12. Eleasis 1491 (Jahr der scharlachroten Hexe)
Tagebuch von Tibidabo
Fallen im Versteck der Rotmäntel
Der Gang war schmal und staubig. Angelus, der standhafte Paladin, schritt voran, sein Schild erhoben, sein Blick wachsam. Maeron, der charmante Barde, folgte ihm mit leiser Neugier, dicht gefolgt von Tibidabo, dem kleinen Magier. Die Befreiten Geiseln, Myrna und ihre Kinder wollten zurück zum Dorf gehen, doch Maeron hatte sie zum Bleiben überredet.
Doch kaum hatten sie die Hälfte des Ganges durchquert, geschah es: Mit einem donnernden Krachen brach die Decke über ihnen ein. „Falle!“, rief Tibidabo – doch da war es schon zu spät. Tonnenweise Sand stürzten herab und begruben Angelus unter sich. Seine Rüstung knirschte unter dem Druck, sein Schild verschwand in der goldenen Flut. Nur noch ein keuchender Laut war zu hören – dann nichts mehr. „Angelus!“, rief Maeron panisch und begann zu graben. Tibidabo hob beschwörend die Hände, murmelte arkane Worte – dann schoss eine chromatische Kugel aus seinen Fingern, ein rot-blau-grüner Blitz, der die Sandspitze, unter der Angelus lag, mit einem mächtigen Knall zerfetzte. Doch es reichte nicht. Der Paladin war eingeklemmt, zu schwach, um sich zu befreien.
Da trat Myrna vor. Ruhig, konzentriert, sprach sie einen alten Zauber – ihre Hände leuchteten smaragdgrün. Der Sand begann zu brodeln, zu flüssigem Strom zu werden. Binnen Sekunden floss er von Angelus’ Körper wie Wasser. Keuchend und erschöpft, aber lebendig, richtete sich der Paladin auf. „Ich schulde euch mein Leben“, sagte er mit brüchiger Stimme.
Wozu einen Plan machen
Kaum hatten sie sich gesammelt, öffnete sich am Ende des Ganges eine geheime Tür mit einem steinernen Ächzen. Drei weitere Rotmäntel traten heraus. Ein heftiger Kampf entbrannte. Doch die Gefährten – erfahren und vereint – konnten die Gegner bezwingen.
Hinter der Tür lag ein großer Raum mit einem finsteren Brunnen in der Mitte. Drei Wächter standen dort. Ein Frontalangriff war ausgeschlossen. Pläne wurden geschmiedet – kluge, leise, gefährliche. Maeron betrat als Rotmantel verkleidet den Raum. Ihm gelang es, einen der Wächter mit einem Zauber in einen tiefen Schlaf zu zwingen. Doch dann verließ ihn sein Fokus. Vielleicht ein Geistesblitz, vielleicht Übermut: Er improvisierte. Mit einer List lockte er die anderen beiden Wächter aus dem Raum – gegen den Plan. Die Gruppe konnte sie zwar draußen stellen und besiegen, aber so war das nicht geplant gewesen.
Nocturnes Rückkehr
Gerade, als der letzte Hieb gefallen war und der Raum gesichert schien, geschah das Unfassbare. Aus dem Schatten trat lautlos ein Gegner hinter Tibidabo. Das Herz der Gefährten setzte aus – doch statt eines Angriffs, kam ein vertrauter, schelmischer Ruf: „Ihr habt mich vermisst, was?“ Es war Nocturn, der verschollene Dieb. Er war der Spur der mysteriösen Angreifer aus der letzten Nacht gefolgt. Seine Geschichte klang unglaubwürdig: Er wachte in einer dunklen Höhle auf, entkam den Fängen eines Gedankenschinders, einen bewusstlosen Zwerg (Fend Hammerschlag) auf den Schultern tragend. Auf dem Rückweg sei er dem Gaukler „Salem“ begegnet – der angeblich auf dem Weg zu einem südlichen Fest war. Trotz aller Zweifel war Nocturns Rückkehr ein Moment der Freude.
Fragen und Antworten
Die schlafende Wache wurde gefesselt und befragt – doch sie schwieg hartnäckig. Das Einzige, was sie erfahren konnten: Der Magier hinter all dem Chaos nannte sich Iarno Albrek, Beauftragter der Lordallianz aus Niewinter. Sein Auftraggeber: ein Unbekannter mit dem Namen „die Spinne“. Offenbar suchten sie Fragmente einer alten Zwergenkartografie, ein Relikt vergessener Macht. Doch weitere Erkenntnisse blieben aus.
Der Rückweg mit Hindernissen
Der restliche Keller war leer. Nur ein einziger Gang blieb unerforscht – ein geheimer Nebenzugang. Sie betraten ihn vorsichtig – doch kaum drei Schritte, da löste Nocturn eine verborgene Druckplatte aus. Bolzen schossen aus der Wand. Wenige Meter weiter lösten sie eine Steinkugel aus, die donnernd herankam. Nur mit letzter Kraft und klappernden Rüstungen entkamen sie dem sicheren Tod. Dann: ein Pilzfeld aus dem Unterreich. Fluoreszierend, giftig. Einige Gefährten begannen zu halluzinieren – tanzten mit unsichtbaren Feinden, redeten in fremden Zungen. Doch Tibidabo kümmerte sich schnell um seine Gefährten.
Rückkehr in ruhige Gewässer
Erschöpft, aber lebendig, kehrte die Gruppe mit den geretteten Personen in die Stadt zurück. Ihre Belohnung nahmen sie dankbar an – doch ihre Gedanken waren bereits beim nächsten Schritt. Denn die Spinne spannte weiter ihr Netz. Und das Rätsel der Zwergenkarte war noch lange nicht gelöst.
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