Zurück zu Erinnerungen eines Dwar V
Entscheidung um Dorwins Erbe
Mit einem mittlerweile vertrauten entschlossen Schritt durch das Portal erreichten wir das Felsplateau vor den Mauern Adbars. Ein Zirkel bestehend aus Runenmagiern erwartete uns bereits. Entweder war das Vertrauen ins uns gewachsen, oder die Kunde unserer Taten hatte die Zitadelle vor uns erreicht, denn die Dwar waren keineswegs von unserer Ankunft überrascht.
Da wir uns weigerten die Verteidugungswälle im Besitz der Relikte abermals zu durchschreiten, führte uns ein Kommandant der Eisengarde zu einer windgeschützten Lagerstätte, welche sonst wohl Ilithar oder anderen Bittstellern dazu diente, die Zeit bis zu einer Entscheidung über ihren Einlass zu erwarten.
Nach einer wohlverdienten Pfeifenlänge traten Prinz Bromm und der „Hohe Hammer“ Rorann Steinhammer höchstpersönlich in Begleitung ihrer Leibgarde in unsere Mitte. Die Freude über unsere erfolgreiche Rückkehr währte nur kurz und schien von einer bedeutungsschwangeren Anspannung überschattet, welche die Gefahren der nun folgenden Herausforderungen erahnen ließ…
Die Beiden sprachen mir und meinen Gefährten ehrliche Rem des Akhbal aus und stellten uns vor die Wahl dem von uns begonnen Pfad weiter zu folgen. Allein die Frage empfand ich als beleidigend! Erst nachdem ich unmissverständlich klar gemacht hatte, dass ich die von Moradin für mich erwählte Aufgabe in jedem Fall zu Ende bringen würde, begriff ich die eigendliche Bedeutung ihrer Frage, denn ihre erwartungsvollen Blicke verharrten abwartend auf meinen Begleitern. Für Bromm war es offenbar nur schwer nachzuvollziehen, warum Olven, Hurm und andere Mosdwar ihre Leben für die Ehre einer unter ihren Völkern längst vergessenen Dwarkar zu riskieren… Vor nicht allzulanger Zeit wäre es mir wohl ähnlich ergangen, denn noch im letzten Winter hatte ich nie zuvor ein Spitzohr erblickt! In den vergangenen Monaten hatten wir in der Hitze unserer gemeinsamen Erlebnisse ein Bündnis geschmiedet, dem ich ohne Zögern mein Leben anvertrauen würde! Während Arrat von seiner Entschlossenheit im Arglary gegen das Böse sprach, war es Lyari, der „Freundschaft“ als vorrangigen Grund anführte… Selbst Rylan, der uns erst seit wenigen Tagen begleitete, zögerte keinen Wimpernschlag! Der Hammer war gefallen… Wir würden gemeinsam Siegen oder den Raugh finden!
Rorann bedeutete uns, dass er einige Vorbereitungen getroffen habe. Als er erklärte, dass mir die Ehre zu Teil werden würde, die Bruchstücke des Hammers gemeinsam mit ihm zusammenzufügen, begann mein Herz höher zu schlagen… Zu seiner Überraschung bestand ich jedoch darauf, dass uns Jorrix Felsenschulter begleiten würde. Während der prachtvolle Orden der Hämmer Moradins in seinen unvergleichlichen Tempelanlagen im ganzen Norden in Ehren gehalten wurde, war es der in Vergessenheit geratene und kriegsversehrte Grossmeister der Schlachtenschmiede, der den Jünglingen auf den Gassen Adbarrims die Geschichte der Dwar lehrte. Er war es, der sich mir in Zeiten der Erschöpfung nach getaner Lin angenommen hätte und er war es, der geeignete Ausrüstung für die anstehende Hergos besorgt hatte… Seine Weisheit würde über den Stolz der „Hohen Herren von Adbar“ erhaben sein und mich bei all den Ehren daran erinnern, dass wir für das Wohl des gesammten Volkes der Dwar umd nicht für den Ruf einzelner stritten. Rorann zögerte zunächst, stimmte jedoch schlussendlich zu. Während ein Bote zu Jorrix ausgesandt wurde, fuhr der Hohe Hammer mit seinem Bericht fort. Er habe in den vergangenen Tagen mit Moradin selbst einige Rem gewechselt, um Antworten zu den Geschehnissen um die Truhe in Adbar zu erhalten. Er kündigte an, dass er nur mir als Sonnlinor dieses Xoth unter vier Augen offenbaren wolle… Ich musste meinen Blick nicht zur Seite wenden, um die Enttäuschung und den Zorn zu verspüren, der in Lyari aufloderte… Um die Gemüter zu beruhigen forderte ich das Recht ein, selbst zu entscheiden, welches Xoth ich anschließend mit meinen Gefährten teilen würde.
