Die unerträgliche Leichtigkeit (Legion of the Trusted)

Die zerstörte Brücke ließ die Streiter einen Moment in Ratlosigkeit verharren…

Lyari  wirkte auf eine sonderbare Weise abwesend und entfernte sich schon bald zielstrebig  in Richtung eines nahegelegen Wäldchens. Die Gruppe folgte ihm skeptisch  in einigem Abstand. Alle waren sichtlich überrascht, als der Elf in einer Grube aus Blättern und Astwerk zu graben begann. Es dauerte keine Pfeifenlänge bis er die Leichen der zwei vermissten Späher freilegte…

Die Untersuchung der beiden Leichen ergab, dass diese scheinbar während eines Kampfes vor etwa 2 bis 3 Wochen von Stich- und Klingenwaffen schwer verwundet und schließlich tödlich verletzt wurden. Sie waren vollständig geplündert und trugen bis auf Ihre Wappenröcke und ihre Stiefel keinerlei persönliches Hab und Gut bei sich. Damil förderte dennoch einen versteckten Brief einer geliebten aus Orkfels aus einem der Stiefel zu Tage, der allerdings keinerlei neue Erkenntnisse preisgab. Es war abermals Damil, dem Schleifspuren auffielen, die von der Brücke bis zum Versteck der Toten führten. Seltsam daran war jedoch, dass die Schleifspur der zweiten Leiche erst mitten auf dem Weg ihren Anfang nahm, ohne dass die Gruppe herausfinden konnte, wie es dazu gekommen sein mochte. Vielleicht hatte Einer den Anderen hinter sich hergezogen und ist dann selbst zusammengebrochen. Doch wer hatte die Beiden dann verscharrt, ohne selbst Spuren zu hinterlassen?

Während Lyari sich inmitten der Bäume in eine Art Trance versetzte und Rift in Tiergestalt tiefer in das Wäldchen vordrang, machten sich Damil und Xhorgul daran die Brücke zu reparieren. Mehrere gezielte Würfe waren nötig um den Wurfanker an der richtigen Stelle zu verkeilen. Gemeinsam zogen sie die beschädigte Holzbrücke nach oben und verknoteten die Enden mit einem weiteren Seil… Die Überquerung der Brücke sollte nun trotz fehlender oder zerborstener Blanken ohne Reittiere gefahrlos möglich sein.

Rift machte im Unterholz eine humanoide Pflanzengestalt aus und näherte sich ihr vorsichtig in Tiergestalt. Das Wesen antwortete seine Fragen, die er auf sylvan an die Hecke richtete, in elfischer Sprache und berichtete von „fehlgeleiteten“ Wesen, welche die Späher getötet hätten. Was sich auf der nördlichen Seite des Flusses abgespielt habe, könne es nicht sagen, da dies nicht seine Heimat sei.

Die Gruppe bestehend aus Damil, Rift und Xhorgul überquerte die Behelfsbrücke und drang auf einem schmalen Pfad in den dichten wilden Wald vor. Lyari blieb mit Asconion zunächst zurück, um die beschädigten Brückenteile ausbessern, um den Gefährten später zusammen mit den Reittieren zu folgen.

Umgestürzte und abermals bewachsenen Bäume, wild wucherndes Astwerk und dichter Bewuchs säumte den Weg und bis auf den vereinzelten, grummelnden Widerstand des Zwergen, der sich offensichtlich in dieser Umgebung nicht wohlfühlte, kam die Gruppe gut voran.

Nach einer Übernachtung in den Tiefen des Waldes suchte und fand der Pfad schließlich die Nähe zum Fluss, sodass sie ihre Reise am nächsten Tag mit einer klaren Orientierung flussaufwärts fortsetzten. Ausgerechnet Xhorgul, der seinen Blick meist stur auf den Pfad direkt vor sich gerichtet hatte, erspähte eine hölzerne Plattform im Geäst, von welcher man den Pfad sehr gut überwachen konnte. Diese war jedoch verlassen und schien seit längerer Zeit nicht mehr genutzt worden zu sein…

Am späten Nachmittag wurden sie von Lyari eingeholt und schließlich erreichten sie die Siedlung “Dreistein”. Eine gut tausend Schritt entfernte und etwa 15 Meter hohe Felskante zerteilte Wald und Fluss gleichermaßen. Der Fluss trieb das Rad einer Mühle an, stürzte danach in die Tiefe und sammelte sich am Fuß der Kante in einem See, der von einigen zeltartigen Hütten und einer Hand voll Holzbauten umringt wurde. Eine reichlich verzierte, solide gearbeitete hölzerne Brücke ermöglichte den Übergang.

