Nicht noch mehr wirre Köpfe (The Legion of the Trusted)Nicht noch mehr wirre Köpfe (The Legion of the Trusted)

Das Ruhm in Baldur’s Gate ein zeitraubendes Brot ist, konnte Asconion die Tage nach dem Bardensalat am eigenen Leib fühlen. Die hohe Gesellschaft in ihrer Sucht nach neuem Klatsch stürzte sich wie Geier auf diesen neuen Lokalhelden aus ihren gebildeten Reihen. So blieb Ragefast, dessen Eigenbeteiligung für selbständig genommen wurde kaum erwähnt, während er gleichzeitig sozial genötigt wurde, Asconion von einem geselligen Anlass zum nächsten zu schleifen. Zu dieser Zeit war es auch, dass Damil in Ragefasts Obhut ankam, was ihm die ersten Tage in der großen Stadt direkt in all den Trubel zog, den er auf seiner Reise hierher vermisst hatte. Damils naiv-fragende Ader war es auch, die diese Geschichte ins Leben sog. Denn als Asconion wieder einmal genötigt wurde, die Vorfälle zu schildern, fragte Damil in seiner unschuldigen Art, wieso denn die Erinnerung von Solofain – der ersten besessenen Bardin, die sie kennengelernt haben – verschwunden sei, ein mächtiger Magier müsse doch sicherlich in der Lage sein, dieser armen Frau zu helfen. Der Kommentar war Feuer auf ein Pulverfass der schnatternden Mäuler, so dass Ragefast sich genötigt sah, der verwirrten Bardin seine wertvolle Aufmerksamkeit zu widmen.

solofainEin, zwei Rituale später brach der Schleier, den die Besessenheit hinterlassen hatte. Doch mit ihm zerbrach auch eine ältere Verzauberung, die auf der Elfe lastete und die Illusion der Erinnerung an ihr letztes halbes Jahr verflog, um ihr die grausame Realität dieser Zeit zu offenbaren. Sie hatte sich an glückliche Monate mit ihrer Menschenfamilie und einem schlichten Leben auf einem Hof erinnert, während sie nun wusste, dass sie – oder zumindest ihr Körper – als willige Prostituierte gehandelt hatte, wie auch ihre beiden Schwestern sich täglich mit anderen Männern eingelassen hatten. Nach diesem zeitfressenden Dilemma war Ragefast heilfroh, dass Asconion und Damil beidermaßen der Elfe helfen wollten und somit eine Weile nicht mehr in Baldur’s Gate sein würden.

Asconion trommelte die in der Stadt verbliebene Truppe zusammen und da sein Aufbruch nicht unkommentiert sein konnte, erfuhr auch ein ansässiger Händler davon, der seinen Sohn, Duncan im schickte, sich der Truppe anzuschließen, um herauszufinden, was seine Lieferung auf der Route aufgehalten hatte.

Lyari hatte seinen Stein im Haus der Wunder gegen Magisches handeln wollen und bekam das Angebot eines Erlasses, wenn er auf seiner Reise den dortigen Pater aufsuchte, um ihn einen besonderen Stein untersuchen zu lassen, auf den sich dort niemand einen Reim machen konnte.

Xhorgul Schwarzhammer, der Schmied und Zwergengelehrte konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, dem Gerücht nachzugehen, dass einer der Zwerge des Clans Dorwins Hämmer – ein beinahe ausgestorbenes Geschlecht, über dessen Schicksal wenig bekannt ist – gesehen wurde. Von Fenner, dessen Keule er herstellte erfur er von der Reisegruppe, die sein Ziel teilte und entschloss kurzerhand die Schmiede vorerst hinter sich zu lassen, um die Reise mit diesem seltenen Haufen anzutreten.

Nach einer kurzen Reise mit nur wenig Begegnungen aus ihrer Reiserichtung erreichten sie ihr Ziel; ein zerklüftetes Tal voller Zwergenruinen und tückischem Boden. An die besseren Teile der Trümmer waren neue Steine und Holzlatten angepasst, um ein gemütliches und im Anblick einzigartiges Wirtshaus mit einigen Nebenbauten zu bilden.

Sie lernten schnell die Bewohner des Hauses kennen, eben so schnell wie sie bemerkten, dass diese goldüberhangenen Glückbärchis zumindest teilweise im Lala-land sein mussten.

Greta, die Tochter des Wirtes warf sich begeistert an Damil, der all sein höfisches Können und Wissen mit ihr teilte, um ihren Hunger nach Fremdem zu begegnen. Als Dank gab sie ihm einen ihrer goldenen Ringe. Dieser, wie auch all das andere Gold stellten sich später als nekromantisches Machwerk heraus. Des Wirtes Sohn Garrin löste allgemeine Verstörtheit aus, denn er konnte mittelmäßig auf der Laute spielen und es herrschte eine gewisse Instrumentalophobie vor, die ihn zeitweilig zum Hauptverdächtigen machte.

