Mehr als ein riesiges Problem (The Adventurer)Mehr als ein riesiges Problem (The Adventurer)

Ihr fragt euch sicher, warum ihr so lange nichts mehr von mir gehört habt, mh? Ich kann euch sagen, warum! Bis jetzt war ich ziemlich viel damit beschäftigt, nicht zu sterben aber jetzt, da wir uns einen kurzen Moment Ruhe gönnen können, habe ich Zeit zu erzählen, was in den vergangenen Stunden so passiert ist. Wir befanden uns inmitten einer der unteren – sicher noch nicht die tiefste, aber bereits gruselig genug – Ebenen von Durlags Turm. Was auch immer dieser Durlag sich dabei gedacht hat, all diese Fallen in seinem Turm zu verteilen, normal ist das auf jeden Fall nicht. Erfolgreich hatten wir uns an einer weiteren Feuerfalle vorbei gearbeitet und standen nun in einem riesigen Raum voller Urnen, Fässer und einem  riesigen Grab in der Mitte. Gefahren schienen hier erst einmal nicht auf uns zu lauern, solange wir uns keinem der von diesem Raum ausgehenden Gänge näherten.

Mich trieb es natürlich zu allererst zu den Fässern, die überall im Raum verteilt standen und tatsächlich beinhaltete jedes von ihnen irgendeine Kostbarkeit. In den meisten Fällen waren es jedoch irgendwelche Tränke oder Schriftrollen, von denen ich keine Ahnung hatte, was sie konnten … Aber einen Ring und eine Perücke fanden wir, wobei sich in beiden Fällen jedoch herausstellte, dass sie weder ein hübscher Kopfschmuck, noch ein friedlicher, wunderschöner Ring waren. Der Ring versuchte mir den Finger abzuschneiden und die Perücke fraß den Schädel auf, den wir bei uns hatten. Ihr erinnert euch? Sein Name war Guntbart und ich hatte ihn als sehr freundlichen, gesprächigen Schädel empfunden. Warum hatte ich mich von meinen Begleitern nur dazu überreden lassen, die Perücke an ihm auszuprobieren? Andererseits wäre es sicher sehr viel schlimmer gewesen, hätte einer von ihnen sie sich aufgesetzt … Wir – bzw. die anderen, ich war zu schockiert von Guntbarts jähem Ende – entschieden, dass die Perücke in Rudgers Händen vielleicht recht nützlich sein könnte, wenn er sich unsichtbar an Gegner anschlich und sie ihnen aufsetzte. Am liebsten hätte ich sie gar nicht mitgenommen, sondern einfach hiergelassen.

Unter anderem fanden wir auch eine Puppe, eigentlich recht hübsch anzusehen. Nur leider erfüllte sie jedes Klischee einer gruseligen Mörderpuppe. Zumindest vermute ich, dass sie uns alle getötet hätte, hätte Rudger sie nicht entzaubert. Jedes Mal, wenn man sich von ihr weggedreht hatte, hatte sie begonnen gruselig zu kichern. Normal war das auf jeden Fall nicht! Aber was auch immer sie zum Kichern gebracht hatte, wir werden es wohl nie erfahren. Wir ließen sie entzaubert in dem Fass liegen und widmeten uns dann, nachdem wir soweit alles andere durchsucht hatten, den seltsam blauen Urnen, die überall um das Grab herum standen. Vier Stück waren es und jede von ihnen geöffnet verbarg ein Rätsel. Sobald wir eine von ihnen öffneten, erschien die Illusion eines Riesen, die uns ein Rätsel stellte. Die genauen Wortlaute kann ich zwar nicht widergeben, aber die ungefähren Inhalte kriege ich sicherlich noch hin. Der erste Riese, bewaffnet mit einem enorm großen, sicherlich scharfen – wäre er keine Illusion gewesen – Schwert. Er sprach von einem Krieger und seinem Fluch, davon dass diese Furcht, diese Dunkelheit die in seiner Seele steckt schlafen würde. Relativ schnell war uns klar, dass wir darauf eine Antwort finden mussten, doch ehe wir das taten, erweckten wir auch die anderen Riesen von ihrem Schlummer. Der zweite schien ebenfalls ein Krieger zu sein, bewaffnet mit einem Hammer, doppelt so groß wie ich – wenn nicht größer. Er sprach von Ehre, von Legenden und davon, wie ein Held unsterblich werden konnte. Die Lösung dafür war für mich schnell klar. Ich legte eines der Bücher, die ich von Ike gekauft hatte vor ihm ab: Die Geschichte des Königs der Schwertküste. Als ich das tat, verschwand die Illusion und an ihrer Stelle erschien eine steinerne Statue eben dieser Illusion. Das erste Rätsel schien gelöst. Der dritte Riese war ein Magier, er hatte einen Stab bei sich und sprach von einem purpurroten Trunk von Lachen und Leidenschaft. Zuerst dachten wir, es handelte sich um Blut, doch es war Wein, den er verlangte. Also stellten wir eine Weinkaraffe vor ihm ab und auch er verwandelte sich in eine steinerne Statue. Der vierte und letzte Riese hatte Dolche in seinen Händen, scheinbar ein Schurke oder Gauner, denn er sprach vom Diebstahl, von glitzernden Dingen und seinem Hunger nach einer Kostbarkeit. Zum Glück hatte ich noch diesen hübschen Schmuckdolch in meinem nimmervollen Beutel, den ich vor ihm ablegte. Auch er wurde zu Stein.

