Die Studien eines Magiers (Shield of Light)

Ich möchte in diesen Zeilen erklären, warum ich in den folgenden Wochen einen erheblichen Teil meiner Zeit in das Verfassen solcher Erfahrungsberichte stecken werde. Um es kurz zu halten, war dies ein Vorschlag meines Meisters. Durch seine persönlichen Umstände konnte er immer schon nachvollziehen, wie wichtig es ist Aufzeichnungen zu Experimenten und Gedankenspielen zu führen. Deshalb meinte er auch zu mir, dass auch ich in meinem jungen Alter schon anfangen solle, damit ich später, wenn ich mein Lebenswerk zusammenfasse, nichts aus dem Auge verliere und durch fehlende Beweisführungen meine Thesen untergrabe. Diesmal mag es zwar nicht um die Übertragung von Energien in und aus dem Gewebe der Magie anhand von organisch-erzeugten Schwingungen gehen, dennoch ist mir das Geschehene, seine Folgen und das angrenzende Thema, der auf Gefühlen basierenden Interaktion zwischen mehreren Individuen, sehr wichtig. Nicht zuletzt, weil meine Studien in letzter Zeit, trotz praktischer Anwendung, mehr denn je stagnieren und ich mir nicht herleiten kann, warum meine Aufmerksamkeit so geteilt ist. Um diesen Umstand zu ergründen, beginne ich am Besten mit den letzten Tagen.

Nach meinem Gespräch mit Arabella und dem zum Glück verhaltenen Konsum von alkoholischen Genussmitteln, wollte ich mich auch zur Ruhe begeben. Die ersten paar Minuten, funktionierte dies auch. Die aufgerissene Tür meines Nachbarzimmers, half mir allerdings nicht in einen erholsamen Schlaf zu verfallen. Natürlich konnte ich mich nicht davon abhalten dem Ursprung des Aufruhrs nachzugehen. Nach mehreren zufallenden Türen und einer architektonisch fragwürdig aufgebauten Treppe, fand ich heraus, dass Arabella der Verursacher der Unruhe war. Mitten in der Nacht machte sie sich augenscheinlich allein auf den Weg. Mich drängte es ihr zu folgen und meiner vermeintlichen Neugier unterlegen, nahm ich die Verfolgung auf. Schließlich stoppte sie vor dem Haus des Sargmachers. Sie betrat das Haus hektisch und ich folgte ihr. Später erfuhr ich, dass auch ich in diesem Moment von Maduin verfolgt wurde. Ein glücklicher Zufall, wie sich herausstellen sollte.

Die Vampirbrut

Im Haus sah ich dann, wie sie angestrengt nach etwas suchte. Was genau, konnte ich trotz meiner Beobachtung nicht genau ausmachen und sie schien mir auch zu fokussiert, als das ich sie stören hätte wollen. Im Nachhinein, muss ich nun gestehen, dass ich doch etwas hätte sagen sollen. In ihrem wahnhaften Absuchen des Hauses stieß sie nämlich auf die Vampire vor denen uns der Sargmacher gewarnt hat. Diese zögerten auch nicht lange und wollten ihre Chance nutzen Arabella von ihrer Vitae zu befreien. Ich musste schnell handeln, zauberte aus dem arkanen Gewebe meine Rüstung und stimmte mich auf meinen Tanz ein. Da sprang auch schon Maduin an mir vorbei. Keine Sekunde zu früh, da Arabella schon im Begriff war von den Vampiren angefallen zu werden. Diese Biester kletterten an den Wänden und der Decke auf sie zu und fielen sie direkt an. Es entbrannte ein Kampf und ebenso ein Feuer, was sich langsam im Obergeschoss ausbreitete. Drei von Vampiren wurde die ganze Sache zu heiß und sie schafften es gerade so aus durch die Fenster zu entkommen. Für die anderen beiden lief es nicht so positiv. Das sie den Tod durch unsere Magie und Klingen verdient haben, möchte ich nicht bestreiten, aber dennoch war der Anblick als ihr zerrissenes Fleisch von ihren Knochen tropfte etwas, was ich nicht so leicht vergessen kann.

