis er Antworten bekam, die seine Vermutung bestätigten. Seine Mum war nicht immer in diesem Trupp unterwegs gewesen, sondern früher weiter im Norden umhergezogen. Dort seien die Männer wie die Landschaft gewesen. Rau. Über kurz oder lang sei das Grund genug gewesen, sich im Süden was neues zu suchen, unwissenderweise mit Alexey unterwegs. Ihre verträumte Stimme bereitete ihren Weg als Sängerin in der Gruppe mit der Alexey aufwuchs, lange lebte und noch herumzog, als seine Mutter bereits einem Fieber erlegen war. Das Leben von Fahrendem Volk ist kein einfaches und die wenigsten leben lange genug, um später zahnlos Eintopf zu lutschen und von den guten alten Zeiten zu schwärmen. Freilich hieß Alexey damals noch nicht Alexey. Seine Mutter hieß ihn Joshua, wie alle anderen auch. Das blieb auch so, solange kein Publikum anwesend war. Denn seit er so etwas wie passable musikalische Fähigkeiten an den Tag legte, war er ein volles Mitglied der Gruppe, ein Künstler, zu höherem berufen und ihm gebührte ein Name, der ihn wiederspiegelte. Seine Meinung was da gespiegelt werden sollte zählte wenig, denn seine Gesichtszüge, gepaart mit der tiefen Stimme verzauberten, wenn er Geschichten erzählte oder seine Poesieversuche vortrug. Doch etwas fehlte immer, um die Show zu perfektionieren und eines morgens stürmte Jasmer Ohnebart herein, ihm zu offenbaren, was fehlte sei ein passender Akzent. Wieder zählte seine Meinung nichts und er sollte dutzend verschiedene Sprachmelodien ausprobieren, bis er mehrer Tage heiser war. Worauf sich seine Stimmhauer einigten war etwas, das für ihn klang, als würde er mit jedem Satz Steine klopfen und hätte dabei obendrein noch einen juckenden Frosch auf dem Kehlkopf sitzen. Irgendwann gewöhnte er sich dran. Denn, das konnte er nicht bestreiten, der Akzent tat seine Wirkung. Das Publikum lauschte gebannt jedem Bullshit aus seiner erdachten mystischen, fernen Heimat in der Eisriesen wahrhaft Einhörner züchten, da deren Hörner das einzige sind, was das Kristalleis ihrer tiefen Schneeschluchten bearbeiten kann. Wenn er zu sehr die Balken bog bekam er hinterher Rüffel, doch niemand zweifelte an seinen Fähigkeiten, die Balken so sehr zu biegen, dass er daraus einen Bogen bauen könnte, der gefröhrene Scheißhaufen direkt in die Hirne der gutgläubigen Dörfler abschießt. In Städten, die sie selten genug zu Gesicht bekamen, da diese von den größeren Spielgruppen in Beschlag genommen wurden – was Prügel bei Missachtung bedeutete – wurde Alexey dann an die Zügel genommen oder sein loses Mundwerk mit der Flöte gestopft, für die er weder Talent noch Interesse besaß, doch sie ist nunmal einfach zu spielen, gut als Zwischenstücke bei Aufführungen und er konnte nicht gleichzeitig Mist erzählen.

Was die anderen Musiker, Schauspieler und Gaukler von Berufung faselten verstand Alexey nie. Das heißt, doch, er verstand es, aber er fühlte es nicht. Nicht bei Musik, nicht beim Dichten oder Geschichten erfinden. Was dem am nächsten kam, war seine Faszination für die Geschichten über Nenathal Istariel. Von denen konnte er gar nicht genug bekommen und obwohl er selber ähnlich haarsträubend absurde Abenteuer verkaufte, kam ihm nicht einmal der Gedanke, die Geschichten und Lieder könnten nicht wahr sein. Mit seiner Harfe habe er die Melodie gespielt, die Blätter beim fallen verursachen, bis die Bäume ob des Verlustes weinten und sich entschieden, ihre Blätter nie wieder abzugeben. So sei der immergrüne Wald der Elben entstanden. Herbstabende lang versuchte Alexey irgendetwas in der Richtung auch nur zu hören, geschweige denn zu spielen, doch bis auf das gelegentliche Grunzen der Liebenden war dies seinen Ohren verborgen. Er hat halt keine Elfenohren. So sehr er Nenathal und dessen großen Taten auch nacheinfern wollte, er musste sich stets eingestehen, dass er weder musikalisch begabt, noch ein Held oder irgendjemand von Bedeutung war. Dennoch, an der Stelle, wo vielleicht die Stimme seines Vaters in seinem Kopf gesessen hätte, hätte er ihn jemals gekannt, saßen diese Geschichten über Nenathal und stets fragte er sich, was dieser nun von dem gehalten hätte, was er gerade fabrizierte oder auch generell aus seinem Leben machte.

