Na´estiel

Na´estielNa´estiel

Prolog

Der zarte Klang des silbernen Glöckchens drang an Zyrthaas Ohren und riss sie aus ihren betrübten Gedanken.
Zu lange hatte sie gewartet, viel zu lange und ihre bislang im Zaum gehaltene Vorfreude explodierte förmlich. Pures Verlangen flutete durch ihr Inneres und schickte heiße Wellen des Begehrens in ihren Schoß.
Drei schnelle Schritte brachten sie zum Fenster. Vorsichtig schob sie den chiffongelben Seidenvorhang ein kleines Stück beiseite und spähte hinab in den prächtigen Garten ihres Vaters. Ihre grünen Augen suchten im Schein des diffusen Lichtes der magischen Lampen, die den Garten auch zu dieser späten Stunde noch erlebbar machten, nach der Quelle des süßen Klangs. Nichts rührte sich, nur das Wasser rann leise plätschernd die Kaskaden des mannshohen Basaltbrunnens hinab. Ihr Blick zuckte von links nach rechts, suchte die Schatten nach einer verräterischen Bewegung ab. Vergebens. Sie öffnete den Vorhang nun etwas weiter um sich ein größeres Blickfeld zu verschaffen. Aber auch nachdem sie sich aus dem Fenster gelehnt hatte blieb ihr verborgen was sie suchte. Hatte sie sich getäuscht? Hatte sie den Klang des Glöckchens tatsächlich vernommen, oder hatte sie das nur geträumt? Wehmütig seufzend stützte sie ihre Ellenbogen auf dem Fesnstersims ab, legte ihr Kinn auf ihren Handflächen ab und starrte enttäuscht in den Garten.

Von seinem hervorragend gewählten Beobachtungsposten aus beobachtete Na´estiel die nun entmutigt wirkende Zyrthaa und konnte das ihm so eigene, schelmische Gekicher kaum noch zurückhalten. Seine Augen glitzerten bei ihrem Anblick, er war hoffnungslos verliebt.
Es war in einem der Flure des Hauses ihres Vaters gewesen, vor sieben Wochen und drei Tagen, als er sie zum ersten mal gesehen hatte. Damals war er auf dem Weg zum Meister seiner Gilde, Zyrthaas Vater, gewesen um den wöchentlichen Rapport zu erstatten. Die drei Eunuchen die Zyrthaa praktisch rund um die Uhr bewachten, warfen ihm finstere Blicke zu, als sie bemerkten wie Na´estiel ihre Schutzbefohlene anschmachtete. Seit diesem Tage waren sie sich näher gekommen. Sie hatten sich heimlich in der luxuriösen Badeanstalt die Zyrthaa regelmäßig besuchte und auf dem großen Basar getroffen oder einfach da, wo es gerade irgendwie möglich war ein paar kurze Worte aber dafür um so längere Küsse auszutauschen.
Die Angst, von ihren Beschützern bei ihren Techtelmechtel erwischt zu werden, schwebte stets drohend wie das Schwert eines nach Gerechtigkeit heischenden Paladins über ihnen. Doch mit der Zeit verflog die Angst vor Entdeckung und Na´estiel nahm immer größere Risiken auf sich. Heute wollten sie sich das erste mal in den privaten Gemächern Zyrthaas treffen. Ein Risiko, das Na´estiel mit dem Gedanken an das weiche Bett in ihren Räumen nur zu gerne einging. Er war noch nie besonders vorsichtig, wenn es um etwas ging, das er unbedingt wollte…

Das Türschloss stellte nicht wirklich eine großere Herausforderung für den schwarzhaarigen Calishiten dar und
Na´estiel trat in den düsteren Gang, der einmal rund um den Garten des Anwesens führte. Von hier aus sollte es ein Kinderspiel werden in die oberen Stockwerke zu gelangen.
Eine geschwungene Treppe, zwei Ausweichmanöver vor Wachen und drei kleine goldene Gegenständen (die in Na´estiels Gürteltaschen verschwanden) später, hatte er das Stockwerk, das unter den Privatgemächern lag, sicher erreicht und freute sich ob seines Glücks über den reibungslosen Ablauf. Er schlich, seinen Rücken an die steinerne Wand gepresst, eine weitere Treppe nach oben. Vorsichtig. Stufe für Stufe. Darauf bedacht keinen Laut von sich zu geben und immer wieder lauschend ob jemand kam, erreichte er den ersten Treppenabsatz.
Ein Luftzug an seinem Ohr lies ihn erschrocken herumfahren. Die beiden gehässig lachenden Imp´s die hinter ihm erschienen starrten ihn aus ihren teuflischen Augen an. Ihre mit einer gemeinen Spitze versehenen Schweife zucken gleichzeitig nach vorne und bohrten sich in Na´estiels Hals. Er zuckte mit einem Schmerzensschrei zurück, doch es war zu spät. Das Gift der teuflischen Haustierchen von Zyrthaas Vater tat bereits seine Wirkung. Die Beine des jungen Überlebenskünstlers gehorchten ihm nicht mehr. Er wandte sich zur Flucht und zwei wackelige, ungelenke Schritte später stürzte Na´estiel, unter dem schadenfrohen Gelächter der kleinen Teufel, die Treppe hinunter. Sein Kopf schlug wiederholt und äußerst hart gegen die steinernen Stufen.
Schwärze umfing ihn.

