Lilian Littleleaf Lindenbrook

Lilian_Hazel_Littleleaf_Lindenbrook

Meine Eltern und ich sind nun schon vor einigen Jahren aus unserer eigentlichen Heimat abgereist. Eigentlich waren wir zu viert, doch meinen Bruder konnten wir nicht mitnehmen.
Er starb kurz vor meinem sechsten Geburtstag. Mein Bruder musste auf mich aufpassen. Er nahm mich mit in den Wald. Meine Eltern wussten nicht, dass er dort mit anderen, älteren Kindern verabredet war. Sie waren nur froh, dass er mich zum Spielen mitnahm.
Da er sich nicht vor den Anderen mit mir sehen lassen wollte, sollte ich mich verstecken und er würde mich suchen. Da es mein Lieblingsspiel zu der Zeit war, freute ich mich und so suchte ich nach einem schweren Versteck, als er begann zu zählen. Unter einem Baum, zwischen den Wurzeln versteckte ich mich und kicherte.

Ich hörte ihn auch ein- zweimal Rufen. Doch er fand mich nicht. Nach einer ganzen Weile bekam ich Angst und so kam ich hervor und suchte ihn. Ich fand ihn mit seinen Freunden am Lagerfeuer. Erst wollte ich ihn zur Rede stellen. Dann wollte ich alleine nach Hause laufen, damit er richtig Ärger bekommen würde. Doch er sah mich und kam nach einem Augenrollen auf mich zu. „Bitte verrate Ma und Pa nichts…“ waren seine Worte an mich.
Ich wollte Antworten, doch da hörten wir die Schreie von Lardal’s Freunden. Ruckartig drehten wir uns zu ihnen und da war es. Ein riesiges Monster, dass auf sie zu rannte. Mein Bruder schubste mich in die Büsche während er auf seine Freunde zu sprintete doch die hatten sich bereits in alle Himmelsrichtungen davon gemacht. Mitten im Sprint blieb er stehen als er sah wie das Monster in meine Richtung sprang und mit seinen Krallen in das Gebüsch fuhr unter welchem ich lag.
Reflexartig schloss ich meine Augen bis ich einen Körper auf mir spürte. Es war der meines Bruders. Schützend lag er auf mir. Die Kralle, die seine Schulter durchbohrte traf auf meine. Ich wollte schreien, doch ich presste mir meine Hand auf den Mund. Sein schmerzverzerrtes Gesicht so dicht an meinem und sein Keuchen sehe und höre ich heute noch manchmal nachts in meinen Träumen.
Bevor er das Bewusstsein verlor hauchte er „hab dich lieb Hazel…“ Erst als ich das Grunzen des Monsters nicht mehr vernahm, hievte ich meinen Bruder von mir und zerrte ihn zurück nach Hause. Dort angekommen erzählte ich was passiert war und hoffte meine Mutter würde ihm helfen können.
Doch was auch immer meinen Bruder verletzt hatte… hat etwas in seinem Körper hinterlassen was nicht zu heilen war. Er wachte nie wieder auf und ich gebe mir die Schuld. Wäre ich nicht aus meinem Versteck gekommen… Dann hätte er mich nicht schützen müssen….
Erst ein paar Jahre später haben sie mir erzählt was geschehen war. Sie erzählten, dass unser „Haus“ in der alten Heimat ihm nicht helfen konnte bzw. wollte. Und das obwohl sie als das Heilerhaus bekannt waren oder sind. Wie auch immer. Mein Vater hatte nicht genug Gold um für die Heilung zu bezahlen. Enttäuscht und traurig haben sich meine Eltern dann aufgemacht.
Doch wir waren nicht alleine. Der beste Freund meines Bruders und sein Vater (obwohl sie aus einem anderen Haus sind) und ein paar andere Halblingsfamilien haben sich uns angeschlossen. Es war nicht leicht doch in dem neuen Dorf wurden alle schnell angenommen und akzeptiert. Trotz der Male, die einige von uns tragen.

Die Familie von Timmothy übernahm die Taverne und wir, die mit ihren Malen in Notfällen zügig heilen können, wurden schnell in der Heilergilde aufgenommen. Doch können wir nicht nur mit dem Mal heilen. Meine Mutter ist auch sehr geschickt im Umgang mit Kräutern und der Herstellung von Elixieren, Gebräuen und Tinkturen.
Leider habe ich nicht das Talent meiner Mutter aus Kräutern alles Mögliche herzustellen. Darin war mein Bruder tatsächlich besser.
Dafür habe ich früh meinem Vater zugeschaut, wenn er mit anderen trainiert hat. Ich war fasziniert davon und übte abseits, außerhalb der Sichtweite der Anderen, die Schritte und Bewegungen. Als mein Vater mich dann mit dem Schwert meines Bruders erwischte, wie ich auf eine der Trainingspuppen versuchte einzustechen, schaute er mir eine Weile zu und kam dann lachend auf mich zu.
Er sah mein Talent dafür, doch wäre das die falsche Waffe für mich und er reichte mir einen Krummsäbel, wie er ihn nannte.
Ich bekam mein Mal gleich nach der Geburt am Hals auf der linken Seite, was wohl eine Ausnahme ist. Die Meisten bekommen es während ihrer Pubertät oder gar nicht. Meine Mutter trägt ihres am rechten Unterarm (jedenfalls zurzeit). Mein Vater und mein Bruder haben keines. Auch wenn es eigentlich ein Segen ist, gibt es auch Nebenwirkungen bei der Benutzung. Das meiner Mutter verändert die Position am Körper und bei mir fühlt es sich an, als würde es währenddessen brennen und danach sieht es für eine Weile aus wie ein Brandmal.

Das erste Mal manifestierte sich die Kraft zufällig und tatsächlich aus der Not heraus.
Timmothy und ich waren in der Dämmerung im Wald unterwegs. Sollten Kräuter sowohl für die Taverne, als auch für meine Mutter sammeln, als diese riesige (ja, für uns Halblinge ist fast alles riesig, aber das Ding war noch größer als „normal“) Kreatur uns angriff. Ich verteidigte uns mit meinem Krummsaäbel so gut ich konnte und es von meinem Vater gelernt hatte. Wir steckten ganz schön in der Klemme und dann war er auf einmal da. Ein Halbling, den ich noch nie im Dorf gesehen hatte. Er zog die Aufmerksamkeit des Viehs auf sich und gemeinsam konnten wir es dann in die Flucht schlagen.
Er steckte viel, sehr viel ein. Verzweifelt ihm im Wald, soweit ab vom Dorf, nicht helfen zu können, spürte ich es auf einmal… Mein Mal.… es juckte erst und dann spürte ich ein brennen auf der Haut und wie etwas durch meine Adern floss und sich dann auf Theadric (so stellte er sich später vor) als Heilung übertrug. Zusammen mit Timmothy brachte ich ihn ins Dorf.
Dort kümmerte ich mich weiter um ihn. Erzählen wollte er anfangs nicht viel, und ich bin nicht besonders gut in Freunde machen. Doch Timmothy ließ nicht locker. Reden, ja das kann er halt und so öffnete sich Theadric und begann ein wenig von sich und seinem Leben zu erzählen. Und je mehr er berichtete umso interessanter fand ich ihn. Wir verbrachten immer mehr Zeit miteinander. Er war faszinierend und ich spürte, dass er nur einen Teil seiner Geschichte erzählt hatte.