Der „Hohe Hammer“ stimmte innige Gebetsformeln an und Jorrix, Rorann und ich traten die Hergos in das silvern schimmernde Reich des Astralraums an. Anders als bei unseren Portalreisen strahlte unsere Umgebung nun eine tiefe und unendliche Ruhe aus. Dies war die Olor der Gedanken und Überzeugungen, von der manche behaupteten, dass sie das Band zwischen den Sterblichen und den Göttern bildete. Längst vergangene und in Vergessenheit geratene Götter sollen hier ihre letzte Ruhe gefunden haben… Die undurchdringliche und endlos erscheinende Dunkelheit wurde von einem silvernen Schimmer durchbrochen… Direkt vor uns formte sich eine ebenso glitzernd schimmernde Telormar, die von einem blau lodernden Flammenring umgeben war. Als ich Bruenors Hammer, den Dormark aus Vulkanglasstahl und die Teilstücke des zu schmiedenden Hammers bereitlegen wollte erkannte ich, warum der alte Rorann diesen Ort für unsere Aufgabe erwählt hatte… Es war nicht nur die fehlende Zeit, die uns hierher geführt hatte… In diesem Reich des Geistes war Körperkraft und Ausdauer bedeutungslos! Es war der Glaube und unsere Willenskraft, die unsere Hände und Geschicke lenkten! Ich gab mich wie unzählige Male zuvor meinen Instinkten hin und vertraute auf die Führung des Seelenschmieds… Schlag um Schlag drang mein Geist in die Beschaffenheit der Bruchstücke ein und fügte diese zusammen… Die Ros bot auch als Einheit einen eher schlichten und bescheidenen Anblick, doch ich wusste es besser… Wenn einer der wahren Erben Dorwins das Heft ergreifen würde, so würde der Hammer seine wirkliche Macht offenbaren… Das Werk war vollbracht!
Rorann schluckte schwer und berichtete von seiner Zwiesprache mit Moradin. Die Wahrheit hinter all den Vermutungen und Undivver sei ebenso einfach wie verstörend… Moradin habe zu seinem eigenen Erstaunen ein Teil – einen Schatten seiner selbst wiedererkannt und deshalb die Formulierung Bruder gewählt… War der unfehlbare Richter betrogen oder in die Irre geführt worden? Verbarg der gerechte Vater der Dwar ein dunkles Geheimnis oder vermochte er es nicht, sich seiner selbst bewusst zu werden? Die Rem des hohen Hammers zitterten und waren ohne jeden Zweifel von Furcht durchdrungen. Schließlich war Moradin der Innbegriff eines wahrhaftigen Dwar. Würden die Gläubigen dem Urteil und den Lehren des Allvaters weiter folgen, auch wenn sie erfahren würden, dass dieser ebenso irren könne wie ein jeder einzelne von ihnen? Jetzt verstand ich zumindest, warum Rorann diese Kunde geheim halten wollte. Ich teilte seine Sorgen kaum, denn ich vertraute darauf, dass der Tag kommen würde an dem alle Zweifel ausgeräumt und Wahrheit ans Licht kommen würde. Mir kamen dabei die Rem des alten Jhaster in denn Sinn: „Jede noch so helle Glut wirft einen Schatten, doch keiner von ihnen bleibt für immer im Dunkeln“ Vielmehr drängte sich mir die Frage auf, wem es gelungen sein könnte Moradin zu täuschen? Zudem musste „Es“ sich erfolgreich vor dem wachsamen Blick des Seelenschmieds verbergen. Dafür kam wohl