Dunkelheit… Schmerzen… Durst…
Na´estiel schlug erschrocken die Augen auf und stöhnte ob der bitteren Schmerzen die durch seinen Körper zuckten. Er hing an einer Kette, die Handgelenke in eisernen Ringen gefangen und schmerzhaft in sein Fleisch schneidend. Seine Füße baumelten gut zwei Hand breit über dem Boden. Es stank nach Blut, Pisse und Erbrochenem…vermutlich alles von ihm. Er versuchte durch seine geschwollenen Augen etwas zu erkennen, doch im Schein der entfernten Fackeln konnte er nur nackten Fels und eiserne Gitterstäbe erkennen. Panik erfasste ihn. Er zappelte und riss an seinen Ketten, was noch größere Schmerzen hervorrief. Blut lief an seinen Armen herab, tropfte ihm auf den Kopf und in seine Augen. Er wurde erneut ohnmächtig.

Ein gut gezielter Eimer eiskaltes Wasser lies ihn wieder erwachen. Immer noch von der Decke baumelnd hatte sich seine Situation nicht wirklich verbessert. Sein Gefängnis war nun heller, mehrer Fackeln erhellten das etwa 20 m² messenden Kellerverlies.
Ein kleiner Tisch stand etwa zwei Meter von ihm entfernt. Ein hageres, kleines Männlein stand dahinter und legte in aller Ruhe eine armdicke, lederne Rolle auf dem Tisch ab. Na´estiel kannte diesen Mann, zumindest vom Sehen, er war einer der engsten Vertrauten des Gildenmeisters. Erneut biss sich die Panik in ihm fest und er hätte am liebsten laug geschrieen. Doch alles Betteln und Jammern half nichts. Unter mahnenden Worten und der Verkündung, das er ob seiner lästerlichen Frechheit langsam und unter großen Schmerzen sterben würde, bohrten sich Nadeln in seinen Körper, knabberten Zangen an seinen Gliedmaßen und schnitten Messer brennend Wunden in sein Fleisch.

Er wusste nicht wieviel Zeit vergangen war. Tage, Wochen, oder doch nur Stunden? Die Schmerzen, das Blut, der Gestank und das verschwommene, gefühllose Gesicht seines Folteres machten es ihm unmöglich die Länge seines Martyriums abzuschätzen. Eigentlich war es auch nicht wichtig. Er wollte nur endlich sterben, doch er wusste, dass der Mann mit den Zangen noch nicht mit ihm fertig war. Was würde noch kommen? Welche Schmerzen musste er noch durchstehen? Man hatte ihm bereits mit einer glühenden Nadel das linke Auge herausgebrannt. Vermutlich fehlten ihm auch schon ein oder zwei Zehen, was er aber nicht genau sagen konnte, da er einfach zu schwach war um seine Beine anzuheben, sodass er sie betrachten konnte. Die täglichen Peitschehiebe mussten seinen Rücken mittlerweile übel zurichtet haben und die scharfen, mit kleinen Sägezähnen besetzten Messer schnitten immerzu tiefe, brennende Wunden in alle anderen Teile seines Körpers.
Na´estiel war das mittlerweile fast egal. Er hatte mit sich und seinem Leben abgeschlossen. Das schlimmste war, dass sich Zyrthaa kein einziges mal hatte blicken lassen. Wusste sie überhaupt wo er war? Die Ungewissheit zerfrass ihn. Er hoffte auf den Tot, doch die kalten Augen des kleinen Mannes vor ihm, der so genau zu wissen schien wo er schneiden, reißen, bohren und brechen musste, ohne das Subjekt seiner unmenschlichen Arbeit zu töten, sagten ihm eindeutig, dass es noch nicht vorbei war.
Die Tage vergingen. Die Schmerzen blieben. schnipp-schnapp
Zeit wurde nebensächlich, trat in den Hintergrund, verlor jegliche Bedeutung. schnipp-schnapp, schnipp-schnapp

Lärm drang in Na´estiels Bewusstsein und weckte ihn. Sein Folterer kam wohl wieder. Was sonst. Er versuchte sein verbleibendes, klebriges Auge zu öffnen. Das Licht stach wie Nadeln in sein Hirn, drohte seinen Kopf platzen zu lassen. Er gab es auf. Alles was er sehen würde war es nicht wert gesehen zu werden. Er schlief ein.
Erneut wurde es laut um ihn. Er konnte Schreie hören und wie Metall auf Metall schlug. Jemand brüllte schmerzerfüllt auf. Dann Ruhe. Eine der Zellentüren quitschte. Wieder Ruhe. Zwei Stimmen sprachen leise miteinander. Jemand stieß ihn an und Na´estiel zuckte kurz zusammen. Wieder eine leise Unterhaltung. Kettengerassel. Na´estiel spürte wie er fiel. Der Aufprall auf dem Boden raubte ihm das Bewusstsein.