Als wir dann mal alleine zusammen im Wald unterwegs waren traute ich mich endlich ihn auf seine ganzen Narben an den Armen anzusprechen. Er druckste erst herum doch dann erzählte er von sich, dem Training und dem Ritual welches er durchgemacht hatte um mit seinem Blut seine Waffe zu benetzen damit diese Stärker wird.
Ich war gerade frische 14 geworden und ich flehte ihn an mit mir zu trainieren. Mir beizubringen was er gelernt hatte. Er war ein harter und strenger Lehrer. Nach einem halben Jahr fasste ich den Mut und näherte mich ihm an. Er war sich unsicher ob er mir das geben könnte was ich an Nähe und Zuneigung brauchte, doch ich wusste, dass er auch liebevoll sein kann. Auch wenn er mal grob wurde, richtig verletzt hat er mich nie.

Fünf Jahre trainierten wir zusammen. Immer wieder gab es Rückschläge aber auch das ein oder andere Lob bekam ich. Während eines Trainings passierte es dann. Wir waren schon gut außer Atem als wir Geschrei hörten. Ohne zu zögern rannte ich los kam es doch aus der Richtung meines Dorfes. Theadric lief mir hinterher. Ich kam noch vor dem Vieh am Dorf an und stellte mich in den Weg. Allein. Wie dämlich ich damals war. Und es hätte mich fast mein Leben gekostet. Wäre Theadric mir nicht hinterher und hätte mich angeschrien meinen Kopf zu benutzen wer weiß was dann geschehen wäre.
Wir flankierten uns und ich wollte seine ungesicherte Seite schützen, als er mit voller Wucht das Vieh treffen wollte. Doch das Ding wich aus und er traf mich. Während des Kampfes bekam ich es kaum mit und gemeinsam mit anderen aus dem Dorf konnten wir das Monster vertreiben. Theadric kam auf mich zu und ich hörte ihn auch etwas sagen doch meine Sinne schwanden mir und ich sackte in seinen Armen zusammen.
Meine Mutter konnte mich stabilisieren doch ich fühlte mich merkwürdig. Mein Innerstes zerrissen, müde und ausgelaugt. Ich hatte schlaflose Nächte mit Alpträumen. Immer wieder sah ich Runen, Zeichnungen, Blitze in den unterschiedlichsten Farben. Ich spürte ab und an, dass jemand meine Hand hielt, doch war ich einfach zu erschöpft um darauf zu reagieren.
Nur langsam fand ich wieder auf die Beine und konnte erst nach ein paar Tagen zu Theadric in den Wald gehen.
Er wollte von Anfang an nicht in der Stadt wohnen und hatte sich außerhalb in einer Höhle niedergelassen.
Er war froh mich zu sehen und ich erzählte ihm was ich fühlte und was mich bewegte. Seine Mine veränderte sich dabei. Aus seinem Lächeln wurde Besorgnis, aber auch Unsicherheit konnte ich sehen. Dann meinte er, dass in seinem Orden jemand wäre der mir helfen könnte. Es würde eine längere reisen werden, aber nur so könnte ich Hilfe bekommen.
Natürlich wollte meine Mutter mich nicht ziehen lassen. Doch all ihr Wissen und alle Bücher die sie wälzte waren keine Hilfe und so machten wir uns dann doch zu zweit auf den Weg.
Timmothy ermahnte mich bloß kein Abenteuer ohne ihn zu bestreiten. Er müsste doch dabei sein um eine Geschichte daraus machen zu können.
Fast zwei Monate waren wir unterwegs. Theadric sagte mir nicht wohin es ging. Er versuchte mich auf das vorzubereiten was mich erwarten würde. Wie „sein“ Orden so funktioniert und warum er ihn vor einiger Zeit verlassen hatte.
Ich dachte jetzt würde er mir eine Liebesgeschichte erzählen, doch ich irrte mich. So wie ich verlor er seinen Bruder, Thidoorin. Jedoch nicht durch eine Krankheit oder einen Kampf, sondern durch das Ritual, welches er durchgemacht hatte.

Er war sich sicher, dass er es überleben würde und sein Bruder wusste dies auch. Alle wussten aber auch, dass der Bruder nicht so stark, nicht so viel Willensstärke besaß. Und eigentlich hatte er auch zugestimmt das Ritual nicht zu machen, doch der Dickschädel hatte es sich doch anders überlegt. Und wie vorausgesagt… War er leider zu schwach.
Theadric gab dem Ausbilder seines Bruders die Schuld. Hatte er doch zugestimmt obwohl er auch wusste, dass er nicht die Stärke besaß.
Er wurde so wütend, dass der Orden es für besser hielt ihn für eine Weile alleine los ziehen zu lassen. Im Notfall konnte er auf sie zählen, doch war der Abstand besser für alle.
Die Jahre alleine und dann mit mir zusammen brachten ihm ein wenig Ruhe und es wäre auch für ihn eine Rückkehr zu seinem Orden.
Ich wusste nicht was mich erwarten würde. Unter einem Orden konnte ich mir nur schwer etwas vorstellen. Eine Ansammlung an Männern und Frauen. Nicht unbedingt etwas Großes. Doch wie hatte ich mich getäuscht.

An der Doppeltür der Festung… Ja, doch so kann man es wohl am besten bezeichnen, standen links und rechts jeweils eine Wache in ihrem… Wachhaus. Als wir uns näherten ging Theadric vor. Ich verstand nicht genau was er sagte aber „Feuer, bekämpfen… Monster werden“ … war alles was ich hörte.
Es dauerte auch nicht lange und eine Seite der Tore ging auf. Er winkte mich heran und wir gingen gemeinsam hindurch.
Ich wollte ansetzen ihn zu Fragen was er gesagt hatte… Doch wurde ich schnell durch die Umgebung abgelenkt.
Wir gingen auf einem Weg entlang auf ein großes Gebäude zu. Rechts und links von uns gab es Läden, Ställe und alles Mögliche. Ich hörte das Hämmern in einer Schmiede. Und auch eine kleine Taverne sah ich.
Es wirkte alles wie eine wirklich kleine Stadt. Nach ein paar Meter kam uns ein Mensch entgegen. Er sah älter aus und irgendwie… seine Mimik war schwer zu deuten, aber als er Theadric erblickte schien ein Lächeln über sein Gesicht zu gleiten. Die beiden begrüßten sich. Formell mit Handschlag und Theadric begrüßte ihn mit „Meister“.
Das war also sein Ausbilder gewesen. Und jetzt konnte ich auch bei ihm einige Narben auf den Unterarmen erkennen. Dann traf mich sein Blick. Es fühlte sich an, als würde er direkt in mich hineinsehen. Seine kühlen blauen Augen durchbohrten mich regelrecht. Als sein Blick auf mein Mal viel kniff er seine Augen ein wenig zusammen. Dann ließen mich die beiden stehen. Sie müssten etwas bereden…
Und ich stand alleine dort. Jedoch nicht lange. Kaum waren meine zwei Begleiter außer Sichtweite kam aus der Taverne eine Elfe auf mich zu. Sie zerrte mich quasi hinein und setzte mich an den Tresen. Ohne viel zu sagen stellte sie mir etwas zu Trinken und zu Essen hin. Ich bedankte mich dafür und während ich begann zu Essen stellte sie sich als Valyra Elmheart vor.
Sie versuchte sich mit mir zu unterhalten… Doch wie so oft viel es mir einfach schwer mich zu öffnen und so erzählte ich nur das Nötigste. Wie immer. Sie blieb unglaublich freundlich und erzählte, dass sie Theadric kennt und überrascht war ihn wieder hier zu sehen. Lange dauerte das Kennenlernen nicht, da ich von Theadric abgeholt wurde. Sein Meister wollte mich kennenlernen meinte er. Und so ging ich mit ihm mit. Und fühlte mich einerseits ängstlich anderseits freudig und aufgeregt.

