Es tut mir Leid Thia. Ich bin so fertig, dass ich nicht mal mehr weiß, was ich dir schreiben soll. Hat das Ganze überhaupt noch einen Sinn? Ich meine… wofür?

Ich dachte, dass ich mich besser fühlen würde, wenn ich mal wieder dazu komme zu zeigen, was ich als Soldat tauge. Aber dem war nicht so. Das einzige, was nach dem Kampf geblieben ist, ist noch mehr Unsicherheit. Nach einem langen und mehr als harten Kampf, konnten wir die Trolle zwar überwältigen, aber nicht ohne selber viel zu viel einzustecken. Zwischendurch hatte ich sogar das Gefühl, dass sie uns überrennen könnten. Ich sah Romero zu Boden gehen und konnte im Augenwinkel nur erkennen, dass auch Musharib, Inete und Nokah viel zu viel einstecken mussten. Jeder von uns kämpfte um sein Überleben. Ich habe Nokah Zaubersprüche praktisch schreien gehört und selbst gesehen, wie Romero Schlag nach Schlag auf diese Biester niedergehen lies. Ich könnte sogar schwören, nackte Faustschläge und den ein oder anderen fliegenden Speer gehört zu haben. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wo diese hätten herkommen sollen. Und wie wir uns auch wehrten, sie wichen nicht zurück. Nein, manche der Verletzungen, die wir ihnen zufügten, schienen sie nicht einmal zu interessieren und ihre Wunden schlossen sich einfach. Aber irgendwie scheinen wir, sei es unter Einsatz unserer letzten Kräfte, mit Schwert, Bogen und Magie, den Kampf für uns entschieden zu haben.

Als ich nach dem Kampf nach allen schauen wollte, musste ich feststellen, dass jeder schwer verletzt war. Jeder außer mir. Ich schaute, was ich tun konnte. Wem ich mit meiner heilenden Berührung beistehen konnte. Und auch wenn ich Nokah und selbst Hans helfen konnte, blieb bei mir nur der bittere Nachgeschmack hängen, dass Bee meine Hilfe ablehnte.

Durch das ganze Chaos und die Sorge um meine Freunde, vielen mir jetzt erst die drei Neuankömmlinge auf, die uns im Kampf unterstützt hatten. Einer schien mir wie eine Kreatur aus einem Märchen. Ein sprechender Hase, der selbst Bee überragte. Der andere war ein Mensch. Wenn ich es richtig verstanden habe, was ich meinem Geist gerade nicht unbedingt zutraue, scheint er ein Händler zu sein. An seiner Seite eine ziemlich große Echse, die mich leicht an einen Drachen erinnert. Ihre Namen habe ich mir noch nicht merken können, aber wenn ich heute bei der Wache bin, habe ich sicher etwas Zeit sie mir einzuprägen.

Nach einem kleinen Wortgefecht mit Romero, hatten unsere Neuankömmlinge die anderen anscheinend überredet, mit uns zu reisen. Auch wenn ich etwas misstrauischer ihnen gegenüber gewesen bin, habe ich nichts gesagt. Es wäre sicher auch heuchlerisch gewesen über Vertrauen zu sprechen, nachdem, was passiert ist. Also gingen wir mit unseren neuen Begleitern weiter, bis wir einen passenden Ort zum Ruhen gefunden hatten. Ein riesiger Baum mit einer Ausbuchtung, die Platz für jeden von uns bot. Wir schlugen unser Lager auf und kaum waren wir fertig, war es auch schon Abend.

Den Rest des Tages nutzten die anderen um sich bekannt zu machen. Unsere Neuankömmlinge erzählten etwas über sich und waren genauso interessiert am Rest der Gruppe. Ich gebe zu, dass ich mich etwas zurückgehalten habe. Aber im Moment habe ich weder das Gefühl, dass ich viel erzählen sollte, noch dass ich mich überhaupt darauf konzentrieren könnte. Mir gehen einfach zu viele Dinge durch den Kopf.

Wofür habe ich getan was ich getan habe? Für dich Thia? Wofür mache ich jetzt weiter? Für dich? Nein! Dann würde ich jeden meiner Fehler mit dir rechtfertigen und das hast du nicht verdient. Ich muss mich zusammenreißen. Was würde meine Mutter zu dem Ganzen sagen? Wie viele Tränen würde sie weinen? Was mein Vater? Der, der mir einst beigebracht hatte, dass man als Soldat eine Verantwortung hat und zum Schutz derer da ist, die sich nicht verteidigen können. Was würdest du dazu sagen?

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