Leider haben allerdings nicht nur diese Untoten unsere Schläge aushalten müssen. Genauso, wie wir sie fällten, schlugen sie auch Arabella bewusstlos. Maduin reagierte schnell, brachte Arabella wieder zu Bewusstsein und nutzte seine Fähigkeiten um das Feuer zu löschen. Während er dies tat, brachte ich Arabella nach draußen. Ich muss gestehen, dass ich etwas die Nerven verloren habe, als ich sie so sah. Aber es ging ihr anscheinend gut. Als Maduin dann dazu kam, entschieden wir uns zum Gasthaus zurück zu kehren, die anderen zu holen und die Nacht in der Kirche zu verbringen. Dort kamen wir dann ohne weitere Zwischenfälle an, auch wenn Hara nicht sehr erfreut darüber war, dass wir mit dieser Aktion unsere Leben riskierten. Jetzt waren wir aber an einem sicheren Ort, was jeden von uns ungemein beruhigte. Zumindest bis wir die Menschenmassen in der Kirche erblickten. Verständlicher Weise, wollte jeder sich einen sicheren Platz in der Kirche sichern, was aber dazu führte, dass wir uns trotz der Müdigkeit nach dem Kampf nicht wirklich entspannen oder gar erholen konnten. Außer Maduin, der sich anscheinend im Vorhinein ein Einzelzimmer gesichert hatte.

Da einige von uns noch etwas Ruhe nach dem gestrigen Tag benötigten, meine Wenigkeit eingeschlossen, gingen am nächsten Tag wieder in’s Gasthaus. Der fehlende Schlaf war aber nicht alles, was mich fertig machte. Die gesamte letzte Nacht musste ich auch darüber nachdenken, warum ich teilweise unlogisch und ineffizient gehandelt habe. Ich blieb bei dem Gedanken hängen, dass es etwas mit dem neu gewonnen Kontakten in der Gruppe zu tun haben musste. Da ich kein Experte auf diesem Gebiet bin, zog ich den Rat der erfahrensten und umgänglichsten Person, die ich kenne, hinzu. Hara willigte auch ein mir einige Fragen zu beantworten. Und so führten wir Diskurs über das Gefühle und wie sie jemanden beeinflussen. Dabei erfuhr ich, dass meine ursprüngliche Wahl, für jemanden der mir beim Verstehen dieses Fachgebietes bei Seite stehen kann, gar nicht so falsch war. Zwar versteht sich Hara auf die Gefühle der Leute, aber jemand wie Arabella, die ihre Gefühle auslebt, scheint jemand zu sein, von dem man am besten lernen kann. Die Frage ist nur, wann ich sie auf das Buch ansprechen und die ersten Studien einleiten kann. Im Moment scheint sie durch Yggdras Verschwinden sehr abgelenkt zu sein.

Hara verlies dann auch mein Zimmer und ich konnte mich endlich etwas ausruhen. Während ich meinen Geist zur Ruhe bettete, schmiedeten die anderen aber schon ihre nächsten Pläne. Sie wollten mehr über die Vampire und ihr Versteck herausfinden, weshalb sie sich nach einiger Zeit dann aufmachten um dem Eigentum des Sargmachers einen weiteren Besuch abzustatten. Hara und Maduin brachen allerdings ohne Arabella auf. Diese scheint meiner Bitte vom Vorabend, NICHT alleine aufzubrechen, nicht nachkommen zu wollen… Da ist es schon wieder. Dieses Gefühl… Egal. Da ich nicht all zu lange nach der Abreise der anderen aufwachte, konnte ich sie durch meine schnellen Füße und einer erstaunlich präzisen Angabe über die Pläne und den Aufenthaltsort der Gruppe am Haus erreichen und ihnen bei der Untersuchung zur Seite stehen. Zu meinem Bedauern fanden wir die Leiche des Jungen von der Kirche. Maduin hatte schon befürchtet, dass ihm etwas zugestoßen ist, seitdem er von dessen Verschwinden erfuhr. Leider waren, dass aber auch alle Erkenntnisse, die wir bei unserer Untersuchung gewinnen konnten. Zumindest, was das Haus betrifft. Wie auch immer ihm dies bisher entging, gelang Maduin heute erst zu der ErkenntnisVallaki scheint eine wirklich gefährliche Stadt zu sein. Und Arabella eilte gerade allein durch diese Straßen…

„Und schon wieder bildet sich dieser Druck in meinem Brustkorb. Ich sollte vielleicht eine kleine Pause einlegen und den Rest beim nächsten Mal zu Papier bringen.“

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