nur eine Wesenheit in Frage, die ihm ebenbürtig war… Wieso verbarg sich dieser Feind hinter der Gier Abbathors? Welche Rolle kam Duerra, Laduguer oder gar Berronar bei alledem zu? Bargen die verworrenen Lehren, auf die wir im Felsenkloster gestoßen waren einen Funken Wahrheit? Ich war fest entschlossen Licht ins Dunkel zu bringen. Bevor wir nach Toril aufbrachen, mahnte mich Rorann, dass ich mich nicht beirren lassen solle, wenn mir unser Feind bei dem bevorstehenden Arglary in Gestalt des Seelenschmieds selbst begegnen würde…
Als wir die Runedar meiner Gefährten erreichten, waren sie längst nicht mehr alleine. Schwer gerüstete Dwar mit dem Banner von Dorwins Hämmern durchschritten einer nach dem anderen die Tore. Weit über die Grenzen Adbars hinweg hatten sich die Murmelings von der Wiederentdeckung des letzten von Dorwins Hämmern wie Funken über der heiligen Glut verbreitet… Unter den Dwar des Nordens waren die längst verschollen geglaubten Erben, ihre Nachkommen und engen Freunde aufgebrochen, um in einer allesentscheidenden Schlacht für die Ehre und ihr Thundul zu ziehen… Die Runenmagier wiesen Ihnen den Weg, indem sie ein Tor nach Hammerfall aufrechterhielten…
Wir hielten Rat und erfuhren, welche Aufgabe der Hohe Hammer uns zugedacht hatte… Während die Dwar an der Seite der Klanführer mithilfe der Hämmer die Barrieren öffnen und den dahinterliegenden Norogh die Stirn bieten würden, sollten wir durch den Nebel des Äthers schreiten, um unseren Feind an einer anderen Flanke zum Arglary zu zwingen und so vielleicht auch dessen wahres Wesen zu offenbaren. Wir erhielten Amulette aus Kalkstein, in welche unzählige Marnaks graviert worden waren. Ihr Zerbrechen würde uns unabhängig voneinander eine Rückkehr in unsere Olor ermöglichen. Mir war nur wenig über den Äther bekannt, außer das er das Bindeglied zu den Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft sein solle. Rorann ergänzte meine wagen Murmelings. Der Äther sei wie ein Schleier aus zähem Nebel, der die Bewegungen verlangsamte, jedoch weiterhin den Blick in unsere Welt zuließ. Doch bevor wir diesen Pfad beschreiten würden mussten auch wir die Hergos nach Hammerfall antreten. Boten brachten gerade einige Vorräte, um die meine Gefährten gebeten hatten. Ich bat den Hohen Hammer darum vor der Schlacht einige Worte an unsere Mitstreiter zu richte und erhielt seine Zustimmung. Zu meiner Freude würde auch Jorrix uns nach Hammerfall begleiten… Ich weiß nicht warum, aber ich ahnte, dass er eine mir noch unbekannte aber entscheidende Rolle spielen sollte. Moradin hatte mich nicht ohne Grund zu ihm geführt…
Aufbruch nach Hammerfall
Es waren mehrere Monate vergangen, seit wir vor dem mächtigen Tor gestanden und in die weite sumpfige Senke mit Dwarruinen geblickt hatten. Auf den Stufen zum Tor hatten sich mindestens zweihundert schwerbewaffnete und gerüstete Dwar versammelt und trafen Vorbereitungen für den bevorstehenden Arglary. Nein dies war kein Arglary… Diese Dwar würden in einen Darsamkurnzar ziehen!
