Die Schlacht(en) um Schattental

Candlekeep_Hall

Vorwort

Die Territorialkriege um die Talländer sind aufgrund ihrer einzigartigen Geschichte und den historischen Persönlichkeiten und Gottheiten, die darin involviert waren wohl die am längsten andauernden und zugleich am schlechtesten dokumentierten Militärkonflikte in der Faeruner Oberwelt, und auf der Ebene von Faerun übertreffen sie in dieser Hinsicht nur die geheimen Kriege zwischen den Orks, Duergar und Drow des Unterreichs, von denen wir Bewohner der Oberwelt bestenfalls nur Augenblicke zu sehen bekommen.

Fehlende oder zweifelhafte Augenzeugenberichte, die Zerstörung von Primärquellen im Laufe des Krieges und nicht zuletzt die absichtliche Zensur der Ereignisse durch die Harfner im Auftrag des Magiers Elminster von Schattental im Nachhinein haben so viele Schichten aus Verwirrung darüber gelegt, dass wir, die wir versuchen im Nachhinein darüber zu lernen wohl nie die ganze Wahrheit erfahren werden.

Ich widme mich in dieser Abhandlung einer Gruppe von Personen um Elminster herum, die meine Aufmerksamkeit dadurch erregt haben dass sie scheinbar aus dem linearen Ablauf der Gechichte verschwinden – nur um dann genauso spontan wieder aufzutauchen.

Im Archiv

Zunächst hielt ich dies für einen Fehler in den Archiven – ihre Ankunft in Schattental wird im Jahr 1357 angesetzt, direkt vor Beginn der Besatz von Schattental durch die Zhentarim. Es wird jedoch nicht geschrieben, dass sie am Ashaba oder am Verdrehten Turm gekämpft hätten… bis die Zweite Schlacht von Ashaba im Jahr 1375 auf einmal wieder einen menschlichen Druiden, eine elfische Bogenschützin aus der Feenwildnis, eine drachenblütige Samurai, einen magisch begabten Harengon und einen halbelfischen Söldner erwähnt. Genau die selben Personen. Zuerst dachte ich, die Autoren der Chroniken hätten einfach ihre Jahreszahlen verwechselt und die Teilnahme der Helden der falschen Schlacht zugeordnet. Doch in den Schattental-Archiven selbst fand ich bei meiner Forschung ein Dokument, dass diese Theorie in Frage stellt:

Die Schlacht(en) von Schattental Teil 2 (The Outbreaks)

Journal de Javier duBois

[…][meine] Ausbildung hat mich nie darauf vorbereitet. Die Göttin Eldath ist direkt vor mir erschienen und hat mir gesagt, Vallas und So haben ihren Teil der Schlacht geschlagen.

Ich habe um ein Zeichen gebetet, dass dies hier der richtige Pfad ist. Ich hatte nicht darauf gehofft, direkt die Worte der Göttin der Stillen, Süßen Wasser zu hören. Das bestärkt mich zwar in meiner Entscheidung, doch zugleich nimmt nun eine neue Angst die Stelle der Alten ein: Wenn ich die Rache von Umberlee nicht mehr fürchten muss, was erwartet mich nun als Spielball von anderen, fremden Göttern, deren Wege und Wünsche ich nicht kenne?

Und dann wurde die Welt verrückt. Ein unsichtbarer Schatten fiel über Raudka und rang mit ihr um etwas – eine Flasche? Ich konnte es von meinem Teil der Brücke aus nicht gut sehen. Ein Gesicht erschien im Nebel, verkündete, es war wieder frei, und sprach von Vergeltung gegen die Elfe und die Drachenblütige. Winter wurde zu Sommer, die Gebäude in der Ferne verfielen und neue stiegen auf, die Banner im Wind änderten Farbe und Chevron, sogar die Gesichter und die Anzahl der Schattentäler Bürger, die uns zur Seite standen ihre Heimat zu verteidigen, alles veränderte sich von einem Augenblick zum nächsten.

Und dann kamen sie schon über die Brücke – Menschen, Elfen, Imps, und Kreaturen die ich nicht einmal beim Namen nennen kann. Es kostete viel Kraft – Zauberkraft, Konzentration, Strategie und Zusammenarbeit – aber wir schlugen sie. Kein einziger Zhentarim-Stiefel setzte auf der anderen Seite des Ashaba nieder. Ich wünschte ich könnte sagen, ich wäre daran groß beteiligt gewesen, aber es waren wohl großteils Raudka und Vona, die mit ihrer Zauberkraft gewütet haben, ich habe den Feind lediglich festgehalten, mit Dornen und mit Eis und mit Graupel, bis Musashi den letzten von ihnen seines Kopfes beraubte. Wir nahmen eine kurze Verschnaufpause und setzten nach, auf die andere Seite des Flusses und zum Turm [von Elminster][…]

Javier duBois

Journal

Hinweise

Diese Zeilen stammen aus einem Dokument, das als „Journal de Javier duBois“ betitelt ist, und ich konnte den Namen mit dem Druiden gleichsetzen, der in Elminsters eigenen Schriften erwähnt wird.

Noch spannender aber – abgesehen von der frühzeitigen schriftlichen Erwähnung des Barden So, der in den späteren Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts zu Ruhm kommen sollte – ist der Name Raudka. Die einzige Raudka, die ich in den Indizen des Hofarchivs von Sturmauge finden konnte, ist Raudka Augláthla, eine Herzogin in der Feenwildnis, die im Jahre 1499 zuletzt auf Faerun in Begleitung ihrer Leibwächterin Musashi gesehen wurde, bevor sie beide ebenfalls spurlos verschwinden.

 

All diese Hinweise lassen mich zu einem Schluss kommen: Hier wurden nicht einfach beim Kopieren der Chroniken ein paar Jahreszahlen verwechselt. Jemand – Person, Gottheit, oder beides – hat diese Heldengruppe aus der linearen Zeit gerissen. Ich werde weiter nach ihnen suchen und diesen Strang der Erzählung verfolgen. Zeitmagie ist zu gefährlich, um sie unbeobachtet zu lassen.

 

Aeckert Gimmstein – Hofarchivist und königlicher Historiker ihrer Majestät Nym Hekatonsdóttir von Sturmauge (Möge Sie Herrschen Bis Die Welt Einstürzt)

 

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