Als er wieder erwachte hatte sich etwas verändert. Seine Schmerzen waren noch da, doch er hatten den Eindruck nicht mehr an einer Kette von einer Decke zu baumeln. Seine Arme schmerzten unerträglich, genauso wie der komplette Rest seines Körpers. Etwas warmes, gut riechendes wurde ihm in den Mund gekippt. Er verschluckte sich und hustete. Eine beruhigende Stimme sprach zu ihm. Er konnte die Worte zwar nicht genau verstehen, doch taten sie ihm gut. Er öffnete sein Auge, das abgedunkelte Licht war erträglich. Das zerfurchte, aber freundliche Gesicht einer alten Frau sah ihn lächelnd an. „Sei gegrüßt, Feind meines Feindes…“

Gilbert

Gilbert ist ein etwa 15jähriger, ungesund wirkender Junge, hat schwarzes, leicht verfilztes Haar, wirkt zurückhaltend oft schüchtern und ängstlich. Doch ist sein Blick, wenn er auf einem ruht, angenehm und verständnisvoll. Er trägt dunkle, ihm zu große Kleidung, die nach etwas Meersalz und Moder riecht: Ein mottenbefallenes Wollhemd, eine speckige Lederweste, asugebeulte, fleckige Lederhosen und recht gut erhaltene Lederstiefel, die vor langer Zeit einem Edelmann gehört haben mögen. Gerade in Augenblicken der Ruhe wirkt Gilbert als sei er Jahre älter als er eigentlich ist, zumdem ist er für sein Alter schon recht groß und kräftig.
Seine Habseligkeiten trägt er in einem mit einem Riemen versehenen Sack, dazu ein großes, altes Langschwert in seinem Gürtel.
Hintergrund:
Gilberts richtiger Name ist Tolgar, Sohn der Schneiderin Eliana, die in einem kleinen Dorf im Süden wohnt, viele Tagesreisen entfernt. Seine Mutter ist mit dem Schmied des Dorfes verheiratet, der Tolgar jedoch nur mit gutem Willen ähnlich sieht, weshalb seine Mutter einen zweifelhaften Ruf genießt. Das Dorf gehört zur kleinen Grafschaft des niederen Adligen, „Cader von Cline“. Bei den häufigen Besuchen seiner Mutter bei Hofe, wenn sie der Gemahlin des Grafen Kleider angepasst hat, lernte Tolgar den Sohn des Grafen kennen, der 3 Jahre jünger als er war und „Cesar“ hieß. Da Tolgar seit früher Kindheit die Botengänge seiner Mutter zum Hofe erledigte und Nachrichten überbrachte, sah er den kleinen Cesar häufig und hatte das Glück, dass dieser sich mit ihm anfreundete. Diese Freundschaft barg viele Vorteile, da er bei Hofe immer gut zu essen bekam und sogar bisweilen am Provatunterricht Cesars‘ teilnehmen durfte. Da Cesar für Ausritte und kriegerische Spiele einen Gefährten brauchte, lernte Tolgar sowohl Reiten als auch den Umgang mit Waffen.
Natürlich war es nicht die Freundschaft ebenbürtiger Jungen. Cesar war sich seines Standes wohl bewusst und Tolgar musste stets aufpassen, ihn nicht zu kränken oder gar zu verärgern, wenn er seine Privilegien nicht verlieren wollte. Und so endeten viele Tage für ihn mit blauen Flecken und Frustration. Dazu kam, dass die Frau Gräfin ihn offenbar nicht mochte und ihn dies durch Verachtung, Verbote und Erniedrigungen spüren ließ.
Graf Cader sah es nicht hingegen offenbar nicht ungern, dass sein Sohn einen älteren „Aufpasser“ an seiner Seite hatte, an dem sein Sohn sich bei seiner körperlichen Ertüchtigung messen konnte.
Dies ist mittlerweile ein Dreivierteljahr her.
Damals jagte er Cesar beim „Häscher“-Spielen im Wald, nahe eines kleinen Sees. Cesar versteckte sich in einer der natürlichen Höhlen, die an den hohen Felsen am See aufragten und wie Klippen den See begrenzten. Als Tolgar begann, hinunter zu klettern, um Cesar zu stellen, schwang sich dieser aus der Höhle und sprang auf einen kleinen Vorsprung, der unter ihm nachgab. Cesar fiel zehn Meter tief auf einen Felsen und war tot.
Tolgar war plötzlich von Angst und Schuldgefühlen hin- und hergerissen, stellte sich vor, was der Graf und vor allem die Gräfin ihm und seiner Familie antun würden. Dann fasste er einen Entschluss und rannte los – einen halben Tag lang, bis er nicht mehr konnte. Immer nach Norden, Richtung Küste. Nur weg.
Als der Abend dämmerte, dämmerte ihm auch, dass er seine Lage nicht gerade verbessert hatte. Nun würde man ihm ganz sicher die Schuld am Tod von Cesar geben. Erhatte sich verdächtig gemacht.
Nun gab es für ihn kein Halten mehr. Er wanderte in Gewaltm#rschen zur Küste, heuerte an einem kleinen Frachtboot an, das ihn weiter nach Norden brachte.
In der Nähe eines Hafens sah Tolgar, der sich nun Gilbert nannte, das erste mal Orks und erschrank ob ihrer Brutalität und Gnadenlosigkeit, die sie ausstrahlten. Auch Zwerge sah er das erste mal, als er auf eine kleine Gruppe Söldner stieß, die ihn anwerben wollten.
Das Angebot war gut, doch zogen sie nach Süden und er wusste, dass er sicher vom Grafen verfolgt werden würde und es für ihn nur den Norden gab – oder Übersee…
Nachdem er eine kleine Karawane in den Norden begleitet hatte und sich dadurch ein Schwert verdienen konnte, zog er eines Tages durch einen sumpfigen Wald und begegnete erneut: Orks!
Zwei von ihnen trugen eine Kiste, die anderen unterhielten sich lautstark – als plötzlicheiner der Orks strauchelte, zu Boden fiel und Pfeile zischten –  und eine Gruppe Menschen die Orks angriff!
Ein schneller, heftigen Kampf entbrannte und Gilbert ergriff Partei für die Menschen. Er schlich sich an einen großen Ork heran und hieb ihn von hinten in den Rücken.
Wenig später war der Kampf zu Ende und die Gruppe Abenteurer blickten verwundert zu ihm. Doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf die Truhe gelenkt, der beim Öffnen ein wild plappernder Kobold entsprang.
Da die Abenteurer offenbar planten, eine Höhle voll mit Orks und Trollen anzugreifen, entschied sich Gilbert, einen weniger gefahrvollen Weg zu wählen und verließ die Gruppe wieder, Richtung Corvia…