Seine beste Freundin in der Truppe ist Mileya, ein Tiefling-Mädchen. Lange war er neidisch auf ihrer angeborenen magischen Fähigkeiten und den angstvollen Respekt, der ihr überall entgegengebracht wurde. Sie konnte Menschen mit nur einem Blick so sehr maßregeln, wie er es nur mit all seiner Wut und Schauspielkunst hinbekam. Doch aus der Not machte er eine Tugend und fing an, ihr Talent dafür zu bewundern. Manchmal grummelte sogar die Erde, wenn sie wütend guckte und es gab niemand besseren, ihm auf stimmschonende Weise gehör zu verschaffen. Was blieb aus der anfänglichen Konkurenz war eine neckende Art und Weise, sich gegenseitig herauszufordern. Anfangs waren es Streiche und kleine Mutproben, doch je älter sie wurden desto gefährlicher wurde das Spiel. Der Höhepunkt ihrer Dummheiten kam in dem kleinen Dorf Gundelwacht, welches am Fuße einer ehemals prächtigen, doch scheinbar schon vor Ewigkeiten zerfallenen Burgruine lag. Dort spuke es, der Ort sei verflucht und bei Neumond sähe man oft unheimliche Lichter in der Ruine herumziehen. Ja klaaaar. Sie fielen sich beinahe gegenseitig ins Wort dabei, ihre „wetten dass du dich nicht traust….“ Herausforderungen auszusprechen. Wenn man zu viele Spukgeschichten aus dem Blauen heraus erfindet, leidet der Respekt an den Geschichten anderer, die vielleicht mehr Substanz haben, als die eigene. Doch das sollten die beiden schnell genug herausfinden. Nach dem Auftritt stahlen sie sich davon, das Tor war von außen zugenagelt und Steinbrocken davor gerollt worden, doch wo Pflanzen seit Jahren Wege suchen, finden auch zwei Halbstarke ihren Weg über die Mauer. Wirklich ziemlich zerfallen. Und keine Spur von Spuk. Alexey war dumm gewesen, denn er hatte die erste Wette ausgesprochen, dass sich Mileya nicht traue, allein im Burghof zu warten, bis der Mond oder die Sonne wieder auftauche. Mileya wusste das natürlich sofort zu toppen und ließ ihn den tiefsten Keller suchen. Zu hohl, dass sie im dunklen sehen kann und er nicht. Mit schlotternden Knien und gespieltem Selbstvertrauen verließ Alexey Mileya also, um bloß mit einer Fackel und seinem Käsemesser bewaffnet die Katakomben zu erforschen. Gaaaanz große Idee. Viele Wege waren versperrt oder eingestützte, doch es ging schon ziemlich weit runter. Wie in einer schlechten Gruselgeschichte lag am tiefsten Punkt natürlich ein Kreisrunder Raum, der völlig von Staub und Verfall verschont geblieben war, sogar die Kerzen brannten noch. Dennoch kein Lebenszeichen. Auch kein Totenzeichen, denn darauf achtete Alexey trotz allen Hohnes dann mittlerweile doch. Es war eine Art Lesekammer, ein paar Sessel, einige Bücher und als er dem Raum weiter erkundete natürlich mystische Symbole auf Boden und Wänden. Das wars, er hatte den tiefsten Punkt erreicht und konnte wieder hoch gehen, Wette gewonnen. Nur noch kurz aufwärmen, an diesem Kamin, der auch ohne Feuer lichterloh brannte. Bücher sind ja bekanntlich einiges wert. Und die hier hatten offensichtlich auch keinen Besitzer mehr. Hoffentlich. Das erste welches ihm ins Auge fiel lag noch aufgeschlagen auf dem Lesepult und noch während er sich bewusst wurde, dass dies der Wendepunkt in jeder Geschichte für dumme Bauern wäre, der Zeitpunkt, in dem die schüchternen Jungs anfingen nervös herumzurutschen und die wackeren Mädchen dazwischenriefen, das Buch müsse zugeschlagen und sofort verbrannt werden, ja während dieser Gedanken dann war es auch schon zu spät. Seine Aufmerksamkeit lag wie hypnotisiert auf den Zeilen, sein Verstand ein bloßer Beobachter, sein Körper nicht mehr ihm gehörend fand er sich eine Sprache lesend, die er gar nicht kannte, während er Seite für Seite weiterblätterte in einem Singsang der seinen holzigen Akzent noch als flüssigen Honig dastehen ließ. Irgendwann war sein Körper dann auch egal, denn sein Geist wanderte durch absurde Fantasiereiche. So absurd, dass er hinterher weder die Farben bezeichnen, noch die Ereignisse in Worte fassen konnte. So weit jenseits seines Verstandes, dass seine Sicht auf die Welt wie das Gekrakel eines dreijährigen Anmutete, während er dem Erfinder von Sprache gegenüber saß.