Ich wurde in das Studierzimmer des Meisters geführt. Jedenfalls würde ich diesen Raum so bezeichnen. Bücher über Bücher und jede Menge Schriftrollen gab es dort. Vor dem Kamin sollte ich Platz nehmen. Neben Tjorven Thunderbird, wie er sich vorstellte, nahm ich Platz. Er fragte mich nichts, sah mich nur an und musterte mich. So unwohl habe ich mich noch nie gefühlt.
Und dann… ich weiß nicht warum fing ich an zu erzählen. Alles… Wirklich alles erzählte ich ihm. Wo ich aufgewachsen bin, von meinem Bruder und meinen Eltern. Das erste Treffen mit Theadric. Und was passiert war, als wir das Dorf verteidigten und was zurzeit in mir los war.
Danach sah er mich einfach nur an. Dann nickte er und erzählte, was mich die nächsten Monate erwarten würde, wenn ich wirklich den Weg der Ausbildung weitergehen möchte. Er gab mir einen Tag Bedenkzeit. Alles was er mir erzählte hörte sich gruselig und furchteinflößend an doch er war sich relativ sicher, dass ich es schaffen könnte.  
Dann musste ich ihm versprechen, dass ich keinem, außer anderen Auserwählten, den Ort verraten würde. Dies konnte ich ihm sofort zusagen.
Nach meiner Wandlung würde ich dann auch die Parole lernen, mit der ich Zugriff auf diesen oder andere Orden bekomme.
Ich hatte eine fast schlaflose Nacht. Ich wälzte mich hin und her und kam einfach nicht zu Ruhe. Erst als ich dann in den Armen von Theadric lag konnte ich mich ein wenig ausruhen. Er redete mir gut zu und auch er war sich sicher, dass ich das Ritual überleben würde. So viel Kampfgeist und Wille wie ich hätte, würde ich das Meistern.
Auch wenn mein Kopf voller Fragen war, fragte ich nicht. Ich genoss es einfach und am nächsten Morgen war ich mir dann sicher und ich ging zu Tjorven und stimmte dem Ritual zu.
Noch am gleichen Tag wurde ich in einen anderen Teil des Ordens gebracht.
Dabei liefen wir an anderen Häusern vorbei. Ich sah die Dinge, die meine Mutter für ihre Tinkturen, Seifen und Öle nutzte. Einen Metzger, jemand der mit Leder und Stoffen durch die Gegend lief.
Der Raum in den Gebäude war kleiner, als von außen zu erkennen. In der Mitte waren Runen aufgezeichnet in die ich mich setzen musste.
Vor mir wurden dann unterschiedliche Phiolen mit merkwürdig aussehendem Inhalt aufgestellt. Ich weiß nicht mehr wie viele es waren und nur an einige kann ich mich richtig erinnern, was vielleicht auch besser ist.
Tjorven, Theadric, Valyra und eine Zwergin, sie stellte sich später als Koggeabella Smelthead vor, nahmen um mich herum Platz.
Die erste Phiole hatte einen zähflüssigen, purpurfarbenen Inhalt. Es war das aufbereitete Blut eines Dretch. Ich spürte, wie mein Körper vor Qualen aufschrie. Kaum hatte ich alles hinunterbekommen und mein Körper hatte sich etwas beruhigt, schnitt mir die Zwergin mit meinem Krummsäbel über den rechten Oberarm.
Die Wunde verschloss sich und nach ein paar Minuten verließen wir das Gebäude wieder. Bis zum nächsten Tag für die nächste Phiole und den nächsten Schnitt.
Ich erinnere mich außerdem noch an
einen dickflüssigen, eisig blauen Inhalt und wie ich das Gefühl hatte, mein Gehirn würde einfrieren. Den Schnitt in den linken Oberschenkel bekam ich kaum mit.
ein trockenes Pulver, dass ich hinunterschlucken musste. Ich hatte das Gefühl ich würde von innen heraus verfaulen und musste mich zwingen es nicht auszuhusten.
eine blassrote Phiole, die vor Elektrizität vibrierte. Jeder meiner Muskeln verkrampfte bei jedem Schluck.
eine Phiole mit gasförmigen, dampfenden, dunklen violetten Inhalt. Ich konnte es nicht trinken und so musste ich es in meine Nase aufsteigen lassen.
Besonders im Gedächtnis ist mir aber ein dickes, nässendes Rot geblieben. Diese Phiole hätte mich fast gebrochen. Die Visionen, die vor meinem geistigen Auge entstanden, ließen meine tiefsten Ängste und Unsicherheiten entstehen. Ich weiß noch, dass ich schrie als Theadric mir dann mit seinem Krummsäbel über den Rücken fuhr.
Je öfter wir dies wiederholten mit mehr und mehr Phiolen schienen sich die selbst zugefügten Wunden schneller zu heilen, die Zeit schien sich zu beschleunigen, die Schnitte heilten in Sekunden, die Narben verblassten, als wären Jahrzehnte innerhalb von Minuten vergangen.
Dann, nach einem guten halben Jahr war dann keine Phiole mehr in Sicht und ich fühlte mich erleichtert und war dankbar, dass diese Tortur vorbei war.

Mein Atem ging schwer, als ich auf meinen Knien nach Luft schnappte. Als ich dann aufgesehen habe, sah ich die vier anderen über mir stehen. Tjorven teilte mir mit, dass ich die Vorbereitungen für das Ritual erfolgreich abgeschlossen hatte.
Ich konnte seine Worte kaum richtig verarbeiten, als ich stechende Schmerzen spürte während die Dolche der Vier meinen Hals durchbohrten.
Ströme von Blut begannen zu sprudeln, und mein Herzschlag hatte Mühe, mit der rapide abnehmenden Menge an Lebenssaft in meinem Körper Schritt zu halten.
Ich spürte, wie meine Haut kalt wurde, meine Augen schwer wurden, der Blutverlust ließ mich langsam in die Bewusstlosigkeit abdriften, während mein Körper in einem Zustand der Selbsterhaltung zu schalten begann.
Die Geräusche wurden immer entfernter und gedämpfter, als ich ein letztes Mal die Stimme von Theadric hörte, bevor mich die Dunkelheit einholte.
Ich machte mich bereit mein Leben an mir vorbeiziehen zu sehen. Das ist es doch, was einem erzählt wird passiert, sollte man dem Tod nahe sein.
Doch nichts passierte. Jedenfalls nichts von dem ich gehört hatte.
Ich sah die Phiolen vor mir. Alle die ich in dem letzten halben Jahr zu mir genommen hatte. Sie waren leer. Dann sah ich wie die Flüssigkeiten aus mir hinaus strömten um sich in den Gefäßen zu sammeln.
„Fang sie alle“ waren die letzten Worte von Theadric gewesen. Jetzt machten sie Sinn und ich versuchte mich zu bewegen. Ich kam zunächst nicht von der Stelle. Es dauerte bis ich die erste hatte. Sie verschwand, kaum dass ich sie berührt hatte. Und ich fühlte mich besser. Wie ein Puzzle das zusammengesetzt wird fühlte ich mich mit jeder Phiole vollkommener.

Als ich alle beisammen hatte änderte sich das Schwarz um mich. Es wurde dunkel blau und ich fühlte mich träge, als wäre ich unter Wasser. Panik machte sich breit, hatte ich Angst zu ertrinken. Über mir sah ich eine Hand und griff nach ihr wie nach einem Rettungsring.
Nach Atmen ringend öffnete ich die Augen. Theadric hielt meine Hand fest in seiner und er lächelte mich an wie er mich noch nie angesehen hatte. Er beugte sich zu mir, küsste mich lange und intensiv bis er meinte „willkommen zurück kleines“.