Lyari rief einen geflügeltes weißes Frus herbei und bedeutete, dass er vor unserem Aufbruch noch eine Aufgabe zu erledigen habe. Ich vermutete, dass er den Horm des Azuth aufsuchen würde, doch er lenkte sein Frus direkt auf den verschrobenen Kräutergarten der ollen Camilla und ihre heruntergekommene Hütte zu. Ich erwartete seine Rückkehr und erhob meine Stimme. Vom Berhang hinter mir verstärkt rief die Dwar zu den Ros! Viele von ihnen würden den Weg in die ewigen Delven antreten, doch ihr Mut und ihre Tapferkeit würde die Geschichte um das Thundul um Dorwins Hämmer zu einem hoffentlich ruhmreichen Ende führen! Ich war nie ein großer Redner, doch meine Rem schien sie mit Zuversicht zu erfüllen. Ihre Rufe donnerten über die Senke und die gemeinsam wiederholten Gebetsverse zum Seelenschmied ließen mich erschaudern!
Das Reich des Äthers
Ich zog einen Kreis aus Silverstaub und erbat Baraknorogh, bevor Rorann meine Gefährten und mich wie geplant in den Äther entsandte. Die Olor schien plötzlich wie in einen Schleier getaucht… Wabernde Nebel und dicke drückende Luft erschwerte unseren Atem. Geräusche drangen Ebenfalls nur gedämpft zu uns durch. Unsere Bewegungen waren zäh und wurden auf wundersame Weise verlangsamt. Jeder Stiefelschritt war mühsam und erforderte ungewohnte Anstrengung. Wir müssten uns beeilen, wenn wir mit Dorwins Hämmern Schritt halten wollten…
So betraten wir den Ring um die milchige Kuppel aufs Neue und folgten dem Pfad der Geschichte um die Dwarkar… Die Bilder von der erbarmunglosen Zerstörung von Dorwins Sippe ließen mich abermals erstarren… War dies wirklich Moradins Werk? Er war ein strenger Richter, der die Schuldigen hart bestrafte, die Unschuldigen allerdings verschonen würde…
Die Wächterstatuen wendeten sich gegen die vorrückenden Dwar und eröffneten die ersten blutigen Scharmützel… Je weiter Dorwins Hämmer vordrangen, desto mehr Wächter wandten sich gegen sie und ihre Getreuen. Die Wandbilder zeigten nun Dorwin, der sich als Dornar verehren ließ, als wäre er einer der Morndinsamman… Durch den Schleier zwischen den Olor mussten wir tatenlos mit ansehen, wie die ersten Dwarkuldar ihr Leben ließen… Begleitet von den Darstellungen im Stein, welche in umgekehrter Abfolge Dorwins Lebensabschnitte zeigten, fiel mithilfe der Hämmer eine Barriere nach der anderen… Dorwin als hochgeachteter Horm, die Zeiten seines Aufstiegs im Klerus bis hin zu seiner Ausbildung in Jünglingstagen… Die Zahl der Opfer in den Reihen der Dwar stieg an und ich musste an die warnenden Marnaks auf dem steinernen Buch denken, welches einst auf dem Podest in der Eingangshalle auslag: „Wenn das Blut zum Blut zurückkehrt, wird weiteres Blut fließen bis Es vollbracht ist!“ Als ehrenhaft Gefallene würden sie den Weg an die Seite ihrer Ahnen finden. Ich konnte beobachten, dass die Gebete der Horm in einigen Fällen ihre gewohnte Wirkung nicht entfalteten, was die Versorgung der Verwundeten erheblich erschwerte… Die Dwar bildeten eine Gasse und der siebte Hammer würde bald eingesetzt werden… Ich erbat Darsamalagh, warf einen Blick zu meinen Gefährten und trat ein.