Irrwitzige, abscheuliche und phantastische Gestalten huschten durch seinen Geist. Nichts blieb, bis er irgendwann auf eine Melodie stieß, die er oder die ihn nicht mehr loslassen wollte. Eine Melodie wie diese Welt, diese Erfahrung selbst. So weit weg, so sphärisch, geisterhaft und ungewöhnlich. Binnen Sekunden war er verliebt und verstand, nein, fühlte was die anderen Künstler um ihn herum in ihrer Musik fanden. Dieses tiefe schwingen, das Herzberührende ausschweifen und reisen auf den Tönen. Sein Geist folgte den Tönen durch die Krallen von Ungeheuern, ließ nymphenhafte Schönheiten links liegen und syrreal unwahrscheinliche Landschaften vorbeiziehen. Mehr war es so, als bewege sich die Landschaft durch ihn, als andersherum und so konnte die Resonanz des Klanges in ihm seinen Weg leiten wie ein Pfeil auf geradem Flug ins Ziel. Als er sie sah, wusste Alexey, dass er seinen Meistern begegnet war, kein Musiker seiner Welt hatte ihn je so inspiriert, so berührt. Sie spielten den Klang der geistigen Welt, formten Gedanken aus dem Rhytmus und Bilder tanzten durch die Oktaven. Sie saßen einander gegenüber, ähnlich und doch so unterschiedlich. Der eine, wie der Tod selbst in einer düstren Kapelle. Dieser spielte den Rahmen so hörte Alexey, er spielte die Grenzen von Gedanken und Gefühlen, von Leben, von Tod, ohne ihn konnte kein Inhalt sein, doch allein wäre seine Musik leer gewesen, denn es lägen keine Klänge zwischen Anfang und Ende, es gäbe nichts zwischen den Grenzen, keine Zeit zwischen aufwallen und abflachen von Gefühl. Dies Dazwischenliegende spielte sein Gegenüber. An einen Baum gelehnt, mal im Werden, mal im Vergehen begriffen, alles Erlebbare, alles Ausdrückbare hallte aus seiner Klampfe. Kurz schien es als spielten sie nur für ihn, doch das musste Trug sein, denn spielten sie nicht die Grundtöne der Welt. Die Ewigkeit ging viel zu schnell Zuende, keine Worte wurden getauscht, hatten sie ihn überhaupt angesehen? Sicher war bloß, dass sie ihn zutiefst berührt hatten.

Lange stand er sprachlos vor dem zugeklappten Buch, sein Mund bewegte sich weiter, eine Sprache nachbrabbelnd die keinen Sinn für ihn hatte. Mileya lag vor ihm, schlafend, innerhalb der vielen magischen Zeichen, die noch schwach leuchteten. Wie zum Teufel war sie hier her gekommen?