Flex

FlexFlex

Bericht des Dorfbüttel Arsgar aus Nettenbruch:

„Komisches pasierte heude inner Tawerne. Übaeinstimmenden Berischten zuvolge hat sich zwey Kerzen nach sonnenuntagang ungehoierliches abgespilt. Eben wart noch gesoffen und mit Carten gespielet, als ein – Zitat: swarzet Loch erschien. herausfielen merere menner und fraun darunter elfn, ein zwerk und der rest menschn. alle bis auf zwerk habn noch geröschelt und wahren dan tod. Alles voller bludd. Habn reiter an den bannwart getrieben. der sol sich ditt anshaun. Habn die leischn inne Schoine legn lassen. der zwerk ist in gewarsam und ist gesund, nur irre ist er unt schreiet. Hab ihm eins üban kopp mit knüppel gezogn. der schlaft nu.“

Fredgar, Bannwart des Nettenbruchs an seine Lordschaft Bob[ab hier wirds unleserlich)

„Ich erlaube mir Euch, meine Lordschaft, hiermit kund zu tun, dass es vorige Woche zu einer ungewöhnlichen Situation in einer eurer Besitzungen im Dorf Nettenbruch kam. Übereinstimmenden Berichten zufolge hat sich – wie ein hinzugezogener Magiekundiger bestätigen kann – in der Taverne Bocksprung plötzlich ein Portal geöffnet, aus dem eine Gruppe Menschen, Elfen und ein Zwerg fielen. Offensichtlich hatten sie einen schweren Kampf hinter sich, da ihre Wunden bei fast jedem tödlich war. Der Zwerg überlebte, der Rest der Truppe schien noch zu leben, verstarb aber kurze Zeit später. Der Zwerg wurde festgesetzt und medizinisch versorgt. Unsere Versuche, mit ihm zu kommunizieren, schlugen fehlt, da er völlig apathisch war. Ein ansäßiger Zwerg war nicht in der Lage, die Sprache, die der Fremde sprach, auch nur im Kern zu verstehen, erkannte aber anhand von Rüstungsteilen und einem Anhänger, dass es sich wohl um einen Priester einer Zwergengottheit handeln muss. Der vorab erwähnte Magier untersuchte die Waffen, Rüstungen und Gegenstände der Leichen und des Zwergs und kam zur Erkenntnis, dass es sich wohl um eine unglückliche Söldnertruppe handeln muss, die nur mit Not – und erfolglos – versuchte zu flüchten. Die Gruppe führte Schriften mit sich – leider in keiner Sprache, die einem von uns hier bekannt oder geläufig wäre. Die Schriften und ein Teil der Waffen und Rüstungen, die von Wert erschienen – und nicht von dem Lumpenpack hier entwendet werden konnte, wurde dem Boten mitgegeben. Ich habe den Zwerg unter Bewachung stellen lassen und bitte Euch, mir mitzuteilen, wie ich mit ihm zu verfahren habe.

Fredgar

Droin, Moradin-Priester

„Heute Nettenbruch erreicht. Kleines Kaff, schlechtes Bier und Essen und die Menschen hier sind noch ungepflegter als ein Trupp rasender Orks. Zudem: Füße tun weh. Werde zu alt für Pilgerreisen. Konnte ein kleines Zimmer beim Schmied für die Nacht mieten.“