Langsam gewann ich auch die Kontrolle über meinen restlichen Körper zurück.
Ich sah nicht anders aus, aber ich fühlte mich… Ganz. Nicht zerrissen oder erschöpft.
Ich fühlte mich gut.
Ein paar Tage hatte ich um mich ganz zu erholen. Diese verbrachte ich hauptsächlich mit Theadric allein. Er war anders zu mir. Konnte er jetzt doch offener reden und sich anders verhalten.
Die nächsten Wochen lernte ich wie und was ich mit meiner Waffe machen und erreichen konnte. Wir übten zunächst innerhalb der Festung doch zog es mich raus. Diesen Jagddrang muss ich noch unter Kontrolle bekommen, aber auch das ist Übungssache, wurde mir versichert

Ich war tatsächlich glücklich dort. Doch der Tag der Abreise rückte näher. Ich wollte und musste zurück. Theadric würde mich begleiten, doch war uns beiden klar, dass er danach wieder alleine reisen würde.
Es wäre also auch ein Abschied. Hoffentlich nur auf Zeit.

Auf dem Weg zurück nach Hause fragte ich ihn dann alle Fragen, die ich hatte.
Angefangen mit der Frage, die ich gar nicht stellen musste, sondern er mir eines Abends am Lagerfeuer von sich aus erzählte.

Als Neugeborener wurde er vor der Festung abgelegt. Ohne Kleidung und ohne irgendwelche Anzeichen zu wem er gehörte. Tjorven und seine Frau nahmen ihn bei sich und seinem Sohn, der nur ein paar Tage älter war, auf. Seine Frau allerdings starb an den Folgen einer Vergiftung während der Geburt und anfangs war es wohl schwer für Tjorven, aber die Beiden Babys hatten sich schon so aneinander gewöhnt, dass er es nicht übers Herz brachte sie zu trennen. Und so bildete er sie beide aus.
Theadric hatte nie das Gefühl, nicht geliebt zu werden doch fehlte ihm etwas. Und das fand er in der Ausbildung. Auch er fühlte sich nach dem Ritual vollständiger. Ich konnte es jetzt verstehen.
Auf die Frage, warum alle anwesenden mich mit ihrem Dolch stachen, meinte er, dass jeder von ihnen ein Blutopfer bringen musste. Sie haben sich also in die Handinnenfläche geschnitten auf der sie vorher eine arkane Rune, jeder eine andere, gezeichnet hatte. Als ich aber seine Hand nahm sah ich nichts und spürte auch keine Narbe als ich mit meinen Fingern über die Innenfläche seine Hand fuhr.

Das Arkane, meinte er, würde verhindern, dass nicht alles eine Narbe hinterlässt. Wir redeten wirklich über alles.
Er erzählte mir, dass er Timmothy mochte und eigentlich dachte, dass wir beide mehr als Freunde wären als er uns kennengelernt hatte und den Umgang sah, den wir miteinander hatten.
Auch wenn ich vehement verneinte, dass da mehr wäre. Dachte ich an die Male als es mich doch mehr gestört hatte, wenn er mit einem Mädchen auf ein Zimmer gegangen war. Doch ich schüttelte den Gedanken schnell wieder ab. Er ist doch… wie ein Bruder…
Und außerdem bin ich nicht sein Typ. Er steht auf die Gutaussehenden. Die mit den langen Haaren, die Starken, einfühlsamen Frauen, die seinen Geschichten lauschten und ihn dabei anhimmelten.

Theadric bemerkte meine leichte Abwesenheit und lachte. So hab ich ihn eher selten gesehen. Ich schob die Gedanken ganz, ganz, ganz weit weg. Ich wollte die Zeit mit ihm genießen vor allem da ich nicht wusste, ob ich ihn Wiedersehen würde.

Auf dem weiteren Weg und je näher wir meinem zu Hause kamen wurde ich ruhiger. Ich wollte mich nicht verabschieden. Und so sagte ich Theadric, dass ich den letzten Tag alleine gehen würde.
Wir verbrachten unsere letzte gemeinsame Nacht nur mit wenig Schlaf. Wir hielten uns in den Armen bis die Sonne aufging. Ich musste es nicht aussprechen. Er sagte einfach „ich dich auch Kleines.“
Und nach einem unglaublich langem und wundervollem Kuss ging jeder seiner Wege.
Die letzten Stunden bis nach Hause fühlten sich so lange an. Doch dann kam das Dorf in Sichtweite. Meine Füße liefen fast von alleine. Ich sah nicht nach rechts und links sondern lief stur zum Haus meiner Eltern.
Es war früher Abend und ich wusste, sie würden daheim sein. Und ich hatte recht. Sie saßen, wie immer um diese Zeit am Tisch und tranken Tee und aßen das leckere Honigbrot nach dem Rezept unserer Ur-Ur-Urgroßmutter.
Meine Mutter verschüttete vor Freude ihren Tee, als sie aufsprang um mich zu umarmen. Die Begrüßung dauerte eine gefühlte Ewigkeit, aber ich hätte es auch nicht anders gewollt. Ich erzählte ihnen von dem was ich durfte. Was bis auf der Standort, das Ritual und die Parole mit der ich in einen Orden eintreten dürfte ( „Wie Feuer mit Feuer zu bekämpfen, ist der einzige Weg, ein Monster zu töten, eines zu werden.“), alles war.
Der Abend schritt fort und ich machte mich auf zur Taverne von Timmothy und seinem Vater.
Schon von Weitem konnte ich seinen Vater singen und das Klatschen und Gejohle der Besucher hören.
Ich stellte mich in eine Ecke und ließ ihn die Aufführung beenden. Als er mich der Vater dann sah, kam er direkt auf mich zu, umarmte mich stürmisch. Ich war total überrascht und dann zog er mich nach hinten in die Küche. Dort angekommen meinte er, dass es so schön sei mich zu sehen. Dann erzählte er mir, dass Timmothy vor ein paar Zehntagen aufgebrochen sei und bis jetzt nicht zurückgekehrt war.
Angst machte sich in mir breit und ich machte sofort den Vorschlag ihn suchen zu gehen. Dankbar nahm mich der Vater von Timmothy wieder in den Arm.
Auch wenn das Dorf mich um Hilfe bat den ganzen Geschichten auf den Grund zu gehen, war es doch meine Suche die mich mehr antrieb. Und kaum zwei Tage später war ich auch dem Weg. Zunächst in die Stadt. Sie war nur zwei Stunden von unserem Dorf entfernt…

Valeryia

Valeryia

Valeryia ist eine Waldelfe, die in den dichten Wäldern von Lethyr geboren wurde. Ihr Leben begann in einer friedlichen Gemeinschaft, die eng mit der Natur verbunden war. Ihre Mutter war dort eine angesehene Druidin.
Ihr Vater, der eigentlich aus der Stadt Iriaebor stammte und nur der Liebe wegen in das Dorf zog, war anfangs kein gern gesehener Gast.
Er gehörte einer Gilde an, die gern im Dunkeln, Geheimen oder Hinterhältig tätig war. Doch er gliederte sich schnell ein, bildetet im Bogenschießen und den Umgang mit Dolchen aus.

Vom ihm lernte Valeryia die Kunst des Bogenschießens. Von frühester Kindheit an zielte sie mit einem Langbogen präzise auf Ziele, die von ihm aufgestellt wurden.

Doch das Idyll ihrer Kindheit währte nicht lange. Als Valeryia gerade einmal 70 Jahre alt war, wurde ihre Heimat von einer Truppe skrupelloser Orks überfallen. Das Dorf wurde niedergebrannt, und viele Bewohner, darunter auch Valeryia`s Eltern, kamen bei dem Angriff ums Leben.

Nur Schemenhaft kann sie sich erinnern, doch sie weiß noch, wie sie zwischen den leblosen Leibern ihrer Eltern lag und sich einer der Monster über sie beugte und etwas grunzte. Auch wenn sie ihn nicht verstand wusste sie, was er meinte und so blieb sie regungslos liegen und betete, dass er nicht sehen würde, dass sie gerade noch so atmete. Sie hörte das Reißen der Kleidung ihrer Mutter, doch sie öffnete die Augen nicht. Erst als sie sich sicher war und nichts mehr hörte… keine Schreie, keine Rufe, kein Winseln… öffnete sie ihre Augen.

