Steinfleischwache

Liebste Meemaw,

ich schreibe dir, auch wenn ich weiß, dass der Brief dich wahrscheinlich nicht erreichen wird. Du hast den Hochwald noch vor meiner Abreise verlassen und so weiß ich nicht wie, wo oder wann wir uns wiedersehen. Wenn wir je aus diesem Land herausfinden sollten.

Zu meinem Entsetzen habe ich lange nicht mehr geschrieben und es ist doch so viel geschehen.

Yggdra, mein Herz, er ist wieder weg. Ich wollte nicht sehen wer oder was er geworden war. Ich hatte gehofft ihm helfen zu können, ihm so wichtig zu sein, dass er bei mir bleibt. Ich wollte seinen Worten glauben, sein Handeln verstehen und ihn verteidigen. Er hatte sich so verändert. Von dem liebenswerten, mitfühlenden Mann zu diesem Anderen Ich. Ich war zu blind, zu egoistisch, wollte ihn nicht verlieren. Und nun ist er weg. Er hat sich gegen die Gruppe gestellt. Er hat versucht mich zu manipulieren und ich wollte alles glauben was er sagte, wollte unbedingt bei ihm sein und bleiben. Und so stellte ich mich tatsächlich auf seine Seite, lief mit ihm davon. Natürlich kamen uns die Anderen nach und Yggdra, er verschwand. Ich weiß nicht wohin und mir hat es das Herz zerrissen. Ich hatte ihm doch verziehen, was damals war. Ich hatte Verständnis dafür, dass er keine Beziehung wollte, sondern nur Gesellschaft auf der Reise. Dass sich dies änderte, als er sich veränderte war so ein schönes Gefühl. Ich fühlte mich, als würde ich in ein Loch ohne Boden fallen. Ich konnte nicht Essen, hatte keine Hunger oder Appetit. Mein Trance war nicht mehr so erholsam und ich war immer mehr erschöpft und müde.

Theo war es, der auf mich zukam. Sich Sorgen machte. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich irgendwann umgekippt. Theo ist wirklich ein interessanter Mann. Seine Euphorie, wenn er bei einer Sache ist die ihn interessiert ist erschreckend, aber auch ansteckend zugleich.
Ich bin mir unsicher, was Theo angeht. Ich glaube, ich löse etwas in ihm aus. Er ist immer so nervös, wenn ich in seiner direkten Nähe bin. Als er auf meinem Bein geschlafen hat und mich dabei die ganze Zeit anlächelte, fühlte sich das mehr als gut an.
Also löst er auch in mir etwas aus. Er bringt mich zum Lachen und wenn er mich umarmt, ich sein Herz so heftig schlagen fühlte und seine Wärme spürte fühlte ich mich geborgen und sicher.

Vielleicht habe ich das einfach nur nicht sehen wollen, weil ich zu sehr mit Yggdra beschäftigt war. Doch während ich die Schreibe und von Theo erzähle muss ich lächeln obwohl mir nicht danach ist.

Meemaw, was ist bloß los mit mir?

Zurzeit sind wir in dem Tempel, den Theo sein zu Hause nennt. Wir suchen seinen Meister und wollen ihm helfen.
Der Weg hierher war schwer und natürlich auch nicht gefahrlos.

Zunächst lieferten wir die eine Stadtwache, die wir ein paar Tage zuvor halbtot gefunden hatten, in der Nähe von Krezk ab.

Dann begann der Aufstieg auf den Berg. Wäre ich nicht so abgelenkt gewesen hätte mir die An- und Aussicht sicher gefallen.
Der Regen und der sich verändernde Weg machen es schwer voran zu kommen. Glücklicherweise haben wir durch Theos Zauberhütte immer einen guten Schutz. Er kümmert sich wirklich gut um uns.

Genau wie Tebaun. Dieser Elf, der so mehrschichtig ist, wie deine berühmte Rosenapfeltorte. Einmal ist er redselig, dann auf einmal wieder in sich gekehrt als würde er trauern. Ehrlich und offen, vor allem wenn er über Eilistraee und seinen Glauben reden kann. Und dann wirkt er wütend und eine Art dunkler Schleier legt sich über ihn.

Als ich ihn und Theo eines Abends bei ihrem Training zugesehen habe wirkte er wieder ganz anders. Und dann lächelt er manchmal so freundlich und charmant, dann ist er wieder kühl. Verwirrend. Ich hoffe du lernst ihn kennen. Ich sollte ihn und seine Familie mit in de Hochwald nehmen, falls wir einen Weg zurückfinden. Sie haben ein Heim verdient.

Wo war ich?

Ahja, der Weg.
Wir liefen und liefen. Der Weg wurde enger und rutschiger. Wir banden uns zu Sicherheit aneinander fest. Glücklicherweise, da Hara ins Rutschen kam und fast den steilen Berg hinuntergefallen wäre. Es ging mindestens 200 Fuß in die Tiefe.

Auf einem Plateau trafen wir auf riesengroße Ziegen. Auch wenn Theo sie für normal ansah für die Gegend wollte Tebaun sie sich genauer ansehen. Und dann tauchten immer mehr auf. Und bevor wir uns irgendwo verstecken konnten, stand so ein Riesenvieh genau vor mir. Mir schlotterten die Beine doch dank Schlitzzahns Magie griff es mich nicht an, sondern folgte ihm nun.