Das Innere der Kuppel
Die sieben Stützpfeiler ragten wie Rippen eines Brustkorbs empor und erzeugten nach oben zusammenlaufend den Eindruck eines Felsendoms. Seltsamerweise erschienen sie in beiden Olor gleichermaßen wirklich zu sein… In deren Zentrum ergoss sich aus der Decke eine strahlende Lichtsäule göttlicher Macht, in deren Glanz sich ein breit grinsendes frevelhaftes Geschöpf räkelte wie eine Made im Speck. Es hatte unsere Ankunft erwartet und begrüsste uns mit einem verhöhnenden grollend tiefen Lachen…
Er schien sich an dem beginnenden Blutvergießen zu laben und gab sich einige Mühe den Eindruck zu vermitteln, dass er auch unser Erscheinen herbeigesehnt habe. Wie mächtig er auchimmer sein mochte… Seine Arroganz war ebenso unerträglich wie seine Selbstherrlichkeit und doch zwang ich mich zur Beherrschung. Ich wollte eben jene Eigenschaften dazu nutzen, um ihn dazu zu verleiten verborgenes Wissen zu offenbaren… Und ich wählte die richtigen Rem, um ihm dazu zu reizen… Er spottete über die Schwäche Abbathors, der nicht einmal in der Lage wäre, sich gegen einen Dwar zu wenden… Duerra hingegen sei wie so oft über ihre eigenen Intrigen gestolpert… Stolz verkündete er, dass es ihm nun sogar gelungen sei, Zweifel beim Seelenschmied selbst zu sähen! Er Sprach diese Rem mit einer derartigen Verachtung und Respektlosigkeit, dass ich beinahe sofort in einen Sturmangriff übergegangen wäre. Im Gegensatz zu Lyari zögerte ich jedoch, da ich im ihm glänzenden Schimmer die Silhouette Moradins auszumachen glaubte, der scheinbar seine schützende Hand auf die Schulter des Frevlers legte…
Die Sehne eines Olventang surrte an meiner rechten Flanke, doch Lyaris Tanthanus schienen wirkungslos an der dicken Haut des Braut abzuprallen. Meine Gefährten stoben auseinander und suchten Deckung hinter den Säulen. Arrat beschwor einen celestischen Diener, dessen mächtige zweihändige Agland uns von nun an zur Seite stehen sollte. Lyaris geflügeltes Reittier erhob sich in die Lüfte, stürzte sich waghalsig dem Norogh entgegen und landete hinter einer der uns gegenüberliegenden Säulen.
Entschlossen, nicht vor dem Norogh zurückzuweichen trat ich einige Schritte nach vorn und formte die mir von Moradin verliehenden Darsamol zu einem heiligen Hammerschlag, der kurz darauf mit einem Klirren auf unseren Feind niederging. Die bläulich silbrigen Ol zerbarsten und ließen die Haut des Braut schmelzen. Die sich bildenden Blasen waren jedoch nicht stark genug, um unseren Feind ernsthaft in Bedrängnis zu bringen… Der Frevler grollte eine verhöhnende Warnung und beschwor zur Vergeltung die Mächte des Chaos auf uns herab, welche Rylan in einem seltsamen Zustand der geistigen Verwirrung zurückließ…
Während Lyari einen Hagel aus Tanthanus auf unseren Gegner regnen ließ, schleuderte Arrat einen rötlich violetten Strahl, der sein Ziel scheinbar traf, dessen Wirkung mir jedoch verborgen blieb. Zu meiner Linken schälte sich ein bisher verborgener Diener unseres Feindes aus den Schatten, welcher jedoch kurz darauf von Arrats beschworenem Verbündeten in einen Nahkampf verstrickt wurde. Das Pegasus stieg abermals auf und überquerte das Schlachtfeld. Ich erhob meinen Hammer, rief Moradin abermals an und ließ den Braut in einer Säule aus Darsamtel baden. Er beschwor wiederrum Noroghol, die mit einem heftigen Schlag auf mich niedergingen… Im Augenwinkel sah ich, wie Arrat erneut einen Strahl rötlicher Energie schleuderte …