Sie war dem Tode knapp entkommen. Daran bestand kein Zweifel. Sie rappelte sich auf. Konnte kaum laufen. Als sie sich umsah sah sie und roch sie nichts weiter als Tod, Zerstörung, Blut und verbrannte Haut. Ihr war schlecht doch riss sie sich zusammen. Sie kniete sich zu ihren Eltern… doch es war hilflos. Ein Gemisch aus Tränen und Blut rann ihr Gesicht runter.

Nichts hatten sie da- oder ganzgelassen. Alles war zerstört und geplündert worden. Selbst die blaue  Brosche, die aussah wie ein Phoenix, an der Robe ihrer Mutter fehlte. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand sie auf. Sie ging auf die Straße lief durch die Trümmer ihres Dorfes. Sie und zwei Handvoll Elfen hatten überlebt. So wie sie waren es noch junge Mädchen und Jungen gewesen. Sie alle wussten nicht wohin. Verzweifelt, weinend und traurig standen sie zusammen auf dem Marktplatz.

Eines war klar. Hier konnten sie nicht bleiben. Valeryia´s Mutter war in der Heilkunst sehr gut gewesen und hatte ihr ein, zwei Dinge beigebracht und so ging sie zurück zu den Resten ihres Hauses. Suchte in den Schränken nach den Flaschen, Tinkturen und Phiolen ihrer Mutter. Kramte alles zusammen was sie finden konnte. Ihren Langbogen und auch die Schatulle aus dem Geheimversteck ihres Vater´s nahm sie mit.

Zurück bei den Anderen versorgte sie die Verletzen und wollte mit ihnen in das nächste Dorf. Es lag ein paar Tagesreisen nach Westen. Erst wollte ihr keiner folgen… doch so entschlossen sie war Rache an denen zu nehmen, die ihr Dorf zerstört hatten, so war sie genauso entschlossen hier in den Trümmern keinen lebenden zurückzulassen.

Nach und nach stimmten alle zu nach Westen zu gehen. Jeder trug das zusammen was er finden konnte. Glücklicherweise fanden sie zwei Wägen und ein paar Pferde, sodass die Verletzten nicht laufen mussten.

Anfangs war der Weg anstrengend und frustrierend. Es wurde viel geweint und keiner wusste so richtig was gesagt werden sollte oder konnte. Abends wurde ein Zeltlager aufgebaut und die älteren Elfen teilten sich die Wachen ein.

Zu Essen hatten sie, durch die Jäger unter ihnen, genug und auch an Wasser mangelte es ihnen nicht. Eines Abends fing Khololko, er war der Sohn des Taverneninhabers und hatte eine tolle Stimme, an zu singen und spielte auf seiner Laute dazu. Keiner wusste so richtig zu reagieren und es war die jüngste unter ihnen, die anfing zu tanzen und zu lachen und so stimmten viele ein.

Das Reisen verlief danach einfacher. Und nach fast einem Zehntag kamen sie zu einem Dorf.

Auch hier wurde offenbar gekämpft, denn es waren Spuren von Angriffen zu sehen. Frische Gräber gab es außerhalb und auch die Dorfmauer hatte einiges abbekommen.

Mit offenen Armen empfang man die Gruppe.

Valeryia war die Älteste unter ihnen und so brachte man sie zum Dorfältesten. Sie berichtete was passiert war und brachte ihre Bitte, dass wenigstens die Jüngsten aufgenommen werden sollten, vor.

Die Dorfgemeinde jedoch entschied sich sofort dazu alle aufzunehmen. Alle wollten helfen und zum ersten Mal nach dieser grausamen Nacht konnten alle in richtigen Betten schlafen, konnten sich waschen, erholen, trauern und dennoch hoffen.

Die Jahre zogen dahin und jeder hatte einen Platz gefunden und konnte der Gesellschaft, die nicht nur aus Elfen, sondern auch aus Menschen und Halb-Elfen, bestand von Nutzen sein. Es waren wirklich gute Jahre und auch Valeryia fand in Wilhelm jemanden mit dem sie viele schöne Jahre hatte.

Er war ein Mensch und es war klar, dass sie nur eine gewisse Zeit zusammen hatten und dennoch waren es Jahre die sie nicht missen wollte. Hatte sie doch durch ihn lieben gelernt. Die Trauer verging nie ganz und als er dann von ihr ging fasste sie den Entschluss die Suche nach der Brosche und den Übeltätern fortzusetzen.

Über die Jahre hatte sie immer wieder versucht das Kästchen ihres Vaters zu öffnen. Auch wenn er ihr ab und Rätsel oder Denkaufgaben gab, viel es ihr schwer. Ein paar Jahre ließ es sie es sogar ganz liegen, doch wie es der Zufall so will, gelang es ihr genau zu ihrem 99 Geburtstag die Schatulle zu öffnen. Darin lag ein Brief und eine purpurne Maske. Der Brief war von ihrem Vater und bestand aus ganzen 4 Sätzen:

„Meine liebste Tochter,

wenn du diesen Brief je lesen solltest, dann werden deine Mutter und ich wohl leider nicht mehr bei dir sein.
Solltest du Hilfe brauchen, dann geh nach Iriaebor und suche den Mondtempel.
Die Maske wird dir weiterhelfen.
Wir lieben dich und sind stolz auf dich!“

Also packte sie ihr Hab und Gut und machte sich auf Richtung Stadt. Diesmal war sie länger unterwegs. Sie brauchte mehrere Zehntage um nach Telflamm zu kommen.

In so einer großen Stadt war Valeryia noch nie gewesen. Hier waren alle Arten vertreten. Auch Orks. Auch wenn sie durch Wilhelm und die anderen gelernt hatte, dass nicht alle Orks böse oder schlecht sind, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Wie von selbst suchte sie immer nach dem Symbol von dem Ork, der sich damals über sie gebeugt hatte. Aus Angst, die Erinnerung würde irgendwann verblassen hatte sie es aufgezeichnet und in das Kästchen ihres Vaters gelegt. Doch das Bild hatte sich so sehr in ihren Kopf gebrannt, dass sie nie nachsehen musste.

Sie kam in der The Sword and Horn Taverne unter. Und wieder spielte ihr hier das Schicksal in die Hände. Nicht nur, dass sie dort herausfand, dass es weitere Angriffe in dem Wald wo sie zu Hause war stattgefunden hatten und die Orks weiter Richtung Westen unterwegs wären, sondern sie traf dort auch auf jemanden, der ihr einen Weg nach Iriaebor verschaffen konnte.

Der junge Mann arbeitete auf dem Schiff Crown of Cormyr und war von ihrer Art und ihrem Aussehen angetan und nachdem sie ihm mehr oder weniger den Hintern vor einer sehr aufdringlichen Dame gerettet hatte, schuldete er ihr etwas.

Er stellte sie dem Commander Hector Downtinghaun vor. Valeryia berichtete ohne zu viele Details zu nennen wohin sie wollte und bot an das Schiff zu verteidigen, wenn es nötig sein sollte. Auch wenn es allgemein Unglück bringen soll, Frauen an Bord zu haben, so war der Commander allerdings bereit dieses wohl in Kauf zu nehmen.

Und so bekam sie eine einzelne Kajüte und durfte sich auch frei auf dem Schiff bewegen. Sie packte mit an wo sie konnte. Meist blieb sie allein für sich doch fand sie auf dem Schiff mehr, als sie erwartet hatte. Sie traf auf eine bunte Gruppe von Abenteurern, die ähnliche Ziele verfolgten. Sie erkannte, dass es nicht nur um Rache ging, sondern auch darum, diejenigen zu schützen, die ihr wichtig waren.