„Wollte mich gerade zur Ruhe betten, als es an der Tür klopft. Ein Mann namens Fredgar bittet mich um meine Dienste. Man habe einen Zwergen in Gewahrsam, mit dem man nicht wisse, was mit ihm sei. Ich versrpach zu helfen. Als ich zum Hilfebedürftigen geführt wurde, dachte ich zunächst, einen ehrwürdigen Zwergen von hohem Alter vor mir zu haben. Doch ein genauerer Blick verriet mir, dass der Mann offensichtlich noch blutjung ist – doch irgendwas ließ ihn ergrauen und altern. Ein Mann von jungen 75 bis 100 vielleicht und wirkt doch, als hätte er längst das dritte Jahrhundert erlebt. Das Faszinierende an ihm ist zudem, dass ihn nicht sagen kann, von welchem unser Zwergenlinie er abstammt. Er ähnelt zwar einem Schildzwerg, aber er ist anders.. eher gedrungen wie ein Goldzwerg. Ein Mischling scheint er auch keiner zu sein. Zumindest besteht keine Ähnlichkeit zu einem Grauzwerg. Ein weiteres Mysterium ist die Kette mit dem Emblem auf dem Anhänger. Er ist offensichlich Priester – es geht spürbar eine gewisse magische Aura von ihm aus. Das Symbol hingegen ist mir unbekannt. Es ähnelt dem von Dumathoin (ein geschliffener Saphir auf dem Umriß eines Berges), sieht aber völlig anders aus (ein roter, runder Smaragd uf dem Umriß eines Berges). Ich versprach, zu bleiben, bis ich mehr erfahren kann. Ich werde mich um diesen Mann kümmern.  “

„Zwei Wochen sind nun vergangen und dieser Zwerg ist noch immer ein Rätsel. Zumindest konnte ich heraufsfinden, wie er heißt. Flex. Keinen Familiennamen, keinen Bingennamen, nur Flex. Und er scheint wirklich Priester zu sein. Hatte mich vor drei Tagen verletzt, als ich das Essen zubereitete und er legte sanft die Hand auf meine kleine Wunde, murmelte etwas und die Wunde schloß sich. Damit ist schon mal klar: Er ist kein Priester einer verruchten Gottheit. Ansonsten aber starrt er nur vor sich hin. Erstaunlich auch, dass er Angst vor der Dunkelheit zu haben scheint. Er wimmert leise, wenn die Schatten in die Räume kriechen.“

„Tag 28. Er hat Alpträume. Heftige Alpträume. Ein Ort oder eine Person namens Ravenloft scheint ihn Unbehagen zu verschaffen.“

„Tag 42. Fredgar ist wieder da. Er hat Auftrag erhalten, den Fall abzuschließen. Da Flex offensichtlich keine Gefahr für andere darstellt, wohl aber noch für sich, hat man mir die Obhut über ihn übertragen, darüberhinaus die Abschrift einiger Dokumente, die die unglücklichen Verstorbenen mit sich führten und man nahm mir das heilige Versprechen ab, bei neuen Informationen oder Erkenntnissen Fredgar einen Boten zu senden.“

„Ein halbes Jahr ist nun seit dem ersten Treffen mit Flex vergangen. Er scheint noch immer nicht er selbst zu sein. Er spricht nicht oder nur kaum und ist völlig in sich zurückgezogen. Er betet oft und regelmäßig und ich glaube herausgehört zu haben, dass der Name seiner Gottheit Ulla, Uula oder Ulaa sei. Wir habne allerdings keine Informationen zu einem göttlichen Wesen diesen Namens. Bruder Gralileo kam mit einer These, dass es wohl mehr als nur eine bewohnte Welt gäbe und jede Welt wohl auch seine eigene Götter. Blödsinn, BLASPHEMIE geradezu. Ihm wurden neue Exerzitien übertragen, damit er über seine Dummheit nachdenken kann.“

“ Heute kam ein Magier namens Restain vorbei, der von Flex gehört hat und bat, ihn sich mal anzuschauen bzw. mit ihm zu sprechen, da er Studien zu „Transdimensionalem Reisen unter Berücksichtung irgendeiner Unschärferelation eines unbekannten Gnoms“ nachgeht. Er darf, aber nur, wenn er uns mitteilt, was er herausfindet13 Tage lang sprach er mit Flex, lauschte seinem Gebrabbel und Gebeten und schrieb alle fleißig mit. Dann, am 14. Tag, rannte er mit aufgerissenen Augen aus Flex‘ Kammer und brüllte: RAVENLOFT  Dann rannte er aus dem Tempel und ward nicht mehr gesehen. Flex hat eine Vorliebe für Suppe entwickelt.

„Ein Monat ist seit dem Vorfall mit Restain vorbei und plötzlich stand er wieder vor mir im Tempel und hatte allerlei Instrumente, Gefäße und Bücher dabei. Er versammelte einige Brüder und den Abt und erzählte uns, dass es sowas wie andere Welten gäbe, die alle auf unterschiedlichen Existenzebenen lägen – vergleichbar mit unserer Welt und dem Pantheon unserer Götter. Hier und da gäbe es Verbindungspunkte zwischen den Welten und unser Freund Flex wäre offensichtlich ein Gast aus einer anderen Welt. Unser Abt war schon drauf und dran, diesen frechen Magier aufgrund dieser Blasphemie einen neuen Scheitel zu ziehen, doch Restain bekräftigte, dass die Existenz anderer Welten nicht im Widerspruch zu unserer Lehre stünde. Um das zu verdeutlichen, zog er einen Käse aus der Tasche und sagte, dass dieser Käse in vielen Ländern und Völkern bekannt und beliebt wäre. Er habe nur andere Namen. Moradin wird wohl auch auf anderen Welten über die Zwerge wachen – nur unter einem anderen Namen. Dann berichtete er, was er über Ravenloft in Erfahrung bringen konnte. Die Geschichten waren abenteuerlich, verwirrend und sehr Angst einflößend, mit Blick auf das, was in Nettenbruch geschah, aber teilweise überzeugend. Restain kam dann auf Flex zu sprechen. Restain geht der These nach, dass sich beim Übertritt von einer Ebene in die andere, ggf durch Schock und dem Tod seiner Kameraden, sein Geist vom Körper teilweise abgetrennt hat. Es kenne einen Zauber, der Geist und Körper vereinen könne – allerdings müsse er dafür ein Portal in dieses Ravenloft öffnen. Wir werden das besprechen müssen.“