Als sie wieder zu sich kam war sie ahnlich sprachlos wie er, offensichtlich auch verändert. Noch sehr, sehr lange sollten sie in stillem Einvernehmen schweigen über diese Nacht. Sie nur als „Damals“ bezeichnen. Nie wieder waren ihre Wetten soo dumm. Sie kletterten zurück, bloß raus aus der Burg, doch ihre Truppe war fort. Auch die Feier war vorbei. Alles sah anders aus und in den nächsten Tagen erfuhren sie, dass dreißig Jahre vergangen waren, seit ihr Trupp hier gewesen war. Auch dass er seither nie wieder in das Dorf gekommen war. Mangels anderer Ideen machten die beiden sich auf die Suche nach ihrer alten Truppe. Zu ihrer Zeit hatten sie sich „Jasmers phantastische Schaustellertruppe“ genannt. Jasmer war ein Halbling gewesen, nicht mehr der jüngste. Die Chance, dass es beim selben Namen geblieben war, war verschwindend gering. Doch mehr Familie hatten sie nunmal nicht.

So begann ihr Abenteuer und während sie versuchten irgendwie zu überleben, entdeckten sie die Fähigkeiten, die ihre Reise in die andere Welt als Spur in Ihnen hinterlassen hatten. Und Alexeys Besessenheit nahm langsam zu. Das alte Buch hatte er mitgenommen, doch es zu lesen gelang nur manchmal, es entzog sich seinem Verstand und nur an Tagen, an denen er von der Musik geträumt hatte, machte es Sinn für Ihn. Welches Instrument auch immer er ausprobierte, nichts konnte den Tönen gleichen. Er brachte Mileya zur Weißglut mit seinen Experimenten, teilweise wirklich teure Materialen zum klingen zu bringen, doch er näherte sich an. Aus einer alten Laute wurde Stück für Stück ein Instrument gebaut, das den Rhytmus den „Drüben“ einfangen sollte. Mehrere Hälse mussten montiert werden, teile des Korpus durch verschiedene Metalle ersetzt werden. Eine Saite aus den Haaren einer blondgelockten Jungfrau zu flechten braucht eine ganze Woche, bloß um beim ersten ernsten Anschlag zu reißen. Dies und viele weitere unkonventionelle Erkenntnisse Sammelte Alexey auf seinen Reisen, das Instrument nie fertig, doch immer fertiger. Irgendwann fing er an, seine Geschichte zu erzählen, begleitet von der sphärischen Musik. Magier schienen es zu mögen, besonders wenn sie sich gleichzeitig mit Rauchkräutern betäubten. Ein netter Verdienst. An seinem Tavernenauftritt jedoch musste er noch feilen, bis er schließlich wieder zur Flöte griff, um ausufernde Unzufriedenheiten zu bändigen.

Ja und so provozierten sie sich dann durch die Gegend.

Loki

Lokinor Mavr Orothiar

Gerufen Loki. Lokinor war der Name des Großvaters, Mavr der Namen der Mutter, welche bei der Geburt verstarb, Angehöriger des Klans Orothiar.

Der Zwist, ausgelöst durch ökonomische Interessen an Handelswegen und Abbaugebieten, zwischen den zwergischen Siedlungen entlang der Mine des Mantelwaldes, ließ ihn ohne überlebende Verwandte zurück.

Der Zwist, der weder in der akademischen noch der zwergischen Geschichtsschreibung mehr als eine Fußnote einnimmt, lehrte ihn im Alter von 12 Jahren, die Vergänglichkeit der Dinge und die Grausamkeit der Welt kennen.

Der Zwist, der ihn lehrte, dass nicht die Schurken aus den Märchen seines Volkes, die Orks oder Elfen oder Menschen, zwangsläufig die Bösen sein müssen, führte ihm zu einem sehr frühen Zeitpunkt seines Lebens vor Augen, was Zwerge einander antun können, was „Bundesgenossen“ einander antun können, was Blutsvettern einander antun können.

 

Es ist tiefe Nacht in der Zitadelle Feldbarr, die Maschinen kühlen, die Schmieden ruhen sich von der Geschäftigkeit des Tages aus, die Bürger seiner königlichen Hoheit Morinn und ihrer königlichen Hoheit  Tithmel, der Allvater Moradin beschütze ihre Tage und ihre Geschicke, drehen und wälzen sich in ihren Betten und genießen die Ruhe.