Und dann kamen neue Leute an Bord…

Tagebuch eines Halbling (Raven Guard)

26. Eleasisas am Camp Righteous

Viel zu lange habe ich nicht mehr meine Aufzeichnungen vervollständigt. Viel zu lange ist es her, dass ich geschrieben habe, was uns alles widerfahren ist. Doch um nicht alles zu vergessen oder zu erzählen, was meinen Freunden und mir passiert ist, versuche ich die letzten Tage zusammenzufassen.

Wir waren in dem Labyrinth bei den Fröschen und haben versucht dieses Ritual zu manipulieren. Und natürlich ist unser Plan nach hinten losgegangen. Wie soll man auch jemandem helfen, wenn man deren Sprache nicht versteht? Ganz ehrlich… Naja. Wir hatten es wirklich versucht und unser Plan war auch gar nicht so schlecht, doch der König war misstrauisch und so endete es dann doch in einem Kampf.

Auch wenn wir siegreich waren, kam die nächste Bedrohung direkt auf die Heimat der Frösche zu. Ein großer Dinosaurier war wohl durch unser Schauspiel darauf aufmerksam geworden und so mussten wir natürlich diese Gefahr aus dem Weg räumen.

Romero, der sich größer gezaubert hatte, preschte vor um Zeit rauszuholen. Hätte er das bloß gelassen. Als der Dino lag, haben wir seine Spur nicht finden können. Es dauerte und wir mussten uns Untoten stellen nur um herauszufinden, dass er offenbar verschleppt wurde.
Wieder ist einer meiner Freunde weg. Wenn auch unfreiwillig und hoffentlich noch am Leben.

Jetzt ist nur noch Arannis von der ursprünglichen Gruppe vorhanden. Und irgendwie haben wir es geschafft nicht mehr miteinander zu reden. Er hatte sich zurückgezogen. Es war wieder wie am Anfang. Er allein für alle. Ich hatte gehofft, wenn er schon nicht mit mir redet, dass er sich wenigstens dem „Neuen“ (Kwalu, ein Händler (sagt er zumindest)) anvertraut und mit ihm redet. Was er auch getan hat, denke ich, da ich die beiden nicht verstehen konnte.

Ja, auch ich bin auf Distanz gegangen. Ich hatte gehofft, er weiß, dass er immer und jederzeit zu mir kommen kann. Wir sind doch Familie. Irgendwie. Dachte ich.

Anfangs haben wir noch versucht den Spuren von Romero zu folgen. Ich war auch zuversichtlich, doch dann kam der Regen und musste natürlich jeden kleinen Hinweis wegspülen. Das Einzige was am Regen positiv ist, dass er die Tränen gut verschleiert.

Den anderen war es schnell bewusst. Ich wollte es nicht, doch sie redeten auf mich ein. Ich wollte den Spuren weiter folgen, doch ohne Ressourcen und Proviant wäre das sinnlos gewesen.

Also versorgten uns die Frösche damit. Wir haben sie wohl doch ein wenig beeindruckt oder vielleicht wollten sie uns auch einfach auf ihrer Seite haben. (Ja, die Krone; obwohl es mehr wie ein Diadem aussieht; habe ich noch.)
Dann machten wir uns auf den Weg Richtung Camp Venegance.

Mit Hilfe von Kwalu versuchte ich einen guten Weg zu finden und wir kamen auch gut voran. Immer wieder hatte ich gehofft auch auf Spuren von Romero zu treffen, aber bis jetzt leider ohne Erfolg.

Wir kamen relativ gut voran auch wenn wir ein paar Zwischenfälle hatten.

Natürlich haben wir viele Tiere gesehen. Unter ihnen waren auch Dinos, aber glücklicherweise waren diese an Pflanzen und nicht an uns interessiert. Man muss auch mal Glück haben.

Ein paar Tage später trafen wir auf Untote. Wiedermal. Da wir mittlerweile doch recht gut zusammenarbeiten waren diese aber schnell unschädlich gemacht.

Während einer Rast, als Norx (der schnelle Hase mit den flinken Fäusten) sich nach Schnitzholz umsah, wurde er von einer fleischfressenden Pflanze halb verschlungen, doch wir konnten ihn rechtzeitig befreien und ihm helfen.

Bei einer nächtlichen Wache hatte es dann Arannis erwischt. Eine Würgeschlage hatte sich um ihn geschlängelt und ihm die Luft gut abgedrückt. Glücklicherweise konnten wir ihm schnell helfen.
Und ja, Bolger hat Recht: Schlangenfleisch schmeckt fast wie Hühnchen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das wirklich esse, aber dank der Gewürze roch es doch gut und wenn du Hunger hast, dann isst du es einfach.

Das war auch der Abend an dem er und ich endlich wieder miteinander geredet haben. Und es tat so gut. Endlich verstand ich was mit ihm los war. Endlich konnte er mir zeigen was mit ihm los war. Diese Schmerzen. Diese Qualen. Warum du sturer Esel hast du nicht mit mir geredet. Doch besser spät als nie. Ich hoffe nur, dass er (ja und auch ich) es nicht wieder soweit kommen lässt.

Zehn Tage sind wir nun unterwegs gewesen. Während die Anderen sich im Camp umsehen habe ich mir eine ruhige Ecke gesucht um zu schreiben. Die Boote sind leider zerstört und unbrauchbar.

Das Camp ist verlassen und doch sieht man noch ein paar Spuren von dem, was hier passiert sein muss. Zerstörung und Tot. Auch wenn der Anblick nicht neu für uns ist, hofften wir doch irgendwo noch ein Lebenszeichen oder Überlebenszeichen zu finden.

Ich sitze vor den Stufen der Krokodilstatue und muss an die Legende denken, die man immer wieder in Nyanzaru hört. Mal sehen, ob sie noch zusammen bekomme:

„In den frühen Tagen der Welt stand der Mensch am Ufer eines Flusses und fürchtete sich. Das Krokodil hob seinen Kopf aus dem Wasser und fragte:

„Was bedrückt dich, Vetter Mensch?“

Der Mensch antwortete: „Ich muss diesen Fluss überqueren, aber ich fürchte mich, das Wasser allein zu betreten, denn es wimmelt nur so von deinen Brüdern.“

Das Krokodil erwiderte: „Es stimmt, du wärst nicht sicher. Aber ich werde dich sicher auf meinem Rücken über den Fluss tragen, wenn du versprichst, den Gefallen zu erwidern.“

Der Mann willigte ein, und das Krokodil trug ihn sicher über das Wasser. Als sie das andere Ufer erreichten, fragte der Mensch:

„Wie kann ich mich bei dir revanchieren?“

Das Krokodil antwortete: „Ich möchte das Reich der Menschen sehen. Aber ich fürchte mich, allein dorthin zu gehen, denn es wimmelt nur so von deinen Brüdern. Du musst mich auf deinem Rücken durch dein Reich tragen.“

Der Mensch war betrogen worden, aber ein Versprechen ist ein Versprechen, und so trug er das Krokodil sicher auf seinem Rücken durch das ganze Reich der Menschen, eine Reise, die viele Jahre dauerte.

In seinem Zorn schwor der Mensch auch, dass nie wieder Menschen und Krokodile Freunde sein würden, und so ist es bis zum heutigen Tag.“

 

Jetzt warte ich auf den Rest der Gruppe. Vielleicht finden wir ja in dem Tempel, der von alten Chultern gebaut worden ist. Vielleicht ist Legende mehr als ein Mythos.

