Von schlafenden Spinnen und brummenden Blechdosen (The Legacy of the Grey Guardians)
Nun, das hätte besser laufen können. Wir waren in Richtung der Camps der Halbdrachen aufgebrochen – ich frage mich, wie die wohl leben – und nachdem wir fast drei Stunden über schwieriges Terrain gewandert sind und uns gerade entschieden hatten, eine Rast einzulegen, sahen wir Zeichen eines Lagers in der Entfernung. Maevina, die Dunkelelfe machte sich auf, es auszukundschaften und nach einem Augenblick war sie in den Schatten verschwunden – trotz mangelnder Deckung. Ehrlich gesagt, macht sie mir ein bisschen Angst. Wer weiß, ob sie nicht irgendwann mit ihren Dolchen hinter mir auftaucht. Einen Moment später rannte der Halborc ihr nach und eine Weile später kamen beide zurück und berichteten von einem Außenposten der Kultisten. Offenbar waren diese gerade beim Mittagessen, was uns die perfekte Gelegenheit gab, sie mit einem Angriff zu überraschen. Cipher faselte irgendetwas, davon, wie er nicht Teil eines derart perfiden Planes sein könnte und dass wir stattdessen mit den Monstern reden sollten, aber so gerne ich selbst lieber überzeuge als andere zu verbrennen: Mit Terroristen verhandelt man nicht! Nichtsdestoweniger war ich dann froh, dass wir die Blechdose dabei hatten. Denn nicht nur verzögerte sich unser Angriff wegen seiner Argumente lange genug, damit wir eine Koboldpatrouille knapp verpassten, die auf Worgen vorbeiritt, sondern angesichts der bereits erwähnten fehlenden Deckung hatten unsere Feinde uns schon bemerkt, bevor wir in Reichweite für einen Angriff kamen. Und obgleich die Dunkelelfe anscheinend mühelos einen der Kultisten aufspießte, bevor der Kampf wirklich begonnen hatte, entwickelte sich der Traum eines kurzen Überfalls schnell zu einem Alptraum. Ein umgedrehter Wagen offenbarte sich als Verteidigungsanlage mit zwei Ballisten, die im Zwanzigsekundentakt armdicke Bolzen auf uns feuerte und schon während der ersten Salve Maevina durchbohrte und beinahe außer Gefecht setzte. Auch auf mich schossen zwei Bolzen, aber zum Glück konnte ich sie mit einem reflexartigen Schildzauber ablenken. Natürlich versuchte ich, sobald ich in Reichweite war, die Ballisten mit Feuerbolzen zu zerstören, aber mein erster Zauber ging daneben und selbst als unsere Priesterin Camilla mir mit einem Leuchtspurzauber das Zielen vereinfachte und ich mit meinen drei parallelen Brandstrahlen die Balliste direkt traf, nahm sie keinen Schaden. Es fühlte sich an, als ob die Balliste meiner Magie Resistenz entgegensetzen würde. Entsprechend konzentrierte ich mich daraufhin auf andere Ziele, doch obwohl ich ein wahres Spektakel aus Feuer und Blitzen veranstaltete, schien kaum einer meiner Zauber sein Ziel zu finden. Anakis eröffnete den Kampf mit einem druidischen Ritual, dass unsere Feinde, die sich zwischen den Ballisten und ihrem Lagerfeuer versammelt hatten wortwörtlich am Boden verwurzelte. Danach schien sie plötzlich zu verschwinden und tauchte erst nach dem Kampf wieder auf. Später erfuhr ich, dass sie sich wohl in einen Haufen Spinnen verwandelt hatte und dann eingeschlafen war. Bizarr. Maevina hatte sich allem Anschein nach weit genug erholt um auf den umgedrehten Wagen zu springen, wurde allerdings von einem der Kultisten, der eine an einer Kette befestigte Kugel um sich schwang verfolgt, verfang sich in besagter Kette und verbrachte den Großteil des Kampfes auf dem Boden. Cipher untersützte uns nicht nur mit kurzen gesungenen Anfeuerungsrufen, er entfesselte auch Schockwelle nach Schockwelle mit verheerenden Resultaten, auch wenn er sich hin und wieder selbst damit erfasste. Und nachdem die meisten Kobolde besiegt waren, stürzte er sich mit Schwert und Schild in das Getümmel und mit Hilfe der beschworenen Waffe Camillas und zuletzt auch der Dunkelelfin, die sich endlich ihres Gegners entledigt hatte, besiegten wir alle Kultisten bis auf einen, der einen riesigen Erdwurm beschwor, der ihn dann verschluckte und wieder in die Erde verschwand. Der Mönch, den wir aus Greenest mitgenommen hatten und der als wir kämpften nirgends zu sehen war, brachte uns dann unverhofft den Kopf dieses Kultisten. Nach dem Kampf fielen die Priesterin und der Halborc, der während des Kampfes ständig irgendeinem Kobold hinterherzurennen schien einfach um. Tatsächlich wurden sie wohl vergiftet, aber Cipher hat sie gerettet. Wie gesagt, ohne die singende Blechdose wäre diese Begegnung wahrscheinlich katastrophal verlaufen. Am Ende verhörte ich noch einen Kobold, der am Leben geblieben war und brachte den Halborc mit ein wenig Irreführung dazu mit einem Schwert zu tanzen. Großartig. Jetzt bereiten wir uns darauf vor, dass die Patrouille zurückkommt.
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