So langsam beschlich uns allerding das Gefühl, dass das Rätsel vielleicht noch etwas anderes beinhaltete. Wir hatten den ersten Riesen, den Träger des Schwertes noch nicht zurückgeholt, aber wenn wir uns die Statue und die Art und Weise, wie sie da standen, so ansahen, erinnerten sie an Wächter, die bereit waren, jeden Eindringling anzugreifen und ihm den Gar aus zu machen. Keiner von uns war sich sicher, ob wir als Eindringlinge galten, wenn wir sie doch wiederbelebten aber vielleicht war dieses Rätsel auch eine Art Schutzmechanismus gegen gierige Grabräuber? So oder so kamen wir ohnehin nicht dazu, den letzten zu beleben, da in diesem Moment Skaakas, der Tiefling, in unserem Raum auftauchte und uns in Eile erklärte, dass ein paar Leute im oberen Stockwerk des Turms aufgetaucht waren – er nannte sie Zhentarim – dort Ike getötet hätten und nun dort patrouillierten. Ich hatte absolut keine Ahnung, was für eine Gruppe das war und wieso sie hier waren, aber Skaakas erklärte, dass wo auch immer sie waren, nichts Gutes geschah. Also standen wir nun vor der Frage: Gingen wir zurück nach oben und klärten das Zhentarim-Problem oder beendeten wir zuerst, was wir hier unten begonnen hatten? Skaakas bestätigte übrigens unsere Vermutung, dass diese Riesen vielleicht lebendig wurden, sobald alle Rätsel gelöst waren. Eigentlich hielt ich es für eine bessere Idee, zuerst nach diesen Typen zu schauen, um sicherzugehen, dass sie uns nicht mitten in unseren Untersuchungen überraschten. Wir entschieden  uns jedoch – naja, die anderen entschieden, denn in letzter Zeit sprach die Mehrheit sich gern eher so gegen meine Vorschläge aus – für das Rätsel. Der letzte Riese besagte ihn zu wecken, also tat Rudger das, indem er ordentlich Lärm machte. Daraufhin wurde auch diese Illusion zu Stein und der Stein … begann sich zu bewegen. Ich hatte noch vorgeschlagen, dass wir uns vielleicht anders positionieren sollten, für den Fall dass es tatsächlich zu einem Kampf kam aber … naja. Die Riesen waren keine leichten Gegner, doch glücklicherweise nahmen wir den Magier recht schnell heraus, denn er hätte vermutlich mir und Rudger ordentlich Probleme machen können. Malcer und Felicia kümmerten sich mithilfe eines von mir beschworenen, unglaublich flauschigen (!) Bärchens um die Nahkämpfer und Rudger und ein weiteres Bärchen, sowie Skaakas sorgten dafür, dass der Schurke in Schach gehalten wurde. Ich wiederum hielt die Gruppe erfolgreich am Leben und so schafften wir es tatsächlich, gegen vier verdammte Riesen zu bestehen!

Der Sieg war eine Erleichterung für mich, denn wäre der Kampf noch länger gewesen, so hätten wir vermutlich Probleme bekommen. Tatsächlich hatten diese Riesen etwas bewacht, denn nachdem sie besiegt waren, zerfielen sie zu Staub und mit einem lauten Knirschen und Krachen gab das Grab in der Mitte des Raumes den Blick auf einen Weg nach unten frei. Außerdem erschien vor uns ein Schwert auf dem Boden – ein Großschwert, recht hübsch anzusehen. Rudger erkannte es als „das Schwert des Einzelgängers“ und erzählte uns, dass es eine Waffe war, in der eine Seele schlummerte. Bei mir klingelten sämtliche Alarmglocken, denn auch wenn ich kein umfangreiches arkanes Wissen besaß, so wusste ich aus Büchern und Erzählungen, dass beseelte Waffen nie etwas Gutes bedeuteten. Das teilte ich meiner Schwester mit, bevor sie das Schwert aufheben konnte, aber dreimal dürft ihr raten, wer nicht auf mich gehört hat! So langsam beschlich mich das Gefühl, dass ich durchsetzungsfähiger werden musste, wenn ich meine Leute das nächste Mal von einer blöden Idee abhalten wollte. Sie nahm das Schwert also an sich und natürlich band die Seele darin sich an meine Schwester und wollte sie nicht mehr los lassen. Sie war zwar noch sie selbst, dennoch hatte und habe ich noch immer ein sehr schlechtes Gefühl dabei!

Wir entschieden, nach diesem Kampf erst einmal eine kleine Rast einzulegen, unsere Wunden zu lecken und ich fand dabei einen kleinen Schlüssel in meiner Tasche, der davor nicht dort gewesen war. Fast wie durch Eingebung wusste ich, dass dieser Gegenstand es mir erlauben würde, in den Geist einer Eule in meiner Nähe zu fahren und durch ihre Augen zu sehen. Ob dieser Gegenstand mir in Zukunft viel nutzen würde, wenn ich doch selbst dazu in der Lage war, mich in eine Eule zu verwandeln, wusste ich nicht aber er glänzte wunderschön!

Nun sitzen wir also in diesem riesigen Raum, Rudger spielt ein entspannendes Lied und mir ist einfach nur zu schlafen zumute. Aber wir müssen entscheiden, wie wir weiter vorgehen wollen …

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