Veränderungen (Shield of Light)

Liebe Bonni,

ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ich habe von dir geträumt…  Aber eins nach dem Anderen.

Der Weg nach Kresk verlief ohne Probleme und auch der Einlass in die Stadt (oder eher Dorf) war weniger schwierig als beim ersten Ankommen. Der Bürgermeister empfing uns, für seine Verhältnisse recht freundlich, und war überrascht über unseren Erfolg gegen diese Werwölfe und wollte natürlich genau wissen wie es uns gelungen war diese Biester zu besiegen. Wir berichteten ihm nur das Nötigste und auch wenn er nicht wirklich zufrieden damit wirkte beließ er es zunächst dabei, da unser Gespräch von einem Besucher unterbrochen wurde.

Der Abt wollte mit uns sprechen. Auch er wirkte um einiges… netter (das ist viel zu nett ausgedrückt) als bei unserem ersten Besuch in seiner Abtei. Er war wohl ebenso beeindruckt und bot nun seine Hilfe an. Er hatte wohl erkannt, dass wir nicht nur Abenteurer waren, sondern wirklich vielleicht etwas ändern könnten.
Jedenfalls bat er Theo und mich mit ihm zu gehen. Hara ließen wir bei den Kindern, sie verstand sich mit einigen gut und wollte ihnen weiterhelfen.

Auf dem Weg zu der Abtei fragte der Abt uns darüber aus, was wir genau vorhaben. Wir erzählten von den Prophezeiungen. Keine Ahnung woher, aber mir fiel es relativ leicht von ihnen zu erzählen. Als hätte ich sie gerade eben erst gelesen. 

Während er darüber nachdachte… war da wieder diese Stimme in meinem Kopf. Sie erinnert mich an meine Zweifel, daran, dass er mir helfen kann, wenn ich mich auf ihn einlasse.

Ich erinnere mich erst wieder daran, dass ich höre, wie der Abt fragt warum wir überhaupt in diesem „Land“ sind.  Theo, der ja von hier ist, antwortet erst gar nicht, aber ich erzähle ihm von der Spur unseres Bruders. Ich weiß nicht, ob er es ernst meinte, aber er meinte, dass der „Herr des Landes“ (ja, wir schreiben und sagen seinen Namen nicht) offenbar Interesse daran hätte mich zu quälen und Joravil vielleicht nur deswegen hierhergeholt wurde. Dann wäre es wirklich meine Schuld…

Aber ich weiß tatsächlich nicht, ob er es ernst meinte oder mich dadurch noch mehr anstacheln wollte mich gegen den Mistkerl zu stellen.

In der Abtei angekommen, verschwand er mit den Amulett und Theo und ich nutzen die kurze Zeit, die wir für uns hatten und schauten uns um. Es fing an zu schneien als wir den Garten betraten und es wirkte auf einmal alles so friedlich und ruhig.

Doch dieser Friede dauerte nicht lange. Irgendetwas an dieser Szenerie erinnerte uns an eine der Weissagungen und dem gingen wir nach. Doch bevor wir etwas fanden waren wir von Untoten umzingelt und mussten diese erstmal niederringen. Wir verausgabten uns beide und hatten gut einstecken müssen doch letzten Endes haben wir sie besiegt und in einer Vogelscheuche haben wir einen Griff gefunden aber noch nicht herausgefunden was er tut oder kann (wenn überhaupt).

Leicht zerschunden haben wir uns dann gesetzt und auf den Abt gewartet. Es dauerte auch gar nicht mehr so lange. Dann drückte er mir mit einem richtig festen Griff das Amulett in die Hand und ich musste versprechen dem Land zu helfen. Dann umgab ihn und mich ein unglaublich grelles Licht und er war danach verschwunden. Einfach so… puff…

Das Amulett legte ich mir wieder um den Hals und da überkam mich unerwartet ein ungeahnter Schmerz. Er zwang mich auf die Knie und ich bekam keine Luft. Es schnürte sich alles zu. Auch wenn es nicht lange dauerte kam es mir ewig vor und Theo sah danach sehr besorgt aus. Ich versicherte ihm, dass es mit gut ginge. Irgendwie stimmte das auch wenn ich ein unsciheres Gefühl hatte.

Theo und ich machten uns dann wieder auf den Rückweg, doch bekamen wir noch eine Karte von einem „Mitarbeiter“ (ich glaube die Bezeichnung ist falsch, aber mir fällt gerade nicht das passende Wort ein) des Abts. Auf ihr fanden wir ein X. Mitten im Wald.

Gemeinsam beschlossen wir, erst morgen dorthin zu gehen. Innerlich hoffte ich, dass wir erst zu Tebaun gehen und ihn wieder mitnehmen, doch nach dem Gespräch mit Theo habe ich immer mehr das Gefühl, dass wir ihn leider zunächst bei den Werwölfen zurücklassen müssen. Mir behagt das ganze nicht. Bei uns wäre er besser aufgehoben. Meiner Meinung nach jedenfalls.

Wir gingen also zurück zum Haus den Bürgermeisters um dort unsere Nacht zu verbringen. Und ich habe seine Frau um ein heißes Bad gebeten und sogar bekommen. Was für eine Wohltat nach den ganzen Wochen.

Auch wenn das Bett nicht wie zu Hause war, war es schön in einem richtigen Bett zu liegen und nicht in einem Zelt draußen. Dafür, dass mir Zelten als kleines Kind nie Spaß gemacht hat muss ich sagen, dass es nicht so schlimm ist. Jedenfalls mit der Begleitung. Auch wenn Theo mehr Schlaf benötigt als ich, können wir so unglaublich viel Zeit zusammen verbringen und reden.

Ich schweife ab…

Jedenfalls, in dieser Nacht meine liebste Bonni, habe ich von dir geträumt (ja, ich bin wirklich richtig eingeschlafen).
Weißt du noch? Dein kleiner Schrein oben auf dem Dachboden? Du hast mich oft mitgenommen, wenn du gebetet hast oder deine Zauber geübt hast. Manchmal habe ich mich dazu geschlichen um einfach deine Stimme zuhören. Der Traum… er wirkte so real. Wir knieten beide dort. Vor deinem Schrein auf dem Dachboden. Vor uns lag dein Buch. Ich habe immer gesagt, dass ich diese Zeichen und die schnörklige Schrift nicht lesen kann und plötzlich waren die Worte so klar, als würdest du sie mir vorlesen. Du hast mir die Gesten vorgemacht und die Worte gesprochen, die ich nutzen sollte.

Ach Bonni… und dann hast du meine Hände genommen. So wie früher. Und mir wurde ganz warm und du hast gesungen oder gebetet oder beides gemeinsam? :

„Lass dein Licht leuchten
Vertreibe die Dunkelheit

Bring Leben, wo der Tod war
Bringe Wachstum, wo alles unfruchtbar war
Bringe Frieden, wo Unfrieden war
Bring Wärme, wo die Finger des Eises sich krallten
Bringe Barmherzigkeit, wo es keine gab
Bringe Wissen, wo Unwissenheit war
Bringe Trost, wo Furcht war

Lass die Sonne aufgehen!
Lass die Schatten fliehen!

Sowohl in der Welt…
und in den Köpfen der Lebewesen.“

Dann verschwimmt irgendwie alles und dann bin ich wach geworden.

Theo Frühstückt noch und dann wollen wir gleich los zu der markierten Stelle auf der Karte. Warum habe ich ein eigenartiges Gefühl dabei?

Ein Schaf im Wolfspelz (Shield of Light)

Meine liebste Bonni,
ich weiß, dass du es nicht magst, wenn ich dich so nenne, aber wer weiß ob du das hier überhaupt zu lesen bekommst.