„Drei Tage sind vergangen und wir werden Restain helfen, sein Vorhaben umzusetzen – es geht schließlich um das Leben eines Zwerges. Restain begann, seine Beschwörungen aufzusagen und nach wenigen Minuten öffnete sich tatsächlich ein Portal. Doch Verrat! Restain zog einen Dolch und rammte diesen dem armen Gralileo in die Kehle. Das Blut spritzte nur so heraus und bedeckte den Boden. Wir waren geschockt und konnten doch nichts tun – wir hatten doch nicht damit gerechnet, in unserem eigenen Tempel angegriffen zu werden und waren dementsprechend nicht gewappnet oder bewaffnet.  Restain begann, Magische Geschosse auf uns zu feuern, also suchten wir Deckung. Von dort aus konnten wir beobachten, wie Restain mit dem Blut von Gralileo in die Luft schrieb, was das Portal größer werden ließ. Wir fürchteten schon, dass nun ein Schrecken durch das Portal steigt und den Tempel vollends entweiht, doch nichts derartiges geschah. Stattdessen betraten Restain und sein Gehilfe das Portal, das sich hinter ihnen schloß. Sie waren verschwunden, der Tempel geschändet, Gralileo gemeuchelt und wir zutiefst frustiert.“

„Heute betrat ich die Kammer von Flex, um nach ihm zu sehen und zu prüfen, ob der verräterische Restain Spuren hinterließ. Meine Überraschung war groß, als Flex sich bei meinem Eintreten zu mir wandte und fragte, wo er sei, wie er an diesen Ort käme und was mit seinen Kameraden geschah. Ich erzählte ihm, wie er in Nettenbruch landete, das seine Kameraden tot seien und welch verlogenes Spiel Restain spielte. Flex nickte grimmig und erzählte mir im Gegenzug, dass er ein Priester von Ulaa, einer Zwergengöttin, die unserem Dumathoin zum Verwechseln ähnlich ist, sei und mit seinem Kameraden auf dem Weg in eine Stadt namens  Greyhawk war. Eines abends legten sie sich in einer Taverne schlafen und kamen an einem fremden Ort wieder zu sich. Das Böse habe in dieser anderen Welt die Macht an sich gerissen und findet gefallen daran, Abenteurer, Helden und Glücksjäger zu sich zu holen, um die unsterblichen Herrscher dieser Welt zu amüsieren oder harauszufordern. Sie fanden heraus, dass man nicht einfach dieses Ravenloft betreten oder verlassen kann – nur wenn Ravenloft es wünscht oder zulässt, kann es gelingen. Oder durch einen Anker, der einen Eingang schafft. Flex und seine Freunde versuchten es dennoch und nach einer weiteren Schlacht gegen endlose Horden schafften sie es, ein Portal mit unbekanntem Ziel zu öffnen. Dabei starb jedoch der Magier der Gruppe. Das letzte, woran sich Flex erinnert, war ein höhnisches Gelächter, als er das Portal betrat. Flex hatte auch gleich einen Verdacht, was die Beweggründe für den Verrat waren. Er, Flex, war der Anker, der Restain den Zugang zu Ravenloft erlaubte. Wieso Restain allerdings nach Ravenloft wollte, kann niemand auch nur im Ansatz erahnen.“

„Flex ist sowohl geistig als auch körperlich wieder auf der Höhe. Fast ein Jahr ist seit unserem ersten Treffen vergangen. Heute heißt es jedoch, Abschied zu nehmen. Flex will, nein, muß los um einen Weg nach Hause zu finden. Heute ist er abgereist. Er wollte erstmal Richtung Norden. Ich mache mir Sorgen um den Burschen. Aber er hat allen anderen gegenüber einen Vorteil: Er ist ein Zwerg.“