Der Anblick pfeiferauchender Dorfbewohner, spielender Kinder und des ruhig daliegende Sees im Sonnenuntergang ließ weder auf eine erhöhte Wachsamkeit, noch auf eine sofortige Waffenbereitschaft schließen – vielmehr glich das Dorf einer friedlichen Idylle!sunset

Das Misstrauen der Gruppe wurde durch einen Oger geweckt, der sich nach einem Gespräch von der Mühle aus ihrem Sichtfeld bewegte… Der Dorfschulze begrüßte die Gruppe überraschend gastfreundlich und erklärte sich nachdem sie ihm das Schreiben des Kommandanten gezeigt hatten sogar bereit, den Dorfrat zusammenzurufen, um all Fragen der Gruppe zu beantworten…

Er oder vielmehr seine Frau bat die Abenteurer zudem um Hilfe. Ihr Sohn sei seit einiger Zeit krank und rede im Schlaf, als sei er von fremden Seelen besessen. Weder Heilkünste, Gebete oder Zauber bestätigten diese Vermutungen. Rift verbrachte einige Zeit mit dem Jungen und vermutete, dass der Junge Irgendetwas gesehen oder gehört haben musste, dass ihn nachhaltig verstört hatte und er der Gruppe und seiner Familie deshalb Lügen aufgetischt hatte…  Man nahm sich vor, ihn am nächsten Morgen nochmals zur Rede zu stellen…

Sie erfuhren von einem einzigen Schrein, der sich auf der anderen Seite des Sees befinden solle. Dieser war einem eher selten verehrten Gott Hoar geweiht. Glücklicherweise fand Xhorgul einen kurzen Eintrag in seinem Nachschlagewerk über Riten und Religionen Faeruns. Die dortigen AufzeicDreisteinhungen warfen jedoch mehr Fragen auf, als sie beantworteten.. Hoar war demnach ein Patron, der auf Unrecht unmittelbare und harte Vergeltung forderte. Er steht angeblich auch jenen bei, die ihre gerechte Rache verfolgen… all dies schien irgendwie weder zum Dorf, noch zu seinen Bewohnern zu passen, doch die Bewohner antworteten aufgeschlossen und offen auf die skeptischen Zweifel. 

Es dauerte Stunden bis sich alle Mitglieder des Dorfrates eingefunden hatten. Jäger, Schmied, Fischer… Alle waren sie nach und nach gekommen.

Rift hatte forderte die Bewohner von Dreifels auf, die aufgrund der Belagerung ausgefallene Edelsteinlieferung an die Feste Orkfels möglichst schnell nachzuholen… Der Dorfrat stellte jedoch fest, dass dies zunächst mehrere Tage Arbeit in den Mienen bedeuten würde. Während der Belagerung wurde der Abbau scheinbar eingestellt… Angeblich, da man sich in dieser Zeit auf die Sicherung des Dorfes hätte konzentrieren müssen. Die Gefährten blieben skeptisch und es machte verbreitete sich der Eindruck, dass dies als Vorwand für eine längere erholsame Auszeit verwendet wurde. Die Tatsache, dass eine Monatslieferung nur wenige Tage der Arbeit bedurfte, bestätigte ihre Vermutung, dass man hier Arbeit und Pflichterfüllung nicht gerade mit Feuereifer nachging.

Xhorgul bat den Dorfrat darum, den Minen mit eigenen Augen einen Besuch abzustatten zu dürfen. Die Besichtigung wurde für den nächsten Tag vereinbart. Der bei dieser Gelegenheit eingesetzte Kristall des wahren Blickes brachte keine Erkenntnisse. Alles schien so zu sein, wie es die Gruppe sah…

Angesprochen auf den Oger, der von den Bewohnern „Amar“ genannt wurde, war die Runde erstaunt über das Misstrauen. Man habe sich mit Amar bereits vor langer Zeit auf eine friedliche Handelsbeziehung geeinigt und tausche in größeren Abständen Waren und Nahrung.

Dem Glauben an ihren Gott Hoar schienen die Bewohner mit der gleichen, fast nachlässigen Trägheit zu verfolgen,  wie ihren sonstigen Aufgaben. Der Hüter des Schreins hatte zwar unter Anderem die Aufgabe Unrecht anzuklagen… Entscheidungen wurden allerdings gemeinsam im Dorfrat gefällt.

Die Erkundigungen nach dem vermissten Späher der Feste ließen vermuten, dass dieser hier vor einigen Wochen nach einem nächtlichen Rundgang einfach nicht mehr aufgetaucht war. Jegliche Anstrengungen der Suche durch die Dorfbewohner waren fehlgeschlagen. … Wie viele Späher hatte er kein Spuren hinterlassen…

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