Während der Arglary um mich herum tobte, begannen meine Gedanken zu rasen wie Funkenflug im Nordwind… Ich musste etwas unternehmen, um das Blatt in diesem Schlagabtausch zu wenden… Wenn es mir gelänge den Braut aus dem heiligen Licht herauszubewegen, in welchem er sich noch immer genüsslich räkelte… Doch meine Findar standen denkbar schlecht einen derartigen Koloss umzuwerfen oder gar zurückzustoßen. Ich müsste ihn weiter provozieren und so vielleicht dazu verleiten, in den Nahkampf überzugehen, doch seit der Arglary ausgebrochen war hatte er nicht mehr auf meine Rem reagiert… Oder aber ich müsste wachsen…
Ich besann mich eines mächtigen Gebetsrituals und versenkte meine Gedanken in die Lehren des Seelenschmieds. Dwar Araudek! Mein Körper wuchs auf das Doppelte eines Dwar an und ich spürte die überzwergischen Kräfte, welche mir diese Gestalt verlieh. Der Frevler musste ebenfalls höhere Mächte angerufen haben, reckte mir seinen Finger entgegen und rief einige Worte in den Rem der Braut! Diese ließen mich auf der Stelle erstarren und zwangen mich in die Rolle eines hilflosen Beobachters! Grimdeledaraugh! Wenigstens hatte ich seine Aufmerksamkeit des eine Weile von meinen Gefährten abgelenkt, die sich nun diesem tödlichen Arglary vorerst ohne meinen Thalorn stellen mussten…
Der feige Braut beschwor eine Vielzahl an Ebenbildern, die Arrats Marnarngeschosse und Lyaris Agland von ihrem eigentlichen Ziel ablenken sollten. Tatenlos musste ich mit ansehen wie die Beiden schließlich in den Nahkampf gezwungen wurden. Die riesigen scharfen Klauen vergruben sich in die Haut des Olven und rissen ihm das Fleisch in Fetzen von den Knochen. In mir loderte eine Wut auf, die mich all meine geschmiedeten Pläne vergessen ließ!
Bis ich endlich wieder das Blut in meinen betäubten Gliedmaßen verspürte, gelang es meinen Gefährten mit vereinten Kräften fast alle Trugbilder zu zerschlagen. Ich ließ ohne Rücksicht auf meine Verteidigung meinen Schild fallen, umschloss meinen Hammer mit beiden Händen und warf mich mit einem Stoßgebet in die Schlacht! Von Moradin geleitet fand Hieb um Hieb sein Ziel und brachte den Frevler ins Wanken… Rylan war auf dem Rücken des Pegasus in den Rücken unseres Widersachers geeilt und nutzte die Schwäche des aus dem Gleichgewicht geratenen Feindes. Kurz nachdem der Braut einen verzweifelten Ruf durch einen Riß des Äthers sandte, drangen die scharfen Olvenagland tief in die Eingeweide des Frevlers ein und brachten die Entscheidung. Der riesige Leib sackte zu Boden und verging im Nebel des Äthers… Ohne Rücksicht auf die noch schwelenden Verbrennungen der unheiligen Noroghol zerbrach ich das Amulett, um meinen sterbenden Vettern beizustehen…
Dorwins Zorn
Der Schleier zwischen den Olor zerfiel und ich fand mich inmitten eines Schlachtfeldes an der Spitze einer keilförmigen Angriffsformation der Dwar wieder. Braut in unterschiedlichster Gestalt warfen sich meinen Vettern entgegen. An der linken Flanke war eine kleine Gruppe Dwar aus der Formation ausgebrochen und kämpfte verzweifelt um ihr überleben…
ER stand direkt vor mir… Gerüstet in einen mächtigen Harnisch, dunkle Hörner hatten sein Fleisch durchbohrt und so das Norogh seiner Seele sichbar nach Außen gekehrt. Seine verdorbenen Gesichtszüge erinnerten nur noch entfernt an einen Dwar und nichts deutete darauf hin, dass Dorwin einst ein Diener des Seelenschmieds gewesen sein musste. Mit unbändigem Zorn schwang er zwei Streithämmer durch die Luft, um einen am Boden liegenden Dwar zu zerschmettern. Im letzten Moment erkannte ich Rorann Steinhammer, der sich dem unausweichlich scheinenden Deledaraugh fast ergeben hatte… Mit schweren Hieben zwang ich Dorwin für einen Wimperschlag zur Defensive und drängte mich zwischen ihn und sein auserwähltes Opfer. Im Augenwinkel erblickte ich Lyari, der ebenfalls aus dem Äther trat, bevor mich ein Hagel aus Hammerschlägen erbarmungslos in einen Schleier aus Schmerzen und Blut hüllte.