Eine Ruhe die ihnen nicht zuletzt der königlich-zwergische Nachrichtendienst Narûn sichert. Die Mitglieder des Narûn, die Nimroth, sind das was der Name über sie verrät: schwarze, räudige Hunde. Ein verschworener Haufen, fremd im eigenen Land, ungeliebt, gefürchtet, gemieden. Ein Jeder begegnet ihnen mit Misstrauen und mit Misstrauen begegnen sie einem jeden der das Pech hat, der Staatsraison Feldbarrs in die Quere zu kommen. Man munkelt, dass sie nicht nur Informationen sammeln oder zu politischen Zwecken weitergeben, sondern ein Netzwerk unterhalten, dass Gegenspionage, Verleumdung, politischen und tatsächlichen Mord im Portfolio führt.

Wie Henker in mittelalterlichen Städten werden auch die Nimrôth gemieden. Der Umgang mit ihnen  gilt nicht zuletzt deswegen als anrüchig, dass man sich erzählt, sie würden nicht davor zurückschrecken mit schäbigem magischem Hokuspokus ihr Umfeld zu manipulieren.

 

Im Hauptgebäude des Narûn also, lieber Leser, brennt noch Licht.

Im flackendernden Dämmerlicht einer erlischenden Kerze sortiert Lokinor seine Unterlagen, archiviert Geständnisse und Spitzelinformationen,  heftet geschwärzte Befehle ab, verwaltet das gewissenlose Uhrwerk hinter der Narûn. In diese Arbeit vertieft hatte er gar nicht gemerkt, wie sich Ulldin, Hauptmann, im Türrahmen aufgebaut hatte. „Es ist soweit, Grimm.“ In nachdenkliches Grübeln entführten Loki diese Worte und die Erinnerungen überkamen ihn, ehe er sich umdrehte. „Grimm“, Khazdul für „Wolf“, so nannten sie ihn, seit der Sache mit dem diplomatischen feldbarrschen Gesandten Vikram Tor-Karnett, dessen Mörder er erst aufgespürt und dann in kleinen Teilen an deren Familien gesandt hatte.

Ehe er zur Narûn kam da…

Sein täglich Brot verdiente er sich als freier Söldner für die unterschiedlichsten Dienstherren und führte eher das Leben eines schäbigen Banditen, denn das eines ehrbaren Zwerges.

Über wundersame und glückliche Umstände gelangte Loki in den Dienst von Eirikir Blodaxt, einer Mentorfigur, welche seinem Dasein neuen Sinn und Richtung gab (würden kritische Zungen von Manipulation reden?). Unter diesem diente er vorerst in der Panzerträgerbrigade „Brunhild“, als Waschlappen, dann als Made, ehe er sich schließlich zum Wurm hochgearbeitet hatte. Er wurde jedoch in diesem Haufen irgendwann herzlich aufgenommen und verlor sein eigenes Herz an diesen beinharten Trupp.

Und schließlich fand in der Zitadelle Feldbarr eine neue Heimat.

Ein Zuhause.

Ein richtiges Zuhause.

„Der Marschbefehl liegt vor. Es geht in den Süden, Meri (Khuzdul – „Freund“).“ weckte ihn Ulldin aus dem Grübeln, der immernoch im Türrahmen stand. „Nach Baldurs Tor. Hinter den hohen Wäldern und hinter dem hohen Moor. Es soll zauberhaft sein in dieser Zeit des Jahres.

Du wirst es hassen.“

Donnernd lachend stellte er eine Flasche des heimischen Schwarzgebrannten auf den Tisch. Eine aus dem Jahr, als König Morinn noch in die Windeln geschissen hatte . Ein guter Jahrgang, zumindest für Schnaps.

Dass sein Job – und Moradin weiß: er liebte seinen Job – ihn zwangsläufig zu einem Ausgestoßenen machte, interessierte Loki nicht ein Stück Menschenstahl, da Loki niemanden mehr hat, dessen Ruf er in Mitleidenschaft ziehen könnte. Die Dinge, die Loki etwas bedeuten, sind sehr überschaubar geworden: Die Familie, die Narûn, und die Staatsraison Feldbarrs, die Interessen des Königspaares und der Bürger zu wahren.

„Die Jungs warten unten, Loki, pack deine Sachen in aller Ruhe und dann komm.“

Also setzte er sich einen letzten Abend mit der Familie zusammen. Ein Geächteter unter Geächteten. Und sprach die alten Worte.

Sie sprachen die alten Worte und tranken Feldbarrer Schwarzgebrannten.

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