Lucion

LucionLucion

Die Geschichte beginnt vor vielen Jahren als ein Bauer in den ersten Stunden des Tages auf seinen  Feld ein kleine Korb fand. In diesem lag ein kleiner Säugling, der blinzelnd und kichernd zu ihm hoch schaute. Zu erst wollte der Bauer das Kind, ein Haldelf noch, nehmen und samt Korb in den Fluss werfen,  hatte er denn nicht schon genug Münder zu füttern?
Doch wie er da am Wasser stand, brachte er es nicht übers Herz und entschloss sich dann doch wider jeglicher Vernunft das Kind mit nach Hause zu nehmen. Er und seine Familien würden es schon irgendwie schaffen, und das taten sie dann auch. Er und seine Frau nannten den Jungen Lucion und so wuchs er bei einfachen aber guten Menschen  auf.
Noch viele Jahre später sollte Lucion sich gerne an die unbeschwerten Sommern seiner Kindheit erinnern. Viel Zeit verbrachte er damals mit seinem Stiefbruder Nathan und viele Jahre waren die Jungen unzertrennbar. Doch als zwanzig Sommer ins Land gezogen waren, begann sich die Welt zu verfinstern, zu erst waren es nur Kleinigkeiten, die Nächte schienen kälter und dunkler, die alten Weiber flüsterten hinter vorgehaltener Hand von der Rückkehr eines alten Hexenmeister, von Banden von Orks und Schlimmeren, welches durch die dunklen Wälder schlich.
Und dann kam der Krieg. Voller Eifer und trotz des Wehklagen seiner Stiefmutter entschloss sich Lucion, es wäre Zeit was von der Welt zu sehen, und da käme doch so ein Krieg gerade recht.
Fast zehn Jahre sollte der Krieg dauern, zehn Jahre die Lucion zeigten wie naiv er gewesen war,  die Erzählungen über glorreiche Schlachten und ehrenhafte Helden zu glaube. Der Tod war nicht
glorreich und noch weniger ein Krieg. Mehr als einmal wollte Lucion zu seiner Familie zurückkehren und doch band ihn sein Eid und so diente er all die Jahre des Krieges als Späher und Waldläufer treu dem König.
Bis dann doch der Tag kam, an dem auch dieser Krieg ein ende fand und er sich endlich auf den Weg machte konnte, zurück zu dem kleinen Hof an dem Fluss, dass er einst als junger Mann verlassen hatte. Sein Vater und seine Mutter waren inzwischen gestorben, doch sein Bruder lebte nun mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn dort. Als Lucion durch die Tür trat empfing ihn sein Bruder herzlich und schon bald war es so zwischen den beiden als hätte Lucion nie den Hof verlassen. So wie in ihrer Kindheit lachten und scherzten sie und Lucion vergaß allmählich den Krieg und glaubte
endlich wieder dass alles gut werde würde. Sein Bruder arbeitet, wie auch schon sein Vater vor ihm, auf dem Felde als einfacher Bauer und Lucion tat das seinige indem er auf die Jagd ging, zu erst alleine aber als sein Neffe groß genug geworden war, nahm er ihn immer häufiger mit und so lebten sie alle viele Jahre im Glück.

Doch dann kam erneut der Tod in das Land, diesmal war er leise, unsichtbar, tückisch und doch genauso gnadenlos wie zuvor. Man sagt Fremde, vielleicht Händler, hätten die Krankheit ins Land gebracht, einige sagten es wären Schwarzmagier gewesen, andere wiederum beschuldigten das Elfenvolk. Doch dem Tod war das Gerede einerlei, er breitete sich aus, zuerst in den Städten, dann entlang den Flüssen  auch auf dem Land und fand schließlich den kleinen Hof und die Tür durch die Lucion erst vor ein paar Jahren zurückgekehrt war. Obwohl Lucion aufgrund seiner Herkunft immun zu sein schien, galt das doch nicht für seine Liebsten. Erst die Mutter dann der kleine Sohn starben, sein Bruder Nathan überlebte nur knapp,  gezeichnet für immer von der Krankheit.
Still und düster wurde es auf dem Hof und Lucion fand sich immer häufiger auf der Jagd wieder, manchmal blieb er Tage lang in den Wäldern nur um so nicht zu dem Hof und der Trauer zurückzukehren. Eines abends aber als er wieder durch die Tür trat fand er seinen Bruder in Gesellschaft wieder. An dem Tisch, wo eins die Familie zu Abend gegessen hatte, saß ein alter, zittriger Mann, der mit  rauer Stimme auf seinen Bruder einsprach. Dieser nickte bedächtig, schnitt aber, als er seinen Bruder bemerkte, dem alten das Wort ab. Lucion setzte sich zu den beiden nun schweigenden Männern. „Wer ist er ?“ fragte er, während er den Fremden betrachtete. Er trug Narben, denen seines Bruders nicht unähnlich, wenn auch, als er sie länger betrachtete, er ein Muster zu erkennen glaubte,  vielleicht sogar ein Zeichen.
„Er ist ein alter Freund meines Vaters“ unterbrach der Bruder seine Gedanken.
„Ich habe ihn noch nie gesehen ..“ Der Fremde hielt seinen Gehstock mit weiß hervortretenden
Knöcheln und musterte Lucion.
„Wie solltest du auch, wo du doch all die Jahren fort warst.“ Sein Bruder stand auf und reichte
Lucion eine Schale mit Essen.
„Iss etwas und dann lass uns allein, Bruder.“
Lucion nickte, schob die Schale von sich und stand auch auf, die ganze Zeit dabei die Augen auf
den Fremden gerichtet.
„Ich warte draußen“ und mit diesen Worten verließ Lucion die beiden. Er sah nicht mehr das
kränkliche, hässliche Lächeln, das sich nun auf das Gesicht des alten ausbreitete, während sich
Nathan wieder setzte.
„So, wo waren wir ?“

