Ein voreiliger Handel? (The Legion of the Trusted)

Ein voreiliger Handel? (The Legion of the Trusted)

Auszug aus den Aufzeichnungen Xhorgul Schwarzhammers: Erinnungen eines Dwar

Ein geheimes Treffen mit dem Prinzen

Als Arina wie jeden Tag im Burakrin erschien und fragte, ob sie zu diensten sein könne, baten wir sie um eine erneute Unterredung mit Bromm. Der Prinz empfing uns nur wenig später in einer unscheinbaren, jedoch von fremden Blicken und Ohren abgeschirmten Runedar inmitten der Unterkünfte der Mosdwar. Ohne jegliche Formalitäten kam er schnelll zur Sache. Die Runenmagier und Ollam Adbars hatten bisher weder bei der Erforschung des Throns, des Dormark, noch der Truhe nennenswerten Fortschritte gemacht… Er schien offensichtlich erfreut, dass wir uns schon bald auf die weitere Suche machen wollten…

Wir hatten drei Anhaltspunkte, die eine Hergos Wert sein könnten. Die Marnak als Hinweis auf die verborgene Mine, deren Vergangenheit mir Moradin am Fuße der Graugipfelberge offenbart hatte. Die silverne Gemeinschaft, die -wie wir von Bromm erfuhren- Khundrukar gefunden und bereits seit einiger Zeit zu einer ihrer Lager- und Rückzugsrunedars gemacht hätten. Oder Mithrilhall als Ausgangspunkt für eine Erkundung von Garumns Schlucht… Auch wenn ich meine Überlegungen zunächst für mich behielt, erschienen mir die Aussichten Dornar Bruenors Schmiedehammer in den Tiefen von Garumns Schlucht wiederzufinden mit einigen Schwierigkeiten verbunden, denn ich bezweifelte, dass der Hammer noch immer in den Tiefen zu finden war… Grund waren die Wirren der Arglary. Mithrilhall war meines Wissens nach dessen Rückeroberung mindestest zweimal  Angegriffen aus den Tiefen ausgesetzt. Während der legendären „Arglary im Tal der Hüter“ 1358 TZ hatten Dunkelolven Mithrilhall belagert und die Dwarhallen angegriffen. Der Belagerung und Angriffe durch den Orkhen Obould Vielpfeil wurden erst 1372 TZ durch die Unterstützung der Herrin von Silbrigmond – Alustriel Silverhand- zurückgeschlagen, was schließlich in dem stark umstrittenen Gelmbündnis mit dem Orkhenfeldherr endete, welches Bruenor inbesondere unter den Dwar  in Verruf brachte. Da Bromm bereits einen Trupp Delvenhandwerker ausgesandt hatte, um die von mir beschriebene Miene ausfindig zu machen, einigten wir uns kurzerhand für eine Hergos nach Khundrukar. Auch wenn die Portale einstiger Tage nicht mehr von Bestand waren, würden die Runenmagier Adbars unseren Weg verkürzen.

Hergos zum Rauvinmar

Ein eisiger Wind riss an unseren Bärten, als wir die Zitadelle in der Dämmerung des gleichen Tages verließen. Nacheinander betraten wir den schmalen Felsvorsprung, um zu dem Plateau zu gelangen, an dem bereits ein Zirkel aus weißbärtigen Marnarnxoth in schweren Roben auf Bromms Geheiß seine Gesänge angestimmt hatte. Anders als mit Hilfe des Torsteins würden sie uns mit der Macht der Runen an den Fuß des Mar Rauvin befördern. Auf dem Boden des Plateaus pulsierten Marnaks, deren Macht mit jedem Atemzug zu wachsen schien. Die Marnarngeschwängerte Luft begann zu Knistern als wir den festen Stand unter den Stiefeln verloren und durch einen sich schlängelnden Tunnel aus silvernem Licht geschleudert wurden.

Wir landeten zu meiner Freude abermals auf einem Plateau aus solidem Nae. Die Dämmerung verstärkte die langen Schatten der um uns herum aufsteigenden Mar. Die Luft war im Gegensatz zur trockenen, frischen Kälte der Eisberge eher dumpf und feucht. Nebelschwaden ließen das unter uns liegende Busch- und Blattwerk wie einen Teppich wirken, der vereinzelt von aufragenden Felsformationen durchbrochen wurde. Ich hatte kaum festen Boden unter den Stiefeln ertastet, als sich Lyari bereits auf dem Rücken seiner neuen Freundin Cashoo in die Lüfte erhob um die Gegend auszukundschaften.

Während Fenner in Frusgestalt vorraneilte wurde ich ohne Vorwarnung von Cashoos mächtigen Krallen ergriffen. In den Wipfeln eines riesigen Baums machten wir eine Pause und versuchten uns einen kurzen Überblick über die Umgegend zu verschaffen. Der mit Säulen gezierte Eingang in den Mar wurde bewacht. Doch anstelle einer Garde Dwar konnte Lyari mehrere Gestalten ausmachen, die offensichtlich in einen Arglary verstrickt waren… Eine Gruppe Trolle wurde von einem winzigen Wesen mit feurigen Stößen in Schach gehalten. Ein Wesen, dass in Cashoo eine in ihrer Blutlinie begründete Abscheu hervorrief. Wir waren uns dennoch schnell einig, dass wir in den Arglary eingreifen würden.

Fast lautlos näherten wir uns in einem atemberaubenden Gleitflug in einem weiten Bogen dem kleinen Nadelvudd, den Lyari für unsere Landung vorgesehen hatte. Das gewagte Maneuver endete statt mit einer eleganten Landung fast in einer Katastrophe. Ich verfing mich in einem dem aufragenden Bäume und fiel – nur von den Ästen der unter mir liegenden Gurnvossen gebremst – in die Tiefe… Erst im letzten Moment gelang es dem celistischen Riesenfrus mich abermals zu ergreifen und so meinen Sturz zu bremsen… Zwei Tatsachen wurden mir dabei unzweifelhaft vor Augen geführt: Dwar waren weder für die Lüfte, noch für den Vudd geschaffen!

Mehrere wehrlose Trollkörper zuckten am Vuddboden während sich ihre Gliedmaßen langsam erneut formten und ihre alte Gestalt annahmen. Wir bahnten uns einen Pfad durch das dichte Nadelgestrüpp und Arrat setzte diesem Wiedererwachen mit seiner flammenden Klinge schnell ein Ende.

Der höllische Diener war keineswegs hilflos. Ganz im Gegenteil, er schien sichtlich Freude an dem fortwährenden Arglary mit den sich immer wieder erhebenden Trollen zu haben. Sein grässliches Kichern klirrte in meinen Ohren wie zerberstender Stahl. Er war sichtlich entsetzt, als er auf Arrats Todesstöße aufmerksam wurde.

Khundrukar

IMPIch erbat von Moradin Baraktel sowie einen Schutzkreis und trat entschlossen auf die Lichtung, aus deren erdigem Boden steinerne Säulenstümpfe aufragten, die einst eine mächtige Eingangshalle gestützt haben mochten… Der Eingang zu den sagenumwobenen Dwarhallen von Khundrukar war versetzt in die Felswand eingelassen, sodass zunächst der Eindruck eines kurzen Tunnels entstand. An der rechten seitlichen Delvenwand erkannte ich das Banner mit dem Symbol der „Silvernen Gemeinschaft“. Zu gerne hätte ich einen Blick in die „glitzernde Heimstätte“ Durgeddin Steinhammers geworfen, doch der Burakrin ins Innere schien durch eine Naewand versiegelt worden zu sein, die nur eine sehr kleine Öffnung in Augenhöhe bot. Zudem wachten wenige Stiefellängen davor zwei stählerne Stauen, die entweder zur Abschreckung von Eindringlingen aufgestellt, oder aber wirklich über den Zutritt wachten…

Der kleine feige Widerling flatterte hektisch zwischen den Säulen umher, zog sich von dem Schutzkreis abgestoßen jedoch sehr bald zwischen die  Statuen zurück. Seine Miene war sichtlich von Unglaube gezeichnet als er mich erblickte und er began mit quietschender Stimme kaum verständliche Murmelings vom Raugh eines „Schwarzhammer“ zu brabbeln. Ich konnte es kaum fassen, aber er schien mich verwechselt zu haben mit… mit wem?… Mir stockte der Atem! Sollte dieser murkelige kleine Nervtöter den letzten Atemzügen Fauraels beigewohnt haben? Er erkannte seinen Irrtum, ignorierte meine drängenden Fragen zunächst, bot mir nach einigen Murmelings allerdings einen Ilith an… Als niederer Diener der unteren Ebenen war er wieder und wieder Beschwörungen durch Marnarnspinnern ausgesetzt und musste deren Willen gehorchen. So wie er gerade im Auftrag eines Magus der silvernen Gemeinschaft über diesen Ort Wachen musste… Der ständige Arglary mit den Trollen schien ihm dabei ein willkommener Zeitvertreib. Er forderte, dass wir ihm im Austausch gegen einen Bericht der Geschehnisse um Fauraels Ende ein Schmuckstück besorgen sollten, welches ihm Barak vor weiteren Beschwörungen bieten würde… Ich war nicht bereit die Ehre meines Vaters nach seinem Raugh zu beschmutzen, indem ich mit einem Teufel schacherte! Sollte es uns gelingen, den Magus der silvernen Gemeinschaft aufzuspüren, würde der kleine Racker ohnehin gezwungen sein, auf dessen Fragen ohne lange Murmelings zu antworten. Ich fragte mich allerdings, welcher ehrenwerte Mann einen derartigen Quälgeist in seine Dienste zwingen würde…  Trotz mehrfacher Aufforderungen weigerte sich der Imp seinen Meister zu rufen, entlockte mir jedoch mit einer List – er sprach mit anderer Stimme und gab sich als XXX aus – den eigendlichen Grund unseres Besuchs. Ich verspürte den auflodernden Drang dem Kleinen auf der Stelle den Hals rumzudrehen, zwang mich allerdings zur Besonnenheit und suchte den inneren Gelm!

Ein weiteres voreilig formuliertes Ilithangebot wendete wir allerdings gegen den hässlichen Imp, da wir zu dessen Entsetzen sofort und ohne weitere Verhandlungen einwilligten. Er forderte „50.000“ im Austausch gegen das Hammerheft aus dem Inneren Khundrukars. Wir zogen uns zurück und überbrachten ihm kurz darauf eine vrudden Truhe mit mindestens „50.000“… Tropfen gesegnetes Wasser in einem Weinschlauch, wie er später feststellen sollte…

Der Teufel war ausser sich, hätte sich ein Feilschen gewünscht, dass er letztlich zu seinen Gunsten beeinflussen wollte. Dennoch war er an den von ihm vorgeschlagenen Ilith gebunden. Meckernd verschwand er in dem Loch und kehrte wenig später mit einem besonderen Heft auf, das rein Äusserlich in seiner Schlichtheit den anderen Hämmern Dorwins glich und tatsächlich zum Hammerkopf passen könnte…

Auch der letzte Winkelzug des Imp schlug fehl, denn anders als von ihm geplant nutzten Arrat und Lyari ihre Marnarnkräfte, statt den durch die Statuen bewachten Bereich zu betreten, um an das fallengelassene Heft zu gelangen. Darüber noch mehr in Rage gebracht, forderte er uns auf zu gehen und schleuderte Flammen nach uns, die jedoch wirkungslos an meinem Schutzgebet abperlten. In seiner überschäumenden Wut merkte er an, dass wir doch eigentlich die Schätze der Trolle für ihn hätten Bergen sollen, nun alles schiefgelaufen sei und verschwandt durch das kleine Loch ins Innere…

Fenner kehrte später noch einmal zurück, um Arrats Truhe – Ein altes Familienerbstück – zu bergen.

Die Suche nach dem Unterschlupf der Trolle war für einen erfahrenen Fährtenleser wir Lyari keine sonderlich große Herausforderung.

Das Lager der Trolle

Das wenige Mondlicht wurde immer wieder von vorbeiziehenden Wolken verdeckt und verwandelte den Vudd in ein Labyrinth aus tanzenden Schatten. Trotz der eingeschränkten Sicht musterten wir aus einiger Entfernung skeptisch das vor uns liegende Gelände. Der hügelige Vuddboden bestand überwiegend aus Schlamm und würde nur an jenen Stellen einen einigermaßen festen Stand bieten, wo er von Wurzel- und Buschwerk durchzogen war. Die Anordnung der Dornenbüsche, sowie die Vertiefungen ließen nicht nur mich stutzig werden. Auch Arrat kam ins Grübeln… Dies war keine zufällige Formation! Irgendjemand – möglicherweise ein Befehlshaber – musste die Trolle dazu bewegt haben, das Gelände nach den strategischen Grundsätzen wohlüberlegter Verteidigungsanlagen zu verändern. Die mindestens ein dutzend Burakrin in das Erdreich schienen ebenfalls nicht zufällig gewählt. Welche tödliche Gefahr würde von einem ganzen Stamm der sonst wild und unbeherrscht um sich schlagenden Trolle unter einem geordneten Kommando ausgehen?

Ich fragte meine Gefährten, ob sie im Arglary mit Trollen Erfahrung hätten und sich trotz der Widrigkeiten der Gefahren eines Angriffs bewusst seien… Mein spitzohriger Olvenfreund schien allein die Frage als Beleidung zu empfinden… Die Entscheidung war also gefallen und ich würde mich sicher nicht vor einem Arglary drücken! Lyari führte uns zu einer Flanke, die uns unter den gegebenen Umständen für einen Angriff am geeignetsten erschien. Ich bat Moradin um „Eiserne Stille“, um die Geräusche meiner Og zu dämpfen und möglichst wenig Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Je näher wir den Erdlöchern kamen, desto mehr Trollgestank mischte sich in den ohnehin fauligen Geruch des feuchten Vudds.

Ob es die die letzten Absprachen und Murmelings zwischen Fenner und Arrat waren, oder ein aufmersamer Wachposten war, vermag ich kaum zu sagen. Erst war es ein einziger kehliger Ruf, doch nach und nach began der Boden unter unseren Stiefeln von miteinander verschmelzenden Trollrufe zu vibrieren. Der taktische Vorteil eines Überraschungsangriffs war vergeben und die ohrenbetäubenden Kriegsschreie der Trolle drangen aus den dunklen Erdlöchern und hallten in den Gurnvossen fort… Sie wurden zunehmend zu einer Prüfung der Moral! Ich griff zu meinem Gürteil, zückte das Kriegshorn und ließ herausfordernd das Hornsignal Oghranns zum Angriff erschallen… Zu meiner freudigen Überraschung tat es mir Lyari gleich! Das Hammerheft mit festem Griff umschlossen, bat ich den Seelenschmied um Darsamalagh! Bis auf Fenner, der sich Deckung im nahegelegenen Unterholz gesucht hatte, erwarteten wir gespannt das Auftauchen der unserer Feinde!

Die ersten Angriffe erfolgten einzeln und aus verschiedenen Richtungen. Mit vereinter Schlagkraft fielen die Trolle  unter unseren Ros, noch bevor sie in unseren Reihen ernsthaften Schaden anrichten konnten. Waren dies die von aufgeschreckten Trollen erwarteten ungeplanten Vorstöße, oder versuchte sich unser Feind einen gezielten Eindruck von unserer Kampfkraft zu verschaffen?

Ich gab meinen Gefährten ein Zeichen zur Formation und schließlich verharrten wir gespannt Rücken an Rücken harrten aus, um weiteren Angriffen entschlossen zu begegnen…

Die zweite Welle nutzte die offensichtliche Schwachstelle – unsere Unterzahl – geschickt aus. Gleichzeitig brachen vier Trolle aus verschiedenen Erdlöchern hervor und stürmten auf uns ein. Um den Rücken meiner Gefährten nicht schutzlos den scharfen Klauen auszusetzen, musste ich den direkt vor mir auftauchenden Troll schnell kampfunfähig machen. Ich schlug die Hacken zusammen und nutzte etstmals die Macht der Dwarstiefel, die Jorrix für mich erworben hatte. Obwohl jeder meiner Hiebe ihr Ziel trafen und meinen Gegner schnell zu Fall brachten, spürte ich, dass das Spitzohr hinter mir große Mühe hatte, sich der wilden erbarmunglosen Angriffe von zwei auf ihn einschlagenden Trolle zu erwehren.

Die Darsamrem der Gulm bereits auf den Lippen, drehte ich mich um und sah, wie sich meine Ahnung bestätigte… Obwohl Fenner aus seiner Deckung einen Thantanos nach dem anderen in die ungeschützte Flanke der stinkenden Riesen trieb, musste ich mit Ansehen, wie Lyaris Brustkorb von zwei kräftigen Pranken auseinandergerissen wurde und leblos zu Boden ging… Es verblieb uns keine Zeit, die wirkliche Bedeutung der Bilder zu begreifen… Gemeinsam mit dem in Frusgestalt herbeieilenden Fenner und dem taktisch geschickt aggierenden Arrat gelang es uns die drei verbliebenen Feinde zu Boden zwingen.

Im Augenwinkel sah ich, wie sich Cashoo im Sturzflug todesmutig auf eine weitere Gruppe sich langsam nähernder Feinde stürzte und deren Eintritt un den direkten Schlagabtausch um entscheidende Sekunden verzögerte.

Ich nutzte die Gelegenheit für ein Gebet des Gulm und erschrak, als ich meinen Blick auf Cashoos Ziel richtete…

Ein aussergewöhnlicher Widersacher hatte das Schlachtfeld betreten! Flankiert von zwei herkömmlichen Trollen, die er um mindestens zwei Köpfe überragte, schritt er ruhig und besonnen auf uns zu… Sein Schädel war mit einem Thantanos aus einem vergangenen Gefecht verwachsen…

Waldtroll

Die Ehre des letzten entscheidenden Hiebs gebührte mir, doch obwohl wir die Schlacht letztlich zu unseren Gunsten hatten entscheiden können, erstickte der schale Nachschmack einer verheerenden Niederlage jeglichen aufsteigenden Funken des Triumphs…

Cashoo kauerte über dem leblosen Olvenkörper und starrte mich hilfesuchend mit ihren riesigen Frusaugen an! Erschöpft sank ich an der Seite meines gefallenen Samrynmer auf die Knie und bat Moradin bei den Seldarin ein gutes Rem für das Spitzohr einzulegen…

 

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