Lyari übergab dem alten Azuthpriester PriesterPater Faustos den steinernen Gegenstand zur Untersuchung und Xhorgul spekulierte, dass der Pater auch verwirrt sein musste, denn es gab Hinweise darauf, dass er Azuth nicht mehr diente und sich auch nicht darum scherte, ob die anderen es tun. Außerdem sprach er ihn auf Zwergisch an, was der Pater nur rudimentär konnte, obwohl er behauptete, wegen der Zwergenruinen hier zu sein.

Von Solofain erfuhren sie, dass sich in dem halben Jahr, dass sie weg gewesen sein musste, so vieles verändert hatte. Ihre „Schwestern“ waren um zehn, vielleicht fünfzehn Jahre gealtert und ihre Zurückhaltung hatte sich ins Gegenteil verkehrt. So fühlten sich Lotta – die zweite Schwester – und Justus – der ehemals stotternde Lehrling des Priesters – nicht einmal gestört, als Xhorgul sie in der Schmiede beim Akt erwischte.

Doch all das Treiben auf dem Hof wurde beobachtet. Lyari entdeckte die zwei Waldläufer (Fearen und Aarond) auf der Lauer als erster durch die Augen seiner Eule. Es kam schließlich zum Gespräch und sie erfuren von dem Karrenfriedhof etwas abseits der Straße und das niemand der die Taverne seit Monaten betreten hatte, je wieder herausgekommen war. Sie hörten von Camilla, der alten Kräuterfrau oder Hexe, vor der Duncan große Angst hatte. Und ihnen wurde berichtet, dass die Zwerge, welche täglich großartige Geschichten über ihre Abenteuer in der nahen Zwergenstätte zum besten geben, stets nur von morgens bis abends davor sitzen. Auch wurde bestätigt, dass der angelbiche Sohn des Wirtes wahrlich erst seit einigen Monaten dort lebt, doch alle behandeln ihn, als sei diese dritte Person im Bunde ganz natürlich. Faeren und Aarond wiesen den Weg zu Camilla, wobei der Trupp Xhorguls schweren Schrittes halber Bekanntschaft mit einer hisigen Schlafsporenpilzart in Aktion machte.

Camilla stellte sich als harmlose alte Frau heraus, die geschworen hatte/schwören musste, den Dörfern der Umgebung zu dienen und deshalb berichten konnte, dass sie bereits vier Kinder innerhalb des letzten halben Jahres von den Wirtstöchtern zur Welt gebracht hatte. Sie schert sich nicht besonders um die Menschen, doch hatte sie viel beobachtet. Sie beschrieb die Höhle der Zwerge als Ziel des Flusses nekromatischer Magie die von dem Goldschmuck ausging, doch wies darauf hin, dass die Bezauberung anderen Ursprungs sein müsste. Sie hatte weiteres Wissen über die Geschichte des Ortes und den Zwergenclan, doch reichte es nicht, um alle Fragen zu vertreiben. Ihre Informationen hatten einen Preis. So verpflichtete Asconion sich ohne lange zu fackeln, eine Urne mit ihrem Herzen darin an sich zu nehmen und einen Weg zu finden, selbiges zu vernichten, denn sie sehnte sich den Tod herbei, ist jedoch vieler Flüche und Händel halber nicht mehr in der Lage, dies selber in die Hand zu nehmen. Zu ihrer Versicherung muss Asconion einen verfluchten Ring tragen, der sich erst wieder lösen wird, wenn er sein Versprechen einlöst und ihr erlaubt ihn zu „erinnern“, wenn er sein Versprechen völlig vergisst.

In der Dämmerung kamen sie zurück zum Hof, wo sie Duncan und Solofain in der Obhut der Waldläufer ließen, welche selber lieber Abstand vom Gehöft hielten.

dwarfgDie ausgelassene Stimmung und die Geschichten der Zwerge nur am Rande beachtend, wurde der völlig offensichtliche Zugang zum unteren Wirtshaus in der Küche gefunden. Statt eines kleinen Weinkellers eröffnete sich dort Lyari ein dreißig Meter tiefes Loch mit einer wackeligen Leiter, die in die ehemals prächtige Zwerkenkaverne hinabführte. Die guten Wünsche des Wirtes, das Harmoniebedürfnis des Barden, die schönen Augen der Frauen, alles ward nebensächlich, als der Trupp – Lyari und Fenner vorab – in die Tiefe stieg. Nur Xhorgul – der Priester – wachte oben, an der Theke lehnend über den heilken Abstieg.

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