Draußen  suchte sich Lucion inzwischen ein Platz unter einer alten Eiche. Von dort aus konnte er das Haus besten beobachten ohne selbst gleich gesehen zu werden. Sein Bogen lag griffbereit neben ihn, seine Pfeile steckte nicht weit weg im Boden, und so begann das Warten. Viele Stunden vergingen in denen er geduldig vor dem Haus wartetet und erst als der Mond schon hoch am Himmel stand, öffnete sich endlich die hölzerne Tür. Der alte Mann trat in die Nacht hinaus, in dem Arm hielt er etwas und zu erst konnten selbst die  scharfen Augen Lucion nicht erkennen was der Mann in seiner knöchernen Händen hielt, doch dann hielt der Alte den Gegenstand in die Höhe, ganz so als ober er seinen Preis im Mondlicht betrachten wolle.
Es war eine Flasche, hübsch verziert und aus Glas, eigentlich sehr gewöhnlich, bis die Flasche auf einmal begann grünlich zu leuchten, nicht besonders hell, nur gerade so, dass das Gesicht des Alten im kränklichen Licht zu erkennen war. Eine garstige Fratze, von einem hämischen Grinsen verzogen. Lucions Pfeil bohrte sich in die Tür, vor dem eben noch der Mann gestanden hatte. Von einem Moment  zum anderen war er verschwunden, ganz so als ob er nie dagewesen war.
Vorsichtig nährte sich Lucion der Tür, nach dem Alten Ausschau haltend, er musste doch hier irgendwo sein. Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die Stille der Nacht.
Der Schrei war aus dem inneren des Hauses gekommen. Mein Bruder schoss es Lucion durch den Kopf. Jegliche Vorsicht vergessen stürmte er in das Haus, Pfeil und Bogen zurück lassend.
Das was er im inneren sah ließ ihn erstarren. Seinen Bruder hielt eine kleine Gestalt in seinen Armen, während über seine Wangen die Tränen
liefen. Das Gesicht des Bruders erstrahlte in Freude als er zu Lucion hoch blickte.
„Sieh wer zurückkehrt ist“
Nun drehte sich die kleine Gestalt langsam um. Es war einst ein Mensch gewesen, doch nun war es nur noch eine verrottende Abscheulichkeit,
entsprungen aus den dunkelsten Alpträumen der Menschheit. Tot und doch lebend. Es streckte seine vermodernde Klauenhand nach Lucion aus.
Während sein lippenloser Mund grinsend eine Wort ausspuckte.
„Onkel“ zischte es.
Ohne zu Zögern griff Lucion eine Messer von einem nahen Tisch und rammte es der grinsenden Abscheulichkeit in den Maden übersäten Schädel.
Sein Bruder schrie auf, und stieß ihn in Panik fort, in seinen Armen fing er den leblosen Körper auf. Langsam wich Lucion zurück, nicht wissen was er sagen oder tun sollte. Einem Moment lang war nur das Schluchzen von Nathan zu hören.Immer weiter wich Lucion zurück, bis er die Tür im Rücken fühlte.
Da hob Nathan seinen Kopf.
„Du wirst dafür bezahlen“ zischte er mit hass verzehrter Stimme während er den toten, stinkenden
Körper in Händen hielt.
Lucion riss die Tür auf und floh von diesem grausigen Ort. Und bis heute hofft und betete Lucion dass er sich geirrt hat, in dieser so dunklen und finsteren
Nacht, dass er nicht ein blasses grünliches Funkeln gesehen hat, tief verborgen in den dunklen Augen Nathans.
So ganz ähnlich dem Leuchten der Flasche.

Ein Jahr später sah ein Bauer plötzlich eine schwarzhaarige Elbin auf seinen Hof reiten. Sprachlos sah er wie sie auf ihn zukam und ihr Pferd vor ihn zügeln.
„Mae Govannen, mellon“ sprach sie in schöner Stimme.
„Ah wat ? “ brachte der Mann heraus, sich krampfhaft an seine Besen klammern.
Einen langen unangenehmen Moment betrachtete die Elben den Mann, der sich merklich unwohl fühlte.
„Ich suche einen Halbelfen, der auf einen Hof hier leben soll “ sprach sie schließlich lächelnd.
„Hmmm,“ krächzte der Mann,“Dad meint i’r sicher den ollen Lusion, mindest ist dad der enzige Halbelf den ick hier kenne“
Nach einem Moment der Nachdenkens fügte er noch „Mylady“ hinzu.
„Und wo finde ich ihn ?“ fragte die Elbine in ihre melodischen Stimme.
„Oh, der ist auf Resen gegangen, nachdem sen Hof abgebrannt ist, ich glob er ist in den alten Wald.“
„Habt danke werter Mann “ mit diesen Worten wendete die Elbin ihr Pferd.
„Wat habt ihr der mit dem zu tun ?“ fragte der Mann, bevor er es sich eine besseren besinnen konnte.
Noch einmal drehte sich die Elbin zum Mann.
„Buion in naneth “ lächelnd wand sie sich wieder der Straße zu und ritt davon.
Einige Minuten später, als der Mann sich sicher sein konnte, dass sie außer hört weite war, murmelte er verächtlich „Elbenvolk“ und begann wieder den Hof zu fegen.

 

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