Als wir dann ein poltern hörten und wie sich etwas durch die Bäume auf uns zu bewegte wollten wir verschwinden, denn dem Riese, wohl der Aufpasser der Ziegen, wollten wir nicht begegnen. Leider war die eine Kreatur immer noch von dem Drachengeborenen fasziniert und der Riese rief etwas, was wohl nur Tebaun verstand. Ihre Diskussion ging hin und her und wir dachten wir kommen ohne einen Kampf davon, leider war dies nicht der Fall.

Wir näherten uns also einem wichtigen Wegepunkt. Einem Tor welches mit Magie belegt. Theo war sich aber sicher, dass er diese binden konnte.
Doch natürlich treffen wir erst auf den Herrn des Landes. Und natürlich muss er uns erst etwas entgegensetzen, bevor wir weiterkonnten. Also belebte er einfach die Steinstatuen, die Wächter zu Seiten des Tores.

Erfreulicherweise sind wir mittlerweile einigermaßen eingespielt und wir kamen schnell unserem Ziel, dem Bernsteintempel, immer näher.

In einem alten Wachturm erholten wir uns und dort war es, wo Theo auf mich zukam und mit mir redete. Für die Weiterreise ließ Theo eine magische Scheibe für mich erscheinen, damit ich nicht zu weit zurückfiel (was für ein guter Mann).

Dann standen wir vor dem Tempel. Er war von außen beeindruckend. Groß und gewaltig wurde er in den Stein gehauen. Es schien so, als würde er mit ihm verschmelzen.
Und dann kommen wir in das Innere. Meemaw, du wirst mir nicht glauben wie herrlich dieser Tempel in seinen besten Zeiten mal gewesen sein muss. Noch immer war der schwarze Marmor (so hat Theo in bezeichnet) imposant der hier ist. Am Boden, an den Wänden fast überall ist er zu sehen. Und der Bernstein verleiht dem Ganzen einen leichten goldenen Schimmer.

Noch während wir uns imponiert umschauen, läuft Theo vor. Er kennt sich aus und will in den verschiedenen Räumen nach seinem Meister suchen.

Als wir eine Tür öffnen standen uns dort humanoide gegenüber. Sie verstanden uns nicht und wir sie nicht und so kam es zum Kampf. So ungern ich in kleinen Räumen zaubere, so war ich es allmählich leid und mein Feuerball machte auch ordentlich Schaden. Bis Theo den Anführer (mit diesem Speer, der mir nach wie vor nicht ganz geheuer ist) raushängen ließ. Erst schien das Ganze nach hinten loszugehen, doch er schaffte es, dass sie ihre Waffen sinken ließen.

Also gingen wir weiter. Theo hatte uns noch vor „Wächtern“ gewarnt doch als wir die Tür öffneten um weiterzugehen, flog uns auch schon ein Feuerball entgegen.

Tebaun hechtete elegant wie immer zur Seite, während ich wie angewurzelt stehen blieb. Nur Theo wusste was er wirklich tat, in dem er den Zauber einfach verpuffen ließ. Und nachdem ein Wort gesagt hatte, verschwanden die Wächter auch wieder in ihren Nischen.

Als wir weitergehen wollen hat Tebaun auf einmal einen Stab in der Hand und versucht ihn zu zerstören. Er schafft es ihn in tausend kleine Stücke zu zerschlagen von denen wir alle etwas abbekommen. Also suchen wir uns gegenseitig ab um alles davon zu entfernen.

Der nächste Raum war erhellt durch Kerzen und es war gemütlich warm. Ein Tisch stand dort mit mehreren Stühlen und auf ihm war ein Topf der dampfte. Heißer Wein.

Wir ließen Hara erst einmal zurück und gingen zu dritt weiter.
Ein Raum nach dem Anderen durchliefen wir. Bis in die Bibliothek. Tebaun war sofort begeistert (so habe ich ihn noch nicht gesehen) von den ganzen Büchern und Schriftrollen. Ich glaube er hätte am Liebsten dort das Lager aufgeschlagen. Gelangweilt ging ich die Treppe nach unten. Theo kam mir panisch hinterher und meinte, wir dürften nicht hinunter, weil dort Bernsteingefängnisse stehen würden.

Ich näherte mich einem dieser Gefäße und hörte eine tiefe und dunkle Stimme. Sie bot mir so viel, doch diesmal blieb ich stark. Als ich wieder zu mir kam, stand Theo auch schon neben mir und nahm meine Hand. Er hielt sie fest und es fühlte sich so gut und vertraut an.

In der Bibliothek ließen wir uns kurz nieder und ich berichtete den Anderen, was los war. Danach erzählte uns Theo dann alles was er über diese Gefängnisse wusste. Er hielt meine Hand dabei. Die ganze Zeit und ich ließ seine auch nicht los.

Erst als wir weiterwollten, ließ ich ihn los, da er uns ja führen musste.  In etwas weiter Ferne hörten wir Stimmen. Leise versuchten wir uns ihnen zu nähern, doch der Boden war rutschig und so hörten sie den Stein auf dem ich ausrutschte.

Theo versuchte noch mit ihnen zu reden, doch ihre Antwort ließ nur zu, dass ich ihnen einen Feuerball entgegenwarf. Der Kampf war schnell zu Ende.

Wir ruhten kurz und beschlossen zur Schatzkammer aufzubrechen.

 

Meemaw. Das waren wirklich aufregende und nervenzerreißende Tage. Ich vermisse dich und deine Weisheiten von denen ich hier einige gebrauchen könnte sehr.

Ich drücke dich

 

 

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner