Das Tagebuch eines Soldaten: Schmerzhafte Abstiege und Abschiede (Raven Guard)

„Das wird jetzt eine längere Geschichte. Wenn ich bedenke, wie viel Mist heute passiert ist, weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt die Hingabe dafür habe meine Aufzeichnungen zu ergänzen. Aber ich habe es versprochen und wenn ich einmal angefangen habe, wird es vielleicht auch einfacher die Gedanken zu sortieren. Aber wo fangen wir an?“

Im ersten Moment nach dem Kampf dachte ich: „Endlich! Endlich sind diese Biester alle weg und wir haben etwas Zeit uns auszuruhen.“ Jedoch lies mich der Gedanke nicht los, dass Bee ihren Meister verbrannt hat. „Natürlich bin ich einer der letzten, die sich da einmischen sollten, aber was soll ich jetzt tun? Wenn alles verbrannt ist, was soll ich dann als Erinnerungsstück aufbewahren? Bee hat immer noch den Bogen ihres Meisters. Aber einfach wegnehmen, kann ich ihr den auch nicht.“ Ich beschloss, dass ich noch Zeit hatte, dafür eine Antwort zu finden und wollte mich gerade zu den anderen begeben um mich auszuruhen, als wir etwas hörten.

Wir hörten eine leise Stimme zwischen der Stille der Leichen, die den obersten Punkt des „Feuerfingers“ bedeckte. Nim ging sofort in die Richtung der Stimme und fand eine Frau unter den Leichen, die im Gegensatz zum Großteil der vor uns Angekommenen, noch lebte. Schnell half er ihr auf die Beine und wir brachten sie in den Turm. Sie sah immer noch schwer verletzt aus, also gab ich ihr, was mein ausgezehrter Körper noch an Heilmagie befähigen konnte und so konnten wir sie gemeinsam stabilisieren.

Nachdem klar war, dass sie durchkommen würde, fingen wir an Fragen zu stellen. Da sie ein Teil einer vorherigen Expedition gewesen sein muss, dachte ich, dass sie Informationen für uns haben musste, aber anstatt mit Informationen begegnete sei uns erst einmal mit einer genauso schrägen und für manche provozierende Art, wie Cathari damals. Sie ging sogar soweit, dass Romero wieder einen seiner kleinen Ausraster bekam. Aber anstatt Romeros Art hinzunehmen, nutzte sie Magie und bewegte Romero vom Turm zu springen.
Nachdem ich mir sicher war, dass Romero unten sicher ankommen würde, musste ich meiner Bewunderung einer solchen Magie einfach Ausdruck verleihen und bat sie sogar darum mir diesen Trick beizubringen. Beibringen wollte sie mir diesen Trick zwar nicht, aber unterhalten konnten wir uns trotzdem. Dabei stellten wir fest, dass unser Neuankömmling Nokah heißt und genauso wie Cathari die Magie über „arkane Studien“ erlernt hat. Langsam befürchte ich, dass alle die so an Magie gekommen sind, einen an der Klatsche haben.

Ich lies Nokah dann erstmal alles erzählen, was sie uns berichten konnte. Dadurch konnte ich mich auch ein paar Minuten ausruhen, bis mir einfiel, dass wir ja nicht zum Spaß hier sind. Ich überlegte, wie wir aus unserer Situation noch das beste machen könnten und mir viel auf, dass wir wahrscheinlich keinen so guten Überblick in nächster Zeit haben werden, wie jetzt auf dem Turm. Ich weckte den schon halb eingeschlafenen Musharib auf und mit seiner Erfahrung als Wildnisführer, konnte er unentdeckte Punkte im Dschungel ausmachen und unsere noch recht grobe Karte ergänzen.
Als wir zurück zur Gruppe gingen, fiel mir außerdem auf, dass wir die Kisten im Turm noch gar nicht untersucht hatten. Ich öffnete, die die noch verwertbar aussahen und durfte mit Erschrecken feststellen, dass diese fliegenden Riesenechsen hier anscheinend die Ausrüstung der hier am Turm verstorbenen aufbewahrten. Außer alten Lumpen konnten wir nicht viel finden. Das einzig interessante waren ein paar Edelsteine, das zurückgebliebene Geld, welches ich unter uns aufteilte und eine hölzerne Tiermaske, von der ich glaube, dass die Wildnisführerin, die wir nicht angeheuert hatten, sie sucht.

Nach diesem mageren Trost, der uns mehrere Freunde gekostet aber kein Stück näher an das Ende unserer Reise geführt hat, begannen wir mit dem Abstieg. Die meisten konnten sich während der Rast erholen, aber Bee scheint das Ganze doch noch sehr mit zu nehmen. Dennoch kamen wir ohne weitere Unfälle am Fuß des Turmes an. Allerdings fehlte Romero. Wir dachten er würde hier unten warten, aber er war nirgends zu finden. Rhovan, unser anderes neues Gruppenmitglied bot gleich seine Hilfe an und begann nach Romero zu suchen. Wir anderen fanden in der Zwischenzeit das Grab in dem Romero Fitz beerdigt hat. Bee ging es sehr nahe. Verständlicher Weise, wenn ich bedenke, wie sie ihn immer angeschaut hat… Thia, ich hoffe es geht dir gut.

Die meisten von uns gingen zum Grab um Fitz die letzte Ehre zu erweisen. Inete stellte sich sogar dazu und in ihrer Stellung als Priesterin, sprach sie ein Gebet. Wir lauschten alle und versuchten das mit Fitz Erlebte, die Trauer über seinen Tod überschatten zu lassen. Allerdings wurde unsere Konzentration von einem rückkehrenden Romero gestört, der es für das beste hielt genau jetzt einen Aufstand bezüglich Nokahs Magie zu machen. Natürlich hatte er Recht, dass sie nicht einfach Magie nutzen sollte um Leute von Klippen zu jagen, aber ich musste ihm erst klar machen, dass dies nicht der richtige Ort und Zeitpunkt für diese Standpauke war. Da aber weder Nokah noch er Einsicht für ihre Fehltritte zeigten, kam es dazu dass er sie zum Duell forderte. Ich konnte nicht mehr viel dagegen sagen, als sie dem Kampf zusagte, aber ich konnte die beiden zumindest überzeugen damit bis später zu warten.

Die Göttin Mielikki

So gingen wir dann, mit angespannter Stimmung, weiter. Die geringe Motivation, die aufgebracht werden konnte, galt dem nächsten Schritt und hoffentlich irgendwann unserem Ziel. Vielleicht fanden manche auch Motivation darin einfach vom Feuerfinger zu verschwinden. Während der Reise hörte Romero etwas und genau, wie wir ihn kennen, stürzte er sich sofort in die Richtung des Geräusches. Ich bat Rhovan, der das Geräusch auch vernommen hatte, ihn zu begleiten und aufzupassen. Dies befolgte er sofort und seit langem fühlte ich mal wieder, wie gut es tut, wenn jemand auf einen ordentlichen Befehl hört anstatt ein Theater daraus zu machen.
Beide kamen, nach kurzer Zeit, unverletzt wieder. Romero berichtete, dass sie auf Anhänger einer Göttin namens Mielikki getroffen sind. Diese wollten uns nichts böses, gaben Romero ein paar Tipps und machten sich dann auch wieder auf den Weg. Warum sie da waren, scheinen sie Romero nicht erzählt zu haben. Oder er hat vergessen zu fragen. Beides halte ich für sehr realistisch.

Wir setzten unsere Reise fort. Und langsam kamen wir wieder in den Trott, der schon den Großteil unserer Reise bestimmt hatte. Bee führte uns sicher am Fluss entlang, bis sie eine sichere Stelle fand, an der wir unser Lager aufbauen wollten. Romero machte sich besonders eifrig an den Aufbau seines Zeltes. Er hatte ja noch eine Verabredung mit der Neuankömmling in unserer Gruppe. Mir wäre es nur lieber gewesen, wenn es um ein Abendessen gegangen wäre, als um ein Duell. Aber natürlich lies sich das Ganze nicht vermeiden und damit das Ganze zumindest bei einem Duell um die Ehre bleibt, bin ich dabei geblieben. Als ich dabei war ihnen klar zu machen, dass es hier nicht um Leben oder Tod gehen würde, wurden wir unterbrochen.

Es hörte sich an, als ob mehrere Leute durch den Dschungel wandern würden. Bewaffnet und gerüstet. Als uns klar wurde, dass diese Geräusche sich auf unser Lager zubewegten, entschlossen wir den Kampf auf später zu verschieben und sprinteten auf in Richtung der anderen. Wir waren anscheinend schneller, als was sich auch immer auf uns zu bewegte. Dann kamen wir im Lager an, wo sich die meisten schon auf einen Kampf vorbereiteten. Wir nahmen unsere Positionen ein und warteten auf den Verursacher der Geräusche. Und wie erwartet kamen mehrere „Leute“ aus dem Gebüsch. Oder besser ein Mann und etwas von dem ich mir jetzt noch nicht sicher bin, was es ist.

„So, das sollte für heute reichen. Den Rest schreibe ich, wenn wir mal wieder zur Ruhe kommen… Eine Lösung für die Sache mit Manfred und den Raben muss ich aber bald finden.“

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