Rorann kroch nach hinten und würde schon bald von seinen Vettern hinter einen schützenden Schildwall gezogen werden. Auch wenn ich spüren konnte, dass der Raugh des Frevlers im Äther Dorwins Kräfte schwinden ließ, war ich mir bewusst, dass ich in einem direkten Schlagabtausch keinesfalls lange bestehen würde. Ich hätte gut daran getan, es Rorann gleichzutun, doch meine gewandelte Gestalt würde bei einem Rückzug die Formation der Dwar durchbrechen. Also erhob ich abermals meinen Hammer und stellte ich mich dem unausweichlichen Arglary. Meine Schläge, die jeden Hurmfar in die Knie gezwungen hätten, entfalteten jedoch kaum Wirkung. Als Dorwin erneut zum Gegenschlag ansetzte ging ich unter den schweren Hieben zu Boden…
Aller Schmerz verging und mein Geist begann sich langsam von meiner sterblichen Hülle zu lösen. Ich hatte mein Leben für den Seelenschmied gegeben und die Gewissheit, dass er mich durch die ewigen Delven an die Seite meiner Ahnen geleiten würde, erfüllte meine Seele mit einer tiefen inneren Zufriedenheit. Bereit meine letzte Hergos anzutreten vernahm ich entfernt die von Moradin verstärkten drängenden Rufe mehrerer Sonnlinor… Sie baten mich, in meinem zerschmetterten Körper zu verweilen… Mein Thuldul auf Toril schien noch nicht erfüllt und so erhöhrte ich den Ruf , ergab ich mich dem Schmerz meiner Verwundungen und verlor das Bewusstsein…
Ich blickte in die mittlerweile vertrauten Augen des Olven, der mich mit mahnenden Worten daran erinnerte, dass meine Zeit diese Olor zu verlassen noch nicht gekommen sei. Wie ich später erfuhr hatte sich Lyari auf dem Rücken des Pegasi todesmutig zwischen die Schlachtlinien gestürzt um mich schnellstmöglich zu den Sonnlinor zu bringen! Ich trotzte dem schmerzhaften Widerstreben meiner Glieder, zog mich auf meinen Hammer gestützt auf ein Knie, erblickte die mich umgebenden teils schwerverletzten Schildbrüder und rief Moradin um Gulmol an. Er erhörte meine Bitte!
Viele Vettern hatten im Arglary ihr Leben gegeben und waren auf dem Weg durch die ewigen Delven an die Seite ihrer Ahnen getreten und doch war es kein Dwar, der Dorwins Niedergang letztendlich besiegelte hatte… Rylan und Arrat reckten ihre Agland empor und Rufe des Triumphs hallten von den Wänden des Felsendoms wieder! Alagh!
Nachdem alle Verwundeten versorgt und die Gefallenen geborgen waren kehrte eine Stille in den Dom ein, die mich nachdenklich verharren ließ. Die Erinnerungen, wie ich in Dorwins Thronsaal meine erste Schlacht an der Seite Lyaris geschlagen hatte überwältigten mich… Das Bündnis, das wir in den vergangenen Monaten geschmiedet hatten schien stärker als der mächtigste Feind!War dies der Grund, warum Moradin seine Diener dazu anhielt Bündnisse mit anderen Völkern zu schließen?
Gemeinsam verließen wir den Dom, wandelten durch die nun offenstehenden Tore und warfen letzte Blicke auf die in Felsen verewigte Geschichte des gefallenen Sonnlinor. Was hatte einen einst treuen Diener des Seelenschmieds stolpern lassen auf seinem Pfad der Hingabe und Ergebenheit?
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