Vor einer ganzen Weile, tatsächlich weiß ich gerade nicht genau welchen Tag wir haben und wie lange ich nun schon unterwegs bin, habe ich unser Heim verlassen. Auch wenn ihr alle schon mehr oder weniger ausgezogen seid um mit euren Familien zu leben und es nicht neu ist, ohne euch zu sein hätte ich nie gedacht, dass ich euch alle so sehr vermissen würde. Aber vor allem vermisse ich dich und mit dir reden zu können. Über alles was mir passiert ist. Wen ich getroffen habe und verloren.

Und ja, du hattest recht. Natürlich musste es ein Mensch sein, der mir mein Herz raubte. Leider war ich für ihn … zumindest anfangs nicht mehr als eine weiter Frau, die er um den Finger gewickelt hatte… doch er änderte sich. Ich wollte nicht sehen, wie manipulativ er war. Wollte nicht sehen, dass er mich von den anderen Mitreisenden, meiner zweiten Familie, wegtrieb. Er sagte und tat Dinge, die ich ursprünglich von ihm wirklich hören wollte, doch weiß ich nicht, ob er es ehrlich meinte oder mich einfach nur für sich wollte.

Doch in der Zwischenzeit war jemand anderes zu der Gruppe gestoßen. Jemand der mich offenbar interessant fand, jedenfalls fragte er mich Dinge. Nicht nur so banale wie „wie geht es dir“ oder ähnliches. Nein er hatte tatsächliches Interesse an mir, meiner Familie, mich.
Und ja, auch er ist ein Mensch. Und ich weiß wie unser Vater, beziehungsweise unsere ganze Familie zu anderen Rassen steht, aber ich will mit diesem Mann wirklich zusammen sein. So lange wie wir können.

Ich schweife ab. Eigentlich wollte ich dir auch von den Anderen erzählen. Und du glaubst nicht, wer mit mir reißt. Eine Drachengeborene.

Hara!
Sie ist eine wirklich gute Freundin geworden. Und ich wüsste nicht wo wir wären, wenn sie nicht so wortgewandt wäre. Aber sie kann auch, wenn sie muss und möchte, still sein und dich oder wen anders hinterrücks… sagen wir erschrecken? (Du weißt, wie Connak)

Dann haben wir einen Dunkelelfen dabei. Tebaun (ja, ein Titel, ich weiß)
Er wirkt oft distanziert, verschlossen und zurückgezogen. Er hat sicher viel von damals zu erzählen (ach hätte ich doch im Unterricht mehr aufgepasst). Filyerel könnte einige seiner Geschichten sicher gut weitertragen und in seine Musik einbauen. Außerdem ist er ein guter Kämpfer und kein schlechter Heiler.

Glaub mir, zurzeit sehne ich mich nach deinen Kräften. Die wären hier wirklich, wirklich nützlich.

Und dann ist da noch Theo. Der Mensch. So interessiert in alles und neugierig. Auch wenn er sich manchmal in seinen Gedanken verliert oder ausschweifend erzählt, er ist einfach … Theo. Iandan und er sind sich, jedenfalls was das Interesse an Büchern, deren Inhalt und Zauber angeht, irgendwie ähnlich.

So, jetzt sollte ich vielleicht anfangen, dir zu erzählen, was wir schon erlebt haben, aber das steht in den Briefen an Meemaw und so mache ich es nur kurz.

Alles was du jetzt nicht verstehst, werde ich dir (hoffentlich persönlich) erklären.

Also:
Wir wollten die Kinder aus den Händen der Werwölfe befreien.

Dazu brauchten wir aber mehr Informationen und diese gab uns Zuleika (auch ein Werwolf, aber da wir ihr geholfen hatten und ihr Hilfe bei ihrem Problem anboten, war sie relativ freundlich). Wir wussten, dass wir ein Ablenkungsmanöver brauchten und das am besten außerhalb der Höhle, damit die Anderen dann die Kinder ungesehen aus dem Bau befreien konnten.

Leider wurde schnell klar, dass als Ablenkung nur eine Art Herausforderung, ein Kampf in Frage kam. Natürlich war es Tebaun, in seiner guten Art (oder dämlichen?), der sich freiwillig für diese Aufgabe meldete. Was wir erst später erfuhren war, dass er sich dafür beißen lassen müsste. Er musste also auch zum Werwolf werden um ein Kontrahent sein zu können.

Selbstverständlich war ich total dagegen und hatte auch wirklich gute Argumente warum und weshalb, aber leider konnte ich ihn nicht umstimmen und auch Theo, als wir uns später darüber unterhielten, war eigentlich dagegen, doch Tebaun war nicht umzustimmen. Einen so sturen Elfen hab ich selten gesehen, neben Vater natürlich.

Leider kann ich dir weder von der Herausforderung noch von der Rettungsaktion wirklich viel berichten, da ich bei beiden nicht anwesend war.

Die Kinder haben Hara und Theo befreien können. Sie haben mir nur wenig drüber erzählt, aber es war auch besser so. Mir hat es schon gereicht wie zerschunden und abgekämpft sie aussahen. Ich glaube einige haben Tagelang nichts zu Essen bekommen. Sie wirkten verängstigt und wir hatten wirklich gut damit zu tun, dass sie mit uns kamen. Auch wenn ich beruhigend auf sie wirken konnte. Es war einfach nur ein grausiger Anblick.
Wir brachten sie in der Nähe in Sicherheit.

Hara und ihre beiden Begleiter blieben bei ihnen, versorgten sie mit Essen und Theo und ich gingen dann zurück zu der Höhle.
Wir mussten zurück zu Tebaun. Zwischenzeitlich konnte ich immer wieder Wolfsgeheul hören und es jagte mir doch einen Schrecken ein, da wir nicht wussten, ob er noch leben sein würde oder ob er eine Niederlage einstecken musste.

Wir beeilten uns und kamen auch recht zügig wieder bei dem Bau an wo und sofort der große Wolf am Eingang auffiel. Glücklicherweise musste ich mich ihm nicht ganz nähern um zu erkennen, dass er noch lebte.

Tebaun fanden wir im Inneren, und es wirkte so, als ob er sich feiern lassen würde. Er hatte die Herausforderung also für sich entschieden. Er sah abgekämpft, angestrengt und konzentriert aus. Theo wollte ihm sogleich von diesem „Fluch“ auf magische Weise befreien, doch er lehnte es ab. Schlimmer sogar. Als Theo seine Hand nach ihm ausstreckte, griff er ihn an. Ohne Vorwarnung.

Auch wenn wir beide wussten, dass er nicht er selber war, machte es uns Sorgen. Tebaun wollte, dass wir ihn zunächst zurücklassen. Jedenfalls solange bis die Nachfolge geklärt ist. Zähneknirschend mussten wir dem leider zustimmen. So wie er jetzt war, war er eine zu große Gefahr.

Also machten wir uns ohne ihn auf den Weg. Zunächst zurück zu den Kindern und gemeinsam mit ihnen auf, Richtung Kresk.

Auch wenn wir wussten, dass nicht alle Kinder von hier kamen, hofften wir, dort für sie ein zu Hause zu finden, bis wir sie in ihre eigene Heimat, zu ihren Eltern und Familien, schicken können.

Momentan liegen die Kinder hier in der Hütte von Theo und schlafen. Es hat gedauert sie zu beruhigen, aber nun ist Ruhe eingekehrt. Nur das eine kleine Mädchen hat sich im Halbschlaf auf meinen Schoß gesetzt und schläft dort nun. Darum verzeih mir auch meine Handschrift.

So, nun hoffe ich, dass wir morgen den restlichen Weg ins Dorf ohne weitere Probleme schaffen werden und uns die Einwohner und der Bürgermeister und ganz vielleicht auch der Abt weiterhelfen können.

Nun ist die Geschichte doch etwas länger geworden, aber ich werde dir wieder berichten.

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